Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Doaaerstag, 8. September 1SL8.

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Einigungsverhandlung innerhalb der Kuomintang

London. 5. Sept. WieTimes" aus Schanghai meldet, wurde bei einer Reihe von Zusammenkünften der Kuomin­tangführer eine Verständigung zwischen der Nanking- und Kwangstpartei erzielt. Die Regierung werde dahin umge- bildet, daß Tschangkaischek und Huhanming gleiche Befug­nisse erhielten. Für Fengjuhsiang sei keine Stellung vor­gesehen worden.

Mkllembers

Stuttgart, 5 Sevtember.

Diamantenes Lehrerjubiläum. Prof. Franz Größter tonnte dieser Tage sein 60. diamantenes Lehrerjubiläum feiern? Prof. Größler, der vor kurzem in das 80. Lebens­jahr eingetreten ist, hat sich auch als Dichter und Schrift­steller in der literarischen Welt einen Namen erworben.

Einbrecher. Die je 20 Jahre alten Kellner Richard Denner und Hilfsarbeiter Otto Bauer in Stuttgart, beide, und besonders Bauer, trotz ihrer Jugend erheblich vorbestraft, führten im Mai d. I. in einem Geschäft in do» H i oschft o n ß e in StutftMt einen schweren Einbruchs­diebstahl aus, wobei sie 330 Mark erbeuteten. Denner kam mit 6 Monaten Gefängnis davon, Bauer erhielt 1 Jahr 3 Monate.

Stuttgart. 5. Sept. Warnung vor chinesischen Hausierern. Zn letzter Zeit mehren sich die Klagen über die immer mehr um sich greifende Verkaufstätigkeit chiaesischer Hausierer, die sogenannte .echte China­waren' insbesondere Porzellan, Tee u. a. beim Publi­kum zu hohen Preisen abzusetzen suchen. Zn Wirklichkeit handelt es sich zumeist um in Deutschland hergestellte Waren, die mit einem entsprechenden Stempel, um die Echt­heit vorzutäuschen, versehen sind und deren tatsächlicher Wert nur einen Bruchteil des geforderten bzw. erzielten Verkaufspreises darstellt. Es besteht daher Veranlassung, das Publikum, um es vor llebervorteilung zu schützen, vor dem Erwerb solcher Imitationen bei derartigen Hausier­händlern zu teuren Preisen zu warnen.

Schrankenlose Bahnübergänge. Wie aus einer Mittei­lung der Reichsbahndirektion hervorgeht, gibt es im Deut­schen Reich rund 41 000 Bahnübergänge ohne Schranken­verschluß. Daß aber auch die Anbringung von Schranken keine Gewähr für Unfallverhütung bietet, beweist die Tat­sache, daß in den ersten 6 Monaten dieses Jahres an be­schrankten Uebergüngen 308, an unbeschrankten nur 171 Unfälle vorgekommen sind. Die Schuld liegt eben meist bei jenen unvorsichtigen Motorradfahrern, die sich nicht daran gewöhnen rönnen, in der Nähe von Eisenbahnübergängen langsam zu fahren, so daß sie rasch halten können, wenn ein Hindernis auftaucht. Andererseits wird es bei dem riesenhaft angewachsenen Kraftverkehr nicht mehr zu um­gehen sein, bei sämtlichen Bahnübergängen weithin sichtbare selbsttätige Warnungssignale für Tag- und Nacht­betrieb einzurichten, die sowohl die etwaige geschlossene Schranke wie auch auf eine angemessene Entfernung das Herannahen eines Eisenbahnzugs melden. Die Reichsbahn behandelt diese wichtigen Fragen schon längere Zeit mit aller Sorgfalt.

Illingen. OA. Maulbronn, 5. Sept. (Das Reh im Bahnwärterhäuschen. Am Montag mittag horte der Schrankenwärter, der sich in der Nähe feines Wärter- Häuschens anfhielk, ein Geräusch. Als er sich umschauts, sah er, wie ein wildernder Hund ein Reh vor sich her trieb, das schon ganz abgehetzt war. Hilfesuchend sprang das Reh in das Hänschen, wonach ihm der Hund folgte. Ehe man jedoch dem Reh zu Hilfe kommen konnte, hatte ihm der Hund schon die Kehle durchgebissen und das Reh mußte dann vollends getötet werden, was durch den Jagdhüter im Beisein eines Jägers von Mühlacker ausgesührt wurde.

Reutlingen, 5. Sept. Todesfall. Der Verwalter des dem Bruderhaus gehörenden landwirtschaftlichen Gutes Gatsbühl, Christian Härten, ist im Alter von 80 Jahren an den Folgen einer Operation verschieden.

