Seite 2 Nr. 211

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Samstag. 8. September 1928.

Der Haoasvertreter in Genf bezeichnet es als eine all­gemeine Annahme, daß die Unterredungen wegen der Rheinlandfrage, deren Anfang die Besprechung Hermann Müller-Briand gebildet haben, vor Anfang kommender Woche nutzbringend weder fortgesetzt noch aus­gedehnt werden könnten.

Zusagen des Reichskanzlers?

Der LondonerTimes" wird aus Genf berichtet, die Besprechung des Reichskanzlers mit Briand sei geschäfts­mäßiger Art gewesen. Die Verhandlungen über die Räu­mung seien nicht annähernd so weit fortgeschritten, wie sie es vor zwei Jahren schienen, als Briand mit Stresemann in Thoiry zusammenkam. Es sei ein Gewinn, daß man erkannt habe, daß eine Zurückziehung der Trup­pen aus denl Rheinlande nicht erwogen werden könne ohne einen entsprechenden Vorteil für die andere Seite (Frankreich), etwa durch Umwandlung der Daweszahlungen (Obligationen) in Bargeld. Die fernere Ueberwachung desRhein- lands sei außerdem zu besprechen. Von einem Ost- Locarno oder dem Verzicht auf den Anschluß Oesterreichs sei nicht gesprochen worden. Nach dem Bericht könnte es scheinen, als ob Reichskanzler Müller gewisse Zusagen aus dirfranzösischen Forderungen" gemacht hätte.

Wie noch gemeldet wird, wird der Reichskanzler nach Schluß der heutigen Nachmittagrsitzung eine zweite Unterredung mit Brian- haben.

wiirllemberg

Stuttgart. 4. Sept. Dom Landtag. Auf die Kleine Anfrage des Abg. Wernwag (BB.) betr. Wildschaden hat das Finanzministerium geantwortet, daß der Wild­schaden auf Markung Pfrondorf bis heute kein wesentlich größerer ist als in anderen Jahren. Auch in anderen Lan­desteilen ist nach den angestellten Erhebungen im Ganzen genommen nirgends größerer Wildschaden entstanden. Der Wildschaden wird, soweit angemeldet, ordnungsgemäß fest­gestellt und von den Jagdpächtern anstandslos vergütet. Als Schutz gegen Wildschaden bestehen in den Forstbezirken Bebenhausen, Einsiedel, Entringen, Weil i. Sch. von der Hofjagdzeit her noch Zäune, die weiter unterhalten werden. Immerhin ist auch in den außerhalb der Umzäunung ge­legenen Gemeindewaldungen ein mäßiger Hochwildbestand vorhanden, der von den Jagdpächtern durch Bezahlung hoher Jagdpachtbeträge an die Gemeinden gewertet wird. Hier wird auch durch Verkappen besonders gefährlicher Fel­der, sowie durch Beunruhigung des Wildes bei Nacht (Schreckschüsse, Hetzen mit Hunden) größerer Schaden ver- mieden.

Der soz. Abg. Winker hat an die Regierung eine Kleine Anfrage im Landtag eingebracht, in der die Regie­rung gefragt wird, ob sie bereit sei, dem Landtag Vorschläge über die Einführung einer Ruhelohn- und Hinterbliebenen­versorgung für di« württ. Staatsarbeiter alsbald zu unter­breiten.

vom Rathaus. Ein Antrag der Bürgerpartei, daß die städtischen Aemter Waren für den täglichen Bedarf nur non selbständigen ortsansässigen Gewerbetreibenden, nicht aber vom Spar- und Konsumverein Stuttgart beziehen dürfen, wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Desgleichen wurde ein Gegenantrag der Sozialdemokraten, daß die Stuttgarter Stadtverwaltung Mitglied des Spar- und Konsumvereins werden solle, abgelehnt. Dieser eigenartige Streit war des­halb entstanden, weil die Verwaltung des Bürgerspitals Ihren Brotbedarf beim Spar- und Konsumverein bezog und hierdurch angeblich eine Ersparnis von 6000 Mark gemacht habe.

Reue Straßenbenennungeu. Der Stuttgarter Gemeinderat hat für 50 Straßen neue Namen gewählt bzw. sie um­benannt. Künftig hat man eine Martin Luther-, Melanch- thon- und Brenzstraße, ferner eine Frankfurter, Lorcher und Dinkelsbühlstraße, einen Jpfweg. Nach Malern wurden benannt: Steinkopf-, Käppis-, und Maliweg, nach Kompo­nisten: Brahms-, Gluck-, Mahler-, Haydn-, Förstler-, Wengert-Straße bezw. Bruckner-, Faißt- und Auberlenweg.

