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Die Zahl der Taten ist noch nicht genau sestgestelll, es dürften 1012 Menschen umgekommen sein. Verletzt wur­den etwa 40. darunter 17 schwer. Unter den Toten befinde^ sich ein« Frau Henkel, sonst sind die Verunglückten lauter Franzosen.

Viirllemberg

Stuttgart, 12. April 1928

Der Landesverband Würtk. Körperschaften hält am Mon­tag, den 16. April, im Festsaal der Handelskammer seine ordentliche Mitgliederversammlung ab.

ep. Einrichtung der Evangel. Seminarstiftung. Das Staatsministerium hat am 17. d. M. die Evang. Seminar­stiftung, die durch die Vereinbarung des Kultministeriums und des Oberkirchenrats über die niederen theologischen Seminare vom 5. März 1928 errichtet worden ist, als eine kirchlich-bürgerliche Stiftung des öffentlichen Rechts geneh­migt. In den Vorstand der Stiftung sind nach 8 2 der Stiftungsverfassung berufen: von dem Kirchenpräsidenten aus den Mitgliedern des Evang. Oberkirchenrats: Direktor Dr. Müller, Oberkirchenrat Dr. Schauffler und Ober- kirchenrat Frohnmeyer, von dem Kultministerium aus den evangelischen Mitgliedern der Ministerialabteilung für die höheren Schulen: Oberregierungsrat Dr. Leuze. Zum Vorsitzenden des Stiftungsvorstands hat der Kirchen­präsident den Direktor Dr. Müller, zu dessen Stellvertre­tern die kirchlichen Mitglieder des Vorstands nach dem Dienstalter bestimmt. Der Stiftungsvorstand hat damit vom 1. April d. I. ab die ihm obliegenden Aufgaben über­nommen. Die Anschrift der Seminarstiftung, deren Ge­schäfte in dem Gebäude des Evang. Oberkirchenrats (Stutt­gart, Alter Postplatz 4) geführt werden, lautet: Stuttgart, Postschließfach 92.

ep Tagung des Württ. Evang. Pfarrvereins. Unter zahl- reicher-Leteiligung aus dem ganzen Land hielt der Evang. Pfarrverein am 11. April in Stuttgart seine diesjährige Jahresversammlung ab. Nach den Begrüßungsworren des Vorsitzenden, Stadtpfarrer Schnaufer- Eßlingen wies Kirchenpräsibent I). Dr. v. Merz auf die neuen Aufgaben hin, die durch die bekannte Vereinbarung zwischen Staat und Kirche über die Neuordnung des Evang. Stifts und der Seminare der Kirche und dem Pfarrstand erwachsen. In seinem Jahresbericht sprach der Vorsitzende den Dank des Pfarrstands für dieses gelungene Werk aus und be­dauerte den Fall des Reichsschulgesetzes und die in vielen Gemeinden verspätete Möglichkeit der Festlegung der Konfirmationsfeier infolge der Unsicherheit der Einführung des 8. Schuljahrs. Nach dankbr»rer Erwähnung der treuen Mitarbeit der evangelischen Geistlichen an der Fürsorge für die Auswanderer durch Pfarrer Erisebach ergriff Stadtpfarrer Dr. S ch a i r e r - Hedelfingen das Wort zu dem Hauptvortrag überDie Aufgabe und Mög­lichkeit heutiger Seelsorge". Die durch die medizinische Psychotherapie und Suggestionstherapie neu eröffneten Methoden weisen auf die Dringlichkeit direkter, persönlicher Einzelseelsorge hin. Entsprechend der Bedeutung der reli­giösen Seelsorge sei eine gründliche psychologische Vorbildung der kommenden Seelsorger notwendig. In der lebhaften Aussprache kamen starke Bedenken gegen die Psychoanalyse von Prälat I> Traub zur Sprache; andere Redner hingegen betonten ihre Vorzüge.

Die Jahresversammlung des Deutscl-en Ausland-Instituts, die sonst um Himmelfahrt abg»kalten zu werden pflegt, wird in ösEstni 2ahr wegen der Reichs- und Landtagswahlen (2V. Mai) erst Mitte Juni stattfinden.

Stuttgart, 12. April. Ernennung. Der Staats­präsident hat auf das Forstamt Einsiedel den Forstmeister a. g. St. T r i t s ch l e r in Schorndorf, seinem Ansuchen ent­sprechend versetzt.

Fahrplanänderungen. In Frankreich wird die Sommer­zeit nicht erst in der Nacht vom 21./22. April, sondern be­reits in der Nacht vom Samstag auf Sonntag 14./15. April eingeführt. Infolge hiervon treten im Schnellzugs­verkehr ParisStuttgartMünchen verschiedene Fahrplan- änderungen ein.

