Montag. 25. Juni 1828

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Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen Feierstunden" u.Unsere Heimat"

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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage Haus-, Garten-u. Landwirtschaft"

Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn «it 1.60; Einzelnummer 10 Erscheint au

jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im O.-A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und Verlag von E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

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Anzeigenpreise: Die Ispaltige Borgiszeile oder deren Raum IS -Z, Famillen-Anzeigen 12 L; Rellamezeile 4S Sammelanzeigen 5055 Aufschlag Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen, wie für telephonische Aufträge und Chiffre-Anzeigen wird keine Gewähr übernommen

Telegr.-Adresse: Gesellschafter Nagold. In Fällen höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Postsch.-Kto. Stuttgart 5113

Nr. 147

Gegründet 1827

Dienstag, den 26. Juni 1628

Fernsprecher Rr. 29

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Polens Schande

Im polnischen Sejm hat soeben eine Aussprache über die Zustände in dem uns entrissenen Gebiet stattgefunden und dabei hat der deutsche Abgeordnete Panl der polnischen Regierung einen Spiegel vorgehalten, der ihnen sehr häßliche Bilder gezeigt hat. Herr Pant führte dem polnischen Reichstag und der polnischen Regierung vor Augen, mit welcher Gehässigkeit und Parteilichkeit die ge­samte Verwaltung in Oberschlesien geführt wird. Deutsche Blätter, die sich maßvollster Sprache befleißigen, schon deshalb, um nicht mit den Pressegesetzen in Konflikt zu geraten, werden trotzdem ununterbrochen drangsaliert und schikaniert. Ein einzelnes Blatt ist binnen verhältnis­mäßig kurzer Zeit mehr als hundertmal beschlagnahmt und verboten worden, nur weil es wahrheitsgetreue Berichte über Vorkommnisse im oberschlesischen Schulstreik und über die beim Völkerbundsrat eingereichte Beschwerde gab.

Polnische Blätter, die gegen die deutsche Minderheit und damit zu Gewalt und Aufruhr tagtäglich gehetzt haben und immer weiter Hetzen, gehen nicht nur straflos aus, sondern sie werden noch von den polnischen Behörden in ihrem Tun und Treiben bestärkt und ermutigt. Jeder Deutsche, namentlich wenn er zu einer deutschen Organisation gehört, ist so gut wie vogelfrei. Wer zu dem Verband der Aufstän­dischen oder zum Westmarkenverein gehört, besitzt in feiner Mitgliedskarte einen Freibrief für alle Ausschreitungen, die er sich mit voller Kenntnis und Wissenschaft der polnischen Behörden und der polnischen Polizei gestatten darf. So wird die deutsche Bevölkerung nach der Schilderung ihres Vertreters im polnischen Reichstag verfolgt und unter­drückt.

Man kann sich ungefähr ausmalen mit was für Gesich­tern und Gefühlen die polnischen Abgeordneten und die Vertreter der polnischen Regierung im Sejm diese Straf­predigt eines unerschrockenen aufrechten Mannes angehört haben. Wer nun allerdings glaubt, daß die Polen nunmehr ihre Haltung und ihre Politik in Oberschlesien, die übrigens im Korridor nicht besser ist, ändern würden, kennt den Cha­rakter der Polen schlecht. Sie werden nach wie vor, ganz im Sinne ihres Außenministers Zaleski, alles Deutsche begei­fern, verunglimpfen und zu knechten suchen. Der übrigen Welt aber werden sie stets von Versicherungen überfließen, daß sie ihre vertraglich eingegangenen Verpflichtungen un­verbrüchlich halten und erfüllen. Im Völkerbundsrat weiß man gerade durch die Beschwerde, die Präsident Calonder selbst gegen das Verhalten der polnischen Behörden in Ober­schlesien eingereicht hat, sehr wohl, woran man mit diesen polnischen Versicherungen ist. Aber jetzt hat die Welt aber­mals Gelegenheit gehabt, aus dem Munde eines der beru­fensten Männer zu erfahren, wie es im ehemals deutschen Teil Polens aussieht. Wir wissen wohl, daß mit einem Schlage die Oeffentlichkeit der anderen Länder nicht auf­geklärt werden wird, besonders, wenn man so ungern der­artige Berichte vernimmt.

