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Nagolder TagLlattDer Gesellschafter"

Montag, 1V. September 1928.

vom Arbeitgeberverband vörgesctstagenen Verständigungs­verhandlungen ausgesprochen, für die bereits Richtlinien vereinbart sind. Der Kongreß lehnte ferner mit gewaltiger Mehrheit jede Gemeinschaft mit dem Bolschewismus ab und setzte einen Ausschuß ein, der den kommunistischen Ein­flüssen innerhalb der Gewerkschaften nachgehen und ihre Ausmerzung herbeiführen soll. ,

Mrllembekg .

Stuttgart. 9. September. ^

Die Ausstellung «Der Stuhl", die vom Württ. Landes- gewerbeamk veranstaltet wird, wird am 15. September im Ausstellungsgebäude auf dem Platz des früheren Interims- theaters eröffnet. Die Ausstellung bietet in erstaunlicher Reichhaltigkeit einen lleberblick über die unendlich mannig­faltigen Formen der Sitzgelegenheiten vom einfachsten Fa­milienstuhl bis zum feinsten Luxussessel deutscher und aus­ländischer Arr.

Kunst- und Altertumsdenkmale in Württemberg. Im Paul Nesf Verlag GmbH., Stuttgart, Neckarstraße 121, sind die Lieferungen 7581 des IV. Tafelbands der Kunst- und Altertumsdenkmale in Württemberg, Donaukreis. heraus­gegeben vom Württ. Landesamt für Denkmalpflege, er­schienen. (Preis der Lieferung 1.60 RM., des Gesamtbands 40.- RM.. gebunden 48. RM.) Die vorliegenden 25 Tafeln bringen vor allem Abbildungen jener bedeutenden Barockschöpfungen im württembergischen Oberland, der Klöster Zwiefalten, Baindt, Weingarten, Weißenau, Buchau und Schussenried. Damit erhält der das Inventar ergän­zende Kunstatlas seinen Abschluß. Was noch an Bildern Wiedergabe in größerem Format verlangt, wird künftig in die Textbände als Einlage oder in besondere Tafelbände, tsie das handlichere Format der Texfbände erhalten sollen« gebracht werden.

Heidenheim, 9. Sept. Naturtheater. Heute wurd» im Heidenheimer Naturtheater zum 15. Mal in diesem SommerDer arme Konrad" von Dr. Friedrich Wolf. Tragödie aus dem Bauernkrieg 1514, aufgeführt. Die letz­ten Spiele folgen am 16., 23. und 30. September.

Ehingen, 7. Sept. Geschäftsleute Vorsicht. Am letzten Samstag ließ sich ein unbekannter Fremder in einem hiesigen Friseurgeschäfk .verschönern'. Bei der Bezahlung libergab er dem Geschäftsinhaber einen Zehnmarkschein, redete interessant auf ihn ein und ließ sich auf 20 Mark herausgeben. Der Zweifelhafte verschwand und konnte trotz sofort angestellter Ermittlung nicht mehr ausfindig gemacht werden.

Leutkirch, 9. Sept. Der achte Brandfall. Gestern natch brach im großen Oekonomiegebäude des Landwirts Weiß in Albers Feuer aus. Es ist dies der achte Brandfall innerhalb kurzer Zeit. Die geräumige Scheuer wurde samt !der Ernte ein Raub der Flammen. Das Vieh konnte ii Sicherheit gebracht werden. Brandstiftung wird wie in den früheren Fällen als sicher angenommen. Die Bevölkerung in Albers ist wegen der fortgesetzten Brandstiftungen in »großer Unruhe. Bei Nacht hält sie seit längerer Zeit Brand­wache, ohne dem Brandstifter auf die Spur zu kommen.

Tettnang, 9. Sept. Jubiläum. Gutsbesitzer Adorno- -Kaltenberg feiert heute das 40jährige Verufsjubiläum. Adorno besitzt und bewirtschaftet ein anerkanntes Mustergut jstir Hopfen- und Obstbau. Er ist seit vielen Jahren Vor­sitzender des Landw. Bezirksvereins Tettnang, des Hopfen- Pauvereins für den Donau kreis, 2. Vorsitzender des Deut­schen Hopfenbauverbands und Ausschußmitglied des mittel­europäischen Hopfenbüros. Während des Kriegs war-er zu- -erst als Rittmeister im Feld, nachher an wichtiger Stelle im Generalkommando Stuttgart für die Landwirtschaft tätig. Mach Schaffung des Kriegswirtschaftsamts wurde er Chef desselben und konnte so den Landwirten bei der Fortführung jihrsr Betriebe manchen Dienst erweisen. Bei Errichtung der Landwirtschaftskammer im Jahr 1920 wurde ier erstmals und 1926 das zweitemal zum Präsidenten lgewählt. Dem Landw. Hauptverband gehört er als Vor­standsmitglied an. In der Deutschen Landwirkschaftsgesell- Hchaft ist er in verschiedenen Ausschüssen und beim Deutschen Landwirkschaftsrat Mitglied des Ständigen Ausschusses- «Während der zwei letzten Landtagsperioden 19201928 N»ar er Mitglied der Zentrmnsfrocktion des Württ. Land-

