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Nagolder LagblattDer Gesellschafter"

Dienstag. 15. November 1827

ker in Frage kommenden Mitglieder des Reichstags wie K»lgt: Dr. Hilferding, Dr. Dernburg, Brüning. Dauch, Qi»aatz, Dr. Bredt und Leicht.

Das Kolonialabzeichen

Berlin, 14. Nov. Anläßlich einer Notiz derWelt am Montag" wird den Blättern mitgeteilt, daß auf Wunsch einer Anzahl Kolonialdeutscher im Jahr 1921 von dem da­maligen Reichsminister für Wiederaufbau (Rathenau) «in Erinnerungszeichen gestiftet wurde für diejenigen, die in und vor dem Krieg in den deutschen Kolonien tätig gewesen sind. Diese Medaille mit einer Betätigungsurkunde wurde auf Antrag gegen Bezahlung ausgegeben. Nach Auflösung des Wiederaufbauministeriums sind die betref­fenden Befugnisse an das Auswärtige Amt übergegangen. Än den letzten Jahren ist noch ein oder zwei Mal ein der­artiger Antrag gestellt worden.

Die Bremer Bürgerschaftswahlen Bremen, 14. Nov. Mit dem Teilergebnis für die Be­zirke Bremen-Land, Vegesack und Bremerhaven verteilen sich die Mandate für das gesamte bremische Staatsgebiet nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis folgendermaßen aus die Parteien: Sozialdemokraten 50 (46), bürgerlich« Einheitsliste 36 (40), Demokraten 12 (14), Kommunisten 10 (9), Haus- und Grundbesitzer 9 (8), Zentrum 2 (2), Heim und Scholle 1 (1), Volksrechtspartei 0 (0).

Die Laadtagswahlen in Hessen

Darmstadt, 14. Nov. Bei den gestrigen Landtags- wahlen war die Wahlbeteiligung sehr schlecht. Von 900 343 Wahlberechtigten haben nur 482 531 oder etwa 54 v. H. abgestimmt. Stimmen erhielten: Sozialdemokraten 157 289 (letzte Wahl 220 108), Zentrum 85 448 (100 384), Land­bund 61 067 (82 742), Deutsche Volkspartei 51 638 (73 930), Kommunisten 41 160 (33 689), Demokraten 37 750 (53 301), Bokksrechtspartei 24 166 (0), Deutschnationale Bolkspartei S4 013 (43 717).

Die Sitze verteilen sich folgendermaßen: Sozialdemo­kraten 23 (26), Zentrum 13 (11), Landbund 9 (8), Deutsche Bolkspartei 7 (9), Kommunisten 6 (4), Demokraten 5 (6), Deutschnationale 3 (6), Volksrechtspartei 3 (0). Ein Sitz lft noch strittig zwischen Deutscher Volkspartei und Sozial­demokraten. Für die bisherige Koalition (Sozialdemo­kraten, Zentrum und Demokraten), die sich mit 14 (15) Stimmen Mehrheit behauptet hat, wurden etwa 280 487, für die Opposition 202 044 Stimmen abgegeben. Das erste Auftreten der Volksrechtspartei für Aufwertung hat haupt­sächlich den Deutschnationalen Stimmverluste gebracht; der Führer der Volksrechtspartei, Landgerichtspräsident Dr. Best, gehörte früher der Deukschnationalen Volkspartei an.

Die Dolkstagswahlen in Danzig

Danzig, 14. Nov. Die Zahl der Mandate zum Bolkstag betragt nach dem vorläufigen Ergebnis: Bürgerliche Arbeits­gemeinschaft 2 Sitze (), Danziger Hausbesitzerpartei 1 Sitz k), Deutschl-Danziger Volksparkei 5 Sitze (6), Deutsche Li­berale Partei 4 Sitze (), Deutschnationale Bolkspartei 25 Sitze (33), Deutsch-Soziale Partei 1 Sitz (7), Fischer 1 Sitz tl), Kommunisten 8 Sitze (11), Mieter- und Gläubigerpartei 3 Sitze (1), Nationalliberale Bürgerpartei 5 Sitze (), Na- tionalfozilaisten 1 (), Polen 3 Sitze (), Sozialdemo­kraten 42 Sitze (30), Wirtschaftsliste 1 Sitz (), Zentrum 18 Sitze 15).

Kampfansage spanischer Minister Madrid. 14. Nov. Aus Mitgliedern früherer Kabinette hat sich ein »Großer Rat zur Verteidigung der Verfassung' «bildet, der den schärfsten Kampf gegen Primo de Rivera und seine Nationalversammlung führen will. Eine .Verfassungsänderung könne nur durch das rechtmäßig ein- herufene Parlament erfolgen. Vorsitzender des Rats ist bei frühere Präsident des Abgeordnetenhauses (Cortes), Villa- «veva, Ehrenvorsitzender der frühere MinisterpäsAenk Ganchez Guerra. .

