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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"
Samstag, 7. Juli 1928
liche Sudierende der evang. Theologie sollen jetzt zur ersten Dienstprüfung zugelassen sein und vor allem für die Erteilung von Religionsunterricht verwendet werden. Wie weit ihnen Aufgaben des kirchlichen Gemeindedienstes übertragen werden sollen, entscheidet im Einzelfall der Oberkirchenrat. Die Prüfungsordnung für die zweite Dienst- vrüfung. welche die Voraussetzung für die Anstellung im ständigen Kirchendienst bildet, enthält keine wesentlichen Aenderungen. Wie bisher ist die Möglichkeit gegeben, geeignete Männer mit entsprechender Vorbildung aus anderen Berufen im Kirchen-ienst zu verwenden. Die Kirchenmusik wurde als praktisches Prüfungsfach beibehalten.
Neubearbeitung des Evangelischen Kirchenbuchs. In der Jahresversammlung der Gruppe 2 des Eoang. Landeskirchentags, der an Peter und Paul in Stuttgart staktfand, berichtete Dekan W e l s ch-Vaihingen über die Neubearbeitung des Kirchenbuchs, mit der sich der Landeskirchentag in den nächsten Jahren zu beschäftigen haben wird. Das seit 1. Januar erscheinende Monatsblatt .Die Dolkskirche" wird eingehend darüber berichten.
Süddeutsche Textil- und Bekleidungsmesse. Die diesjährige Herbstmesse findet in den Tagen vom 8.—-11. Sep- tember in der Stuttgarter Gewerbehalle und sämtlichen angebauten Hallen statt.
Der frühere kommunistische Abgeordnete Müller-Weingarten begnadigt. Bekanntlich schwebten gegen den seit- herigen kommunistischen Landkagsabgeordnelen Karl Müller-Weingarten einige Dutzend mehr oder weniger schwere Halle, die er als ehemaliger verantwortlicher Redakteur begangen haben soll. Nun hat der Oberreichsanwalk, wie das Heilbronner .Neckar-Echo' meldet, die Einstellung des Strafverfahrens angeordnet. Ob und wann Karl Müller wieder vom Ausland, wo er sich seit Ablauf seiner Immunität befindet, nach Weingarten zurückkehren wird, ist unbekannt.
Stuttgart, 6. Juli. Gesuche um Aufnahme in )ie evang. Kirche. Nach einer Bekanntmachung des Loang. Oberkirchenrats wird auf Gesuche der Pfarrämter im Aufnahme bzw. Wiederaufnahme in die evang. Landeskirche nur dann ein schriftlicher Bescheid erteilt, wenn vettere Berichterstattung nötig erscheint oder sonst Anlaß ;u einer Verfügung vorliegt. Aufnahmegesuche können als bewilligt angesehen werden, wenn auf die Vorlage dem ab- iendenden Dekanat nicht bis zum sechsten Tag nach der Absendung ein Bescheid des Oberkirchenrats zugegangen ist.
Stuttgart. 6. Juli. Todesfall. Sanitätsrat Dr. Franz Piesbergen, ein bekannter Stuttgarter Augenarzt, der in der Schloßstraße, unterstützt von seinem Sohne, eine Augenklinik unterhält, ist während seines Erholungsurlaubs in Oberbayern tm Alter n «8 Jahren an einein Schlag- anfall gestorben.
Me Reise zum Sängerbundesfest. Die Generaldirektion der Oesterreichischen Bundesbahnen macht darauf aufmerksam, daß es sich empfiehlt, für die Rückreise vom Säng-er- oundesfest in Wien, das am 23. Juli geschlossen wird, die für die Rückfahrt unmittelbar nach Festschluß vorgesehenen Sonderzüge zu benützen, wenn mit einer ungestörten Rückfahrt gerechnet werden will. Bei diesen Sonderzügen sind noch Plätze frei. Der Kartenverkauf für diese Züge endet am 22. Juli. — Für die Einreise der Sänger nach Oesterreich sind vom 17. bis 20. Juli r50 Sonderzüge vorgesehen, wofür die österr. Bundesbahnen zahlreiche Wagen fremder Bahnen (darunter 80 v. H. von der Deutschen Reichsbahn gemietet hat.
