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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Der südch'mcsische Minister des Acußeren erhob beim japanischen Minister des Aeuheren dagegen Einspruch, daß der südchineflsche Kommissar für Auswärtige Angelegenheiten in Tsinanfu und sein ganzes Personal durch japanische Sol­daten getötet worden seien.

Auch die Regierung in Peking hak gegen das Verhalten der Japaner Einspruch erhoben.

Nach einem in Tokio einpelaufenen Telegramm sollen 800 japanische Bewohner in Tsinanfu gcköket worden sein.

Württemberg

Stuttgart. 6. Mai.

50. Geburtstag. Verlagsbuchhändler Alfred Walcker feiert am 6. Mai den 50. Gebur.stag Herr Walcker, be­kanntlich Mitgründer derSüddeutschen Zeitung" und mit seinem Bruder, Herrn Karl Walcker. Geschäftsführer der Ehr. Belser AG., ist Vorsitzender des Kreises IV des Deut­schen Buchdrucker-Vereins.

In den Ruhestand. Prof. Richard Böklen an der Höheren Baufcbule in Stuttgart ist nach Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand getreten.

Doch ei» Volksfest? Nach der Cannstatter Zeitung wird das Volksfest voraussichtlich doch abgehalten, obgleich der Platz durch die Bauarbeiten am Neckar wesentlich verengt ist und das landwirtschaftliche Hauptfest diesmal ausfällt. Die Stadt braucht eben die Einnahmen aus dem Rummel notwendig.

Soloniattagung und Ausstellung in Stuttgart. Vom

LI. Mai bis 5. Juni findet die diesjährige Tagung der sog. Korag (koloniale Reichsarbeitsgemeinschaft) in Stuttgart statt. Damit ist eine Ausstellung verbunden, die sechs Wochen dauern wird. Das auswärtige Amt (Kolonialabteilung), das Deutsche Äuslandsinstitut und das Lindenmuseum werden in großzügiger Weise die Ausstellung beschicken.

Wettbewerb für die Berliner Dauausstellung. Beim Jdeenwettbewerv für eine Bauausstellung in Berlin sind 343 Entwürfe eingegangen. Der erste Preis (6000 Mark) wurde dem Architekten Leo Nachtlicht-Berlin zuerkannt, fer­ner wurden 2 zweite Preise zu je 4000 Mk. (darunter Gert Offenberg-Stuttgart) und 3 dritte Preise zu je 2000 Mark vergeben. Außerdem wurden 4 Entwürfe angekouft.

kein Verbot des Roten Zrontkärnpferbundcs Nachdem sich der Staatsg.'richtshof gegen das Verbot des Roten Frontkämpferbunds erklärt hat, kommt ein solches für Würt­temberg, das zunächst dis Entscheidung des Staatsgerichts­hofs abwartete, nicht in Betracht.

Rottweil, 6. Mai. Berbandstag der würtk. Wagnermeister. Der 21. Landesverbandstag des Lan­desverbands der Wagnermeister Württembergs findet vom 5. bis 7. Mai hier statt.

Rottweil, 6. Mai. Aenderung des Ortsnamens. Um Verwechslungen vorzubeugen, beschloß der Gemeindsrat, den Namen für den Stadtteil Altstadt inRottweil-Altstadt" «mzuändern. Das Innenministerium wird um Genehmi­gung der Namensänderung ersucht werden.

Hall, 6. Mai. Buchhändler-Freizeit auf der Eomburg. In der letzten Aprilwoche fand im Volkshoch­schulheim auf der Comburg eine Buchhändler-Freizeit mit )em Thema »Buch und Presse" statt, die vom Württ. Buch­händlerverein veranstaltet und von Direktor Bäuerle und Professor Dr. Menz, dem journalistischen und volkswirt­schaftlichen Beirat des Börsenvereins der Deutschen Buch­händler. geleitet wurde. Chefredakteur Dr. Sorlacher und Chefredakteur Kemper sprachen über die Thema Entwicklung des Pressewesens".Die Presse als öffentliche Macht" undPressefreiheit und Pressezensur". Ferner sprach Professor Dr. Wolfgang Pfleiderer überDas Wesen der Sensation" und Direktor Bäuerle überModerne Reklame".

