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Nagolder TagblattDer Gesellschafter«

Montag, 3. September 1928

Philippinen, in Persien, Marokko, Westafrika, Südwest­afrika, Bolivien, Brasilien, Chile, Columbien, Guatemala, Haiti, Mexiko, Peru, Venezuela, den Bereinigten Staaten, in Argentinien zu besetzen hatte. Leider waren nicht für alle offenen Stellen geeignete Bewerber nachzuweisen. Dennoch erzielte die Stellenvermittlung beachtliche Erfolge; sie konnte beispielsweise allein in Spanien 65 Stellen be­setzen.

Ailderkraut. Am Freitag kam in Möhringen a. F. der erste Eisenbahnwagen Filderkraut zur Verladung. In Stuttgart wurde schon die ganze vorige Woche auf den durch die Straßen ziehenden Fuhrwerken der Filderbauern in üblicher Weise schönes Kraut ausgebote" »ni» gern aus­genommen.

Aus dem Lande

Waiblingen. 2. September. Ob st bau tag. Vom 29. September bis 1. Oktober wird hier der 16. Obstbautag ab­gehalten in Verbindung mit einer Obstausstellung des hie­sigen Bezirksobstbauvereins. Auf der Tagesordnung des Obstbautags steht ein Vortrag von Obstbaudirektor SchaaI über die Obstabsatzregelung.

Lauffen a. N.. 2. Sept. Im Schlaf aus dem Zug gefallen. In der Nähe des Nordheimer Bahnhofs stürzte gestern nacht ein aus Hannover gebürtiger, dem Regiment Nr. 16 angehöriger Unteroffizier wohl in schlaf­trunkenem Zustand aus dem Wagen eines Militärtransport­zugs und war sofort tot.

Heilbronn. 2. Sept. Das industrielle Wachs­tum Heilbronns. Nach einer Aufstellung des städ­tischen Steueramts sind seit dem Jahr 1921 765 neue in­dustrielle Betriebe, davon 2 steuerfrei, entstanden mit einem Steuerkapital von 480 505 Mk. 12 Betriebe sind noch nicht zur Steuer veranlagt.

Stödtlen OA. Ellwangen, 2. September. Todesfall. An den Folgen eines Schlaganfalls verschied im 65. Lebens­jahr Schultheiß Benedikt Staiger.

Neresheim, 2. Sept. Der ganze Viehbestand vernichtet. Der ganze Pferde- und Viehbestand, fünf wertvolle Pferde und 13 Stück meistens Großvieh, des Mühlereibesihers 3os. Häußler zur Schlagweidmühie in Aufhausen am Schenkenstein ist vermutlich durch Pilz- futter-Vergi-ftung verendet. Der Schaden ist durch keine Versicherung gedeckt.

Aas Stadt uad Land

Nagold, 3. September 1928.

Als aus Eden verbannt untröstlich Eva sich härmte, schenkte der Herr ihr das Kind, daß sie der Tränen vergaß. Geibel.

Vom Soautag

Schon leuchten in den Wiesen im bleichen Violett die schlanken Köpfe der Herbstzeitlosen, die Touristen begegnen uns mit dicken Sträußen von Heidekraut, die Schwalben sammeln sich zu Uebungsflügen, die Nächte kühlen merklich (v. Samstag auf Sonntag 2 Grad über 0), die Apfelbäume sind mit Früchten schwer beladen alles Zeichen und Vor­boten des nahenden Herbstes. Und doch, wie schön können noch Spätsommertage sein, auch wenn sie schon den Stempel des Herbstes tragen, wie schön diese duftigen, sonnigen Mor­gen und Mittage, wie frisch und unverbraucht die Luft in unseren dunklen Tannenwäldern. Wir wollen hoffen, daß der gestrige Sonntag ein Vorbild für noch kommende Tage sein möchte, auf das Jahr 1928 mit goldenen Lettern eingetragen steht: sonniger Sommer, goldener Herbst. Auch wenn die Silbernebel in der Frühe wallen, wenn hoch der Mond in goldener Fülle steht und wie eine Frucht am Baume des Himmels schaukelt, und die Luft am Abend vom Erillensingen erbebt, können wir noch Tage der Schön­heit und Herrlichkeit erleben.

