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Nagotter Tagblatt »Der Gesellschafter*
Donnerstag, 16. August 1928
Gegen das mazedonische Bandenwesen
Sofia, 15. August. Der französisch« und der englische Gesandte forderten Sie bulgarische Regierung auf, dem Treiben der Komitatschis ein Ende zu machen und die Fichrer und Mitglieder der Vereinigung „Jmro" auszuweisen sowie die mazedonischen Hilfsvereine, Frauen- und Jugendbünde aufzulösen, widrigenfalls die Möchte die von Bulgarien gewünschte Anleihe verweigern würden. Die bulgarische Regierung fügte sich und ließ mehrere Maze. donier verhaften.
Der Entwurf der indischen Verfassung. — Indien fordert die Rechte der Dominien
Kalkutta. 15. August. Der mit Spannung erwartete Entwurf der neuen indischen Verfassung ist dem Ausschuß durch die Konferenz aller indischen Parteien überreicht worden. Der Entwurf fordert für Indien alle Rechte der englischen Dominien. Die künftige indische Regierung soll aus einem Kabinett von sechs Ministern unter einem Ministerpräsidenten. die gesetzgebende Körperschaft aus einem Senat und einem Abgeordnetenhaus bestehen. Die Ernennung eines Gepcralgouverneurs als Stellvertreter des Königs wird empfohlen, der gegenüber dem Parlament das Vetorecht besitzt und zugleich Chef des indischen Heers, der Flotte und der Luftstreitkräfte fein soll. Auch die Justizbehörden sollen einer durchgreifenden Reorganisation unterworfen werden, und die Provinzen sollen teilweise Autonomie mit eigenen gesetzgebenden Körperschaften erhalten. — Ob die britische Regierung diesen Entwurf genehmigen wird, erscheint fraglich.
Wer ist schuld an Tschangtsolins Tod?
Peking, 15. August. Großes Aufsehen erregt die Behauptung des bekannten englischen Schriftstellers und Chinaschriftstellers Putna Weale, daß die Japaner den Anschlag, an dessen Folgen Tschangtsolin starb, verschuldet hätten. Weale, der seinerzeit Tschangtsolins Berater war und in Mukden eine eingehende Untersuchung über die nähern Umstände des Anschlags gegen den Eisenbahnzug des Marschalls soeben durchgeführt hat, tritt mit der Erklärung vor die Oeffentlichkeit, daß die Sprengung des Panzerzugs nicht, wie bisher behauptet wurde, durch Spione der Nan- kinger Regierung, sondern durch gedungene japanische Verbrecher ausgsführt worden sei. Er fordert die japanische Regierung auf. die für das Attentat verantwortlichen Personen vor ein Kriegsgericht zu stellen und zu bestrafen.
Weiter brachte Weale aus Mukden die Nachricht mit, daß Tschangtsolins Sohn, T s ch a n g t s u e l i a n g, der jetzige mandschurische Machthaber, durch den bei dem Bombenanschlag erlittenen Schrecken und den Kummer über den Tod seines Vaters schwer erkrankt sei und in Lebensgefahr schwebe.
Wiederherstellung der Beziehungen Mischen Ecuador und den Vereinigten Staaten
Guayaquil (Ecuador), 15. August. Nach einer Meldung des Blattes „M Telegrafo" hat das Staatsdepartement in Washington die Regierung von Ecuador anerkannt. Damit find die seit dem Staatsstreich vom 9. Juli 1925 unterbrochenen diplomatischen Beziehungen wiederhergestellt.
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Stuttgart. 15. August.
Pensionsversicherung für Angestellte. Zum Andenken an den Gründer von Banzhafs Hotel Royal, Friedr. Kon- rad Banzhaf, dessen Todestag sich am 14. August d. I. zum hundertsten Male jährte, haben die jetzigen Inhaber des Hotels, August Banzchaf und Söhne, ihre Angestellten, die mehr als 10 Jahre in den Diensten des Hotels stehen, in eine Pensionsversicherung aufnehmen lassen. Es kamen dabei 17 Angestellte in Frage, darunter zwei mit 37- bzw. 36jähriger Dienstzeit.
