Seite 2 Nr. 44

Nagolder Tagblatt «Der Gejelljchafter"

Mittwoch, 22. Februar 1828

Regierungserklärung am 27. Februar nicht jeibsr im Reichstag wird abgeben können. Dr. Marx wird zu­nächst einen Erholungsurlaub nehmen müssen, um sich einer Kur zu unterziehen.

Aus dem Reichstag

Berlin, 21. Febr. Im Reichstag ist ein Antrag Dr. Rademacher (Dn.) eingegangen, der die Regierung er­sucht, auf eine beschleunigte Feststellung und Bekanntgabe der Aufwertungsquote der Versicherungs­gesellschaften. vor allem bei Lebensversicherungen, hinzuwirken und grundsätzlich den Abschluß neuer Lebens­oersicherungsoerträge unter Heranziehung der Aufwertungs­quote aus alten Versicherungen zu ermöglichen.

Auf Wunsch des Reichstags hat Reichsinnenminister v. Keudell eine Zusammenstellung über die in den letzten Jahren ausgestellten Bersorgungsscheine vorgelegt. Daraus ergibt sich, daß im Jahre 1926 bei der Wehrmacht 8254 Versorgungsscheine ausgestellt wurden und bei der Schutzpolizei 4231.

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vom Zicherheitskomitee

Der deutsche Standpunkt

Genf. 21. Febr. Der deutsche Vertreter Staatssekretär v. Simson entwickelte im Sicherheitskomitee die Gedan­ken. die schon in der deutschen Denkschrift für die Vorbera­tung in Prag ausgedrückt waren: 1. Es ist notwendig, daß zur Lösung aller Streitfälle ein bestimmtes Verfahren ein­geführt wird. 2. Jede Art von Bündnissen ist mit dem Geist des Völkerbunds unvereinbar. 3. Es kommt dar­auf' an, praktische vorbeugende Maßnahmen gegen die Kriege zu suchen. Darauf läuft auch der deutsche Vorschlag hinaus, daß bei Ausbruch von Streitigkeiten auf Empfeh­lung noch ein W a f f e n st i l l st a n d vereinbart werden soll.

Der italienische Vorschlag

Der italienische Vertreter de Marini bezeichnet den Gedanken eines allgemeinen Vertrags zur Erhöhung des Sicherheitsgefühls als einstweilen ausgeschlossen. Er empfahl statt dessen den Abschluß von Sonderverträgen zwi­schen Staaten, die wegen ihrer Nachbarschaft gemeinsame Interessen haben. Zweiseitige Verträge seien am zweck­mäßigsten. In besonderen Fällen könnten noch mehrere Staaten als Bürgen oder Teilnehmer angeschlossen werden. Auf alle Fälle soll anderen Staaten der Beitritt auf Wunsch offen stehen. In Bezug auf die friedliche Regelung inter­nationaler Streitigkeiten soll den Regierungen und dem Völkerbund die Anwendung und Wahl des Verfahrens offen gelassen werden.'

Die Verhandlungen des Komitees werden bis kurz vor dem Beginn der Tagung des Völkerbundsrats (5. März) dauern. In Anschluß an die Ratstagung wird am 15. M 'rz die vorbereitende Abrüstungskonferenz ihre Verhandlungen wieder aufnehmen.

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Der Streit um die Bouvel-Jnsel beigelegl

Oslo. 21. Febr. Die englische Regierung hat in einer Note an die norwegische Regierung den Anspruch Nor­wegens aus die Bouvet-Jnsel im Süden des Atlantischen Meers anerkannt. Damit ist der Streit über die Insel er­ledigt. Me Insel ist von Wichtigkeit als Station für dis norwegischen Walsischfänger in den südarktischen Gewässern.

Die Einigung über Tanger

Barcelona, 21. Febr. Es wird versichert, daß nun­mehr tatsächlich eine Verständigung zwischen Frankreich and Spanien über Tanger erzielt ist. Das Ergebnis soll aus der Konferenz mit England und Italien vermutlich in Malaga geprüft und entschieden werden. Spanien soll auch in der Sichern Zone von Tanger Polizei zugesprochen wer­den, die bis jetzt französisch war. Die Polizei der inner» Zone bleibt spanisch, wird aber unter den Befehl einer neu­ralen Macht, der Schweiz, Hollands oder Dänemarks, ge­teilt werden.

