Seite 2 Nr. 187

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter

Samstag. 11. August 1928

Tagesiviegel

ReichsprLfidenk von Hindenburg empfing am Freikaq kn feierlicher Audienz den neu ernannlen Botschafter von Groß- brlkannien »ud Irland. Sir Horace Rumbold.

Auf der Tagung der Südafrikanischen nationalistischen Partei in Pretoria wurde eine vom Ministerpräsidenten Herhog verfaßte Entschließung mit großer Mehrheit an- genommen, di« als politisches Ziel die volle Unabhängigkeit SichafrlKaS (von englischer Oberhoheit) bezeichnet.

GroMerzogs von Baden, seines Schwagers, teilzunehmen. Am schwedischen Hof wird eine dreiwöchige Trauer angelegt.

Ein englisches Regiment bei den französischen Manövern im Rheinland

London, 10. August. .Daily Telegraph" berichtet, das einzige Reiterregiment des britischen Besetzungsheers im Rheinland werde an den bevorstehenden Manövern der französischen Besahungsarmee unter General Guillaumak teilnehmen.

Dieder eia Sachtieterungsskandak

Paris. 10. Aug. In dem Hopfenbetrugsprozeß gegen Leoy und Genossen, der kürzlich in Paris verhandelt wurde und bei dem mehrere Bankiers, Händler und Mak­ler wegen betrügerischer Schiebungen von großen Posten Hopfen, Pferden und Vieh auf Rechnung der deutschen Ent­schädigungsleistungen zu Geldstrafen verurteilt wurden, machten die Angeklagten Anspielungen auf amtliche Schrift­stücke, die sie auf unrechtmäßige Weife in ihren Besitz ge­bracht hatten und die ihnen die Betrügereien ermöglichten oder erleichterten. Wie nun durch die Untersuchung fest­gestellt wurde, hat ein bestochener höherer Beamter des französischen Ministeriums für die befreiten Gebiete, namens Sailly, ihnen die geheimen Aktenstücke geliefert, die er sich selbst mit Hilfe einer Stenographin der Entschädigungs­kommission verschafft hatte. Sailly und die Stenographin wurden verhaftet.

Großbritannien und China

Schanghai. 10. Aug. Das britisch-chinesische Abkommen über die Regelung des Nankinger Zwischenfalles wurde gestern in Nanking von dem britischen Generalkonsul in Schanghai, Sir Sidney-Barton, im Namen des britischen Gesandten in China, Sir Miles Lampson, und von dem Außenminister der südchinesischen Regierung, Wang, unter­zeichnet. Die Bestimmungen des Abkommens sind noch nicht bekannt, sie dürften jedoch denjenigen des amerikanisch chine­sischen Abkommens über dieselbe Frage ungefähr gleich sein. Gleichzeitig wurde ein zweites Abkommen unterzeichnet, nach welchem Großbritannien sich verpflichtet, Verhandlungen mit China über die Abänderung der Verträge einzuleiten.

Diirtlemberg

Stuttgart. 10. August.

Me Sicherheit bei Lichlspielvorführungeu. In der Nr. 21 des würtk- Regierungsblatts ist eine Verordnung des Innen­ministeriums vom 14. Juli 1928 erschienen, die im Anschluß an di« Regelung in anderen deutschen Ländern eingehend« Bestimmungen für die Sicherheit bei Lichkspiel- I Vorführungen, insbesondere über die Anlage und Ein- ' richtung der Lichtspieltheater» trifft. Sie ersetzt die seither gültige Verordnung vom 14. Dezember 1910 und tritt sofori in Kraft, jedoch mit Uebergangsbestimmungen für bereits be­stehende Lichtspielunternehmungen.

Homöopathische Tagung. Zur Zeit findet hier die Haupt­versammlung der Internationalen homöopathischen Liga statt, die gestern vormittag im St. Vinzenzhaus durch Dr. A. Sk kegele, den Vorsitzenden des Deutschen Zenkralver­eins homöopathischer Aerzke eröffnet wurde. Die Tagung ist mit zahlreichen Vorträgen verbunden. Auf der Tagung sin- vertreten außer Deutschland die Vereinigten Staaten. England, Frankreich, Holland, Italien, Mexiko, Oesterreich, Lettland, Schweiz, Schweden, Rußland, Tschechoslowakei und Südllawien.