Der Sonntag stand nicht minder unter dem Zeichen der Kinderschuleinweihung wie der Samstag, denn eine kleine Wallfahrt ging den ganzen Tag über zu dem Neu­bau, in dem unsere Jugend fröhliche fruchtbringende Stun­den verbringen soll. Den Bericht über die Einweihung müssen wir aus Platzmangel und übermäßig viel vorlie­gendem Stoff mit anderem auf die morgige Ausgabe ver­schieben. Gestern durften wir hier auch noch das Missionsfest und die Einweihung des Turnplatzes des Turnvereins feiern. Der Sportverein war zu seinem diesjährigen ersten Verbandsspiel nach Esslingen gefahren und konnte sich dort einen Sieg erringen. Wie verständlich zeigten die Straßen bei dem schönen Sommerwetter einen recht regen Verkehr, will doch jeder Autler und Motorradfahrer die wenigen für ihn noch günstigen Tage recht kräftig ausnützen.

Turnplatzeinweihung des Turnvereins Nagold

Zwischen Schloßberg und der Nagold hat einer seinen Wohnsitz und der hat's Wort: »Kommt zu mir, ich will Euch führen in ein Sonnenland, wo Jugend unter Jugend und das Alter unter der Jugend fröhlich ist, wo Quellen der Jugend­lust unversiegbar rauschen und und Lebensströme erwecken, die, aus der Vergangenheit gebaren. Euch mit der Gegenwart eins und für sie stark machen, und die Euch für die Zukunft stählen und festigen für den Daseinskampf. Kommt zu mir, hier könnt Ihr körperlich gesund und kräftig werden, hier empfangt Ihr die körperlichen . Grund lagen für Bewährung und Fortkommen in Eurem Beruf, hier wird Euch ein Ausgleich gegen die Schä­digungen an Leib und Gesundheit, denen mehr oder weniger ein jeder in jedem Beruf ausgesetzt ist, da jeder Beruf unmit­telbar ungünstige Einwirkungen auf körperliche Entwicklung und Gesundheit im Gefolge hat oder aber zum mindesten ein­seitig begünstigt und auch den Körper nur einseitig beansprucht. Kommt zu mir, ich biete Euch durch Geräte- und Freiübungen, durch Laufen, Springen, Werfen eine wertvolle Durcharbeitung des Körpers und wenn Ihr noch endlich bedenket, daß turne­risch« Betätigung auch zielbewußte Charakterbildung im Ge­folge hat, so wird man sich nichts Klügeres, Besseres, Wert­volleres ersehnen, als mein Freund und Gast sein zu dürfen«, llnb der so spricht, das ist der Turnplatz des hiesigen Turn­vereins der schon vor Jahresfrist mit großem Opferwillen von Turnern und befreundeter Seite erworben und ausgebaut wer­den konnte. Wenn man auch schon den ganzen Sommer über auf chm sich tummelte und seine weisen Ratschläge befolgte, so ward er doch gestern erst offiziell seinem Zweck übergeben.

An dem herrlichen Sonntagmorgen flatterten die Turner­wimpel von den Masten des Platzes und ein munteres Völk­chen, gewillt zu ernster Turnarbeit, war angetreten, den Gichen-

kranz zu erringen. Im ganzen waren es 55 Turner, Turner­innen, Zöglinge und Schüler im Einzel- und Vereinswettkampf. Man konnte wirklich gute Leistungen an Geräten u. im volks­tümlichen Turnen sehen und man mußte an den wohldurch- gebildeten Körpern seine Freude haben. Am Nachmittag be­grüßte nach einem Festzug durch die Stadt Vorstand Braun das Turnvolk und die Gäste, worauf Stadtschultheiß Maier seinerseits vor allem die zum Festtag des Turnvereins erschie­nenen Brudervereine von Ebhausen, Rohrdorf und Wildberg im Namen der Stadt willkommen hieß. Er lobte die Kamerad­schaft und Freundschaft der Turnvereine untereinander. Die Freude sei erst die richtige, wenn sie von Freunden geteilt würde, denn nichts sei wahrer, denn: »Geteilte Freude ist doppelte Freude«, die Freude am neuen Turnplatz. Alle Befürchtungen über eine Zerstörung des Turnplatzes durch die Korrektion könne man nach Vollendung des Werkes heute als beseitigt ansehen und Turnverein und Schulen seien zu diesem herrlichen Platz nur zu beglückwünschen. Er spricht die Bitte aus, daß die Turner um die Erhaltung des Platzes mit seinen schönen An­lagen bemüht sein möchten und wünscht dem Turnverein alles Gute und blühendes Wackstum. Anschließend fanden die Ver­einswettkämpfe statt, aus denen Nagold als Sieger hervorgehen konnte. Das Freundschafts- und Uebungstzandballspiel fand in Wildberg seinen verdienten Sieger.

