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Mit den illaftrierte» U»t»rhaitv«g«beUMOe» ^eieritxsd»»- « .Unsere Heimat"
Se»n-»peei)e: Monatlich einschließlich Trägerlohn .-t 1.60; Ginzelnummmer 10 I. — Erscheint « »«dem Werktage. — Verbreitetst« Zeitung im 0. ».-Bezirk Nagold. — Schristleitung, Druck und Verlag von G. W. Zatser (Karl Zaster) Nagold
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Nr. 11«
»gründet 1627
Samstag, den IS. Mai 1V28
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Seeckt und die Freikorps
Berlin, 16. Mai. Im Anschluß an die letzten „Feme- mord Prozesse" veröffentlicht Generaloberst a. D von Seeckt in der „Deutschen Tageszeitung" einen beachtenswerten Aussatz über das Verhältnis der Freikorps, die seinerzeit gegen den Bolschewismus und gegen die polnischen Ginfälle in Schlesien kämpften, zur Reichswehr: Man hätte die Fememordprozesse vermeiden muffen, weil sie nicht wirklicher Gerechtigkeit dienen und politisch in hohem Grad schädlich wirken. Das durch diese Prozesse angerichtete Unheil liege darin, daß aus dem historisch begreiflichen und fachlich erklärlichen Gegensatz von Reichswehr und Freikorps sich ein Gegensatz zwischen der Reichswehr und denjenigen Kreisen entwickle, die bisher durch die Pflege des Wehr- aedankens sich der Reichswehr verbunden fühlten. Dieser Gegensatz beruhe auf einem Mißverständnis. „Daß das Freikorps Roßbach durch Befehl der Heeresleitung (nach jenen Kämpfen) aufgelöst war, daß es kein Freikorps Roßbach und kein Reichswehr-Jägerbataillon 37 rechtlich und formell mehr gab, daß also seine Angehörigen keine Reichswehrsoldaten mehr waren, darüber konnte ein Zweifel nicht bestehen. Ob alle Stellen der Reichswehr ihr Verhalten nach diesem ihnen bekannten Besetzt stets eingerichtet haoen. ob der Führer des Freikorps dafür gesorgt hat. da!z diese neue Lage allen Angehörigen seines Korps zum Bewußtsein kam, kann ich heute nicht beurteilen. Etwas durchaus anderes ist es aber, wenn die Roßdacher sich noch als „Soldaten" fühlten. wenn nmn unter Soldat d°n verstellt, der
unter Kommando seines Führers einer geschloffenen Gemeinschaft angehört, die zu militärischer Verwendung berufen ist. Stoßbach hotte die Führung seiner Leute nicht nieder- gelegt: der Verband der Roßbacher blieb erhalten» auch wenn man ihn jetzt eine Arbeitsgemeinschaft nennen wollte. Die Angehörigen hatten wohl ein Recht, zu glauben, daß man sie noch einmal, vielleicht bald, wieder zu militärischer Verwendung aufrufen würde. Ich kann es zum mindesten begreiflich finden, wenn die Roßbacher sich als Soldaten fühlten.
Die zweite Frage ist di« der Verantwortung der Reichswehr. Ich übernehme diese Verantwortung als der oberste militärische Führer der Reichswehr. Wer glaubt, daß ich oder einer meiner Untergebenen aus dieser Zeit einen Befehl, eine Anweisung zu einem Mord gegeben hat. ist ein Narr. Für alles aber, was im Bereich der Reichswehr Während meiner Vefehlsführung vorgekommen ist. trage ick die letzte Verantwortung. Ob es nun in meiner Macht lag, alles zu wissen und vieles zu hindern, kann und will ich nicht entscheiden; wer es kann, trete vor. Ob ich strafrechtlich verantwortlich bin, spielt gar keine Rolle; ober es soll mir niemand nachsagen dürfen, daß ich je eine Verantwortung verleugnet hätte." Zum Schluß spricht Generaloberst von S-»ckt den Wunsch aus, daß in Zukunft alle, die ui di eien Fragen, sei es vor Gericht, sei es sonst in der Oeffenilichkeit, Stellung nehmen, seine Worte beherzigen sollten.
