Seite 2 — Nr. 80
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Mittwoch, 4. April 1S28
garter Diakonissenanstalt, Julie Schüler aus Stuttgart und Julie Hänßler aus Holzheim OA. Göppingen, sind in Begleitung des dortigen Arztes, Dr. Grimm, über Sibirien glücklich am Ort ihrer Bestimmung angekommen. Bei der wachsenden Ausdehnung dieses Betriebs war eine weitere Vermehrung der Schwesternzahl die nunmehr 11 beträgt, unumgänglich. Das deutsche Krankenhaus in Peking erfreut sich sowohl bei der einheimischen Bevölkerung als bei den Europäern und Amerikanern großer Beliebtheit.
6us dem Lande
Vaihingen a. 3. April. Wiedererstandene Brauerei. Die Brauerei zum „Schwanen" hat ihren Betrieb wieder ausgenommen.
Sontheim OA. Heilbronn, 3. April. Jugendlicher Selbstmörder. In der vergangenen Nacht hat sich der Sohn Eugen des Schreiners Richard Schoch in seinem Schlafzimmer durch einen Schuß in den Kopf entleibt. Was den erst 17jährigen jungen Mann in den Tod getrieben, ist nicht aufgeklärt.
Lauterbach OA. Oberndorf, 3. April. Verdorbene Jugend. Ein 15jähriger Bube überfiel beim Hölzleswald ein gleichaltriges Dienstmädchen, das aber auf seine Hilferufe befreit werden konnte. Der freche Bursche wurde verhaftet.
Rottweil, 3. April. Aufhebung des Wohnungs- m a n g e l g e s e tz e s. Die vom Gemeinderat beantragte Aufhebung des Wohnungsmangelgesetzes nebst dazu erlassener Vollzugsverfügung mit Wirkung vom 1. April 1928 wurde vom Ministerium des Innern genehmigt.
Schramberg. 3. April. N e u e A u t o l i n i e. Am Samstag wurde die Privat-Kraftwoaenlinie Schramberg-Hardt- Königsfeld-Nillingen eröffnet.
Unterhäuser, OA. Reutlingen. 3. April. Ein sechs- beiniges Kalb. Im Stall eines hiesigen Landwirts brachte dieser Tage eine Kuh ein mißgestaltetes Kalb zur Welt. Das junge Tier hatte 6 Beine, nämlich 2 Vorderst und 1 Hinterfüße. Das Tier lebte einige Stunden, qino dann aber ein.
Die Reichsmetzzahl für Lebenshaltungskosten (Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und „Sonstiger Bedarf") ist für den Durchschnitt des Monats März mit 150,6 gegenüber dem Vormonat unverändert geblieben.
Durzach, 3. April. Todesfall. Unerwartet rasch erlag in der Nacht auf Montag Buchdruckercibesitzer Johannes M a r q u a r t einer Herzlähmung im Alter von 68 Jahren. 1896 hat er den „Wurzacher Anzeiger" gegründet.
Ac-edrichshascu. 3. April. Des Amtes enthoben. Wegen Urkundenfälschung und Unterschlagung ist gegen den früheren Vorsitzenden des Gesellenprüfungs-Ausschusses, Obermeister Christ hier, ein polizeiliches Ermittelungs- Verfahren eingeleitet worden. Christ hat neben den Gc- bührnissen, die ihm als Vorsitzender des Gesellenprüfungs- Ausschusses zustanden, auch die Entschädigungsbeträge für die Beisitzer für sich behalten unter dem Vorbringen, daß die Beisitzer nur ihre Teilnahme an den Prüfungen zu unterschreiben hätten.
Die Arbeilsmarktlage in Südwestdeutschland
Die Besterung der Gesamtarbeitsmarktlage macht nur langsame Fortschritte. Zu einem guten Teil ist diese Erscheinung in der Entwicklung des baugewerblichen Teilarbeitsmarkts begründet, die bisher in erheblichem Grad durch Kapitalmangel beeinträchtigt war. Immerhin sank die Zahl der Unterstützungsempfänger aus Arbeitslosenunterstützung und Krisenunterstützung zusammen in Württemberg einschließlich Hohenzollern von 15 767 auf 13 743, in Baden von 37131 auf 34 951. Der Kräftemangel in der Landwirtschaft hat sich weiter verschärft. Im Handel ist die Vermittlungstätigkeit für die männlichen, ohnehin ein erhebliches Ueberangebot aufweisenden Untergruppen abgeflaut, nachdem der Bedarf für das Vierteljahrziel gedeckt ist; umgekehrt gestaltete sich die Nachfrage nach weiblichen Kräftw» (Stenotypistinnen) noch lebhafter.
