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Begramm-Adresse: Gesellschafter Nagold. In Fällen höherer Seron!- besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung ooer auf Rückzahlung des Bezugspreises. Postsch.-Kto. Stuttgart 5115

irr. 80

Gegründet 1827

Mittwoch, den 4. April 1S28

Fernsprecher Nr. 29

L02. Jahrgang

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UWM!

Dr. Slrcstiriann ist in den bayerischen Wahlkreisen Obcr- baycrn-Schwaben und Riederbayern-Oberpfal; als Spihen- kandidal der Deutschen Bolksparlci ausgestellt worden.

Die denlsch-lilauischen Handelsvertragsverhandlungen sol­len am 16. April in Berlin beginnen.

Ta der Reichsbahnverwaliung ist man der Ansicht, das; das gegenwärtige Reichskabinett, das als solches zur Frage der Erhöhung der Eisenbcchnkarise noch keine Stellung ge­nommen hat. der ablehnenden Erklärung des Reichsverkehrs­ministers im Reichstag nicht bcikrckcn werde, da das Kabinett fa nur noch gcschüftsführend sei. Die Einzelheiten der Er­höhung sollen daher demnächst fest-gestellt werden.

Der türkische Außenminister, Rudschi Bey. ist in Beglei­tung des Generals Dschmuar Pascha in Rom eingetroffen.

Wirklich? Die A b s ch i e d s p r ü g e i e i am Donners­tag abend die wirb man doch nicht als ein gnces Ende ansprechen können? Nein, gewiß nicht. Aber der Re i ch s - tag das wird auch dieböse Weit" bezeugen hat in den letzten vier Wochen seines mehr oder weniger rühm­lichen Daseins tüchtig gearbeitet und, was auch der Reichs­kanzler ihm zum Abschied nachrief, unter Mitwirkung der Opposition. Das sogen. Hindenburgsche Norarbeirs- programm prompt ausgeschafft. Er har also den Reichs- Haushalt 1928 verabschiedet und dadurch die Reichsfinanzen, wie ein ordentlicher Hausvater, noch vor Torschluß recht­zeitig in Ordnung gebracht. Außerdem hat er die Rathilfs­maßnahmen für die Landwirtschaft, für die Rentner und für die Sozialrentner beschlossen, das Kriegsschädenschluß- gesetz verabschiedet, den Panzerkreuzer bewilligt und die leidige Phöbus-Geschichte erledigt. Das ging alles zuletzt im Eiltempo. Aber es ging. Und das ist die Hauptsache, die Anerkennung verdient.

Im übrigen war die Lebensdauer dieses Reichstag- 40 Monate, kein allzu langer Zeitraum, aber immerhin für einen Reichstag der Nachkriegszeit eine ansehnliche Länge. Jedenfalls hat der 4. Reichstag es länger ausgehalten als seine Vorgänger, besonders als der 3., der es kaum zu fünf Monaten gebracht hat. Am 7. Dezember 1924 geboren, ist er am 31. März 1928, mittags 12.30 Uhr, verschieden.

Was hat er geleistet? Darüber gehen die Ansichten allerdings weit auseinander. Die einen sagen:Herzlich wenig". Es sei daher allerhöchste Zeit gewesen, daß der un­nütze Geselle nach Hause geschickt wurde. Die andern sagen genau das Gegenteil:Mehr als alle seine Vorgänger". Es sei deshalb sehr schade, daß der wackere Mann mitten aus seinem Wirkungskreis abgerufen wurde.

Wir aber wollen mit unserem Urteil zurückhalten. Viel­leicht ist der Spruch der goldenen Mitte auch hier an­gebracht. Das liegt eben im Wesen des Parlamentarismus, daß er selten etwas Fertiges, in der Regel aber Halbseitiges schafft. Warten wir also das Urteil der Zeit ab! Bis dahin gedulden wir uns mit den nackten Tatsachen.

