Mittwoch, 28. Juni 1828
-oberstallmeistemint und die ivereins sich dahin äußerten, gen Mißerfolges hier wieder zll. Cs dürfe angenommen rifsion den Änkausswünfchen werde, obwohl keine Mög- i veranlassen, nicht nur das ieses wirklich gute Pferds- t in Saulgau deshalb nicht Landqcstüt selbst und der 2V—30 der besten Fohlen leister sei der Ueberzeugung, ^Saulgau, und dafür spreche ichsbahn, gern mehr Pferde >ew«s«n wären.
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Depression ist für Donverg. !>er nur zu geringen Nieder.
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Cearündet 1827
Donnerstag, den 21. )um 1928
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192. )<chrgang
Die Parteien vor die Entscheidung gestellt
Noch keine Einigung in Preußen
Srr „Löwe der Mandschurei" ^
Erinnerungen an Tschangtsolin
In den schmalen und engen Straßen und Gassen der Chinesenstadt Mukden, die von einer hohen, mit Zinnen versehenen Mauer aus großen schwarzen Ziegelsteinen und acht betürmten Eingangstoren umgeben ist, spielte sich das alte chinesische Leben ab. Mandschus und Bannerleute, schöne Erscheinungen, Mandschufrauen mit ihrer wunderlichen Haartracht und mit unverkrüppelten Füßen in den winzig kleinen spitzen Schuhen, phlegmatische Chinesen der ' herrschenden und Handel treibenden Klassen in ihrer pelzverbrämten schweren Wintertracht. Massen von Kulis in den abenteuerlichsten Lumpenkostümen und mongolische Nomaden in pflaumfarbigen Kleidern. Aber ob hoch oder niedrig, ob arm oder reich, alle trugen bei der Kälte von 28 Grad unter Null die winterlichen Ohrenklappen. Und dazwischen Esel und Ponykarren, Mandarinenwagen und jämmerliche Droschken, einräderige Schubkarren und Rick- shas. Hin und wieder ein Auto, die überall in China unangenehm auffallenden Straßenhunde und ein „Duft", der alle Aromen Kantons, Amoys, Sutschous und der Chinesenstadt Pekings in sich zu vereinen scheint, das war das Milieu, das sich meinen Blicken auf der Fahrt nach dem Palast des damaligen Ober-Tutschuns Tschangtsolin bot. Doch mit des Geschickes Mächten ist ja nie ein ewger Bund zu flechten, und auch mein Berichterstatter-Unglück schreitet schnell, indem mir plötzlich das Auto des Marschalls unter starker militärischer Bedeckung entgegenkam und an meinem Wagen vorübersauste.
So mußte ich mich am nächsten Tage damit begnügen, anläßlich einer Festlichkeit Tschangtsolin von ferne, wenn auch aus nächster Nähe, zu beobachten. Kein Ausländer würde in der fast zarten Erscheinung mit dem glatten, salten- und runzellosen Gesicht, die nicht auf einen Soldaten ^ließen ließ, den draufgängerischen Bolschewistenfeind vermutet haben. Allerdings befand sich Tschang nicht in Uniform, sondern er trug ein Kostüm aus schwerer schwarzer Seide mit einer bläulichen Seidenweste. Und nur der schwarze berabhängende Schnurrbart und die hinter den Lidern versteckten Augen geben ihm etwas Männliches.
Um die Vergangenheit Tschangs haben sich bekanntlich manche Legenden gebildet, und es scheint ziemlich schwierig zu sein, der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Aber Enthüllungen, wie sie z. B. Albert Londres in seinem ,,I»a Odins an polis" auftischt, sind in das Reich der Fabel zu verweisen.
Fest steht nur, daß Tschangtsolin den niedrigsten undärmlichstenVerhältnissen entstammt — sein Vater mar ein Rickshakuli, seine Mutter eine Flickerin — daß er in seiner Jugend Schweine gehütet hat, als gepreßter soldat im Krieg gegen Japan desertiert ist und später in den Besitz einer Räuberspelunke gekommen ist, die ihm den Weg zum Vanditenanführer gebahnt hat. Aber die Räuber- karriere hat schon manchem Chinesen aus kleinem Anfang zur Größe verholfen. Und dieser Weg ist nicht einmal schwer — der Vandenführer darf sich nur nicht erwischen lassen, so daß man ihn und seine Rotte, um sie unschädlich zu machen, in die Armeee einreihen muß. Das Jahr 1928 wird im chinesischen Kalender als „Drachensahr" bezeichnet. und der Drache ist bekanntlich das Symbol des chinesischen Kaisers. Und vom .Himmelssohn, dem wahren Drachen", haben die Seherinnen in Reking noch zu Lebzeiten Tschangs prophezeit.