Dolfegg OA. Waldsee, 6. Mai. Von der Trans- m i s s i o n e r f a ßt u n d z e r st ü ck e l t. In der Neumühle hier geriet gestern nachmittag ein 1617jähriger Müller« lehrling in die Transmission und wurde buchstäblich zer­stückelt. Kopf und Arm sollen weggerissen worden sein.

Iriedrichshafea, 6. Mai. Tagung. Der Verband Württ. Industrieller e.V., der Württemberg und Hohenzollern um­faßt, hielt am Freitag im Kurgarten-Hotel eine Ausschuß- fitzung ab. Dieser schloß sich nachmittags eine Besichtigun« des im Bau begriffenen Luftschiffs an. Der Schwäbische Automobil-Club mit dem Sitz in Augsburg traf am Samstag mit geladenen Fahrgästen aus dem Kreis der Richter und Staatsanwälte beim Oberlandesgricht und Landgericht Augs­burg hier ein. Die Gäste nahmen im Kurgarten-Hotel Woh­nung und kehrten heute nach Augsburg zurück.

Die wirtschaftliche Lage des Handwerks im Kammerbezirk Reutlingen im Monat April 1928

Die Handwerkskammer Reutlingen teilt mit:

Während des vergangenen Monats ist die Beschäftigung des Handwerks in seinen verschiedenen Berufszweigen etwas besser geworden. Wesentlich trug dazu bei, daß die Bauarbeiten all­mählich wieder eingesetzt haben. Allerdings blieb die Bautätig­keit gegenüber dem Vorjahr bis jetzt noch ziemlich zurück. Die Schwierigkeiten mit der Beschaffung der notwendigen Baugelder hemmen die Unternehmungslust ganz erheblich, zumal da gleich­zeitig die steigenden Rohstoff- und Materialpreise, erhöhte Löhne, Unkosten usw. eine Verteuerung des Bauens mit sich bringen. Unter diesen Verhältnissen hat das Handwerk, von dem ein großer Teil wirtschaftlich aufs engste mit dem Bau­markt verbunden ist, natürlich in besonderem Maße zu leiden. Was an Bauvorhaben wirklich zur Ausführung kam, reichte nicht aus, die Betriebe voll in Anspruch zu nehmen. In man­chen Gegenden beschränkten sich die anfallenden Aufträge vor­läufig sogar nur auf einige wenige Umbauten und Reparatu­ren. Die Folge ist, daß das Ringen um Arbeitsmöglichkeiten im Submisfionsweg zu Zuständen führt, die nicht nur für die einzelnen Betriebe unhaltbar find, sondern auch für die Volks­wirtschaft im ganzen schwere Nachteile zeitigen. Doppelt schäd­lich in wirtschaftlicher wie sozialer Hinsicht wirkt es sich aus, wenn sowohl von privater Seite wie von öffentlichen Behörden den Unterbietungen weitester Spielraum gelassen wird ohne Rücksicht darauf, ob dabei für die sachgemäße und dauerhafte Ausführung der Arbeiten Gewähr geboten ist. Die im Verhält­nis zum Bedarf recht knappe Kapitaldecke unserer Wirtschaft macht vor allem hier, wo es sich doch um große Summen han­delt, ihre rationelle Verwendung in dem Sinne dringend not­wendig, daß das, was ausgeführt wird, auch gute Arbeit ist. Gerade das Handwerk hat berechtigten Grund zur Klage da­

Montag, 7. Mai 1928

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rüber, daß es auf diesem Gebiet wenig Verständnis für seine Lage, seine Bedeutung als Produzent wie Verbraucher, begeg­net und auch die Auswirkungen einer ungesunden Vergebungs­weise so wenig beachtet werden.

