Seite 2 Nr. 158

Nagolder Tagblatt «Der Gesellschafter"

Freitag, 8. Juli 1928

MrHemberg

Stuttgart, ö. Juli. Die MilgliederderLand- ka g s a u ss ch ü I s e. Der Landtag nahm in seiner heuti­gen Sitzung Wahlen zu den 7 Landtagsausschüssen vor. ES gehören an: 1. dem Finanzausschuß (16 Mitglieder): Andre, Bock, Hartmann. Keil, Kling, Körner, Dr. Schall, Schees, Dr. Schermann, Schneck, Dr. Schumacher, Stooß, Dr. Stro­bel. Ulrich, Dr. Wider, Winker: 2. Stcuerausschuß (15 Mitglieder): Bausch, Bock, Burger, Feuerstein, Fischer. Göhring, Dr Bäcker, Friede. Hermann, Hermann Hiller, Lins, Roth, Sckeffold, Schmid, Dr. Schall, Winker: 3. Ber- walkungS- und Wirtschaftsausschuß (15 Mitglieder): Bausch, Gengler. Henne. Jakob Hermann, Heymann, Dr. Hölscher. Kinkel. Klein. Köhler. Küchle, Mößner, Obenland, Rath, Ströbele. Weimer: 4. Geschäfksordnungsausschuß (9 Mit­glieder): Bauer, Becker, Körner, Mayer, Nassal, Oster. Pollich, Schees, Skeinmaier: 5. Pekitionsausschuß (9 Mit­glieder): Gomper, Haußmann, Emilie Hiller. König, Lückert, Muschler, Renz, Ruggaber. Schweizer: 6. AechkSauSschutz (9 Mitglieder): Gauß, Dr- Göh, Kaim, Liebig, Dr. Schall, Schepperte, Dr. Schumacher, Bollmer, Wernwag: 7. Bü­chereiausschuß (5 Mitglieder): Hammer, Dr. v. Hieber, Dr. Hölscher, Rais, Frau Rist.

Verteilung der Landkagsausschußsihe. Der Aeltestenrat des Landtags befaßte sich heute vormittag mit der Vertei­lung der Ausschußsitze. Sämtliche 7 Ausschüsse haben die­selbe Mitgliederzahl wie im letzten Landtag mit Ausnahme des Finanzausschusses, der jetzt 16 statt wie bisher 15 Mit­glieder umfaßt, um den Demokraten noch einen zwei­ten Sitz zu verschaffen. Die Deutsche Bolkspartei und der Christliche Volksdienst, die keine Fraktionsstärke haben und daher keinen Ausschußsitz zu beanspruchen hätten, haben sich dem Zentrum angeschlossen, wodurch sie sowohl in Finanz-, Steuer- und Verwaltungs- und Wirtschaftsaus­schuß je 1 Sitz erhalten. Im Finanzausschuß hat nunmehr die Sozialdemokratie 4 Sitze, Demokratie 2 Sitze, Kom­munisten 1 Sitz, die Rechte 4 Sitze, Zentrum 5 Sitze (davon aber 1 DVP. und 1 Chr. V.). Der Steuerausschuß wie der Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuß zählt je 4 Soz., 1 Dem.. 1 Komm., 4 Deutschnationale. 5 Zentrum (davon je 1 DDP. und 1 Chr. V.).

Der Landtag reist nach Biberach. Die meisten Milglie- der des Landtags mit feinem Direktorium und seinen Be­amten begeben sich am Freitag nach Biberach. Auch die Minister reisen dorthin, um einer Einladung der Ober- 'chwäbischen Elektrizitätswerke zu folgen, die am 6. und 7. Juli eine Einweihungsfeier für ihr drittes großes Iller­kraftwerk veranstaltet.

Kaufmann Gustav Barth gestorben. Hier ist Kaufmann Gustav Barlh im Alter von 85 Jahren gestorben. Gustav Barth war bekannt durch seine Tätigkeit als Lokalforscher. Heimatkundler und Heimatsammler. Er schrieb u. a. eine Geschichte der Stuttgarter Wirtshäuser. Auch über den Han­del und die Handlungshäuser Stuttgarts, sowie über ein­zelne Gewerbe hat er lesenswerte und oft benützte geschicht­liche Uebersichten oersaßt.