Hagk. Von der Technischen Hochschule Stuttgart wurde er 4924 zum Ehrensenator ernannt.

^ Vom vodensee, 7. Sept. Besuch der Pfänder- b ahn. Die Pfänderbahn bei Bregenz hatte im Juli 46 000. iim August 50 000 Fahrgäste. Man kann mit einem Jahres« ßbesuch von 200 000 Personen rechnen, und damit ist die Ein­träglichkeit weitaus gesichert.

Weilimdorf. 7. Sept. Einbruch. In der Nacht vom Montag auf Dienstag wurde in einem hiesigen Geschäft ein­gebrochen. Es wurden Waren und Geld im Gesamtwert von zirka 1300 Mark gestohlen. Die Diebe hatten aber noch nicht genug, sondern nahmen noch von einem andern Ge­schäft zwei Fahrräder und von der Ziegelei einen Hand­wagen mit. Bon den Tätern fehlt jede Spur.

Neckarsulm, 7. Sept. Der 59. Sommertag. Bei westlichen Winden stieg gestern das Thermometer wieder über 25 Grad. Wir verzeichneten den 59. Sommertag.

Durch Wespe« getötet

Lustnau, 9. Sept. Auf einer Wiese des Neckartals in der Nähe des Orts hatten Wespen in der Erde einen größe­ren Wabenbau angelegt. Mutwillige Knaben wollten denselben Donnerstag abend zerstören. Dadurch wurden die Bewohner des Baues aufs äußerste gereizt. Abends 7 Uhr fuhr ein Mädchen mit einem Wägelchen, in dem sich das 1'/s Jahre alte Enkel­kind des Gemeinderats Wilhelm Hämmerle befand, ahnungslos an dem Flugloch dieser Insekten vorüber. In diesem Augen­blick brach ein ganzer Schwarm von Wespen aus seiner unter­irdischen Behausung hervor, überfiel das hilflose Kind, setzte sich auf die entblößten Teile seines Körpers, namentlich auf das Gesicht und richteten es übel zu. Das Mädchen floh, so schnell es konnte, und überließ das Kind seinem Schicksal. Es eilte inS Dorf zurück und bat für seinen Schützling dringend um Hilfe. Der Gärtnereibesitzer Wilhelm Fromm eilte dann auch rasch entschlossen herbei und fand das Kind in einer schrecklichen Lage. Ein ganzer Knäuel von Wespen umgab den Kopf des armen Kindes und stach mit seinen giftigen Stacheln auf sein Opfer los. Fromm erkannte wohl die Gefahr, der er sich aus­setze, wenn er sich der Unglücksstätte nähere, aber rasch ent­schlossen, weil Hilfe dringend not war, steckte er seine Tabaks­pfeife in Brands bedeckte sein Gesicht mit einem Schurz, erbat sich von einer Frauensperson, die auch herbeigeeilt war, ein weiteres Kleidungsstück, ging auf den Wespenschwarm loß und streifte ihn vom Kopf des Kindes ad. Unter qualvollen Schmerzen erlag das Kind jedoch in der folgenden Nacht seinen furchtbaren Verletzungen.