Boa -er Handwerkskammer. Im Monat Juli 1928 haben die Meisterprüfung bei der Handwerkskammer Stutt­gart mit Erfolg abgelegt: 23 Bäcker, 8 Flaschner, 1 Galva­niseur, 6 Gipser, 1 Klaviermacher, 1 Lithograph, 14 Mecha­niker, 1 Metallgießer, 3 Modellbauer, 1 Retoucheur,

I Schneider, 17 Schreiner. 1 Steindrucker, 1 Weißnäherin.

Verleitung zum Meineid. In einer belanglosen Beleidi­gungsklage hatte der 27 I. a. verh. Oderwachkmeisker Max Maier von der 3. Eskadron des Reiterregiments 18 in Ludwigsburg einen Obergefreiken ersucht, eine für ihn günstige Aussage zu machen. Daraufhin wurde er wegen eines Verbrechens der Verleitung zum Meineid unter An­lage gestellt und von dem Schöffengericht Stuttgart für ichuldig befunden. Außer der gesetzlichen Mindeststrafe von l Jahr Zuchtbaus wurde auch noch auf Ausstoßung ans dem tzeer erkannt.

Feuerbach, 10. Aug Großer Brandschaden. Bei dem Brand in der Möbelfabrik Zink, der beim Inbetrieb­setzen eines Rohölmotors mittels einer Anwärmelampe ent­stand. sind große Holzvorräte vernichtet worden. Der Scha­den wird auf 200 000 Mark geschätzt. Der Betrieb erleidet indessen keine Unterbrechung.

Obersteofeld OA. Marbach, 10. Aug. Autolinie. Di« Autolinie Oberstenfeld-Gronau-Prevorst ist nun behördlich bestätigt worden. Der Betrieb soll am 13. August ausgenom­men werden.

Gmünd» 10. August. AlteRingmanerrefie. Neben dem Klösterle kam anläßlich der Grabarbeiten für die Dampf­heizung die älteste Stadtmauer zum Vorschein, die dem 12. Jahrhundert ayqehört. Sie hat hier die ungewöhnliche Stärke von 2P0 Meter, überkrifft die sonst bekannten Mauerreste weit an Mächtigkeit. Sandsteinquader fassen die Maaer, ein Gltßhatz Kalk und Skeinhrocken, härter als Zement, füllt sie aus. Das untere Ende wurde bei ILO Meter Tiefe nicht erreicht.

Murrhardl. 10. August. Tödlicher Sturz. Beim Dreschen mit der Maschine stürzte der Bauer Karl Jung in Borderwestermurr ßf Unglücklich ab. daß er nach kurzer Zeit verschied.

Der Fall Erbach

Gegenüber einem Artikel im StuttgarterNeuen Tag­blatt" über denSkandal von Erbach", der eine Mitschuld der staatlichen Aufsichtsbehörden wegen angeblich unterlas­senen Eingreifens in die Geschäfte des Schultheißen Deh­ner zu konstruieren versucht, wird uns von zuständiger Seite mitgeteilt:

Der frühere Ortsvorsteher von Erbach, Dehner, glaubte nach der Währungsfestigung im Jahr 1924 der Ge­meinde und ihren Einwohnern durch Schaffung einer Ge­meindebank (Erbacher Bank" in Ulm) billigen Kredit ver­schaffen zu können. Dieser Gründung wurde von den zu­ständigen Behörden die Genehmigung versagt. Die Bank wurde infolgedessen aufgelöst. Die Gemeinde Erbach versuchte nun zusammen mit anderen Gemeinden die Bank als Gesellschaft mit beschränkter Haftung weiterzuführen. Auch hier griffen die Aufsichtsbehörden ein und untersagten den Gemeinden den Erwerb von Ge­schäftsanteilen. Als Dehner hierauf einige Privat-- personen sowie die Mühle-Bezugs- und Absatzgenossen­schaft Erbach als Gesellschafter gesunden hatte, wurde die­ser Gründung vom Reichswirtschaftsmini­sterium die Zulassung zum Betrieb von Depot- und De­positengeschäften versagt, worauf die Aufsichts­behörden die rasche Abwickelung der laufenden Geschäfte verlangten. - - .