_Nagold er Ta g blattDer Gesellschafter" ^ _

Backnang, 11. April. Im Zorn. Nach einem Streil mit seiner Frau zündete der Schuhmacher Karl Riethmayrr hier sein auch noch von einer anderen Familie bewohntes Haus an. Das Haus ist vollständig abgebrannt. Riekhmayer wurde alsbald Gelegenheit gegeben, hinter Schloß und Rie­gel über den Werk des Jähzorns nachzudenken.

Gmünd. 11. April. Todesfall. Fabrikant Wilhelm Schwab, der Seniorchef der Fa. W. Schwab u. Co., der erst am 4. März seinen 80. Geburtstag feiern konnte, ist heute früh nach langem, schwerem Leiden verschieden. Wil­helm Schwab hat 1913 die ehemalige Fa. Hugo Böhm u. C.. Gold- und Silberwarenfabrik, übernommen. Von 1 >3 bis 1910 gehörte Wilhelm Schwab dem Bürgerausschuß an.

Gaildorf. 12. April. Todesfall. Hier ist nach schwerem Leiden im Alter von 71 Jahren Dekan a D. Julius Uhl gestorben. Er war 24 Jahre lang Dekan in Neuen­burg, wo er zum Ehrenbürger ernannt wurde.

Bad Mergentheim. 12. April. Hohes Alter. Prä­zeptor Dürr durfte vorgestern seinen 91. Geburtstag feiern. Wenn auch die Beschwerden des Alters sich nicht ganz ver- so darf sich der Jubilar doch noch einer seltenen geistigen Frische und Rüstigkeit erfreuen.

Rechb^rg OA. Gmünd, 12. April. Brand durch Blitzschlag. Gestern abend um 145 Uhr schlug der Blitz in das Wohnhaus des Josef Schwarzkopf in Hinkerweiler, worauf das Gebäude mit Scheune und Stallung sofort in Hellen Flammen stand. Außer dem Bieh ist nichts mehr gerettet worden, so daß das ganze Anwesen samt der Fahr­nis bis auf den Grund niederbrannte.

INÜnsingen, 12. April. Vom Reichsheer. Mit dem 12. April beginnt die diesjährige Sommerbelegung des Truppenübungsplatzes Münsingen, auf dem sich nun bis Ende September ohne Unterbrechung Truppen verschiedener Divisionen befinden werden. Am 12. April trifft im alten Lager die 5. Kraftfahrabteilung aus Cannstatt, Ulm und Kassel ein, die bis zum 3. Mai auf dem Uebungsplatzver- bleibt. Die Teile aus Cannstatt und Ulm erreichen Mün­singen mit Marsch. '

Herberkshofen OA. Ehingen, 12. April. Seltenes Fischerglück. In den letzten Tagen gelang es dem Fischwasserbesitzer Hänle, einen Hecht mit 1,08 Meter Länge, 16 Pfund schwer und einen mit 0,75 Meter, 8 Pfund schwer zu erstechen. Durch den Fang ist manchem Fisch das Leben gesichert, da ein Hecht bis zur Hälfte seines Eigengewichts verschlingen kann.

Ravensburg, 12. April. Versuchter Totschlag an den eigenen Kindern. Das Schwurgericht hat die 25 Jahre alte Frau Theresia Bernhart von Waltershofen wegen dreier Verbrechen des versuchten Totschlags zu 3 Mo­naten Gefängnis verurteilt. Die Frau war von ihrem Manne sehr schlecht behandelt worden, und in der Verzweif­lung hatte sie die Absicht gefaßt, sich und ihren Kindern das Leben zu nehmen. Am 14. November versuchte sie zuerst ihren Kindern und dann sich selbst mit einem Rasiermesser den Hals in der Gegend der Hauptschlagader zu durchschnei- den. Ihr Mann kam dazu und nahm ihr das Messer ab. Dann verbanden sie beide die Kinder, die schon Schnitte erhalten hatten.

