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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Montag. S. Zaouar LS28

DemokratischeDreikönigsparade"

Stuttgart. 7. Jan. Die diesjährige Landesversammlung der Deutschen Demokratischen Partei, bekanntlich vom 6. Januar (Dreikönigstag),Dreikönigsparad«" genannt, wurde am Donnerstag mir einer Besprechung der Parteioertreter eingeleitet. Zum Landesvorsitzenden wurde wieder gewählt Geh. Hofrat Dr. Bruckmann, zu stellv. Vorsitzenden Finanzminister a. D. Dr. Schall, Stadtpfarrer Esen- wein, Johannes Fischer und Albert Hopf, ferner an Stelle von Oberbürgermeister Scheef Frl. Landtagsaba. Mathilde Planck. Generalsekretär Albert Hopf hielt einen Vortrag mit dem ThemaVor den Wahlen". Er nannte die Tätigkeit der jetzigen württ. Regierung ein« .Irreführung -er Wählerschaft' im Jahr 1924. Frl. Ma­thilde Planck erstattete ein Referat über die deutsch-demo­kratische Frauenarbeit im Landtag.

Am Freitag folgte die öffentliche Versammlung im Fest­saal der Liederhalle, die oon Geh. Hofrat Dr. Bruck­mann eröffnet wurdß. Frau Dr. Gusta Rath <5eil- bronn sprach überDie Frau in der Politik", .r> sie feststellte, daß das Interesse der Frauen an der öffentlichen Betätigung sich bereits stark abgekühlt habe.

Reichsfinanzminister a. D. Dr. Peter Reinhold sprach über die Politik im Reich. Solche Mißerfolge, wie die jetzt seit 12 Monaten bestehende Rechtsregierung im Reich zu verzeichnen hatte, habe noch keine Reichsregierung in der Republik buchen müssen. Die Außenpolitik ist in eine Sackgasse geraten. Auch in der Jnnenvolitik berrlckt eine

Stagnation. Die Erhöhung der Beaimengehälter sei auf das ungeschickteste angefaht worden. Noch schlimmer stehe es mit dem Schulgesetz. Die Denkschrift des Dawesagenten habe dem deutschen Kredit im Ausland ungeheuer geschadet. Parker Gilbert sei nicht Finanzkommissar und nicht Finanz­ratgeber der deutschen Regierung Wenn das deutsche Volk nicht an Ueberbesteuerung zugrunde gehen solle, müsse mit der Verwaltungsreform ernst gemacht werden. Die direkten Ersparnisse bei der Schaffung des Einheitsstaats werden über 200 Millionen Mark jährlich nicht hinausgehen. Un­geheuer sind aber die indirekten Ersparungen durch das Aufhören des Neben- und Gegeneinanderarbeitens von Regierungen und Parlamenten. Das traurigste sei die Postgebührenerhöhung. Die Zollmckuern müssen in ganz Europa niedergelegt werden. Das Ziel sei billiger Zins­fuß und durch höhe Arbeitsleistung bedingte hohe Ent­lohnung. ,

Johannes Fischer sprach über die württembergische Politik. Er machte der württ. Regierung den Vorwurf, daß sie die gesamte württ. Wirtschaft in ihrer Wechsel­wirkung unter gegenseitiger Befruchtung oon Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft nicht begreife. An der gegen­wärtigen Staatsmüdigkeit und Parlamentsverachtung trage die Gewissenlosigkeit der Rechten die Hauptschuld. Wie könne auch ein Mann wie Staatspräsident Bazille, der von der Republik als von einer Episode sprach, Werbekraft für diesen Staat ausüben?

Kommunaler Rückblick 1927

Gemeinderatssitzung vom 4. Januar 1928.

Anwesend: Vorsitzender und 14 Mitglieder.

Abwesend: Eemeinderäte E. Harr und Basch entjch.

