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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Mittwoch, 12. September 1828.

ragersviegel

Der seit drei Jahren in Berlin amtierende afghanische Gesandte Achmed Ali Khan ist nach Kabul zurückberufen worden, da der König seines Rats bei den inneren Reformen bedarf.

Briand wird am Freitag zu einem Ministerrat in Pari» kommen und am Sonntag wieder nach Genf abreisen, wo in nächster Woche der Handel über die Räumung fortgesetzt werden soll.

In Washington haben vor dem Schiedsrichter Parker die Verhandlungen über die Entschädigungen der von Amerika im Kriegbeschlagnahmten" deutschen Patente begonnen.

Abschluß von Staatsverlrägen mit Persien

Berlin. 11. Sepk. Durch Vermittlung des gegenwärtig in Berlin weilenden persischen Hofministers TimurTasch find eine Reihe neuer Verträge zwischen Persien und ande­ren Mächten abgeschlossen worden, so auch mit Deutschland, durch welche die anderen Mächte ihre Kapitulationen (Fremdenvorrechke) haben fallen lassen. Den Minister be­schäftigen zurzeit auch Privatverhandlungen mit Industrie- und wirtschaftlichen Instituten.

Mit dem Geseheswuft soll aufgeräumt werden

Berlin. 11. Sept. Nach dem Krieg schossen bekanntlich die Reichsgesetze wie Pilze aus der Erde, der Reichstag glich oft einer Gesetzesfabrik. Die Gesetze waren oft nur Eintagsfliegen, eine große Zahl erwies sich als unbrauch­bar oder wurde durch neue Gesetze unwirksam. Unter dcn nunmehr rund 8000 Reichsgesetzen soll nunmehr Auslese gehalten und die Spreu von dem etwaigen Weizen getrennt werden. Die Reichsregierung läßt zu diesem Behuf gegen­wärtig das bestehende Reichsrecht sichten und sammeln, um den Ballast ausscheiden zu können.

Gründung einer deutsch-völkischen Opposition ln der Tschechoslowakei

Prag. 11. Sept. In eiper Sitzung der Reichspartei­leitung der Deutschen Nationälpartei in Mährisch-Schönberg wurde eine Entschließung angenommen, in der die Partei erklärt, daß sie nach den Enttäuschungen, die der Eintritt der deutschen Regierungsparteien in die Regierung gebracht habe, mit der deutschen nationalsozialistischen Arbeiterpartei und dem Sudetendeutfchen Landbund Vereinbarungen zur Zusammenfassung der deutsch-völkischen» Opposition ge­troffen habe und daß der Beitritt den anderen gleichgerich­teten Gruppen offenstehe. Gleichlautende Entschließungen wurden auch von den beiden übrigen Parteien angenommen.

7. Deutscher Sankierlag

Für freie Wirtschaft

Köln, 11. Sept. Auf dem Bankiertag fand die Rede des Direktors Pferdemenge s, des Vorsitzenden der Ver­einigung von Banken und Bankiers in Rheinland und Westfalen, besondere Beachtung. Er führte aus: Wenn es uns überhaupt gelingen sollte, von den drückenden Fesseln des Friedens- und Dawesvertrags uns wieder zu befreien, so ist es nur möglich unter der Wirtschaftsordnung, unter der wir vor dem Krieg groß geworden sind und die in allen andern Ländern mit Ausnahme des wirtschaftlich tod­kranken Rußlands herrschend ist: unter der individua­listischen Wirtschaftsordnung, die die Freiheit der Wirt­schaft gewährleistet im Gegensatz zur sozialistischen Zwangs­wirtschaft. Die staatliche Zwangswirtschaft hatte einen Sinn während des langen schweren Kriegs; ihre Fortsetzung im Frieden verstößt gegen alle wirtschaftliche Erfahrung. Höchste Wirtschaftlichkeit und äußerste rationelle Auswertung aller Möglichkeiten kennt man nur in der individualistischen Ordnung. In unserer heutigen Lage sind wir aber doppelt darauf angewiesen, aus unserer Wirtschaft herauszuholen, was sich nur eben erreichen läßt. Alle verständigen Politiker sind darüber einig, daß wir uns inmitten einer kapitali­stischen Welt dem Wagnis von Probierereien nicht aussetzen dürfen, deren Erfolg zum mindesten zweifelhaft ist. Das sollte die Regierung der Großen Koalition in Berlin be­