Vas Zreigabegesetz angenommen

Washington, 21. Febr. Der Senat hat das Gesetz über die Freigabe des beschlagnahmten fremden Eigentums mit so großer Mehrheit angenommen, daß von der Slim- menzählnng abgesehen wurde.

lviirllemberg

Stuttgart. 21. Febr. Grundsteinlegung der Waldkirche. Am Samstag, den 18. Februar, sammelten sich nachmittags mehrere hundert Angehörige der Gedächt­nis-, Rosenberg- urck» Paul-Gerhardgemeinde in der Kräher- waldstraße auf der Baustelle der neuen Waldkirche, um de­ren^ Grundsteinlegung feierlich zu begehen. Stadtpfarrer Mögling hielt nach einem Gebet eine Ansprache und ver­las die Urkunde. Nachdem die Kupferkapsel, in der sich außer dieser Urkunde die üblichen Beigaben in Münzen und Drucksachen befinden, in den Grundstein eingelegt worden war, wurde dieser durch die Bauleute geschlossen. Hammer­schläge .erfolgten durch Oberkirchenrat Prälat Dr. Finckh, Stadtdekan Prälat l). Traub und die Stadtpfarrer Dr. Walther, John, Fritz und Rieder, ferner durch den leitenden Architekten, Artur Bossert.

Zur Rotkundgebung der Bauern am nächsten Samstag m Stuttgart sind die Anmeldungen so zahlreich eingelau­fen. daß die Reichsbahn statt 16 nunmehr 29 Sonderzüge ausführen muß. Die Aufstellung erfolgt in den oberen und unteren Anlagen, von wo in drei großen Zügen von 12.15 Uhr ab in drei verschiedenen Richtungen nach der Rote- bühlkaserne marschiert wird.

Stuttgart. 21. Febr. Anlegung von Mündel­geld bei der Württ. Notenbank. Laut einer Ver­ordnung des Iustizministers ist nach Anhörung des Ober­landesgerichts die Württ. Notenbank in Stuttgart zur An­legung von Mündelgeld nach Z 1808 des Bürgerl. Gesetz­buchs für geeignet erklärt worden.

Zur Titetausbtähuug. Die Vereinigung der Stadtpfleger größerer württ. Städte hat die Beamtenorganisationen auf- gesordert, sich gegen die in den letzten Jahren eingerissenen Titelübersteigerungen und Aufblähungen, die die Beamten­schaft allmählich zum Gespött zu machen drohen, zur Wehr ZU sehen. Dieser Protest hat seine volle Berechtigung. Ist es denn so, daß wir alles vonPreußen" übernehmen müssen, auch wenn es noch so unvernünftig ist und noch so

wenig im Schwäbischen verstanden wird, während das Gute auf unserer Seite für Preußen unmöglich zu sein scheint. Das Höchste ist ja wohl, daß an Stelle der würdigen Titel: Hausdiener, später Hausmeister, Hausverwalter jetzt der TitelAssistent" getreten ist. So heißt z. B. der frühere Kameralamtsdiener heuteSteuerbetriebsassistent". In einem Assistenten sah man früher bei uns einen jungen Mann, einen Anfänger im mittleren Beamtendienst, und heute haben wir einen ehrwürdigen alten Hausmeister als Assistenten" anzusprechen. Auch der Famulus ist Betriebs­assistent geworden.

6lus dem Lande

Ludwigsburg, 21. Febr. Im Zuchthaus gestor­ben. Dieser Tage ist der Zigeuner Spindler, der vor etwa 2 Jahren den Landjäger Mäßle in Oberndorf a. N. erschossen hat, im Zuchthaus Ludwigsburg gestorben. Spind­ler soll schon längere Zeit lungenkrank gewesen sein.

Linsenhofen OA. Nürtingen, 21. Febr. Tragischer Tod. Der Kriegsinvalide Eugen Lepple wollte sich auf einem Motorrad nach Grötzingen führen lassen, verlor aber gleich nach der Abfahrt zwischen hier und Frickenhausen auf dem Rad das Gleichgewicht, wurde heruntergeschleudert und blieb schwerverletzt liegen. Er starb nach einigen Tagen.

Zizishausen OA. Nürtingen, 21. Febr. Tödlicher Sturz. Der Schlosser Karl Gänßle, der sich in seiner Scheuer beschäftigte, fiel auf die Tenne und erlitt einen Schädelbruch. Er wurde tot aufgefunden.

Tübingen, 21. Febr. Vortrag. Am Mittwoch wird auf Veranlassung des Hochschulrings Deutscher Art Staats­präsident Dr. Bazilleim Schillersaal des Museums einen Vortrag über das ThemaBundesstaat oder Ein­heitsstaat" halten. Anschließend findet ein Bierabend auf dem Haus derVirtembergia" statt.