Das Spiel zeigt im Anfang etwas Zerfahrenheit auf Nagolds Seite. Bei Wildberg, welches die größere Spielerfahrung bat, machte sich ein starker Zug aufs Nagolder Tor bemerkbar, aber vorerst ohne Erfolg. Nagold kommt durch schönen Durchbruch des jugendlichen talentierten Halbrechten zum Führungstreffer. Wildberg strengt sich nun mächtig an und kann trotz des sich allmählichen Zusammenfindens der Nagolder das Spiel in des Gegners Hälfte drängen. Kurz vor Halbzeit gelingt der Aus­gleich. Nach Seitenwechsel finden sich beide Mannschaften gleich und verteiltes Feldspiel herrscht vor. Die bessere Technik der Wildberger Mannschaft läßt sie immer stärker vors Nagol­der Tor ziehen, doch Nagolds ausgezeichneter Torhüter ist auf der Hut. Die Gäste vermögen nun durch schönes Zuspiel und

schnelle Durchbrüche zweimal den Ball ins Nagolder Tor zu senden. Darauf strengt sich N. noch einmal mächtig an und kann nun sogar die Wildberger teilweise sehr stark in der Hälfte drängen. Es gelingt, ein Tor aufzuholen. Mit dem Schluß­pfiff konnte Nagolds Mannschaft mit Befriedigung auf ihr erstes Spiel zurückblicken. Mit berechtigter Zuversicht heißt es nun weiter zu arbeiten, denn nur Uebung macht den Meister.

Der Abend sah die Turngemeinde im Löwensaal zu einem Familienabend vereinigt, wo man es sich bei gutem Besuch wohl sein ließ und vergnügte Stunden verbrachte. Zunächst hielt der Vorstand einen kurzen Vortrag über Turnvater Jahn dessen 150. Geburtstag wir Heuer begehen dürfen. Später kamen noch Vorträge von den Damen Raisch und Martini lustige Anekdoten von einem Turnbruder Keller der Stutt­garter Turngemeinde. Der Tanz durste natürlich bei unserer beweglichen Jugend nicht fehlen und wem es bei all dem nicht gefiel, dem ist nicht mehr zu helfen. Darum ihr deutschen Männer und Frauen und deutsche Jugend, steht nicht abseits kommt auch ihr zum deutschen Turnen, Ihr erweist Euch selbst den größten Dienst!

Volkstümlicher Bierkampf der Turner. Außer Konkurrenz. Rudi Ade I. Pr. 93 Punkte. Adolf Leypold 1. Pr. 76, Mh, Dürr 2. Pr. 73, Wilhelm Herrgott u. Mar Hörger je 3. Pr. Eugen Stikel 4. Pr. 69, Wilhelm Kugel 5. Pr. 68, Erwin Rentschler 6. Pr. 64, Fr. Lauk 7. Pr. 57, W. Günlher und

H. Deuble je 8. Pr. 42, Fr. Müller 9. Pr. 41, W- Luginsland 10. Pr. 35. Volkstümlicher Siebenkampf der Zöglinge (alt.) Eugen Braun 1. Pr. 141 Pkt., O. Walz 2. Pr. 136 (erschwerte Uebungen der Oberstufe), H. Walz 3. Pr. lll, E. Mergenthaler 4. Pr. 108, O. Eiting 5- Pr. 107, Rob. Roller 6. Pr. 100. Eug. Breuning 7. Pr. 89, Gustav Raisch 8. Pr. 84. Volks­tümlicher Siebenkampf der Zöglinge (jüngere) Emil Stikel

I. Pr. 117 Pkt., Alfred Fortenbacher 2. Pr. 105, Fr. Finken- beiner 3. Pr. 103, Fr. Martini 4. Pr. 88, Karl Kläger 5. Pr. 84, Paul Hezer 6. Pr. 78. Volkstümlicher Bterkampf der Tur­nerinnen. Hilde Huß 1. Pr. 98 Pkt. Anna Häußler 2. Pr. 81, H. Braun und H. Fischer je 3. Pr. 77, Lydia Spöhr u. B.