Verhaftung einer Wahrsagerin. Die 60jährige Näherin Magdalena Schön von Speyer, eine gewerbs­mäßige Schwindlerin, die die beiden letzten Jahrzehnte fast ausschließlich im Zuchthaus zubrachte, hatte sich neuerdings nach Stuttgart gewandt. Sie befaßte sich mit Zukunftsdeu­tungen aus den Handlinien, scharte rasch einen größeren Personenkreis um sich und schröpfte in schamlosester Weise olle, die sich mit ihr einließen. Das Polizeipräsidium hat die Schwindlerin dem Gericht übergeben. Es weist aus diesem Anlaß erneut auf das gemeingefährliche Treiben der Wahrsager und Wahrsagerinnen hin. Dazu gehören nicht nur Kartenlegerinnen und Kaffeesatzbeschauerin, sondern auch alle neuzeitlichen Vertreter dieser Zunft, die Hand- liniendeuter, Kopfliniendeuter und Sterndeuter, die ihrer Tätigkeit ein wissenschaftliches Mäntelchen umhängen. Die Polizei wird dem Wahrsageunfug in jeder Form auch küns. tig nachdrücklichst entgegentreten.

Wegen Spionage verurteilt. Bor dem Strafsenat des Oberlandesgerichts hakte sich am 2. Juli d. I. der 21 I. a. ledige Spengler und frühere Reichswehrsoldat Karl Fla dt von Sigmaringen wegen Verrats militärischer Geheimniste zu verantworten. Fladl hakte mit einem Agenten des französischen Nachrichtendienstes Beziehungen ange- knüpfk, die die Mitteilung von Nachrichten, deren Geheim­haltung im Interesse der Landesverteidigung erforderlich ist, zum Gegenstand hatten. Er wurde zu der Gefängnisstrafe von einem Jahr und acht Monaten unter Anrechnung von vier Monaten Untersuchungshaft verurteilt, auch wurde oer Betrag, den er für seinen Verrat erhalten hakte, dem Staat für verfallen erklärt.

Ein betrügerischer Versicherungs-Inspektor. In den letz­ten Monaten sind in vielen westdeutschen und süddeutschen Städten Angehörige verschollener Personen von einem Be­trüger geschädigt worden, der sich als Versicherungsinspek­tor aufspielte und behauptete, eine Lebensversicherung, die der Verschollene abgeschlossen habe, werde aufgewertet, wenn ein gewisser Kostenbetrag bezahlt würde. Als Täter ist nun der 32jährige Schlosser Wilhelm Koch von Halden in West­falen in Stuttgart festgenommen worden.

Vom Tage. Im städt. Freibad Untertürkheim ist abends eine 21 I. a. Verkäuferin, wahrscheinlich infolge eines Herz­schlags, beim Baden ertrunken. Der Leichnam konnte so­fort geländet werden.

Heilbronn. 5. Juli- Vom F D.-Z u g tödlich über­fahren. Der 45 I. a. verh. Lokomotivführer Taver Balle von Böckingen war auf dem Weg von zu Haus nach dem Hauptbahnhof hier, um seinen Dienst anzutreken. Beim Üeberfchreiten des Gleises bei der Hochflutbrücke wurde er vermutlich von der Lokomotive deS neuen FD.-Zugs 11 er­faßt und sofort getötet. Da gleichzeitig der Eppinger Schü­lerzug hereinfuhr, hak er offenbar nach diesem gesehen und dabei den FD.-Zug übersehen.

Gaildorf. 5. Juli. Freiwilliger Tod. In der Nähe des Reichsbahnhofs wurde ein ungefähr in den 20er Jahren stehender junger Mensch aufgefunden, der sich durch Erhängen das Leben genommen hat. Die Persönlichkeit konnte bis zur Stunde noch nicht festgestellt werden, da er keinerlei Ausweispapiere bei sich führte.