Feuerwehrjubiläum. Me Freiw. Feuerwehr Untertürk- heim beging am Sonntag ihre 50jährige Jubiläumsfeier, verbunden mit Haupkübung und Festzug.
Sonderzüge zum Schäferlauf in Markgröningen. Anläßlich des Schäferlaufs in Markgröningen verkehren am Frei- tag, den 24. August 1928, verschiedene Verwaltungssonder
züge; zu ihrer Benützung berechtigen die Fahrkarten des öffentlichen Verkehrs.
Auffindung eines vermißten Stuttgarter Touristen. Zwei Bergsteiger fanden an der Ostwand der Drusenfluh bei Schruns (Montafor, Vorarlberg) eine Leiche, die an einem Seil hing. Es handelt sich um den seit 11. August 1927 vermißten Ludwig Fahrion aus Stuttgart. Die Leiche dürfte erst vor kurzem zutage getreten sein und liegt in einer vom Eis freigewordenen Wasserrinne. Die Bergung, die sehr schwierig sein wird, wurde in Angriff genommen.
Stuttgart, 15. August. Krankheitsstatistik. In der 31. Iahreswoche vom 29. Juli bis 4. August wurden in Württemberg folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 14 (tödlich 1), Kindbettfieber 2 (—), Tuberkulose der Lunge und des Kehlkopfs sowie anderer Organe 10 (20). Milzbrand 1 (—), Ruhr 2 (—), Spinale Kinderlähmung 1 (—), Scharlach 53 (1), Typhus 12 (1), Fleischvergiftung 3 (0).
Wiederbeginn des Schulunterrichts. Sowolst an den höheren Schulen als auch an den Volksschulen beginnt in Stuttgart der Schulunterricht wieder am 29. August.
Laussen a. 71., 15. Aug. Die Lauffener Bauern gegen die Kartoffelhändler. In der „Neckarglocke" in Laussen erließen die Lauffener Kartoffelhändler eine Warnung, nach welcher sie „gegen die Verbreiter der von Unwahrheit strotzenden Artikel" unnachsichtlich gerichtlich vorgehen und gegen die „Freie Meinung" und die „Schwäb. Tageszeitung" Beleidigungsklage einreichen werden. In der neuesten Nummer der „Neckarglocke" ist eine Erwiderung mit der Unterschrift „Viele Bauern" zu lesen, in der besagt wird, daß es Tatsache sei, daß 1. die Kartoffeln hier in Laussen aus den Holländerwagen in deutsche Wagen umgeladen wurden; 2. die Käufer im guten Glauben gelassen wurden, es handle sich um Lauffener Kartoffeln; 3. es sich um eine derart minderwertige Ware handelte, daß sie von den Käufern größtenteils wieder zurückgeschlagen werden mußte. Zum Schluß wird noch ausgeführt, daß die Bauern ob den Handlungen der hiesigen Händler entrüstet seien, denn durch derartige Manipulationen werde das Ansehen der guten Lauffener Kartoffeln geschädigt. Die Bauern wüßten, was sie in Zukunft zu tun und zu lassen haben, und sich zu erholen. Der Gesundheitszustand Filchners ist zur Zeit nicht günstig. Er fühlt sich außerordentlich matt und müde. Füße und Hände schmerzen und rauben ihm den Schlaf.
Bad Mergentheim, 15. August. Vom Kapuzinerkloster. Zum Superior des hiesigen Kapuzinerklosters wurde der bisherige Guardian des Klosters zu Frankfurt am Main, ?. Kunibert, bestimmt. Der bisherige Superior des hiesigen Klosters, ?. Sixtus, wurde zum Obern des Kapuzinerklosters zu Clemenswerth bei Sögel ernannt.
Böblingen, 15. August. Einbruch. In der Wirtschaft zum Lamm verübte ein nächtlicher Einbrecher einen Diebstahl von etwa 100 Mark.
Münsingen, 15. Aug. 30jähriges Bestehen des Süddeutschen Portland-Zementwerks A. G. Münsingen. Mit einem Waldfest hat das Werk sein 30jähriges Jubiläum am Sonntag auf dem Hungerberg gefeiert. Nicht weniger als 21 Angestellte und Arbeiter konnten bei dieser Gelegenheit zugleich auf eine 25jähcige Tätigkeit im Werk zurückblicken.
