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Nr. 86
Gegründet 1827
Freitag, den 13 April 1928
Fernsprecher Nr. 29
162. Jahrgang
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Neben König Aman Allah von Afghanistan ist auch besten Schwester, die Prinzessin Nur-Ies-Serahi, in der Klinik des Professors Dr. von Eicken in Berlin urfter Assistenz des Chirurgen Dr. Fricke an den Mandeln operiert worden. Das Befinden der beiden Patienten ist gut. Ihre vollkommene Genesung wird voraussitlich etwa 10 Tage in Anspruch nehmen.
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Nach dem B. M. haben die Sozialdemokratische und die Demokratische Partei eine Vereinbarung getroffen, die gegenseitige Bekämpfung in den Wahlen zu dämpfen.
Der Prozess gegen die verhafteten deutschen Ingenieure in Moskau wird ans Mille Mai verschoben.
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In Japan wurden weikere Kommunisten, darunker mel ^re Studenten, verhaftet.
Der Mrmisclre Ministerpräsident Tanaka fordert in einer öffentlichen Erklärung d«s japanische Volk auf. vor den verderblichen Lehren der russischen Revolutionäre auf der Hut Der Ades und die besitzenden Klassen sollen ihr Möglichstes tun, um eine Gleichstellung non Kapital und Arbeit und eure Zusammenarbeit aller Klassen sicherzustellen.
Bremen, 12. April. Kapitän zur Sec a. D. Graf Lnck - ner ist gestern mit seiner Viermast-Iacht .Vaterland" von seiner, wegen Geldmangels allerdings vorzeitig abgebrochenen Reife um die Welt nach Bremen Zurückg-ckchrt und feierlich empfangen worden. Än allen Orten der Unterweser, an denen das Schiff vorbeikam, begrüßten Tausende stürmisch den Seehelden. Als das Schiff am Hohentor-Hafen in Bremen anlegie, brach eine unzählige Menschenmenge in begeisterten Jubel aus. Der Vorsitzende des Vereins ..Luckners McVimseglniig" Gouverneur a. D. Dr. Schulz- Ewer t h und der bremische Staatsrat Dr. D u ck w i tz gingen an Bord der „Vaterland" und begrüßten den Grafen und seinen Begleiter, Hnilptmcmn a. D. Ehemann lGtutk- gart) sowie die Mannschaft. Graf Luckner sagte In seiner Antwort, er habe, als er ausgefahren sei, nicht gewußt, wie schwer er ringen müsse und wie schwer es werden würde, die Freundschaft der Amerikaner zu gewinnen. Es gelte jetzt, diese Freundschaft zu pflegen. Er sei mit einer kostbaren Ladung znrüchgekehrt, den Herzen allerA m e r l- k a n e r. Die Ladung wolle er in Deutschland löschen.
Ans dem vom Kaufmännischen Verein Aman veranstalteten Begrüßungsabend sagte Graf Luckner ans die' Begrüßungsansprache. in einigen Blättern sei berichtet worden, er wolle amerikanischer Bürger werden. Dos- sei ganz falsch. Mahr sei nur, daß er während seines Aufenthalts in Amerika zum Ehrenbürger von San Franzisko ernannt worden sei. Auch die Zeitnngsna chri chk. daß er und seine Lenke in großer Geldnot sich befunden haben, sei un- rncbllg. S>e seien zwar arm, aber steck bemüht gewesen, nie ärmlich zu erscheinen. In Neuyork sei er überaus herzlich empfanacn worden. Durch seine vielen Vorträge sei es ihm doch erst nach und nach gelungen, sich durchznfetzen. A's er die maßgebenden Periöniickkeitcn der amerikanischen Presse gewonnen hakte, sei seine Arbeit für das Deutsch - t u m leichter geworden. Es habe einen sehr guten Eindruck gemacht, als er dem früheren amerikanischen Besitzer seines Knperkreuzers .Seeadler", Harris, die amerikanische Hlagge znrückgab, die er an Bord des Schiffs gefunden mite. (Kapitän Luckner hatte im Weltkrieg u. a. ein cimerl- «cmssches Handelsschiff, das dem Needer Harris in Neuyork oebörte, gekapert und in „Seeadler" umgelaust, mit dem er ocn .Kaperkrieg forlsetzte. Der „Seeadler" hat bekanntlich . ^ländern und Amerikanern schwer ZN schaffen ge-
Tüaimg des Reichsparleilllisschufses der ZentrumsparLei
Der Aeichspartelcnisschuß der Deut dli? « EkEsparlei vormittag im Sitzungssaa
D,- ^E"d>sc.-en Landtags zusammen. Der Parteivorsihcnd -TchmV erstattete einen Rechenschaftsbericht über di v °er Zenkrumsfraktion des Reichstags. Es sei ei: Renauf dem Weg der S i ch e r u n g de 2l»,ck-„ - ^ tiecwsen, daß die Dentschnationalen die von de bin oinentworfenen Richtlinien als Richtschnur fü k s Koalition anerkannten. Hinsichtlich de
olme Faktum nach den Wahlen gehe das Zentrur Wnül-n ""ch rechts oder links in die kommende:
l i st - brachte dann folgende Reichswahl
S s/chlur Kenntn.s: 1, Dr. M a rx. 2. Dr. W i r t h. 3. Di
Abg. Frau Helene Weber A" H ^ Dr. Perlitiu --Schlesien, 6. hist
man „ e' ^ b'sh. Abg. Klöckner. 8. bish. Abg. H o f iLüdw:gshafen^ 9. bish. Abg. Lammers, 16
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Der König bleibt unverletzt
! Mailand. 12. April. Als der König von Italien heule i vormittag 10 Ahr zur Eröffnung der Inkernakionalen Meffe- s ausstellung in Mailand einkraf, platzke vor dem Eingang der ! Ausstellung am Iulius Cäsar-Platz eine Höllenmaschine, die z in dem Sockel einer Skraßenlakerne versteckt war. Die Wirkung war entsetzlich. Bon -er auf die Ankunft des Königs j warkenden Menge wurden 14 Personen gekölet und etwa 40 mehr oder weniger schwer verletzt. Der König nahm trotzdem die Eröffnung der Ausstellung vor und besichtigte einzelne Abteilungen. Die Vorstellung im Scala-Theaker wurde abgesagk, im übrigen erfuhr das Programm des Königsbesuchs keine Ankerbrechung.