Oehringen, 6. Juli. Tuberkulosekrankenhaus. Die Amtskörperschaft Oehringen plant die Erstellung eines Tuberkulosekrankenhauses auf dem Mainhardker Wald, wobei sie mit einer Beteiligung der benachbarten Amts- Körperschaften rechnet.
ep Hall» 6. Juli. Iahresfest. Unter zahlreicher Beteiligung feierte die Haller Diakonissenanstalt vergangenen Sonntag ihr 42. Jahresfest. In einer Feier in der Anstaltskapelle für die Schwachsinnigen wurde der Heimgegangenen Schwester Lisbeth Weidner gedacht, die seit 28 Jahren mit seltenem Geschick und liebewarmem Herren dieser Arbeit Vorstand. Die Festpredigt in der Michaeliskirche hielt Pfarrer Weimer- Holzgerlingen. Der Anstaltsleiter, Pfarrer Weißer, segnete sodann 16 Schwestern ein. 41ach dem Jahresbericht beträgt die Zahl der Schwestern zur Zeit 448, gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 21. Im Berichtsjahr wurden durch die Schwestern der Anstalt in auswärtigen und den Anstaltskrankenhäusern und in Gemeinden insgesamt rund 48500 Kranke und Schwachsinnige verpflegt. Zehn Schwestern feierten ihr 25jähriges Jubiläum. Die ersten sechs avsgebildeten Hausschwestern stehen seit Ende vorigen Jahres in der Arbeit, die Lern- fchwestern haben die staatlicke Prüfung alle bestanden. Der Schuldenstand der Anstalt betrag! zur Zeit 700 420 Ml.; das Jahr 1927 schloß mit einem Abmangel von 141 099 Mk. Die Anstalt bedarf wie bisher auch fernerhin dringend der Hilfe seitens ihrer Freunde.
Mergentheim, 6. Juli. Kirchenjubiläum. Am kommenden Sonntag wird in der hiesigen Kapuzinerkirche das 4 0 0. Jubiläum der Gründung des Kapuzinerordens und das 300. Jubiläum der Erbauung der hiesigen Kapuzinerkirche und des Klosters feierlich begangen werden.
Rottweil. 6. Juli. Alte Dokumente. Durch Schieferdecker Eggenweiler aus Weilen u. d. R. wurden auf dem Kapellenturm die Reste der fast ganz zerstörten Wetterfahne und der darunter befindliche kugelförmige Knauf herabgeholt, da dieser ein wohl von einem Blitzstrahl herrührendes Loch aufwies. In der Kugel wurden interessante Dokumente und Gegenstände vom Jahr 1767 und 1840 vorgefunden.
Aus Stadt und Laub
Nagold. 7. Juli 1928.
Wo Wahrhaftigkeit ist, da ist Gott! Lhotzky
Zum Suchen
Noch rauscht der Blätterwald von dem edlen Wettstreit der Völker im Suchen nach den armen Unglücklichen um Nobile. Dank dem Fortschritt der Technik spielt sich die Arktistragödie des italienischen Generals vor den Ohren der ganzen zivilisierten Welt ab und hält sie in Atem. Und was war das für eine Freude, als die Rettung wenigstens eines der Verlorengeglaubten gelang! Aber andererseits drückte die Nachricht tief nieder, daß die Rettungsaktion selbst wieder wertvolle Opfer forderte. Groß und erhaben steht der Opfermut dieser wagefrohen Menschen vor uns, vor dem selbst Ibsen verstummen muß, wenn er sagt:
„Mein Gott! — sie woll'n ja alles geben, nur nie das Leben, nie das Leben!"
Ob wir aber bei all diesem edlen Suchen auch uns wieder einmal erinnern lassen an jene weltumspannende Rettungsaktion und den hehren Opfergang eines Mannes, den dieser nicht ging, um einzelne Wenige, sondern eine ganze Menschheit zu erlösen aus lähmenden Ketten der Not und Trübsal, der Erdenschwere und Todesnot, urch sie mutig ging durch Schmach und Kreuz im Blick aufs Ziel. Noch hat es damals keine Zeitung noch elektrische Wellen gegeben, aber ein Buch berichtet uns von dem Zeugnis der Männer, deren Herz durch jene, auch vor der letzten Hingabe nicht Halt machenden Opfertat überwunden wurde, ein Buch, das heute noch in Millionen von Händen ist und das dafür sorgen möchte, daß jene Rettungstat nie mehr vergessen werde, die ein gütiger Vater zum Heil seiner Menschenkinder unternommen hat und trotz allen Hindernissen weiter durchführen wird bis zum endgültigen Sieg. F. H.
Feste und Veranstaltungen.
Nagold
Samstag: Reichsjugendwettkämpfe auf dem SVN.-
Sportplatz.