Tschangs Werdegang war also an sich nicht ungewöhnlich. Doch insbesondere der russisch-japanische Krieg, der ihm die Gelegenheit bot, mit seiner Räuberbande auf japanischer Seite zu kämpfen, verhalf ihm zum Aufstieg. Denn, nach Beendigung dieses Krieges fand er auf Grund seiner japanischen Zeugnisse mit der ihm unterstellten Räuberbande ein Unterkommen in der regulären chinesischen Armee. Als die Revolution im Jahre 1911 ausbrach, war Tschang bereits ein berühmter General, der zum Tutschun der reichen Mandschurei-Provinz ernannt wurde. Und es kam
Zeit, in der er praktisch China regierte. Er hätte sogar Präsident werden können, wenn seine Vergangenheit als -üauber nicht gewesen wäre.
Das Jahr 1922 brachte ihm Pech — er wurde von Wu Pei°fu geschlagen und der Präsident Li Yuan Hung stellte chm seine Entlassung zu, die Tschang mit der Unab- hängigkettserklärung der Mandschurei beantwortete. Er hätte nun seine Macht in Ruhe genießen können, aber er dehnte sein Reich zu weit nach Süvcki aus, wdaß sein E«i>'.et bald von der sibirischen Grenze bis nach Schanghai reichte Beunruhigte seine Militärmacht — 300 000 Soldaten — schon seine Widersacher, so geriet auch v>e mandschurisch- Bevölkerung darüber in Erregung, daß M Prozent des Budgets für Rüstungszwecke verausgabt wurden, während die in China in hoher Wertschätzung stes^nden Schulen nicht berücksichtigt wurden. Tschang verwässerte die Bar loten, wodurch das Geld stark entwertet wurde und das Volk schwere Verluste erlitt. Die Steuern Whmen überhand, weil Tschang ein Arsenal nach dem Muster des alten Spandau errichten ließ, um eigene Kriegs-
offen Herstellen zu können. Tschang übernahm sich also.
m ledoch abzulenken, sandte er den Intimus seines ältesten
Die Verhandlungen über die Regierungsbildung haben nun endlich dazu geführt, daß Müller-Franken heute die Fraktionen vor die endgültige Entscheidung gestellt hat. Er hat Mittwoch mittag den für eine Große Koalition in Betracht kommenden Parteien des Reichstags das von ihm auf Grund der bisherigen Besprechungen ausgearbeitete Regierungsprogramm übermittelt. Die Fraktionen der Deutschen Vvlkspartei und des Zentrums haben das Programm sofort in Beratung genommen.
Das Regierungsprogramm, das vorläufig der Ossfent- lichkeit noch nicht übergeben wird, enthält, wie die Tele- graphen-Union aus parlamentarischen Kreisen erfährt, 17 verschiedene Punkte, darunter einige, die bisher in den interfraktionellen Besprechungen noch nicht behandelt worden sind. Es stellt im wesentlichen eine Zusammenfassung des Ergebnisses der bisher gepflogenen Erörterungen dar. Einige strittige Punkte sind nicht darin enthalten, unter anderem die Frage des Panzerkreuzers
Sohnes, den G -ral Kro-Sung-Lin, mit einer großen Armee nach Mittel-China, aber dieser wandte sich bekanntlich gegen ihn. Doch gelang es Tschang, der Lage Herr zu werden und Kro unschädlich zu machen.
Die jüngsten Ereignisse sind noch in aller Erinnerung — die Annahme des Titels „To Yüan-schuai", den auch Yuan Schih-Kai trug, die Edikte zum Zwecke der Aufrechterhaltung der guten alten Sitten Chinas, Lobpreisung des Konfuzianismus, Wiedereinführung alter Opfer und Einsetzung eins Zeremonialamtes. Tschang folgte damit dem Beispiel Yuan Schih-Kais, dessen treuer Freund Kuo Schihru in der alten kaiserlichen Porzellanmanufaktur Tschingtetschen schon
den Brand der Porzellanvafen beendet hatte, auf deren Boden die vier Zeichen: .Hung Hsien Nien Tschih" — .Ja der Regierungszeit Hung Hsien hergestellt" — eingebrannt waren. Kurzu Zeit darauf mußte Yuan Schih-Kai die Vasen an seine Freunde verschenken, die ihm zu seiner Thronbesteigung unter der Devise Hung Hsien verhelfen wollten. Tatsächlich war man auch im letzten März 1927 schon mit der Ausrufung eines neuen Kaiserreiches beschäftigt, als die Nachricht von dem Abfall des Gouverneurs Ben Äsi-schan Tschangtsolin davon Abstand nehmen ließ.
