Sette 2 - Nr. 2S8
Explosion eines Gaskessels
28 Tale, über 500 Verletzte
Im Norden der amerikanischen Stadt Pittsburg (Penn- syloanien) platzte am 14. November ein mächtiger Gasbehälter der Ecpritable-Gasgefellschaft. Die Wirkung war furchtbar. Der ganze Behälter, der nach fachmännischer Angabe 8 Millionen Kubiksuß Gas (?) gefaßt haben und der größte der Welt gewesen sein soll, wurde unter schrecklichem Getöse wie ein Riesertballon hoch in die Luft getrieben, wo er mit lautem Knall zerbarst. Eisenstücke von vielen Zentnern flogen wie Pappdeckelfetzen durch die Luft. Die benachbarten Gebäude stürzten wie Kartenhäuser zusammen, Straßen wurden aufgewühlt, die elektrischen Leitungen zerrissen mck> die Wasserleitungsrohre abgeknickt, so daß die Gegend unter Wasser gesetzt wurde, was die Rettungsarbeiten sehr erschwerte. In einer Schule, die mehrere Straßen entfernt liegt, befanden sich 260 Kirkver gerade an Schulhof: viele von ihnen wurden durch niedersausende Tisenstück« verletzt. Ein Straßenbahnwagen, der drei hÄiserblocks entfernt fuhr, wurde durch den ungeheuren Lufwruck zertrümmert, die Insassen erlitten alle Verletzungen.
In dem Gaswerk waren 300 Arbeiter beschäftigt, doch ließ sich noch nicht festftellen, wieviel an der Arbeit waren. Bis jetzt wurden unter den riesigen Trümmerhaufen 28 Tote gefunden, die Zahl der Verletzten wird auf 500 angegeben. Man vermutet, daß die Explosion durch unvorsichtiges Han- Seren einiger Arbeiter mit Azetylenfackeln verursacht worden ist. In de« Gasbehälter soll langsam Gas durchgesickert Dein, während man ihu Kr leer hielt.
Württemberg ^
Stuttgart, 15. November.
Erwerbsloseufürsorge in Stuttgart. Das Arbeitsamt Stuttgart vereinnahmte im Jahr 1926 für Zwecke der Er- verbstosenfürsorge 6,6 Millionen, darunter als Beitrag zur Erwerbslosenfürsorge 5,65 Millionen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 8,5 Millionen. Der Mehraufwand von 1,9 Millionen konnte mit HUfe einer Rücklage von 2,35 Mil- Konen gedeckt werden, so daß man ins Jahr 1927 mit einem kaffenbestand von 0,44 Millionen eintrat. Unter den Aus« gaben befanden sich 4,66 Millionen für Erwerbslosenunter» jtützung, 0,43 Millionen an Förderungszuschüssen für Not» Kandsarbeiter, 0,48 Millionen an Krankenkassenbeiträgeo, S,25 Millionen au Kurzarbeiterunterstützung.
Zusammenschluß. Die Dodenfeegefellfchaft Schwaben and die Gesellschaft Schwaben haben sich am Samstag in einer Landesvertreteroersammlung unter dem neutralen Vorsitz von Studiendirektor Dr. Knieser zusammen- geschloffen. Die Gesellschaft heißt jetzt „Gesellschaft Schwa- ben E. V. (Vereinigte BoÄenseegesellschaft)*. Vorsitzender wurde Regierungsrat Eitel, sein Stellvertreter Dipl.-Ing. Architekt Kiemle. Durch den Zusammenschluß ist ein in der Oeffentlichkeit längst gehegter Wunsch verwirklicht worden. Ziele der Gesellschaft sind: Pflege des Heimatgedankens und Verstehenlernen anderer Sitten und Gebräuche. Die Gesellschaft veranstaltet vom 6. bis 8. Januar einen Sportsonderzug in den südlichen Schwarzwald zum Preis von 33 Mark für Fahrt und Verpflegung und an Ostern eine fünftägige Fahrt nach Genua und an die italienische Riviera zum Preife-oon 165 Mark in der dritten und 195 m der 2. Klaffe bei freier Fahrt und Verpflegung.