Dieser vierte Reichstag hat vier Kabinette ins Leben gerufen: Luther Schiele, LutherRein hold, Marx Külz und Marx Hergt Strese- mann, also vier bürgerliche Regierungen, darunter zwei Minderheitskabinette, über denen stündlich das Damokles­schwert der Krisis schwebte.

Diese vier Kabinette haben vielleicht nicht dicke Bünde von Gesetzen produziert. Bünde, für die unsere Dehörden- registraturen kaum Platz finden, aber immerhin Gesetze von wichtiger oder gar einschneidender Wirkung. '.'Es da sind: ömanzausgleich, Steuerreform, Aufwertung, Zolltarif, eine ganze Reihe von Handelsverträgen, Novellen zu allen Ver- stcherungsgesetzen, Amnestie, Bekämpfung der Geschlechts­krankheiten, Sperrgesetz für Fürstenprozesse, Reichsgarcu.ne sur den Export nach Rußland, Reform der Geschäftsordnung r^gs, Arbeitsnotgesetz, Verlängerung des Rspu- und anö e etzeS' ^beitslvsenversicherung, Vesoldungsreform

Nt 6" all dem sind wichtige Ereignisse über den ureichstag dahingegangen; Anregungen, zu denen er so oder w Stellung nehmen mußte: Die Wahl Hindenburgs als neichsprasident, Eintritt Deutschlands in den Völkerbund, Räumung der Kölner Zone, Personal- l im Reichswehrministerium, der Tag von Tannsn- - r Gilberts Denkschrift und noch manch anderes, würde den Raum eines Leitartikels überschreiten

war eine bewegte Zeit. Wohl haben sich die nreuen der Staatsumwälzung nach und nach gelegt. Aber A's "Seiten eifrig am Wiederaufbau und der vierte t-n! m Seinige dazu beigetragen. Wie wird

«em Nachfolger aussehen? In sieben Wochen wissen wir es.

deiner Brust sind deines Schicksals Sterne!" -Da? gilt auch dem deutschen Reichstagswähler.

Wie werde ich höherer

Politischer Beamkenschub in Preuße«

> Berlin, 3. April. Der preußische Innenminister Grze - ^ sinskihatim Interesse der Festigung der republikanv schen Staatsform" die Vizepräsidenten von Reedern in Gum­binnen, Schlössingk in Potsdam, Dr. von Keudell in Erfurt,

! Wellenkamp in Lüneburg, Dr. Dyckerhoff in Aurich und Dr. Werner in Minden in den Ruhestand versetzt und an ihre Stelle Beamte gesetzt, die der sozialdemokratischen, der , demokratischen und der Zentrumspartei angehören.

! Berücksichtigung von kriegersühnen bei der Einstellung in s die Reichswehr

Berlin, 3. April. Das Reichswehrministerium hat an- j geordnet, daß bei. der Einstellung in die Reichswehr Söhne ' von Kriegsteilnehmern und Kriegshinterbliebenen beson- ! ders berücksichtigt werden sollen, wenn sie den gesetzlichen Voraussetzungen für die Einstellung in das Heer gerecht j werden.

Die volnisch-lilauische Konferenz geschlossen

Königsberg, 3. April. Die Besprechungen zwischen Z a - leski und Woldemaras wurden gestern abgeschlossen. Die Hauptforderungen Polens wurden von Woldemaras als unannehmbar bezeichnet. Es sollen nun drei Kommis-

