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Nr. 392 Gegründet 1827 Dienstag, den 27. Dezember 1927 Fernsprecher Nr A 101. Jahrgang

Kriegsentschädigungen und Kriegsschulden

Dss Äeulschkum in SüdweA !

Zn einem Vortrag in der Gesellschaft für Erdkunde und der Kolonialgesellschaft in Köln machte Geheimrat Böh­mer interessante Mitteilungen über Deutsch-Südwestasrika einst und jetzt. Böhmer war von 1905 bis 1919 Vezirks- amtmann von Lüderitzbucht (Südwest) und suchte noch im Jahr 1927 für mehrere Monate unsere ehemalige Kolonie und besonders seinen Verwaltungsbezirk auf. Er schilderte die deutsche Besitzergreifung der Kolonie im Jahr 1884, die allmähliche Ausschließung und die Laae der dort lebenden Deutschen unter der jetzigen sogencmntenMandatshrrr- schaft". Die ersten Siedler waren 200 Deutsche der Ev a n g. Rheinischen Mission in Barmen, die schon im Jahr 1840 dorthin kamen. Erst im Jahr 1LL4 wurde in diesem Land, demNiemandsland", das von allen Seiten schwer zugänglich war, die d e u r s ch e F l a g a e g e h i ß t. . Im Jahr 190? begann die planmäßige Siedlung durch Anlage von Bahnen. Errichtung non artesischen Brunnen und Stauwerken zur Berieselung der zum Teil öden Grassteppen und Einfuhr von Zuchtvieh. Vor dem Krieg zählte das Land außer den 2000 Mann Schutzrruppe 16 000 Weiße, von denen 13 000 Deutsche waren. Die Küsten waren mit dem Innern, dem Norden und dem Süden durch ein Eisenbahnnetz von etwa 2000 Kilometer Länge verbun­den. Im Süden bei Lüderitzbucht gab es große Diamant­felder, die ein Viertel der Weltförderung brachten, in andern Teilen Kupfer-, Blei- und Zinnminen, sowie reichhaltige Marmorbrüche. Nach dem Krieg kam diese deutsche Kolonie im Jahr 1919 unter die Mandats­herrschaft der Südafrikanischen Union. Für die Deutschen begann eine schwere Zeit. Bei den Farmern war die Zwangsversteigerung keine Seltenheit. Mastvieh, das unter großen Kosten aus Friesland und Bayern ein­geführt worden war, mußte zu Schleuderpreisen verkauft werden. Dir Diamantfelder, Gruben und Marmorbrüche kamen in englische Hand. Die Beamtenstellen wurden fast durchweg durch Engländer und Buren besetzt, die Amts­blätter erschienen in englischer oder afrikanischer Sprache. Trotz dieser Maßnahmen war der Lebenswille der Deutschen nicht gebrochen. Die schwere Wirtschaftskrise ist 'allmählich überwunden: die Farmer stellten sich von der Nindviehzucht auf die lohnendere Schafzucht um, deutsche Geschäftsleute und Handwerker hielten trotz aller Drangsale fest an ihrem Berus, und die Leitung der Berg­werke, in denen von Weißen auch jetzt noch größtenteils Deutsche beschäftigt sind, ist in den Händen von Deutschen. Deutsche Privatschulen wurden errichtet, in den Hauptstädten ' bestehen drei deutsche Zeitungen, Turn-, Gesang- und Krie­gervereine schlossen sich zusammen zum Deutschen Bund. Nach Ansicht des Redners wird sich das Deutschtum diesem ehemaligen deutschen Schutzgebiet durch die Mandatsver- walknnq nicht entfremden lassen, wandern doch jährlich etwa 1000 Deutsche nach Südwestafrika aus.

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Titelverleihungen in Bayern

München. 26. Dez. Auch in diesem Jahr hat die bayerische Regieruna eine größere Zahl hervorragender Persönlichkeiten aus dem Wirtschaftsleben, der Wissenschaft, Kunst und anderen Gebieten durch Verleihung von Titeln ausgezeichnet. Unter den mit Titel und Rang eines Ge­heimen Rats ausgezeichneten Männern befindet sich der Direktor der Staat!. Akademie der Tonkunst in München, Professor Dr. von Hausegger.