In Beginn der öffentlichen Sitzung wünscht der Vorsitzende Stadtschultheiß Maier den Herren Eemeinderäten ein geseg­netes Neujahr und gab der Hofnung eines gedeihlichen nur dem Gesamtwohl der Stadt dienenden Zusammenarbeitens Ausdruck. Er führte dann weiter aus: Das Jahr 1927 wollen wir nicht abschließen, ohne noch einmal des schwersten Ereignisses des Jahres, der furchtbaren

Wolkenbruchkatastrophe,

die am 5. Mai über unsere Stadt hcreingebrochen ist, zu ge­denken, einem Unglück, das nicht bloß unabsehbaren Schaden an Sachwerten sowohl der Stadt als solcher wie ihrer Einwohner verursachte, sondern auch das Leben eines geschätzten Mitbür­gers gefordert hat und wir gedenken teilnahmsvoll seiner Hin­terbliebenen.

Die Sachschäden der Betroffenen sind ja zum größten Teil wieder ausgebessert, aber manchem werden die Verluste noch länger nachgehen. Das eingeleitete Hilfswerk fand erfreulicher­weise in Stadt und Bezirk und im ganzen Lande freundliche Unterstützung, so daß den Bedürftigen unter den Betroffenen fühlbar unter die Arme gegriffen werden konnte. Ich möchte allen Gebern in dieser Stunde nochmals herzlichen Dank sagen. Auch von Amerika ist eine weitere Spende angezeigt. Frau Rosa Tafel hat in gewohnter und rührender Weise wieder die Werbetrommel geschlagen und folgende weitere Spenden zu- jammengebracht:' oon Frl. A. Kaiser 5 Dollar, Herr und Frau Karl Stähle, - 10 Dollar, Herr Albert Knödel

:. 2 Dollar, Frau Ai. Reinert 2 Dollar, Frau L. Roser 1 Dollar. Herr E. Schnaufer 25 Dollar . . . zusammen 45 Dollar. Mit den schon im Mai überwiesenen 20 Dollar vom Württ. Damenkomitee und und 5 Dollar von Herrn und Frau Tafel, ferner mit den im August gesandten 10 Dollar der Frau L. Schultz geb. Walz und 10 Dollar vom Bayer. Damenverein, in welchem Frau Schultz Schatzmeisterin ist, sind es insgesamt 90 Dollar aus Amerika. Besonderen herz­lichen Dank allen diesen Gebern. Wir grüßen unserer rFeunde und Landsleute drüben mit den besten Neujahrswünschen aus der Heimat!

Die Stadtgemeinde als solche, ist ganz besonders in Mit­leidenschaft gezogen worden. An der Wiederinstand­setzung der Feld- und Waldwege, der Straßen und Kanäle, an Wäldern und Feldern wird immer noch gearbeitet. Der städt. Schaden allein belauft sich einschl. Aufräumungsarbeiten auf 00 000 RMk., eine Summe, die auf Jahre hinaus unfern Haushalt ganz wesentlich beeinflußt. Bei allem Schaden müssen wir aber noch froh sein, daß das Un­wetter nicht bei Nacht kam, zu welcher Zeit es ganz andere Opfer an Menschenleben gefordert hätte. Wir müssen in diesem Unwetterjahr noch dankbar sein, daß es uns nicht so schlimm ging, wie denen im Gottleuba-Tal, in Berggieshiibel und ande­ren Orten.