Die Jäger in Württemberg schützen den Uhu vor den Schießern. Von unterrichteter Seite wird uns mitgeteüt: Die beiden württembergischen Jägervereinigungen — Allgemeiner deutscher Jagdschutzverein Landesverband Württemberg und Württ. Jägervereinigung — haben in den letzten Wochen beim Oberamt Laupheim den Antrag gestellt, dem Jagdpächter Paul Hecht von Baltrin- g e n, der be, einer Treibjagd des Gastwirts Urban Rodi von Sulminqen einen Uhu abqeschossen hat. die Jagdkarte ab 1. April 1928 auf ein bzw. 3 Jahre zu verweigern. Das Oberamt Laupheim hat seinerzeit von einer Bestrafung des Täters abgesehen, nachdem H. angegeben hatte, er habe den Vogel für einen Hühnerhabicht (!) gehalten. Der mächtige Uhu mit seiner Spannweite von 1,75 Meter ist niemals mit dem Habicht zu verwechseln. Aus diesem Grund haben die Jägervercinigungen diese Bestrafung verlangt, da sonst zu befürchten ist, daß ein wirklicher Schutz der aussterbenden und wieder eingebürgerten Tiere nicht erreicht werden kann.
Aus Stadl und Land
Nagold. 4. April 1928
Glaube und Tat
Du sollst an Deutschlands Zukunft glauben»
An Deines Volkes Aufersteh'n;
?'Laß' diesen Glauben Dir nicht rauben.
Trotz allem, allem, was gescheh'n.
And handeln sollst Du so. als hinge Von Dir und Deinem Tun allein Das Schicksal ab der deutschen Dinge.
And die Verantwortung war' Dein?
Ioh. Gottl. Fichte.
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Krähenplage?
Von unterrichteter Seite wird uns geschrieben:'
In einer Zeitung war vor kurzem zu lesen, daß die Saatkrähen in Schwärmen, die nach Tausenden zählen, in die Saaten einfallen und großen Schaden anrichten, indem sie die keimende Saat heraushauen und verzehren. Man sollte darum im Winter diesen Schädlingen mit Gift beikommen. Diese Aeußerung ist insofern berechtigt, als man der Landwirtschaft helfen muß, Schädlinge zu bekämpfen. Doch darf dies nicht geschehen unter Verletzung des sittlichen Empfindens. Auch das Reichsvogelschutzgesetz verbietet in ß 2 die Verwendung von Giften und jede Art des Fangens von Vögeln, solange der Boden mit Schnee bedeckt ist. Das Gift kann außerdem Tieren gefährlich werden, deren Tod nicht beabsichtigt und nicht erwünscht ist. Schwach vergiftete oder tote Vögel können von anderen Tieren aufgezehrt werden, so daß diese ebenfalls an Vergiftung zugrunde gehen können. Es können z. B. seltene Raubvögel, die dringend schutzbedürftig sind, oder Füchse, oder sogar Hunde von diesem Schicksal ereilt werden.
Die erwähnte Presseäußerung enthält aber außerdem noch einen großen Irrtum. Die großen Scharen von Krähen sin'' durchaus nicht bloß Saatkrähen, vielmehr sind es im wesentlichen unsere Rabenkrähen, die nicht an die Saaten gehen, denen sich aber die Saatkrähen zugesellen. Nur der Kenner kann beide Arten voneinander unterscheiden. Die Saatkrähe ist im Norden und Nordostex heimisch und weilt bei uns nur von November bis Februar. Sind die Saaten den ganzen Winter über nicht mit Schnee bedeckt, so können die Saatkrähen schädlich werden. Ein Grund zur Anwendung von Gift kann das aber nicht sein. Wohl aber könnte durch Gewährung erhöhter Abschußprämien den Krähen auf den Leib gerückt werden, aber nur da, wo ein tatsächlicher Schaden erwiesen ist.