Lotterieostwinn beim Pressefest. Der erste Preis der beim PreWest veranstalteten Lotterie, ein viersitziger Opelwagen, wMde von einer jungen Aerztin m Stuttgart gewonnen.
Sluttgarl, 15. Nov. P l a k at w ettb e w e r b. Da dl« Eröffnung des Stuttgarter Planetariums am Hindenburg« platz für das kommende Frühjahr beoorsteht, hat der Ge- meinderat zur Gewinnung eines Plakats für das Planetarium unter den in Württemberg geborenen oder wohnhaften Künstlern einen Wettbewerb eröffnet und 3 Preise, zu 1000 <^t, 700 gl und 500 ausgesetzt, ferner für 8 Ankäufe je 100 gl vorgesehen. Die Entwürfe müssen bis 10. Januar 1928 beim Stadtschultheißenamt eingereicht sein.
. Staatsprüfung für das höhere Lehramt an Handelsschulen. Bei der im Herbst 1927 abgehaltenen Prüfung für das höhere Lehramt an Handelsschulen sind 20 Bewerber für befähigt erklärt worden.
Krankheitsstatistik. In der 44. Iahreswoche vom 30. Okt. bis 5. Nov. wurden in Württemberg folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen übertraKaren Krankheiten amllich gemeldet: Bißverlehungen durch kollwukverdächtige Tiere 1 (tödlich —Diphtherie 34 (2), Kindbektfieber 1 (—), Tuberkulose der Lunge und des Kehlkopfs sowie anderer Organ« 7 (28), Scharlach 18 (—). Typhus 5 (—). Spinale Kinderlähmung 1 (—)-
Erfolg des Weltspartags 1927. Während am 29. Oktober 571 Einzahlungen mit 138 000 gl geleistet und 60 neue Sparbücher eröffnet wurden, betrug die Zahl der Einzahlungen am 31. Oktober 3068 mit 362 000 <4l Einlagen (1926: 1980 mit 280 000 gl). Dabei waren nicht weniger als 228 Neueröffnungen zu verzeichnen.
Die Schuhmacher schlage« auf. In einer Bersamnckung der Stuttgarter Schuhmachermeister wurde darauf hinge- wiefen, daß die Rvhhäute um 30—40 Proz. im Preis gestiegen sind, das Leder um 12—18 Proz. Infolgedessen fei das Rohmaterial für ein Paar Schuhsohlen um 30—50 Pfg. teurer geworden. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, die Preise um mindestens 10 Proz. hlnaufzusetzen.
Der Weller Nachwuchs- Das Gestüt Weil kann sich eines sehr guten Abfohlergebniffes erfreuen. Bon 31 Stuten find 23 Fohlen vorhanden.
Reutlingen, 15. Nov. Hoher Schornstein. Der große Schornstein am Fabriksanwesen der Firma Ulrich Gminder G. m. b. H. in Reutlingen (an der Straße nach Betzingen) ist nun fertiggestellt. Mit seinen 100 Metern Höhe überragt er, gewissermaßen als Wahrzeichen, sämt- ttche Bauwerke der Umgebung. Am 1. August v. I. ist mit dem Bau begonnen worden.
Schwaigern. 15. Nov. Vorboten. Eine große Schar Schneegänse überflog in gan, 'derer Höhe das Städtchen.
kirchheim a. N.. 14. Nov. Explosion. Durch Bildung von Gasen ist im Bäckereibetrieb Högner eine Explosion entstanden. Infolge des Rohrbruchs stoß der Inhalt der Röhre ins Feuer. Durch das heftige Rauchen aufmerksam geworden, öffnete Högner den Ofen. Dabei schlugen ihm dir Flammen ins Gesicht, die ihm einige Brandwunden
Ragolder TagblaU „Der Gesellschafter"
beibrachten. Durch Kohlenoxydgase wurde der Backofen vollkommen gesprengt. Einige Steine flogen sogar durch das Fenster in einen benachbarten Garten.