Kochendork OA. Neckarsulm. 15. August. Einfahrten in das Salzbergwerk Für 2. September sind nahezu 3000 Einfahrende gemeldet. Die Anmeldeliste mußte deshalb jetzt schon geschlossen werden. Da eine größere Zahl von Anmeldungen beim Salzbergwerk vorliegt, findet am 9. September die letzte Einfahrt im laufenden Jahr statt. Anmeldungen wollen in aller Bälde beim Werk gemacht werden. Auch die Anmeldung von Einzelpersonen läßt sich bei dem großen Andrang nicht mehr umgehen. Jeder Anmeldende erhält vom Salzbergwerk die genaue Zeit seiner Einfahrt mitgeteilt. Bemerkt sei, daß an den allgemeinen Einfahrttagen auch regelmäßig Führungen durch Alt- Wimpfen, dis Pfalz und die Klöster daselbst stattfinden.
Mergentheim, 15. Aug. Besuch Filchners. Mitte August folgt der berühmte Forschungsreisende D:. Wilhelm F i l ch n e r einer Einladung der Kurverwaltung von Bad Mergentheim, um hier seine Gesundheit wiederherzustellen
Ulm. 15. August. Betrügerpaar. In den letzten Tagen trat hier eine „Dame" auf, die in offenen Geschäften Obst, kleine Bedarfsartikel usw. kaufte und einen Zwanzigmarkschein in Zahlung gab, während sie weitere solche sehen ließ. Nachdem sie das Wechselgeld erhalten hatte, behauptete sie, man habe ihr 5 Mark, in einem Fall sogar 10 Mark zu wenig gegeben. In den meisten Fällen wurde der Betrag vom Verkäufer nochmals bezahlt. Die Betrügerin, die etwa 25 I. a., mittelgroß, schlank ist und Kölner Mundart spricht konnte mit ihrem Helfer, der als angeblicher Ehemann mit ihr reist, auf frischer Tat festgenommen werden.
ein Wachtmeister der hiesigen Schutzpolizei das Leben ae- nommen, indem er sich beim Rosenstein-Tunnel in Eann- statt vor eine Lokomotive warf. Er soll einem Zimmer kollegen einen größeren Geldbetrag entwendet hoben
dem ssii^els
Oehringen, 15. August. VerbandstagderSkub-. machermeister. Der Württ. Schuhmachermeister-Ve^ band hält hier in der Zeit vom 18.—20. August seinen 14. Verbandstag ab.
Pforzheim, 15. August. Leichenfund. Am Dienstag mittag wurde beim Hanfackerweg auf dem Enzoorland die Leiche einer unbekannten etwa 24 Jahre alten Frauens- Person aufgefunden, die kurz zuvor durch Selbstvergiftung aus dem Leben geschieden sein muß. Neben ihr stand ein etwa noch zu einem Drittel mit einer giftigen Flüssigkeit gefüllter Becher. ^
Aus Stadt und Land
Nagold, 15. August 1928.
Der Maulwurf hört in seinem Loch, ein Lerchenlied erklingen und spricht: wie sinnlos ist es doch, zu fliegen und zu singen! Emanuel Geibel.
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Marbacher Besuch
Nagold als Musterstadt!
Unter Führung von Stadtschultheiß Kopf machten gestern der Gemeinderat Marbach a. N. und die städt. Beamten der hiesigen Stadt einen Besuch, der zugleich auch dem Landsmann Frey, Kurhaus Waldlust, galt. Besichtigt wurde besonders die neue Kleinkinderschule, die Nagold- und Waldach-Korrek- tion und die Kriegergedächtnis- und Friedhofkapelle. Die Herren interessierten sich auch für die Organisation unserer Polizei u. die Alarm-, Nachrichten- und Schaltanlagen in der Polizeiwache. Sie waren über das Gesehene und Gehörte sehr befriedigt und hatten auch ein Lob für unsere Straßen. Stadtschultheiß Maier entbot den Herren den Willkommgruß und gab die nötigen Aufklärungen. — Bekanntlich stattete bereits kürzlich eine Abordnung von Backnang Nagold einen Besuch ab, um Neubauten, Korrektion, Organisation usw. unserer Stadt kennen zu lernen.