Freilich, solche unerwartete Lasten haben wir nirgends in Rechnung gestellt und sie werden uns noch lange zu schaffen machen. Andererseits stehen wir vor der überraschenden Tat­sache, daß das Katastrophenjahr 1927 für Nagold trotzdem ein Jahr der Entwicklung und des Borwärtsschreitens geworden ist, wie wir es uns bei Beginn des Jahres nicht träu­men ließen. Ganz schüchtern haben wir damals von den großen Stadt- und Bürgerschaft, seit vielen Jahrzehnten bewegenden Plänen gesprochen und dabei ausgeführt:Ob wir dem großen Projekt der Nagold- und Waldkorrektion näher treten können, hängt in erster Linie von der finanziellen Gestaltung ab. Allerdings wäre in diesem Fall für Arbeitsgelegenheit auf Jahre hinaus gesorgt. Von der finanziellen Tragbarkeit hängt es auch ab, ob die weiteren Pläne des Baues einer Klein­kinderschule und der Stadthalle, die aus der öffent­lichen Erörterung nicht mehr verschwinden, im neuen Jahr weiter gebracht werden können. In beiden Fällen ist es nicht unbestritten, ob es eine notwendige Aufgabe der bürgerlichen Gemeinde ist, dieses Unternehmen zu bauen und zu betreiben. In beiden Fällen ist denkbar, daß andere Körperschaften'oder die Privatinitiative mit oder ohne Unterstützung der Stadt die Fragen lösen. Sie werden allmählich so brennend, daß auf diesem oder jenem Weg etwas geschehen muß." Die hier ge­stellten Aufgaben sind durchweg in Erfüllung gegangen, bezw. werden derzeit erfüllt. Statt einem Festsaal haben wir gleich zwei bekommen, einer schöner und besser wie der andere und dabei ohne jedes Zutun der Stadtverwaltung. Der Ini­tiative zweier hiesiger Bürger, des Trauhenwirts Leitz und des Löwenwirts Kurlenbaur, ist diese Errungenschaft zu ver­danken. Wir wären ja gewiß mit einem Saal wohl zufrieden gewesen, wir freuen uns aber jetzt auch, daß wir beide haben und wir möchten nur wünschen, daß beide Herren dabei Glück haben und keiner den Schritt zu bereuen hat. Wir haben nun die Möglichkeit, den Fremdenverkehr nach einer weiteren Rich­tung hin, nämlich durch Landestagungen und Versammlungen und sonstige größere eVranstaltungen zu fördern und auf diesem Wege unsere schöne Stadt und ihre schöne Umgebung im ganzen Lande mehr als bisher bekannt zu machen. Dazu gehört natür­lich, in erster Linie, daß die Vererne und sonstige Organisationen sich bemühen, die Tagungen hieher zu bringen, daß die weitesten rKeise auf entsprechende Gastfreundschaft sich einstellen, um den Gästen den Aufenthalt so angenehm «ls möglich zu machen besonders auch durch gute und wohlseile Küche samt Keller, so daß die Stadt im Lande immer mehr empfohlen und ein beson­derer Anziehungspunkt wird.

Den Bau des Kleinkinderschulgebäudes auf stif­tungseigenem Grund und Boden hat in dankenswerter Weise die Ev. Kirchengemeinde übernommen, und dadurch eine große Aufgabe der Stadt abgenommen, die dafür einen Beitrag von 20 000 RMk. leistet. Wir freuen uns alle über das neue, stattl. Gebäude, das im Rohbau die neue Hohestratze krönt und ihr zur Zierde gereicht.

(Schluß folgt!)

Aus Stadt und Land

Nagold, 9. Januar 1928.

Es gibt nur weinendes Glück. Oeser.

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Dleuftuachrichten

Die Reichsbahndirektion hat den Reichsbahnsekretär Schlei­cher in Eßlingen (Bahnstation) nach Birkenfeld versetzt.

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Der gestrige Sonntag

machte genau wie seine Vorgänger und die vorangegangenen Tage ein undefinierbares Gesicht. Vom Winter war recht we­nig zu spüren, denn ein warmer Föhn hatte auch auf den Höhen wie z. B. in Freudenstadt und in Schopfloch den Schnee fast vollständig verschwinden lassen und die Möglichkeit zum Wintersport genommen. Trotzdem brauchte uns die Langeweile nicht anzukommen, denn manch ein Buch vom Christkind her ist noch ungelesen und konnte uns so die Stunden vertreiben. Doch wollte einer nicht zu Haus dleibeu, so lud uns der Sport­verein zu 3 interessanten Spielen ein, die Alten kamen zu ihrer obligatorischen Jahresfeier, über die wir aus Platzmangel erst in der morgigen Ausgabe berichten können, im Vereinshaus zusammen und schließlich versammelte der Radfahrerverein einen roßen Freundeskreis im Lömensaal um sich. Mil Feiertagen at es nun eine Weile eine Ende und mit neuer Kraft und neuer Lust wollen wir wieder an unsere tägliche Arbeit gehen.

BorftSnde-Berfammlrmg des Bezirks-Kriegerbunds Nagold.