Der Podesta von Mailand hat eine Belohnung von 100 000 Lire auf die Ergreifung der Täter ausgesetzt.
Es ist kein Zweifel, daß der verbrecherische Anschlag dem König gegolten hat, der wie durch ein Wunder verschont blieb. Die Polizei entfaltet eine eifrige Tätigkeit, um die Täter zu vermitteln. Vom Sicherheitsdienst in Rom wurden sofort einige Direktoren nach Mailand berufen. Weitere Einzelheiten über den Anschlag dürfen nicht veröffentlicht werden.
Geplanter Anschlag aus Mussolini
Lugano, 12. April. Dem „Lorriore della Sera" wird aus Como gemeldet: Auf der Eisenbahnlinie, die der Zug mit dem nach Rom zurückkehrenden Ministerpräsidenten Mussolini benutzen sollte, entdeckte man vor der Durchfahrt des Zuges eine schwere Exptosivbombe, an der ein Draht befestigt war. der von einem in einem Versteck liegenden Mann gehalten wurde. Der Mann wurde festgenommen.
Reichselternrat
Magdeburg, 12. April. In der sehr starr besuchten Tagung des evangelischen Reichselternrats führte Generalsuperintendent Dr. Dibetius in seinem Vortrag über „Die deutsche Schulnot und die Kulturkrisis der Gegenwart" aus: Nach dem Scheitern des Keudellschen Gesetzentwurfs werde man für geraume Zeit mit dem Fortbestehen der gegenwärtigen unsicheren Rechtslage auf dem Schulgebiet zu rechnen haben. Bei diesen Verhältnissen konnten dieselben Schulen bald für Gemein- sckafts-, bald für evangelische, bald wieder für weltliche Schulen erklärt werden je nach der Zusammensetzung der betreffenden Regierung. Unter dieser Unsicherheit teide das Vertrauen der Eltern zur Schule. Das Bestreben der evang. Elternschaft gehe dahin, durch Klärung der Verhältnisse ein neues unbefangenes Vertrauensverhältnis zwischen Eltern- «nd Schule zu schaffen. Die Unsicherheit habe ihre Wurzel
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in der K u l't u r'k r i s e. Ohne kraftvolle Bestimmtheit de» Sittlichen sei keine Kultur und vollends keine zielsichere Er» zrehung möglich. Nur durch positive Einwirkung auf da» geistige Gesamtleben der Nation fei der Schule zu hetfeu- Hier liege die Aufgabe der evangelischen Kirche. Die evang. Schulen müssen vor der „kalten Säkularisierung" geschützt und mit kraftvollem evangelischen Leben erfüllt werden. Me evang. Elternschaft habe in der neuen Zeit mit der katholischen die Rolle gewechselt. Die letztere sei jetzt im Besitz eines weltanschaulich gesicherten Schulwesens, während die evangelische Elternschaft unausgesetzt über die unfreundliche, ja feindliche Haltung von Gemeinde- und Staatsbehörde« und über Eingriffe in ihre unveräußerlichen Elternrechte zu klagen Hobe. Der Kampf der Elternschaft um die evangelische Erziehung ihrer Kinder könne nur mit einem vollen Siege enden.
Die finnische Gedächtnisfeier
Helsingfors, 12. April. Me Feierlichkeiten zum 10- jährigen Gedenktag der Befreiung von Helsingfors von der russisch-bolschewistischen Gewaltherrschaft wurde gestern mA einem Gottesdienst in der deutschen Kirche eingeleiter, den. u. a. Freiherr v o n d e r G o l tz, der Sieger in den Befreiungskämpfen, und viele andere Deutsche, die an jenen Kämpfen teilgenommen hatten und von der finnischen Regierung eingeladen worden waren, anwohnten. In seiner Ansprache erinnerte der Pfarrer der deutschen Gemeinde in Helsingfors, Israel, daran, daß auf verschiedenen finnischen Friedhöfen 380 deutsche Krieger ruhen, die ihr Leben für Finnlands Freiheit gelassen haben.
