«eite 2 Nr. 85

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Samstag, 17. März 1938

deutscher Reichstag

Der Wehretat erledigt

Berlin, 15. März. Die zweite Beratung des Reichswehr­etats rvuiche in der heute um 1 Uhr beginnenden Sitzung fortgesetzt. Von den Kommunisten ist ein Mißtrauensan­trag gegen den Reichswehrminister eingegang^n. Abg. Dr. Bredt (Wirtsch. Dg.) stellt fest, daß die vom Minister für den Panzerkreuzer gegebene Begründung ganz anders gewesen sei als die erste im Ausschuß. Der Pazifismus, von dein gestern so viel gesprochen wurde, könne unmöglich die Grundlage einer Armee sein. Der Redner wünscht schließlich dem Minister die Riesenkraft, mit den Dingen wie Pröbus-Assäre usw. in seinem Ministerium auszuräu­men. Ebenso wie d>c alte Armee unbedingt zur Monarchie stand muß d e Reichswehr der Republik unbedingt zur Re­publik sieden Abg. Schneller (Kam.) sieht in der Phö- bus-Asfäre und anderen Angelegenheiten den Beweis da­für. daß mit Zustimmung der Entente das deutsche Reichs­wehrministerium an der Ausrüstung arbeitet, während Abg. Straßcr (N S.) den Wehrminister nur als den Bürochef von ein paar hundert Beamten in der Bendlerstraße be­zeichnet. Unter steigender Unruhe des Hauses behauptet der Redner dann, daß Geßler und von Seeckt auf Wunsch Briands verabschiedet worden seien. Der Präsident Loebe schwingt nach diesen Worten dauernd die Glocke. Von den Sitzen der Mehrheit kommen stürmische Pfuirufe, von den Nationalsozialisten Heilrufe.

Reichswehrminister Groener gehl in feiner hierauf iolgenden Repli. aus die Ausführungen der einzelnen De- battenrcdner ein, wobei er besonders hervorhebt, daß er Wert auf eine einheitliche Auffassung der Offiziere legt, ni.h, aber ihrer Baker. Onkels und Tanten. Der Minister dankt zum Schluß den Rednern für die Anerkennung, die sie de' Reichswehr gezollt Habei». Nach Abg. Lucke (W.V.), der insbesondere den alten Unteroffizieren den Dank zür die gute Ausbildung der Reichswehr ausspricht, schließt die Aussprache. Der kommunistische Antrag auf Streichung des Ministergehaltes und der kommunistische Mißtrauens- an.'rag werden gegen die Antragsteller und die völkischen Gruppen abgelehnt. Die Ausschußentschließungen werden angenommen. Die 'oz-aldemokratischen streichungsanträge werden gegen Sozialdemokraten und Kommunisten abge - lehnt. Der Etat des Landheers wird bewilligt.

Neueste Nachrichten

Unterbrechung der deutsch-russischen Wirtschaft- befprechungen

Berlin, 15. März. Wie uns von zuständiger Seite mit­geteilt wird, ist aus Anlaß der Verhaftung deutscher Inge­nieure und Techniker im Donezgebiet der deutsche Botschaf­ter in Moskau beauftragt worden, die Eowjetrcgierung um sofortige und genaue Aufklärung darüber zu biben, welche konkreten Beschuldigungen im einzelnen gegen die Ver­hafteten erhoben werden und welche Beweise für diese Be­schuldigungen vorliegcn. Zugleich wird in Moskau auf Grund der bestehenden Vertragsbestimmungen die Forderung gestellt werden, daß dem zuständigen deutschen General­konsul in Charkow gestattet wird, die verhafteten Reichs- angehörigen zu besuchen. Er hat dem Botschafter mitgeteilt, daß es infolge der durch den Zwischenfall geschaffenen Sach­lage an einer der wesentlichsten Voraussetzungen für ein gedeihliches Ergebnis der zurzeit im Gange befindlichen Mrtschnftsbespcechungen fehle und daß die ReichsregieriVg es deshalb für geboten halte, diese Besprechungen bis auf weiteres auszusehen. Die Reichsregierung hoffe jedoch, daß durch schnelle Beilegung des Zwischenfalles eine Grundlage für die baldige Wiederaufnahme der Besprechungen ge­schaffen werde.