Es häufen sich aber in letzter Zeit doch derartige Schil­derungen in einem Maße, daß man bald nicht mehr achtlos daran wird vorübergehen können. Darin liegt unsere Hoff­nung für eine Besserung des Schicksals unserer Volks­genossen im heutigen Polen.

Neueste Nachrichten

^ , Die Ozeanstieger in Potsdam

Potsdam, 25. Juni. Am Sonntag nachmittag trafen die Bremen"-Flieger, begleitet von einem großen Geleit von Motorbooten aus Wannsee am Lustschiffhasen Potsdam ein. Es fand zunächst der Vorbeimarsch von etwa 5000 Pots­damer Schülern und Sportleuten statt. Danach begrüßte der Oberbürgermeister die Ozeanflieger, die mit herzlichen Dan­kesworten antworteten. Die Kapellen des 9. Infanterieregi­ments und des Potsdamer Gesangvereins brachten Musik­stücke zum Vortrag. Darnach fand im Regattahaus ein Ehrenfrühstück statt, auf dem mehrere Reden gehalten wur­den. Gegen 3 Uhr fuhren die Flieger nach Golz zur Ein­weihung der Segelfliegerschule.

Einweihung des Görres-Denkmals in Koblenz

Koblenz, 25. Juni. Hier wurde heute unter Beteiligung zahlreicher auswärtiger Gäste und lebhafter Anteilnahme der Bevölkerung das Denkmal für den in Koblenz geborenen großen Publizisten Josef Görres enthüllt. Im Namen E Denkmal-Ausschusses übergab Rechtsanwalt Loenartz- Koblenz das Denkmal der Obhut der Stadt. Der preußische Kultusminister Prof. Dr. Becker würdigte in längerer Rede Görres als einen Bahnbrecher der modernen Pub­lizistik.

Dersuchsfohrplcm mit dem Opel-Raketen wagen

Hannover, 2L. Juni. Der erste Fahrtversuch des Opel- Raketenwaaens Rak 3 auf einer unbenutzten Eisenbahn- melle bei Burgwedel ist gelungen. Etwa 10 000 Zuschauer mahnten dem Versuch bei.

, Für den zweiten Fahrtversuch wurde der Rak 3 mit v'er ach verstärkten Raketen versehen. Auch wurde eine

Ein Kabinett der Persönlichkeiten

Die Große Koalition auf Umwegen

Berlin. 25. Juni. Reichsaußenminister Dr. Stresemann hat an Hermann Müller folgendes Schreiben gerichtet:

Ich halte die sogenannte Große Koalition für die teste praktische Möglichkeit, um einigermaßen stabile Regierungsverhältnisse in Deutschland zu schaffen. Den Ver­such, sie auf der Basis eines von den Fraktionen im voraus bewilligten Programms zu finden, habe ich von vornherein m,: Skepsis gegenübergestanden, weil es psychologisch kaum möglich ist, ein auf Jahre berechnetes Programm in wirt- schafts-, sozial-, steuer-, innen- und außenpolitischer Hinsicht im voraus von allen beteiligten Fraktionen billigen zu lassen. Nachdem dieser Versuch, wie Sie mir mitteilten, von Ihnen als gescheitert angesehen wird, beabsichtigen Sie, die sogenannte Weimarer Koalition zu bilden und haben an mich die Frage gerichtet, ob ich bereit sein würde, mich dieser Koalition als Fachminister zur Verfügung zu stellen. Ich muß diese Frage verneinen. Einmal ist dies angesichts meiner Stellung in der Partei unmöglich und dann erscheint mir die Weimarer Koalition als eine zuschwacheBasis, um die großen außenpolitischen Fragen, namentlich die Frage der endgültigen Reparationslösung, mit der für die Regierung notwendigen Autorität zu vertreten. Ich glaube nach wie vor, daß ein Zusammenwirken von Sozial- demokratenbisVolkspartei notwendig und mög­

lich ist. Dieses Zusammenwirken wird am besten zum Erfolg führen, wenn Persönlichkeiten aus den Fraktionen der Großen Koalition sich über das Programm klar werden, mit dem sie vor den Reichstag treten und ihrerseits mit die­sem Programm stehen und fallen.

