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Nagoldcr Tagülatt „Der Gesellschafter
Freitag, 18. März 1838
Diberach, 15. März. Vermiß r. Lermitzl wird leu Montag Dr. Mann von der O E. W. hier. Dr. Mann hat die Nacht vom Samstag auf Sonntag in Stuttgart verbracht und soll angeblich am Sonntag nachmittag um 4 Uhr von Stuttgart abgereist sein. Etwas Näheres über den Verbleib des Vermißten ist bis zur Stunde noch nicht bekannt.
Die Lalidesversicherunqsanstalt Württemberg
Steigerung des Renlenaufwands
Der Ausschuß der Landesversicherungsanstalt Württemberg hielt dieser Tags im Genesungsheim Lorch seine diesjährige ordentliche Jahresversammlung. Den wichtigsten Gegenstand der Tagung bildete die Beratung des Voranschlags für das Jahr 1928. Dieser schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 41801170 -K ab. Als Leitragsetnnahme werden 38 Millionen Mk. erwartet, in Zinseinnahmen 1 200 000 M. Unter den Ausgaben stehen die Renten mit 28 000 000 -1t an erster Stelle, es folgt das Heilverfahren einschließlich der allgemeinen Wohlfahrtspflege mit 3 020 060 -1t, der persönliche Ver- waltungsaufwand erfordert 800 000 -tt, die Ruhegehalte usw. 127 000 -1i. Der Rentenaufwand wird durch das zurzeit dem Reichstage vorliegende Gesetz über die Erhöhung der Steigerungsbeträge eine beträchtliche Steigerung erfahren, da vom Reich nur die Anteile der erhöhten Alt- renten, von der LBA. die Anteile der Neurenten ab 1. April 1928 getragen werden sollen.
Bezüglich eines Kapellenbau es in Ueberruh wurde ein Antrag der freigewerkschaftlichen Vertreter, diesen Neubau mit 35 000 -1t Rohbaukosten in Rücksicht auf die Notwendigkeit der Bereitstellung von Mitteln für Kleinwohnungsbauten zurückzustellen, gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Ein Darlehen an die Landeswasser- oersorgung in Höhe von 3 Millionen Mk. wird nach den Aufwertungsbestimmungen für Reichsanleihen mit 2X Prozent aufgewertet. Einige Grunderwerbungen sowie die Berichte über die Revision der Verwaltung sind genehmigt worden.
Die nur für den Rest der in den nächsten Monaten ablaufenden Wahlperiode nötigen Neuwahlen der Ausschußvorsitzenden und der Kommission ergab die Wiederwahl der bisherigen Vertreter. Eine neue Ausschußsitzung wird nach beendigter Wahl, voraussichtlich im Juli d. I. tagen, und insbesondere Neuwahlen der ehrenamtlicb-> mitglieder oorzunehmen haben.
Aus Stadt und Land
Nagold, 16. März 1928
Wie viel Leute würden nicht zur Kirche gehen, wenn nur Gott allein sie dort sähe. Petit-Senn.