Links an der Burg Hohenzollern vorbei ...
Der neue Nägele-Aussichtsturm aus dem Raichberg bei Onstmettingen, der mit dem Nägelehaus am letzten Samstag eingeweiht wurde, ist auch von unserem Aussichtsturm aus de»- Schloßberg bei klarem Wetter sichtbar und zwar in der Richtung etwas links an der Burg Hohenzollern vorbei und nur 2Vr Klm. hinter dieser.
Herrenberg, 14. Aug. Der Hagelschaden im Oberamt Herrenberg im Jahre 1927. 1927 ist in Württemberg an 50 Tagen Hagelschlag mit Schaden an landwirtschlichen Gewächsen vorgekommen. Betroffen wurden 665 Gemeinden und Teilgemeinden in sämtlichen Oberamtsbezirken (einschl. Stuttgart-Stadt) ausgenommen die Bezirke Nürtingen und Tübingen. Die vom Hagel betroffene Fläche machte 6,8 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche Württembergs aus. Der Geldwert des Hagelschlags berechnet sich auf insgesamt 12 500 900 gegen nur 8 195 680 Kl im Durchschnitt der Jahre 1924/26, In nicht weniger als 41 Oberamtsbezirken betrug 1927 der Hagelschaden über 50000 Zu ihnen
zählte auch der Bezirk Herrenberg. Bei einer landwirtschaftlichen Fläche von insgesamt 15693 Hektar sind in unserem Oberamt 416 Hektar oder 2,7 Prozent der landwirtschaftlichen
Der Schmied von Murbach
Roman von Leontme o. Winterseld-Platen.
Copyright bh Bremer L Comp., Berlin W 3U.
Nachdruck verbalem
9. Fortsetzung.
Tiefer fielen die Schatten, und das letzte Abendgold verglomm auf den Turmzinnen der Kirche. Glockenllänge schwangen über der Stadt. In Gebweiler läuteten sie das Ave.
Die beiden Frauen schlugen ein Kreuz, und die Nonne beugte sich über ihren Rosenkranz.
Dann packte sie still ihr Nähwerk zusammen und
stand auf. . . . ^ L
„Wir wollen noch ein wenrg rn den Garten gehen,
Edula. Mich gelüstet nach frischer Luft."
Da schrak Edula Grantner jäh zusammen. Aus der Zelle nebenan klang qualvolles Wimmern und Stöhnen. Das endlich überging in lautes, bitterliches Weinen.
Edula sah entsetzt zur Nonne herüber. In deren blassem Gesicht zuckte keine Muskel.
„Es ist eine von den jungen Novizen, die sich nicht gewöhnen will an unsere Zucht. Sie sehnt sich hinaus nach Leben und Freiheit. Aber ihre Eltern wollen es so.
Durch Edulas große, schlanke Gestalt ging ein Schütteln. Sie biß sich aus die Lippen.
„Wie können Eltern so grausam sein und solches wollen von ihrem Kind? Nimmer kann ich glauben, daß dies aottwohlgefällig Werk ist, jemand gefangen setzen wider seinen Willen sein Leben lang." „ ^ .
„DaS ist nur zuerst so, wenn sie noch jung sind und voll Gier nach der Welt und ihren Lüsten. Das stirbt allmählich ab, wenn das Blut langsamer durch die Adern rinnt inck die Haare bleichen. Fast alle haben es so gemacht und sind nachher gute Nonneu geworden."
Edula sah lange und forschend in das bleiche, strenge Frauen cmtlrtz vor ihr.
,Hhr habt es nie so gemacht, Schwester Kordula, gelt? Von Euch kann ich es mir nimmer denken, daß Ihr einmal jung gewesen und voll Blut und Sehnsucht."
Schwester Kordula preßte die Lippen fest aufeinander und sah starr aus dem kleinen Gitterfenster hinaus ins scheidende Abendrot, das wie Gold durch das raunende Blattwerk fiel. Dann schlug sie ein Kreuz und atmete schwer.
„Dunkle Nacht ist in meiner Seele, wenn ich an meine Jugend denke, Edula. Du darfst mich nimmer fragen danach. Denn bitterschwere Schuld habe ich abzubüßen mein Leben lang. Darum bin ich hier im Kloster."
