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Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter"
Dienstag, 5. Juni 1828
derung des vorläufigen Wahlergebnisses geführt. Die Verteilung der Sitze unter die Parteien ist die gleiche geblieben. Auch in der Person der Gewählten ist eine Aenderung nicht eingetreten Die mehrfach Gewählten haben sich für die Wahl auf Grund der Bezirksvorschlagslisten entschieden, so daß ihre Ersatzmänner auf den Landesvorschlagslisten nachrückten. Demzufolge sind außer den bereits bekanntgegebenen Bewerbern noch folgende als gewählt bezeichnet worden: Mößner, Wilhelm, Schultheiß in Münster. Fauser, Christian, Landwirt in Ohmenhausen; Schüler, Emil, Redakteur in Zuffenhausen-, Rais, Karl, Mittelschullehrer in Reutlingen (von der Soz. Partei): Vollmer Otto, Geschäftsführer in Heilbronn (von der Komm. Partei); Henne. Otto, Flaschnerobermeister in Tübingen; Dr. Schall, Wilhelm, Finanzminister a. D. in Stuttgart (von der Demokratischen Partei); Dr. Göz, Hans, Rechtsanwalt in Stuttgart: Schweizer, Peter, Landwirt in Rohrdorf (vom Bauern- und Weingärtnerbund).
Die Eingaben der Volksrecht-Partei und N a - tionalsozialistischen Deutschen Arbeiter- Partei wegen ihrer Nichtberücksichtigung bei der Verteilung der Bezirkssitze wurden dem Innenministerium überwiesen.
Zur Regierungsbildung. Der erweiterte Geschäftsführende Ausschuß der Deutschen Volkspartei in Württemberg erklärt in einer Entschließung, die Partei sei bereit, sich einer Koalition anzuschließen unter der Voraussetzung, daß der Kurs der Regierung mehr als bisher von der Mitte bestimmt werde und daß die Persönlichkeiten des Kabinetts nicht nur für eine reibungslose Zusammenarbeit Gewähr bieten, sondern auch die Anbahnung eines besseren Verhältnisses zur Opposition nicht unnötig erschwere. Als nächstes Ziel erscheine der Partei eine Koalition aller bürgerlichen Parteien vom Bauernbund bis zu den Demokraten.
ep Der Evangelische Landeskirchentag tritt am Montag» 18. Juni, zu einer mehrtägigen Beratung zusammen, deren wichtigsten Gegenstand der landeskirchliche Haushaltsplan für die Rechnungsjahre 1928 und 1929 bildet.
Denkmalseinweihung. Die Einweihung des Kriegerdenkmals der 26. Landwehr-Infanterie-Division fand am Sonntag auf dem Waldfriedhof unter zahlreicher Beteiligung statt.
Kolonialfestzug. — Kundgebung der kolonialen Der- bände. Der Höhepunkt der in Stuttgart stattfindenden großen deutschen Kolonialtagung war der große Kolonial- festzug. der sich am Sonntag von den Anlagen beim Hauptbahnhof durch die Straßen der Stadt bewegte. Eine Gruppe Schutzlruppenreiter eröffnete den Zug; ihr folgte die Stuttgarter Stadtgarde zu Pferd, auswärtige Vereine des Deutschen Kolonialkriegerbundes, meist uniformiert, zahlreiche Musikkapellen, ferner die kolonialen Iugcndgrup- pen sowie eine stattliche Zahl von Vereinen und Verbänden mit ihren Standarten und Fahnen. Originelle Festwagen, z. B. ein echter Ochsenwagen, ein Farmerwagen, ein Früchtewagen, ein Affenwagen, ein Eselkarren gaben dem Festzug ein besonderes Gepräge. Das Ziel des Festzugs war der große Schloßhof, wo anschließend eine große Kolonialkundgebung mit Gefallenengedenkfeier stattfand. Der letzte Gouverneur der deutschen Südsee, Exz. v. Haber, dankte der württ. Schutzpolizei für die Uebernahme der Tradition der Südseetruppen und enthüllte dann eine Südsee-Ehrentafel zum Gedächtnis der in der Südsee Gefallenen. Mit dem Deutschlandlied und dem Abmarsch der Truppen und Vereine endete die machtvolle Kundgebung, der auch Staatspräsident Dr. Bazille und sonstige prominente Vertreter beigewohnt batten.
8. Böblingen. 4. Juni. Schwerer Unglücksfall. Auf dem Flugplatz Böblingen ereignete sich am Samstag ein bedauerlicher Unglücksfall. Ein Flugzeug mit Fluglehrer Strecker als Führer und einem Fluggast stürzte ohne erkennbare Ursache ab. Beide Insassen sind tot.