Korrfirrnationsgeschenke
Die Eeschenktage find von jeher eine heikle Sache gewesen und machen immer wieder genug Kopfzerbrechen. Nun erst die Geschenke zur Konfirmation, die ihnen durch ihre ernste Bedeutung eine eigene Note und einen besonderen Charakter geben. Da heißt es doppelt erwägen, da- ! mit man das Richtige trifft. Schenken will man u. ist dazu i zum Teil sogar durch sogenannte Gegenleistungen (oft ; möchte man sagen leider!) verpflichtet. Auf der anderen Seite möchte man wiederum eine Gleichheit der Geschenke vermeiden. Hier ist es am besten, man setzt sich mit den Eltern in Verbindung, um vorzubeugen, daß man vielleicht als Fünfter mit einem Gesangbuch oder einer Bibel erscheint. Aber auch die Geldfrage spricht dabei eine sehr gewichtige Rolle. Bei der heutigen allgemeinen Geldknappheit läßt man die manchmal zu diesem Fest unbedingt unfinnige Schenkerei sein oder aber man beschränkt sie aus praktische Gegenstände. Doch hier erfordert die passende I Auswahl sehr viel Takt. Was kann man nicht alles für einige Mark kaufen, das so ein junger Mensch nützlich ver- >
werten kann! Dazu muß man jedoch genau die Familienverhältnisse kennen, will man nicht anstößig wirken. Der Gabentisch einer jungen Konfirmandin gibt oft ein bezeichnendes Bild von der Gegenwart. Selbst Puderdöschen haben sich darauf verirrt und dazu noch seidene Unterwäsche, und das noch von der eigenen Mutter! Wir wollen doch an solch ernsten Tagen nicht den gärenden Most jugendlicher Eitelkeit noch mehr in Aufruhr bringen. Wenn auch praktisch, jo kann das Geschenk doch finnig bleiben. Findet man aus diesem Gebiet nichts Passendes, bieten uns Literatur und Kunst soviel Möglichkeiten, sich der heiklen Frage-zu entledigen u. man hat selten oder wenigstens seltener ein Danebengreifen zu befürchten. Ein gutes Buch, ein schönes Bild, ein belehrendes Werk, das den späteren Beruf des Konfirmanden behandelt, ein paar Blümchen dazu und man hat gut und sinnig gewählt. Bor allem kommt es auf die Art des Gebens an und das kleinste Geschenk, begleitet vom richtigen Wort, wird mehr Freude bereiten, als der kostbarste Tand, der in teilnahmsloser Gleichgültigkeit gereicht wird.
Maßnahmen zur Erleichterung des Verkehrs
Gewissenhafte Statistiker haben errechnet, daß in jedem Jahr etwa 50 000 Menschen bei Verkehrsunfällen tödlich verunglücken. Von dieser gewaltigen Zahl entfällt auf Deutschland zwar ein verhältnismäßig kleiner Prozentsatz, aber nur deshalb, weil der Verkehr bei uns noch nicht die Ausmaße angenommen hat, wie z. B. in Amerika, und weil man sich in Deutschland schon frühe damit beschäftigte, Maßnahmen zu treffen, die die Verkehrssicherheit erhöhen. Vcr- kehrserleichterungen brachten die vor einigen Jahren ein-- geführten Fahrtrichtungsanzeiger, wenn auch, was heute immer noch bemängelt werden muß, eine gewisse Einheitlichkeit dieser Apparate angebracht wäre.
Die Straßen wurden an den gefährlichen Stellen mit Warnungstafeln versehen, und die Wegbezeichnungen wurden, dank der Rührigkeit einiger Automobilsportverbände, in einzelnen Teilen des Landes vorbildlich durchgeführt. Doch alle die bis jetzt getroffenen Maßnahmen erfüllen nur bei Tag vollkommen ihren Zweck. Bei Nacht ist die Orien- tierungsmöglichkeit und das Beachten der Warnungstafeln für den Automobilisten, namentlich wenn er sich in einer gänzlich fremden Gegend befindet, immer noch schwer. Und so kam man auch in Stuttgart darauf, an verschiedenen Plätzen und Wegkreuzungen selb st leuchtende Richtungsschilder, vorerst nur versuchsweise, aufzustellen.
Diese Schilder, gelbschwarz in der Farbe, die aus einem reflektierenden Silberspiegsl bestehen und hell aufleuchtsn, sobald sie das Licht der Scheinwerfer des Autos trifft, sind an verschiedenen Stellen schon ausgestellt Es besteht kein Zweifel, daß diese Einrichtung eine große Erleichterung für den nächtlichen Autoverkehr bedeutet.
Groß ist in letzter Zeit die Zahl der Verkehrsunfälls bei den Bahnübergängen. Um ein Ueberfahren geschlossener Schranken zu vermeiden, sollen dis Schranken mit dem gleichen Glas überzogen werden, wie die Richtungsund Warnungsschilder. In Berlin wird zurzeit auch ein Apparat ausprobiert, der aus einem Signalmasten von 6 Meter Höhe besteht und an dem ein Hebelarm mit einem Signal auf „Halt" befestigt ist. Wenn sich ein Zug naht, geht der warnende Arm automatisch in die Höhe und der ungeschützte Bahnübergang ist für den Autoverkehr gesp nrt, bis der Zug vorbei ist und das Lichtsignal erlischt und wieder selbständig in seine Ruhelage zurückgeht.