Bom bayerischen Allgäu, 12. April. Kleine Chro­nik. Bor dem Schöffengericht Kempten hakte sich ein Kemptener Reichsbahnobersekrekär wegen fortgesetzter Amks- unkerschlagung zu verantworten. Der Beamte, der am- terschalker beschäftigt war, eignete sich mehrmals, allerdings nur kleinere Beträge, amtliche Gelder an. Unter Zubil­ligung mildernder Umstände wurde der Angeklagte zu 7 Mo­naten Gefängnis verurteilt und ihm Bewährungsfrist bis 1. April 1931 zugesprochon. Die Osterfeiertage brachten den Allgäuer Bergen einen Riesenverkehr. Bon al­len Seiten rückten die schneehungrigen Schisporkler an, um die prächtigen Tage auf Bergeshöhen auszukosten. Das Ne­belhorn und alle hervorragenden Schiberge hatten Massen­besuch. Trotz des Riesenverkehrs kam kein nennenswerter Unfall vor. Auch die Borberge hakten recht erheblichen Be­such, wenngleich nicht zu verkennen ist, daß Auto und Motorrad viele vom Bergsport abziehk.

Die Gründung der ersten Taubstummen­anstalt in Deutschland vor 150 Jahren

(Zum 13. April 1928.)

Bon Wilhelm Schultz-Oldendorf.

Bis in das Mittelalter hinein hatte die Menschheit wenig Verständnis für das Leid der Taubstummen. Man sah sie als Menschen an, die von einem bösen Geist besessen waren oder denen Gott die Anlage zum Verkehr und zur Bildungsfähigkeit versagt hatte. Trotzdem wurden von altersher immer wieder vereinzelte Bildungsversuche an solchen Unglücklichen vorgenommen. Sie blieben aber stets Versuche, deren Erfolge nur einzelnen, nicht der Gesamt­heit zugute kamen. Erst Samuel Heinicke gelang es, eine Unterrichtsweise zu finden, welche die Gründung der ersten Erziehungsanstalt für Taubstumme zur Folge hatte.

Wie häufig eine große Idee zur Zeit ihrer Reise gleich­zeitig an verschiedenen Orten zur Ausführung kommt, so geschah es auch hier. Fast zur selben Zeit entstand in Frankreich eine derartige Anstalt. Ohne von einander zu wissen, strebten Heinicke und der Abee de stEppee gleichen Zielen zu. Ihre Wege waren jedoch verschieden, und als die beiden Männer schließlich von einander hörten, standen sie sich in ihrer Lehre abweisend gegenüber. Gemäß deut­scher Art, Erfolge des Auslandes höher einzuschätzen als die eigenen, nahm man lange, selbst in wissensch. Kreisen an. daß die Taubstummenfürsorge von Frankreich ausge­gangen und Heinicke ein Schüler von de l'Eppee gewesen sei. Erst die neuere Zeit ist ihm gerecht geworden. Seine Lehrgrundsätze sind jetzt allgemein als richtig anerkannt.

Am 10. April 1729 wurde Heinicke in dem Dorfe Nautz- jchütz bei Weißenfels als Sohn eines Bauern geboren. Sein Vater suchte ihn zu einem tüchtigen Landmann zu erziehen. Samuel aber liebte die Wissenschaft und wollte studieren. Da vernichtete der Vater bis auf Gesangbuch und Bibel alle Bücher des Sohnes und zwang diesem seinen Willen auf. Nur mit großer Mühe ließ der Alte sich be­wegen, seinem Sohne wenigstens das Geigenspiel zu ge­statten. Im 21. Lebensjahre sollte Samuel heiraten. Da verließ er Haus und Heimat und wunderte nach Dresden, um sich dort als Soldat anwerben zu lassen. Hier ging ihm eine neue Welt auf, und mächtig erwachte in ihm der Wissensdrang. Zwar machten seine Kameraden sich über den Stubenhocker lustig, aber er ließ sich nicht beirren,

spielte bei Tanz und Festgelagen auf und verschaffte sich so die Mittel zum Bücherkauf. Mit eisernem Fleiß holte er nach, was er versäumt hatte. Bald konnte er in der Freizeit Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen er­teilen. Er lernte Latein und Französisch. Wertvolle Hilfe leistete ihm hierbei sein Feldprediger. Unter seinen Schülern erregte ein taubstummer Knabe seine besondere Aufmerksamkeit. Angeregt durch eine ältere Schrift, ver­suchte Heinicke das Sprechen beizubringen. Der Erfolg übertraf seine Erwartungen. Da brach der Siebenjährige Krieg aus und zerstörte alle seine Hoffnungen.

