Seite 2 Nr. 203

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschaften

führer, außer dem sich niemand in dem Nraftwagen oe- fand, konnte noch rechtzeitig aus dem Magen springen und kam unverletzt davon. "

Zugsunfall. An der Lokomotive des früh 7 Uhr nach Stuttgart fahrenden Eilzugs brach hier während des Aw fahrens eine der beiden Kolbenstangen ab und bohrte sich in den Bahnkörper ein, was zur Folge hatte, daß die Schwellen und Schienen gehoben wurden. Der Zug konnte alsbald zum Steh-en gebracht Wrden. Ein zweiter Unfall konnte noch am selben Tag vermieden werden. Der nach Rottweil fahrende Güterzug stand auf dem Bahngleis und war anscheinend zu weit über die Weiche gefahren, als der Eilgüterzug von Rottweil, dem freie Fahrt gegeben war, heransuhr. Das Zugpersonal sprang ab und der Zugführer konnte seine Maschine einen Meter vor der entgegenstehen­den abbremsen.

Berufung im Prozeß Berger. Der frühere Bankier Berger wurde von der Stuttgarter Ferienstrafkammer wegen Unterschlagung, Blankettfälschung und Wucher zu einer Gesamtgesängnisstrafe von 10 Wochen und 300 Mk. Geldstrafe verurteilt. Das Urteil erster Instanz hatte aus 1 Jahr zwei Monate Gefängnis gelautet.

" Stulkgark. 29. August. Ehrenpreis des Staats-' p ä si denten. Zum Solitude-Rennen hat Staatspräsident Dr. Bolz, der an der Spitze des Ehrenausschusses steht, einen Ehrenpreis gestiftet. . Derselbe entstammt aus der Werkstätte des Gmünder Kunstgewerblers und Gold- schmiedemeisters Fritz Köhler- Das seltene Schmuckstück ist zurzeit bei Juwelier Menner-Stuttgart, Königstraße, ausgestellt.

Waldenburg OA. Oehringen, 29. August. Tödliches Autounglück. Seit einigen Wochen weilte Gras und Gräfin Thun, letztere eine geborene Prinzessin Sara von Hohenlohe-Waldenburg, mit Kindern im fürstlichen Schloß zu Besuch. Am Montag wollte die gräfliche Familie mit dem Auto die Heimreise nach München antreten. Unterhalb des Forsthauses kam das Auto ins Schleudern, es platzten' zwei Reifen, das Auto stürzte sich überschlagend die Böschung hinunter. Alle Insassen wurden hinausgeschleu­dert: dabei erlitt die 12jährige Gräfin Elisabeth so schwere Verletzungen, daß sie, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, verschied. Graf und Gräfin Thun zogen sich Schürfungen zu, der Sohn kam mit dem Schrecken davon.

Ellwangen, 29. August. Bau einer landw. Winterschule mit B e z i r k s g e w e r b e s ch u l e. In der letzten Amtsversammlung wurde von der Amtskörper­schaft die Erstellung eines Schulgebäudes, in welches die landw. Winterschule, sowie die Bezirksgewerbeschule unter- gebracht wird, beschlossen. Den Platz für diesen Bau stelle die Stadtgemeinde Ellwangen unentgeltlich zur Verfügung. Das neue Schulgebäude, das bis Herbst 1929 fertiggestellt fein soll, wird auf 150 000 Zl zu stehen kommen.

Gögglingen OA. Laupheim, 29. August. Brand. Im Anwesen des Söldners Johannes Hänle brach ein Brand aus, dem der Stadel und ein Teil des Wohngebäudes zum Opfer fielen. Am 28. April dieses Jahres brannte ihm sein früheres Anwesen ebenfalls vollständig ab.

Jllerkissen, 29. Aug. Tödlicher Autounfall. Das Auto der Firma Gebrüder Pflersch stürzte wahrscheinlich infolge Versagens der Steuerung um und wurde vollständig zertrümmert. Die Schwägerin des Vertreters Schell wurde sofort getötet, während dieser selbst nur leicht verletzt wurde. Der Führer erlitt einen Rippenbruch.

Tuttlingen, 29. August. Tödlicher-Unfall beim Spatzenschießen. Dem 21 Jahre alten Erwin Ber­ger von hier drang beim Spatzenschießen in Aldingen das Schrot in den Kopf, sodaß er schwer verletzt vom Dach, auf dem er sich befand, stürzte. Durch diesen Sturz wurde die Verletzung noch schwerer, sodaß er bald darauf starb.