Voranschlag 1928 im Gemeinderat

Einbau eines Grundablaffes am Rapp-Benz'schen Wehr / Die Gesamtkosten für die Korrektion bewegen sich im Rahmen des Voranschlags / Etat 1928: Einnahmen 268279 Mk. Ausgaben 493718 Mk. 20prozentige Amlage auf Grund-, Gebüude- und Gewerbekataster

Gemeinderatsfitzuug vom 29. August 1928

Anwesend: Der Vorsitzende Stadtschultheiß Maier und 1.4 Ge­meinderäte. Abwesend; Die Gemeinderäte Jlg und Walz entschuldig!.

Mitteilungen: Im Einlauf befindet sich eine Einladung des I. evang. Stadtpfarramts an den Gemeinderat zur Ein­weihung des Kinderschulneubaus am 1. Sept, ein Erlaß der Ministerialabteilung für die höheren Schulen, wonach für den nach Wangen versetzten Studienassessor Harder der Stu­dienassessor Karl Haug als Hilfslehrer an die Realschule mit Lateinabteilung ernannt worden ist, ein Erlaß der Mini­sterialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung, wo­nach die ortspolizeilichen Vorschriften der Stadlgemeinde über dem Verkehr mit Berguügungsbooteu in das Wafserreckts- buch eingetragen worden sind. Nach dem Bescheid der Ober- postdirektion ist die Benützung der Kraftpostlinie Nagold- Pfalzgrafenweiler vom Januar bis Juni von durchschnitt­lich 5 Personen auf 3,5 Personen zurückgegangen. Die O.P.D. beabsichtigt deshalb, im Winterdienst nur 2 Postkurfe statt bisher 3 zu fahren. Es ist eine bessere Benützung sowohl für die Hin- wie für die Herfahrt zu wünschen, da sonst die Ge­fahr besteht, daß die Linie nicht bestehen bleibt. Fortsetzung der Waldachkorrektion von der Brücke beim Wehr T 62 und T 63 bis zum Einlauf des Gebr. Theurer'schen An- terkauals in die Waldach: Ein Gesuch von über 50 Grund- und Gebäudebesitzern vom April ds. Js. macht darauf auf­merksam, daß die großzügig durchgefuhrte Waldachkorrekrion nicht zur vollen Wirkung kommen kann, wenn nicht am Rapp- Benz'schen Wehr etwa durch Einbau eines Grundablaffes und durch Erbreiterung des Flußbettes dafür gesorgt werde, daß möglichst das ganze Hochwasser ungehindert in den neuen Fluß­lauf eintreten kann. Durch diese Absenkung des Hochwasser­spiegels würde das ganze Gebiet innerhalb des alten Alten­steiger Eisenbahndamms und des Werkkanals erst eine spür­bare Entlastung vom Hochwasser erfahren. Die Gesuchsteller bitten dringend vor diesem notwendigen Schlußstück des Unter­nehmens nicht mehr Halt zu machen und im Interesse des ganzen Unternehmens die erforderlichen Mittel zu bewilligen. Das staatl. Wafferkraftamt hat das Gesuch geprüft und Vor­schläge über die Abhilfe gemacht. Darnach wird das Gesuch als berechtigt anerkannt und in der heutigen Sitzung von Bau­rat Großjohann und Bauinspektor Bauer nähere Erläuterun­gen gemacht. Es wird vorgeschlagen, in das feste Wehr einen 44/s m breiten Grundablaß einzubauen und die Waldach gegen die sog. Schützenwiese zu erbrertern, wodurch sich nebenbei be­merkt wieder ein geeigneter Gänsegarten schaffen läßt. Außer­dem wäre auf der rechten Waldachuferseite ein etwa I V, in breiter und SO cm hoher Hochwafferdamm zu führen. Durch diese Maßnahme würde eine geschloffene Hochwafferabführung trotz des etwas engen Profils der oberen Waldachbrücke und eine erhebliche Senkung des Hochwafferspiegels erreicht. Die Kosten belaufen sich insgesamt auf 23000 an denen sich der Staat beteiligt, da sie im Rahmen des Gefamtvoranschlags sich bewegen. Der Gemeinderat anerkennt ebenfalls die Not­wendigkeit und Zweckmäßigkeit der Korrektionsmaßnahmen und stimmt der Ausführung unter der Voraussetzung der Beteili­gung des Staats und ferner unter der weiteren Bedingung zu, daß die Triebwerksbesitzer bei den Veränderungen des Wehrs entsprechendes Entgegenkommen zeigen, ebenso die angrenzen­den Gartenbesitzer zur Anlegung des Hschwafferdamms, der gleichzeitig ein Zugangsweg für die Gemüsegärten bilden könnte. Bei dieser Gelegenheit wird weiter milgeteilt, daß sich die Ge­samtaufwendungen für die Nagold- und Waldachverbefferung im Rahmen des Kostenvoranschlags bewegen und ein Mehr­aufwand für die Stadt gegenüber der ursprünglichen Belastung sich nur durch die während des Baus beschlossenen Verbesse­rungen wie z. B. den Kanal am linken Nagoldufer (Enwässe- rung des Schloßbergs), den Mehraufwand für die Eisenbeton­stege, für die Ufermauern oberhalb der Lindenstraße (dort wa­ren keine Fußmauern vorgesehen), für die vom Gemeinderat gewünschte Erbreiterung der neuen Lindenstraßenbrücke von 4 auf 4,6 m Fahrbahn, dem Bau der Endstrecke des Kreuzertal- bachs, insgesamt etwa 30000 woran es die Stadt etwa 12000 3LF trifft. Dazu kommt der städt. Anteil für den eben- beschlossenen Grundablaß.

