rittwoch, 28. August 1828
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geb. Kübler, 73 I. Straßenwart a. D., 67 I. äger, 63 I.
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Nr. 203
Gegründet 1827
Donnerstag, den 3V. August 1928
Fernsprecher Nr. 29
192. Jahrgang
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Lagesspiegel
Das Oberste öcutschnattonale Parkeigericht hat unter Aufhebung des Artest» des Landesverbands Potsdam 2 (Ausschluß aus der Partei) gegen den Reichskagsabgeord- neten Lambach auf einen Verweis erkannt.
Staatssekretär Kellogg ist in Begleikung des irischen Staatspräsident Losgrave am Mittwoch an Dord des amerikanischen Kreuzers „Detroit" von Le Havre nach Irland abgereist.
Der 25. Kongreß der Interparlamentarischen Union in Berlin wurde am Dienstag mit einem Bankett geschlossen» das die deutsche Gruppe für die fremden Gäste gab.
Der Weltkongreß für Friede und Freundschaft durch die Kirchen (5Z2 Vertreter aus 42 europäischen und überseeischen Ländern) nahm mit einer Stimmenthaltung eine Entschließung an, die die Völkerbundsstaaten auffordert, die Rüstungen gemäß den Völkerbundssahungen einzuschränken und ein allgemeines Schiedsgericht anzunehmen. Der Antrag ruft die Kirchen auf, ihren fitklichen Einfluß zusammen mit dem Völkerbund und den eigenen Regierungen dazu zu verwenden, daß dieselben mit aller Beschleunigung die internationalen Abmachungen treffen, die für diesen Zweck notwendig find. Er ruft die Kirchen auf. ihre Geisteskräfte und ihren erzieherischen Einfluß dafür einzusehen, daß die Völker fortan ihre brüderliche Solidarität und ihre Der- pflichtung zur zielbewußten Zusammenarbeit bejahen.
In Genf wurde am 29. August die 4. Internationale Mnderhedentagung durch Dr. Wilfan (Südtirol) eröffnet. An der Tagung nehmen zum ersten Mat auch die Ukrainer und Weißrussen aus Polen teil. Der deutsche Abgeordnete -es letiländischen Parlaments Dr. Schiemann wies in einer Ansprache darauf hin, der Friede in Europa könne nicht erhallten werden, solange die 35 Millionen Menschen in 12 Ländern, die auf der Tagung vertreten find, durch die Neugestaltung Europas in unerträglicher Lage gehalten werden.
Sie llei-sbahn-IanserMnas
Das Urteil des Reichsbahngerichts regelt endgültig die Tariferhöhungsanträge der Deutschen Reichsbahngesellschast. Berufung gegen dieses Urteil ist nicht möglich. Aufgebracht werden zoll eine Mehreinnahme von 250 Millionen Reichsmark bei einer Verteilung der Erhöhung auf Güter- und Personenverkehr im Verhältnis von etwa 4:1.
Das Gericht hat ausgesprochen, daß eine Defiziiwirt- schaft bei der Reichsbahn nicht einreißen dürfe, weil sie das größte Hemmnis für einen künftigen Tarifabbau bilden würde. Der Angelpunkt in der Begründung der zugestandenen Tariferhöhung liegt im Abschreibungsposten des vom Reichsbahngericht ausgestellten Abrechnungswerks. Aus der Reichsbank-Denkschrift hat sich ergeben, daß aus der in erster Linie aus innerpolitischen Gründen erfolgten Umschichtung im Personalkörper eine Mehrbelastung von 03 Millionen Reichsmark dadurch eintritt, daß Beamte Arbeiten wahrnehmen, die durch Lohnempfänger ausgeführl werden könnten, und daß die Reichsbahn mit einer Pen- sionÄast von 212 Millionen Reichsmark, insgesamt also wii 27Z Millionen Reichsmark belastet ist. Das Reichsbahngericht zieht aus dieser wichtigen Tatsache keine Schloßsob- gerungen; es heißt nur, daß die Uebernahme dieser Last von der Reichsregierung nicht habe in Aussicht gestellt werden können.