Gmünd, 5. Juli. Von der staatl. Fachschule. Fachschulrat Karl Schmidt und Bildhauer Fachlehrer Albert Holl wurden zu Professoren ernannt.

kirchheim u. T« 5. Juli. Katastrophaler Was­sermangel. Der Wassermangel in der Stadt nimmt in

> ganz bedrohlicher Weise zu. Während vorgestern in den oberen Stadtteilen noch morgens bis etwa 8 Uhr Wasser vorhanden war, ist dies gestern nur noch bis etwa 6 Uhr der Fall gewesen. Nach diesen Zeiten war das Master in vielen Gebäuden nur noch im Keller und nachmittags oft auch da nicht mehr zu bekommen. Ueber Nacht scheint sich wieder soviel anzusammeln, daß wenigstens notdürftig mor­gens etwas abgeholfen ist. In den oberen Stadtteilen, der Mangel am empfindlichsten ist. wird vermittelst des städt. Sprengwagens Brunnenwasser zugeführt und in die Haushaltungen eimerweise abgegeben. Die alte städt. Dor- nenbrunnenleitung ist durch Stellung der seinerzeit angeleg­ten Schieber so gerichtet worden, daß sie das Wasser dem Paradiesle, also den unteren Stadtteilen, zuführt, damit das übrige Wasser den höher gelegenen Stadtteilen verbleibt. Weiter sind Arbeiten auf Zuleitung von Wasser aus er­giebigen Privatbrunnen in die städt. Leitung begonnen, die in einigen Tagen zuni Ziel führen dürften.

Schwenningen» 5. Juli. Werkmeisterkundge­bung. Am Samstag und Sonntag tagten hier die Werk­meister aus Württemberg und Baden, um zu beruflichen Fragen Stellung zu nehmen. Der Referent, Reichstagsabg. Kurt Heinig, Leiter der wirtschaftlichen Abteilung des Deutschen Werkmeisterverbands, sprach überDie wirt­schaftliche Situation und die Lage der Werkmeister unter besonderer Berücksichtigung der Uhrenindustrie". Das inter­essante Referat wurde von der Versammlung mit Beifall ausgenommen.

Schramberg. 5. Juli. 50. Geburtstag. In bester Gesundheit feiert Dipl.-Ing. Kukt Landenberge r, techn. Direktor der HAU., seinen 50. Geburtstag.

Ulm. 5. Juli. Rücksichtsloser Motorrad­fahrer. Beim Baden ertrunken. Abends wurde in Ludwigsfeld ein mit dem Rad durchfahrender Arbeiter von Senden pan einem entgegenkommenden Mo- torrradfahrer mit Beiwagen angefahren. Das Rad wurde hiebei sehr stark beschädigt. Der Fahrer selbst wurde ab­geworfen und blieb in bewußtlosem Zustand am Platz liegen. Der rücksichtslose Motorradfahrer gab Vollgas und entkam, ohne erkannt zu werden. Der 24jährige Johannes Bihler aus Werzlen bei Gerlenhofen ist im Jllerkanal beim Baden ertrunken. Ein Mann, der ihn retten wollte, wäre auch ertrunken, wenn nicht ein dritter, der dabei war, noch diesem zu Hilfe gekommen wäre. Die Leiche des Er­trunkenen wurde geborgen.

Heidenheim. 5. Juli. 1012 Waggons für den Versand einer Papiermaschine. Eine hiesige Firma brachte gestern eine Papiermaschine zum Versand. Hierfür war ein Gütersonderzug von 1012 Waggons nötig.

Aus Stadt und Land

Nagold, 6. Juli 1928.

Wenn du Not hast, so klage sie dir und keinem anderen. Claudius

Vom Rathaus

Gemeinderatsfitzuug vom 4. Juli 1928.

Anwesend: Der Vorsitzende Stadlschultheiß Maier und 1 > Ge­meinderäte. Abwesend: Gemeinderat Weilbrecht, Walz, Schräder, Häußler, Hezer.