Von anderer Seite wird berichtet, daß sich in dem Flugzeug der Fluglehrer und ein Flugschüler befunden haben. Das Unglück sei anscheinend darauf zurückzuführsn, daß der Schüler gegen den Willen des Lehrers eine Landung habe vornehmen wollen. Die Absturzstelle befindet sich dicht bei der Landungsstelle vor dem Flughafenhotel in . üblinzen.
Reinsbronn OA. Mergentbeim, 4. Juni. Ja gdgl ück. Der Jagdpächter und Maurermeister Johann Fiedler, hier, batte das Glück, einen sehr starken Rehbock mit einem seilen schönen 26 Zentimeter langen Geweih zu erleasn.
Riedlingen a. D., 4. Juni. O e st e r r e i ch i s ch e D i e n st- mädchenfürLandmirtschaft. Wie mitgeteilt wird, kann der Bezirk Riedlingen kaum mit der Zuweisung von Dienstmädchen aus Oesterreich rechnen. Trotz größter Bemühungen des Landesarbeitsamts konnten für ganz Württemberg nur 20 weibliche Arbeitskräfte gewährt werden. Insgesamt wurden 400 freie Magdstellungen angemeldet.
Ans Stadt und Laad
Nagold. 3. Juni 1928
Da ihr Disteln ausgesät, ei, wie könnt ihr drob euch wundern, daß das Feld nicht voller Rosen steht.
Anastasius Grün
Dienftnachrichten
Dur Entschließung des Herrn Kirchenpräsidenten ist die Pfarrei Weilheim, Dek. Tübingen, dem Pfarrer Klemm in Conweiler, Dek. Neuenbürg, übertragen worden.
Stenographie
Am letzten Sonntag fand in Freudenstadt der 4. Gautag des Schwarzwaldgaues vom Württ. Steuographenbund Gabelsberger statt. Derselbe gestaltete sich Dank der sorgfältigen Vorbereitung durch den dortigen Stenographenverein, ganz besonders aber durch dessen rührigen Vorstand, Herrn Reallehrer Mahler, zu einem richtigen Festtag für die Teilnehmer, zumal bei dem herrlichen Wetter! Die meisten auswärtigen Kunstgenossen waren schon am Samstag zur Begrüßungsfeier angekommen. Dieselbe fand, wie auch die übrigen geselligen Veranstaltungen, im Hotel „Waldeck" statt. Sehr angenehm, fast mit etwas Neid, empfanden wir Auswärtige es, wie gut besucht dieser Abend war, und daß die Behörden und andere an der Entwicklung der Stenographie interessierten Kreise dabei vertreten waren. Zum Wettschreiben am Sonntag Vormittag das wie gewöhnlich im Mittelpunkt des Eautags stand, hatten sich im ganzen 69 Teilnehmer in der Realschule eingefunden. Geschrieben wurde in den Gruppen 80 bis 220 Silben, meist in Einheitskurzschrift; nur in den höheren Gruppen fanden sich noch alte Gabelsberger. Von diesen 69 Wettschreibern und -Schreiberinnen haben 48 einen Preis erhalten; 21, also fast gingen leer aus. Vom hiesigen Verein haben 16 Mitglieder am Wettschreiben teilgenommen. Von diesen ging nur 1 leer aus, die übrigen erhielten 7 erste, 5 zweite und 3 dritte Preise. Die Namen der Preisträger, denen wir ein herzliches „Schriftheil!" zurufen sind folgende: bei 200 Silben: Frl. Johanna Reichert, 1. Preis mit Ehrenpreis, Klare SchühIe, 2. Preis mit Ehrenpreis; bei 160 Silben: Maria Renz, 1. Preis m. E., Elisabeth Günther, 1. Preis m. E.; bei 140 Silben: Herr Rudolf Schüttle, 1. Preis m. E., Paul Huzel, 3. Preis m. E.; bei 120 Silben: Carola Schneider, 1. Preis m. E., Helene Blum, 2. Preis, Christian Kempf, 2. Preis; bei 100 Silben: Maria Klumpp, 1. Preis m. E.; Hilde Merkle, 3. Preis; bei 80 Silben: Rudolf Pfeifle, 1. Preis m. E., Anna Schechinger, 2. Preis, Frida Wörner, 2. Preis, Elsa Kachele, 3. Preis. An das gemeinsame Mittagessen schloß sich eine Rundfahrt auf 3 Autobussen an, welche die fremden Wettschreiber über den Kniebis nach Oppenau und Allerheiligen und über den Ruhestein zurück führte. An die Preisverteilung schloß sich noch ein flottes Tänzchen an und nur zu rasch schlug die Stunde des Abschieds. Und wir, die wir Gäste des Freudenstädter Brudervereins sein durften, verbinden mit dem innigen Dank für die uns bereiteten schönen Stunden das Gelöbnis, Treue zu halten unserer schöner Kunst und tüchtig weiter zu streben, d. h. durch stete Uebung von Stufe zu Stufe weiter zu steigen.