Die neue Schießbahn
des Schützenvereins auf d. Gelände des Kurhauses „Waldlust" wird nun auch für die, die immer noch nicht so recht daran glauben wollten, zur Wirklichkeit. Man hat nämlich inzwischen mit den Erabarbeiten begonnen, die von der Fa. Kau pp u. Henßler ausgeführt werden und bis zum 20. März beendet sein sollen. Die Vollendung der Vetonierarbeiten durch die gleiche Firma ist bis 1. April und der Zimmer arbeiten durch Zimmermeister Spöhrbis 15. April vorgesehen. Vorläufig werden 6 Bahnen auf 50 Meter mit 6 Blenden gebaut. Die Bahn wird so angelegt, daß sie jederzeit ohne übermäßig große Kosten auf
175 Meter erweitert werden kann. Das vorläufige, kleine Haus bekommt eine Größe von 6XX6X Meter (erweiterungsfähig auf 6XX10X Meter) in einfachster Ausführung. Es wäre ja zu wünschen gewesen, wenn man von vorneherein die Kosten für die große Anlage hätte aufbringen können, denn dann dürfte man das Problem nach jeder Hinsicht als vollkommen gelöst betrachten und man könnte sich sicherlich eines regen Lebens auf dem Schützenhause erfreuen, wie dies in Calw und bei ähnlichen Anlagen der Fall ist. So wird nun der Anfang klein, doch viel hundermal besser wie bisher und vollauf genügend, um jedem Freunde des Schießsportes die schönste und bequemste Gelegenheit zur Ausübung seines Sportes zu geben und zugleich im gastfreundlichen Kurhaus „Waldluft" oder auch im Schützenhäuschen, das vom Kurhaus „Waldlust" aus bedient wird, geselliges Leben zu pflegen.
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Alten steig, 18. März. Raubmord? Gestern abend kurz vor 7 Uhr wurde die 65 Jahre alte Seifensieders-Witwe Friederike Steiner in ihrem Blute vor dem Ladentisch liegend tot aufgefunden. Der Kopf zeigte eine breite klaffende Wunde, aus der die Eehirnteile heraushingen. Die Wunde ist mit einer Eisenstange, mit der man die Ladentüre zu schließen pflegte, beigebracht worden. Noch gestern abend, gegen XII Uhr traf die Mordkommission aus Stuttgart ein. Sie konnte jedoch bis jetzt keinerlei Spuren des Täters entdecken. Um einen persönlichen Feind kann es sich wohl kaum gehandelt haben, denn Frau Steiner, die ein Ladengeschäft in der Post- straße oberhalb des „Sternen" betrieb, war in allen Kreisen beliebt und geachtet. Allem Anschein nach handelt es sich um einen Raubmord» denn das Geld der Kasse lag umhergestreut auf dem Boden. Es konnte allerdings noch nicht festgestellt werden, ob tatsächlich Geld oder andere Gegenstände geraubt wurden.
Pfrondorf, 15. März. Meisterprüfung. 2m verflossenen Monat hat Friedrich Hartmann von Pfrondorf OA. Nagold, z. Zt. Neueneck b. Freudenstadt, bei der Handwerkskammer in Reutlingen seine Meisterprüfung im Müllereigewerbe mit Erfolg bestanden.
Eutingen, 15. März. Unfall. Gestern vormittag halb 12 Uhr ereignete sich bei den Bahnhofsumbauten Eutingen ein schwerer Unglückssall. Mitten in rascher Fahrt stießen einige Rollwagen aufeinander, wobei einer der Wagen entgleiste. Dabei wurde ein Arbeiter eingeklemmt und ihm der Fuß oberhalb des Knöchels abgedrückt. Es ist dies der 22 Jahre alte Karl Efrörer von Weitingen.
