Seite 2 Nr. 142

Ragolder TagblattDer Gesellschafter"

Mittwoch. 20. Juni 1928

Deutsche Bolkspartei und die württ. Regierung

Der erweiterte Gejchäftsjuhrenüe Landesausschuß der Deutschen Bolkspartei in Württemberg nahm am Samstag erneut zur politischen Lage im Lande Stel­lung. Schultheiß Rath- Lustnau, der Vorsitzende der volks­parteilichen Fraktion im württ. Landtag, erklärte, in Würt­temberg sei es leider nicht gelungen, mit der Rechten und dem Zentrum zu einem Einverständnis zu gelangen. Zwar habe Bazille aus den Posten des Staatspräsidenten verzich­tet. er und seine Partei hätten sich aber nicht bewegen las­sen, auch der weiteren volksparteilichen Forderung S.u nügen, das Kultministerium mit einer anderen Persönlich­keit zu besetzen, bis dann schließlich der seitherige Innen­minister Bolz eine Minderheiksregierung mit der Rechten gebildet hätte. Bolz habe dabei auf die wohlwollende Ent­stellung des Christ!. Dolksdienstes gerechnet und hoffte wohl, daß. wenn die Deutsch« Volkspartei sich vor vollzogen« Tat- sacken aestellt sehe, sie ihren Anschluß an die Reaieruna

von selbst in die Wege leiten werde." Dieser Versuch des Herrn Bolz erscheine nicht ungefährlich und könne auch leicht zu einer Niederlage führen. Die bisherige Haltung der Partei habe die Zustimmung weiter, auch außerhalb der Partei stehender Kreise gefunden, was zahlreiche Zuschrif­ten an die Parteileitung bewiesen.

Die Auffassung der Mehrheit der Versammlung ging dahin, daß Bazille als Kultminister nach wie vor für die Partei untragbar sei und eine Aenderung in dieser Richtung die unerläßliche Voraussetzung ihres Eintritts in die Re­gierung sein müsse. Am Schluß wurde eine von Rechts­anwalt Dr. Steiner - Eßlingen eingebrachte Entschließung mit allen gegen 2 Stimmen angenommen, in der der Land­tagsfraktion die volle Anerkennung für ihre bisherige Hal­tung ausgesprochen und sie gebeten wird, an der verfolgten klaren Linie sestzuhalten.

Evangelischer Landeskirchenkag I. Am Montag nachmit­tag trat der EvongelischeLandeskirchentag un­ter dem Vorsitz seines Präsidenten Gensralstaatsanwalt Stöcker zur Beratung der kirchlichen Haushaltspläne für 1928 und 1929 zusammen. In der Eröffnungsansprache be­grüßte Kirchenpräsident l). Dr. v. Merz die Einbringung und Verwilligung der für die Besoldungsaufbesserung der Geistlichen bestimmten Mittel durch Regierung und Land­tag: durch sie konnten die Besoldungen der kirchlichen Die­ner wenigstens in den Grundbezügen denen der Staats­beamten angepaßt werden.

Nachdem Abg. Mayer I den Rechenschaftsbericht des Ständigen Ausschusses vorgetragen hatte, legte der Haus­haltsberichterstatter der Oberkirchenbehörde Oberkirchenrat Dr. Schau ffler Näheres zum landeskirchlichen Haus­haltsplan für die Jahre 1928 und 1929 dar. Der Mehr­aufwand für die Besoldungserhöhung werde gedeckt zunächst aus den entsprechend erhöhten Staatsleistungen. Sodann konnte infolge der in Württemberg nicht ungünstigen wirt­schaftlichen Entwicklung für die Landeskirchensteuer ohne jede Erhöhung des Steuersatzes ein höherer Ertrag ver­anschlagt werden. Von den Ausgaben des Haus­haltsplans 1928, die nach den Ausschußbefchlüssen 13 341248 Mk. betragen, entfallen 90 Prozent auf den persönlichen. 10 Prozent auf den sachlichen Bedarf. Die Einnahmen setzen sich zu 69,3 Prozent aus Staatsleistun- gen, zu 25.8 Prozent aus der Kirchensteuer und zu 4,9 Pro­zent aus sonstigen Mitteln zusämmen. Wie bei den bis­herigen Haushaltsplänen, so habe sich auch bei dem vor­negenden die Oberkirchenbehörde von dem Grundsatz größt­möglicher Sparsamkeit leiten lassen.