Die Grundsternlegunq für den Erweiterungsbau der Reichskanzlei
Berlin, 18. Mai. In Gegenwart des Herrn Reichspräsidenten fand heute, .am, Tage, des 50jährigen Bestehens der Reichskanzlei, die Grundsteinlegung für ihren Erweiterungsbau statt. Der Einladung des Reichskanzlers waren neben den in Berlin anwesenden Mitgliedern Des Reichskabinetts die Spitzen der weltlichen und geistlichen Behörden und ein großer Kreis weiterer Gäste gefolgt. Reichspräsident von Hindenburg verlas die von ihm für den Grundstein vollzogene Urkunde, die folgenden Wortlaut hat: „Am heutigen Tag, an dem die Reichskanzlei ihr SOjähriges Bestehen seierh vollziehe ich die Grundsteinlegung zu ihrem Erweiterungsbau. Mit Stolz und dankbarer Verehrung gedenken wir bei dieser Gelegenheit des Gründers und Schöpfers der Reichskanzlei, des Fürsten Ottov. Bismarck, des ersten Kanzlers des Reichs. Möge die auf den ersten Reichskanzler zurückgehende bewährte Tradition hingebungsvoller Arbeit am Vaterland, die in oem alten Gebäude vorbildlich gewahrt worden ist, auf das neue Häur übergehen! Und möge der alte Geist selbstlosen Dienstes für Deutsches Reich und deutsches Volk auch künftig die Reichskanzlei bei Erfüllung der ihr obliegenden hohen und verantwortungsvollen Aufgaben beseelen zum Segen unseres Vaterlandes und seiner Zukunft!
Berlin, 18. Mai 1928
Der Reichspräsident Der Reichskanzler
gez. von Hindenburg gez. Dr. h. c. Dr. Marx,
Darauf hielt Reichskanzler Dr. Marx eine Ansprache.
Mittag» 11 Uhr versammelte Reichskanzler Dr. Marx die Beamten, Angestellten und Arbeiter der Reichskanzlei um sich, um des Tages zu gedenken, an dem vor 50 Jahren durch allerhöchste Kabinettsorder von Kaiser Wilhelm I. die Errichtung der Reichskanzlei verfügt wurde.
Der preußische Rakionalfeierkagsantrag
?erlin, 18. Mai. Der Reichsrat beschloß mit 46 gegen i» vtnnmen, den preußischen Nationalfeiertagsantrag schon am Dienstag in der Kommission zu beraten und am Don- i^rstag über den Antrag abzustimmen. Die Vertreter ,^")er»s und Württemberg hatten gegen die übereilte Be- yandlung des Antrags Verwahrung eingelegt, da er Men o,e Geschäftsordnung des Reichsrats verstoße. Danach Vorlagen von weittragender Bedeutung, besonders Mye, die Ausgaben mit sich dringen, frühestens drei rochen nach dem Erscheinen zu beraten. Gegen die schleu- mge Beratung stimmten Bayern. Württemberg, Thüringen. Oldenburg und Brandenburg. Bremen enthielt sich der — Der preußische Antrag will, daß der 11. August neuen Verfassung) zum Nationalfeiertag erklärt - die öffentlichen Gebäude in den neuen
«mV., en 3 » beflaggen und in den Schulen Feiern ver- werden sollen.
, Verschärfung der Lage in China
Mai- Die japanische Regierung teilte Tschang «"wohl wie der Nanking-Regierung mit. daß Japan m Men Mitteln d,e Ruh« und Ordnung in der Mandfch > «> aufrechterhalten weide. Dies würde wahrscheinlich eir Aftpung der ganzen Mandschurei durch Japan bedeut»
«ar, währeni scheinen
daß die Mandschurei und die Mongolei zu Gebiet erklärt werden.
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Württemberg
Die Entblutung der süddeutschen Lander
Von zuständiger Seite wird mitgeteilt:
Wohin die Zentralisation führt, die ihren Ausdruck in den Bestrebungen nach dem Einheitsstaat und der Aufhebung der bisherigen Selbständigkeit der Länder findet, zeigt eine Eingabe, die die bayerischen, würt- rembergischen, badischen und hessischen Sparkassen- und Giroverbände an die Regierungen in München, Stuttgart, Karlsruhe und Darmstadt gerichtet haben. Diese Eingabe führt folgendes aus:
„Die Unterzeichneten süddeutschen Sparkaffen- und Giroverbände wenden sich au die süddeutschen Staatsregierungen mit dem gemeinsamen Ersuchen, gegen die vom Reichs- sinanzm-nisterium und von der Reichsbank neuerdings immer intensiver betriebene, für die süddeutsche Wirtschaft überaus nachteilig sich auswirkende systematische Konzentration der Reichsgelder Stellung zu nehmen und der aus der Zusammenballung dieser Gelder in Berlin entstehenden Entblutung der süddeutschen Länder entgegenzuwirken."