* Tübingen, 5. Sept. Kindsleiche. Gestern abend wurde von den Anwohnern der Bismarckstraße eine Kinds­leiche im Neckar gesichtet, die alsdann geborgen wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach lag die Leiche noch keinen Tag im Wasser.

Tübingen, 5. Sept. Todesfall. Stadtpfarrer a. D. Wilhelm Fischer ist gestern im Alter von 65 Jahren hier gestorben. Er war früher Stadtpfarrer in Lauffen a. N. Seit 1926 lebte er hier im Ruhestand.

Rottweil, 5. Sept. Im Eisenbahnzug ge stör- den. In dem kurz vor 9 Uhr in Rottweil eintrefsenden Zug erlitt der etwa 50 I. a. Schäfer Jakob Walter von Rottenacker einen Schlaganfall, an dessen Folgen er verschied.

Ebiuge«. 5. Sept. (Beanstandete Waagen und Gewicht«. Anläßlich der Kontrollierung der beiden letz­ten Wochenmärkte wurden nab-m 30 Personen angetroffen, die nicht vorschriftsmäßig nachgeeichte Waagen und Ge­wichte benützten oder bereit hielten. Die beanstandeten Ge­räte wurden in Beschlag genommen und die Halter der zuständigen Behörde angezeigt. Die Polizeibeamten sind an­gewiesen, demnächst weitere Kontrollen vorzunehmen.

Schechiugen OA. Aalen, 5. Sept. Ertappter Wil­derer. In letzter Zeit unterhielt sich der Förster von Hohenstadt auf einer Wiese mit einem jungen Burschen, der auf einem Sack sich und fein Vieh hütete. Währenddem inter- essierte sich -es Försters JagdhundBertel" für die Sitz­gelegenheit des Burschen. Vom Förster darauf aufmerksam gemacht, sagte der Bursche, daß er wegen Bauchschmerzen und des nassen Badens den Sack als Unterlage zum Sitzen mitgenommen habe. DaBertel" jedoch zudringlicher und unruhiger wurde, veranlaßte der Förster den Burschen zum Aufstehen. Kaum hatte sich dieser erhoben, als schonBertel" mit dem Sack im Maul schweifwedelnd vor seinem Herrn stand. Beim Nachsehen zog dann der Förster einen noch frischblutenden Feldhasen aus dem Sack. Diesem war der Hals mit einem Taschentuch abgeschnürt, damit er, nach den Angaben des Burschen, nicht so arg den Sack verbluten solle.

Friedrichshofen. 5. Sept. Vom Maybach-Molo, renbau. Direktor Dr. Maybach macht wieder durch die Erfindung einer Neuerung im Automobilbau von sich reden. Es handelt sich um das Maybach-Schnellgang- Getriebe, ein einfaches Vorgelege, das zu den übrigen Ge­schwindigkeiten des Wagens beliebig geschattet werden kann. Von besonderer Bedeutung für dcesen Maybach- Schnellgang ist seine Allgemein-Derwendbarkeit für Per jonenwagen, Omnibusse und Lastwagen.

Ravensburg. 5. September. Zusammenkunft de, oberschwäbischen Reiter. Der Reit- und Fahr­verein des Bezirks Ravensburg ruft sämtliche oberschwäbi­schen Reit- und Fahrvereine, überhaupt alle Reiter ehe­maliger Truppen, auf 29. und 30. September zu einer gemeinsamen kameradschaftlichen Zusammenkubnft nach Ra­vensburg. Geplant ist am 29. Sept. eine Empfangsfeier­lichkeit mit Aufführungen und am 30. Sept. Festgottesdienst beider Konfessionen, dann Gefallenenehrung, gemeinschaft­liches Mittagessen, Festzug und anschließend kameradschaft­liches Zusammensein. Der Festzug soll ausgeschmückt wer­den mit den verschiedenen Uniformen ehemaliger berittener Waffen.

Aus Stadl «ud Laub

Nagold, 6. September 1928.

Den Rat will ich dir geben, er ist zu allem nütz: Je ernster ist das Leben, je mehr brauchst du den Ditz! Zoosmann.