Aus dem Lande

Lchterdingen a. F., 19. Juni. Ehrung. Der Landes­verband württ. Uhrmacher veranstaltete am Sonntag hier eine Feier zu Ehren Philipp Hahns. Bei einem Fest­gottesdienst würdigte der Ortsgeistliche Dorn Hahn al< seinen Vorgänger und Seelsorger. Nach dem Gottesdienst wurde am Pfarrhaus eine Gedenktafel zu Ehren Hahns an­gebracht, und der Vorsitzende des Landesverbands der Uhr­macher Württembergs R. Hoffmeister hielt dabei die Festrede, in der er die technischen Verdienste Hahns wür­digte. Nach weiteren Ansprachen beglückwünschte Präsident Dr. v. 3 ehle im Auftrag des Wirkschaftsministeriums den Landesverband der Uhrmacher zu seinem 25. Jahresjubi­läum. Auch er würdigte die Verdienste Hahns um die In­dustrie des Landes.

Ludwigsburg, 19. Junl. Einladung an Haupt­mann Köhl. Oberbürgermeister Dr. Schmid hat an Hauptmann Köhl eine Einladung ergehen lassen, nach Lud­wigsburg zu kommen, um einer allgemeinen sportlichen Ehrenfeier anzuwohnen.

Großsachsenheim OA. Vahingen, 19. Juni. Unfall des Orient-Expreßzugs. Einen unfreiwilligen, über eine Stunde dauernden Aufenthalt mußte gestern früh der Orient-Expreßzug ParisWienBukarest (L 63) hier nehmen. An einem Speisewagen löste sich nach dem Brem­sen der Bremsschuh nicht mehr vom Rad, wodurch letzteres ins Schmelzen kam. Der Speisewagen mußte aus dem Zug ausgeschieden werden.

Lausten a. N., 19. Juni. Die Heuernte ist in vollem jGang. Wenn auch durch weniger günstiges Wetter die Ar­beiten der Heuet sich verzögern, so kann der Landmann mit chem Ausfall doch zufrieden sein, denn verdorben ist ihm noch nichts. Die abgemähten Kleefelder treiben bereits wieder gut nach. Recht üppig wachsen die Kartoffeln heran, die nun größtenteils gehäufelt sind. Auch die übrigen Hackfrüchte zeigen ein gutes Wachstum. Für die Weinberge, die in den wärmeren Lagen bereits zu blichen begonnen haben, ist jetzt heißes, sonniges Wetter vonnöten.

Reckarhausen OA. Nürtingen, 19. Juni. Lebens­rettung. Abends spielten einige Kinder an einer nie­deren Stelle im Neckar. Ein 3 I. a. Kind des Löwenwirts Münzenmaier wagte sich zu weit in den Neckar hinein und wurde vom Neckar abgeschwemmt, ohne daß es die anderen Kinder bemerkten. Das Kind trieb etwa 50 Meter neckar- abwärts. Der auf seinem Fahrrad vorbeikommende Ver­waltungskandidat Belser beim hiesigen Schultheißenamt sprang mit den Kleidern in den Neckar und rettete das Kind vom sicheren Tod des Ertrinkens.

Göppingen. 19. Juni. Würktembergische 3L- aerkagung. 3m Schießhaus der Schützengilde fand die Verkrekerversammlung der Württ. 3ägervereinigung statt, der am Sonntag die 3ahreshauptversammlung folgte- Der Vorsitzende Pflanz betanke in seinem Geschäftsbericht, daß aus dem Wildererfond 583 Mk. Prämien gewährt wurden. Ein Antrag auf Heraufsehung des Beitrags wurde abgelehnt und beschlossen, die rückständigen Beiträge ener­gisch einzutreiben, um das Defizit der 3agdausstellung von 1925 decken zu können. Beabsichtigt ist ein dreitägiger Hundeführerkurs und die Wiederholung der Rauchwaren­versteigerung im nächsten Frühahr. Zur Blutauffrischung des Wilds wurden 300 Hasen mit Ohrenmarken eingesetzt. Wer einen solchen Hasen schießt, soll die Ohrenmarke nach Stuttgart einsenden, um die Frage des Wanderns der Ha­sen aufklären zu können. Beschlossen wurde der Anschluß an den Deutschen Reichsjagdverband und die Ernennung des Erbprinzen Karl Egon von Fürstenberg zum Ehrenmit­glied. Die nächstjährige Tagung findet in Kirchheim statt. Gemeinderat Mitscherling-Großeisltngen erhielt für die erste erlegte Scknevke in diesem Arübiabr die ooldene

Schnevfennadel. 3m Mittelpunkt der' ganzen Tagung stand ein Vortrag von Dr. Pfeiffer-Göppingen über die Miedereinbürgerung und Erhaltung des Ilhus in Württem­berg. Der Vortrag wurde mit großem Beifall ausgenom­men. Mit der 3ägertagung war ein Preisschießen ver­bunden.