! Ein Plan zur Kr

Paris, 3. April. Der Pariser Berichterstatter derNew Bork Limes" will von maßgebender Seite erfahren haben, von Sachverständigen sei ein Plan zur Tilgung der Kriegs­schulden ausgearbeitek worden, der alsbald der Regierung in Washington unterbreitet werden solle, falls er von Deutsch­land angenommen werde. Danach solle die .vertragsmäßige", i aber nur auf dem Papier stehende Schuldenlast Deutschlands - von 132 Milliarden Eoldmark auf 32 Milliarden herab- ! gesetzt werden. Diese Summe solle zur Hälfte durch neu j auszugebsnde Schuldverschreibungen von 11 Milliarden und j den 5 Milliarden 5proz. Jndustneschuldverschreibuiigen aus- ! gebracht worden. Die Zinsen für diese 16 Milliarden müßten j durch die Einnahmen der Reichsbahn und der wichtigsten ! Industriebetriebe sichergestellt werden. Die anderen 16 Mil- i liarden müßten ans den Staatshaushalt Deutschlands über- ! nommen werden. Gegenüber den bisherigen Dawes,Zahlungen sei dies eine Ersparnis von 40 Prozent für Deutschland. Der Ertrag der ersten 16 Milliarden Schuldverschreibungen solle zur Tilgung der gegenseitigen Schulden der Verbandsmächke untereinander^ ^hauptsächlich in

Beamter in Preußen?

sionen eingesetzt werden zur Bearbeitung der der Konferenz eingereichten Vorschläge, und zwar 1. der Wirtschafts- und Verkehrsfragen, 2. der Sicherheit und 3. des örtlichen Grenz­verkehrs.

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Aufruf zur Ankerskützunn der notleidenden englischen Bergleute

London. 3. April. Die drei Bürgermeister von London. Cardiff und New Castle haben einen Aufruf zur Unter­stützung der notleidenden Bergleute und ihrer Familien in den von der Arbeitslosigkeit besonders schwer betroffenen Bezirken erlassen. Annähernd 250000 Bergleute haben keine Aussicht, in ihrer Industrie wieder beschäftigt zu werden. Der König eröffnete die Zeichnung mit 500 Pfund Sterling.

Graf von der Goltz in Finnland

' Helsingfors, 3. April. Graf von der Goltz traf gestern abend an Bord derNordland" hier ein. Er wurde im Hafen, wo eine Ehrenkompagnie die Ehrenbezeugungen er­wies, von der Kommission für die Festlichkeiten anläßlich der Eroberung von Helsingfors im April 1918 empfangen. Graf von der Goltz wurde von einer großen Menschenmenge herzlich begrüßt. Graf von der Goltz befehligte seinerzeit die deutschen Truppen, die Finnland von der russisch-bolsche­wistischen Herrschaft befreiten.

egssch uldentilgung

Amerika verwendet, die übrigen 16 MMiaroen m vacy- lieferungen an Frankreich und Belgien be­zahlt werden. Die Ausgabe eines so hohen Betrags an Schuldverschreibungen könne aber nur in Abschnitten ge­schehen, und da sie nur zu 5 v. H. verzinÄlch seien,^e der Ausgabekurs nur 80 v. H. sein. Zur Aebernahme -er Schuldverschreibungen würden daher 3 Milliarden Dollars -lötig sein. Da aber die Gesamtschulden an Amerika gegen­wärtig nur etwa 4 Milliarden Dollars oder 16 Milliarden Goldmark betragen, so sei die Annahme -es Vorschlags durch Amerika möglich.

Poincare hat in seiner letzten Wahlrede in Carcassonne die Möglichkeit einer neuen Regelung der Briefschulden an- gedeutek. Deutschland könnte aber eine solche Lösung nur unter der Bedingung annehmen, daß das Rheinland und das Saargebiet mit dem neuen Vertrag geräumt werden.

Die Anregungen Poincares scheinen übrigens in Washing­ton auf keine Gegenliebe zu stoßen; man wünscht dort kei­nerlei Verquickung der Regelung der Verbandsschulden mit dem Dawesplan.