Mitteilungen: Wegen geringer Benützung ist die letzte Autofahrt der Kraftomnibuslinie Sulz-Wildberg ab 20. Juni eingestellt und der tägliche Pauschalsatz von 55 auf 46 herabgesetzt worden. Eine Verbesserung der Linie wurde da­durch erzielt, daß fürden Kurs 9.25 vorm, ad Herrenberg der lange Aufenthalt in Sulz beseitigt und die Ankunft in Wildberg schon 10.35 mit günstigen Anschlüssen nach Calw und Nagold er­folgt. Das Angebot des Reichsoerbands der deutsche» Dolkswirte, im Stadthaushalt einen Wtrtschastsreferendar gegen angemessenen Unterhaltszuschuß aufzunehmen, wird dan­kend abgelehnt, da die Verwaltung hiezu doch zu klein erscheint. Dagegen soll der Verein württ. Körperschaftsbeamten eingeladen «erden, die nächste Landestagung im Schwarzwaldkreis im Jahre 1933 in Nagold abzuhalten.

Schulsachen: Das evang. Votksschulrektorat teilt mit, daß eine günstige Gelegenheit vorhanden sei, für die Oberklassen ein sehr preiswertes und vollkommen zweckentsprechendes Tafel­klavier zu 360 .LF zu bekommen. Die Anschaffung wird drin­gend empfohlen, zumal an Stelle eines abgängigen Harmoni­ums ein neues mit einem größeren Aufwand beschafft werden müßte. Die Schule hat in Aussicht gestellt, daß sie durch be­sondere Veranstaltungen sich bemühen werde, die Hälfte des Aufwands in den beiden nächsten Jahren wieder abzutragen. Unter dieser Voraussetzung wird der Anschaffung zugestimmt, da eine günstige Gelegenheit vorliegt. Bei den Schulen ist zu beobachten, daß die Reiseziele für die Schülerausflüae zum Teil zu weit gesteckt werden, was für die Beteiligten, besonders für die Ellern und die Stadtkaffe Aufwendungen verursacht, die doch das gebotene Maß übersteigen. Diese Steigerungen liegen auch nicht im Sinne der Oberschulbehörde und sind viel­leicht auch im erzieherischen Sinn nicht wünschenswert. Es wird für künftig beschlossen, entsprechend den bestehenden Vor­schriften über die Aufwandsentschädigungen nur noch ein ganz­tägiges Taggeld von 6 neben den nötigen Fahrtauslagen zu gewähren und Auslagenerfatz an bedürftige Kinder nur noch bis zum Betrag von 1 ^ zu leisten.

Bausacheu : Der letzte Bauplatz in der Emmingerstraße neben Fuhrmann Braun wird nunmehr dem Maurermeister Ferd. Weimer hier zur sofortigen Ueberbauung zu den be­kannten Bedingungen übertragen. Aus Anlaß der Waldach- oerbefferuug muß über die Waldach eine neue Eisenbetonbrücke im Zug der Lindenstraße gebaut werden. Das Wafferkrastamt schlägt eine Fahrbahnbreite von 4 in und Gehwegbreite von je 1,2 m vor. Der Gemeinderat ist der Auffassung, daß die Fahrbahnbreite auf mindestens 4,60 m erhöht werden muß. Vom Tag der Stauung der Nagold an kann in nächster Zeit das neue Lust- und Schwimmbad wieder benützt werden. Abonnementkarlen sollen dieses Jahr nicht mehr ausgegeben werden, dagegen werden versuchsweise Dutzendkarlen für Er­wachsene zu 1.50 und für Kinder zu 80 Pfg. verkauft. Die Platzmiete für Reklametafelu außerhalb des Stadtbildes wer­den auf den hälftigen Betrag für Tafeln innerhalb der Stadt festgesetzt.