Neckarsulm, 15. Nov. Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft. Der Gemeinderat hat die Aufhebung des Wohnungsmangelgesetzes für die Stadt Neckarsulm auf 1. April 1928 beschlossen.
Gmünd, 14. Nov. Eine Kriegschronik. Die Stadtverwaltung hat schon vor mehreren Jahren die Abfassung einer städtischen Kriegschronik beschlossen und damit Oberlehrer Stütz, den Verfasser des dreibändigen Gmünder Heimatbuchs, beauftragt. Das Werk ist nun vollendet. Es erscheint in fünf Heften zu 1,50 Mark, von denen das erste soeben ausgegeben wurde.
Ehrenstein. OA. Ulm, 15. Nov. Ein harmonisches Paar. Seltene Harmonie besteht bei dem Brautpaar, das gestern im Kirchlein zu Ehrenstein getraut wurde. Sind doch Bräutigam und Braut am selben Ort, im gleichen Jahr, am gleichen Tag geboren, getauft und gesinnt worden, zur ersten Beicht und Kommunion gegangen! Nun nach 29 Jahren gemeinsam am Traualtar — kann man mehr verlangen?
Oberndorf a. N., 15. Nov. Kaltes Bad. Einem hiesigen jungen Mann wurde scheinbar an dem vorgestrigen kalten Wintertag die Sonne plötzlich zu warm. Er zog sich entschlossen in dem Haus des Turnvereins bei den Grafschen Eisweihern aus und nahm zur Abkühlung ein Bad im Neckar und schwamm über den „(Jumpen* und wieder zurück.
Heselwangen OA. Balingen, 15. Nov. Blutige Hochzeitsfeier. Bei einer Hochzeitsfeier am Samstag obend entstand Mischen hiesigen und auswärtigen jungen Burschen ein Streit, wobei der 22 I. a. Adolf Koch von Endingen, der hier eine Braut hatte, von einem hiesigen 19jährigen Burschen in die Halsschlagader gestochen wurde. Der Tod trat nach kurzer Zeit ein.
Göppingen, 15. Nov. Diebstahl- Beim Markini- markt beobachtete ein Kleineislinger Geschäftsmann einen Taschendieb bei seiner Tätigkeit und verbrachte ihn zur Polizei. Er hatte etwa 400 Bargeld bei sich und behauptete, diese seien sein Eigentum. Er wurde in Haft behalten.
Alm a. D-, 15. Nov. S'ieg der christlichen Arbeiterschaft bei den Ortskrankenkassen- wahlen. Abgegeben wurden 10 689 gültige Stimmen. Der Wahlvorfchlag 1 (freigewerkschaftlich) erhielt 4468 Stimmen, der Mahlvorschlag 2 (christliche Arbeiterschaft) 6221 Stimmen. Danach entfallen auf den Wahlvorschlag der christlichen Arbeitnehmer gegenüber dem Wahlvorschlag der sozialdemokratisch-kommunistischen Arbeitnehmer 1753 Stimmen mehr. Der Wahlvorschlag 2 (christlich) erhielt 23 Sitze, der Wahlvorschlag 1 (freigewerkschaftlich) 17 Sitze für den Ausschuß. 3m Borstand erhielt der Wahlvorschlag 2 fünf Sitze und der Wcchlvorschlag 1 drei Sitze. Bisher hatten die Christlichen und die Sozialdemokraten je 4 Vorstandsmitglieder. Eine Einheitsliste aufzustellen war nicht möglich, weil die Freien Gewerkschaften das Ansinnen an die Christlichen stellten, sie sollten ihnen fünf Sitze zugestehen, während die Christlichen nur zwei erhalten hätten. Darauf gingen die christlichen Gewerkschaften nicht ein. Das Wahlergebnis hat die Nichtigkeit dieser Stellungnahme der christlichen Arbeiterschaft bestätigt.