Reue Affistenzarztsielle für das Cannstatter Krankenhaus. Für die chirurgische Abteilung des Cannstatter Kranken­hauses wurde vom Gemeinderat die Schaffung einer wei­teren (5.) Afsistenzarztstelle beschlossen, da diese Abteilung feit längerer Zeit sehr stark belegt ist.

Ministerialdirektor a. D. Lupfer 75 Jahre alt. Am heu­tigen Tag begeht Ministerialdirektor a. D. Lupfer seinen V. Geburtstag.

Der aeue Inhaber der Bahnhofwirtschaft Cannstatt. Der seitherige Inhaber der Bahnhofwirtschaft in Herrenalb, Eberhard Burkard (früher langjähriger Oberkellner in -er Karlsruher Bahnhofwirtschaft) hat von der Reichsbahn­direktion Stuttgart die Führung der Bahnhofwirtschaft Cannstatt übertragen erhalten.

Die Süd-. Textil- und Bekleidungsmesse findet in den Tagen vom 8.11. September in der Stuttgarter Gewerbe­halle und sämtlichen angebauten Ausstellungshallen statt. Vertreten sind Industrie- und Großhandel, und zwar alle Darengattungen des Textil- und Bekleidungsgewerbes, Her­ren- und Damenkonfektion, Wäsche, Arbeitskleidung, Schür­gen, Gardinen, Teppiche, Trikotwaren, Strumpfwaren, Daunen- und Steppdecken und vieles andere mehr.

Vom Tage. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde ein Fräulein aus Ostheim, das auf dem Heimweg be­griffen war, in der unteren Landhausstraße von einem un­bekannten Menschen überfallen. Er versetzte ihr mehrere Schläge auf den Kopf, so daß sie betäubt niedersank. Dabei entriß er ihr die Handtasche und ein Paket. Der Täter ent­kam mit seinem Raub unerkannt, da die Straße menschen­leer und die Polizei nicht in der Nähe war.

Aus dem Lande

Ludwigsburg, 7. Sept. 40 000 Badegäste. Am 5. September erschien im Heilbad Hoheneck der 40 000. Badegast dieses Badejahrs, Frau Fischer aus Zuffen­hausen.

Waiblingen, 7. Sept. Kläranlage. In der letzten Zeit wurde die neu gebaute biologische Kläranlage des hie­sigen Bezirkskrankenhauses in Betrieb genommen. Die Kosten betrugen 25 000 Mark.

Heilbrona, 7. Sept. Arbeitslosigkeit. In ver­schiedenen Industriezweiaen werden gegenwärtig Arbeiter­

entlassungen vorgenömnien. Es ist daher im kommende« Winter wieder mit einer größeren Arbeitslosigkeit zu rech­nen als im Vorjahr, zumal die Arbeiten an der Staustufe Horkheim, wo zurzeit noch 650 Arbeiter beschäftigt sind, in den nächsten Monaten auch zu Ende gehen.

Sochendorf OA. Neckarsulm, 7. Sept. Schwerer Ruderbootunfall. Zwei Tote. Die 24 I. a. Buchhalterin Henny Goslich von Dortmund und der 21 I. a. stud. arch. Hans Ehninger aus Feuerbach unter­nahmen von Iagstfeld aus, wo sie zur Kur weilten, eine Ruderpartie und fuhren bis in die Nähe des Großkraft­werks Kochendors. Durch die abgelassenen Wassermassen infolge Durchschleusens des MotorbootsWürttemberg" wurde das Ruderboot gegen die sogenannte Leitmauer ge­schleudert, wodurch es kenterte. Erst durch das kieloben schwimmende Boot wurde man auf das Unglück aufmerksam. Die Leiche der Dame, deren Kopf aus dem Wasser heraus­ragte, wurde aeländet. Die Leiche des jungen Mannes konnte noch nicht gefunden werden.

Bad Mergentheim. 7. Sept. Vom Kurhaus. Reichs- tagsprüsident Löbe trifft morgen zu längerem Kurgebrau^ wie im vorigen Jahr hier ein. Er nimmt im Hotel Kur­haus Wohnung.

Vehlingen, 6. Sept. SO. Geburtstag. Am Frei­tag, 7. September, feiert Frau Oberpostmeister Bazlen in leidlicher Gesundheit den 90. Geburtstag.