Getreidepreise und Steuerdruck

Die Verwertung der diesjährigen Getreideernte steht lewer wieder unter dem Druck, daß die Landwirte auch bei den niedrigsten Angebotspreisen verkaufen müssen, um bares Geü> zu bekommen, weil sie damit ihren Verpflichtungen Nachkommen müssen. Zum Teil ist die diesjährige Ernte durch Kredite vorbelastet, die im vorigen gewährt

wurden und die infolge der mangelhaften Beschaffenheit der Ernteeingefroren" sind. Weitere Kredite sind füllig, wenn auch nicht mehr in dem Umfang wie in den Vorjahren. Da­gegen hat die Zinsenbelastung eine Höhe erreicht, die weit über der Vorkriegsbelastung liegt. Ganz erheblich aber ist der Druck, der durch das Ausland, durch die gute Ernte in Nordamerika, auf den Preisstand des einheimischen Getrei­des hervorgerufen wird. Diese Preisentwicklung macht nicht nur der Landwirtschaft ernste Sorgen, sondern man erwägt auch in Regierungskreisen die Möglichkeiten des Eingrei­fens. Man erblickt die Mittel zur Abhilfe hauptsächlich auf dem Gebiete der Erntefinanzierung als gegeben. Der Landwirtschaftliche Hauptverband Würt­temberg und Hohenzollern hat sich nun an das Landes- finanzamt Stuttgart gewendet, indem er unter Darlegung der Verhältnisse ersucht, die Finanzämter an zu- weisen, daß im gegenwärtigen Zeitpunkt von der Beitreibung rückständiger Steuern vollständig abgesehen wird.

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Fliegerbesuch

Gestern um die Mittagsstunde zog ein Flugzeug wohl 10 Minuten lang seine Kreise und Schleifen über unserer Stadt. DasFliegaa" der Kinder, die den großen Vogel so dicht über den Dächern hinwegstreichen sahen, übertönte laut das Getöse des Motors und die Erwachsenen werden sich Ge­danken über den Zweck dieser Fliegerkunftstücke gemacht haben. Wir können da etwas verraten, aber es darf ja nicht weiter- gesagt werden, es soll nämlich eine Ueberraschung werden! Es war ein Flugzeug aus Böblingen, das von der Nagold- und Waldachkorrektion, sowie vom neuen Bezirkskrankenhaus Auf­nahmen machte. Diese werden anläßlich der Einweihung in einer umfangreichen Festschrift des Nagolder Tagblattes »Der Gesellschafter" veröffentlicht. Die eine oder andere Aufnahme wird auch vielleicht als Postkarte zum Vertrieb gelangen.

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Erweiterung der Bersscherrrnospflichkgrenze in der An- geskelllenversich«rung. Durch Verordnung des Reichs- arbeiksministers vom 10. August 1928 ist die Versicherungs­pflichtgrenze mit Wirkung vom 1. September 1928 von jährlich 6000 NM. auf jährlich 8400 AM. erhöht worden. Es gilt vom 1. September 1928 an die bisherige Gehalts­klasse ss (Beitrag 20 NM.) bei einem monatlichen Arbeits­verdienst von mehr als 400 RM. bis zu 500 RM., die Gehalksklasse O (Beikrag 25 RM.) bei einem Arbeitsver­dienst von mehr als 500 NM. bis zu 600 RM., die Ge­halksklasse 11 (Beikrag 30 RM ) bei einem Arbeitsverdienst von mehr als 600 RM. Jeder Pflichtversicherte Kanu jeder­zeit in einer höheren als der feinem Einkommen entsprechen­den Gehalksklasse Beiträge zahlen. Pflicht- und freiwillig Versicherte können sich auch in den Beitragsklassen ss mit einem Monaksbeikrage von 40 RM. und K mit einem Monaksbeikrage von 50 RM. freiwillig höher versichern. Alle Anwartschaften ln der Angestellkenversicherung gelten bis zum 31. Dezember 1925 als aufrechkerhalken. Die zur Aufrechterhaltung der Anwartschaft etwa noch erforderlichen Beiträge für 1926 können bis zum Schluß des Jahrs 1928, die für 1927 bis zum Schluß des Jahrs 1929 nachenkrichtet werden.

ep. Die Diätschwester ein neuer Frauenberuf. Wie dieMünchen-Augsburger Abendzeitung" berichtet, zieht jetzt in Partenkirchen eine Ausbildungsstätte für die Diät­schwestern in 3monatlichem bzw. 12monatlichem Kurs auf. Die Diätschwester soll dazu beitragen, eine gesunde Volks­ernährung in der großen Masse unseres Volks zu ver­breiten, um den verschiedenen Anforderungen an die Diät­küche gerecht zu werden. Da die Aerzte bei der Behandlung innerer Krankheiten mehr und mehr moderne Diät verord­nen, Reformgeschäste der Großstädte, aber auch Küchen modern denkender Sanatorien, Kuranstalten, Hotels, Pen­sionen usw. immer dringender nach Beraterinnen oder neu­zeitlichen Küchenmeisterinnen verlangen, so bietet sich der ge­bildeten Frau mit diesem Beruf ein neues und dankbares Arbeitsgebiet.