Ithingen OA. Göppingen, 19. Juni. Leichenlän- dung. Am Samstag wurde von einem Landjäger aus der Fils die Leiche eines 23 3. a. Dienstmädchens geborgen. Wie man erfährt, sott es sich um eine Tat handeln, dis aus Liebeskummer begang-n wurde.

Geislingen a. St.. 19. Juni. Württ. Landes­schießen. Kultmini st er Bazille Protektor. Zu dem Württ. Landes- und 425jährigen Iubiläumsschießen (6. bis 10. Juli), verbunden mit einem Kleinkaliberschießen t3H. Juni und 1. Juli) hat der Staatspräsident a. D., jetziger Kultminister, Dr. Bazille, in einem Schreiben sich bereit erklärt, die Schutzherrschaft über das Fest zu übernehmen und hat einen Ehrenpreis in Aussicht gestellt. Das Ehren­präsidium führt Oberbürgermeister Harrer von hier. Weitere Ehrengaben werden von den württ. Herzogen, von dem Fürsten Zeil, von noch anderen Fürstlichkeiten und von zahlreichen Schützengesellschaften des Landes gestiftet werden.

Metzingen OA. Urach, 19. Juni. Lichten st ein- spiele 1928. Gemeinsam mit den Städten Metzingen Nürtingen und Urach wird in der Zeit vom 23. 3uni bis 1. Juli das neue LichtensteinfestspielDer Ulrichssprung" von K. Widmaier zur Aufführung gebracht werden. Für die Festspiele sind auf dem Metzinger Weinberg und auf dem Galgenberg in Nürtingen von den Stadtverwaltungen neue Freilichtbühnen errichtet worden, die sich durch eine ganz hervorragende Akustik und durch eine prachtvolle Sicht auf die Landschaft auszeichnen. Mit der künstlerischen Durchführung der Spiele ist das diesjährige Ensemble der Hohentwielfestspiele betraut worden. Den Reigen der Vor­stellungen eröffnet die Stadtgemeinde Metzingen am 23. und 24. d. M. Der Vorverkauf der Karten ist ein sehr reger, so daß zu hoffen ist, daß das Unternehmen vollen Erfolg haben wird.

Reutlingen, 19. Juni. Ein begehrter Posten. Auf die Ausschreibung der durch den Tod von Musikdirektor Schäfer erledigten Stelle eines Musikdirektors bei der Skadt- kapelle sind 53 Meldungen eingelaufen.

Das Reuklinger Naturtheater hat nun seine Pforten ge­öffnet. Nach monatelangen Vorbereitungen erfolgte am Sonntag die Erstaufführung derJungfrau von Orleans" und damit die erste Vorstellung des Naturtheaters.

Tübingen. 19. Juni. Von der Universität. Die Universität hat mit 3411 immatrikulierten Studierenden gegenüber dem Sommerhalbjahr 1927 einen Zuwachs von 410 Studierenden. Am stärksten ist wieder die rechtswissen­schaftliche Abteilung der rechts- und wirtschaftswissenschaft­lichen Fakultät mit 811 Studierenden. Den stärksten Zu­wachs hat jedoch die evangelisch-theologische Fakultät zu buchen, die mit 666 Studierenden und einer Zunahme von 130 an 2. Stelle gerückt ist. Reichsdeutsche Studierende sind es 3324, davon württembergische Staatsangehörige 1745.

Gmünd, 19. Juni. G e s ch S f ts j u b i l S u m. In der letzten Woche feierte die Firma Dr. Walter u. Schmitt, Gekrätzefabrik, Scheide- und Legierungsanstalt, ihr 40jäh- riges Bestehen mit der Arbeiterschaft, sowie den Angestell­ten vom Stammhaus Gmünd, der Filiale Schwabach und dem Handelskontor Nürnberg. Die 3. Filiale, das Handels­kontor Breslau, hielt dort die Feier ab. Gleichzeitig konnte Prokurist Adolf Woerner auf eine 25jährige Tätigkeit in der Firma zurückblicken. Sein Jubiläum wurde mit dem der Firma abgehalten. Morgens war sein Arbeitsplatz ge­schmückt und wurden ihm vom Inhaber und dem Personal Glückwünsche dargebracht und Geschenke überreicht.