Die Gefriersleischvorlage angenommen

Berlin, 16. März. Die Frage der Herabsetzung der Gefrierfleischeinfuhr aus 50 000 Tonnen gestaltete sich bei den Besprenchungen im handelspolitischen Ausschuß recht lebhaft. Nach eingehender Aussprache wurde die Regie­rungsvorlage unter Stimmenthaltung der Demokraten an­genommen. Die Neuregelung des Gefrierfleischkontingents soll am 1. Mai in Kraft treten. Aus Antrag der Regie­rungsparteien wurde in den Entwürfen die Ermächtigung für die Reichsrcgierung eingcfügt, für die im Sachlieserungs- verfahren zugcbilligten Kontingente für Schweine die Er- leilung von Einfuhrscheiuen zu bewilligen.

Unter Stimmenthaltung der Deutschnationalen wurde die Zemrümsentschließung angenommen, die die Einsetzung eines Beirats für die Verteilung der im Notprogramm für die Landwirtschaft vorgesehenen Beträge fordert. Ebenso wurde eine Entschließung des Zentrums angenommen, wo» nach.2 Millionen von Z0 Millionen für die Regulierung des Vieh- und. Fleischmarrtes von vornherein zugunsten der Organisation ,dex Erzeuger, Verbraucher und Fleischer ab­gezweigt werden sollen.

Das Beamtengesetz im Finanzausschuß

Stuttgart. 15. März. Vor Eintritt in die Tagesordnung stellt Abg. Pollich (Ztr.) fest, daß die Ueberschrift des Artikels in der Morgenausgabe einer Stuttgarter Zeitung von heute: Die Besoldungsvorlage durch die Regierungsparteien ge­fährdet" irresührnd ist. Sodann wird in die Beratung des Entwurfs eines Beamtengesetzes eingetreten. Der Ent­wurf umfaßt in 16 Abschnitten insgesamt 305 Artikel und stell! eine Kodifikation der Beamtengesetze dar, durch die dem .verworrenen Zustand des Beamtenrechts abgeholfen und für eine gewisse Zeit eine abgeschlossene klare Rechts­grundlage geschaffen werden soll. Staatspräsident Dr. Bazille hält die Verabschiedung des Entwurfs durch den gegenwärtigen Landtag für notwendig und auch für mög- iich. Auch der Gesamtbeamtenbeirat wünscht eine rasche Verabschiedung der Vorlage. Redner der soz. und der dem. Fraktion vertreten die Ansicht, daß die verfügbare Zeit zur sorgfältigen Prüfung der ganzen Vorlage nicht mehr aus- reiche: sie befürwoisten, nur die besoldungsrechtlichen Teile des Entwurfs zu erledigen und alle anderen Artikel zurück­zustellen. Nach längerer Aussprache wird mit der Beratung der Artikel begonnen, die Mit der Besoldungsord­nung im Zusammenhang stehen. Berichterstatter ist der Abgeordnete Bock (Ztr ). Begonnen wird mit Abschnitt 4: Besoldung der ständigen Beamten. Die Artikel 55 bis 61 werden ohne erhebliche Aenderungen nach der Vorlage an­genommen. Eine längere Aussprache entwickelte sich nur bei Artikel 60 (Versagung der Dienstalterszuschläge aus eine bestimmte Zeit), den der Beamtenbund gestrichen wünscht. Ein diesbezüglicher Antrag wurde mit il gegen 4 Stimmen abgelehnh Morgen nachmittag 3 Uhl Fortsetzung der Be­ratung der Vesoldungsvorlage.

Unruhen in Afghanistan?

London. 16. März. Dem diplomatischen Korrespondenten desDaily Expreß" zufolge seien Umstände eingetreten, die dazu führen könnten, daß der König von Afghanistan seinen geplanten Besuch in Rußland aufgibt. Es heiße jetzt, daß das afghanische Königspaar vielleicht direkt nach Kabul zu­rückkehren wird, sobald der Besuch in England beendigt ist, wie ursprünglich geplant, über Paris, Brüssel, Berlin, War­schau, Moskau und Nordpersien nach Hause zu fahren. Die Hauptgründe für die Aenderung der Reisepläne hingen mit der inneren Lage in Afghanistan zusammen. Es werde an­genommen, daß die Lage in Afghanistan unruhig geworden und daß eine Verschwörung entdeckt worden sei.