sonders beachten. Die Regierung sollte ihren Blick auf das Ganze richten, nicht auf einzelne Gruppen und Berufe. Nichts stößt mehr ab als Unruhe und Unsicherheit. Heute kommt es nicht mehr auf die Frage an: wer produziert und wer ist im Besitz der Produktionsmittel, sondern darauf, wie wir am besten, am billigsten und mit dem größten Erfolg produzieren. Die Arbeitnehmer werden dann auch ohne den Staat zu ihrem gerechten Lohn kommen. Der schlimmste Feind ist die von Reichs wegen geübte Politik, die an Stelle der freien Vereinbarung denZwang gesetzt hat, oft unter Außerachtlassung der wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Damit vergiftet sie die Atmosphäre und sät Mißtrauen zwischen Kapital und Arbeit.

Wmllemberg

Stuttgart. 11. September.

Mitgliederversammlung des Würkl. Städkelags. Der Württ. Städtetag hält am nächsten Freitag vormittag im großen Sitzungssaal des Rathauses in Stuttgart eine Mit­gliederversammlung ab. Auf der Tagesordnung steht neben dem Rechnungsbericht für 1927 der Entwurf einer neuen Gemeindeordnung.

Das Zweiklafsensystem der Reichsbahn (Polster- und Holzklasfe) wird am 7. Oktober eingeführt. Die Polster­klasse wird die Bezeichnung zweit'e Klasse, die Holzklasse die Bezeichnung dritte Klasse erhalten. Die erste Klasse wird nur bei den internationalen Schnellzügen, den Fern- Schnellzügen. den Schlafwagen und den FF-Schnellzügen beibehalten.

Große Stiftungen sind in letzter Zeit für Palästina ge- . macht worden, der amerikanische Petroleumkönig Rocke- feller hat zur Errichtung eines Altertums-Museums in Jerusalem zwei Millionen Dollar gestiftet, eine Summe, die er leicht wiederbekommen kann, wenn er den Prei, seiner Petroleums eine Zeitlang um einen Cent erhöht. Der bekannte jüdische Bankier Rothschild in London hat für die jüdischen Schulen in Palästina 18 000 Pfund (360 000 ltt) gestiftet. In der Nähe des Syrischen Waisen­hauses wird ein Gebäude errichtet, in dem von dem gleich­falls jüdischen Nathan Strauß ein großartiges Er­holungsheim eingerichtet werden soll.

Verkauf des Hotel Rauh. Das altbekannte Hotel Rauh in der Sophienstraße wechselt auf 1. Oktober seinen Besitzer. Es ist durch Kauf an Herrn Lessing übergegangen, der es als Hotel weiterführt.

Erholungsfürsorge für schulentlassene Mädchen. Der

Verein Kindererholungsfürsorge Heuberg hat beschlossen, die Erholungsfürsorge für schulentlassene Mädchen im kom­menden Winter in derselben Weise zu betreiben wie im .vorigen Jahr. Im nächsten Winter wird diese Erholungs­fürsorge für schulentlassene Mädchen am Dienstag, den 6. November, beginnen. Sie dauert 4 Monate. Der Ver­pflegungssatz beträgt pro Tag und Kind 3 Mk. wie im vorigen Jahre. Ausgeschlossen sind von der Auf­nahme: Jugendliche mit ansteckenden Krankheiten, mit be­handlungsbedürftiger Tuberkulose jeder Art, schwer Herz­leidende, Nierenkranke: mit Ungeziefer oder deren Eiern Behaftete: ferner solche Mädchen', deren sittliches Verhalten nach dem Urteil der Schule Anlaß zu Bedenken gibt. An­meldungen müssen spätestens bis zum 1. Oktober erfolgen.