Doch Tschangs Hauptziel war die Bekämpfung des Bolschewismus. Er nannte die Bolschewisten „Vögel des Fluches" und erklärte in einer Botschaft: „Ich werde den Bolschewismus bis zum Ende bekämpfen und bin bereit, für diesen Zweck jedes Opfer zu bringen." Er hat, von seinen alten japanischen Freunden verlassen, sein Leben lassen müssen . . .
Tschang war Analphabet. Kein Mann von hoher Bildung. Aber er neigte sein Ohr dem klugen Wort und umgab sich mit klugen Beratern. In seinem Mukdener Arsenal beschäftigte er deutsche Fachleute, als militärischen Berater berief er den englischen General Frank S. Sutton in seinen Stab, und der französische Erfinder Professor Velin wurde von Tschang nach China berufen, um dort telephotographische Stationen zu errichten. Früher eignete sich die alphabetlose Sprache mit ihren tausend Wortzeichen nicht für den Morseapparat . Aber der Belino- graph, die Telephotographie, ermöglicht jetzt die telegraphische Uebermittlung chinesischer Texte.
Reuelle Nachrichten
Der Triumphzug der Ozeanflieger durch Deutschland Begeisterter Empfang in Berlin
Tempelhos, 20. Juni. 1.45 Uhr mittags: Die Zuschauerplätze sind über und über besetzt. Gewaltige Massen stauen sich außerhalb der Umzäunung des Flugplatzes. 4 0 Flugzeuge sind der Europa entgegengeflogen. Ein verspätetes Eintreffen der Flieger wird gemeldet. Eine Reichswehrkapelle spielt, die Ehrenkompaznie ist aufmarschiert. U. a. treffen ein Oberbürgermeister Böß, Vizekanzler H e r g t. Das Flugzeuggeschwader passiert Staaken 14.10 Uhr. Ueber 20 Flugzeuge kreisen über dem Tempelhofer Flugplatz. Japanisches Tagesseuerwerk wird abgebrannt. Die „Europa" landet 2.16 Uhr. Die „Europa" rollt auf den Empjangsplatz zu. Unter ungeheurem Jubel hält das Flugzeug. Köhl verläßt das Steuer, v. Hühnefeld und Fitzmaurice folgen. Der Ehrensalut wird gelöst. Der Jubel dauert an. Die Kinooperateure arbeiten. Aus dem Rednerpodium werden die Flieger durch ein junges Mädchen bewillkommnet und mit Blumen beschenkt unter der Anrede „Onkel Köhl", „Onkel Fitzmaurice". „Onkel Hünefeld", dann vom Vizekanzler Hergt im Namen des Reiches begrüßt. Hurra-Ruse folgen der Ansprache. Oberbürgermeister Böß spricht im Namen der Reichshauptstadt.
Sämtliche Groß-Berliner Schulen werden aus Anlaß des Eintreffens der Ozeanflieger auf Anordnung des preußischen Kuttusministeriums um 12 Uhr mittags geschlossen.
Die Fraktionssitzungen des Zentrums und der Deutschen Volkspartei, die sich mit dem Programm beschäftigten, zogen sich ziemlich lange hin. Während der Sitzung der Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei erschienen die preußischen Unterhändler der Deutschen Volkspartei, um über ihre Unterredung mit dem preußischen Ministerpräsidenten Dr. Braun zu berichten, der erklärt haben soll, daß er an seinem bisherigen Standpunkte sesthaite und von sich aus keine Möglichkeit sehe, vor dem Herbst eine Aenderung in der Zusammenfassung der preußischen Regierung herbeizuführen. Es bleibe aber der Weg offen, daß die Fraktionen unter sich eine Verständigung herbeisühren. Die Reichstagsfraktion der Deutschen BolksparLei unterbrach darauf ihre Sitzung. Inzwischen sollen die preußischen Unterhändler aus Grund der gestrigen Beschlusses der Zentrumsfraktion des Reichstages mit dieser Fühlung nehmen.