Neben der Bank gründete Dehner damals weiter- private Wirtschaftsbetriebe, vor allem die ge­nannte Mühle-Bezugs- und Absatzgenossenschaft Erbach und eine Parfümeriegesellschaft (Refa" in Ulm). Hinter dem Rücken der Aufsichtsbehörden, zum Teil sogar ohne Kenntnis des Gemeinderats, unterstützte er diese

Sicherheitsleistungen der Gemeinde. Außerdem aber unter- Wechsel im Gesamtbetrag von 480 000 NM-,' di/ er sowohl den Organen der aus den Wechsel« verpflichteten Betrieb«, als auch dem Gemeinderat »ick den Aufsichtsbehörden bis zum Juni 1928 ver he imlickte. Sofort nach dem Bekanntwerden dieser Wechselschulden ha­ben die Aufsichtsbehörden auch hier einae- Sriffen Ein Disziplinarverfahren gegen Dehner kam je­doch nach dem Gesetz nicht mehr in Frage, da dieser sofort vom Amt zurücktrat. Dagegen hat die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren gegen ihn eingeleitet. ^ Sämtliche Gesuche Dehners, Geld oder Kredit der Gemeinde für die Geschäftsbetriebe zu verwenden, sind van den Aufsichtsbehörden nach den Vorschriften de? Gememdeordnung abgelehnt worden. Sobald bekanm wurde, daß Dehner unerlaubter Weise den Betrieben Gemeindegelder zuführte und die Gemeinde mit Büraickal- ten und Hypotheken belastete, wurde die Lösung dieser Verbindlichkeiten mit Nachdruck verlangt. Die Bestimmun- gen der Gemeindeordnung ergeben aber keine Möglichkei: die Privatbetriebe, an denen die Gemeinde beteiligt war, von Aufsichtswegen zu prüfen und auf ihr Geschäfts­gebaren einzuwirken.

Eine Berliner Zeitung (das Berl. Tageblatt) bezw. des­sen Stuttgarter Berichterstatter scheint anzunehmen, daß höhere Beamte der Regierung in die Angelegenheit ver­nickelt seien. Diese Annahme ist völlig aus derLuft gegriffen und entbehrt jeder Grundlage. Der Zusam­menbruch der Geschäftsbetriebe hat eine rein örtliche, für die kleine Gemeinde Erbach freilich sehr verhängnisvolle Be­deutung.

Ilnterkürkheim, 10. August. Der Nakekenwagen, Gestern hattb sich in einem Haus in der Au ein 18 I. alter Oberrealschüler mit einem Märklinbaukasten einen ,Ra- ketemvagen" gebaut. Als Antrieb benützte er ein Stück Wasserleikungsrohr, das er mit Explosivstoffen geladen hatte. Als er den Wagen abends gegen 6 Ithr in einem Hofraum in Betrieb setzen wollte, explodierte das Wassel leitungsrohr unmittelbar nach der Entzündung der Explosiv­stoffe, wobei das Rohr vollständig zerrissen wurde. Ein Splitter des Rohrs drang einem in dem Hof anwesenden 8 I. a. Schüler in den Unterleib und verletzte ihn lebens­gefährlich.

Oberrot, OA. Gaildorf, 10. August. Zigeuner-Un­wesen. Zwischen einer Anzahl von Zigeunern, die zuvor dem Alkohol ordentlich zugesprochen hakten, kam es zu einer Messerstecherei, die allerdings durch das Eingreifen hiesiger Personen ungefährlich verlief. Die geradezu tobenden Zi­geuner versuchten auch gegen die hiesigen, zur Abwehr her­beigeeilten Personen vorzugehen, konnten aber zuletzt hinter Schloß und Riegel gebracht werden. Ein von Gaildorf tele- phonisch herbeigerufenes Aufgebot von Landjägern stellte mit Hilfe des hiesigen Landjägers die Ruhe alsbald Wiede her und lieferte die Uebeltäter an das Amtsgericht Gail darf ein.

Mergentheim, 10. August. Keine Gasfernver­sorgung. Der Gemeinderat in Lauda hat den Ab­schluß eines Gaslieferungsverkrags mit dem skädk. Gaswerk Würzburg endgültig abgelehnk. Damit werden auch die feit Monaten zwischen Mergentheim, Lauda, Tauber­bischofsheim einerseits und Würzburg andererseits wegen gemeinsamen Gasbezugs gepflogenen Verhandlungen und Besprechungen hinfällig.