Württemberg

Stuttgart, 15. März. Die Verwendung der Stuttgarter Hindenburgstistung. Der Ge­meinderat beschloß, das Stistungskapital in Höhe von 100 000 Mark, das die Stadt aus Anlaß des 80. Geburts­tages des Reichspräsidenten bewilligt hatte, in folgender Weise zu verwenden: Das Zinserträgnis soll zur Förderung von Begabten verwendet werden. Voraussetzung ist der Nachweis des Stuttgarter Bürgerrechtes oder eines min­destens 3jährigen Wohnsitz-Aufenthaltes in Stuttgart.

Hauptversammlung der württ. Landwirtschastskammer. Der Vorstand der württ Landwirtschaftskammer hielt kürz­lich eine Sitzung in Stuttgart ab. Als Termin für die nächste Hauptversammlung 'wurde der 30. und 31. Mai in Aussicht genommen. Die Einführung einer Buttermar -- ke in Württemberg wurde eingehend beraten. Der Zweck der Buttermarke ist die Herstellung einer dauernd gleichartigen Butter von guter Qualität, die in gleicher Ver­packung in den Handel gebracht werden soll. Die Verleihung der Buttermarke ist an verschiedene Voraussetzungen ge­knüpft, wie zweckentsprechende Einrichtung, gute Ausbildung des Betriebsleiters, Schaffung leistungsfähiger Betriebe, periodische Butterprüfung, sachgemäße Behandlung und Verpackung und Anlieferung einwandfreier Milch. Nach gründlicher Aussprache wurde den vorgetragenen Richtlinien im allgemeinen zugestimmt. Nachdem seit einiger Zeit im Lande alsenzootische Hämoglobinurie" bezeichnete Krank­heit des Pferdes häufig auftritt und die Krankheit meist tödlich verläuft, soll das tierärztliche Landesuntersuchungs­amt untersucht werden, zu prüfen, ob diese Krankheit unter die entschädigungspflichtigen Krankheiten ausgenommen werden könnte. Außerdem soll ein Ersuchen an das Wirt­schaftsministerium um Derwilligung von außerordentlichen Unterstützungsbeiträgen bei Schadenfällen gerichtet werden. Neben Hagelversicherungsfragen wurde außerdem noch eine Reihe laufender Angelegenheiten behandelt.

6us dem Lande

Heilbronn, 16. März. Blutiges Ende einer Hochzeit. In dem Klein-Jngersheimer Totschlagsfall wurde der Angeklagte Nägele zu 5 Monaten Gefängnis, der Angeklagte Haiber zu 1 Jahr Gefängnis, der Angeklagte Veigel zu 6 Monaten Gefängnis und der Angeklagte Mozsr zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Untersuchungshaft wurde ihnen bis zu 3 Monaten angerechnet, auch werden ihnen mildernde Umstände zugebilligt und der Haftbefehl aufgehoben.

Ellwangen. 16. März. ElfJahre Zuchthaus für schweren Raub. Das Schwurgericht hat den 22 Jahre alten ledigen Dienstknecht Karl Maier von Heidenheim wegen schweren Raubs mit Todesfolge zu elf Jahren Zuchthaus verurteilt. Maier hat am Kirchweihsonntag, den 17. Oktober v. I., abends auf der Landstraße zwischen Haubersbronn und Miedelsbach dem 58 Jahre alten ledigen Disnstknecht Johannes Frank von Asperglen mit einer Baumstütze zwei wuchtige Schläge aus den Hinterkops ver­setzt. die den Tod des Frank herbeiführten, und dann dessen Geldbeutel geraubt.

DasElsenbahn-Auto"

Wie uns aus Ulm berichtet wird, wurde gestern auf der Bahnstrecke zwischen StuttgartUntertürkheim und Ulm ein vielleicht epochemachender Versuch unternommen, Per­sonenautos mit eigener Kraft (Benzinmotoren) für eine Fernfahrt auf Eisenbahnschienen einzusetzen. Zwei rasch hintereinander fahrende Autos trafen kurz vor 12 Uhr in Ulm ein und machten im dortigen Hauptbahnhof unter der Blaubeurer Brücke, ohne daß sie von den Schienen entfernt werden mußten, Kehrt, worauf sie um 12.30 Uhr mittags die Rückfahrt nach Untertürkheim antraten. Die Geislinger Steige machte keine besonderen Schwierigkeiten. Es sollen Mercedeswagen der Daimler-Werke in Stuttgart-Untertürk­heim gewesen sein. Ob solcheEisenbahnautos" für die Personenbeförderung im Reiseverkehr zu besonderen Fahr­ten oder nur für Zwecke der Reichsbahn selbst an Stelle der Draisinen in Aussicht genommen sind, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.