Am 6. Jan., nachm. 2 Uhr, fand die 32. Vorständever­sammlung bei Mitglied Kurlenbaur z.Löwen" in Nagold statt. Bezirksobmann Raas begrüßte die sehr zahlreich erschienenen Kameraden und gab sodann einen Rückblick auf das verflossene Jahr. Ferner berichtete er über die Herbstsitzung des Gesamt­präsidiums des Württ. Kriegerbundes, die am 13. Nov. 1927 in der Liederhallk in Stuttgart stattfand. Die Kriegererholungs- heime Herrenalb und Niedernau waren im vergangenen Som­mer voll besetzt. Insgesamt hatten 63 t Kameraden auf die Dauer von je 3 Wochen dorl untergebracht werden können. Hieraui folgte ein Bericht über den am 16. Dez. 1927 in Calw gehaltenen Bortrag des Bundes Schießleiters, Herrn General v. Matter, über Zweck und Ziele des Kleinkaliberschießsports. Der Schießsvocl soll nach Kräften in den Vereinen gefördert

werden. Der Bezirk Nagols ist mit Calw und Neuenbürg zu einer Bezirksgruppe vereinigt. Jeder Bezirk ernennt einen Be- zirks-Schießleiter. Für den Bezirk Nagold übernimmt der Bez.- Obmann einstweilen dieses Amt, bis sich eine geeignete Persön­lichkeit hiefür gefunden hat. Kassier und Schriftführer. Kam. Wreden, berichtet nach Verlesung der Protokolle über den Stand der Bezirks Sterbekasse und der Bezirks-Verbandskasse Die Prüfungskommission hatte sämtliche Bücher und Belege geprüft und in bester Ordnung gefunden. Es wurde daher dem Kassier Entlastung erteilt. Im letzten Jahre sind 31 Kameraden gestorben, zu deren Andenken sich die Versamm­lung von den Sitzen erhob. Aus der Mitte der Versamm­lung wurde die Erhöhung des Sterbegeldes beantragt- Nach eingehender Aussprache wird beschlossen, diesen Punkt für die nächste Vorständeversammlung auf die Tagesordnung zu setzen und darüber zu beraten. Die Abhaltung von Licht- bilder-Vorträgen wird den Vereinen aufs wärmste empfohlen. Die Lichtbilderstelle bei Kassier Waker leiht die Lichtbilder­serien gegen Leihgebühr (1 Serie 2 ^k) aus, auch hat Herr Hauptlehrer Grünbauer in Walddorf sich bereit erklärt, mit seinem neu angeschafften vorzüglichen Lichtbilder-Apparat die Vorführung der Vorträge gegen mäßige Gebühr zu über­nehmen. Der heurige Bezirks-Kriegertag wird in Jselshausen verbunden mit dem 50jährigen Jubiläum des dortigen Vereins voraussichtlich am 17. Juni abgehalten. Danach verschiedene Vereine 50jähriges Jubiläum feiern möchten, so wird bei der nächsten Vorstände-Versammlung darüber beschlossen werden, den Bezirks-Kriegertag jeweils dem ältesten Verein zukommen zu lassen und zwar abwechselnd ein Jahr im vorderen und ein Jahr im Hinteren Bezirk. Auch wird den Vereinen nahegelegt, von sich aus das 50jährige Jubiläum zu feiern wozu die Ver­eine gerne erscheinen werden. Mit Worten des Dankes für die eifrige Mitarbeit und mit der Bitte, auch fernerhin treu zur guten Sache zu halten, schloß der Bez.-Obmann die in allen Teilen gut verlaufene Versammlung.

Weihnachtsfeier

des Radfahrerveretvs ..Beloeluv'

Den bunten Reigen der mannigfaltigen Weihnachtsfeiern beschloß gestern der Radfahrerverein. Obwohl wir schon über die Schwelle der Weihnachtszeit hinüber waren, glänzten noch vom Baum im großen Löwensaal uns die Lichter entgegen u. auch im Herzen klang noch so ein klein wenig die Weihnachts­stimmung nach. Eröffnet wurde die Feier durch ein gutge­spieltes weihnachtliches Konzertstück der hiesigen Stadtkapelle und man muß sagen, daß sie mit ihrer Blechmusik sich hören