Rottenburg, 21. Febr. Zum Diözesanjubiläum wird ein Buch erscheinen, die hundertjährige Geschichte der Diözese. Sie wird bearbeitet von Psarrer Stiegels (Ent­stehung der Diözese und Bischof Keller), Repetent Dr. Hagen (Bischof Lipp), Prälat Kümmel (Bischof Hefele), Pfarrer Dr. Willburger (Bischof Reiser und Keppler), Chefredak­teur Stärk (Bischof Dr. Sproll), Oberjustizrat Winker (die heutige juristische Lage). Das Buch erscheint im Schwaben­verlag, Stuttgart, und wird in wenigen Wochen ausgegeven werden können.

Schwenningen a. 7k., 21. Febr. Aufgeklärter Einbruch. Als Täter des verübten Einbruchs in Ser Neujahrsnacht in ein hiesiges Maßgeschäft wurde von der Kriminalpolizei der Täter in der Person eines 19jähr. ent­sprungenen Fürsorgezöglings von hier ermittelt, der nach der Tat wieder in die Anstalt zurückkehrte. Der größte Teil der Beute konnte dem Täter wieder abgenommen werden.

Backnang. 21. Febr. Schenkung. Der Ehrenbürger der Stadt, Kommerzienrat Eduard B r e u n i n g e r-Stutt­gart, hat der Eoang. Kirchengemeinde sein elterliches Heim mit Garten, Hinterhaus und Scheuer im Kalten Wasser 13, übereignen lassen, damit es für die Bedürfnisse der Kirchen­gemeinde Verwendung finde. Die Jugendherberge, die im Hinterhaus untergebracht ist, wird gleichfalls mit übernom­men.

Sigmaringen» 21. Febr. Unfall bei einer Fast - nachtsveranstaltung. Bei der Fastnachtsveranstal» tung des Ebinger GesangvereinsEintracht" am Sonntag mittag imLöwen" ereignete sich ein bedauerlicher Unfall. Einer der Gäste, ein junger Ebinger namens Wilhelm Schü­ler, verletzte sich bei einem mutwilligen Sprung über das Geländer der Eingangstreppe vor dem Haus derart gefähr­lich am Unterleib, daß er nach erster ärztlicher Hilfe sofort ins Krankenhaus übergeführt werden mußte. Wahrscheinlich liegt eine Darmverwicklung und Muskelzerrung vor. ,

Bargau OA. Gmünd, 21. Febr. Ungewöhnliches Ei. Einen Fastnachtsscherz eigener Art erlaubte sich heute hier eine Henne. Me Besitzerin, Frau K. B., fand, laut Rems-Zeitung", zu ihrer Ueberraschung ein Ei, das fast die Größe eines Ganseies hatte. In diesem befindet sich ein zweites Ei, halb so groß wie ein normales, aber sonst voll­kommen ausgebildet mit eigener Schale. Dasselbe schwamm im Eiweiß und über dem Eidotter des großen Eies, welch letzteres in die Länge gezogen ist.

Heidenheim a. Br., 21. Febr. Spende. Der hiesige Industrieverein hat zu den Kosten der von der Stadr- gemeinde angeschafften automobilen Feuerwehrleiter einen Beitrag von 6000 Mark verwilliat.

Vom Hohcnlwier, 21. Febr. W ü r t t e m b e r g i s ch e Gelände schenkung. Für die aus der Schweiz ver­triebenen Wehrleuie hatte Württemberg der Stadt Singen ein im Exklave befindliches Treal von 11 000 Quadratmetern überlassen, die bis zum 31. Dezember 1927 überbaut sein sollten. Die Stadt Singen hat nun aber einen Teil des Areals an einen Bauverein und damit on Personen ab­gegeben, die keine Wehrleute sind. Die Folge davon war, daß die württ. Regierung das Verhalten der Stadt als gegen Treu und Glauben verstoßend bezeichnet hat. 7700 Quadrat­meter hak der Bauverein für sich in Anspruch genommen und tatsächlich geschenkt erhalten. Die übrigen 3300 Qua­dratmeter sollten an Württemberg zurückfallen, sind nun aber der Stadt Singen um den Preis von 2.50 Mk. für den Qua­dratmeter angeboken worden.

Aus Stadt und Land

Nagold, 22. Februar 1928.