Als die ägyptische Regierung Anfang März den Ver­trag verwarf, den der damalige Erste Minister Sarwat Pascha mit Chamberlain vereinbart hatte, sandte die britische Regierung eine Note nach Aegypten, worin sie andeutete, daß sie gewisse gesetzgeberische Maßnahmen, welche die Versammlungsfreiheit und das Recht des Waffen­tragens in Aegypten vergrößern sollten, nicht genehmigen könne. Sarwat hat diese Note nicht mehr beantwortet und auch sein Nachfolger, der Führer der Nationalisten, Nahas Pascha, hat einstweilen darauf geschwiegen. Jetzt aber, nahe­zu einen vollen Monat nach dem Scheitern des Vertrags, hat Nahas Pascha dem britischen Oberkommissar eine Antwort überreicht, worin er der britischen Regierung das Recht bestreitet, Einwendungen gegen die geplante Gesetz­gebung zu erheben, da dies eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Aegyptens darstelle. Die Note betont, daß Aegypten sich als eine unabhängige Nation be­trachte, die auch durchaus willens und in der Lage sei, den Schutz der Interessen der Ausländer in die eigene Hand zu nehmen.

Die Note ist der Ausdruck einer Politik, zu der sich die ägyptischen Nationalisten immer bekannt haben. Sie lehnen es ab, die vier Einschränkungen der ägyptischen Unabhängig­keit anzuerkennen, die Großbritannien hinsichtlich des Suez­kanals, des Sudans, der Landesverteidigung und der Rechte der Ausländer gemacht hat. Sie wollen selbst den Suez­kanal verteidigen und Großbritannien nur zu Hilfe rufen, wenn es unbedingt notwendig werden sollte. Sie wollen sogar mit Großbritannien eine Art besonderen Freund­schaftsvertrags schließen, aber sie wollen nicht länger wie ein Teil des britischen Reichs behandelt werden.

Die britische Regierung beschränkt sich einstweilen auf oie halbamtliche Bemerkung, daß die ägyptische Antwort übersehe, daß die britisch-ägyptischen Beziehungen durch die Unabhängigkeitserklärung des Jahrs 1922 festgelegt seien, und daß die vier Punkte, mit denen man damals diese Un­abhängigkeit eingeschränkt habe, nach wie vor in Kraft blei-

t>en. Man gibt in London zu versteben, baß man die ägnp- tische Note nicht tragisch nebme, sondern mehr als eine Art parteipolitische Kundgebuna ansehe, womit die neue Re­gierung ücki fester in den Sattel seken wolle. Aber es ist klar, daß d:e ägyptische Note den Schs'chvunkt unter die Bemi'sningen Chom^rlains setzt, zn einer freundschaftlichen Verständigung mit Aegypten zu gelangen.

Württemberg

Stuttgart, 3. April. Antrittsbesuch des sachsi- schen Gesandten. Der bei der rvürtt. Regierung be- gmubigte sächsische Gesandte Dr. Gottschal'd, der in München seinen Wohnsitz hat, überreichte heute dem württ. Staatspräsidenten sein Beglaubigungsschreiben. Im An­schluß daran stattete er den Mitgliedern der württ. Regie­rung und dem Oberbürgermeister der Stadt Stuttgari einen Besuch ab. Zu Ehren des Gesandten fand im engsten Kreis ein Frühstück statt.

Ein Autounfall der Fürstin Wied. Gestern abeu > a.g u 6 Uhr wollte zwischen Hedelfingen und Wangen ein Möbel­auto dem Auto der Fürstin Wied Vorfahren. Es gab einen Zusammenstoß, bei dem beide Wägen beschädigt wurden. Verletzt wurde niemand. Die Schuld dürfte den Führer des Möbelwagens treffen.

Südd. Tagung für Musikerziehung. Die Württ. Hoch­schule für Musik in Stuttgart bereitet in Verbindung mit maßgebenden Stellen und Verbänden eineSüddeutsche Tagung für Musikerziehung" vor, in der durch Vorträge und Vorführungen das Problem der heutigen Musikerzieh­ung theoretisch und praktisch behandelt werden wird. Das ausführliche Programm der Tagung, die in der Woche noch Pfingsten voraussichi'Lch in den Tagen vom 30. Mai dis 2. Juni stattfinden soll, wird in Bälde bekannt gegeben werden.

ep. 11 Ekuligarker Diakonissen in Peking. Die vor 14 Tagen zur Verstärkung der Diakonissenstation im deutschen Krankenkaiis in Pelina abgereisten Schwestern der Stutt-