Schon vor dinier Eingabe haben übrigens die süddeutschen Regierungen sich an die Reichsregierung mit dem Ersuchen gewandt, dafür zu sorgen, daß die in Süddeutschland ausgebrachten Gelder in erster Linie der süddeutschen Wirtschaft zi kommen sollen.
Die Wahrheit über die Steuersenkung in Württemberg
Don zuständiger Seite wird mitgeteilt:
In der Wahlbewegung spielt auch die Abstimmung der württembergische.l demokratischen und sozialdemokratischen Abgeordneten zu jenen Reichssteuergesetzen eine Rolle, die es der württembcrgischen Regierung ermöglicht haben, vom Jahr 1827 ad dis wmttembergischen Ertragsteuern um etwa ein Drittel zu senken. T»o die Mitteilungen des Staatspräsidenten hierüber in der Oesfentlichkeit angegriffen worden sind, sc lei folgen» ^ sestgestellt:
Der auf Württemberg entjallende Anteil der Bierstsu« war nach Deend.gung der Inflation vom Reichsrat und Re chslog aus höchste» s 3.3 Millionen Mark festgesetzt worden. Mehr ließ sich damals nicht erreichen. Erst un Jahr 1!-27 erreichten die Regierungen von Bayern, Warstembe-g und Baden in Be-Handlungen mit der Reichsregieruag eia« Erhöhung dieses Betrags. Durch das im letzten Reichstag durchgegangencn Gesetz erhielt Württemberg im Jahr 1027 etwa 53 Millionen Mart mehr aus der Bier st »ver als bisher. Gleichzeitig wurde durch Aenoerung des Finanzausgleichs errFchr. daß das Reich den Ländern bestimmte Anteile an der Einkommen-, Körperschafts- und Umsatzsteuer gewährleist r.e mit der Wirkung. daß auf Württemberg im Jahr 1927 einMehr von 8.2 Millionen Mark fiel. Die Länder waren dabei verpflichtet wo»den, den durch diese Gewäh-lciitung erreichten höheren Betrag in erster Linie »lr Senkung der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer zu ne-wenden. Gegen die Erhöhung d> s Biersteueranteils und gegen die Gewährleistung des höheren Anteils Würrrendelgs an der Einkommen-, Körperschafts- und Umsatzsteuer stimmten die demokratischen u». d sozialdenokrotijchen Abgeordneten auch aus Württemberg, sodii; wenn ihre Haltung durchgedrungen möre, die im Jahr 1927 o-v-gensm- mene Steuersenkung Württemberg nicht möglich gewesen wäre.
Aus Stadt und Laud
»a^ld, 19. Mai 1828
Zch möchte nicht ein Sklave sein, ich möchte ab« auch nicht sein Herr sein. Lincoln
Gehe wählen! Es ist dein Recht,
somit deine Pflicht
Wer «W wählt, hat kein Recht zur Kritik
und verrät sei« Vaterland!
Nehme unsere Wahlanleitung der Mittwoch-Ausgabe zur Hand, damit du im Unwiffensfalle weißt- wie du zu wählen Haft und deine Simme nicht als ungültig verloren geht.
Ein Wort zum Wahlsonntag
.Ihr seid dos Salz der Erde", so hat einst ein Ganz Großer zu dem kleinen Häuflein seiner Anhänger gesagt. Das Wort hat gewirkt und wirkt noch heute. Seine Say- kraft ist noch nicht .dumm" geworden. Es ist ein Wort, bat nicht an die Welt, sondern an die Christen in der Welt gerichtet war, ein Wort, das ihnen das Gegenteil von Auh« bringt: denn Salz sein heißt salzen, anderes durchdrlngen. durchsetzen, aber auch opfern, sich hlngeben.