Ausklang des Nagolder Schützenfestes Nun ist das Fest der Nagolder Schützengilden endgültig zum Abschluß gekommen. Gestern abend versammelten sich die Schützenbrüder des Krieger- sowohl wie des Schützenvereins nocheinmal, um innerhalb eines Vereins
Tie verlorene Krone
von HenriettevonMeerheimb Roman (Margarete Gräfin von Bünau) ^us
Jahre 1866
29. Fortsetzung (Nachdruck verboten)
Schmerz und Wonne, Stolz und verzweifelte Angst zugleich durchbebten ihn bei dem Bericht des Arztes.
Die sich erschreckend häufenden Krankheitsfälle bestätigten die Vermutung des Doktors, daß das ganze Palais Waldftein verseucht sei und so schnell wie möglich geräumt werden müsse. Für die Ueberführung der Kranken ins Lazarett, bei denen ein Transport noch lohne, versprach er zu sorgen.
Königseck atmete auf. Wenn die Einquartierung abrückte und das Palais Waldsteins auf ärztlichen Befehl geräumt werden müßte, würde wohl auch Gisela endlich das Haus des Todes verlassen.
Der Oberst diktierte seinem Adjutanten trotz seiner eittsetzlichen Leiden einen Brief an den General Vogel von Falckenstein, um dem die schreckliche Lage hier vorzustellen und ihn um andere Quartiere zu bitten. Ein Leutnant jagte damit nach dem Hradschin hinauf. Dort lag der Stab des Generals einquartiert — zur Empörung der Böhmen, die dies als eine Entweihung der alten Burg betrachteten.
In peinlicher Erwartung vergingen etwa zwei Stunden, bis der ausgesandte Bote wiederkam.
' „Nun?" fragte Königseck gespannt.
. Leutnant von Dalwig zuckte die Achseln. „Nichts zu machen! Der Friede ist abgeschlossen. Der General Vogel von Falckenstein reist um zehn Uhr ab. Er sagte, er habe jetzt in Böhmen nichts mehr zu befehlen. Bis zu einem bestinzmten Termin müßte Böhmen von den Preußen ge- rqumt sein, wir würden daher auch sehr bald abmarschieren. Was könne da noch eine Umquartierung nützen, da es in den meisten Häusern von Prag nicht viel anders wie im Palais Waldftein aussehe. Um Sie persönlich schien der General sehr besorgt zu sein, als ich ihm erzählte, Sie pflegten unseren Oberst wie eine barmherzige Schwester. Sind Sie vielleicht mit dem General verwandt?"
„Er ist der Bruder meiner Mutter," antwortete Königs- , eck kurz. „Gehen Sie fort, Dalwig. Die Luft ist hier ver- I pestet."
„Wie geht es dem Obersten?"
„Ich fürchte das Schlimmste. Seine hohle Stimme, sein Aussehen sind entsetzlich. Er ist ein verlorener Mann. Der Arzt will es nur nicht zugeben, um uns nicht mutlos zu machen."
„Wie furchtbar traurig! Balusäck hat eine noch junge Frau und drei kleine Söhne."
„Und war ein tapferer Soldat, der gütigste Vorgesetzte — ein herrlicher Mann. — Ich muß wieder zu ihm hinein und darf nicht weich werden."
„Morgen werden Sie wohl selbst die Cholera haben," meinte Dalwig gemütlich. „Sie sehn aus wie dünnes Weißbier."
„Sehr verbunden, halten Sie nur die eigenen Ohren steif, mein Bester. Was machen unsere übrigen Kranken?"
„Sie sterben!" entgegnete Dalwig lakonisch.
Königseck zog die Tür hinter sich zu und eilte an das Lager seines Kommandeurs.
Der Oberst versicherte auf seine und des Arztes besorgte Fragen, daß es ihm merkwürdig viel besser gehe. Königseck sah den Arzt mit einer aufleuchtenden Hoffnung fragend an.
