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Mit den illustrierten Unrerhüttungsbellagen »Keierfiunden^ und Unsere Heimat^'

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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage tzaus-, Tarten- und Landwirtschaft"

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r. 6 Gegründet 1827 Montag, den 8. Januar 1828 Fernsprecher M. 29 182. Jahrgang

Die französischenSicherheits"-Wünsche

Eine Enthüllung des »Temps-

In einem Leitartikel bringt der der französischen Regie­rung sehr nahestehende PariserTemps" die Auffassung der maßgebenden Kreise in Frankreich von Locarno und der Sicherheit" Frankreichs zum Ausdruck. Gegenüber der deutschen Behauptung, daß durch die im Locarno-Vertrag gegebenen Sicherheiten, die selbst über die Bestimmungen des Versailler Vertrags weit hinausgehen, ausdrücklich die vollständige Räumung des besetzten Gebiets er­kauft und daß die Räumung von der'Gegenseite auch zu- gesagt worden sei, erklärt derTemps", einevorzeitige" Räumung könne nur gegen mindestens gleichwer­tige Sicherheiten Deutschlands in Frage kom­men, die sowohl das finanzielle Gebiet wie die gesamte Frage der Sicherheit umfassen müßten. Damit wird mit dürren Worten ausgesprochen, daß die von Deutschland in Locarno gegebenen und von England und Italien ge­währleisteten Sicherheiten, einschließlich der besonderen Sicherheitsklauseln des Versailler Vertrags, Frankreich noch nicht genügen; ja man stellt sich sogar so, als existiere Lacorno gar nicht. Deutschland soll also um den Preis seiner Verzichte und Opfer einfach geprellt werden.

Sehr viel aufschlußreicher aber noch sind die folgenden Sätze desTemps"-Artikels, in denen das Matt als Ant­wort auf die Neujahrserklärung des deutschen Reichspräsi­denten, daß fremde Militärgewalt und Besatzung unverein­bar mit einer endgültigen Befriedung seien, und daß nur aus freiem Boden und zwischen freien Völkern die Gedan­

ken der Verständigung zur Auswirkung gelangen könnten» kühl folgendes schreibt:

Die feit Locarno gemachten Erfahrungen und die bis­her erreichten Ergebnisse beweisen, daß die Besetzung des Rheinlandes ebensowenig ein Hindernis für die Entwicklung einer aufrichtigen Ent- spannungs- und Verständigungspolitik im Geist von Genf und auf der Grundlage der Achtung der Verträge bildet, wie die genaue Ausführung irgendwelcher anderen Vertragsklauseln."

Das ist die nicht unverdiente höhnische Antwort darauf, daß in Deutschland immer noch viele Kreise sich mit den Ergebnissen von Locarno zufrieden erklären, statt daß das ganze deutsche Volk wie ein Mann sich daaegen er­höbe, daß wir von Briand und Poincare um die Abmachun­gen von Locarno wieder in schändlicher Weise betrogen worden sind. Frankreich kann ja allerdings nicht den ge­ringsten Zwang zur Rheinlandräuumng verspüren, wenn in Deutschland selbst keine Rückwirkungen gegen die Haltung Frankreichs festzustellen sind. Auch dieKöln. Ztg.", die bisher im allgemeinen für die sogenannte Locarno-Politik eintrat, schreibt, nach den Ausführungen imTemps" er­scheine der Abschluß der Locarno-Verträge geradezu als eine Bauernfängerpolitik. Es ist eine Notwendigkeit» den Franzosen den Glauben zu nehmen, als ob sie einen Eigen Freibrief besähen.