Der Mensch soll arbeiten, aber nicht wie ein Last­tier, das unter seiner Bürde in den Schlaf finkt und nach der notdürftigsten Erholung der erschöpften Kraft zum Tragen derselben Bürde wieder aufgestört wird. Er soll angstlos, mit Lust und Freudigkeit arbeiten und Zeit übrig behalten, seinen Geist und sein Auge zum Himmel zu erheben, zu dessen Anblick er gebildet ist. » Fichte.

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Zusammenstoß

Als gestern nachmittag 12 Uhr das Verkehrsauto NagoldBaifingen von der Marktstraße über den Markt­platz in die Herrenberger Straße fahren wollte, kam ein hiesiger Radfahrer in anscheinend ziemlich raschem Tempo die Bahnhofstraße herunter und fuhr dem Auto in die linke Flanke, so daß die Scheibe am Führersitz zertrümmert und der Führer durch Glasscherben im Gesicht leichterer Art ver­letzt wurde. Wie durch ein Wunder kam der Radfahrer mit dem Schrecken und allerdings einem vollständig demo­lierten Vorderrad davon.

Mischsendungen. Warenproben und Drucksachen nach de« Ausland. Von fremden Postverwaltungen ist in letzter Zeit wiederholt zur Sprache gebracht worden, daß die aus Deutschland eingehenden Warenproben das zulässige Meist- gewicht von 500 Gramm häufig überschreiten. Auch in Mischsendungen sollen schwerere Warenproben unzulässiger­weise ausgenommen werden. Ferner sollen als Drucksachen bezeichnete Sendungen nicht selten alle möglichen Waren, z. B. künstliche Blumen, Kautschukartikel, Schokolade, Stem­pel, Klischees. Lichtbildstreifen usw. enthalten. Da diese un­vorschriftsmäßigen Sendungen von den fremden Postanstal­ten beanstandet und nach dem Aufgabeort zurückgesandt werden, werden die deutschen Absender gut tun, die für Drucksachen, Warenproben und Mischsendungen nach dem Ausland erlassenen Versendungsvorschriften genau zu be­achten. Die deutschen Postanstalten sind angewiesen, die of­fenen Briefsendungen nach dem Ausland sorgfältiger als bisher auf ihre Beschaffenheit zu prüfen und die unzulässigen Sendungen von der Beförderung auszuschließen.

Ebhausen, 21. Febr. Gemeinschaft der Freunde Wüsten rot. Am Sonntag fand imWaldhorn"-Saal eine sehr zahlreich besuchte Versammlung der E. d. F. statt. Der Berichterstatter H. Burger, schilderte in sehr klarer Weise Wesen und Werden des Bausparerbundes auf Grund gegenseitiger Unterstützung der einzelnen Sparer. Aus sehr kleinen Anfängen ist eine große Gemeinde geworden, die die Zahl 30 000 überschritten und bereits mehrere tausend Häuser erbaut hat. Bei der sich anschließenden Aussprache wurden besonders die Sicherungs- und Vorsichtsmaßnahmen der Leitung des Unternehmens besprochen. Sie sind in manchen Dingen fast etwas hart, aber dringend notwendig, um eine, wenn auch nur geringe Zersplitterung der Spar­groschen zu verhindern. Aus der Mitte der Versammlung wurde mit Recht betont, daß die E. d. F. in jeder Weise auch die Bestrebungen der deutschen Bodenreformer fördere und unterstütze. Mit dem Eigenheim wächst Heimatliebe und mit ihr Zufriedenheit. Die rasche industrielle Entwick­lung der letzten 50 Jahre hat schon so manche deutsche Fa­milie entwurzelt und im Vaterland fast heimatlos gemacht. Hier gilt es andere Wege einzuschlagen, wenn nicht noch größeres Unheil angerichtet werden soll. Im kleinen Ein­familienhäuschen soll der Mensch durch engste Verbindung mit der Mutter Erde den Weg finden, zu wahrer Heimat­freude; und über den Zaun des Gärtchens hinweg soll wie­der dem Nachbar ein Nachbar werden, der mit Vertrauen und Teilnahme zum Nebenmenschen heranwächst und nicht mit der Gleichgültigkeit und oft geradezu brutalen Rück­sichtslosigkeit unserer Kasernenquartiere der Großstädte. Die G. d. F. ist bestrebt, jedem, der mit Ernst und Ausdauer sparen will, zu einem seinen Verhältnissen und Wünschen entsprechenden Eigenheim zu verhelfen. Sie bekämpft nicht irgendwelche Stellen, die dieselben edlen Ziele im Auge haben, weist aber doch auch mit Recht jeden Angriff auf ihr Werk zurück, da ja die rechtlichen Auseinandersetzungen der letzten Jahre mit Staat und Gesetz einwandfrei erwiesen, daß keinerlei unlautere Gründe bei der E. d. F. zu finden sind. Zum Schluß machte der Redner noch auf eine zu er­wartende Neuerung aufmerksam, Es soll eine besondere Abteilung geschaffen werden für Landwirte, die die väter­liche Scholle übernehmen sollen. Durch gegenseitige Unter­stützung, ähnlich wie bei den Bausparverträgen, sollen Gelder zu mäßigem Zinsfuß bereitgestellt werden, die jedem Jungbauern die Fortführung und schließliche Entschuldung des väterlichen Erbes ermöglichen sollen. Nach reichlicher Aussprache über die wichtigsten Fragen wurde die schön ver­laufene Tagung geschlossen und jeder hatte noch Gelegen­heit, sich aus der bekannt guten Küche imWaldhorn" All stärken, die ganz verlockende Dilfre verbreitete.