Der schüttelte traurig den Kopf. „Das ist oft so — vorm Ende", antwortete er ganz leise. „Sehen Sie nur, wie sein Gesicht sich verfärbt! Nichts mehr zu machen, und wie gern hätte ich ihm geholfen!"
Königseck bemerkte jetzt auch, daß das Gesicht des Kranken bläulich wurde, die Nägel schimmerten fast schwarz an den gelbweißen Händen. Das Blut stockte dort bereits.
Der junge Offizier wollte den Sterbenden fragen, ob er noch etwas seiner Frau bestellen solle, aber die Stimme versagte ihm. Regungslos blieb er neben dem Bett sitzen. Nur wenn der Kranke stöhnte, beugte er sich zu ihm und sprach ein paar tröstende Worte.
Ein langer, fürchterlicher Tag, gewitterschwül, von lähmender Hitze, der kein Ende nehmen wollte.
Endlich versank die Sonne wie ein feuriger Elutball hinter den dunklen Baumkronen. Königseck riß die Fenster auf. Ein kühlerer Luftzug wehte herein. In den I Eimern mit Eis, die er im Zimmer aufstellen ließ, um die Hitze etwas zu mildern, war nur noch ein trüber Brei I schlammigen Wassers llbriggeblieben.
schießens ihr bestes Können im edlen Wettbewerb und auch für die z. T. sehr wertvollen Preise einzusetzen. Die ersten Preise entfielen mit 6 Schuß wie folgt: Jnsp. Hagmann, Wilh. Sattler, Walter Schund mit je 63 Ringen, K. Stöhr 64 R., Oberwachtmeister Ziegler 62 R., Hollaender sen, Malermeister Jäger, Dr. Beck je 61 R., H. Köll 60 R., Fabrikant Harr 59 R., A. Heller 58 R., Hausverwalter Huß 58 R., Julius Raaf 52 R.. I. Hauser 52 R., Eust. Koch 51 R.
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Rohrdorf OA. Nagold, 4. Juni. Ausflug. Am vergangenen Sonntag hat der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen, Ortsgruppe Rohrdorf, seine Getreuen zu einem Ausflug zusammengerufen. Mit einer Pünktlichkeit, die bei sonstigen Anlässen zum Teil schon vermißt wurde, sind die alle zur festgesetzten Stunde eingetroffen und im Nu war der Autoomnibus der Firma Benz u. Koch, Nagold mit 32 Aus- flüglern besetzt. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, ging die Fahrt über Altensteig durchs schöne Nagoldtal über Erzgrube, Vesenfeld ins wildromantische Murgtal mit seinen wunderbaren Naturschönheiten. Die erste Besichtigung galt dem Stauwerk Hirschbaumwasen. Von da gings weiter ins Elektrizitätswerk Forbach, woselbst uns von verschiedenen Herren der Werksleitung Uber die Einrichtungen, sowie Leistungen des Betriebs erschöpfend Auskunft gegeben wurde. Die Magenfrage wurde anschließend im Hotel zum „Friedrichshof" gelöst. Dann brachte uns unser umsichtiger Wagenführer auf die steile Vergeshöhe zur Schwarzenbachtalsperre. Allgemein wurde nur der niedere Wasserstand dieses kolossalen Stauwerks bedauert. Nun wurde von unserem Führer zur Rückfahrt geblasen und Uber Vaiersbronn, Freudenstadt, Pfalzgrafenweiler, Walddorf gings mit einigen Unterbrechungen, wobei die liebe Sonne an dem großen Durst die Hauptschuld tragen mußte, der Heimat zu. Nachdem unsere mitfahrenden Damen bei der letzten Haltestelle in den Proteststreik eingetreten waren und somit die Herren das Bier daselbst allein trinken mußten, gings vollends nach Rohrdors.