Der Neubau des Wichernhauses in Cannstatt

H. Wer an der Endhaltestelle der Cannstatter Straßen­bahnlinie 11 aussteigt, dem sticht der imposante, 43 Meter lange, architektonisch edel wirkende vierstöckige Neubau des Wichernhauses in der Rheinlandstraße Nr. 145 in die Augen, der, im August des vorigen Jahrs von der Architektenfirma Klatte und Weigle begonnen, nun­mehr seiner Vollendung entgegengegangen ist und am Sams­tag feierlich eingeweiht wurde. Der VereinWichern- haus Stuttgart E. V." hatte die Vertreter der Presse zu einer Besichtigung unter der Führung von Oberregierungs­rat Mailänder, Stadtpfarrer Wüterich und dem Inspektor der Anstalt, Schlotterbeck eingeladen. Das Erdgeschoß enthält Desinfektions-, Wasch- und Küchenräume sowie die Zentralheizung und einen geräumigen Verkaufs­raum für die in der Anstalt angefertigten Waren, alles aufs neuzeitlichste eingerichtet. Im ersten Stock befindet sich ein 100 Quadratmeter großer Festjaal mit Bühne. Das da­neben liegende gemeinsame Wohnzimmer für die Lehrlinge mit seinen traulichen Nischen und Malereien der Firma Sachse und Rothmann, Stuttgart, (gestiftet) gehört gewiß mit zum schönsten Schmuck des Hauses. Auch der Speisesaal durch schlichte aber eindruckoolle Wandmalereien von Kunstmaler Velin (gestiftet) verschönt, ferner Arbeits­zimmer für Gewerbeschüler, Bibliothek und Lesezimmer be­finden sich auf diesem Stock. Im zweiten und dritten Stock sind außer der Wohnung der Hauseltern Sieder die Einzelzimmer mit 14 Betten für vorerst 91 Hausinsassen, höchst geschmackvoll ausgemalt, zum Teil mit prächtiger Aus­sicht auf Stuttgart und den Rotenberg. Insgesamt befinden sich außer den allgemeinen Benützungsräumen 32 Einzel­zimmer mit 115 Betten, die aber ohne große Mühe auf 135 vermehrt werden können, in diesem Neubau. Das Haus bedeutet einen ganz neuen Fortschritt im Gedanken der Fürsorgeerziehung. So umfaßt es 3 Abteilungen: ein Durchgangsheim, d. h. die jungen Leute dieser Ab­teilung arbeiten so lange im Heim, Garten oder Haushalt oder in der Werkstatt mit Meister und Gesellen, bis ihre Verhältnisse wieder in Ordnung gebracht sind. Daneben besteht noch ein Le h rl i n g s h e i m, d. h. die Angehörigen dieser Abteilung sind nur im Heim untergebracht und ver­bringen dort ihre freie Zeit, im übrigen arbeiten sie in freien Lehr- und Arbeitsstätten der Stadt. Als ganz neue Einrichtung besteht noch ein I u g e n d a s y l für jugendliche Wanderer und Obdachlose, Von diesem können manche in die andern Abteilungen übertreten, manche wandern nach empfangener Verpflegung weiter. Daß trotz größter Spar­samkeit auf dem Verein mit diesem Haus eine große Schul­denlast liegt, ist natürlich. Daß sie mit Hilfe seiner privaten Freunde, der staatlichen und kommunalen Aemter, zu deren Bestem das Haus arbeitet, überwunden werde, ist ihm zu wünschen. ^_^__^

Aus Stadt und Laud

Nagold, 8. September 1928.

Es ist unendlich schöner, sich zehnmal betrügen zu lasten, als einmal den Glauben an die Mensch­heit zu verlieren. Zschokke.

Kampf

Zum Sonntag

Allenthalben ist Kampf in der Welt. Es ist, als ob Kampf zum irdischen Wesen gehörte. Selbst durch das Christentum ist der Kampf nicht aufgehoben worden und soll es auch nicht, solange das Wort dessen noch Gültigkeit hat, der ge­sagt hat:Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, son­dern das Schwert." Es ist ein herbes, aber wirklichkeits­echtes Wort für Menschen, die auf der Erde wurzeln.

Wer weiß es. wenn er ringt und strebt, daß er auf einer Todestiefe schwebt?"