kmdiiiOtlsliMlW des WM zm kmieriiz dks Reichs

Berlin, 8. Januar. In der Gründungsoersammlung des Bundes zur Erneuerung des Reiches, die von annähernd der Hälfte der über ganz Deutschland verteilten Unterzeichner des Aufrufes besucht war, wurde der frühere Reichskanzler Dr. Hans Luther einstimmig zum Vor­sitzenden gewählt. Dr. Luther faßte die Aufgabe des ^Lun­des dahin zusammen, der Bund wolle der Verantwortung weder der Regierungskräfte, noch der politischen Parteien irgendwie vorgreifen, sondern wolle sachliche Vor- be^eitungsarbeit leisten. Für alle Zweige der Wirt­schaft sei eine starke Entlastung notwendig, um die Ausfuhr- fäh.'gkeit zu erhöhen. Bei der Landwirtschaft bedürfe es eines besonders zielbewußten Handelns, um den deut­schen Einfurbedarf herabzusetzen und gleich­zeitig uns d'-; Nahrungsmittelfreiheit zu ver­schaffen. Alles dies sei notwendig, auch gerade im Interesse der Lebenshaltung und sozialen Betreuung der breiten Bevölkern ngsschichten. Deshalb erstreb« der Bund bei seiner Arbeit ebenso wie die Betei­ligung der Wirtschaftsführer auch die Beteiligung dxr Ar­ve it n e h m e r s ch a f t, die zum Teil durch die Unter­schriften unter dem Aufruf schon gewährleistet sei.

A?'. üppch»' PP riss flornökss MNPÜ6.

als seine persönliche.Anschauiircg. hi«,;ngl.'jügt: Wenn auch das Ziel einer hinreichend starken Reichsgewalt in keiner Weise beeinträchtigt werden dürfe, so komme es doch darauf an, geschichtlich gewordenes nicht zuzer- stören. Vielmehr werde nach aller Möglichkeit auf den bestehenden Grundlagen weiter aufgebaut 'werden müssen. Er sehe keinerlei A^laß, das Eigenleben der demDeutschen Reich eingegliederten Län­de rinFragezu st eilen, wo das Bewußtsein solchen Eigenlebens vorhanden ist und die Kraft, es zu verwirk­lichen. Wohl aber sehe er die Kernaufgabe jeder Erneuerung des Reiches darin, das unorganische und die Staatskraft lahm machende Nebeneinander der Zentralgewalten des Reiches und Preußens durch eine andere Gestaltung zu überwinden. Die von Dr. Luther bekannt gegebene Ab­sicht, in diesem Sinne die Bundesarbeit zu leisten, fand ein­hellige und lebhafte Zustimmung.

Der Zusammenschluß erfolgt unter Ausschaltung jeder parteipolitischen Richtung oder berufsständischen Einstellung. Der vorläufige Vorstand seht sich zusammen aus: Graf Bern- storff, v- Flemming. Horion, Henne, Dr. Zänicke, Dr. Hans Luther, D?-. Earl Peffrsen, Neusch, Graf v. Noedern und o. Wilmowsky.

Neuestes vom Tage

Sieben Polizeibeamke wegen Beschimpfung der Republik verurteilt

Aakibor, 8. Jan. Ein Polizeihauptmann und 6 Haupt­wachtmeister, die bei einer Silvesterfeier in der Kantine der Schupokaserne das Hakenkreuzlied gesungen hatten und den ^hrreim mit Pfuirufen bekräftigten, wurden wegen Be­schimpfung der gegenwärtigen Staatsform verurteilt, der Polizeihauptmonn zu 200 -/jl und die Hauptwachtmeister zu ie 100 ^ Geldstraff

Bor einer Regierungsänderung in Rumänien Bukarest 8- Jan. Ministerpräsident Mntila Bra- rranu rst ff schwererkrankt", daß mit feinem Rück- werden kann. Der Außenminister Titu- » Ebenfalls so slchr erkrankt, daß er bereits zur Kur . ms AuÄand abgereist ist. Die liberale Partei in Rumä- me« veruert immer mehr an Boden. Man hält eine Re» Menn ig d^ starken Bauernpartei im Verein mit der Partei Averesa, für bevorstehend.

weniger Friedensvorschlag als Mahlmache

^ ^ dem amerikanischenSchieds-

A und Friedensvorschlag" Kelloqgs an Briand, der m O sehr kühl ausgenommen wird, schreibt dieMor- Bost , ,n Europa bestehe eine gewisse Abneigung, mit dm Bereinigten Staaten Verträge abzuschließen, nachdem t yabe, daß ein amerikanischer Präsident (Wilson) Vmkerblmd gegründet und der amerikanische Senat ihn habe. ^ «ngMiche Vorschlag sei weniger ein ernstgemeiitter FriedensvÄsMog als vielmehr eine Wahl­mache.