Waldenbuch OA. Stuttgart, 11. Sept. Räuberischer Ueberfall. Am Freitag abend kam ein junger un­bekannter Bursche in den Dienstraum auf der Haltestelle Glashütte-Waldenbuch, wo die Ehefrau des dortigen Be­amten mit dem Verkauf der Fahrkarten beschäftigt war, verlangte gleichfalls eine Fahrkarte und erkundigte sich nach den Zügen. Während die Ehefrau, die sich allein im Dienst­raum befand, die erforderliche Auskunft erteilte, packte der Bursche die Frau am Arm, verlangte den Geldbetrag von 20 --tt und hielt ihr dabei eine Pistole auf dis Brust. Im gleichen Augenblick fuhr ein Lastwagen gegen den Bahnhof, worauf die Bedrohte um Hilfe schrie. Der freche Bursche verschwand in den nahegelegenen Wald mit den Worten: Verrecken mußt du doch noch." Nach den bis jetzt fest­gestellten Ermittlungen soll es sich um denselben Täter handeln, der vor einigen Tagen bei dem Wirt Greiner in Glashütte einen Einbruch verübt hatte.

Ludwigsburg, 11. Sept. Schloßbeleuchtung Aus Anlaß des Städtewettkampfes zwischen Heilbronn und Ludwigsburg fand nach 20jähriger Pause zum erstenmal wieder eure Schloßbeleuchtung mit Feuerwerk statt, die ein-» sehr schönen Verlauf nahm. '

Langenburg OA. Gerabronn, 11. Sept. Grober Gewitterschaden. Ein sehr schweres Gewitter mit furchtbarem Sturm und sehr starkem Hagelschlag ging am Sonntag abend über Stadt und Markung nieder. Fast kein Gebäude blieb unbeschädigt, in einige schlug der Blitz glück­licherweise ohne zu zünden. Selbst durch ganz gute Dächer drang der Regen bis in die untersten Stockwerke und zer- störte oder beschädigte alles, was vom Wasser erreicht wurde Ganz besonders groß ist der Schaden an den Obstbäumen' Hackfrüchten und Gartenerzeugniffen. Starke Baumriesen wurden entwurzelt und von noch stehenden Bäumen große Aeste wie ein Zündholz abgeknickt. Die Obsternte ist völlig vernichtet. Soweit die Obstbäume noch stehen, wirkt der durch Hagelschlag entstandene Schaden auf Jahre hinaus ganz ungünstig auf den Ertrag.

Das Hilfswerk des Gustav-Adolf-Vereins

ep Einen würdigen Abschluß fand das tembergische Gustav-Adolf-Fest > '

in Urach

diesjährige Würt-

mit einem reichen Festgottesdienst am Sonntag nachmittag in der Amanduskirche. Nach der einleitenden Ansprache von Dekan Leube ergriff Kirchenpräsident I). Dr. v. Merz das Wort. Wenn wir das Glück haben, in einer Kirche leben zu dürfen, die seit Jahrhunderten das Wort Gottes besitzt, so ist unsere Verantwortung den zerstreuten Glaubens­brüdern gegenüber um so größer. Nach einem Chor der Iungfrauenvereine sprach Pfarrer May- Cilli. . Von den einst viel verbreiteten Bibeln und Gesangbüchern in Süd - slawien sind so wenige übrig geblieben, daß man sie heute in den Museen zeigt.Luther" ist zum Schimpfwort geworden. Durch die Einverleihung der Gebiete in den süd­slawischen Staat sind von 120 000 Deutschen nur noch 50 000 übrig geblieben. Das reich entwickelte Schulwesen ist ver­nichtet. Dann lenkte Pfarrer Dr. Mahnert-Innsbruck die Blicke in das Tiroler Diasporagebiet.

Die Verhandlungen am Montag spielten sich ausschließlich in Metzingen

ab. In einer Versammlung der Gustav-Adolf- Frauenvereine, deren es jetzt 88 im Land gibt, wurde die Frage eines einheitlichen Zusammenschlusses der einzelnen Frauenvereine im Land besprochen. Daran schloß sich die nicht öffentliche Abgeordnetenversamm­lung an.