kaffen kann. Darum würden wir es herzlich begrüßen, wenn wir künftighin bis zur Erlangung eines gewissen Könnens in der Streichmusik den Musikmeister nur mit seiner Blechmusik auftreten sehen, damit wir auf die Concordia-Stadtkapelle auch stolz sein können. In einer kurzen Ansprache begrüßte der Vorstand, Herr Hafner, die Gäste und Vereinsmitglieder und freut sich durch die Veranstaltung zeigen zu können, welch guter Kameradschaftsgeist auch im Radfahrerverein herrscht. Es folgen nun Reigen der aktiven Mannschaft des Vereins, die von einem ausgezeichneten Training, einem vorzüglichen Können und einer großen Gewandtheit der Fahrer sprachen. Es war fabelhast, mit welcher Sicherheit man auf dem verhsltm mäßig geringen Raum mit den verschiedenen Saalmaschinen hin ri her, kreuz und quer, vor- und rückwärts, schnell und langsam! mit geführter Lenkstange und freihändig, auf beiden oder nz auf <em Hinterrad oder schließlich auf dem Einrad einherf len. Wir können nun auch als Außenstehende immer ' begreifen lernen, warum die Nagolder Mannschaft jedem Preisfahren preisgekrönt nach Hause kommt. Ihr) neu ist nichts alltägliches. Nicht minder erstaunlich w; hübsch von Fahrerinnen und Fahrern gruppierten Pyr Reicher und freudig gespendeter Beifall belohnte jedesi Leistungen der Radsportler. Außer mit sportlichen Darb? gen wartete der Verein aber auch mit Theaterstücken auf wenn man an vergangenes Jahr dachte, so freute man sil schon im voraus aus den gestrigen Abend. Zuerst ging ein Eft akter über die LöwenweltbretterTrottelheim wird Kurbad" ovl Eine lustige Gemeinderatssttzung".Trottelheim wird Kurbad' wird vom Gemeinderat einstimmig angenommen, doch alles an­dere, den Entenpfuhl als Damenbad, die Pferdeschwemme als Herrenbad und Solbäder einzurichten, einen Kursaal zn erstellen usw. usw. wird trotz der Rednergabe des Vorstehers abgelehnt und ruft einen lebhaften Disput hervor. Erst eine zünftige . Prügelei läßt sie sich wieder in brüderlicher Einigkeit umarmen, den dickbäuchigen Vorsteher, die hochweisen Gemeinderäte, den durch seine Schwerhörigkeit so köstlich alles verdrehende Ge­meindebeamten und nicht zuletzt den gemütlichen delirienhaften Büttel. Mit Spannung wurde das 4aktige Stück, der Schwank Das Lieserl vom Schliersee" erwartet. Und wirklich, man durfte sich nachher ob der Erwartung freuen, denn in der ur­sprünglichen Handlung, wie im Spiel der Spieler selbst lag soviel Lustigkeit, soviel groteske Komik wie wir uns nur wün­schen konnten. Der Sohn vom Hofbauer geht gern aus die Jagd und vergißt darüber Haus und Hof. Freien soll er nnn und mag dock gar nicht. Nun muß er aber, denn sonst ver­liert er die Ansprüche auf den Hof und so nimmt er die, die bei der Prozession als Vierte auf der rechten Seite vom Altar steht. Das ist nun zufällig die Lieserl, die liebreizende Köhlers­tochter, die aber den reichen bildsauberen Hofbaurrnsohn nicht mag, weil er mit Heilgen Dingen Spott treibt und Vögerl im Netze sängt. Im Grunde ihres Herzens ist sie ihm aber doch gut, genau wie er ihr; und so gibt es ein Hin und ein Her bis . . . na bis sie sich doch wie immer in solchen Fällen ein­mal kriegen. Trotzdem sind bei diesem Stück die Nebenhand­lungen mit die schönsten. Kein Wunder, wenn ein solch zünf­tiger Klarinettenmuggel (H. Kern) mit seinem goldigen unver­wüstlichen Humor aber auch feinem schnoddrigen ... süßen Mündchen und seiner noch viel zierlicheren Adlernase und mit seiner blenden Mimik erfreut Aber auch alle anderen Rollen waren gut besetzt, die Titelrolle, der Hofbanernsohn, der Hof­bauer selbst, die rotkopfete Waben und die anderen all. Die Radfahrer dürfen versichert sein, durch diese Aufführung noch lange Zeit im Herzen ihrer gestrigen Gäste zu leben. Waren die Darbietungen durchsetzt mit guten und schneidigen Borträgen der Kapelle, so zierte der Schluß wie überall eine schöne Gabenverlo­sung. Und nunAll Heil" zu neuer Arbeit bis zum Landesfest!