Edula schüttelte traurig den Kops.
„So redet Ihr allweil, und ich kann es doch nicht glauben. Ihr malt Euch schwärzer als Ihr seid, weil Ihr alles in trübem Lichte schaut, Schwester Kordula. Kommt, wir wollen noch ein wenig in den Klostergarten gehen, daß Euch lichtere Gedanken kommen im linden Schein des Juniabends."
Sie legte weich ihren Arm in den der Nonne und führte sie aus der schmalen Zellentür hinaus in den hochgewölbten, eseuumrankten Kreuzgang, durch dessen schöne, gotische Bogen mit süßem Zwitschern die Schwalben schossen.
Mit der ausgestreckten Rechten wies Edula zu den jauchzenden Vögeln.
„Seht, Schwester Kordula, sind sie nicht auch unseres lieben Herrgotts Kreaturen? Und hat er sie nicht erschaffen zu Lust und Freude? Sollen wir es ihnen nicht gleichtun, unserem Schöpfer zu Ehren?"
Die Nonne schüttelte abweisend das Haupt, unb ihr Blick wurde streng und strafend.
,Mie kannst du nur so törichtes Zeug schwätzen, Edula? Kann auch ein sündiger Mensch verglichen werden mit einer ahnungslosen, törichten Kreatur? Auf uns ruht der Fluch der Sünde, der drückt uns herab, bis wir im Grabe liegen."
Fast unmerklich schüttelte Edula den Kopf, denn das ging ihr wider Herz und Verstand, aber sie wußte nichts zu erwidern und schwieg darum still. In ihrem schönen Frauengesicht aber leuchtete ein großes, sieghaftes Vertrauen, das stärker war als alle Schatten eines düsteren Klosterglaubens. Langsam schritten sie so Arm in Arm an der hohen Mauer entlang durch den sauber gepflegten.
großen Garten. In Reih und Glied standen hier die Kräutlein nebeneinander, die die Klosterküche nötig hatte für ihren Bedarf. Ganz verstohlen blickte auch hier und da ein Blümlein am Wegesrand empor, als traute es sich nicht recht, Duft und Farbe leuchten zu lassen in dieser strengen Umgebung.
Die Nonne sah mit prüfendem Blick die Reihen entlang, und wo ein Unkraut sein Haupt erhob, riß sie es rasch mit fester Hand heraus.
„Es ist gut, daß das Festefeiern und stete Trommelwirbeln nun endlich ein Ende hat in den Mauern unserer Stadt. Die Bürger waren ja alle außer Rand und Band, und jede Arbeit blieb liegen. Zur Strafe mußte auch das schöne Matheus ein Raub der Flammen werden."
Edula lächelte.
„Doch nicht ganz, Schwester Kordula. Nur ein kleiner Teil ist abgebrannt. Und ist kein Menschenleben nmge kommen dabei, dank eines einzigen Mannes gewaltiger Kraft."
Die Nonne hob ungläubig den Kops.
„Wir hörten hier auch davon, doch glaubten es mmmer. Die Leute schwätzen es soviel."
Edula nickte ernst.
„Ich habe es selber gesehen. Ein Waffenschmied war es. Der einzige Sohn von dem alten Umfelder."
Ein Zucken ging durch den Körper der Nonne, daß Edula es heftig verspürte, weil sie am Arm der anderen ging. Steif blieb Schwester Kordula stehen und griff mit beiden Händen nach ihrem Herzen. Und ward fahl dabei bis in die Lippen, daß Edula heftig erschrak.
„Was ist Euch, um aller Heiligen willen, Schwester Kordula? Soll ich Euch stützen? Soll ich Hilfe holen?
Und sorgsam geleitete sie die Schwankende zur nächsten Bank an der Mauer. Schwer ließ sich die Nonne daraus nieder unt schlug beide Hände vor das Gesicht. Und stoßweise — abgerissen kam es von ihren Lippen:
„Es ist nichts Edula — es ist nichts, hörst du? Sprich mit niemandem davon. Ich habe wohl zu lange genayr da drinnen, das tut meinem Herzen nicht gut. Solch Anfälle kommen schnell und gehen auch schnell vorüber.
(Fortsetzung folgt )