Für 1927 ist bei einem Brutto-Ueberschuß von 1269,7 Millionen Reichsmark nach Abzug von 100,8 Millionen Reichsmark für die gesetzliche Ausgleichsrücklage, 61.6 Millionen Reichsmark für Borzugsdioidende und 173,2 Millionen Reichsmark als Gewinnvortrag eine Abschreibungs- guote von 3,6 Prozent der Anlagewerte gleich 934,1 Millionen Reichsmark errechnet worden. Diese Summe hält das Reichsbahngericht für unzulänglich. Die weiteren Haupt- argumente für die Erhöhung finden sich dann in den Berechnungen für 1928. Den gegen 1927 erhöhten Einnahmen stehen um 292 Millionen Reichsmark weiter erhöhte Per- onalaufwendungen gegenüber bei einer Einschränkung der iachlichen Aufwendungen um 130 Millionen Reicl>smark und der Erneuerungen um 17 Millionen Reichsmark. Die -Rechnung schließt bei Ansetzen genügender Abschreibungen und ausreichender Beträge für Erneuerungen mit einem lftblbelrag von 4?9 Millionen Reichsmark.
Es ergibt sich also, daß die Berechnungen der Sachver- iranülgen noch über das Laß der von der Reichsbahn gewünschten Mehreinnahme hinausgehen. Deshalb betont >die ^ 4 *unidung daß die Tariferhöhung nur dann den gewünschten Zweck erreichen könne, wenn sie nicht eine Neu- vewegung aus Arbeitszeitkürzung oder auf und Gehaltserhöhung bei der Reichsbahn Men Lieferanten auslösen würde. Hiermit wird ein r^Allang geschaffen zu der oben erwähnten volkdwirt- Iwastuchen Argumentation gegen eine Tariferhöhung. Denn Warnung vor solchen Folgen pflegen diese nickt li^Mhatten zu werden, wenn sich nicht aus der wirtschaftet? Mruktur starke in der gleichen Richtung wirkende r) mmmsse ergeben. Ob dieses der Fall sein wird, ist eine ssene Frage. Gerade auch deshalb, weil wir schon seit Mo-
Wieder eine Enttäuschung in Genf
Genf, 28. August. In der Völkerb.mdskommission, einen Entwurf für die Aeberwachung der privaten und staatlichen Massenherstellung aus- ardeiken soll, beantragten die Vertreter der Staaten, di-- über keine verfügen oder haben dürfen, daß sowohl die private wie die staatliche Herstellung uneingeschränkt überwach! werde. Der Vertreter der Vereinigten Staaken verlangt« Gleichheit und Einheitlichkeit in der Aeberwachung beider Der sozialistische Gewerksckaftsführer Iouchaux wandt« sich dagegen gegen die Aeberwachung der staatlichen Waffenherstellung, äußerstenfalls solle -zr Geldwert der jährlich privat oder staatlich hergestellten Waffen bekanntgegeben werden, jedoch nicht das Gewicht und die Zahl de, Waffen. Der Standpunkt Frankreichs wurde von England unterstützt. Eine Einigung war nicht zu erzielen und so können die langen Verhandlungen als gescheiter! gelten- Der Berichterstatter Guerrero bezeich- nete das Ergebnis als beschämend und Rütgers (Holland) erklärte, aus dem Mißerfolg gehe klar hervor daß man von bestimmter Seite die Massenherstellung nach wie vor geheim halten wolle. Die unscheinend vom Völkerbund gewünschte Aeberwachung der Massenherstellung verliere dadurch ihren Sinn. (Sie soll ja doch nur gegen di«
. besiegten" Staaten durchgeführk werden!) Der Vorsitzende der Kommission, Graf Bernstorff, schlug vor, das klägliche Ergebnis dem V ö l k e r du n d s r a 1 amtlich zu, Kenntnis zu bringen. Der polnische Vertreter wandt« dagegen ein, daß man dem Rat nicht einen derart schlechten Eindruck von Len Verhandlungen geben dürfe.