Ebhausen» 21. Febr. Vom Turnverein. Am Samstag abend hat der hiesige Turnverein im Gasthaus zumWaldhorn" in Form eines Familienabends seine 30jährige Gründungsfeier abgehalten. Nachdem der neue Vorstand, Herr Eberhard Schüttle, den Abend eröffnet hatte, gab der Ehrenvorstand, Herr Sattlermeister Joh. Pfeifle, einen Rückblick über die Geschichte des Vereins. Seine Ausführungen, denen das lückenlos geführte und reichhaltige Protokollbuch des Vereins zugrunde lag, waren trefflich. Es war eine Lust sich von ihm in farbenprächtigen Bildern Werden und Sein des Vereins zeigen zu lassen. Alle bekamen so recht den Eindruck, daß ein richtiger Verein gewissermaßen eine Lebensgemeinschaft darstellt, die wohl imstande ist, den mit ihr Verwachsenen körperliche, geistige und moralische Lebenskraft zu spenden. Wir müssen sie alle hoch achten, die in Selbstlosigkeit dieser Arbeit- und Le­bensgemeinschaft gedient haben und noch dienen zum Wohl des Ganzen. Im Namen der Gemeindevertretung über­brachte der Schultheißenamts-Stellv., Herr Jak. Kleiner, selbst ein alter Gönner des Vereins, dem Jubilar die besten Grüße und Glückwünsche. Zur Verschönerung des Abends hatten sich das Doppelquartett des Gesangvereins unter Führung von Herrn Oberlehrer Römer, sowie auch die Musikkapelle zur Verfügung gestellt. Möge dieses gute Einvernehmen zwischen den Vereinen nach wie vor so wei­terbestehen ! Aufmerksam lauschten die Anwesenden auch den Eedichtvorträgen ernster u. heit. Art. Selbst eine schwäb. Posse wurde noch vom Stapel gelassen und wurde ent­sprechend gewürdigt. Nicht unerwähnt bleibe, wie einer der Vereinssenioren, Herr Eottlieb Schüttle, das Wort ergriff, um aus seinem wohlgefüllten Erinnerungsschatz reichlich zu spenden. Wenn anderen längst das Trum aus­gegangen ist, dann schöpft er immer noch aus dem Vollen. Er kann auch stets ein. voll. Erfolgs sicher sein, da er immer und immer wieder dasjenige Wort findet, das man von ihm erwarten darf und das seine Zuhörer immer wieder hinreibt zu hemmungslos begeisterten Beifallskundgebun­gen. Es war kein Wunder, daß die Stunden nur so Hin­flügen. Am Schluß noch ein kleiner Tanz für unsere unent­wegtLeichtfüßigen" und der wohlgelungene Abend hatte seinen Abschluß gefunden.Gut Heil!"

Herrenberg, 21. Febr. Vezirksratssitzung am 17. Februar 1928 unter dem Vorsitz von Oberamtmann Bertsch. Genehmigt wird das Gesuch des Georg Vrö- samle, Adlerwirts in Unterjettingen um Ausdehnung sei­ner Wirtschaftserlaubnis auf Beherbergung von Fremden in 2 Zimmern seiner Wirtschaft zumAdler" in llnter- jettingen. Die Realschule in Herrenberg wird z. Zt. von 158 Schülern und zwar 84 hiesigen und 74 auswärtigen Schülern besucht. Das Schulgeld beträgt pro Schüler jähr­lich 60 Mk. Von Schülern, deren Eltern nicht im Bezirk

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