Daß die Rabenkrähen dem Landmann durch Vertilgen von Mäusen, Schnecken, Engerlingen, Käferlarven und Heuschrecken nützlich sind, sei nur nebenbei bemerkt.
Dü- av---e
!
37. Fortsetzung (Nachdruck verboten) >
And nun war ich wieder daheim ... In den beiden ! ersten Tagen hatte ich kaum eine Minute für mich gehabt; ! der Inspektor kam. die anderen Beamten, ganze Stapel von Postsachen lagen auf dem Schreibtisch und harrten der Erledigung. Aber ich fühlte mich so müde, so gleichgültig ...
Immer wieder drängte sich mir mit der Intensität einer Zwangsvorstellung die Frage aus: „Warum, Gott, warum mußte all das so kommen?!" Den Vinzenz von Andrian hatte man nicht gefunden, die Wildachklamm gab nichts heraus, was ihr einmal verfallen war .
Wenn Besuch kam. lehnte ich ab: mein Eesundheits- > zustand bedürfe noch der Schonung, und die großen Herbst- ; jagden sollten in diesem Jahr ausfallen — nur keinen Menschen sehen, nur Ruhe, Einsamkeit . . Mit aller Willensanspannung erledigte ich die täglichen Pflichten, juchte in angestrengtester Arbeit Vergessen, aber dann kamen doch wieder Stunden des Alleinseins und Nächte, in denen ich wach lag und grübelte.
Auch heute wieder hatte ich bis zur völligen Erschlaffung durchgearbeitet. Nun saß ich am Kamin, rauchte eine Zigarette nach der anderen und starrte in die glostende Glut, sah dem Spiel der kleinen, gelbroten, zwischen den Buchenscheiten züngelnden Flammen zu.
An der Tür klopfte es leise; ich schreckte aus.
„Herein!"
Der Diener trat ein und hielt ein Kleidungsstück über dem Arm.
„Was gibt es denn. Wilhelm ?"
„Gnädiger Herr, in der Jagdjoppe, die im Koffer lag, habe ich etwas gefunden, ein Buch . . .
„Zeig' mal . . ." Alles Blut schoß mir jäh zum Her
zen — Herrgott, das — das kannte ich doch, hatte es in der Hand gehalten in jener Schreckensnacht ...
„Es ist gut, du kannst gehen . . ."
Ich war allein, starrte auf das schmale Bändchen in dem blutroten Maroquineinband, schlug mechanisch die erste Seite auf und las: „Tagebuch. Sophy Gräfin d'Haran- court."
Ein Gefühl, als stockte mir der Atem . . . sollte . . . sollte hier des Rätsels Lösung liegen?! Sekundenlang schloß ich die Augen . . . hatte ich ein Recht, diese Bekenntnisse, das Vermächtnis einer Toten zu lesen?! Durfte ich forschen und den Schleier lüften, der über Vergangenem lag?!
Nein, ich durste nicht nur, ich mußte so handeln! Schon in der kurzen Zeit, während ich noch in Terofal weilte, j waren mir allerhand Gerüchte zu Ohren gekommen, törich- ; tes Geschwätz, über das man hätte lachen können, wenn— ! ja, wenn nicht doch ein Körnchen Wahrheit in dem Klatsch ! und Tratsch steckte! Draußen fauchte der Herbststurm um ! die Mauern, raschelte im Efeu an der Hauswand, und hinter der Verschalung des Kamins zirpten leise die Heimchen.
Steile, feine Schriftzüge waren es, die da aus dem gelblich getönten Papier standen, keine leicht leserliche Handschrift. And ein ganz feiner Hauch wehte mir entgegen, ein zarter Heliotropduft ... Ich mußte mich tiefer herabbeugen, um die krausen, verschnörkelten Buchstaben erkennen zu können.
„Kis-Erdö. am Neujahrstag 1901.