Nachprüfung des badischen Landkagswahlgesetzes vom 1. Juli 1927

Karlsruhe, 26. Dez. Die badische Regierung ist in eine Prüfung darüber eingetreten, ob ans dem bekannten Ur­teil des Staatsgerichtshofs auch Folgerungen für das ba­dische Landtagswahlgesetz vom 1. Juli 1927 zu ziehen find.

Weihnachtsansprache des Papstes vor dem Kardinals­kollegium.

Rom, 26. Dez. Der Papst empfing am Samstag das Kardinalskollegium zur Beglückwünschung. In seiner Er­widerung erinnerte der Papst au die Eröffnung des Mu­seums für Mission und Völkerkunde im Lateran und weiter an die eucharistischen Kongresse zu Bologna, Einsiedeln und Lyon und die Fortschritte des Missionswerkes in Belgien, Deutschland, Frankreich, Polen, Bolivien und Peru, ferner an die Einsetzung des ersten eingeborenen Bischofs in Japan und schließlich an die Vorbereitung eines eucharistischen Kon­gresses in Australien. Aber auch Schmerzensschrei« seien gehört worden aus verschiedenen Teilen der Welt, so in den letzten Zeiten aus Mexiko, Rußland und China. Seit ge­raumer Zeit erhalte er aus Frankreich sehr liebe Tröstun­gen, in denen die Ergebenheit des Klexus zum Ausdruck komme. Einige Gruppen fahren aber fort, dem päpstlichen Stuhl politische Absichten zuzuschreiben, d. h. Gedanken, von denen auch nicht einer ins Bewußtsein des Papstes gedrun­gen sei. Schließlich beglückwünschte der Papst Italien leb­haft vor allem wegen der ständigen Fortschritte im Hinblick auf die religiöse Unterweisung, die im christlichen Leben aller

Der Vorschlag des Dawesaocnte::. endlich die von Deutschland geforderten Kriegsentschädigungen nach ihrer Endsumme genau festzusetzen, hat den amerikanischen Schatz- fekretär Mellon zu der Erklärung veranlaßt, die Fest­setzung der Dawesschuld berühre die Fraoe der Kriegsschul­den an die Verbündeten nicht. Mellon stellt sich damit in einen auffälligen Gegensatz zu seinem eigenen Brief, den er am 15. März d. I. an den Rektor der Universität Princeton gerichtet hat. Der Rektor hatte zusammen mit der Colum­bia-Universität ein größeres Entgegenkommen gegen Europa und. eine Aenderung der Schulen.'-.-kommen mit den ver­schiedenen Staaten verlangt. Mellon verteidigte den da­maligen Srandn»nkt der Regierung u. a. mit dem. Hinweis aus die groß°n Einnahmen der Schnl'onerländer England. Frankreich, Italien, Belgien und Süduawfen aus den D a w e s z a b > u n a e n, und er schloß mit der Feststellung, daß dis den Vereinigten Staaten von den genannten Län­dern geschuldeten Summen durch die Deutschland auferleg­ten Zahlungen mehr als gedeckt würden. Mellon be­tonte also damals die innere Verbindung von Verbands- kriegsschulden und Daweszahlungen.

Der heutige Standpunkt Mellons besagt, daß die Verhand­lungen über eine Festsetzung der deutschen Dawesschuld un­mittelbar zwischen den Vertretern Deutschlands und den die Zahlungen emvfanaenden Ländern erfolgen müßten. Sei-

Kiassen oes Lurgerlums reiche ^rucyke yeroorormge. un­wohl sich in Italien einige Befürchtungen angesichts des Bestehens gewisser katholischer Kreise bemerkbar machen, wolle er doch in Bezug hierauf den Optimismus, den er sich stet, zu wahren suche, nicht aufgeben.

Die Wirkung von Försters. Verleumdungen.

Baris, 26. Dez. Im Senat brachte Eccard eine Große Anfrage ein, welche Haltung die französische Regierung gegenüber gewissen Handlungen der deutschen Reichs­regierung einzunehmen beabsichtige, von denen man durch die Veröffentlichungen des Professors Wilh. Förster und seiner Friedensfreunde Kenntnis erhalten habe.

Japan und Rußland gegen Südchina?

London. 26. Dez. Die Blätter melden, General Feng- jujiang habe, unterstützt von General Tschiangkai- schek, in letzter Zeit bedeutende Fortschritte gemacht und bedrohe Schantung und die Provinz Schansi. Die mand­schurischen Nordtruppen haben bei Tschetschau, 230 Kilo­meter südlich von Tientsin, eine Verteidigungsstellung be­zogen. In Tokio glaube man, daß der Herrscher in Peking, Tschangtsolin, um seine Vermittlung bitten werde.