G

Hochdorf, 5. Sept. Die Hopfenernte ist im vollen Gange. Die Hopfen sind sehr schön ausgewachsen und von schöner grüner Farbe, so daß bei uns eine prima Qualität gekauft werden kann. Die Ernte wird in etwa 5 bis 8 Tagen beendet sein.

Talw, 5. Sept. Aus dem Gemeiuderat. Wie in frü­heren Jahren, so hat der Gemeinderat vor der Aufstellung des Gesamtetats den Hoch- und Tiefbauetat auch diesmal vorbe­raten. Angesichts der erheblichen Mehraufwendungen für die neue Besoldungsordnung mußte das Bestreben zu äußerster Sparsamkeit vorherrschen. Stark in Erscheinung trat der Man­gel an Schulrüumrn, der sich in Volks-, Mittel-, Gewerbe- und höheren Schulen in dm nächsten Jahren noch verschärfen dürste; es muß also an einen weiteren Ausbau der höheren Schulen in dm allernächsten Jahren gedacht werden. Für die dringmd notwendige Instandsetzung des Rathauses, für die Friedhos- kapelle, für dm Ealwer Hof werden größere Ratmbeträge ein­

gestellt. Insgesamt beziffern sich die Aufwendungen für den Hochbauetat auf 22708 (im Vorjahr 19960ch). Der Tiefbauetat erfordert 26810 (im Vorjahr 29570ch) und zwar hauptsächlich für Pflasterungen und Teerungen der Straßen, für die Nagoldreinigung und für die Instandhaltung des Friedhofs.

Baiersbroua, 5. Sept. Gin Wohngebäude abgebraunt.

Gestern nachmittag entstand aus bisher unbekannter Ursache ein großes Schadenfeuer in dem Anwesen des Bauunterneh­mers Karl Fa ißt. Das Gebände, das in der Gewandung Wasen liegt,war alsbald in Flammen gehülttsso daß es den Umwoh­nern nur noch möglich war, das Vieh und etwas Mobiler zu retten. Die rasch erschienene Baiersbronner Feuerwehr war infolge vollständigen Wassermangels zur Untätigkeit gezwungen. Zum Glück herrschte Windstille, sodaß die benachbarten Häuser und der nahe Wald vom Feuer verschont blieben.

Kleine Mächten ans aller Welt

Reichspräsident von Hindenburg Ehrenbürger von Li«, bmkhal. Aus Anlaß der 650-Iahrfeier, die in den Tagen vom 1-4. September skattfindel, hat die Stadt Liebenthah in Schlesien dem Reichspräsidenten von Hindenburg das Ehrenbürgerrecht verliehen. Der Reichspräsident hat diese Ehrung mit dem Ausdruck des Danks angenommen.

Heinedenkmal in Düsseldorf. Der Finanzausschuß der Stadtverordnetenversammlung in Düsseldorf hat dem Kol­legium vorgeschlagen, 10 000 Mark für ein Heinedenkmal zu bewilligen in der Erwartung, daß in der Bürgerschaft die übrigen Mittel aufgebracht werden. Heine ist be­kanntlich in Düsseldorf geboren.

Nobile vor einer schwierigen Operation. Eine neue ärzt­liche Untersuchung Nobiles hat außer der Beinverlehung, die er sich beim Absturz der .Italic" zuzog, einen Bruch des rechten Arms festgestellt. Da dieser Bruch in den letzten drei Monaten stark verwachsen ist, wird eine schwierige Opera­tion notwendig.

Der Fall Stinnes. Das Reichsfinanzministerium teilt mit, daß seitens des Ministeriums keine Akten detr. das angebliche Lockspitzelvorgehen des Reichskommissars Heinz­mann abgegeben worden seien. Die Angabe von Stinnes sei unbegründet.

Verbotene Geldsammlungeu. Der Berliner Polizeipräsi­dent hat alle Sammlungen zu vaterländischen oder wohl- tätigen Zwecken auf Straßen und Plätzen oder an sonstigen öffentlichen Orten als Belästigung des Publikums verbalen.