Ulm. 29. August. Köhl Ehrenmitglied des Ver­eins Württ. Pionieroffiziere. Hauptmann Dr. Hermann Köhl wurde zum Ehrenmitglied des Vereins Württ. Pio­nier-Offiziere ernannt. Durch den Vorsitzenden, Oberstleut­nant a. D. Knies, Neu-Ulm, wurde ihm eine von Künstler­hand gefertigte Ehrenurkunde überreicht.

Vom Schwarzwald. 29. August. Ausbau der Renchtalbahn. Mit dem von der Reichsbahn seit län­gerer Zeit beschlossenen Ausbau der letzten Teilstrecke der Renchtalbahn von Peterstal nach Griesbach soll jetzt begon­nen werden Man rechnet damit, daß die Bahn in ein bis «ineinhalb Jahren in Betrieb genommen werden kann.

Donnerstag, 30. August 1828

Die Rottage des Mittelstandes

Stuttgart, 29. August.

Die kleine Anfrage der Abg. Dr. Hölscher und Her­mann Hill er (Bürgerp.), betreffend die schwere Notlage des deutschen Mittelstands, hat das Staatsministerium wie folgt beantwortet:

Der württ. Staat hat schon bisher seine privatwirt - schaftliche Betätigung soweit als möglich be­schränkt. Auch auf das Reich, die Gemeinden und die öffentlichen Körperschaften hat er in den letzten Jahren wiederholt eingewirkt, um die privatwirtschaftliche Be­tätigung zu beschränken.

Um zu erreichen, daß öffentliche Behörden und Körper­schaften das mittel ständische Gewerbe bei der Vergebung der Lieferungen berücksichtigen und um der Vergebung an Auslandsfirmen entgegenzuwirken, ord­net die Verdingungsordnung für Bauleistungen an, daß bei handwerksmäßigen Leistungen unter sonst annähernd gleich­wertigen Angeboten im allgemeinen bevorzugt werden sollen:

1. einheimische Bieter vor auswärtigen, und

2. bei kleinen Arbeiten selbständige kleinere Gewerbe­treibende, die selbst die Aufsicht ausüben oder Mit­arbeiten.

Die Ausdehnung dieser Bestimmungen auf die nicht zu den Bauleistungen gehörigen Leistungen und Lieferungen wird zurzeit im Reichsverdingungsausschuß beraten. In der glei­chen Richtung ist die Landesauftragsstelle bei der Vermitt­lung von Vergebungen tätig. Den öffentlichen Behörden und Körperschaften ist vor kurzem erneut zur Pflicht ge­macht worden, das einheimische Gewerbe bei öffentlichen Vergebungen vorzugsweise zu berücksichtigen.

Das württ. Staatsministerium war stets darauf be­dacht, die vom Reich vorgeschriebene Gebäudeent­schuldungssteuer in Württemberg möglichst niedrig zu halten; tatsächlich gehören die Sätze der württ. Gebäudeentschuldungssteuer mit zu den niedrigsten im Reich. Auch bei den Beratungen des Reichsrats über das Steuervereinheitlichungsgesetz ist die württ. Regierung für einen mäßigen Steuersatz bei der Gebäudeentschul­dungssteuer eingetreten. Von dem Ertrag der Gebäude­entschuldungssteuer in Württemberg wird nicht mehr als der reichsgesetzlich vorgeschriebene Mindest­anteil für Zwecke des allgemeinen Finanzbedarfs verwendet. In Württemberg sind zur Zeit die Bestimmungen des Wohnungsmangelgesetzes nur noch in verhältnismäßig wenigen Gemeinden des Landes in Kraft. Außerdem sinv in allen Gemeinden die sogenanntenteueren" Wohnungen aus der Wohnungszwangswirtschaft herausgenommen. D t e W o h n u n g s z w a n g s w i r t s ch a f t wird weiter gb gebaut werden, sobald die Voraussetzungen hie- für gegeben sind. Ein vollständiger Abbau in allen Ge­meinden wird aber erst möglich sein, wenn der Bedarf an Wohnungen hinreichend gedeckt sein wird'.