Diese Salzkrafk des Christentums sollte man auch ftu öffentlichen Leben verspüren. Die Trennung von Kirche und Staat hat erfreulicherweise viele aus dem lähmenden Trau» gerissen, als sei schon von Ekaats wegen für den nötigen christlichen Einfluß auf die Politik Pgesorgt. Die christlichen Kirchen nehmen nunmehr selbständig Stellung zu dort Gewissensfragen, die aus der Zersetzung und dem Aufbau unseres Volkslebens erwachsen, und größeren christlichen Kreisen als bisher ist es zur heiligen Pflicht geworden, sich für den Schutz der Che, der Familie, der Jugend, der christlichen Erziehung, des Sonntags, für soziale Gerechtigkeit und Fürsorge für die Schwachen, für Bekämpfung von Volksschä'den und DolksNöten in der Oeffenilichkeit «iuzn- setzen.
Vom christlichen Standpunkt gilt es daher ebenso wie vom staatsbürgerlichen: Wahlrecht ist Wahlpflicht. Das bedeutet zwar keine parteimäßige Festlegung, wohl aber einen Aufruf, sich zu Volk und Staat auch als Christ zu bekennen und ihr Bestes redlich zu suchen. Manche fürchten freilich, ihre Seele nehme Schaden, wenn sie ihr? politischen Pflichten erfüllen. Aber es ist gerade umgekehrt: die Christen und unser Volk nehmen Schaden, wenn sich das Christentum nicht in der Welt auswirkk. Christus selbst hat ein scharfes Wort gesorochen über das Salz, das nicht salzt. Welkflüchtiges Christentum und verweltlichtes Christentum sind beide im gleichen Spital krank. Di« song gesunden Christentums ist: Kampf und Opfer.
Aus dem Parteilebe«
Wahlversammlung der Deutschuatioualeu (Württ. Bürger)- Partei
Wohl nicht so gut besucht wie die Dehlinger^sche Wahlversammlung, konnte doch der Spitzenkandidat der Deutsch- nationalen Partei, Stud. Rat Bruno Ross, vor eiuer stattlichen Anzahl Zuhörer sein Referat „4 Jahre Regie- rungspolitik in Reich und Land" entwickeln. Sein Ausführungen waren bei einer glänzenden Rhetorik von einer« glühenden, sympathischen Idealismus und zugleich mit einer klaren, wohl unantastbaren Sachlichkeit durchdrungen, die unbedingt für die Person Roos und seine von ihm vertretene Partei einnehmen mußte. Nach einleitenden Worten des Vorsitzenden der hiesigen Ortsgruppe, Herrn Wilhelm Theurer, führte der Referent aus, daß Politik treiben nicht Reden halten heißt, sondern Handeln oder die Voraussetzungen zum Handeln schaffen; beim Wählen gelte es nicht, Abgeordnete zu wählen, sondern eine Regierung zu bilden, die eine arbeitsfähige Mehrheit darstellen müsse, um politisch handeln zu können. Bei den kommenden Wahlen gehe es darum, wiederum eine bürgerliche Mehrheit zu sehen oder aber die Sozialdemokraten an der Regierung stets beteiligt zu wissen, d. h.. daß die Sozialdemokratie die Macht ausüde und alles ihren Stempel aufdrücke. Also gibt es bei den Entscheidungen am Sonntag nur zweierlei: rechts oder links! Um sich ein Urteil zu einer persönlichen Wahlentscheidung bilden zu können, müsse man sich klar machen, was geleistet worde« sei. Um aus die würktembergische Politik einzugehen, so lägen dort die Dinge sehr klar, denn im Landtag habe eine wohl kleine, aber doch von ausgesprochenem Gemeinschaftsgefühl getragene, sich im wesentlichen einige Mehrheit bestanden, die mit ihrem Rechtskurs zum Wiederaufbau des Landes beigetragen habe. Die nüchterne, sparsame Politik der württembergischen Regierung habe die gesündesten Finanzen im ganzen Reiche geschaffen und einen wirtschaftlichen Aufschwung ermöglicht (siehe Erwerbslosen in Württemberg 6000, in Baden 26 000!). Die ! vielfach überspannte Belastung der Wirtschaft wurde ge- I senkt, die Interessen der Landwirtschaft weitmöglichst oer- k treten und sie von der Gebäudeentschuldungssteuer befreit.