And nun ist die Entscheidung gefallen ... Ich soll zum Onkel Franz ziehen nach Keresz-Erdö . . . Wie schwer mir der Abschied wird, wie bitterschwer! Bin schon ein recht undankbares Geschöpft, müßte froh sein, daß alles so gekommen ist, und doch ... ich hänge an der Heimat, an jedem Baum, jedem Strauch, kann nun nicht mehr täglich an die Gräber der Eltern gehen, mich ausweinen und träumen ... Die Heimat soll mir erhalten bleiben,
^ meint der Onkel, aber allein könnte ich hier nicht rooh- > nen. Mein Wald, mein lieber, lieber Wald und mein i Wild! Heut' war ich noch einmal draußen, habe Abschied genommen . . - Torheit, wenn ich mir den „Emir" satteln lasse, bin ich in zwei Stunden daheim. Daheim?! Fremd wird mir alles werden, und sehnen werde ich mich — sehnen . . ."
Vom Rartziius
Eemeindcrats-Sitzung vom 28. März d. I. Abwesend ist Gemeinderat Hahner, als krank entschuldigt
Mitteilungen: Das Landesgewerbeamt hat dem Ge such der Stadtgemeinde um Vorverlegung des auf das Fronleichnamsfest, 7. Juni fallenden Vieh- und Schweinemarkt auf Döners tag, 24. Mai genehmigt. Einladungen liegen vor: Von der Gewerbe schule und der Latein- und Realschule, je zu ihren Schluß feiern. Oberreallehrer Bodamer feiert fein 25jähriges Amtsjubiläum als Lehrer an der Latein- und Realschule Der Eemeinderat spricht dem überaus verdienten Lehre, seine Glückwünsche aus und dankt ihm besonders auch fü: seine frühere Tätigkeit als nebenamtlicher Schulvorstand der Gewerbeschule und der Frauenarbeitsschule. Der als Nachfolger des Studienrats Dr. Bretschneider ernannte Studienassessor Friedrich Nüßle an der Oberrealschule in Eßlingen wird sein Amt als Studienrat an der Latein und Realschule am 1. April antreten. — Der Radfahrer verein Nagold teilt mit, daß am 12. August d. I. in Nagold das Landesverbandsfest in Verbindung mit dem 30jährigen Jubiläum des hiesigen Vereins stat:- findet. Lokalitäten für Massenquartiere werden bereit gestellt; als Festplatz wird mit dem Turnvereinsplatz de Kleb zur Verfügung gestellt.
Bausachen. Die Lieferung von 500 Stück Marksteinen zu 44 Pfg. pro Stück, von 400 Stück zu 42 Pfg. werden dem Adolf Götsche in Hochdorf Oberamt Horb über tragen. Der Firma C. Klinglers Erben, Elektrizitäte werk hier wird zur Aufstellung eines T r a n s f o r m a t -. renhäuschens nach vorausgegangener Fühlung nähme mit dem Landesamt für Denkmalspflege de. städt. Platz neben dem Spital an der Freudenstädtc. Straße in widerruflicher Weise zur Verfügung gestellt. - Dem Fr. Braun, Fuhrmann, hier, wird zur Erstellung eines Wohn- und Oekonomiegebäudes ein städtischer Bau platz an der Emminger Straße in Aussicht gestellt zu dev üblichen Bedingungen. Zwischen diesem Bauplatz un? dem Anwesen des Bauunternehmers Weimer liegt ein kleiner Streifen, der zum Preis von NMk. 3.— pro gn, an Weimer abgetreten wird. Zur ortsbauplanmäßigen Herstellung der Emminger Straße vom Schreinermeiste: Maier'schen Haus bis zum Haus des Dr. Beck sind noch annähernd 20 000 cbm. Ausfüllungsmaterial erforderlich die in den nächsten Jahren unmöglich aufgebracht werden können. Nachdem der Hauptkanal eingelegt ist, sollen einigermaßen geordnete Verhältnisse geschaffen und eiin provisorische Straßenbefestigung angelegt werden. Zu die sein Zweck soll entlang des Speidel'schen und Maier'schen Grundstücks eine einmeterhohe Futtermauer aus Kali steinen als Trockenmauer ausgeführt werden, die zugleich auch einen besseren Halt für die Röhrenleitung bietet. Die Kosten mit etwa Mk. 1500.