Talhausen OA. Oberndorf. 10. August Er trunken. Leim Baden ertrank im Kanal des Elektrizitätswerks Tal­hausen das zehnjährige Söhnchen der Familie Wößner, Dreherei hier.

Rottwett. 10. August. Denkmal des Res.-Inf.- Regts 119. Am 12. August d. I. soll mit kirchlicher Feier und kameradschaftlichem Zusammensein in schlichter, aber würdiger Weise das Denkmal des zweiten Bataillons in Rottweil seine Weihe erhalten. Alle Kriegsgefährten von fern und nah sind dazu herzlichst eingeladen. Auch ein schlich­tes Denkmal verursacht Kosten. Kameraden, Freunde von Heimat und Vaterland, übet einen Akt der Güte, des Wohl­wollens und der Dankbarkeit an den in fremder Erde schlum­mernden Helden: traget einen Baustein bei, wenn's auch nur ein Scherflein ist, nehmet ein Bild (Ansichtskarte L 30 Pfennig) von der Ehrentafel des zweiten Rottweiler Ba­taillons. (Auskünfte und Einzahlung bei Kamerad Lorenz Schatz, Rottweil. Neutorstraße 5).

Isny. 10. August. Isny erhält eine Abkeilung der Münchener Universitätsklinik. Mehr als viermonakliche Verhandlungen der Stadtverwaltung Isny mit der chirurgischen Klinik der Universität in München wurden in den letzten Tagen beendet. Durch den Vertrag wird ein Teil des neuerbauken städtischen Krankenhauses Wilhelmsstifk eine selbständige Abteilung (Ernährungsabtei- lung) der chirurgischen Klinik in München. In derselben wird nunmehr das von Geheimrak Dr. Sauerbruch, heute Direktor der Charit« in Berlin, dessen Nachfolger Ge- heimrat Dr. Lex er. Direktor der Münchner chirurgischen Klinik, und besonders auch von dem Privatdozenken au letzterer Universität, Dr. med. et phil. Hermannsdor­fe r. seit einer Reihe von Jahren versuchsweise eingeführke besondere Ernährungsverfahren zur Behandlung der Tuber­kulose selbständig eingerichtet und von der Universitätsklinik selbst betrieben.

Reufra i. Hohenz., 10. August. In fremdem Hee­resdienst gestorben. Die Witwe Ida Acker von hier erhielt aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika die Nachricht, daß ihr Sohn Andreas, der im amerikanischen Heer einer Fliegerabteilung angehörte, am 31. Juli in Pre- sidio of Montrey in Kalifornien an Verletzungen gestorben ist. Vor 5 Jahren war der Verstorbene als 22jähriger nach Amerika ausgewandert.

SSnigsbronn O.-A. Heidenheim, 10. August. Der letzte Hammerschmied. Vorgestern mittag ist hier nach kurzer Krankheit der am 3. Februar 1845 geboren« Christian Iooß gestorben. Mit ihm ist zugleich der letzre Hammerschmied Königbronns dahingegangen, eine letzte Erinnerung aus der Zeit der früheren Hammerschmiede beim Brenzursprung.

Die heutige Nummer umfaßt 8 Seite», hiezu die Heilige illustrierte Beilage »Feierstunde«".

Ser hmdwerksiammrrprozetz

Die Urteilsbegründung

In der Begründung des Urteils, die von Landgerichts­direktor Dr. Tafel in fast 2lLstündiger Rede vorgetragen wurde, wurde u. a. ausgeführt:

Der Angeklagte Wolf, ein bisher unbescholtener Mann, hat sich aus kleinen Verhältnissen heraufgearbeitet, wodurch er mit der Zeit durch sein Machtbewußtsein das Maß ver­lor, sodaß er sich in diktatorischer Weise alles unterstellte. Dabei ist ihm bei seinen Verfehlungen die nicht zureichend« Kontrolle durch den Vorstand sehr zustatten gekommen. Allerdings hätte der Vorstand auch nicht sämtlichen Ver­fehlungen auf die Spur kommen können, da sie in raffinier­ter Weise durch den Angeklagten vorgenommen worden sind, besonders, wenn man das Zusammenspiel zwischen den Angeklagten Wolf, Gerhardt und Vetter berücksichtigt. Die Verfehlungen Wolfs waren sehr schwere, da sie einer­seits keiner Notlage entsprangen, andererseits das Geld, wie er selbst wußte, von kleinen Handwerkern herrührte, deren Geschick in seiner Hand lag. Zudem ist er nicht nur für seine Verfehlungen schuldig, sondern er trägt auch die Mitschuld für die übrigen Angeklagten, bei denen er es durch kleine Zuwendungen verstand, sie für seine unlauteren Dienste zu gewinnen. Andererseits muß aber auch anerkannt werden, daß Wolf in deck 6 Jahren, in denen er an der Spitze der Handwerkskammer stand, dieser sehr viel ge­nützt und ihr seine Zeit geopfert ha*. Dies hat das Ge­richt bewogen, dem Angeklagten die bürgerlichen Ehren­rechte nicht abzuerkennen. Zu Ungunsten des Angeklagten wurde aber auch noch sein geradezu frivoles Leugnen in Betracht gezogen. Dem jetzt noch vorhandenen Schaden von etwa 20 000 Mark steht noch ein anderer Schaden ge­genüber und zwar der, daß das Ansehen der Handwerks­kammer und des Handwerks im allgemeinen schwer geschä­digt worden ist.

Bei dem Angeklagten Dr. Gerhardt wurde berück­sichtigt, daß er seine Verfehlungen völlig unter dem Einfluß Wolfs begangen hat und daß er nicht der Mann war, der den nötigen Willen aufbringen konnte, um dem Verlangen Wolfs entgegenzutreten. Erschwerend war, daß er in rück­sichtsloser Weise durch andauernde Gehaltsüberforderungen für seine eigene Tasche gesorgt hat. Bei ihm ist jetzt noch ein Schaden von annähernd 10 000 Mark vorhanden.

Der Angeklagte Klemm hat durch seine offenkundige Reue und dadurch, daß er mit der Wahrheit herausrückte, gezeigt, daß er gewillt ist. seine Verfehlungen wenigstens einigermaßen wieder gutzumachen.

Bei der Angeklagten Vetter hat das Gericht ange­nommen, daß sie in erster Linie deshalb mit den Verses lungen der anderen einverstanden war, weil sie sich durch ihre Stellung abhängig fühlte. Bei ihrer Intelligenz hätte sie sich aber klar sein müssen, daß ein kleiner Hinweis ge­nügt hätte, um die Verfehlungen der Angeklagten zu ver­eiteln. .

Bei dem Angeklagten F i s ch e r kam das Gericht zu der Auffassung, daß er wohl einen berechtigten An­spruch auf seine Forderungen hakte. Fischer hätte sich aber selbst sagen müssen, daß er das Geld nicht aus der Kasse des Einziehungsamts entnehmen durfte. Er ist eben der Versuchung unterlegen. In seiner Eigenschaft als zwei­ter Vorsitzender hätte man von ihm erwarten können, dag er sich mehr beherrscht hätte.

Aus Stadt und Land

Nagold, 11. August 1928-

Dem Einzelnen blerbe die Freiheit, sich mit de" zu beschäftigen, was ihn anzieht, waS ihm Freuve macht, was ihm nützlich deucht; aber das eigeotncye Studium der Menschheit ist der Meukch.

v. Goethe.

Moderne Erziehung

Zum Sonntag

Die frühere Zeit von derguten alten" soll damit nicht gesprochen werden hatte eines zweifellos vor der unsrigen voraus: ein Schule und Elternhaus verbindendes Erziehungsideal, die Religion, denn:die Religion ist «m sittlicher Zügel ersten Ranges" war der damalige Gruno- gedanke aller Bevölkerungsschichten und die wertvollen Erziehungsmittel dieser Religion auszunützen ihre Tat. Vor allem galt das Christentum als Abwehr gegen alle schockten Triebe der menschlichen Natur. Weil es aber nicht an alle Menschen seine Macht ausübte denn die menschimy Schwäche stand ihm vielfach hemmend im Wea- nna man