Wie wir zu dieser Meldung noch erfahren, waren es tatsächlich Mercedes-Benzwagen, die an Stelle der bis­herigen Draisinen verwendet werden sollen. Bis jetzt wur­den von der Reichsbahn 20 Wagen bestellt. Für diese Neue­rung eröffnen sich beachtenswerte Ausblicke. Nebenbahnen, die bisher nur mit zwei oder wenig mehr Zügen belegt waren, können nun in Zukunft auch mitEisenbahnautos" im Stichverkehr befahren werden.

Aus Stadt und Land

RagoU». 17. März 1928

Faule Schäfer haben gute Hunde.

Bauernregel.

Frühlingsglaube

Es muß doch Frühling werden!" Und es ist Frühling geworden, sogar noch vor dem Kalendertermin. Das große, millionenfältige Wunder des Keimens und Knojpens, Grü- nens und Blühens hat wieder angehoben. Wer nicht ganz stumpfsinnig ist, erlebt es ehrfürchtig mit. Schon die alten Lateiner sprachen vomheiligen Frühling". Bon jeher hat aber die neuerwachende Natur über alle Freude hinaus, die sie unmittelbar dem aufgeschlossenen Gebiet bietet, auch als Sinnbild der Hoffnung für das Menschenleben ge­golten.

Wann der Winter ausgeschneiet, ,

Tritt der schöne Sommer ein .

Also wird auch nach der Pein, ! '

! Wer's erwarten kann, erfreuet.

/chül- der große Sänger aus der furchtbaren Zeit des, 30jahrlgen Kriegs. Wer's erwarten kann, wer hellsichtig ist und Geduld hat! So hellsichtig, daß du im. Frühlingswunder das Walten des Schöpfers siehst, der auch dein Leben ge­staltet-, so geduldig, daß du seine Zeit als deine Zeit be­trachten lernst. Wer meint, er müsse den keimenden Samen aus der Erde und die knospende Blume aus ihren Hüllen reißen, der verdirbt beides und bringt sich um die Freude und um die Frucht des Wartens. Tief ergriffener Frühlings­glaube läßt sich durch keinen Rückschlag des Winters, durch keinen Frost und keinen Tod müde, ungeduldig oder irre machen, sondern greift über alles Sichtbare und über alle Zeit hinaus nach dem, der einst alles dazu macht.

Feste und Veranstaltungen.

Nagold Samstag:

8 Ahr Bibelkurs des C. B. j. M. im Vereinshaus.

Haiterbach:

X9 Uhr Vortrag des Landtagsabg. Roos (Bürgerpariei) imLöwen."

Nagold Sonntag

4 Uhr Generalversammlung des Konsum- und Sparver­eins Nagold u. llmg. imLöwen"

8 Bibelkurs d. C. V. j. M. im Vereinshaus.

8 Volksversammlung der Volksrechts-Partei - im Löwen"

Ebhausen

^5 Uhr Bortrag des Landtagsabg Roos (Bürgerpartei)- imWaldhorn"

Wildberg

N9 Bortrag des Landtagsabg. Roos (Bürgerpartei) imSchwarzwald".

Haiterbach

^ 3 Generalversammlung der Spar- und Vorschußbank in derLinde"

Was sollen unsere Kinder werden? ep. Diese Frage lastet gewiß jetzt wieder zur Zeit der, kommenden Schulentlassung auf den Gemütern mancher Eltern, die sich über die Aussichten für das Fortkommen ihrer Kinder in den verschiedenen Berufen nicht im klaren sind. Bei den gegenwärtigen Veränderungen in der Wirt­schaft ist dies ja auch kaum möglich, einen Ueberblick über die Anforderungen der einzelnen Berufe zu gewinnen.

In Anbetracht dieser Lage find in ganz Deutschland Berufsberatungsstellen eingerichtet worden. Auch bei uns in Württemberg bestehen bereits 30 für männliche, 7 für weibliche Berufe, meist in Verbindung mit den Arbeitsämtern. Daneben werden von Berufs­beratern und -beraterinnen in den Städten Schulvorträge an den oberen Klassen der Schulen gehalten oder auch Elternabende, an denen die Möglichkeiten wie die Wege der Ausbildung aufgezeigt werden. Wo dies bisher noch nicht geschehen ist es werden vor allem die kleineren Orte sein können solche Sachkundige zu Elterirversamm- lungen gerufen werden. (Dahingehende Wünsche find zu richten an das Landesarbeitsamt Südwestdeutschland, Stuttgart, Hegelstraße 1). Die Arbeitslosigkeit und unsere schwierige wirtschaftliche Lage sollte alle Eltern letzten, nicht in erster Linie aus den augenblicklichen Verdienst zu sehen, sondern ihren Kindern eine möglichst gute Ausbildung zu­teil werden zu lassen. Die Jugend selbst aber muß daraus lernen, daß es gilt, in dem gewählten Beruf recht tüchtig zu werden.