Soweit die Darlehenseinrichtungen des Gewerbes keine geeignete Verbindungen mit öffent­lichen Darlehnsanstalten haben, ist das Staatsministsrium bereit, die Herstellung solcher Verbindungen zu fördern.

Die württ. Landessteuergesetze enthalten keinerlei Son­dervorschriften zugunsten der Konsumvereine. Bei den Beratungen des Reichsrats über das Steueroereinheit- lichungsgesetz, insbesondere über das Gewerbesteuerrahmen­gesetz, wird die württ. Regierung dafür ein- rreten, daß die Konsumvereine nach der bisherigen w ü r t te m b e r g is ch e n Regelung besteuert werden. Ein württembergischer Antrag im Reichsrat, die Vorschriften des Körperschaftssteuergesetzes und des Reichsbewertungsgesetzes über die Besteuerung der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften zu ändern, wäre nach Ansicht des Staatsministeriums jetzt aussichtslos.

Die Konsumvereine aus öffentlichen Mitteln zu unter­stützen ist nicht beabsichtigt.

Auch die Warenhäuser werden nicht begünstigt. Gesetzliche Maßnahmen gegen sie wird die allein zuständige Reichsgesetzgebung kaum ergreifen können, da sich eme sichere Grenze zwischen dem Warenhaus und dem noch zum Einzelhandel zu rechnenden großen Kaufhaus sehr schwer ziehen läßt.

Die Beiträge zur Unfall-, Invaliden- und Angestelltenversicherung sind eine Auswirkung

ver Retchs gesetzgeb ung, die das Wirtschafts­ministerium im Reichsrat stets im Sinn einer gesunden und erträglichen Ausgestaltung zu beeinflussen versucht. Die Beiträge zur Krankenversicherung werden von den Ver­sicherungsbehörden im Rahmen der ihnen gegebenen Auf- sichtsbefugnissi scharf geprüft.

Das Wirtschaft-Ministerium hat schon wiederholt beim Reichsarbeitsministerium beantragt, die Bestimmungen des Gesetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeits­losenversicherung zu ändern, die sich als schäd­lich und auf die Dauer volkswirtschaftlich unmöglich heraus- gestellt haben (z. B. die Bestimmungen über Saisonarbeiter Bedürftigkeitsprüfung, Höhe des Beitragssatzes).

Bei Beratung der ArbeitsAeitbestimmungen im Entwurf einer Arbeitsschutzgesetzes, die an die Stelle der derzeitigen Arbeitszeitverordnungen treten sollen, hat die württ. Regierung zugunsten des, Kleingewerbes wieder- holt beantragt, für Betriebe, in denen in der Regel nicht mehr als S Arbeitnehmer beschäftigt werden, Sonder- bestimmungen über zulässige Mehrarbeit zu treffen. Leider ist Württemberg mit diesen Anträgen, die vom Reichs­arbeitsministerium unterstützt wurden, im Reichsrat nicht durchgedrungen. ^ .

Aus Stadt und Land

Ragald, 30. August 1928 Die glücklichsten Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.

Marie von Ebner-Eschenbach.

Sommerwuusch! !

Ach, ich wünsch die Tiefe ewger Sommerwelt, daß der Herbst entschliefe still im Stoppelfeld! ...

Daß die süßen Früchte reifend weiterblllhn, strahlend bunt im Lichte durch das satte Grün! ...

Daß der holde Garten "/

wieg' sein Mutterglück, müßte nie erwarten je den Herbst zurück! ...

Erich Combe.

Bildung l.'

Auch du ,mein Freund, wirst oft genug so überheblich gewesen sein, einem Menschen nachzusagen, er habe keine Bildung, weil dir dieses oder jenes an ihm nicht gefiel, oder weil er in Dingen nicht Bescheid wußte, die dein ur­eigenstes Gebiet waren. Aber hast du dich schon einmal ernstlich gefragt, ob der Maßstab, den wir an den Begriff der Bildung anzulegen pflegen, wohl auch immer der rich­tige ist? Haft du schon einmal daran gedacht, daß der Be­griff der Bildung wie so viele andere Begriffe durch allzu häufigen und unnützen Gebrauch im Laufe der Zeit ein wenig in Mißkredit geraten ist und die fatale Bedeutung von Gebildetheit angenommen hat? Gebildetheit in dem Sinne, daß man die Menschen als Leute mit Bildung be­zeichnet, denen das Wissen und die Dinge, nicht aber das Kennen der Dinge eigen ist. Unter diesen Leuten befinden sich jene Vildungsprotzen und Bildungsphilister, die von allem ein wenig wißen und sich doch fürchten vor dem Ge­ständnis, daß sie von vielem gar nichts wissen.