Biberach^ 19. Juni. Obermeistertag der Schnei­dermeister. Am Samstag und Sonntag tagten hier die Obermeister des Landesverbandes württ. Schneidermeister. Nach dem Geschäftsbericht 1927/28 hat endlich im Herbst 1927 die sehnlichst erwartete Geschäftsbelebung eingesetzt. Dem Hausier- und wilden Stoffhandel wurde mit Nachdruck entgegengetreten. Verbandsgeschäftsführer Marx- Stutt­gart hielt ein Referat über den Wert und den Ausbau der Organisation. In einem zweiten Vortrag behandelte der Verbandsvorsitzende Schleicher die fachlich-wirtschaftlich! Gestaltung der Maß-Schneiderei in Gegenwart und Zukunft Der Obermeistertag befaßte sich dann mit Anträgen zuw Deutschen Schneidertag in Hamburg. Nachmittags wurde- die Verhandlungen weitergeführt mit einem Bericht übe. den Stand der Sterbekasse und einem Referat des Ver- bandsvorsitzenden über die Herbstmode und die Bedeutung der Verarbeitung bei Maßbekleidung.

Deißlingen OA. Rottweil, 19. Juni. Stiftung. In der letzten Sitzung des Gemeinderats konnte der Vor­sitzende die erfreuliche Mitteilung machen, daß Fabrikant Tscheulin, Eigentümer des Aluminiumwalzwerks hier, die Bestuhlung für den Sitzungssaal gestiftet bat.

Ä'e n/cstt, //kr -lüonnemen/ au/ cke/r 6e§e//Lcsta/ker" />/§ rum 24. ck. der //rrem erneuern, ckanr/k /n cker /./e/erunF Le/ne t/nker-reestunF e/n/r/tt.

Aas Stadt und Land

Nagold. 20. Juni 1928 Gott gab dem Ehegefährten die Ohren, damit er die Klagen des anderen anhört liebreich anhört! Liebreich anhören, nicht geduldig da liegt es.

Hermann Oeser

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Was ist eine gute Erziehung?

Kurz gesagt: Die Erlösung des Kindes von seiner Ich­sucht, die Leitung des Kindes zur fröhlichen, selbstverständ­lichen Eemeinschaftsgefinnung. Das geschieht, indem man das Gute in des Kindes Natur fördert und seine selbstsüch­tigen Triebe, die sich in Neid, Lüge, Feigheit. Trägheit, Sinnenlust usw. äußern, niederhält und bekämpft.

Die Triebe in der menschlichen Natur sind die treibende Kraft alles Handelns. Deshalb wäre es verkehrt, den Jch- trieb des Kindes einfach ausrotten zu wollen. Aber ebenso verkehrt wäre es, allen seinen Forderungen nachzugeben. Wenn solch ein kleines Menschenkind unentwegt sein haben" schreit und zornig mit den Bemchen strampelt, so ist das nichts anderes, als eine kindliche Machtprobe, ein Sichdurchsetzen wollen, dem man nicht nachgeben darf, will man dem Kinde nicht schaden. Und wenn es auch für die Ohren und die Nerven der Eltern zehnmal bequemer wäre, den Schreihals durch Erfüllung seines Wunsches zum Schweigen zu bringen, so darf doch eine rechte Erziehung niemals an die eigene Bequemlichkeit denken, sondern nur an das Wohl des Kindes. Sie muß davon ausgehen, die Triebe des Kindes zu bändigen und es an Zucht zu ge­wöhnen. Neigen doch alle Triebe dazu, maßlos zu werden, vor allem bei Kindern. Gibt man ihnen nach und erfüllt die Wünsche des kleinen Schreiers und entschuldigt das eigene Tun womöglich noch mit einem faulen:Er hats eben wollen", dann hat man ihn nicht er-, sondern ver zogen. Läßt man denn ein Kind, das gewalttätig seinem süßen Spiegelbild im See zustrebt, auch ruhig ins Wassr fallen, bloß weil es die Folgen seines törichten Wunsches noch nicht beurteilen kann? Und wird nicht aus einem solch selbstsüchtigen Büblein ein nur ans Fordern gewöhnter Bub? Ist er gut veranlagt, mag ihn vielleicht das Leben noch etwas erziehen, d. y. er wird aus den schmerzhaften Zusammenstößen mit seinen Mitmenschen lernen. Meist aber ist er verdorben für immer. In seiner ungebändigten Ichsucht lebt er nur seinem eigenen Behagen ohne aus die Wünsche anderer Rücksicht zu nehmen und steht bald allein da. Wie oft haben schwache Elternherzen ihrem Lieb­ling, dem sie nicht weh tun wollten, so fürs ganze Leben geschadet. H. K. ,,

Das spritzende Auto ^

Wenn man auf eine Pfütze schlägt, spritzt es, und wenn ein Rad durch eine Pfütze saust, spritzt es erst recht.