Sonntag:
7 Uhr Hauptübiing der Freiw. Feuerwehr. '
11 Uhr (Werbeveranstaltung) Stadtstaffette,
1 Uhr Festzug mit Marsch nach dem Sportplatz.
Vr12 Uhr Versammlung der Heilsarmee b. alten Kirch-
Kirchturm (s. Anzeige).
V-5 Uhr Preciosa-Aufführung des Arb. - Gesangvereins
„Frohsinn" in der „Traube" (s. Anzeige).
Pfalzgrafenweiler
50 jähr. Jubiläum des Liederkranzes (s. Anzeige)'
Horb
V-4 Uhr Wilhelm Tell-Auffiihrung der Waldbühne.
Rottenburg
6 Uhr abends letzte Dombeleuchtung (s. Anzeige).
Bollmaringen
25jähr. Fubiläum des Gesangvereins „Cacilia" (s.Anz.)
Musikalische Beranstaltungen der nächsten Woche:
I. Bachfeierstunde im Seminarsaal (Nowotny) Donnerstag, 12. Juli, abends 8'/i Uhr.; 2. Abendfeier in der Stadtkirche (Chor der Stuttgarter Jugenvbünde, Gustav Wirsching) Samstag abend 8'/« Uhr. Näheres nächste Woche.
Kraftpostliuie Nagold—Pfalzgrafeuweiler
Anläßlich des Sängerfestes in Pfalzgrafenweiler am 8. d. Mts. wird außer der Sonntagskursfahrt Nagold ab 7.30 die sonst nur Werktags stattfindende Kursfahrt Nagold ab 10.15 ausgeführt. Durch Einsetzen eines zweiten Kraftomnibusses ist es möglich, Beiwagensahrten und weitere Bedarfsfahrten einzulegen. Auskunft bei den Kraftwagenführern der Linie.
Zu der »Preciosa"-Aufführuug am Sonntag, den 8. 3»li
durch den Arbeitergesangverein .Frohsinn'
.Preciosa', die romantische Geschichte des Zigeunermädchens, versetzt uns unter den südlichen Himmel Spaniens, zurück in jene Zeit, da Cervantes seinen unsterblichen Ritter Don Quijote, den Mann mit dem flammenden Herzen und den abenteuer- dürftigen Augen, durch die spanischen Provinzen sandte. Von Ritter- und Zigeunerromantik ist die Luft erfüllt und in bunten, schillernden Bildern zieht es an uns vorüber. Hier ist echter romantisch-sentimentaler Boden, da gedeiht noch die .Liebe auf den ersten Blick'. Im Nu hat sich das Zigeunerwundermädchen Preciosa nicht nur deS jungen Ritters Alonzo, sondern aller Herzen erobert. Auch die Zauber- und Wahrsagekunst steht in hohem Ansehen. Bald ist man mitten drin im Abenteuer, und heiße Liebesschwüre hört der nächtliche Wald. Selbstverständlich ist man als echter Spanier mit Eifersucht geladen. Ha wie funkeln die Blicke, und wie gar locker sitzen Degen und Dolch! Neben der Hellen Gestalt der Preziosa steht im Mittelpunkt des Geschehens die alte Zigeunerhexe Viarda, die einst die dreijährige Preziosa geraubt und nun mit ihrer raffinierten, berechnenden Habgier das Ganze dirigiert. Vor allem ist Preciosas Kunst zur besten Einnahmequelle für sie geworden, so daß sie diese nimmer verlieren möchte (Dieser Typus der Zigeunermutter dürfte vielleicht die am besten gezeichnete Figur des Stücks sein). Preciosa aber wird in dem seltsamen Wechsel ihres Schicksals hin und her geweht. Ihre äußere Gebundenst, die Kindessehnsucht nach den Eltern, ihre ebenso große wie aussichtslose Liebe zu Alonzo, die wiedererwachendeu Er
innerungen beim Betteten der alten, schönen Heimat, das alles treibt in gegenseitigem Widerstreben ein seltsames Spiel mit der armen Preciosa, und rührende Klagetöne entquellen ihrem Munde. Alles glaubt sie für sich verloren. Aber es geht wie im Märchen, und zum Schluß wird alles wieder gut. Ja, die alte böse Hexe Viarda muß selbst den Schleier wieder entfernen, mit dem sie Preziosens einst so sonniges Dasein verhüllt hatte. Damit die üppig wuchernde Romantik nicht allzusehr sehr ins Kraut schießt, hat der Verfasser einige groteske Figuren eingefügt, wodurch die Wirkung des bunten Gesamtbildes noch erhöht wird. Es sei hier noch darauf hiugewiesen, daß wir uns erlaubt haben, den 9. Auftritt im HI. Akt und dementsprechend den 1. Austritt im IV. Akt umzuarbeiten, da die alte Fassung besonders wegen der Enge der geschloffenen Bühne nicht günstig ist.