Wart, 4. Juni. Eröffnung des Schwimmbades. Das anmutig im Tiefenbachtal gelegene Schwimmbad von Herrn Hirschwirt Dürr erlebte am vergangenen Sonntag seinen großen Tag. Der Wettergott hatte ein Einsehen und begünstigte die Eröffnung mit einem schönen Festwetter, so daß sich eine sehr große Besucherzahl einstellte. In den ersten Nachmittagsstunden begann von allen Richtungen schon eine Völkerwanderung zu Fuß und allerhand Art stauberzeugenden Fahrzeugen und das sonst so stille Tälchen begann sich in kurzer Zeit mit einer bunten Menge zu beleben. Nach einer empfehlenden Begrüßung durch den Besitzer und einigen weiteren Ansprachen von Herrn Schultheiß Hartmann und Hauptlehrer Raich, die auf die Vorzüge einer solchen Anlage hinwiesen und dem Schöpfer derselben zu seinem Unternehmen Glück und Erfolg wünschten, folgten die sportlichen Darbietungen der Schwimmabteilung des Turnvereins Altensteig. Diese zeigte sehr schöne Leistungen von denen besonders das Strecken- und Tellertauchen hervorzuheben sind. Auch der schönen Reigen der Altensteiger Turnerinnen, die leider zu wenig Beachtung fanden, sei gedacht. — Die musikalische Begleitung sämtlicher Darbietungen hatte eine Gruppe der Altensteiger Stadtkapelle übernommen. — Nun ist die gesamte Anlage dem Betrieb übergeben und wird dem Schütze des Publikums sehr dringend empfohlen. Es wird also hier künftig Gelegenheit geboten fein, in einer idealen Lage die drei wichtigsten Heilkräfte der Natur: Wasser Luft und Sonne auf den Körper wirken zu lassen. Wenn nun so hier durch Natur- und Landschaft alle Vorteile geschaffen sind, um dem Erholungssuchenden und Wanderer einen angenehmen Aufenthalt zu verschaffen, so ist es begreiflich, daß Wart immer mehr ein besuchter Ausflugsort wird und sich anschickt, sich zum Luftkurort zu entwickeln.
Simmersfeld, 4. Juni. Autounfall. Ein bekannter Autosportmann aus Ueberberg fuhr gestern abend die Strecke zwischen hier und Ettmannsweiler wie gewöhnlich in flottem Tempo. Bei einer kleinen Kurve kam er von der Straße ab, stieß mit seinem Auto aus einen Baum, dieses llberschlug sich und begrub Automann und Begleits- mann unter sich. Einige Simmersfelder befreiten die Vei-
Er klingelte, um neues Eis zu fordern. Da er gerade dem Kranken die Kissen anders legte, sah er nicht die leise eintretende Person an, sondern rief seinen Wunsch, ohne sich umzudrehen. Er hörte keine Antwort, sondern nur, daß die Tür sich wieder fast geräuschlos schloß.
Nach einer kleinen Weile öffnete sie sich wieder. Gisela selbst war es, die hereintrat und eine mit Eisstücken ge füllte Schale auf den Tisch neben das Bett des Kranken fetzte.
Der Oberst lag mit halbgeschlossenen Augen, laut röchelnd in den Kissen, die Hände fest ineinandergekrampft
Königseck fuhr herum und umfaßte die reizende Gestalt des jungen Mädchens, das jetzt regungslos, mit gefalteten Händen, auf den Kranken heruntersah, mit schmerzlichem Blick. „Wer hat Sie hierher gerufen?" fragte er heiser vor Erregung. „Gehen — gehen Sie! Wollen Sie mich foltern mit dieser ewigen Angst um Ihr Leben?"
„Ich bleibe bei Ihnen. Ich lasse Sie nicht allein in diesen schrecklichen Stunden, in denen Sie einen treuen Freund verlieren," antwortete sie bittend.
„Sie vermehren meine Qual nur tausendfach!"
„Mein Leben und das Ihre stehen in Gottes Hand Wenn, ich mich anstecken soll, wird diese Nacht auch nichts mehr daran ändern. Lasten Sie allen Streit, sprechen Sie keine harten Worte jetzt! Sehen Sie denn nicht, daß er stirbt?"
Sie kniete neben dem Bett nieder und schob ihren Arm unter das Kissen.
Königseck trat in die andere Seite. Seine lebenswarmen Finger umschlossen die kalte Hand Balusäcks, die von konvulsivischen Bewegungen durchzuckt, unruhig auf der Bettdecke hin und her fuhr.
Stundenlang warteten sie so auf den letzten schweren Seufzer. Die Nacht brach an.
Im Schloß wurde alles totenstill. Nur vom Garten her hörte man das feine, dünne Zirpen der Grillen. Von der frisch gemähten Wiese des Parks wehte ein leichter Heuduft durch das offene Fenster herein. In der Ferne rauschte die Moldau und auf der Straße sang irgendein einsamer Wanderer ein altes, schwermütiges Volkslied.
Nur zwei Kerzen brannten im Zimmer. Ein der, kreisrunder Schein tanzte hoch oben an der welMi Decke. Licht und Schatten spielten über das spitze, wachsgelbe Gesicht in den Kissen. (Fortsetzung folgt)