Eine solche Kabinettsbildung entspricht auch dem Geist der deutschen Reichsoerfassung, die nur die persönliche Ver­antwortung der Reichsminister, aber nicht die Verantwort­lichkeit von Fraktionen kennt. Nachdem schon, von wenigen abgesehen, über einen großen Komplex von Fragen über­haupt völlige Uebereinstimmung besteht, würde ich Vor­schlägen, einen solchen Versuch zu machen.

*

Wie man im linken Flügel des Zentrums sich er­zählt, steht der Parteivorstand des Zentrums dem Vorschlag, einKabinett der Persönlichkeiten" durch Müller-Franken Hu bilden, sympathisch gegenüber. Man werde aber kaum über die Weimarer Koalition zu beschließen haben. Für eine Kandidatur Dr. Wirths als Vizekanzler würde innerhalb des Zentrums tatsächlich geworben. Die Volkspartei wird von sich aus dem neuen Vorschlag jetzt keine Schwierigkeiten mehr machen. Den Sozialdemo­kraten selbst ist Müllers Vorschlag noch nicht recht plau­sibel, jedoch rechnet man mit dem erheblichen Einfluß, den Hermann Müller auf seine Fraktion ausübt.

Die neue KeLogg-Rote überreicht

Berlin, 25. Juni. Die angekündigte Rote des ameri­kanischen Staatssekretärs Kellogg über den Abschluß eines Kriegsverzichkpaktes ist am Samstag nachmittag im Auswärtigen Amt überreicht Worden. Der amerikanische Botschafter in Paris überreichte am Samstag vormittag im Ouai d'Orsay die neue Note der amerikanischen Regie­rung über den Abschluß eines Kriegsächkungspakkes.

Der amerikanische Geschäftsträger in London stattete Samstag vormittag dem Foreign Office einen Besuch ab und hinterließ eine Note von Staatssekretär Kellogg, die die veränderken Pakkvorschläge Amerikas enthält.

sin der neuen, gleichzeitig den Regierungen von 14 Län­dern überreichten Note des amerikanischen Staatssekretärs Kellogg übermitteln die Bereinigten Staaten einen neuen abgeänderten Kriegsverzichtvertrag und geben gleichzeitig dem Wunsch Ausdruck, baß nunmehr der Kriegsverzichtvertrag sofort unterzeichnet werden möge. Hierzu erklären sich die Bereinigten Staaken ihrerseits aus­drücklich bereit und erbitten eine Stellungnahme der Re­gierungen innerhalb möglichst kurzer Frist.

sin der umfangreichen, 12 Schreibmaschinenseiten langen, umfassenden Note stellt die amerikanische Regierung zu­nächst fest, daß die Linwände der französischen Regierung gegen den Abschluß eines Kriegsverzichtverkrages unzu­treffend sind und führt hierauf die bekannten Ausführungen des Staatssekretärs Kellaoa vor der amerikanischen Gesell­

schaft für internationales^ Recht vom 28. April 1928 an. Hierbei stellt die amerikanische Regierung fest, daß, nach­dem nunmehr sämtliche Antworten der Regierungen Vor­lagen, alle Regierungen dem amerikanischen Vorschlag zu- gestimmk hätten bis auf die französische Regierung. Keine der Antworten der anderen Regierungen habe irgend eine Abänderung des Vertragsentwurfes verlangt, sin der Frage der Selbstverteidigung sei die ameri­kanische Regierung der Aeberzeugung, daß das Recht auf Selbstverteidigung jedem souveränen Staat zustehe und datz dieser unverzichtbare Grundsatz nicht besonders im Vertrag genannt zu werden brauche.

Soweit die Locarnoverträge in Rede stünden, sei die amerikanische Regierung der Ansicht, daß di« TeS- ncchme aller Locarnomächte an dem Kriegsverzuhtvertrag den Locarnoverträgen nicht widerspreche, sondern im Gegenteil die Garantien dieses Vertrags verdoppele. Das gleiche gelte für die Staaten, mit denen Frankreich Neukralikätsverträge abgeschlossen habe. Für den Falk des Krieges würden die Verpflichtungen aus dem Kricgsverzichtsvertrag gegenüber dem Staat, der den Ver­trag verletzten sollte, für alle anderen Staates naturgemäß fortfallen. Me amerikanische Re­gierung wendet sich dagegen, daß der Vertrag erst v«« allen oder beinahe allen Staaten der Welt unterzeichnst werden soll, um Rechtskraft zu erhalten.