Seebronn, 15. März. Wiedergefunden. Seit Dezember letzten Jahres wird die 23 Jahre alte Franziska Weiß von hier vermißt. Sie ist damals spurlos verschwunden. In der der gestrigen Nummer des „Schwarzwälder Volksfreuend" in Rottweil lesen wir nun, daß die Weiß in Rottweil sich befindet und wohlauf ist.
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24. Fortsetzung (Nachdruck verboten)
„Leider gnädige Frau, wenn ich den Abendzug benutze, komme ich gerade noch zum Termin zurecht."
Mein Freund trommelte ärgerlich mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte:
„Da Ham ma so guat wia nix vonanander g'habt, weißt d'. i Hab s schon wieder satt daherinnen in dera Oed, was meinst d', Sopherl, woll'n ma bald amal wieder reis'n, nach Schweden oder meinethalben nach Kis-Erdö?"
„Ja du! Ach ja!" Die Augen der jungen Frau strahlten:
,L»er Onkel Franz sekkiert mi alleweil; Jessas, wird der a Freud' hab'n!"
Von dem gepflasterten Hof herauf klang harter Huf- s >: ich trat ans Fenster:
„Donnerwetter, das ist doch der Niki Pernegg!"
„Was? D'r Niki? Laßt der si' a amal wieder an- schaun?"
Der Rittmeister schwang sich aus dem Sattel und warf einem Reitburschen die Zügel zu; Sekunden später kamen sporenklirrende Schritt über den Flur:
„Ah — Grüß Gott beianand'! Gnädigste, i tüss' 's Handerl!" Dann kam ich an die Reihe: „Hab's eh' schon g'hört, daß d' im Landerl bist, also, auf a paar Tag' muaßt zu mir nach Pernegg kommen, zwoa Hahnen Ham ma schon Verlust --."
„Riesig nett von dir, lieber Niki, aber es geht nicht. Eben bekam ich ein Telegramm, ich muß heute wieder ab- reisen . . ."
„No, aber so was —-"
„Ja, und nun nochmals meine allerherzlichsten Glückwünsche zu deiner Verlobung!"
„Dank' schön! Das Glück vom Vinzenz hat mir koa Ruah net g'lass'n: kriagst net auch Appetit?"
„Ich will kein Mädel unglücklich machen, zum Ehemann tauge ich nicht, außerdem — ich habe einen Kurzhaarigen, einen Schweißhund und einen Dackel."
„Das is' Tusch!" Frau Sophy drohte mir mit dem Finger: „Wird wohl andres Hakerl haben, ane stille ! Liebe oder auch — mehrere!" !
Der Binzenz lachte:
Sixt, da Haft d' es, i sag' ja, geg'n d' Weiberleut kommt ma net auf, dös Ham d'r Adam selig un' der Samson aa scho' g'wußt!" ?
Es gab ein luftiges Hin und Her, und natürlich ver- ! schob ich nun das Packen meines Koffers für ein Stünd- ! chen, die paar Sachen waren ja auch schnell genug verstaut. Der Niki mußte ein Schalerl Haut trinken, und mein Freund frozzelie ihn:
,,D' Liab zehrt, verwegen halt er's auch net drüben in Pernegg aus, do hat ihn d' Schaffnerin auf halbste Kost g'setzt, is eh Fastenzeit, und auf an christlichen Eh'stand muaß man si würdig vorbereiten."
„Dös woatz wohl aus Erfahrung? Aber, hast du scho dös Neueste g'hört? D'r alte Lechpoitner, d'r alte Forst- moaster, drüben im Aerarischen, der wo am 1. April in d'n Ruahstand g'treten is, hat an Nachfolger kriagt, i glaub gar an Landsmann von der Gnädigsten, ganz a g'spaß'ger Nam', Hab n' aber wieder vergessen."