Aber etwas soll doch in unserm Kampf anders werden: wir sollen lernen, den Kampf anders anzusehen» und ihn auch anders zu führen. Der Zweck jedes rechten Kampfes ist nicht der Kampf selbst, sondern ein Ziel, das hinter ihm liegt, auf das er zustrebt, eine Lösung. Frieden. Aller Kampf, der dieses Ziel nicht erreicht, hat feinen Zweck verfehlt. Es kommt nicht darauf an. daß man kämpft, sondern daß manr echt" kämpft. Dorum soll man in allem Kampf die Berührungspunkte mit dem Gegner nicht mutwillig abschneiden, d. h. nie di« Friedsnsmöglich- keiten übersehen, sonst ist das Ende des Kampfes statt Friede oder Erlösung: Zerstörung. Wo das groß« Ganze, die letzte Einheit im Auge behalten wird, da verliert der Kampf an unberechtigter Schärfe, da ist man nachher noch dersell»«, der man vorher war; da weiß man, daß der Kamps nicht ein Dauerzustand arme Menschen sirck» die, die nur vom Kampf leben und sich -arm wohl fühlen. sondern nur Durchgang ist. Mau kann sich in diesem Durchgangs­punkt seines Lebens so verrennen, daß man keinen Ausweg mehr sieht, dann aber ist eben nichtrecht" gekämpft wor­den, dann hat man den Kampsernster" genommen, als er

zu nehmen ist: er ist und bleibt nur Durchgangspun«: ist seine Zeit vorbei, dann muß Friede sein, oder es war alles umsonst, ja zum Verderben. Darum konnte ein ganz Große« in der Geschichte von sich sagen:Ich habe einen guten Kampf gekämpft" und dennoch gleichzeitig seinen Freunden die Losung mitgeben:Soviel an Euch ist, haltet Frieden mit jedermann."^ Das gilt auch in einer Welt, die so voll Kampf wie die unsre ist. Denn der Kampf verhält sich zum Frieden wie di« Erd« zum Himmel.

Feste und Beraustaltungeu.

Sonntag

Nagold: 10.31 Uhr Abfahrt des Schwarzw.-Vereins zur Wan­derung TeinachEbhausen 2 Uhr Bezirksversammlung der staatl. Ruhestands­beamten imLöwen"

Treffpunkt Durchlaß Henenbergerstraße. 7 Ubr Tanzunterhaltung in derWaldluft" ' ^

3 Uhr Verbandsspiel auf dem Sportplatz an der Calwerstraße

Haiterbach: 1 Uhr Abmarsch zum Schauturnen des T.V aut demBuß*. . '

UnsereFeierstunden".

Der Hagenbecksche Tiergarten in Stellingen bei Ham­burg, die größte und schönste Tierschau der Welt, wird Deutschland verlassen, weil man sich in Deutschland wieder einmal nicht einig ist. Es bestehen Erenzstreitigkeiten zwi­schen Hamburg und PreutzdN, durch deren endgültige Fest­legung Hagenbeck steuerlich zu hoch belastet würde, sodaß sein Unternehmen nicht mehr lebensfähig bliebe.. Er geht nur nach Amerika. Das Titelblatt zeigt eine Aufnahme des Besitzers in einem Nordland Eldorado. Die übrigen Bilder lasten uns sehen: Die weltberühmto Wiener spani­sche Reitschule will demnächst in Deutschland gastieren, Die neuen Salzachbauten bei Hallein, Ein neues Königreich, Der Hauptplatz in Tirana, Das Welträtsel sowie die man­nigfaltigsten Momente aus dem Weltgeschehen.

tllk

Walddorf, 7. Sept. Die Ernteaussichten für Obst sind Heuer hiergut bis sehr gut', besonders in dem für hier be­kannten feinen aromatischen Tafelobst, vor allein m Gold­parmänen. Das Obst ist gesund und ohne Flecken und es ist eine Freude, die unter den schweren Lauen sich beugenden Aeste und Zweige zu sehen.

Dornstetten, 8. Sept. Einweihung des neuerbaute« Eewerbeschulhauses. Heute nachmittag findet die Einwei­hung des neuerbauten Eewerbeschulhauses u. des Schwimm­bades statt. Am 14. Juni 1922 ist, nachdem die Gewerbe­schule Dornstetten bis dahin durch nebenamtlich tätige Leh­rer versehen worden war, die erste Schulstelle an der Schule errichtet worden. Die Schülerzahl ist von etwa 100 im Jahre 1922 auf etwa 190 Schüler im laufenden Schuljahre gestiegen. Die Schüler stellen die Verbandsgemeinden Dorn­stetten, Aach, Glatten, Hallwangen und Schopfloch. Aus weiteren 1214 Gemeinden der Umgebung, die dem Schul­verband nicht angehören, kommen etwa 30 Eaftschüler.