Vorsicht bei Sammlungen für dieInnere Mission"

Die Evangelische Pressekorrespondenz schreibt:

Es ist gegenwärtig wieder zu beobachten, daß in der Oeffentlichkeit wie auch in Privathäusern Schriften verteilt werden und Geld gesammelt wird, angeblich für dieMis­sion" und dieInnere Mission". Es besteht Anlaß, darauf yinzuweisen, daß diese Sammlungen in der Regel mit den bekannten evangelischen Institu­tionen derAeutzeren Mission" undIn­ner e n M i s s i o n", die mit der evangelischen Landeskirche «ng verbunden sind, nichts zu tun haben. Vielmehr ,mo die erjammelten Gelder für die Zwecke irgendwelcher Sondergemeinschaften und Sekten bestimmt. Die Samm- lungen werden von dieser Seite häufig vorgenommen unter Benützung der im Volke allgemein als Fachausdrücks ein­gebürgerten NamenMission" undInnere Mission". Will daher der Geber seine Gabe diesen evangelischen Werken zukommen lassen, so ist jedesmal eine genaue Prü­fung der an gebotenen Schriften, die den eigentlichen Herausgeber häufig erst am Schluß nennen, sowie des Zweckes, für den die ersammelten Gelder be­stimmt sind, am Platze.

Alle Schriften und Drucksachen der evan­gelischenInneren Mission" tragen als Aus­weis das Jnnere-Missions-Abzeichen, das gesetzlich geschützt ist: es besteht in einem Kreuz, in das, auf dem Querstrich stehend, ein N verschlungen ist.

Die in Württemberg bekanntesten Verbände der evan­gelischenAeutzeren" oderHeidenmission" sind: die Basler Missionsgessllschaft, die Liebenzeller Mis­sion, die Mission der Herrnhuter Brüdergemeinde und etwa noch der Lutherische Gotteskasten. --^

Aas Stadt «ad Land

Nagold« 10. September 1928.

Gebt, aber wenn ihr gebt, erspart den Armen die Scham, seine Hand ausstrecken zu müssen.

E Diderot.

Dienstnachrichten

Der Herr Staatspräsident hat eine Hauptlehrerinnenstelle an der Frauenarbeitsschule in Neuenbürg der Lilfslebrerin Elisabeth Gös daselbst übertragen. ' ^

Die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschafts­verwaltung hat die Wahl des Landwirts Schwemmte in Fünfbronn zum Ortsvorsteher dieser Gemeinde bestätigt.

Herrliche Spätsommertage

Wohl haben die Astronomen festgestellt, daß am 23. September die Sonne in das Zeichen der Waage tritt was wohl unbedingt als ein Zeichen des in diesem Monat beginnenden Herbstes angesehen werden muß und man machte sich schon im stillen auf rauhe, kalte Tage gefaßt Heuer sollten wir jedoch angenehm überrascht sein, denn eigentlich keine Spätsommertage, sondern bald Hochsommer­tage durften wir erleben, die uns Wärme brachten, die wir Mitteleuropäer so gerne haben und auch so gut gebrauchen können, eine Wärme, die uns vor dem Heurigen Angst machen möchte u. der auf jeden Fall auch einen sehr vorsich­tigen Genuß vorschreibt, über dieses herrliche Sommerwetter freute sich gestern auch der Schwarzwald-Verein und die Museumsgesellschaft, die beide zu Ausflügen eingeladen hatten, aber wohl gegenseitig ein wenig Konkurrenz mach­ten und Abbruch getan haben. Führte der Weg der Schwarzwaldwanderer über Teinach nach Ebhausen, so ging der Familienausflug des Museums nach der alten Heer­straße, wo man mit den Kindern Spiele machte, Drachen steigen ließ und trotz des drohenden Regens, vor dem man auch tatsächlich gegen halb sechs Uhr in dieWaldlust" flüchten mußte, recht fröhlich war. Am Abend vergnügte mau sich noch einige Stunden beim Tanz. Der Verkehr war wieder wie immer an solchen Sonntagen überaus stark. So viel man merkte, waren die Fünfziger wie sonst die Jugend ziemlichgut beieinander" und haben es trotz Schwabenalter plus 10 nicht verlernt, auch in der Fröhlich­keit beständig und ausdauernd zu sein. Nun wollen wir noch auf recht viele solch prächtiger Spütsommertage hoffen und wünschen, daß der kommende Herbst noch manchen Eold- schimmer uns vergönnen möchte.