Vor der VeröffenMchvng der französische« Archive?

^ou- Das französische Ministerium i»

Aeutzern hat sich vom Ministerrat die Bildung einesAu Ichusses für die Veröffentlichung der Dokumente über d<

Kriegsursprung" genehmigen lassen. Den Vorsitz in diesem Ausschuß führt der frühere Rektor der Straßburger Uni­versität und jetzige Rektor des Universitäts- und Schul- ffrzirLe von Paris. Charlety. Dem Ausschuß gehört

eine große Anzahl von Forschern, aktiven »nd frichere« französischen Diplomaten und Fachleuten an, u. a. der Generalsekretär des Quai d'Orsay, Berthelot, der Vor­sitzende des Bokschasterrats, Jules Combo«, der ffristische Berater des Quai d Orsay, Fromageot. Das Wichtigste und Geheimste des Geheimcwchivs durste wohl trotzdem das Licht der Oefsentlichkeit nicht erblicken» wie auch die eng­lische Regierung nur das veröffentlicht hat, was sie Mr zulässig' fand.

Katholische Geistliche Dr do« So w jetsta a t Moskau, 8. Jan. Im amtlichen BlattWifii" der ukrainischen Räteregierung veröffentlicht eine Gruppe römisch-katholischer Geistlicher des Sprevgels Kamenekyk (Podolien) eine Ergebenheitserklärung gegenüber dem Rätestaat. Ein Teil der katholischen Geistlichen habe an sowjetfeindlichen Bestrebungen unter dem Einfluß Po­lens teilgenommen. Die Unterzeichner erheben aber schar­fen Einspruch dagegen, daß die polnische Regierung die katholische Geistlichkeit im Rätebund als ihre Agenten be­trachte und zu feindlicher Tätigkeit ausnütze. Sie fordern die Bevölkerung auf, die bürgerlichen Pflichten gegen den Sowjetstaat ehrlich zu erfüllen. Wie die Ergebenheits­erklärung der orthodoxen Kirche nn August v. I» weist diese Erklärung auf das Bestreben katholisch-kirchlicher Kreise hin, mit der Sowjetregierung i« Gegensatz Polen Burgfrieden zu schließen.

Amerika will «ich« AvenveNssthuldeaeiatreiber sein Reuyork, 8. Januar. Die Meldungen einiger deutscher Blätter Wer einen angeblichen amerikanischen Plan» Deutschland eine internationale Anleihe von 6000 Millionen Dollar zu gewähren, wovon 4000 Mill. an Amerika zugleich für die Derbandsschulden gehen sollten» während alle anderen Schuldner als befriedigt gelten sollten, wird in Amerika mit Schweigen ausgenommen. Solche

Pläne, behauptet man, dürften keinesfalls von der New Parker Hochfinanz ausgehen, wenn sie Aussicht auf Erstüg haben wollten. In Washington halte man daran fest, daß Amerika nicht der Schuldeneintreiber für die ganze Wett sein könne.

Gegenwärtig soll eine Anleihe der deutschen Girozentrale von etwa 100 Mill. und der Ruhr» städte unter Führung Bochums von etwa 50 Millionen Dollar erwogen werden. Die Stimmung in Reuyork gehl aber dahin, daß man mindestens drei bis vier Monats warten müsse, bis die alten Anleihen etwas besser verdaut seien. Städteanleihen seien aber zweifellos unwill­kommen, wenn sie nicht verbunden seien mit einer durch­greifenden Reform der Gemeindefinanzen gemäß den For­derungen Parker Gilberts und Dr. Schachts; auch eine Art Ueberwachung der Gesamtausgaben sei un­erläßlich.