Sonstiges : Ein Gesuch um Nachlaß einer Holzgeldfchuld aus dem Jahre 1927, für die der Käufer nicht in den Besitz des gekauften Brennholzes gekommm sein soll, muß der Fol­gen wegen abgelehnt werden.

Beratung der Voranschlag» für 1928: Der Hauptoor- anschlag für 1928 ist dem Gemeinderat mit einem Vorwort des Vorsitzenden zugestellt worden. Daraus ist zu entnehmen,

daß der Voranschlag der Stadtpflege für das Rechnungsjahr

1928 die gleiche Anspannung zeigt wie für 1927. Der beim Rechnungsabschluß 1926 vorhandene Abmangel von 2l 526 ^ ist zwar für 1927 auf 7 986 »4k zurückgegangen, ebenso ist die einmalige Position Hochwasserschaden von 30 000 »4k wegge- sallen (weitere 30000 »4t sind bekanntlich durch Schuldauf­nahme gedeckt). Dagegen sind die Anforderungen an die lau­fende Verwaltung gegenüber 1927 erheblich gestiegen. Die Steigerungen haben ihren Grund in der Hauptsache in den Mehraufwendungen auf Straßen, Wege und Kanäle, auf den Zinsen- und Tilgungsdienst der Schulden, auf die Schulen, für die Besoldung der Beamten, Lehrer und Angestellten und an Löhnen für die Arbeiter und in der weiteren Steigerung des Amtsschadens. Der derzeitige Gesamtschuldenstand von 549 426 »4k setzt sich zusammen, aus Baudarlehen zum Wie­derausleihen 57 000 »4k, zum Wohnungsbau Haiterbacherstraße 34000 »4k, der Wohnungskreditanstalt 11665 »4k, für Wafser- werkserweiterung 18 483 »4k, Aufwertungsschuld eines Gebäude­kaufpreises 8000 »4k, Hochwasserschäden 30000 »4k, Grunder­werbungen 10000 »4k, Straßenbewalzungsschuld 51 000 »4k, Bezirkskrankenhausschuld 10 000 »4k, Kleinkinderschulschuld 20 000 »4k, Nagold- und Waldachkorrektion 299 000 »4k. Der bei letzterem Unternehmen der Stadt verbleibende Aufwand be­läuft sich voranschlagsmäßig auf 150 000 »4k, jodaß bei Ab­schluß des Unternehmens durch die Staatsbeiträge noch§l49000 »4t abzutragen sind. Dem derzeit erlaubten Schuldenstand von 400 000 »4k stehen noch Ausleihungen von Baudarlehen und Kaufpreisforderungen in erheblichem Umfang gegenüber. Der Vorkriegsschuldenstand belief sich auf rund 320000 »4k. Für die Tilgung der Hochwasser-, Kleinkinderschul- und Bezins- krankenhausschuld wird eine 30jährige Frist, ab 1. April 1926, der Nagold- und Waldachkorrektion eine 35jährige ab 1. April