DieTimes" hält eine Annäherung von Nord- und Sud- china für möglich, da man in Südchma befürchte, Japan und Rußland könnten sich gegen Südchina verständigen. Japan hat eine Handelsgesandtschast unter dem Großindu­striellen Grafen Goto gesandt, die, wie man glaubt, emen wichtigen Auftrag von der japanischen Regierung erhaltest habe. Ein japanisches Blatt meldet, falls die Südtruppen die wichtige Stadt Kuu tschau einnehmen sollten, werde der japanische Ministerpräsident J a naka nicht zögern, eine größere Truppenmacht nach China Zv senden und dort kras- tig einzugreifen.

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Poinare zum Beacht Gilberts 132 Milliarden Goldniark

Poris, 26. Dez. In der Kammer behauptete Abg. Dubais, früher Mitglied der Entschädigungskommission, der Dawesplan bedeute nur eine neue Art und Weise, iv i e Deutschland seine Entschädigungsverpslichtungen zu be­zahlen habe. Die Schuld Deutschlands sei am 22. April 1921 aus 132 Milliarden Gold mark festgesetzt worden und daran könne der Dawesplan nichts ändern. Poin- care erklärte, Dubais habe in seiner Kritik an dem Bericht Parker Gilberts vollkommen recht. Die Schuld Deutsch­lands sei von der Pariser Entschädigungskommis­sion festgesetzt uich selbst diese hätte nicht das Recht, den Vertrag Pi ändern. Nur die Berbandsregierungen gemein­sam könnten hiezu befugt sein. Man habe eine Ver­wechslung begangen. Der Betrag der Jahres- zahluugen könne geändert werden, aber nicht der der deutschen Schuld. In diesem Sinn habe er auch an den Vorsitzenden -er Entschädigungskommission geschrie­ben, um derVerwechflrmg" vvrzubeuge«.

Stellung der en^Hche» Bischöfe zur Abtehrrung de» Gebetbuchs

London, 26. Dez. Die Bischöfe der englischen Stoats- ttrche haben nach ei tägiger Berattmg beschlossen, die Ab­lehnung des verill..rten Gebetbuchs durch das Unterhaus nicht als endgültig hinzunehmen. An der vorgeschlagenen Reform sollen nun gewisse Aenderungen vorgenommen wer­den, die jedoch den wesentlichen Charakter der Reform nicht berühren. Dann soll der Vorschlag abermals der -noch das Gesetz von 1919 geschaffenen Kirckjenversammlung «nd dar- «rf de« Parlament vorgelegt werden. Di« Bischöfe deuten

daß es sich um eine kirchliche Angelegenheit handle, in der die Kirche in erster Linie inoßgebend s«i,.nnd daß U»>

tens dieser Lander, und namentlich seitens Enalands. ist aber nie ein Zweifel daran gelassen worden, daß zwischen den von Deutschland zu empfangenden Leistungen und den eigenen Schulden an die Vereinigten Staaten ein unlösbarer Zusammenhang bestehen müsse, mit der Maßgabe nämlich, daß mit einer etwaioen Herabsetzuna der deutschen Schuld ein entsprechender Forderunasnochl"^ se^-n- her Ver­einigten Staaten verbunden lein msisi». A"° Grund der verschiedenen, non Frankreich aklrrd'-g« n-.ch nickt an­genommenen Schüldenabkommen betrüg" die K a " i t a ! - schulh Englands an die V»rsinigten Staaten 18.4, die Frankreichs 16.1. Italiens 8, Belgiens t.7 Milliord-n RM. Die jeweiligen Endsummen einsthließlich Zinsen belaufen sich nach den aus rund 52 Jabre berechnet-" T'lounasrmcn auf 44,4, 27,2, 9,6 und 3 Milliarden Reichsmark.