Diese Schüler werden von zwei hauptamtlichen Ge­werbelehrern in acht Klassen unterrichtet. Nach Prüfung mancher Vorschläge,, neue und ausreichende Schullokale durch Einbauten in bestehende Eemeindegebäude zu gewin­nen, wurde am 28. Juli 1927 vom Gemeinderat beschlossen, neue Lokale durch Anbau an das im Jahre 1912 erstellte Realschulgebäude zu schaffen. Der Anbau ist 22,5 Meter lang und 15,2 Meter breit. Die verhältnismäßig großen Räume im Untergeschoß waren für die Unterbrin­gung von Werkstatträumen für die Schule zu groß. Werk­stätten sind für Gewerbeschulen auf dem Lande entbehrlich, weil der Lehrer, der regelmäßig ein volles Dutzend oder mehr Berufe zu unterrichten hat, an einen praktischen Un­terricht in der Werkstatt nicht denken kann. In die Real­schule ist 1912 ein kleines Schülerbrausebad eingebaut wor­den. Die Anlage ist seit Jahren nicht mehr betriebsfähig. Nun bot sich Gelegenheit, in die Untergeschoßräume ein richtiges Bad einzubauen.

Schönmünzach, 7. Sept. Der Brandstifter geständig. Der Anstifter des großen Brandes vom vorigen Monat, dem das Laborantenhaus hier zum Opfer fiel, hat nun nach langem, hartnäckigem Leugnen seine Tat eingestan- d e n. Er war ziemlich raffiniert zu Werke gegangen. Zum Beispiel ließ er seine Kinder baden, als erzündeln" ging. Nackt wurden das Feuer griff ja so schnell um sich des Täters Kinder aus dem brennenden Hause getragen, um ihn vor Verdacht zu schützen, einfach um den selber vom Brand Ueberraschten darzustellen. Motiv und zugleich Ent­schuldigungsgrund der Tat seine große wirtschaft­liche Not und dazu Arbeitslosigkeit der Familie Fink­berner. Kein Geld, kein Brot im Hause, bloß Schulden hin­ten und vornen, dazu vier kleine und kleinste Kinder. Trotz allem überstandenem Schreck wünscht man dem Angeklagten milde Richter um seiner Kinder willen. Wer den Brand der alten Sägmllhle beim Hotel Post legte, konnte noch nicht ermittelt werden. Finkbeiner bestreitet bis jetzt, an dieser Tat beteiligt gewesen zu sein.

Gerichtssaal

Fahrliißige Brandstiftung.

Tübingen, den 7. September 1928. Schöffengericht.

Am 27. Juni 1928 hat es im Heizungsraum der mechanischen Schreinerei-Werkstätte des Schreiners Christian Pfefferte in Schietingen OA. Nagold, mittags zwischen 5 und 6 Uhr ae- brannt und um 10 Uhr nachts in dem darüber liegenden Maschi­nenraum. Der fahrläßig. Brandstiftung angekl. war Pfefferte und der Hilfsarbeiter Carl Zinser. Vom Heizraum führt ein

zu nahe beim Dampfkessel gelagert werden, zum andern. o«d er keine Vorsichtmaßnahmen traf, eine llebertragung «ev Feuers nach dem oberen Maschinenraum zu verhindern. -A, Angeklagten ist ein Schaden von ca. 3500 Mark entstanoe , drei Meter entfernt liegt sein Wohnhaus, das keinen Scha erlitt. Der sachverständige Oberamtsbaumeister Kobele-At - steig mutz zugeben, daß die Werkstatt- und Heizräume beionoer enge sind und daß Angekl. keinen anderen Aufbewahrungs für sein Brennmaterial habe, als es der Fall sei. Es raue nicht unter allen vermeiden, daß bei dem Heizen sogen. ' teusel" entstehen. Viel komme es dabei aus die Witterung u

rohr, wie es Angekl. meint, enstanden ist. Die Oessnung u. Decke sei nach 8 87 der Bauordnung nicht zu beanstanden, greife hier 8 92 der Bauordnung Platz. Wohl sei möglich, v ein tunken vom Heirraum nacki dem Maschinenraum g«slo»