Die Hauptversammlung des Nachmittags füllte die Kirche noch einmal bis auf den letzten Platz. Prälat Dr. Hoffmann stellte die Bedeutung des Vereins im Rahmen des gesamten kirchlichen Lebens heraus. Als Ver­treter der bürgerlichen Gemeinde dankte Stadtschultheiß Karl, als Vertreter der kirchlichen Gemeinden Dekan Leube und Stadtpfarrer Sandberger. Mit warmen Worten gedachte Finanzminister Dr. Dehlinger der Bedeutung des Glaubens und der Nächstenliebe für Alltags­leben in Familie und Beruf. Der G.A.V. sei stets von der württ. Staatsregierung beachtet und geschätzt worden. Im Namen des Evangelischen Volksbunds grüßte Staatsrat v. Dr. v. Mosthas, im Namen des Evangelischen Bundes Oberschulrat Dr. Mosapp, im Namen des Deutschen Auslandinstituts Pfarrer Grisebach.

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See Schmied von Murdach.

Roman von Leontine o. Winterfeld-PIateu.

Copyright by Grewer L Uomp-, Dcnin cko

Nachdruck verboten

28. Fortsetzung. ^

- Die anderen folgen ihr, i«d<e frierenden Hände hauchend. Sie sind alle so mit sich beschäftigt, daß keiner auf de« alten Hund achtet. Nur Kran Ermintrud, die langsam Häuter den andern herkommt, sieht sei» sonderbares Ge­baren und bleibt stehen.

Nun, Esau, warum kommst du mir nicht entgegen? Und warum starrst du so unverwandt in die dunkle Mauerecke?"

Sie tritt auf den Wolfshund zu und tätschelt seinen struppigen Kopf. Die andern sind längst im Bürgleiu und hinter den hohen, schmalen Fenstern blinken Lichter auf. Die Kinder werden in der Kemnitte zu Bett gebracht. Frau Ermintruds Aufmerksamkeit ist jetzt einzig auf deu Hund gerichtet. Sie merkt, da ist dtwas nicht in Ordnung. Und sie hat die Verantwortung für den Hof und muß der Sache quf den Gruud gehen. Furcht kennt sie nicht, und so ruft sie mit ikfter Hellen Stimme herrisch in das Dunkel, ob dort jemand sei. Aber sie bekommt keine Antwort.

Da nimmt sie den Hund au das Halsbattd und geht mit ihm auf die Mauerecke zu. Und jetzt ficht sie deutlich, wie das Auge sich an deu Schatte« gewöhkrt hat, wie dort an die Mauer gedrückt eLr Manu steht, mit schwarzem Bart und Haupthaar leichenblaß. Wams und Schuhe find ihm zerrissen^ seine Blöße schimmert d«rch dir Lum­pe« seines zerfetzten Gewandes. Und seine Zähne schlagen aufeinander wie im Fieber oder Lu Kraft. So steht er regungslos nur seine Augen brennen iu dem verhärm­te«, weißen Gesicht.

Frau Ermintrud stutzt. Ist das ein Bettler oder ein Dich? Sie läßt deu HurK> los und sagt hart:Was wollt Ne hier ?"

Kein Wort antwortet der Fremde. Er steht regungs- bock, Frau Ermintrud wird es nicht unheimlich, denn sie

kennt keine Furcht. Nur müde ist sie und will zu Bett gehen. So herrscht sie den Fremden noch einmal an:

Was wollt Ihr hier und wer seid Ihr? Mitternacht ist längst vorüber, und wir wollen alle schlafen gehen. Wellt Ihr eine Unterkunft, so kommt in die Kammer der Knechte."

Ter alle Wolfshund, der erst zornig geknurrt, hebt plötzlich den Kopf und schnuppert. Und fängt dann an zu winseln und springt auf den Fremden los, als wollte er ihn umwerfen.

Springt hoch an ihm leckt ihm Gesicht und Hände, kriecht daun wieder schmeichelnd zu seinen Füßen und wedelt mit dem Schwanz.