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40-er Feier

Der Jahrgang 1888 feierte am vergangenen Samstag im schön geschmückten Traubensaal den Eintritt in das Schwa­benalter. Die Altersgenoffen waren in erfreulicher Anzahl

zusammengekommen. Auch einige von den Auswärtswohnen­den waren herbeigeeilt, um aus Anlaß dieser Feier ihre Schul­kameraden wieder einmal treffen zu können und Erinnerungen mit ihnen auszutauschen. Die Feier war von der aufge­stellten Kommission, Damen und Herren, sehr gut vorberrrtet, sodaß der Abend auf alle Anwesenden einen liefen Eindruck machte und alle befriedigte. Musikalische Darbietungen der Kapelle Kern-Besch halfen durch schönen Vortrag ausgewählter Stücke die Feier verschönern. In Ansprachen launiger und ernsterer Art kam die Bedeutung des 40er Festes zum Ausdruck Besonders aber gelang es Herrn Georg Köbele, in tiefemp fundener Rede Jugenderinnerungen wachzurufen und die Ge- >

schehniffe der vergangenen Jahrzehnte nochmals vor dem gei- !

stigen Auge vorüberziehen zu lasten. Alles war dazu angetan, I

die Feier m harmonischer Weise verlaufen zu lassen und auch !

Küche und Keller der Altersgenofsin Frau Leitz bot das Beste dar, um das Fest auch nach dieser Richtung als wohl- ' gelungen ansehen zu können. B.

ReichsjugendwettkSmpfe und Werbeveranstaltung

Turnen und Sport können zum Aufstieg oder Niedergang führen, sie können uns erniedrigen oder adeln, je nach dem Gejsr. in dem wir sie pflegen. Der Geist entscheidet. Beide führen zum Niedergang, wenn wir sie veräußerlichen, wenn wir sie um des Nervenreizes willen aus leerer Erlebnislust treiben. Sie führen zum Aufstieg, wenn sie uns Mittel wahrer Menschen- ! bildung werden, wenn wir durch Leibesübung den Körper in allen seinen Fähigkeiten gleichmäßig ausbilden und durch Ernst ^ der Uebung, durch selbstlosen gerechten Sinn, in dem sie erfolgt, unser Menschtum bereichern. Wir brauchen aber auch Kampf und Höchstleistung, doch nur als dienende Mittel zur Vollendung des Menschen, vor allem auch des jungen Menschen. Aus die­sem Gedanken heraus sind auch die Reichsjugendwettkäinpfe geboren, an denen sich der hiesige Turnverein und Sportverein, sowie sämtliche Schulen beteiligen. Die Jugend will uns dieses Jahr zeigen, wieviel sie seit den vergangenen Wettkämpfen dazu­gelernt hat und darum wollen wir durch zahlreichen Besuch i

auch Interesse an ihren Darbietungen kündtun. Aus dem Jnse- i

ratenteil, sowie aus den an den Veranstaltungstagen zum Ver I kauf gelangenden ausführlichen Programmen kann alles Nähere entnommen werden. Der Eintritt selbst ist frei. Es soll aber auch nicht an einer Mahnung für die Zuschauer fehlen. Mäh­rend den Wettlaufen ist es schon, so auch hier, vorgekommen, daß die Läufer über Hunde, die auf der Rennstrecke sich Herum­treiben, gestürzt sind und sich schwer verletzt haben. Wir rich­ten daher an die Hundebesitzer die Bitte, während der Stadt­stafette ihre Hunde anzuleinen. Alle anderen mögen sich das zu Herzen nehmen, daß es für die Stafette hinderlich ist, wenn sie zu dicht an Menschenmauern oder sogar noch um Menschen herum laufen soll. Darum:

Freie Bahn und Hunde anleinen!

Luftposipakele «nd Luflpostzeilungen nach Italien. Die Luftpost BerlinVenedigRom, ab Berlin 6.30. befördert fortan auch Pakete bis 10 Kilogramm und Zeitungen (letz­tere nur von Verlegern, Inhalt mindestens je 5 Stück einer Zeitungsnummer) nach Italien. Die Pakete werden nur bis Venedig mit Luftpost befördert und dort der Eisenbahn übergeben, da die italienische Luftpost VenedigRom noch keine Pakete befördert. Luftpost Zeitungen werden auf der ganzen Strecke befördert, sie dürfen nur nach Venedig oder Rom gerichtet sein. Näheres bei den Poskanstalken.