Bildung ist nichts anderes als die Gestaltung. Wie einer das von außen in sich aufgenommene geistige Mate­rial umsormt, wie er aus intellektuellem Wißen ein per­sönliches Erlebnis werden läßt, so gebildet er ist. Das Element der Bildung eines jeden Menschen liegt in ihm selbst und seinem innersten Wesen, nicht aber in der An­häufung von totem Wissen, das der geistigen Durchdrin­gung entbehrt. Der Wert oder Unwert der Bildung hängt ab von der Kraft des Herzens und der Reinheit der Ge­sinnung, von der Kraft, die uns innewohnenden Kräfte und Anlagen zu pflegen und allmählich reifen laßen. Hier allein ist der Maß stab zu suchen für eine wahre Bildung.

Der Schmied von Murbach.

Roman von Leontine v. Winterfeld-Platen.

Copyright by Gran« L Comp» Berlin W 30. >

i Nachdruck verboten. ^

10- Fortsetzung. Z

Derweile ritt Frau Ermintrüd mit ihrem getreuen' Knecht dem Siechenhause zru Ihr Herz Köpfte und ihre Mangen brannten vor Erwartung, ob sie Kunde erhalten würde von dem geliebten Mann. Als sie die Schwester Pförtnerin befragte nach dem Wunden aus dem Morgen­land, da meinte diese:

Es ist wohl seit Wochen so ein elender hier, der ge­brochen an Leib und Seele heunkelirte aus dem letzten Kreuzzug. Aber er spricht nur wenig und von Herrn Knnrad hat er noch niemals erzählt. Ich meine schier, das Morgenland ist groß, da werden sie nimmer zu­sammengekommen sein."

Frau Ermintrud senkte traurig den Kopf und fann eine Weile nach.

'Aber sprechen möchte ich ihn dennoch. Es könnte ja fein, daß er trotzdem irgendwie zusammengekommen ist mit meinem Herrn. Laßt ihn rufen "

Da schickte die Pförtnerin eine Schwester, den Ver­wundeten zu holen. Aber sie konnten ihn nirgends finden.

Er wird ausgegangen sein," meinten sie,und erst zum Abend heimkehren."

So warte ich hier", sagte Frau Ermintrud, ließ sich van ihrem Knecht aus dem Sattel heben und setzte sich auf die Bank, dieam Pförtnerhause vorm Eingang Hand.

Sie hat noch oftmals da gewartet 8te effv- und tugendfame Frau Einnintrud aber der fremd« Sieche war niemals zu sprechen, es-war fast, als ob er ihr ab­sichtlich aus dem Wege ging. Und als man ihr sagte, er jei etwas wunderlich und wirr im Kopf, da gab sie es schließlich auf und meinte, er sei gewiß gar nicht ein­mal im Mrr^cnland gewesen. Sie hatte auch jetzt ande­