Der rücksichtsvolle Chauffeur weiß das und fährt auf schmutzigen, regennassen Straßen in gemäßigtem Tempo, so daß nur sein Wagen ein bißchen Schmutz abbekommt, nicht aber die Fußgänger.

Es gibt solche rücksichtsvolle Chauffeure. Es gibt aber auch andere. Diese anderen scheren sich nicht viel um Pfützen und Regenlachen,' sie sausen fröhlich und unbekümmert hin­durch, daß die Schmutzfontäne nach links oder rechts, oder auch nach beiden Seiten hinaussprüht, und alles, was in der Nähe ist, ergiebig bedenkt.

Die Fußgänger sind dabei meist duldsam. Sie flüchten wie die Hasen, sobald ein solcher schmutzaufwühlender, schmutzwasserspeiender Unhold heranjagt, retten sich angst­voll platt an die Wand: und wer doch noch etwas abbe­kommt, der hebt nur grollend die Faust hinter dem Gefährt oder schickt einen Fluch nach.

Die Sache hat einen Haken für die Chauffeure. Der Beschmutzte hat nach den Entscheidungen der Gerichte An­spruch auf vollen Schadenersatz. Und außerdem gibt es für den Chauffeur noch eine Extrabestrafung, weil er unvorschriftsmäßig gefahren ist. Er muß bei nassen, pfützigen Straßen so fahren, daß niemand von den Passanten zu Schaden kommt oder sonstwie gestört wird. Vor allem nicht der Passant, der auf dem Bürgersteige geht.

Es heißt also für den Chauffeur in solchen Fällen: Langsam fahren! Sonst kann es mitunter für ihn eine sehr teure Geschichte werden.

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Dienstnachrichten

Oberlehrer Klaus an der ev. Volksschule in Freu­denstadt wurde seinem Ansuchen entsprechend in den Ruhe­stand versetzt.

Unsere Heimat

Die hutige NummerUnsere Heimat" führt uns ein ganz bedeutsames kulturgeschichtliches Thema vor Augen: Anlage, Bedeutung und Leben in einem Zisterziensn- kloster, wie wir es ja als ein in Deutschland einzig da­stehendes Musterbeispiel noch heute wohlerhalten in Maul­bronn besitzen.

Prämien für besondere Verdienste auf dem Gebiet des Jagdschutzes. Die Württ. 3ägervereinigung E. V. hak die­ses 3ahr aus ihrem Wildererfonds an Angehörige des württ. Landjägerkorps, an Förster und 3agdaufseher, die sich auf dem Gebiet des Jagdschutzes besondere Verdienste erworben haben, an Geldprämien 975 RM. ausbezahlt. Außerdem wurden noch 20 Ehrendiplome verliehen.

2. Sommerausgabe des Reichs-Kursbuchs für 1928. Am 1. Juli erscheint die 2. Sommerausgabe des Reichs-Kurs­buchs. Sie enthält außer den Aenderungen in den Sommer­fahrplänen der Deutschen Reichsbahn die neuesten Fahr­pläne der Eisenbahnen in Belgien, Frankreich, Großbritan­nien und Irland, Rußland, Griechenland, Mesopotamien. Palästina, Syrien, Aegypten und der Türkei. Der Preis beträgt wie bisher 6.50 RM. Bestellungen nehmen alle Postanstalten, die Bahnhöfe der Deutschen Reichsbahn, wie auch die Sortimentsbuchhandlungen und Reisebüros entgegen. Baldige Bestellung wird empfohlen, weil sonst bei dem beschränkten Umfang der Ausgabe auf Lieferung nicht zu rechnen ist.

Briefbeförderung nach Chile. Nach einer Mitteilung der argentinischen Postverwaltung ist der Weg nach Chile über die Anden unterbrochen. Es müssen daher die Bnes- posten nach Chile mit Ausnahme von Punta Arenas, das

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