Mangelhafter Fußboden des Wohnzimmers und Scha­denersatzpflicht des Hauseigentümers. Die Vorschrift des 8 538 BGB.» nach der der Vermieter schadenersatzpflichtig ist, wenn er einen Mangel der Mieisache im Sinn des 8 537 BGB. nicht abskellt, so daß dem Mieter dadurch ei»> Schaden entsteht, hat auch während der Mieterschuhgesetz- gebung seine Geltung behalten. Sehr lehrreich hierzu iss eine neue Reichsgerichksenkscheidung. Beim Reinigen ihres Zimmers mittelst eines Scheuertuches erhielt die Mieterin einen Splittet in das Gelenk des Daumens. Der Splitter rührte von einem schadhaften Fußboden her. Das Kammer­gericht und das Reichsgericht verurteilten den Vermieter bzw. den Hausverwalter zum Schadenersatz. Eigenes Ver­schulden der Mieterin kommt nicht in Betracht, wenn sie dem Hausvermieter oder dessen Hausverwalter den Mangel angezeigk hatte und selbst den Mangel aber auch nicht be­seitigt hat. RG. v. 17. Jan. 1928.

Verbot von Bajazzo-Spiel-Apparaten. Das Reichs­gericht hat in einem Urteil vom 18. Mai 1928 das Spiel am Bajazzo-Automaten als Glücksspiel erklärt. Apparate, die nicht entfernt werden, verfallen der Beschlagnahme, ihre Aussteller werden wegen Glücksspiels strafrechtlich ver­folgt. Außer den Bajazzo-Automaten haben neuerdings auch andere Glücksspiel-Automaten Eingang gefunden. U. a. ist in den Wirtschaften ein amerikanisches Fabrikat beobachtet worden, das nach Zufallsmomenten bald Pfeffer­minztabletten, bald Wertmarken zum Bezug von Getränken und Speisen abgibt. Hiegegen ist durch Strafanzeigen und Beschlagnahme bereits oorgegangen worden. ^

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Igelsberg, 5. Juli. 25jühriges AmtsjubilSum. Am 3 Juli konnte Schultheiß Kappler auf eine 2öjährtge Dienstzeit als OrtSvorsteher der Gemeinde zurückblicken. Aus diesem Anlaß fand gestern abend eine außerordentliche Sitzung des Gemeinderats, Orts- fchulrats und Kirchengemeinderais im Rathaussaalc statt.

Anterreichenbach, 5. Juli. Berkehrsunfall. Der Maler- gchilfe Reinmcnn von Unterreichenbach überfuhr die Tochter des G. Rothfuß. Das Mädchen, das eine Viertelstunde lang bewußtlos war, scheint mit leichteren Schürfungen daoonge- kommen zu sein, während der Fahrer vom Rad und Unglück licherweise mit dem Kopf an einen Randstein geschleudert wurde. Er trug eine schwere Stirnwunde und eine Splitterung des Unterkiefers davon. Sein Zustand ist ernst.

Doruftetten» 5. Juli. Ein stSdt. Schwimmbad. Dorn­stetten hat eine Städtische Badeanstalt mit Schwimm­bad erhalten. Das Schwimmbad ist 17 Meter lang und 7 bis 8 Meter breit, ist von 0,7 bis 2,5 Meter tief und saßt etwa 160 Kubikmeter Wasser. An der östlichen Stirnseite des Schwimmbades befinden sich 6 Fußwaschbecken mit Kalt und Warmwafferzulauf. in unmittelbarer Nähe 6 Brausen und am Badeeingang eine Kaltwasserbrause. Eine Quelle im Brunnen­berg, die seither schon 2 laufende Brunnen mit 3 Auslaufröhren speiste unv mit natürlichem Druck zuläuft, liefert das Wasser Der Maschinenraum enthält 2 Niederdruckdampfkesiel, die Gegen­stromapparate, Boiler, Umwälzpumpe und die LuftheizunB""° läge. Neben dem Schwimmbad ist eine kleine Zahl von Wan­nenbädern vorhanden.

Rottenburg, 5. Juli. Die Illumination des Dom­turmes und der Domkirche sowie die Beleuchtung der Chor­partie durch Flutlicht bot in den Jubiläumstagen ein Bnv von so ergreifender Schönheit, daß sich die Stadtverwaltung