Italien fühlt sich betrogen
Rom, 29. August. Die Stimmung, die das faszistische Italien der Pariser Konferenz gegenüber beseelt, drückt der „Lavoro d'Italia" in folgenden Worten aus:
Italien ist der wahre große Abwesende, wenn auch aus formalen Gründen seine Unterschrift unterm Ver- trag erscheint. Italien ist seelisch abwesend, weil es in dem Pakt keine Gerechtigkeit erblicken kann. Mehr als Rußland, das in einer hermetisch abgeschlossenen negativen Lage eingeschlossen ist, steht Italien außerhalb der Komödie der reeren Phrasen und bekräftigt seine realistische Anschauung als einzige unter den siegreichen Mächten, die vom Geschick und von den Menschen verraten wurde. Für Italien ist es allzuklar, daß Las Opfer einer eisernen Generation nicht genügend war, um ihm das Recht auf Leben und Zukunft zu sichern, und daß neue Generationen entstehen müssen, damit die schwärzeste Ungerechtigkeit wiedergutgemacht wird. Stresemann würde mit dem Teufel gehen, wenn er damit Deutschland wieder in die Höhe brächte. Frankreich, England und Amerika können von Frieden sprechen, da sie alles eingesteckt haben. Italien ober sind alle Wege verlverrt. Der Vertrau von Locarno
finde fein Grab mit der Unterzeichnung des Kellogg- Vertrags.
Die italienische Presse bri, spaltenlange Berichte über die Manöver, die an der französischen Grenze in Gegenwart des Königs, des Kronprinzen und Mussolinis abgehalten werden.
Die »zweite Garantie" - '
Washington. 29. August. In einer Meldung der Associated Preß aus Washington wird festgestellt, daß am Tag der Unterzeichnung des Kellogg-Pakts Westeuropa schwerer bewaffnet ist als 1913. lieber drei Millionen Soldaten stehen im Dienst, viele weitere Hunderttausende sind zu Herbstmanövern als Reservisten einberufen. Artillerie, Munition, Tanks, Kampfflugzeuge und andere Zerstörungsmittel sind jetzt mehr vervollkommnet als vor dem Weltkrieg. Alle Verbündeten außer Rußland und Südslawien haben ihre Rüstungen vermehrt, insbesondere Italien, Belgien, Griechenland und Rumänien. Aber auch Großbritannien hat jetzt mehr Truppen als 1913. Frankreich ist jetzt mit einem Heer von 666 000 weitaus die stärkste Landmacht. Dagegen haben Deutschland, Oesterreich und Bulgarien nur noch Bruchteile ihrer früheren Heers. Frankreich begründet seine Rüstungen mit der Furcht vor Mussolinis Ausdehnungsdrang und der Notwendigkeit, den jetzigen Besitzstand in Europa zu gewährleisten. Es ist Tatsache, daß die Völker selbst sich nach Frieden sehnen, aber offenbar veranlaßt das überlieferte Mißtrauen gegeneinander die Regierungen, neben den Friedensverträgen di «Kriegsbereitschaft als zweite Garantie beizubehalten.
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Der Kellogg-Vertrag nach polnischer Auffassung ^
Paris, 29. August. Der polnische Außenminister Za- leskz erklärte französischen Zeikungsverkrekern gegenüber: Man dürfe auf den Kelloggvertrag keine übertriebenen Hoffnungen setzen, denn er sehe keine Strafmaßnahmen gegen den Angreifer oder Mittel vor, Kriege unmöglich zu machen. Die am 10. September wieder aufzunehmenden Handelsverträgsverhandlungen mit Deutschland werden, wie er'hoffe, diesmal Erfolg haben. Durch den Kelloggvertrag sei künftig jeder Krieg zwischen Polen und Deutschland als ungesetzlich erklärt worden. In Deutschland werden sich daher gewisse Kreise merken müssen, daß Deutschland nun einen Vertrag unterzeichnet habe, in dem es sich verpflichtete, die Grenzen anzuer kennen und nie wieder z» einem Krieg seine Zuflucht zu nehmen. ,
Der Papst zum Kelloggvertrag
London. 29. August. Der „Daily Expreß" meldet aus Rom, der Papst bereite eine Kundgebung über den Weltfrieden vor und werde dabei erklären, daß er zuerst «non dem Kelloaovrrl'-"» c' ' 'v: Porickl'-n c'-' -cht habe.
nateu wieder in eine Epoche anziehender Preise eingctreten sind und weil Tarifbelastungen der Produktionswirrscheit und des Handels erfahrungsgemäß auf den Verbraucher abgewälzt werden. Daß Liest Entwicklung ernste Bedenken auslösen muß, in der heutigen Zeit der Konjunkturstag. Nation, ist so oft begründet worden, daß der Hinweis genügt.