Erstaunt sieht Frau Ermintrud dem allen zu. Es muß Wohl ein aller Bekannter des Hundes sein oder ein früherer Knecht, daß Esau sich also gebärdet. Und sie fragt freundlich, weil ihr der harte ToU leid ist von vorhin:

Ter Hund kennt Euch> so seid Ihr wohl kein Frem­der hier. Denn Esau ist sonst sehr bissig. Kommt schnell hinein, daß wir Euch noch ein Lager richten."

Aber der andere schüttelte den Kopf heftig zwei drei Mal hintereinander. Und tastet sich an der Mauer entlang immer im Schatten und humpelt dann, ohne ein Wort zu sagen, so schnell es sein Krückstock er­laubt, wieder aus dem offenen Hvftor hinaus. Immer wieder springt der Hund hoch an ihm winselnd heu­lend. Ms wolle er ihn zurückhatten mit aller Gewalt.

Frau Ermintrud steht erstaunt und schüttelt nur Le» Kops. Wer mag der Fremde gewesen sein?

Dann ruft sie Esau zurück, denn sie will das Tor schließen. Aber der Hund kommt nicht. Sie steht nachdenk­lich und weiß nicht, was sie tun soll. Immer werter hastet der Fremde. Ein dunkler Schatten im Hellen Mondlicht.

An seiner Seite trottet der Hund.

Da dreht Frau Ermintrud den gewaltigen Schlüssel l« Tor und wendet sich zum Gehen.

Oben schimmert das Licht aus dem Kammerfenster ihrer Kinder. .

Sie ist noch in der Mitte des Hofes, da bleibt sie sah stehen. Ganz starr. Ganz steil. Und lauscht in die Nacht Piräus. Und lauscht und lauscht.

Es war ein solch unscheinbarer, ferner Ton, den sie gehört hat aber er läßt sie erzittern bis in der Seele tiefste Tiefen. Ten Ton kennt sie und wenn sie ih« tausend Jahre nicht gehört hätte.

Es war nur ein leises, fernes Hüsteln kaum ein Husten zu nennen. Aber die Nacht war klar und kalt und trug den Ton ungeschwächt herüber.

Und Frau Ermintrud stand und regte sich nicht und lauschte noch immer auf des fremden Bettlers leises Husten.

Gibt es nicht Töne Schwingungen in der Welt so Kein so grenzenlos unscheinbar und bergen doch für den, der sie kennt und versteht, so namenlos viel. Irgendein ferner, kaum hörbarer Ton kann iu «ns Er­innerungen wachrufen, Freuden und Leiden einstiger Zellen/ wieder lebendig machen aus Licht zaubern, was lauge, lauge schon schlief. ,

Frau Ermintrud Atter« die Knie, und ihr Atem keucht Sie reißt das Hofior wieder auf und läuft dem Fremderes nach. Und ist mit wenigen Schritten neben ihm, der er­schrocken zusammenfährt.

Mit beiden Händen packt sie ihn an den Schultern und wendet ihn herum, daß das Helle Mondlicht voll iw sein Gesicht scheint. Und ob er auch ganz, ganz anders aus­sieht als vor sieben Jahren ob auch der Gram mw , die Gefangenschaft sein Antlitz gefurcht uud seinen Rücken. gebeugt haben sie erkennt ihn doch.

Und hängt an seinem Halse und lacht und weint w« l ein Kind. T^r gleitet dem Mann der Krückstock aus de« ^ Händen, und er legt sein Haupt au ihre Schulter. 7

Nun weiß er, daß er geborgen ist für alle Zeit .

So stehe« sie beide eins an das andere geklammert unlösbar.

Bis er plötzlich den Kopf hebt und leise sagt:

Ermintrud, ich bin ein Krüppels

Sie lächelt.

.Mrs tut das mir? Tn bist mein KmkraS, auf den ich gewartet habe sieben lange, bange Jahre."

Jch war so nahe bei dir, da unten i« StecheuhaM, und wußten daß du wartest auf mich."

^ (Fortsetzyn» folgt.) .