Inzwischen nämliche hatte Heinicke einen eigenen Haus­stand gegründet und eben seine Entlassung vom Militär erbeten, um sich dem Unterricht mehr widmen zu können. Nun mußte er Weib und Kind verlassen und seine Schule aufgeben. 2m Unglückslager von Pirna wurde er mit der sächsischen Armee gefangen" Es gelang ihm, nach Jena zu entkommen. Dort ließ er sich 1757 als Student einschrei- ben und verdiente für sich und sein Weib den Unterhalt durch Stundengeben. 2m folgenden Jahre mußte er je­doch vor preußischen Werbern flüchten und erreichte Ham­burg. Hier wurde er Hauslehrer in einer angesehenen Familie. Klopstock und den nachmaligen Oberhofprediger .in Kopenhagen, Cramer, gewann er zu Freunden. Durch sie kam er in das Haus des Großkaufmanns Graf Schim- melmann, der ihm 1768 die Kantorstelle in Eppendorf bei Hamburg verschaffte. Hier nahm Heinicke seine Bemühun­gen zur Linderung der Not der Taubstummen wieder auf. und zwar mit solchem Erfolge, daß im Jahre 1772 der Hauptpastor Götze in Hamburg einen taubstummen Kna­ben prüfen und einsegnen konnte. Daraufhin übergaben verschiedene Familie Heinicke taubstumme Angehörige zur Ausbildung. Nach wenigen Jahren schon war sein Ruf als Taubstummenlehrer durch ganz Deutschland gedrungen. Sein ehemaliger Landesherr Kurfürst Friedrich August von Sachsen lud ihn zur Gründung einer Anstalt in Sachsen ein. Heinicke sagte zu, langte am 13. April 1778 in Leip­zig an und eröffnete bereits am folgenden Tage in einem Easthofe mit neun Zöglingen die erste Taubstummenanstalt in Deutschland. Reichster Segen krönte seine Menschen­freund!. Tätigkeit bis zu seinem Tode am 30. April 1790.

Auf der von ihm gelegten Grundlage hat sich seitdem die Taubstummenfürsorge in schönster Weise entfaltet. Ein Netz von Taubstummenanstalten überzieht heute ganz Deutschland.

_Freitag, 13. Apri l 1828

Aus Stadt «ad Land

Nagold, 13. April 1928

Jeder Staat, dem seine Ehre und Unabhängigkeit lieb find, muß sich bewußt sein, daß sein Friede und seine Sicherheit auf seinem eigenen Degen beruhen.

Bismarck.

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Dienstnachrichtea.

Der Herr Staatspräsident hat den Oberlehrer Ege an der Realschule in Alpirsbach mit seinem Einverständnis aus dienstlichen Gründen an die Realschule in Altensteig rsg uv stzssirhsF suis uihrszism c-un zhsjrsa evangelischen Volksschule in Oberjettingen OA. Herren­berg dem Lehrer Ferdinand Baach in Bernstadt OA. Ulm, übertragen.

Zur Bekämpfung der Eidesnot

Die Evang. Pressekorrespondenz schreibt: Bekanntlich hat der Strafrechtsausschuß des Reichstags überaus bedeutsame Beschlüsse zur Reform der Eidesleistung gefaßt. In der Hauptsache gehen sie dahin, daß derNacheid an die Stelle des Voreids treten soll, daß in weniger bedeutenden Sachen die Beeidigung mit geringen Ausnahmen überhaupt zu unterbleiben hat, und daß auch in größeren Strafprozessen auf eine wesentliche Einschränkung der Eidesabnahme Be­dacht zu nehmen ist. Sachverständige sollen von der Be­eidigung völlig ausgeschlossen werden. Die Reform der An­wendung des Eides als Beweismittel soll aber nicht bloß auf den Strafprozeß begrenzt bleiben, sondern darüber hin­aus auch im Zivilprozeß durchgeführt werden. Wie drin­gend nötig die mit diesen Beschlüssen angebahnte Aenderung oes bisherigen Systems ist, geht aus der geradezu ungeheuer­lichen Tatsache hervor, daß nach Pressemitteilungen etwa 80 v. H. aller von den Schwurgerichten verhandelten Pro­zesse Meineidsachen sind. Der verhängnisvolle Zwang der gegenwärtigen Strafprozeßordnung führt zu einem Massen- schwören, das die Macht des Eides über die Gewissen außerordentlich beeinträchtigt und geradezu als Raubbau an ethischen Werten bezeichnet werden muß.

Es war schon ein Fortschritt, daß die neue Reichsver­fassung gestattete, den Eid auch in nichtreligiöser Form zu leisten. Nicht etwa nur Atheisten, sondern gerade auch gläubige Christen machen von diesem Recht Gebrauch. Viele, auch juristische Fachmänner, wollen die Eidesleistung noch mehr eingeschränkt sehen als der Strafrechtsausschuß. Man solle die Eidesleistung in das Belieben des Gerichtes stellen, dem ja ohnehin die freie Würdigung der Beweise zusteht, und im Zivilprazeß den sogenannten Partsieid, eine Haupt­quells der Falscheids, völlig beseitigen. Cs sei ein Unding, daß der Kläger sich den vom Beklagten bestrittenen An­spruch in die Tasche schwören, oder daß der Beklagte sich von der klägerischen Forderung durch Eid befreien kann. An diesen weiteren Vorschlägen sollte die Osffentlichkeit nicht achtlos vorübergehen. Sind doch in der Bekämpfung der Eidesnot Vertreter der verschiedensten Weltanschauungen einig.