Aehnlichen Einstellungen der Käufer und Auftraggeber sehen sich mehr oder weniger auch die anderen Handwerkszweige ge­genüber. Darauf geht nicht zuletzt die weite Verbreitung der Schwarzarbeit und des Wanderhandelns zurück, die die Ver­dienstmöglichkeiten des selbständigen Gewerbes in einer von der Oeffentlichkeit vielfach noch gar nicht erkannten schlimmen Weise beeinträchtigen.

Wenig gebessert hat sich die Lage des Handwerks auf dem Lande. Da meistens alle nicht unbedingt notwendigen Auf­träge und Bestellungen zurückgehalten werden, fehlt es hier überall an ausreichender Arbeit.

Etwas lebhafteren Geschäftsgang hatte das Handwerk in den größeren Orten mit Industrie zu verzeichnen. Allerdings wa­ren auch da die Unterschiede teilweise recht erheblich. Manche Betriebe konnten ihren Umsatz nur wenig steigern, bei anderen befriedigte das Geschäft etwas mehr.

Besonders schwer drücken auf das Handwerk die großen Steuerlasten. Mit Befremden muß es immer wieder die Fest­stellung machen, daß die zahlreichen Hinweise auf die bedenk­lichen wirtschaftlichen Folgen einer solchen Steuerpolitik bisher unbeachtet blieben.

Sehr langsam nach wie vor ein ziemlich großer Teil der Zahlungen ein, was nicht dazu beiträgt, die wirtschaftliche Stel­lung des Handwerks zu stärken, im Gegenteil die Betriebe nur mit weiteren Unkosten belastet auf Kosten des an und für sich schon geringen Verdienstes. Es sind häufig recht erhebliche Beträge, die ausstehen und so dem dringend notwendigen Be­darf im eigenen Betrieb zu Anschaffungen usw. und nicht zu­letzt auch zur rechtzeitigen Erfüllung der Verpflichtungen gegen­über Reich, Staat und Gemeinden fehlen.

Die augenblicklichen Kreditverhältnisse sind für die Bedürf­nisse des Handwerks wenig günstig. Besonders die Höhe des Zinses erschwert die Inanspruchnahme von Kredit, ganz ab­gesehen von den zahlreichen Sicherheiten, die beizubringen sind.

Im allgemeinen zeigt die Lage des Handwerks im Schwarz­waldkreis manche und erhebliche Schwierigkeiten aus, mit denen es zu kämpfen hat und zu deren Ueberwindung es auf eine verständnisvolle und auf die Erhaltung der beiderseitigen Le­bensmöglichkeiten gerichtete Zusammenarbeit mit den anderen Wirtschaftskreisen, aber auch auf die Unterstützung der in Be­tracht kommenden Behörden rechnet.

Aus Stadt und Land

Nagold, 7. Mai 1928

Das Lachen erhält uns vernünftiger als der Ver­druß. Lessing.

Der erste Maienjonntag

Wie schön blüht uns der Maien", dies dürfen wir Heuer mit frohem Herzen sagen, denn wo wir in diesen Maientagen hinsahen, Gold über Gold und Schönheit über Schönheit, es blüht, quillt und schwillt und alle die jungen Lieder sind jubelnden Lenzes voll. Nach alter schöner, Sitte durften wir gestern früh den Ver. Lieder- u. Sänger­kranz mit seinem Maisingen hören; wie viel schöner und freudiger als sonst klangen die uns wohlbekannten Lieder unter dem großen Kuppelbogen des Himmels in den jungen Tag. Oder steckt in uns selbst etwas, das uns anders hö­ren und empfangen läßt? Jawohl,der Mai ist gekom­men, die Bäume schlagen aus, da bleibe wer Lust hat mit