Die Tasse in Frau Sopherls Hand klirrte leise, unwillkürlich sah ich hinüber. And da war er wieder, der starre, geistesabwesende Blick, der mir schon am Morgen ausgefallen war. Das konnte ein Zufall sein, konnte! Doch der Argwohn, der sich einmal festgesetzt hatte, wollte nicht schweigen, — lag hier vielleicht der Schlüssel zu einer Erklärung für das sonderbare Benehmen der Terosaler Schloßherrin? Und entsprang ihre freudige Zustimmung zu dem Vorschlag für einige Zeit auf Reisen zu gehen, noch anderen Gründen als der Sehnsucht nach der Heimat? Keine vierundzwanzig Stunden war es her, daß sie mir erklärt hatte, wie froh sie sei, das Wanderleben mit der Stille und Abgeschiedenheit vertauschen zu können — und jetzt? Eine Weiberlaune möglicherweise, aber doch eine Laune, die in Verbindung mit meinen stillen Beobachtungen zu denken gab! Jetzt bedauerte ich es doppelt, daß mich eine unaufschiebbare Angelegenheit zu der überstürzten Heimreise nötigte; nicht weil ich Freude am Spionieren empfand, nein, es war mehr das rein instinktive Gefühl: der Vinzenz ist verliebt, ist blind, er braucht jemanden, der für ihn die Augen offen hält. Wenn ich heute an
jene Stunde zurllckdenke, dann bedauere ich es noch immer, daß ich damals jener inneren Stimme nicht gefolgt bin, fast wie ein Unrecht kommt es mir vor an meinem liebsten, meinem besten Freund, und auch an ihr, der jungen, schönen Frau, der ich abzubitten habe — viel abzubitten.
Aber es hat wohl so sein sollen. Dis Erfahrung eines langen, einsamen Menschenlebens lehrte mich, daß alles Geschehen nur eine Kette von zwangsläufigen Notwendigkeiten ist, daß jede unserer Taten und Unterlassungen schon den Keim künftigen Erlebens in sich trägt. Schicksal nennen wir dieses Wechselspiel zwischen Ursache und Wirkung, bilden uns ein, wir tonnten es selbst nach unserem Wünschen und Wollen gestalten — und sind doch nichts als Marionetten, die der große Puppenspieler, den wir Gott, Allmacht, Vorsehung heißen, an seinen Fäden tanzen läßt, so wie Eintagsfliegen im Sonnenglast spielen. — Am User eines dunklen, geheimnisvollen Stromes stehen wir, breiten die Hände harren des glückhaften Schiffs, das uns hinüberträgt in das Märchenland unserer Sehnsucht, harren und warten, dis Freund Hein uns leise an der Hand saßt und Charons Nachen die still und müde gewordenen Seelen aufnimmt.
„Was hast d' denn, Alterle? Red'st ja koa Wort? Gut und warm ruhten die Blicke des Vinzenz auf mir. 34 zwang mich zu einem Lächeln.
„Wird wohl der Abschied sein, der mir in den Gliedern liegt." Und dann sah ich plötzlich — Frau Sophy hatte das Zimmer verlassen. Rasch stand ich aus:
"Niki, du mußt mich schon entschuldigen, ich fahre nnt dem Sechsuhrzug, will noch packen . . ."
Der Rittmeister gab mir die Hand: .
„Zu schab', laßt sie aber net ändern, no kommst halt amal, wann i erst verheirat' bin, aufg'schoben is ja net aufg'hoben!"
Hell und goldig schien die Vormittagssonne in mein Zimmer. Das grelle Tageslicht tat mir weh, und rasch zog ich die Vorhänge zu. Der Ander! kam und fragte, ob er mir behilflich sein könne, — nein, ich brauche nichts, wollte mich ein Stündchen hinlegen, um frisch zu sein für die Fahrt.
Beim Mittagstisch fehlte Frau Sopherl.
„Ist die Migräne doch wieder schlimmer geworden?"
„Ja," mein Freund stocherte mißmutig in den Speisen herum, „sie laßt sich entschuldigen, du mochtest net yaro sein, Alterle. wann s' dir net 'pfüat Gott sagt cainrllotninci kalat.l