Nervöse Ueberreizung der Jugend. Gestern wurde ge­meldet, daß der 17jährige Unterprimaner einer Berliner Oberrealschule, Schumann, seinen Lehrer und seine Mit­schüler in einem Anfall von Verfolgungswahn mit dem Re­volver bedroht habe. Diese Darstellung ist nicht ganz zu­treffend. Der junge Mann, der zu den strebsamsten Schülern zählte, nicht rauchte und keinen Alkohol genoß, litt an ner­vöser Ueberreizung und sprang mitten im Unterricht aus dem Klassenzimmer, um sich selbst zu erschießen. Der Junge ist, wie sein Vater (Direktor des Leidnizgymnasiums in Ber­lin) erklärte, ein Opfer des neuzeitlichen Schulsystems in Preußen, das mit den Kräften der Jugend Raubbau treibt. Nach 68stündigem Vormittagsunterricht und oft langem Heimweg haben die Schüler, besonders in den Oberklassen, oft noch stundenlang an Hausaufgaben zu arbeiten, und unter dieser Last müsse ein strebsamer Schüler zusammen­brechen, während mittelmäßige Schüler die Dinge ruhig an sich herankommen lassen, weil sie von vornherein überzeugt sind, das Geforderte doch nicht leisten zu können. Bekannt­lich ist auch von verschiedenen Universitäten schon Klage ge­führt worden, daß das heutige Schulsystem den Wert aus das Vielerlei lege, daß dagegen die frühere Gründ­lichkeit, auf die es bei der Vorbildung zum Universitäts­studium besonders ankomme, mehr und mehr zu vermissen sei.

Ein großer Berliner Jurvelendiebslahl halb aufgeklärt. Am 29. Juni d. I. waren in einem Juwelengeschäft am Kurfürstendamm in Berlin Wertsachen im Betrag von etwa 90 000 Mark durch Einbrecher gestohlen worden. Bei den Inhabern eines kleinen Zigarrengeschäfts, Aron Waletzki und Joel Altmann in der Kantstraße in Charlottenburg, sind nun Teile jenes Diebstahls gefunden worden. Die Po­lizei war auf die beiden Hehler dadurch aufmerksam ge­worden, daß zwei Juwelenräuber, die aus München nach Berlin gekommen und dort verhaftet worden waren, nach Waletzki gefragt haben. Altmann und Waletzki scheinen die Mittelsleute und Hehler einer weitverzweigten inter­nationalen Bande von Juwelenräubern zu sein. Beide sind verhaftet.

Nikotinvergiftung als Ursache eines Autounglücks. Am 11. März d. I. war ein Kraftwagenführer in Berlin in eine Gruppe marschierender Reichswehr hineingefahren, wobei vier Soldaten schwer und mehrere leicht verletzt wurden. In der Gerichtsverhandlung, die dieser Tage stattfand, gab er an, als er die Militärkolonne erblickt habe, habe er aus» weichen wollen, aber er habe plötzlich eine Benommenheit verspürt, und dabei das Ausbiegen versäumt. Der Ange­klagte litt tatsächlich, wie ein ärztliches Zeugnis bescheinigte, an starker Nikotinvergiftung, er pflegte nämlich 50 und mehr Zigaretten täglich zu rauchen. Der Sachver­ständige sagte in seinem Gutachten, eine derartige Nikotin­vergiftung könne plötzliche Ohnmachtsfälle Hervorrufen. Das Gericht kam zu einer Freisprechung.

Ehrlicher Finder. In Köln fand eine seit längerer Zeit stellenlose Büroangestellte den Geldbetrag von 13 000 Mk.» der in ein Taschentuch gehüllt war. und lieferte ihn bei der Polizei ab. Merkwürdigerweise hat sich noch kein Ver­lierer gemeldet.

Wegen eines Bubikopfes erhängt. In Düsseldorf äußerte die Frau eines Arbeiters die Msichk, siH.^"?" Bubikopf schneiden zu lassen. Der Ehemann erkmrre, wenn sie das tue, werde er sich erhängen. Am letzten Fre tag führte die Frau ihr Vorhaben wirklich aus. Äm Mon­tag fand man den Mann an der Kellertür erhängt aus.

Zur Verhütung von Beamtenunkerschlcr-Mugea- ^

Oberbürgermeister der westfälischen Stadt Bottrop» De- Baur, hat cm seine Beamtenschaft folgende Verfügung er­lassen:Die besondere Eigenart des Kassendienstes muP bezug aut die allgemeinen Dienstpflichten immer beruckM" tigt werden. Werden Unregelmäßigkeiten oder Diem. Widrigkeiten bekannt, so sind die Beamten verpflichtet, Ick dem Leiter der Steuer- oder Kämmereikasse oder dem z ständigen Abteilungsleiter Anzeige zu erstatten. Der " griff der Unregelmäßigkeiten c^»«r Dienstwidrigkeien i möglichst weit zu fassen. Er bezieht sich auch auf das P r