Darlehensgewährung an ältere Angestellte. Von zustän­diger Seite wird mitgeteilt: Aus Reichsmitteln können für erwerbslose über 40 Jahre alte Angestellte Darlehen zur Erleichterung wirtschaftlicher Selbständigmachung ver­mittelt werden. Voraussetzung ist irgendwelche Sicherstellung der Rückzahlung, die grundsätzlich in Monatsraten binnen 2 Jahren zu erfolgen hat. Die Höchstsumme des einzelnen Darlehens beträgt in der Regel 1000 RM., darüber hinaus kann nur beim Vorliegen besonderer Umstände gegangen werden. Die Bewilligung der Darlehen erfolgt durch die Kreditgemeinschaft gemeinnütziger Selbsthilfeorganisationen, Berlin N. 24, Monbijouplatz 3, im Zusammenwirken mit der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenver­sicherung. Anträge sind nur bei der Kriegshilfe Württem­berg, Stuttgart, Gymnasiumstraße 14a und b, als Württem­berg,scher Landesstelle der Kreditgemeinschaft einzureichen.

Die Aussichten der akademischen Berufe. Nach dem Material, das bei den akademischen Auskunftsämtern der Universitäten Berlin, Leipzig, Köln und Tübingen vorliegt, ist eine große Ueberfüllung der akademischen Berufe im allgemeinen festzustellen. Als günstig ist allein die Lage der Theologen beider Konfessionen zu bezeichnen, da die Zahl der Studierenden weit hinter dem Bedarf zurückbleibt. Waren es 1914 noch 4000 Studierende, die sich der evange­lischen Theologie widmeten, so sind es jetzt nur noch 2000; für die katholische Theologie gilt das gleiche. Im höheren Schuldienst ist ein beschränkter Mangel in gewissen Fächern eingetreten (Mathematik, Naturwissenschaften, neuere Spra­chen); ungünstig ist die Lage der Germanisten und Histori­ker, besonders der Altphilologen. Die juristischen Berufe sind außerordentlich überfüllt in allen deutschen Ländern. Ganz besonders überlaufen ist das Studium der Volkswirt­schaft, so daß auf diesem Gebiet die Aussichten denkbar un­günstig sind. Auch den Aerzten bieten sich keine günstigen Aussichten, zumal die Kosten für dieses Studium und die spätere ärztliche Einrichtung sehr erheblich sind. Die Berufe der Zahnärzte, Tierärzte, Chemiker, der höheren Beamten im Bergbau und im Forstdienst sind gleichfalls überfüllt und bieten daher nur geringe Aussichten.

Haiterbach, 12. April. Gewerbeschule. Der An terricht an der Gewerbeschule hat nun im neuen Schuljahr seinen Anfang genommen. Infolge Durchführung des 8. Schuljahrs besteht die Schule vorübergehend aus nur Jahrgängen. Die Entlassung des ältesten Jahrgangs im Anschluß an die mündliche Prüfung fand im Beisein einiger Herren des Eewerbeschulrats am Donnerstag, 29. März, nachmittags 5 Uhr, statt. Dem üblichen Schulbericht ent­nehmen wir nachstehende Daten: Die Eepwerbeschule Har­terbach zählte im Schuljahr 1927/28 nach dem Stand vom 1. Januar 1928 insgesamt 86 Schüler, darunter 11 aus­wärtige Gäste, die den Unterricht im Fachzeichnen besuchen. Vertreten waren 15 verschiedene Berufe, vorwiegend Mo belschreiner und Kübler. Die Ausstellung der Wertzeich- nungen des abgelaufenen Schuljahrs soll in Verbindung mit einer Ausstellung von Gesellen- und Meisterstücken aus den diesjährigen Prüfungen am Sonntag, den 22. Aprst, der Oeffentlichkeit zugänglich sein. Eine Anzahl der Schü­ler des abgehenden Jahrgangs konnten für Fleiß, Wohl- verhalten und gute Leistungen ausgezeichnet werden. Preise erhielten: Karl Renz bei Göttlich Renz, Schrei­nermeister; Karl Maser bei Schreinermstr.. Ehr. Lehre. Belobungen: Wilhelm Schuon bei Schreinermsir-