UnsereFeierstunden"

Der weltberühmte Jongleur Rastelli, der augenblicklich wie­der in Berlin gastiert, ist uns Württemberger auch kein Frem­der mehr, denn er lebt wohl von seiner vorjährigen Stutt­garter Zeit her noch aller in Erinnerung, besonders bei denen, die ihn damals sehen konnten. Das Bild auf dem Titelblatt unserer Bilderbeilage gibt einen kleinen Ausschnitt aus dem phänomenalen Können dieses Menschen. Doch wie immer, blei­ben wir nicht im Lande stehen, sondern fliegen mit lldets Kleinflugzeug auf die Zugspitze, besichtigen das alte Jagdschloß Moritzburg bei Dresden, fahren mit nach Mexiko, werfen dann wieder einen Blick in die Leipziger Messe, machen eine Fluß- und Seereise von Berlin bis Hamburg, überqueren schließlich den Ozean mit dem neuerfundenen RettungsbootSchutevaer" und lesen dabei von derWeltumseglung vor 350 Jahren". Der Starenmatz singt uns dabei ein Liedchen vom kommenden Früh­ling, auf den wir nun nicht mehr lange warten möchten.

Arbeitsmarktlage im Bezirk Nagold.

Die Zahl der Arbeitsuchenden hat gegen Ende des Mo­nats Februar durch die günstige Witterung wesentlich ab­genommen, ist aber im Laufe der letzten Woche durch das ungünstige Wetter wieder etwas gestiegen. Am 15. März 1928 betrug die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger 133 (208) männl. u. 4 (4) weibl., die der Zuschl.-Empfänger 219 (293). Die eingeklammerten Zahlen bezeichnen den Stand vom 15. 2. 1928. Insgesamt haben sich bis heute seit 1. 10. 1927 422 Arbeitslose gemeldet, von denen aber 285 wieder die Arbeit aufnehmen konnten. Ar­beitsvermittlung im Monat Februar 1928. Arbeitsgesuche männl. alt 248, neu 82, zusammen 330, ver­mittelt 35; weibl. alt 17, neu 9, zusammen 26, vermittelt 9.

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Zur Konfirmandenliste. Bei der Veröffentlichung der diesjährigen Konfirmanden hat uns der Druckfehlerteufel wieder einmal ein Schnippchen geschlagen und zwar muß es unter Nagold bei den Mädchen Helene Strähle (nicht Stähle) heißen.

Warnung vor dem juristischen Studium. Die Vereini­gung der Vorstände der Deutschen Anwaltskammern versen­det eine Erklärung, in der es heißt: Es erfüllt mit steigen­der Besorgnis, in welchem Mäße die Zahl der Studierenden der Rechtswissenschaft ständig zunimmt. Es sind zurzeit in Preußen 5000 Referendare und auch in andern Ländern ist ein Ueberfchuß vorhanden. Die Unterbringung in staat­liche und kommunale Stellen wird nur zum kleinsten Teile möglich sein. Der Zuwachs zur Rechtsanwaltschaft wird aber deren Aufnahmefähigkeit erheblich übersteigen. Sie ist schon heute als überfüllt anzusehen. Die Gefahr, welche dieser Zustand nicht nur für die Rechtsanwälte, son­dern auch für die Rechtsvflege in sich birgt, wächst noch weiterhin, wenn der Zustrom zum juristischen Studium

Lnhält.

Altensteig. 16. März. ZudemRaubmordander Frau Steiner, über den wir gestern kurz berichteten, er fahren wir noch folgende Einzelheiten: Frau Seifensieder Steiner, Witwe, lebte allein in ihrem Hause und besohle trotz vorgerücktem Alter immer noch ihr Ladengeschäft. Aus die Mordtat wurden Nachbarn aufmerksam, daß gestern abend, angeblich schon nach 5 llhr, Leute in den Laden woll- > len, um Einkäufe zu machen und wiederholt vergeblich an