Katze in ihn hin .ngesetzt, um den dunst die Geschwindig­keit verursachten Liuck auf ein Lebewesen auszuprobieren. Nach den, Startschuß explodierten die Rake.cn des Rak 3 unter riesiger Rauchcntrvicklung und furchtbarem Gelöst. Fast zu gleicher Zeit wurde der Rak 3 aus den Schienen geworfen und rcchrsst'.ts auf die Böschung geschleudert. Der Wrgcn wurde zerrrümmert. Der zweite Versuch rst also mißglückt und weitere Versuche können vorerst Nicht oor- genorr.men werden

Wie steht es mit der Rheinlandraumung?

London» 25. Juni. Der diplomatische Korrespondent des Daily Telegraph" glaubt melden zu können, daß entgegen den bisherigen Erwartungen die in Frage kommenden Staatsmänner bei der nächsten Tagung des Völkerbundes keine Gelegenheit nehmen werden, die Probleme der Räumung des Rheinlandes und der Reparationen zur Behandlung zu bringen. Die Begründung sei einmal darin zu suchen, daß angesichts der kommenden Präsidentenwahlen in Amerika keine Aussichten dafür bestünden, daß die Höhe der alliierten Schuldenzahlungen herabgesetzt werden. (Was hat das mit der Rheinlandräumung zu tun? D. R.) Zum andern sei der französische Plan, die französische Besatzungs­armee gewissermassen auszukaufen, aufgegeben worden, da ein solches Opfer, das den deutschen Handel und die deutsche Industrie schwer belasten würden, für Deutschland in kei­nem Verhältnis zu dein Gewinn stünde, da die zweite Zone sowieso im Jahre 1930 geräumt werden müsst.

Alarmgerüchte von der Adria

Paris, 25. Juni. Der Belgrader Vertreter desPetit Parisien" will wissen, daß vier italienische Kreu­zer und einige Torpedoboote nach der Insel Lagosta entsandt wurden. Der Kommandant habe erklärt, er habe Auftrag, die italienischen Staatsbürger im Falle von Un­ruhen in Südslawien zu scbüken. Die Insel Laaoito aeaen-

iiber der dalmatinischen Küste ist von südslawischer Bevöl­kerung bewohnt und wurde Italien aus strategischen Grün­den zugesprochen.

Die Beisetzung der ermordeten Skupschtina-Abgevrdneteu

Belgrad, 25. Juni. Wie aus Agram gemeldet wird, ge­staltete sich die Beisetzung von Paul Raditsch und Dr. Bas- caricek. die l)eute vormittag stattsanü, zu einer imposanten Kundgebung. Es sollen ungefähr 300000 Menschen an der Beisetzung teilgenommen haben. Gegen Mittag be­wegte sich der Leichenzug noch durch die Stadt. Bisher ist es zu Zwischenfällen nicht gekommen.

Die republikanische Partei fast einstimmig für hoover

Washington, 25. Juni. Die führende republikanische ZeitungPublic Ledger" teilt mit, daß Senator Lafoüette mit seinen Anhängern beschlossen habe, Hoovers Wohl zu unterstützen. Auch Senator Borah werde Wahl­reisen für Hoover unternehmen. Hoovers ehemals erbit­terter Gegner, Senator Johnson-Kalifornien, habe eben­falls siine Mitwirkung zugesagt.

Auch die Abgetriebenen derItalic" gerettet?

Ein aus Quebcck unbestätigt aufgefangener Funkspruch besagt, daß der mit der Hülle derItalia" abgetrie­bene Teil der Besatzung gerettet werden konnte und sich an Bord eines Schisses befindet, das zur Rettung berbei» geeilt war. Der Name des Schiffes ist nicht genannt.

Amundsen funkt?

Oslo, 25 Juni. Der EisbrecherMalygin" der sich zur Zeit östlich von der Bäreninsel befindet, teilt mit. daß er undeutliche Funksignale aufgefangen habe, die von Amundsen stammen könnten. Falls das Flugzeug mit Amundsen an Bord auf dem Wasser gelandet ist, könnte es aan.z aut Funksianale abaeben, ober nur in einem Ak-