Haiterbach, 9. Sept. Turnhalle-Einweihung. Haiterbach und Turnverein, die beiden gehören wohl zusammen, sie möchten sicher nicht ohne einander sein. Dies durfte man besonders am Samstag Abend bei der offiziellen Einwei­hung der Turnhalle bemerken. Schon wenn uns der Ort von ferne grüßt, so fällt das große Gebäude auf, das man sich zuvörderst gar nicht erklären kann, denn wer möchte ein Turngebäude von solchem Umfang in Haiterbach ver­muten, das verständnisvolle Einstellung der Stadtverwal­tung und des Eemeinderats und Opfersinn der Bürger­schaft erstehen ließ. Kam der Besucher nun erst zur Halle selbst hinein, so fand er, nachdem er erst einmal aus gut deutsch gesagt, ob der Größe, der Zweckmäßigkeit, der schö­nen Ausgestaltung der TurnhalleMund und Nase auf­gesperrt" hatte, alle Kreise der Stadt vertreten. Der ca. 350400 Personen fassende Saal war bis auf den letz­ten Mann besetzt, obwohl viele draußen vor der Türe war­tend keinen Eingang mehr fanden. Hatte zwar die Turn­halle schon in den letzten beiden Jahren ihrem Zweck ge­dient, so bekam sie doch erst jetzt durch den letzten Anstrich ihr eigentliches Gesicht. Neben dem Saal umfaßt die Turn­halle eine geräumige Bühne mit An- und Auskleideräumen Kleiderablagen, Wirtschaftsräume, eine kleine Galerie und im ersten Stock eine Verwalterwohnung. Warm und heimelig mutet in seiner feinen Farbengebung der Bau, der seinem Erbauer, Oberamtsbaumeister Schleicher- Nagold, alle Ehre macht, den Besucher an.

Zu diesem Ereignis hatte der Turnverein ein^ um­fangreiches Programm aufgestellt: Samstag Bankett, Sonn­tag Abturnen, Montag Kinderfest! Zunächst nun der Samstag. Der Abend wurde durch einen schneidigen Marsch des Musikvereins und einem ChorGott grüße Dich" des Gesangvereins unter Leitung eines weiblichen Dirigenten,

Der Schmied vo« Murbach.

Roman von Leontine o. Winterseld-Platen.

Copyright by Greiuer L Comp., Berti» W 30.

(Nachdruck verboten.)

27. Fortsetzung.

In einer der vordersten Reihen saß Edula Grantner mit ihrem Vater. Und es waren da viele neidische Augen alter und junger Mägdlein von Gebweiler, die hinübev- schielten zur Bürgermeistertochter, die regungslos saß in ihrer stillen, herben Schöne. Hätte sie alle die neidischen Augen gesehen und verstanden, so hätte sie wohl traurig gelächelt. Denn sie sahen ja nur das Aeußere auf Reihum, Ansehen und Pracht. Was dahinter lag das wahre Gesicht das sehen sie nicht. Tenn das ist immer im Leben so. Wie ja auch einer einmal gesagt hat:Das wahre Gesicht liegt hinter den Dingen. Und auch nur hinter den Dingen lebt man wahr."

Vom Bürglein waren sie auch herabgekommen in dieser stillen Mitternachtsstunde. Da saß mit roten Wangen und guten, blanken Augen Frau Ermintrud mit ihren beiden Kindern. Tenn viele Kinder waren heute mit in der Kirche, weil eS ja Christnacht war. Aber auch Frau Ermintrud war das Herz heute schwer, denn sie dachte an vergangene Zeiten und an den, der ihr der Liebste war ln der weiten Welt. Und als die Engelstimmen vom Chor das Hosianna sangen, fielen ihr die Tränen leise in den Schoß, die sie aber ängstlich vor den Kindern verbarg. Denn eS sollte ihnen das Weihnachtsfest nicht getrübt werden.

Als der Gottesdienst zu Ende und die schwarzen Scharen aus den Portalen fluteten, brach Pater Am­brosius ohnmächtig zusammen. Er hatte gesehen, was über seine Kraft ging. Er hat dann wochenlang todkrank gelegen und in seinen Fieberträumen immer nur von der kommenden Pest gesprochen.

Während sie alle zur Christmette im Städtlein waren, lag daS Bürglein fast gänzlich ausgestorben und verlassen da. Nur ein alter, lahmer Knecht, der Wache halten sollte und in seiner Kammer eingeschlafen war, und eine junge

Magd, die so arges Zahnweh hatte, waren daheim ge­blieben. Alles übrige Gesinde war mit Frau Ermintrud und den beiden Kindern zur Christmette gegangen. So lag alles still und Verlässen im Sternenschein der heiligen, Weihnacht. ^