Das Stück ist schon über hundert Jahre alt. Es wurde sr. Zt. nach der Novelle .Preciosa, das Zigeunermädchen' (von Cervantes) für die Bühne bearbeitet von P. A. Wolfs, der einst der Lieblingsschauspieler Goethes war. Auf allen deutschen Bühnen hat das Stück seine Triumphe gefeiert, und wenn auch sein Inhalt nicht mehr so ganz dem Geist der heutigen Zeit entspricht, so ist das Stück doch lebendig geblieben und erstellt immer wieder. Und das ist vor allem das Werk des Komponisten Karl Maria o. Weber, der der .Preciosa' ihr musikalisches Gewand gegeben hat. Die Ouvertüre zu .Preziosa' wird nie in Vergessenheit geraten, so wenig als die Chöre: .Die Sonn' erwacht'; — .Es blinken so lustig die Sterne'; ,Jm Wald', oder Preciosas Lied .Einsam bin ich nicht alleine'. Wir wünschen, daß die Aufführung die ihr gebühren oe Würdigung finde. E. M.
Unsere Heimat
Die heutige Nummer »Unsere Heimat' führt uns auf die Filderebene, jenes fruchtbare Bauernland im Herzen von Württemberg, dessen Schicksale von allem Anfang an schon mit der Grafschaft Württemberg verbunden waren. Das kommt auch in einem geschichtlichen Ueberblick zum Ausdruck. Außerdem wird die Nummer der besonder« Art und Arbeit der Ftlder- bauern gerecht.
»Unsere Feierstunden".
erinnern unS durch ihr Titelblatt zum soundsovielten Male an die Ozranflieger, zeigen uns eine Schule im Grünen, die Einweihung der größten Binnenschleuse Europas, das Marinege- sallenen-Ehrenmal in Wilhelmshaven, die ersten Aufnahmen mit dem sprechenden Film, den Eingang von Sanssouci, die Stahlkirche aus der .Prefsa' in Köln, Peter Roseggers Grab und führen uns schließlich noch durch Wort und Schrift nach Schloß Liebenstein. Wir wollen hoffen, daß trotz des herrlichen Sommerwetters auch noch die schönen Erzählungen und Skizzen, sowie die mannigfaltige Rätselecke ihre Freunde finden.
Pfalzgrafeuweiler, 6. Juli. Postneuba«. Am 1. Juli ivurde das Postamt in den Neuban verlegt. Das M Postgebäude wurde umgeaaut und darin eine Konditorei mir Cafü Krone von Geinrich Raisch jr. eingerichtet.
Neuenbürg, 6. Juli. Auszeichnung. Wiederum konnte » in Arbeiter der Sensenfabrik von Haueisen L Sohn A.G. in Neuenbürg, Herr Reinhold Lutz von Neuenbürg, für treue u. ersprießliche^ Dienste durch Verleihung der Medaille der König- Karl-Jubiläumsstiftung ausgezeichnet werden. Damit hat die Zahl der mit der König-Karl-Jübiläumsmedaille ausgezeichneten Arbeiter der Sensenfabrik von Haueisen <L Sohn A.G. in Neuenbürg 117 erreicht.
Herrenberg, 5. Juli. Wald uud Bode». Ein Stück Waldheimat erschloß sich gestern der Lehrerschaft aus Schönbuch und Gäu. Unter Führung von Forstmeister Burger durchzog eine gar stattliche Wanderschar weite Teile des Forstbezirks Weil im Schönbuch bis an das angrenzende Revier Bebenhausen. „Wald und Boden', so lautete das weitgesteckte Thema, welches eine hochinteressante und überaus fesselnde Lösung fand. Unter weiser Beschränkung auf das örtlich Wert volle und Wissenswerte und unter kluger Beachtung und eingehendster Beleuchtung der inneren Zusammenhänge geologischer, bodenkundlicher, wirtschaftlicher, forstwirtschaftlicher und — wissenschaftlicher Natur entstand vor der dankbaren Hörerschaft ein meisterliches Bild.