Man will so den Schülern Gelegenheit geben, sich den festlichen Einzug der Flieger anzusehen.
Graf Bernstorff über das Abrüstungsproblem
Danzig, 19. Juni. Im Nahmen einer Kundgebung der Danziger Liga für Völkerbund, zu der auch Mitglieder dsr diplomatischen Vertretungen in Danzig erschienen waren» sprach in Zoppok Graf Bernstorff über das Abrüstungsproblem. Er betonte, daß die militärischen Bedingungey des Versailler Vertrages von Deutschland vollkommen erfüllt seien» während auf der gegnerischen Vertragsseite noch verschiedene Punkte unerfüllt seien. Der Kriegsächtimgs- plan Kelloggs sei von Deutschland ohne jeden Hintergedanken angenommen worden. Deutschland komme es darauf m«, daß auch von allen Seiten wirklich abgerüstek werde.
Graf Bernstorff würdigte dann eingehend die TMgkeE der Unterkommissionen der Abrüstungskommission und stekkß fest, daß die Militärkommission viel Gutes geleistet habe, vor allem habe die Arbeit der Militärs bewiesen, daß bei gutem Willen der Regierungen vom militärischen Gesichtspunkt aus der Abrüstung nichts entgegenskehk. Cs liege somit kein Grund vor, nicht schon heute eine Abrüstungskonferen- einzuberufen, die im Rahmen der Sicherheit der einzelnen Rationen über das Abrüstungsproblem berät.
Zum Schluß betonte der Redner mit großem Nachdruck» der Völkerbund sei nicht geschaffen worden, um die heutig« Ordnung Europas zu stabilisieren, sondern es sei seine Aufgabe, den organisch bedingoten Veränderungen in Europa Rechnung zu trogen.
Rücktritt der bayerischen Staatsregierung
München, 20. Juni. Ministerpräsident Dr. Held hat an den Präsidenten des bayerischen Landtages nachstehendes Schreiben gerichtet: Euer Hochwohlgeboren beehre ich mich, ergebenst milzuteilen, daß die sämtlichen Herren Staatsminister im Hinblick auf 8 59 Abs. 2 der Verfassung»- urkunde des Freistaates Bayern beschlossen haben, von ihrem Amte zurückzutreten. Wie verlautet, wird Ministerpräsident Dr. Held mit der Bildung der neuen Regierung beauftragt werden.
Eröffnung Ser Kanalstrecke Hannover—HUdesheim
Hannover. 20. Juni. Nach einem Besuch der Stadt Hildesheim, die Festschmuck angelegt hatte, begab sich der Reichspräsident mit seinem Gefolge in Automobilen zur Schleusenanlage in Anderten, um die neue Teilstrecke des Mittellandkanals zu eröffnen. Die Kanalbauten prangten im Festschmuck. In bereitliegenden Schiffen ging die Fahrt zum Vorhafen der Anderter Schleuse, wo in der geräumigen Pumpenhalle die feierliche Eröffnung statt- fand. Reichsverkehrsminister Dr. Koch wies in seiner Eröffnungsrede einleitend darauf hin, daß mit der Eröffnung der neuen Teilstrecke 44 Kilometer neuen Wasserweges m das deutsche Verkehrsnetz eingefügt werden. Der Bedeutung des Tages und dieses Bauwerks entspreche es, wenn ihm ein Name gegeben werde, der ein Symbol sei der unerschütterlichen Zuversicht in strenger Pflichterfüllung. Aus diesem Grunde bitte er den Reichspräsidenten um seine Zustimmung, daß die Schleuse bei Anderten den Namen Hindenburg-Schleuse trage.
Schießerei im Belgrader Parlament — Radiffchs Reffe
getötet
Budapest, 20. Juni. Nach einer Meldung aus Belgrad kam es heute mittag in der Skupschtino zu großen Tumulten. Der radikale Abgeordnete Puntsa Racis zog einen Trommelreoolver und gab auf die Reihen der Raditsch» Partei mehrere Schüsse ab. Paul Raditsch, der Nesse des kroatischen Bauernsührers, Stephan Raditsch, wurde vvn einer Kugel tödlich getroffen. Die Abgeordneten der Bauernpartei. Dr. Pernar und Dr. Dosaricek, wurden schwer verletzt. Punisa Racis wurde von den Saal- diencrn der Polizei übergeben.