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Pfrondorf. 8. Jan. Zum 8. Schuljahr. Das Kult- ministeoium, hat das von der hiesigen Gemeinde eingereichte Gesuch um Befreiung der achtjährigen Schulpflicht genehmigt, und tritt somit die achtjährige Schulpflicht erst 1933 in hiesiger Gemeinde in Kraft.

Oberjettingen, 8 .Inn. Zur Schultheißen wa hl. Bei der heutigen Schultheißenwahl von 587 Wahlberechtigten 527 adgestimmt. Stimmen erhielten: Gg. Wolf er, Shult- heißenamtsverweser in Oberjettingen 269; Verw. Prakt. Zuiwel aus Hall 168; Fr. Baitinger, Gärtner, Oberjettingen 91 und Gustav Scherer, Obersekretär in Vaihingen-Filsdern 7; ungültig sind 3Stimmen. Somit ist Wolser gewählt und hat die Wahl endgültig angenommen.

MS Mer Nell

Ehrling eines Emdenkämpfers. DerLokalanzeiger" meldet aus Saarbrücken: Der Maschinist Hans Iunk von derEmden" hat vom Reichspräsidenten die Genehmigung erhalten, mit seiner Familie künftig den Namen Junk-Em- den zu führen.

Erstsahrf der Sarakoga". Das amerikanische Riesenflug- zeugmutterschisfSaratoga", dessen Bau mehr als 10 Mil­lionen Dollar gekostet hat, hat dem 6. Januar sein« erste Reise nach der Westküste angetreten. Um das Schiff, das 888 Fuß lang ist, aus der Werft in den Kanal des Delaware .M ziehen, waren sieben Schlepper erforderlich. Das Schiff dessen Besatzung einschließlich der Flieger 2000 Mann zählt, wird dem Verband der Flotte für das Stille Weltmeer (also gegen Japan) angegliedert.

Dumme Hetze. Der Berichterstatter desPariser Jour­nal", ein gewisser Georges Blun, erdreistete sich, seinem Hetzblatt über das angebliche Schlemmerleben in Berlin an Silvester das mehr als dumme Märchen aufzutischen, in Berlin seien etwa 15 Millionen Flaschen alkoholischer Ge­tränke, vor allem Sekk, Bordeaux und Burgunder, gekrun- -ren, mehr als 9 Millionen Pfannkuchen, zwei Millionen Karpfen usw. verzehrt worden. Um 8 Uhr abends seien chon betrunkene Massen durch die Straßen gekrottek, um Skandal und Vergnügen zu suchen. Besonders skandalös

Todesfall. Der bekannte Staatsrechtslehrer der UniversitA Bonn, Geheimer Justizrat Pros. Dr. Philipp Zor u, ist längerer Krankheit in Ansbach, wo er nach dem Eintrit i« dem Ruhestand 1914 seinen Wohnsitz genommen hatte, i» Alter von 77 Jahren gestorben. Zorn war 1880 «cks Sohn eines Pfarrers in Bayreuth geboren. Zorn war ««er d» deutschen Vertreter aus der ersten Haager Konferenz (189W zur Knsetzung eines internationalen Schied s- gerichtshofs damals war er noch (vom 1877 b« 190H Professor in Königsberg und es gelang ihm, den -erstand der damaligen Regierung in Berlin gegen da« Schiedsgericht z» brechen, dem sich Re beiden ander« Der-> steter, Botschafter Grcff Münster und Baron o. Stengel rm- dersetzt hckte«. Zorn muhte Le« Reichskanzler Fürst v. Bu­do« von der Rotwendigkeit eines Schiedsgerichts als eines Krsovderniffes der neuen Zeit zu überzeugen und durch per- > jönNche Entscheidung des Kaistrs wurde darauf der stan--i Kar Echiedshof angenommen. Für ferne Verdienstemrs dau nfte» Haager Konferenz wurde Zorn zu m Mit glied o« ^ «e vüstch «, Herrenhauses n»d rum