Neresheim, 15. Nov. Ein Original. Ein Neres- heimer Original und zugleich einer der ältesten Männer der Stadt, der „alte Lacke r", weit und breit in der Umgebung bekannt, ist, 81 Jahre alt, gestorben. Seit Aufgabe seines größeren Bauernguts vor 10 Jahren trieb's den rüstigen Siebziger immer wieder hinaus in die Welt. Besonders 1925 wurde sein Name genannt in vielen deutschen und ausländischen Zeitungen als ältester deutscher Rompilger, der den Weg in die ewige Stadt zu Fuß zurückgelegt hatte. In den 1870er bis 1890er Jahren, wo noch viel in Bauerngütern gehandelt wurde, war der brave Mann vielen Grundstückskäufern in betreff Bürgschaftsleistung ein guter Freund.
Aus Stadt und Land
Nagold, 16. November 1927.
Einzig darauf kommt es an, was einer aus seiner noch so unvollkommenen Person zu gestalten weiß.
Keyserling.
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Dieustnachrichte«
Bei der im Herbst 1927 abgehaltenen Prüfung für das höhere Lehramt an Handelsschulen sind u. a. für befähigt erklärt worden: Dr. Guhl, Gustav von Baiersbronn, Roth- fuß, Fritz von Freudenstadt.
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Otto Keller irr NagolLsj
Otto Keller Mt nun hier gewesen und der 1. Avenv aus der? Vortragsreihe der Buchhandlung Zaiser ist vorbei. Der Veranstalter konnte bei der guten Besetzung des Seminarsaales zufrieden sein und Hoffnung schöpfen für die kommenden seiner volksbildend wirken sollenden Vorträge. Vor allem aber müssen die Zuhörer zugestehen, daß das, was sie erwarteten, sich nicht nur erfüllte, sondern noch überboten wurde. Otto Keller verstand es als einzelner in seiner gemüt- und geistvollen Art einen ganzen Abend zu unterhalten, so, daß wir ihm gerne noch eine Stunde gelauscht hätten, um uns zu erquicken an seinem goldenen Humor, seiner feinen Beobachtungsgabe, dem reichen Pinsel, mit dem er uns Kabinettbildchen aus dem Leben mit tiefempfindenden und schauenden Künstleraugen, mit herzlicher Frische und Naturtreue vormalte, um uns zu stärken an dem Quell seiner Lebenskraft und glücklichen Lebensweisheiten, um überhaupt nach des Alltags Last und Mühe für Stunden ein Lachen und Lächeln aus tiefstem Herzen zu lehren. Heiteres und Ernstes wurde an diesem Abend geboten, doch das Ernste stets umwoben mit einer sonnigen Schalkhaftigkeit, die dem Dichter in seinen Dichtungen aber auch in seinem Vortrag eigen ist. Er versteht es, tief in die Volksseele hineinzuschauen, aus kleinen Ereignissen des äußerlichen täglichen Lebens Lebensweisheiten zu schmieden und Lebensbilder zu malen und in ihnen alle Schattierungen der schwäbischen Eigenseele zu erfassen. Wieviel Wahrheit liegt in seinem »Danzer*, welche Gemütstiese spricht aus »Met alta Bas', wie versteht er es sich neben, nicht über die Kinder zu stellen, nicht außerhalb der Kinderherzen zu leben, sondern mitten drin zu sein in »Vor'm Uhralada', »Mamme' und »Verreiserles', wie sprüht er vor Ironie im »s'Kränzle', wie erzählt er so trefflich »Wia's em
Mittwoch, IS. November 192 7
Rickele goht', wie sprudelt sein Humor »Was mr em Fritzle alles wehra muaß' und wie hört man das alte Bärbels schelten ob der verkürzren Sonntagsruhe, weil »Dr nui Herr Pfarrer' keine 2 Stunden predigte. Durch jedes neue Gedicht schlug der Dichter feine Zuhörer immer wieder in seinen Bann, erntete unaufhörlich herzlich gespendeten Beifall und zuguterletzt von einem seiner geliebten und hoch gepriesenen Schwobamädle einen schönen Blumenstrauß. Otto Keller war für uns ein Ereignis und sein Vortragsabend brachte uns Stunden, an die wir immer gerne zurückdenken werden.