Unmittelbarer noch als die Gütertoriferhöhung. deren Belastung für den Einzelnen im Durchgang Lurch den Wir- schaftsorganismus sehr verschieden sein wird, muß sich aber die Erhöhung der Personentarife auswirken, die ja direkt beim Konsumenten angesetzt wird. Es ist anzunehmsn daß die Reichsbahn bei der Durchführung der Tariferhöhung im Personenverkehr zum Z w e i k l a s s - n s y st e m übergehen wird. Die Reichsbahn hat von ihrem Standpunkt aus (Um- Sicherung der Neigung der Abwanderung in die niedrigen Klassen nach der Tariferhöhung in eine zwangsweise Auf- Wanderung) für diese Maßnahme durchaus starke Gründe, die nur den Fehler haben, daß sie höchst unsozial sind. Denn die Erhöhung der vierten Klaffe-Tarise (etwa 83 v. H. des gesamten Personenverkehrs wird in der vierten Klasse ab- gewickelt) um 12 v. H. bleibt eine große Belastung des Reifepublikums, auch wenn man, wie beabsichtigt, den B e- rufsverkehr von der Erhöhung ausnimmt. Dich sich die Tarife in der jetzigen zweiten und dritten Klaffe ermäßigen, ist bei der Neuregelung der D-Zug-Zuschläge ebenfalls nur eine theoretisch richtige Rechnung.
Die vom Güterverkehr aufzubringenden 200 Mil- lionen Reichsmark Mehreinnahmen entsprechen etwa 5 v. H. des jetzigen Durchschnittsaufkommens. Da aber auch hier Unterschiede gemacht werden, so ergibt sich für die meist de- troffenen GüterSaffen eine Erhöhung um 10 bis 11 Proz. Ausgenommen von der Tariferhöhung sollen werden sämtliche Lebensmittel,, dann der Transport von Heu und Stroh und die Sonder, und Ausnahmetarife. Für Kohlen ist die Regelung getroffen, daß Transporte im Nahverkehr nicht von der Tariferhöhung betroffen werden. Da die Kohlenpreise Staffeltarife sind, so ergibt sich also auch für den gesamten Kohlenverkehr eine Vermehrung der Tarifbelastung, die unterhalb der Durch
. Mrüemberg
", ' . ^ Stuttgart. 29. August. '
80. Geburtstag. Rektor a. D. F. Huwald vollends heute sein 80. Lebensjahr. Schon mit 25 Jahren erhielt «n eine Anstellung als Mathematik-Professor am Gymnastu» in Ellwangen, wo er zugleich die evana. Töchterschule leitete. Im Herbst 1904 übernahm er die Leitung der jetziges Rosenbergrealschule. Von 189S bis 1903 war er Visitator von kaufmännischen und gewerblichen Fortbildungsschule» des Landes, 1884—1908 als Berichterstatter bei der Prüfungskommission für das realistische Lehramt und von 1908 bis 1911 als Vorstand der Elementarschule tätig. 1916 schielt er aus dem Amt. Huwald ist ein geborener Ulmer.
Erweiterung der Schwabschule. Mit Beginn der Schulzeit wurde heute die Erweiterung des Aubaus der Schwab- fchule (Ecke Schwab- und Molkkestraß«) eingeweiht. Der Anbau enthält jetzt 22 Schulsäl«, eine neue große Schulküche und Waschküche, zwei Äandarbeitsräume und eine Hausmeisterwohnung.
Spielzeiteröffuung de» Schaust>lethauses. Dar Stuttgarter Schauspielhaus eröffnet nach sechswöchentlicher Pause, die zu umfassenden Umbauarbeiten auf der Bühne verwendet wurde, am Samstag, den 1. September, di« n«»e Winterspielzeit.
Ein Kraftwagen von einer Lokomotive zertrümmert. Ne Reichsbahndirektion Stuttgart teilt mit: Am DieüÄog abend ist auf dem Haltepunkt Okkendorf (bei Gail-vrf) ein Personenkraftwagen, der die Schranke infolge 8er- saaens der Bremse durchfahren hatte und erst auf dem Gleis zum Stehen kam, von der Lokomotive des Güter- zugs 6738 erfaßt und zertrümmert worden. Der Wage»-