Aus diesen Zahlen wird ersichtlich, daß im Zusammen­hang mit einer etwaiaen Festsetzung der deutschen Dawes­schuld entweder eine Aenderung des amerikanischen Stand­punktes hinsichtlich der Verkoppelung beider Fragen erfol­gen muß ade" dak Amerikas Schuldner darauf verzichten müssen, ihre S-di>lden in vasi-in Umfang von Deutschland einzutreiben. Deutschland für die amerikani­schen Ges-mtousien stände in der 'etziaev Höbe baftbar zu machen, wäre eine Unmög­lichkeit.

stände eintreten tonnen, die es der Kirche zur Pflicht machen, ihre geistliche Autorität zur Achtung zu bringen. Sie war­nen das Unterhaus, seinen Widerspruch zu weit zu treiben» weil sonst die Trennungvon Staat und Kirche (die allerdings nicht ohne Aenderung der englischen Ver­fassung möglich wäre) zu einer ernsthaften Möglichkeit wer­den könnte. Die Bischöfe werden am 11. Januar wieder zusammentreten, um die geplanten Aenderungen im einzel­nen festzusetzen.

Württemberg

Stuttgart, 26. Dez. Begnadigungen auf Weih­nachten. Obwohl erst vor kurzem aus Anlaß der Hinden- burgamnestie umfassende Gnadenerweise stattgefunden haben, sind auch in diesem Jahr wieder eins Anzahl von Strafgefangenen auf das Weihnachtsfest d bedingte Be­gnadigung in Freiheit gesetzt worden.

70. Geburtstag. Kommerzienrat Maximilian Lang, Mitinhaber der Firma Lang und Bumiller in Stuttgart, vollendete am 25. Dezember das 70. Lebensjahr. Lang stammt von Waldsee und hat die Firma zu großem An­sehen gebracht.

Stuttgart, 26. Dez. Rettungsmedaille. Der St-- --tspräsident hat der Frau Lina Trumpp geb Scheck, Gattin des Oberamtsgeometers Ernst Trumpp in Crails­heim, die Rettungsmedaille verliehen

Aeligionsvnterrichtlicher Lehrgang für Lehrer. Der Ev. Oberkirchenrat beabsichtigt im Einverständnis mit dem Lv. Oberschulral auch in diesem Winter einen etwa Owöchigen religionsunterrichtlichen Lehrgang am Seminar in Nür­tingen für solche Lehrer zu veranstalten, die geneigt sind, auf einige Jahre sich als kirchliche Religionshilsslehrer ver­wenden zu lassen. Anlaß dazu dürfte der wohl noch einige Zeit anhaltende Mangel an jüngeren Geistlichen sein.

Das Ergebnis der Wahlen zur Angestelttenversicherung

aus 1172 Bezirken des Reichs (wobei nur noch 3 Bezirk« fehlen) ist folgendes: Deutschnationaler Hand­lungsgehilfenverband (DHV.) Vertrauensmänner 1631, Ersatzmänner 2499, Stimmen 273111, Gesamtver­band deutscher Angestellten-Gewerkschaften (G e da g-V er­blinde) 294 bzw 711 bzw. 144 225, Gewerkschafts­bund der Angestellten (GDA.) Vertrauensmänner 917, Ersatzmänner 1851, Stimmen 241161, sonstige Hauptans- schußverbande 128 bzw. 306 bzw. 42 643, Hauptausschutz zusammen 2970 bzw. 5368 bzw. 701140, Allg. freier Angestelltenbund (AFÄ.) Vertrauensmänner 538, Ersatzmänner 1650, Stimmen 270 07S, Wilde 91 bzw. 238 bzw. 5830.

Plieningen a. F., 26. Dez. Ein Hochbetagter. Der frühere Posthalter von Plieningen, Georg Mühlhäuser, trat heute in das 90. Lebensjahr ein. In seiner ungewöhn­lichen Rüstigkeit ist er heute noch eine markante Persönlich­keit. Er stammt von Schlatt bei Göppingen.

Nürtingen, 26. Dez. Reue Kraftwagenlinie. Der Bezirksrat befürwortete die Genehmigung von Krast- wagenlinien zwischen Grafenberg Tieschardt-Fricken­hausen, sowie von Neuffen nach Hülben und von Nürtingen und Neuffen, ferner von Aich nach Stuttgart.

Reutlingen, 26. Dez. Todesfall. Finanzrat a. D. Friedrich Kostenbader ist infolge eines Schloganfalls, den er einige Tage zuvor erlitten hat, gestorben. Er kam als Nachfolger des Kameralamtsvorstands Bolz im August 1903 von Oehringen nach Reutlingen. Am 1. Oktober 1912 trat der damals 60jährrge Beamte in den Ruhestand.