Me Straße von Gebweiler herauf kommt langsam ein Mann geschritten. Er stützt sich schwer auf seinen StüV und kann das linke Bein nur mit Mühe nachschleppen.:, Hager und eingefallen ist sein Gesicht, ein großer, dunkler' Bart umrahmt Kinn und Wangen. Auf der Stirn klafft blutrot eine Narbe, die sich weit hinabzkeht bis über die Schläfe. So Nimmt der fremde Mann mühsam Schritt für Schritt den steinigen steilen Weg empor. Es ist daS Bürglein nicht wie andere Burgen von Wallgraben und Mauern nmwehrt und beschirmt. Es ist viel bescheidener und wagt nicht, irgendeinem Feinde zu trutzen oder Wider­stand zu leisten. Treue Hofhunde beschirmen Haus und Stallungen vor bösem Gesindel. Aber auch ihnen scheint es heute die heilige Weihnacht angetan zu haben, denn sie haben ihres Amtes vergessen und sind davongejagt in die Wälder und Felder, armen Hasen und Rehen auf der Spur. Nur der uralte, treue Esau, der fast zahnlose lahme Wolfshund, der jedem Wanderer fletschend an die Gurgel fährt, liegt mitten auf dem Hof und blinzelt in die Sterne. Er ist der einzige, der treue Nachtwache hält im Bürglein.

Der fremde Mann schreitet langsam weiter. Hell klingt sein klappernder Stock auf dem harten Felsstein. Uiü) unverwandt hängen seine Augen an Turm und Dächer». Zerrissen sind die groben Lederschuhe, die seine wunden Füße kaum bedecken. Zerrissen Zuchwams und Kittel« durch die schneidend der eisige Winterwind pfeift. Denn es ist kalt hier auf der Höhe, und der Fremde macht hin und wieder halt und bläst in die halberstarrten, blcrugr- frorenen Hände, die den schweren Stock kaum mehr fassen können. Jetzt hat er die Höhe erklommen und steht atem­schöpfend still. Suchend gehen seine Augen in dem matten Mondlicht über Haus und Hof.

Wie du alles instand gehalten hast, Ermintrud" flüstert er und setzt sich schwer aus einen Stein am Wegrand.

Und Vergrößert und verschönt hast du alles noch. Der Roßstall hat ein neues Dach und die Mauer ist auA überall wieder geflickt. Und soviel neue Obstbäume hastj du in das Gärtchen gepflanzt, du liebes, treues, sorgendes Weib. Meweil ich in der Ferne war und das Kreuz tragen wollte unter die Sarazenen. Und zwei Kinder hast du mir geschenkt, die noch niemals ihres Vaters Angesicht geschaut habend

Er stützt den Kopf in die Hand, und zwei schwere, heiße Tränen rollen ihm die blassen Wangen herab.

,Heute, wo ich euch alle unten wußte im Gottesdienst, bin ich endlich heraufgekommen, um das wiederzusehen, was vor sieben Jahren mein Eigen war. Ach, Ermintrud, wie war deine Liebe so tief und dein Arm so weich, wenn du mich umfingst. Das wird nun nie, nie wkederkommen, denn ich bin ein Toter für dich. Es darf nicht anders ^ sein. Tenn was wolltest du blühendes Weib mit einem Krüppel? Einsam muß ich wieder gehen, wie ich ge- kommen bin einsam und heimatlos." ''

Pfeifend geht ein Windstoß über die Felskuppe und um die Mauerecken des Roßstalles. Der Krüppel in seinen dürftigen Lumpen fährt zusammen und fröstelt. Dann kann er es nicht mehr aushalten und schiebt sich tastend durch das große Tor. Der alte Wolfshund, oer in der Mitte des Hofes träumte, fährt hoch. Und knurrt ries und ünwillig. Er hat schon manchen Eindringling weg- gebissen von der Schwelle seiner Herrin. Er steht lang­sam auf und reckt die mächtigen Glieder. Ueber das muo Angesicht des Fremden geht ein Lächeln. Wenn ihm oe Wolfshund jetzt an die Kehle springt, so hätte er e schönes, schnelles Ende an den Pforten der H^wat- ^ hört er hinter sich Schritte den Berg heraufkomme . Und hört Stimmen sprechen näher und näher. Fr Ermintrud kommt mit den Kindern und dem Gesinde >wn Gebweiler zurück. Aus dem Hellen Mondlicht tritt oe Fremde rasch zurück in den Schatten der Mauer. ^ ^

der Hund läßt ihn nicht aus den Augen und knurrt nie - Durch das Hoftor kommen raschen Ganges dre pelz mummten Gestalten, denn die Nacht ist kalt, und sie 1 ! sich alle nach ihrem warmen Lager. Die Großmag den müden, schlaftrunkenen Kindern eilt schnell v

(Fortsetzung folgt.) -