Heute vormittag erfolgte eine Feier mit Ansprache vor
dem Freiheiksdenkmal, an die sich ein Besuch der biumen- geschmückten deutschen und finnischen Heldengräber schloß. Im Finnischen Theater fand sodann eine Gedächtnisfeier statt, der der Staatspräsident, die Mitglieder der gegenwärtigen und der ersten finnischen Regierung von 1918, die deutschem Gäste, Vertreter der deutschen Gemeinden in Finnland usw. anwohnten. An die Feier schloß sich ein Vorbeimarsch des Schutzkorps an, das sodann zu den Heldengräbern marschierte, wo ein Feldgottesdienst abgehoben wurde. Abends beschloß ein von der Bürgerschaft veranstaltetes Bankett, zu dem die deutschen Gäste geladen waren, die Gedenkfeier.
Glcibt offen für einen noch zu bestimmenden Doppelmanda- *>or. Für diese Stelle steht in Aussicht der preuß. Mohl- sahrksininister Hirtsiefer), 11. bish. Abg. Wegmann. 12. bish. Abg. Krone, 13. Frau Fuchs (Hamburg), 14 Landkagsabg. Gast, 15. Landwirt Hupging, 16. Posiassi- stent Kampfschulle, 17. Lehrer Heidekamp.
Die slämijchc Sprache vor den belgischen Gerichten
Brüssel, 12. April. Sechs flämische Abgeordnete haben einen Gesetzentwurf in der belgischen Kammer vorgelegt, nach dein die slämische Sprache in der belgischen Gerichtsbarkeit ein breitere Verwendung finden soll. Insbesondere wird verlangt, daß in den rein flämischen Provinzen und in den hauptsächlich flämisch sprechenden Bezirken Brüssels und Löwen die Gerichtssprache flämisch sein soll, wenn die beklagte Partei in einer dieser flämischen Gemeinden ihren Wohnsitz hat. Dieses Gesetz würde eine erhebliche Erweiterung der flämischen Richterstellen zur Folge haben.
Der Staatshaushalt der Sowjetunion
Moskau, 12. April. Der Staatshaushaltplan der Sowjetunion führt auf an Einnahmen 6035 Millionen Rubel (im Vorjahr 5200 Mill. Rubel), an Ausgaben 5985 Milt. R., wovon auf Heer und Flotte 742 (634) Mill. R. oder 12 v. H. entfallen.
Aufhebung des Verbots des Roten Frontkämpferbunds in Dortmund
Berlin, 12. April. Die „Rote Fahne" meldet, das Reichsgericht habe das vom Oberpräsidenten von Westfalen ausgesprochene und vom preußischen Innenminister bestätigte Verbot des Roten Frontkämpferbunds, weil Mitglieder desselben im Besitz von Waffen befunden wurden, aufgehoben. Der Waffenbesitz einzelner sei kein Grund für eine allgemeine staatliche Maßnahme.
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Das Vorgehen gegen die Kommunisten in Japan
Tokio, 18. April. Wie verlautet, beabsichtigt die Regierung, einige Professoren, die kommunistische Gesinnung bekundeten, abzusetzen und gewisse studentische Arbeitsgemeinschaften für soziale Studien aufzulösen. Ein japanischer Mitarbeiter eines russischen Journalisten wurde verhaftet, jedoch wurde keine Anklage gegen ihn erhoben.
Wie die United Preß von amtlicher Seite erfährt, hat der Chinesische Sonderausschuß in Moskau die Bildung einer Kommunistischen Partei in Japan mit Parteibüros in Kobe und Iokohama beschlossen und den Assistenten des russischen Handelsvertreters in Tokio, Wassiliew, mit der Organisation dieser neuen Partei beauftragt. Im Zusammenhang mit den Massenverhastungen der Kommunisten ist heut« der japanische Assistent der russischen Nachrichtenagentur Taß, Okura, von der Polizei sestgenommen worden.
Schweres Eisenbahnunglück in Paris
Als am Mittwoch, den 11. April, nachmittags 3.15 Uhr, der Schnellzug nach Amiens und Boulogne eben den Nvrd- bahnhof verlassen hatte, stieß vor der Marcadet-Brücke der von Pierrefitte kommende Personenzug, der 10 Minuten Verspätung hatte, in voller Fahrt auf den Schnellzug auf. Die Lokomotive des Schnellzugs wurde aus den Schienen geworfen und die Maschine des Vorortzugs fuhr mitten durch den ersten Personenwagen des Schnellzugs durch, die nachfolgenden Wagen sprangen aus dem Gleis und wurden in der Mehrzahl zertrümmert. Vom Personenzug gingen nur der erste und dritte Wagen in Trümmer, der zweite wurde hochgehoben und seine Insassen kamen mit leichten Verletzungen davon.
Der Führer des Schnellzugs, der das Haltesignalzeichen nicht beachtet hatte, wurde verhaftet. Der Führer des Personenzuges ist seinen schweren Verletzungen erlegen.