Sorgen zu Haus"-der Schwarzwaldverein

nicht! Wenn die Bäume sprießen und Sträucher sich mi't neuem frischen Erün bekleiden, die gefiederten Sänger ihr fröhlich Lied erschallen lassen, geht auch in der menschlichen Brust eine seltsame Veränderung vor. Ein unbestimmtes Gefühl nach Freiheit und Betätigung treibt uns hinaus in die freie Eottesnatur. Es ist, als ob der Mensch nach überstandenem Winter sich darnach sehnt, gleich der Natur neugeboren zu werden. So konnte man sich auch die statt­liche Zahl Schwarzwaldvereinler erklären, es mögen an die 50 gewesen sein, die gestern mittag unternehmungslustig unter Führung des Herrn Rechnungsrates Lenzzur plan­mäßigen Wanderung sich zusammengefunden hatten. Zu­nächst benutzte man die Bahn bis Eutingen und wanderte dann in Hellem, für uns, die wir noch nicht allzulange aus der Winterpackung heraus sind, manchmal etwas warmen Sonnenschein die Landstraße fürbaß über Weitingen nach Weitenburg, besichtigten dort das Schloß sprich: die vier Wände des ziemlich ungepflegten Schloßhofes und durften von dort auf schattigen Waldwegen durch frisch­grünen Buchenwald ins blühende Neckartal hinabsteigen. Dort ist ein besonderes Wachsen, Blühen und Werden, ein weiter Blick in ein unendlich schönes, liebreiches Tal, wo die Kirsch- und Birnbäume mit schneeigem und die Apfel­bäume mit rosarotem Vlütenschmuck besonders reich geziert sind. Doch nicht zulange dauerte die ungetrübte Freude eines Waldweges, denn im Tal angelangt, gings weiter, zuerst auf der im Tal sich entlangschlängelnden Landstraße, nachher am Waldsaum entlang, über Felder, bergauf und bergab gut vorbereitend auf das, was die alten und jungenBube und Mädels" am Endziel, in Nordstetten in der Brauerei Mayer, erwartete, ein gutes Bier, ein Stoff, den die Deutschen schon immer hoch zu schätzen wußten. Nach dem kräftigen Marsch aus 314 Stunden Planmarsch waren inzwischen reichlich 4 Stunden in Wirk­lichkeit geworden konnte das Fäßlein gar nicht schnell genug feinen kostbaren Inhalt von sich geben und die Frau Wirtin hatte kaum Hände genug, um alle die gewünschten Vesper für die hungrigen Mägen zu richten. Doch keiner ist unseres Wissens an Durst oder Hunger gestorben, ganz im Gegenteil, die Fidelitas stieg zusehends mit den in­zwischen auf kürzerem Weg oder sogar auf vornehmste Art, mit dem Auto, eingetroffen Nagoldern u. den zufällig anwesenden Mitgliedern des Horber Schwesternvereins. Fürstand" und andereBedürftige" hielten Reden, schwätz­ten, babbelten, musizierten, tanzten, lachten und tranken immer noch eins. Gegen die neunte Stunde kam der Ab­stieg nach Horb, das mit seinen funkelnden Lichtern wie ein Märchen im tiefen Frieden vor den nun müden Wanderern lag. Des Tages Bilanz:

Die Sonne steig ins Blaue,

Verschenkt sich reich und staunt,

Bis in die Nacht, die laue,

Ein groß Geheimnis raunt.

Noch spät im Vogelschwarme,

Rauscht Liebe durch das Tal,

Pfingstwunder trägt im Arme Der Frühling ohne Zahl.