res zu tun, denn die Erntezeit rückte heran und es gab > Viel zu schaffen in Feld und Garten. Edula Grantner ! . war oft bei ihr, zum Helfen oder zur Gesellschaft, wie ! -es gerade traf. So reisten allmählich die Trauben in den - Weinbergen, und im Wasgau standen die Bäume gold- ^ gelb und flammendrot. , In der Klvsterschmiede zu Mur- bach klangen rvon früh bis spät die Hellen, metallenen 'Hammerschläge/rn > den stillen Wald hinaus. Ulrich Um­felder ' war eifrig bei der Arbeit, und der ' alte, Kloster­bruder ckonnte oft. schmunzelnd -auf feiner Bank vor der Felshöhle fitzen. und beim Krüglein Wein der Ruhe pflegen, ^denn der neue Geselle schaffte für drei. Wer das genügte ihm Knvch r nicht. - Wenn er einmal ein ? wenig Zeit er­übrigen skonnte, ^ dann saß er drüben - im weitläufigen Roßstall des gewaltigen Klosterhofes und lernte das feine Reiten bei den jungen Herrenmönchen, die ihn gern darin unterwiesen. Am liebsten ritt er mit dem Angrether Bruder Heiko, den er auch oft zum Gejaid tu frühester Morgenstunde begleitete. Dann konnte es geschehen, wenn sie oben von der Höhe aus einem stillen Waldwinkel herab ,die Dächer und Türme des Städtchens Gebweiler tief ! unten liegen sahen, daß dem jungen Umfelder Plötzlich ' etwas Starres ins Gesicht kam etwas Hartes und Un­beugsames, das ihn um Jahre älter erscheinen ließ. Es nagte dann das alte Versprechen an seiner Seele, das er einst seinem Vater gegeben, wieder zu sühnen an der Stadt, was der Alte an ihr gefehlt. Das konnte ihn dann Plötzlich unsagbar quälen und ihm des Nachts Ruhe und Schlaf rauben. Aber Gebweiler ging es ja gut, sie brauchten ihn da unten nicht. Der Bürgermeister selber hatte ihm die Tore gewiesen, als er seine Dienste an- bot. Ulrich Umfelder war überflüssig, wo er gerade am liebsten seine Kraft eingesetzt hätte. Wenn er so ins Denken und Grübeln kam und schweigsam neben dem jungen Herrenmönch daherritt, stieß ihn dieser Wohl des öfteren lachend in die Seite und fragte spottend:

Was soll das Träumen, junger Waffenschmied? Das ziemt einem bleichen Mägdelein besser denn Euch. Was hat Euch nur die Stadt Gebweiler zuleide getan, daß Ihr allweil finster verstummt, wenn sie in Sicht kommt?"

Dann schüttelt der junge Umfelder wohl hastig den Kopf, als wollte er etwas von sich werfen, das ihm nur

ein« «nsichtbare und lästige Bürde war. : Wer eS l! sich nicht so leicht verscheuchen. Drohend und mahne kam es wieder, wenn er gerade am wenigsten dar and achtes

-Auch heute waren -die beiden wieder ausgeritten'' einem - goldenen Herbstmorgen in aller Herrgottsfrühe.'' Wo § zwischen -iSteingeröll und wucherndem Rankwerk di« wilde Lauch ihren Weg zu Tale sucht, kamen die Pferde zum Stehen. Der Abt hatte zum morgigen Fasttag Fqrellen befohlen, aber der Pater Fischermeister war krank, .da hatten sich die beiden Jünglinge erboten, einen Fang zu versuchen. Denn sie kannten die Stelle Wahl, wo in kühler Felfenbucht die rotfchnppigen Fischlekn sprangen, an -denen zumal die Lauch noch reich war. Weiß schäu­mend sprang hier das kühle, Aare Bergwasser die moosige« Felssteine herab, sich in stiller Bucht zu einem Keinen Bergsee sammelnd, in dessen grünem Spiegel sich Felsen und Waldbäume wundersam verdoppelten und zueinander neigten. Sie ließen ihre Rosse im Moosgrund grafe» und machten ihre Angelhaken znrecht.

Wollt Ihr es glauben," sagte Bruder Heiko, indes er seine Schnüre legte, ,Haß dies zahme, friedvolle Berg­wasser, das so gesügsam an seine Ufer spült und mit einem Sprung zu überbrücken ist daß dasselbe Wasser im Lenz, wenn der Schnee hier oben zu schmelzen be­ginnt, wie ein wilder, fahrender Gesell zu Tale braust und über seine User schäumt jäh und fessellos. Fels- blöcke und Banmriefen reißt die Lauch dann mit hinab, und wehe den Menschen^ deren Hütten an ihrem Ufa stehen. Es hat die Lauch in den ttlllden Frühlingsnächten schon manch ein Menschenleben zum Opfer gefordert- Davon kann auch die Stadt Gebweiler ein Liedchen singeN- Sie ist ihr mit Wehr und Abzugsgräben zu Leibe ge­zogen aber es hat alles nichts genutzt. Die Ber-- Wasser sind mächtiger als Menschenwerk, besonder» wen» Schnee und Sturmwind ihre Gesellen wurden."

Ulrich Umfelder war nachdenklich geworden.

Und doch sollte der Menschgeist stärker sein als die Naiurkraft. Kann man sich nicht beizetten Dämme und Pfahlwälle dagegen errichten oder Stauwerke anlegen, die die Wasserkraft ablenken, ehe sie den Mensche» ver­derblich wird?"