Borspielabeud
Donnerstag abend 8^ Uhr werden im Seminarsaal Violinsonaten von Veracini, Händel und Beethoven zum Vortrag kommen.
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Verkehrsverbefferungen bei der Reichspost. Wie mitgeteilt wird, sind von der Reichspostverwaltung außer der Bestellung durch Kraftwagen in Landorten noch weitere dem Verkehr dienende Aenderungen vorgesehen. So sollen die Postan st alten und sonstigen Annahmestellen oer» meyrt und die Schalter stunden erweitert, dke P o stb est e l l g ä n g e vermehrt und nach Maßgabe de, Bedürfnisse beschleunigt werden. Auch das Kraftwagennetz der Reichspost zur Verbesserung der Verbindungen zwischen Postocten abseits der Eisenbahn wird ausgebaut. Zur Beschleunigung der Uebermittlung von Telegrammen wird der Fernsprecher in größtem Ausmaß verwendet werden. Die Dienststunden im Fernsprechwesen werden besonders aus dem flachen Land erweitert. Me Arbeiten zur Einführung des Selbstanschlußbetriebes werden fortgesetzt. Im Funkwesen wird die bevorstehende Einfüh- rung des Bildtelegraphenverkehrs den Nachrichtenverkehr ergänzen. Die Eröffnung neuer Rund funksender in Zeesen, Köln und Aachen steht bevor.
Sozialfürsorge in Deutsctstand. Vom Verband zur Wahrung der deutschen Betriebskrankenkaffen wurde ein« Schrift herausgegeben, in der die Aufwendungen Deutsch- lands für Sozialversicherung ziffermäßig dargestellt werden. Es erforderte 1926 dre reichsgesetzliche Krankenversicherung über 1500 Mill. Mark, die Reichsunfallversicherung fast 350 Mill. Mark, die Angestelltenversicherung annähernd 250 Mill. Mark, die Pensionsversicherung im Bergbau über 200 Mill. Mark, die Erwerbslosenfürsorge weit über 500 Mill. Mark. Hinzu kommen die Reichszuschüsse mit annähernd 930 Mill. Mark, so daß insgesamt die Aufwen- düngen für die deutsche Sozialversicherung 1926 nicht viel hinter 4,5 Milliarden Mark zurückblieben: 1913 betrugen sie gut 1 Milliarde Mark. Die Zahlen für 1927 dürften noch höher sein; man schätzt sie trotz dem teilweisen Rückgang der Reichszuschüsse auf etwa 4,7 Milliarden Mark.
handeln in den Züge« verboten. In letzter Zeit ist wiederholt beobachtet worden, daß in den Zügen Waren aller Art durch reisende Händler feilgeboken werden. Hierdurch fühlt sich das reisende Publikum belästigt. Das Zugpersonal der Reichsbahn ist angewiesen, gegen solche Personen, die in den Zügen Waren feilbieten oder betteln, einzuschreiken. Es würde dankbar begrüßt werden, wenn das Zugpersonal bei der Bekämpfung des unerlaubten Handels in den Zügen durch die Reisenden selbst dadurch unterstützt würde, daß die Zugbegleitbeamten auf diese Hausierer aufmerksam gemacht werden. Wird ein solcher reisender Händler auf frischer Tatt ertappt, so kann eine bahnpolizeiliche Bestrafung erfolgen.