Eine Abordnung des Schwarzwaldvereins war zur Haupt­

tagung nach Herrenalb gefahren, um dort die Nagolder Interessen zu vertreten, in der Hoffnung, die nächstjährige Hauptversammlung nach Nagold zu bekommen. Doch eine ältere Verpflichtung entschied für Loßburg-Rodt bei Freu­denstadt. Nagold wurde an aussichtsreicher Stelle für 1930 oder 1931 vorgemertt. Ein näherer Bericht über die Haupt­tagung folgt in den nächsten Tagen. In Nagold selbst war es ausnahmsweise ruhig, abgesehen von dem zeitweise tollen Durchgangsverkehr. Die Wahlversammlungen waren klugerweise auf den Samstag die N. S. D. A. P. imLöwen" und die Kommunisten imWaldhorn" ge­legt und gönnten auch dem politisch Eifrigen einen freien Tag, die Wettspiele des S. V. N. waren außerhalb, über­haupt alles war, wenn schließlich auch ungewollt, so gestal­tet, daß niemand durch Verpflichtungen irgendwelcher Art gebunden war und den goldenen Mai, den Wonnmond, in vollen Zügen genießen konnte.

Wahlversammlung der N. S. D. A. P.

Zum zweiten Male hatte die N. S. D. A. P. in diesem Wahlkampf hier in Nagold seine Wähler und Freunde zu­sammengerufen, um ihnen das Fiasko der bisherigen Poli­tik vor Augen zu führen. Nach einführenden Worten des Bersammlungsleiters sprach der Referent Rechtsanwalt Siegel aus Geißlingen über das Thema:Vier Jahre Bersklavungspolitik der Dawesparteien und die Aufgaben des Nationalsozialismus." Ein glänzender Rhetoriker, fascinierend und fesselnd, sprach während eines annähernd dreistündigen Referats zu der Versammlung. Der Kern seiner Ausführungen lag in den großen Verfehlungen der bisherigen Regierungsparteien, die Versprechungen über Versprechungen gemacht und nichts gehalten haben. Nicht den Lokalpatriotismus wollte er anfeuern, sondern von dem Wohl und Wehe des ganzen Vaterlandes reden: Mit den Dawesgesetzen ist man eine freiwillige Verpflichtung mit jährlich 2,5 Milliarden Zahlungen auf unbegrenzte Zeit eingegangen, ein Abkommen, das auf der größten Lüge aufgebaut ist, auf der Entschuldungslüge. Jede Spa­rerbewegung ist zwecklos, solange dieser Schandvertrag noch besteht. Außer den Zahlungen erkennt der Vertrag frei ungeheuerliche Eingriffe in Staatshoheiten an: Die Reichs­bahn ist dem Feinde ausgeliefert, an ihre Spitze ein fran­zösischer Komijsar mit fast unumschränkten Rechten gestellt die Industrie ist bis zum Zusammenbrechen belastet, derart, daß sie im Ausland nicht mehr konturrenzMig sein kann die Reichsbank wurde zu einer Privatbank, über die 7 deutsche und 7 ausländische Juden bestimmen können die Herstellung des deutschen Geldes wurde dieser verschacherten Reichsbank während einer Zeit von 50 Jahren zugesichert, so daß das ganze deutsche Geldwesen nicht mehr in deutschen Händen ruht. Die deutsche Zins- politil und Kreditwirtschaft wird also nicht mehr vom Reiche bestimmt, bzw. geleitet, sondern von ausländischen Eigeninteressenten. Man hat auch die Haupteinnahme­quellen des Reiches gestohlen: die Zölle und die indirekten Steuern, die als solche direkt in die Hände des auslän­dischen Kommissars wandern. Das Dawesabkommen er­kennt auch eine evtl. Finanzverwaltung Parker Gilberts mit privaten Steuerorganisationen, die das Recht zum Steuereinzug haben, an. Eine unfaßbare Ungerechtigkeit bedeutet die verschiedenartige steuerliche Belastung des deutschen Volkes. Während der schaffende Stand bis zum Weißbluten Steuern bezahlen muß, hat man die Vörsen- gewine von 12 Milliarden mit nur 66 Millionen steuer­lich erfaßt Warum hat man nicht die Vermögen derjeni­gen enteignet, die in der Notzeit des Volkes, in der Kriegs­zeit und Nachkriegszeit, sich ungeahnte Reichtümer er­worben haben? Unverantwortlich ist die Verhetzung der Stände untereinander, unverständlich ist es auch, nur die Interessen eines Standes vertreten zu wollen und dabei den Blick für das Ganze zu verlieren. Der Redner sprach weiter über die Verschuldung des Bauernstandes, der vor einigen Jahren schuldenfrei war (Besserung der wirtschaft­lichen Lage!), über die demokratische Politik und die der Deutschnationalen, über das Wohnungselend im Gegensatz zu den Versprechungen nach Aufnahme der Ausländsan­leihen, über die dreifache Bewucherung durch das inter­nationale Kapital (Inflation, Reparationen und Schulden­aufnahme), über die 16 000 Selbstmorde aus wirtschaftlicher Not in einer Zeit, wo andere Parteien über den wirtschaft­lichen Aufstieg sprechen, von dem Varmatprozeß, der das Reich über 100 Millionen kostete und den Gleichmut, mit dem das deutsche Volk alles dieses hinnimmt. Die Fülle der Anklagen und Beweise des Referenten alle widerzu­geben, wäre an dieser Stelle ein Ding der Unmöglichkeit, sie stellen zusammengefaßt einen Zusammenbruch der deut­schen Innen- und Außenpolitik, einen Zusammenbruch aus jeglichem Gebiet dar. Locarno, Genf, der Wiedersinn der Abrüstung, der Sieg Poincares in Frankreich über Strese- manns Verständigungsfreund Briand, alles dieses gehörte zu der Anklageschrift des Referats.