— werden genehmigt. Für den provisorischen Straßenzug sind weitere Mittel im Etat von 1928 vorgesehen. Das Beamtenwohngebäude in der Wil Helmstraße soll an den Hauptkanal der Emminger Straß? angeschlossen werden. Aus Zweckmäßigkeitsgründen wir!' in der Wilhelmstr. auf die Teilstrecke von der Emminger Straße bis zum Beamtenwohnhaus I der Hauptkanal so fort gelegt. Die dabei vom Staat gemachten Einsparungen von 350 RMk. an den Anschlußkosten werden für de,' städt. Hauptkanal verwendet. Der von Professor Schuster. Stuttgart, aufgestellte Bebauungsplan für dae Korrektionsgebiet wird durchgesprochen u. grund sätzlich gutgeheißen. Anstelle der vorgeschlagenen kanadi scheu Pappeln sollen teilweise Linden oder Ahorn ver wendet werden. Dieses Frühjahr soll nur das Zufahrts sträßchen zum Kleb noch bepflanzt werden. Eine kleiner Kommission wird das weitere besorgen. Im Gebiet des Meisterwegs hat sich infolge früherer Vereinbarungen mi dem Brauereibesitzer Burkhardt die Verlegung des Meisterwegs und die Neuführung der künftigen Bismarckstraße von der Ankerbrücke aus als notwendig erwiesen Die vom Stadtbauamt vorgelegten Baulinienpläne werden gutgeheißen. Gegen das Wassertriebswerk E 26, Elektri zitätswerk Nagold, wird bei Einhaltung des am 9. August 1927 abgeschlossenen Vertrags durch das Elektrizitätswerk und sonstiger Voraussetzungen nichts eingewendet.
„Keresz-Erdö, am Tage von Mariä Lichtmeß 1901
Da habe ich mich nun gebangt vor dem neuen Leben, habe mir das Herz schwer gemacht und schäme mich fast meines Kleinmuts. Der liebe, gute Onkel! War das eine Ueberraschung, als ich in mein Zimmer trat! Jedes Stück, das mir lieb und wert ist, stand an seinem Platz, die Bilder meiner Eltern, der Eewehrschrank, der kleine Schreibtisch, jeder Stuhl, und an den Wänden alle meine Geweihe und Rehkronen, die Riedingerschen Kupferstiche. selbst meine erste Jagdbeute, eine ausgestopfte, schon etwas ruppig gewordene Krähe, stand auf einer Konsole, und überall Blumen, Blumen. Onkel und ^ante verwöhnen mich. Die Tante freilich ist schweigsam, hat häufig ihre Migräne, aber mit dem Onkel reite ich oft aus, gar keine Respektsperson ist er, eher ein guter Kamerad. Und — freie Büchse hat er mir gegeben! Das werde ich mir nicht zweimal sagen lassen!"
! „Am 2. März 1901
: Heute habe ich meine erste Dublette auf den Vogel mit
? dem langen Gesicht gemacht! An der Grenze nach dem ! kaiserlichen Leibrevier zu hatte ich mich angestellt, grad ! vor einem Erlenbruch. So weich war die Luft, und von j dem ockergelben Horizont hoben sich die Erlenäste wie fein- j stes Filigran ab. Kein Laut, nur eine Schwarzamsel ! schwang sich auf der höchsten Spitze einer Fichte ein und ! sang ihr süßes, sehnsüchtiges Abendlied. Dann blinkte im ; Osten der Schnepfenstern, glimmerte in glitzerndem Glanze s an dem dunkler werdenden Firmament. Ein ganz leiser > Ton — zwei graubraune Schatten geistern über die Wipfel.
; „Pst—wst! — Ps—wst!" Und nun gedankenschnell zwei l Schüsse — ein dumpfer Fall auf weichem Waldmoos —
; noch einer ..."
! „Darf ich suchen helfen, Gräfin?" Ich fahre herum — drüben, am Erenzgraben, steht der Oberförster von Man- sar, kommt langsam näher. „Weidmannsheil!"
„Weidmannsdank!" gebe ich vergnügt zurück. „Sic kommen wie gerufen — oh — und Ihren Kurzhaarigen haben Sie auch mit!"
Den Herrn von Mansar kenne ich schon seit einem Jahr, damals wurde er aus Belleye hierher versetzt, machte in Kis-Erdös Besuch und verkehrt auch öfters bei Onkel und Tante.
Fortsetzung folgt.