Viehzählung am 1. Dezember 1927. Nach den bestehenden Bestimmungen ist im ganzen Deutschen Reich am 1. Dezember 1927 wiederum eine Viehzählung vorzunehmen, und zwar im gleichen Umfang wie bei der vorjährigen Viehzählung. Sie erstreckt sich auf Pferde, Esel (auch Maulesel und Maultiere), Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen, Geflügel (Gänse, Enten, Hühner, jedoch ohne Trut- und Perlhühner), sowie Bienenstöcke; neu ist die gesonderte Cr- fragung der Hennen (Legehühner), um hiedurch Anhaltspunkte über die einheimische Eiererzeugung zu gewinnen. Die Erfragung der Hausschlachtungen beschränkt sich auf die in der Zeit vom 1. Dezember 1926 bis 30. November 1927 vorgenommenen Hausschlachtungen von Rindvieh, Schafen, Schweinen und Ziegen.
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Wildberg, 15. Nov. Herbstdankfeier. Zum erstenmal feierten Gemeinschaft und Jugendbund miteinander am letzten Sonntag in außerordentlichcr Weise das Herbstdankfest. Ein sehr schön aufgebauter, reicher Gabentisch von freiwilligen Gaben aus Gemeinschafts- und Jugendbundkreisen erfreute die zahlreich Versammelten. Oberlehrer Rentschler sprach an Hand von Psalm 50 Vers 23 eindringlich über das Geben für das Reich Gottes. Die Feier war umrahmt von paffenden Gesängen, Gedichten und Zwiegesprächen der Jugendbündler. Mit dankerfülltem Herzen verließen alle die erhebende, schöne Feier. Die Naturalgaben und noch eine schöne Geldgabe flössen der Mission zu.
Wildberg, 15. Nov. Lieb's Mariele! Nur ganz schnell mueß i dir a Wörtle schreibe ond dir verzähla, was für e'n schöne G'meindeobe'd mier en Wilbberg am voargeschtriche Sonntich ghet den. D'r graoß Schwarzwaldsaal isch bis uff de' letschte Platz b'setzt gwea ond au en d'r Wirtschaft send no oane g'seffa, woascht sottiche, die ganz gern ällerhand a'höre wöllet, aber m'r soll net sehe ond net wisse, daß se dabei gwea send. I hau aber manchmal de'ki, 's häb se doch a' bißle gheit, daß se net ganz dabei gwea send. Jo also, z'erschte hen mer alle mitenander g'songe, ganz fescht ond laut, so wie's nie tuet en d'r Kirch, no Hot d'r Herr Stadtpfarrer g'schproche vo' deam neue Rückte, wo onser Wildberger Kirch kriegt hol ond vo' deane 3000 Mark Schulde, wo m'r Hot uffneame müeffe für se s'zahlet. Ond nochhear Hot onser Kirchechor g'songe, jo dean dälscht du nemme kenna. So fei' ond so deutlech ond schneidech ond frisch — d'r neu Dirigent nemmt die Leut aber au g'hörich hear. Oane Hot g'sait, er plog se bis uff's Bluet, aber nochhear sei's hall arg schö, wenn mer sei' Sach so guet kenn Ond die wurd schau reachl hau. Hoffentlich bleivt's jetzt wie's isch ond hoffentlich nemmt ans der Schuel- rat dean Herrn Sauer net weg. Andere Musik Hemmer au no kriegt: em Herr Stadtpfarrer sei' Tochter Hot geigt mit em Pfarrer vo' Neuhengftett. Dear Hot ons vo sei're Reis' noch Schweden verzählt. Arg g'lobt Hot er die Leut vo' dort, i hau mer älleweil de'ke müeffe, die hen eabe koan Krieg durch- g'macht ond leidet onter koam Versailler Vertrag ond onter koam Dawes Abkomme ond deane Steure. Vielleicht, wenn des alles emol bei ons meh versaust isch, no wean mier au wieder bessere Mensche. Vo' d'r Hauptfach hau-n-i dier aber no gar nix b'richtet. Woascht, vo' deane Theaterstückle. I glaub a ganzer Häuf vo deane Leut send no desweage komme. Arg nett ond lufchtech send se gwea, älle beide. D' »Nußkät-