Kieme Ilachkichlen aus aller well
Badisches Pionierdenkmal. Die badischen Pionierverein« haben beschlossen, den gefallenen Pionieren bei der Burg Windeck bei Bühl ein Denkmal zu errichten.
Reichsgeld für bedürftige Künstler. Der Reichsverband bildender Künstler Deutschlands hat vom Reich eine Beihilfe von 38 000 Mark zur Behebung der Notstände der deutschen Kunst erhalten. Die Gelder sollen in erster Linie in Not geratenen Künstlern zugute kommen.
Ein Halsorden für Mecklenburg-Strelih. Der sozialdemokratische Ministerpräsident von Mecklenburg-Strelitz, Freiherr v. Reibnitz, soll, wie der Demokratische Pressedienst mitteilt, einen Orden gestiftet haben, der am Hals getragen wird. Der Orden wird Medaille für Kunst und Wissenschaft genannt und in zwei verschiedenen Klassen an , die Mecklenburg-Strelitzer Staatsbürger verliehen.
r „Rheingold". Bei Ehrenbreitstein fanden Badende im i Rhein eine große Menge Flaschen Sekt, die anscheinend ein s Koblenzer Gastwirt, gegen den ein Strafverfahren wegen > Steuerhinterziehung eingeleitet werden sollte, in den Rhein ! versenkt hat. Die Leute fischten sich die Flaschen heraus und s tranken sie an Ort und Stelle aus. Am Abend waren so viele Betrunkene wie seit langem nicht mehr in Ehrenbreitstein zu sehen.
Eisenbahnunfall. Am Freitag früh X8 Uhr wurde der Personenzug Augsburg—We'lheim bei der Einfahrt in den Bahnhof Geitendorf durch einen ablaufenden Güterwagen von der Flanke angefahrsn. Drei Reisende aus Augsburg und ein Zugschaffner wurden leicht verletzt.
Großfeuer in Baden. Durch ein Großfeuer wurden in Sulzbach (bei Mosbach) Scheune und Wohnhaus des Landwirts Adolf Ludwig, sowie die Scheunen der Landwirte August Frey, Emil Rost und Karl Keller eingeäschert. Die Viehbestände konnten gerettet werden, dagegen ist bei dem Landwirt Ludwig das gesamte neue Mobilar verbrannt. Die Brandursache ist nicht bekannt.
Selbstmord einer Siebenjährigen. Ein siebenjähriges Mädchen sprang in Breslau aus Furcht vor der Unterbringung in einer Erziehungsanstalt von der Hindenburg- brücke in den alten Hochwasser-Schutzkanal der Oder und ertrank.
Flugzeugabsturz. Auf dem Flugplatz Hannover stürzte ein Versuchsflngzeug der Technischen Hochschule mit dem Studenten Werner Hanneboom aus Plauen i. V-, der meteorologische Studien machen sollte, aus 200 Meter Höhe ab. Hannedoom wurde schwer verletzt, die Maschine wurde zertrümmert.
Ein Kriminalbeamter als Meb. In den letzten Monaten sind wiederholt auf der Strecke Elberfeld-Sleinbeck—Sonnborn aus fahrenden Gükerzügen Stoffballen entwendet worden. Zum Erstaunen der Bahnverwaltung und Polizei ist als Dieb jetzt der der Kriminalabteilung der Reichsbahn (Ueberwachungsabkeilung beim Verkehrsamt) angehörige Kriminalbeamte Fehlemann überführt worden. Er wurde verhaftet und ist geständig. Die Stoffe hat er an Private verkauft oder versetzt. Bis jetzt konnten für 1560 Mark Waren wieder herbeigeschaffk werden. Die Kriminalpolizei ist aber der Ansicht, daß sich noch ein großer Rest in den Händen von Käufern befindet, die nun ausfindig gemacht werden sollen.
Erschließung heißer Quellen in Island. Aus Reykjavik wird berichtet, daß man bei Versuchsbohrungen zur Untersuchung der vulkanischen Wärme der Erde in der Nähe von Vaskekilden in kaum acht Meter Tiefe auf Eistonschichien, die auf 82 Grad Celsius erwärmt waren, gestoßen sei. Von sachverständiger dänischer Seite bemerkt man dazu, seü langer Zeit sei geplant, die Häuser in Reykjavik durch die heißen Quellen erwärmen zu lassen. Vermutlich seien die Bohrungen zu diesem Zwe ck vorgenommen wo rden._
Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten einschließlich der Beilage »Unsere Heimat". Hiezu die 8seitige Bilderbeilage Unsere »Feierstunden".