1929 vorgesehen. Der Stadtwald wirft bei einer Gesamtein­nahme von rund 204000 »4k einen laufenden Ueberschuß von 70 000 »4k ab, sodaß also 66°/o des Rohertrages wieder in den Wald hineingesteckt werden. Die jungen Kulturen haben die Trockenheit ds. Js. noch verhältnismäßig gut überstanden, na­türlich sind in einzelnen Waldteilen Ausfälle besonders von der letzten Frühjahrspflanzung festzustellen. Immerhin ist die Hoffnung berechtigt, daß in 12 Jahren die Lücken im Stadt­wald vollends ausgepflanzt sind. Ueber die Waldwegbauten soll nach Ausbau des Oelmühlewegs ein Programm aufgestellt werden. Die Hoffnung ist deshalb nicht unberechtigt, daß wir in einigen Jahren wieder mit einem etwas höheren Reinertrag rechnen dürfen. Die Gesamteinnahmen der Stadtpflcge belaufen sich aus 268270 Mark (im Jahre 1914 105534) die Ausgaben auf 493715 ^ik (166 534), sodaß sich ein Abmangel von 225445 ^t ergibt, wozu noch der Abmangel aus dem Rechnungsjahr 192? mit 7986 »4k kommt, zusammen 233431 »4k, der zu decken beschlossen wird n) durch eine 20-pro­zentige Umlage auf das Grund- Gebäude- und Gewerbekataster von rund 700000 »4k wie im Vorjahr und d) durch einen Staatsbeitrag zu den Volksschullehrergehältern, c) durch einen Staatsbeitrag zur Unterhaltung d.Ettrrstrecken von Staats­straßen; durch einen Beitrag aus dem Ausaleichsstock und der verbleibende Rest durch Schuldaufnahme.

Die Voranschlagssätze der Hauptpositionen für 1928 be­tragen, wobei zum Vergleich die Sätze von 1914 in Klammern angegeben sind:

Einnahmen: Ertrag des Gemeindevermögens 98 900 ^ (81500) darunter aus Gebäuden 21000 (4 000), aus dem Stadtwald 70000 (73000); Schulden, ausgeliehene Baudar­lehen und ausstehende Kaufpreise 10 650 (1123); Steuern und Abgaben 99 850 (24 300) ; von den Schulen 22490 (8130).

Ausgabe«: Auf das Gemeindevermögen 13900 (6280), darunter auf Gebäude 9 330 (2 900); Verzinsung und Tilgung der Schulden 53252, darunter Straßenwalzschlulo-Tilgung 10 000 (21514); Steuern und Abgaben 65 850 (26030), da­runter Amtsschaden 64000 (21500); allgemeine Verwaltung 80450 (25617), darunter Besoldungen 58 000 (20 300), Pen° fions- und Versicherungsbeiträge 12000 (2000); öffentukye Fürsorge 14000 (2 500); auf die Schulen 108231 (41461), auf die Landwirtschaft 11359 (3 560); auf Straßen, Wege «- Kanäle 98325 (31345). Im allgemeinen bettagen die An­nahmen das doppelte, die Ausgaben beinahe das dreifache »es Vorkriegsstandes.

Nach Abschluß der großen Unternehmungen behalt ma sich vor, auf die Entwicklung der Stadt seit dem Knegsen etwas näher einzugehen. Auch heute muß wieder.ausgejprom werden, daß es ein dringendes Gebot der Stunde und e staatspolitische Notwendigkeit ist, die kleinen Städte u. Lan- gemeinden vor allem in den Straßen-, Schul- und Furjorg - en zu entlasten.