Me Meldungen über amerikanische Stimmung für Ab­änderung des Dawesplans sind mir Vorsicht aufzunehmen: sie sind vielleicht nur Versuchsballone. Es ist nicht meff: zweifelhaft, daß sie sich mit ren Ansichten hervorragender amerik. Finanz- und Wirtschaftsmänner im wesentlichen decken. Es scheint, daß sie von dort*aus auch allmählich die Regierung beeinflussen, die ja bisher eine Verbindung der Schukdenftage mit dem Dawesplan abgelehnt hat. * Immer­hin erscheint die Durchführung noch schwierig. Sollte H o o- ver zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden, ff würde die neue Daweskonferenz wohl in den Bereich der Wahrscheinlichkeit rücken, denn er ist gewohnt, wirtschaftliche Fragen nach den Weltzusammen­hängen zu beurteilen. Jedenfalls aber bildet sich allmäh­lich Deutschland gegenüber eine Gläubigerfront, die -deutlich von der unsinnigen Auffassung Poincares oom Dawesplan abweicht, wonach die GesamtschuD Deutschlands niemals abgeändert werden könne.

Vmttemberg

Stuttgart, 8. Januar. -

Entscheidungen in Fragen des Luftrechts. Mit Rück­sicht auf die zunehmende Bedeutung der Fragen des Luft­rechts wäre es dem Reichsminister der Justiz erwünscht, über die Ergebnisse der Rechtsprechung in Zivil- und Straf­sachen auf diesem Gebiet fortlaufend unterrichtet zu sein. Die Gerichte sind daher durch eine Verordnung des Justiz- Ministers angewiesen, von allen rechtskräftigen Entschei­dungen über Fragen des Lustrechts in privatrechtlicher und strafrechtlicher Beziehung zwei Abschriften zur Mitteilung an den Reichsminister der Justiz dem württ. Justizmini­sterium oorzulegen.

Auf dem weg der Besserung. Prälat Mangold, der sich im Marienhospital wegen eines Sturzes in der St. Frde- liskirche (am 8. Dezember) einer gut verlaufenen Operation unterziehen mußte, dürfte erfreulicher Weise in Bälde wie- derhergestellt sein.

Sturm. In Stuttgart herrschte am 6. Januar und be­sonders in der Nacht zum Samstag ein Sturm von solcher Heftigkeit, wie er seit 1921 nach dem Londoner Ulti­matum nicht mehr erlebt wurde.

Aus dem mrnzen Land, ja aus dem ganzen Reich, aus den Alpen, von Nord- und Ostsee und besonders aus England, sind Nachrichten über schwere Sturmschäden eingelausen. Die niedergelegenen Stadteile Londons sind von der Themse überschwemmt.

Angetreuer Postaushelfer. Der 29 Jahre alte Postaus- helfer Karl Müller von Waiblingen wurde vom Schöffen­gericht Cannstatt zu einem Jahr Zuchthaus verurteil. Er hatte Briefe an sich genommen und Geld daraus entwendet.

Von der Ehefrau tödlich gestochen. Am Donnerstag abend geriet der 33jährige Gastwirt Karl Mayer in der Gartenstrahe in Cannstatt mit seiner gkeichalterigen Ehe­frau in der Küche in Streit, wobei die Frau ihm mit einem Schlächtermesser zwei tiefe Stiche in den Unterleib ver. setzte. Mayer erlag am andern Tag im Krankenhaus lei­nen schweren Verletzungen.

Langenau OA. Ulm, 8. Jan. Alls der Fremden­legion zurückgekehrt. Aus der Frenffenlegion kehrte dieser Tage ein Sohn des Oberbahnwärters Krämer hier zurück Mit einem Kameraden unternahm er geikein- lam einen Fluchtversuch, der gelungen ist. Wie verlautet, sollen noch drei junge Langemmer in der Fremdenlegion sein.

Aus Bayern, 8. Jan- Selbstmord einer Kloster­frau. Brandstiftungen. Zn einem Anfall gei­stiger Umnachtung hat sich die Klosterfrau M. Sebastiana aus dem Kloster Wcttenhausen in der Kammel ertränkt. Zn den umliegenden Orten von Günzdurg sind in den letzten Tagen sechs Brände ausgebrocheu, bei denen Brandstiftung vermutet wird- Zn Büdesheim brannte »s innerhalb sechs Wochen zum zweiten Mal. Dieses Mal ist der stattliche Bauernhof des Landwirts Gregor Zeiser vollständig nie­dergebrannt.