Welches sind nun die Aufgaben des Nationalsozialis­mus? 1. Dem deutschen Volke die Erkenntnis des wahren Ursachen des Zusammenbruches und des Elends unverschönt vor Augen zu führen. 2. Das Volk sich nicht an das Da­sein eines Sklaven gewöhnen zu lassen, da es sonst nicht mehr die Kraft aufbringt, ein freies Volk zu werden. Immer wieder muß man in diese Wunden stechen, um das Gefühl für Freiheit wach zu halten und zu stärken, damit die Deutschen fähig bleiben, für Familie, Volk und Vater­land zu schaffen und zu wirken. 3. Darnach zu streben, daß endlich die Kriegsschuldlüge widerrufen wird, denn im Artikel 231 des Versailler Vertrags ist gesagt, daß wir die Lasten nicht tragen müßten, weil wir den Krieg verloren haben, sondern weil wir die Alleinschuldner am Kriege sind. 4. Auf die Ausnützung des uns Anstehenden Rechtes hinzuarbeiten. 5. Eine andere Bündnispolitik zu treiben, d. h. Bundesgenossen suchen, die mit uns den gleichen Feind haben. 6. Die Außenpolitik vom Standpunkt der nationa­len Ehre zu treiben, denn die Völker, die ihre Ehre verloren haben, sind stets dem Untergang geweiht gewesen. 7. Den Bauern- und Mittelstand zu erhalten und den Arbeiter­stand zu heben alles in allem: arbeiten und handeln mit dem GrundsatzGemeinnutz vor Eigennutz, national und sozial". Ein Vertreter der Deutschen Bollsparter verteidigte die Stresemann'sche Politik, seine Erfolge für das Ruhrgebiet und das Rheinland und kam weiter auf den Dawesplan, den Völkerbund und auch auf die oor- geschlagene Vündnispolitik zu sprechen. Ein zufällig an­wesender Rheinländer aus dem besetzten Gebiet gibt seiner Freude Ausdruck, solch kernig deutsche Worte aus dem Munde des Referenten gehört zu haben, bei denen einem jedem, besonder einem, der feit über 10 Jahren unter französischer Willkürherrschaft leben mußte, das Herz höher schlägt. Er fordert auf, für den Nationalsozialismus einzutreten. Diese Aufforderung spricht auch der Referent des Abends im Schlußwort aus. Ein Vaterland, das m

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