- Borah für Aufhebung des Alkoholgesetzes

Reuyork, 14. Nov. Senator Borah tritt dafür ein, daß haS Alkoholgesetz widerrufen werde, was der fortwäh- »enden Verletzung vorzuziehen sei. Der Vorschlag des Wi­derrufs sollte in die Hauptforderungen des Programms für Wahlen von 1928 ausgenommen werden.

Gegen die indisch« Verfassungsreform Kalkutta, 14. Nov. Die Gegnerschaft gegen die von Eng- Amö betriebene Verkasiunasreform für Indien wächst in der

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40. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

, , Schnell öffnete sie die Tür und trat hinaus. Das sBild ihrer aufgeregten Sinne versank damit, aber eine -ihr bis dahin unbekannte Erregung und Unruhr blieb. Sie konnte nicht los von der Geschichte Giselas, und ob sie sich gleich töricht schalt, die Bilder und Vermutungen wollten nicht von ihrer Seele weichen. Wenn sie nur ein­mal den Ring Holtmanns sehen könnte! Aber würde er 'sie nicht auslachcn, wenn sie ihn bäte, ihn ihr zu zeigen? Würde er nicht denken, daß das reiche Erbe sie zu aller­hand leeren Hirngespinsten verlockt und verführt Hütte? Nein, nein, es konnte ja auch nicht sein es war Wahn­sinn. nur an eine solche Möglichkeit zu denken. Aber ihre Achnlichkeit mit Gisela? Pah, ein Zufall! Wie oft ! sehen sich Menschen ähnlich, dir nie verwandt waren.

Mit Mühe zwang sich Ilse zur alten Ruhe. Sie ärgerte sich, daß sie, die Starke. Kräftige, zum ersten Male ihre Stimmung nicht beherrschen konnte. Wie konnte sie sich von alten Geschichten so erregen lassen? Was gingen -sie die Ahnen der Limars an! ,

Der Verkehr mit den Kindern, die wieder ins Schloß zurückgekehrt waren, lenkte sie in der Tat bald von ihren Gedanken ab und als sie wieder in ihrem Zimmer war. suchte sie sich bis zum Schlafengehen in ihr Studium zu vertiefen.

Mitten in der Nacht wachte sie plötzlich mit einem gequälten Angstschrei auf. Sie war ganz in Schweiß gebadet und zitterte so, daß sie kaum das Licht auf ihrem Nachttisch anzünden konnte. Erst als es hell im Zimmer war, lachte sie. Das Geschwätz der alten Marianka war schuld an ihrem Traum. Sie hatte geträumt, sie ging mit Graf Konrad durch den Wald; es war dunkel und der Sturm brauste um sie. Plötzlich war der Geist Archi- Balds erschienen und hatte sie verfolgt. Sie war ge-

indischen Bevölkerung von Tag zu Tag. Von vielen Seiten ertönt der Ruf:Boykottet den Vorbereitenden Verfassungs­ausschuß!' Nur wenige Führer des öffentlichen Lebens treten für ihn ein, da in ihm kein einziger Inder sitzt- Das Blatt der nationalen Swajari-Partei .Forward' schreibt: »Daß England die »Mission eines Kulturträgers in Indien' erfülle, ist eine Lüge, und ihr Gerede von der heiligen Auf­gabe ist nichts weiter als eine schamlose Heuchelei. Wenn England glaubt, mit dem Schwert regieren zu müssen, so soll es doch die Behauptung fallen lasten, daß es unsere Zu­stimmung nötig habe. Es mag stark genug sein, über unsere Leichen yinwegzuschreiken, aber es kann nie verlangen, daß wir ihm unsere Seelen verkaufen.'

Die Rüstungen Japans

Tokio, 14. Nov. Das Kabinett billigte den Staatshaus­haltplan, der für Heer und Marine Summen auswirft, wie sie noch nie in der Geschichte Japans vorgekommen sind. Das Parlament wird Anfang 1928 darüber beschließen.

Die Lage in China

Schanghai. 14. Nov. Die Nanking-Truppen haben W u - such (160 Kilometer von Hankau) genommen. Die Trup­pen des radikalen Führers Tangschengtschi (Hankau) sind kampflos zurückgegangen. lieber den Iangtsestrom findet herüber und hinüber eine gegenseitige Beschießung statt, so daß die Schiffahrt unterbrochen ist.

General Tschiangkaischek soll erklärt haben, er wolle nicht nach Nanking zurückkehren, weil die Hankauor Partei ihm feindlich gesinnt sei und weil er auch innerhalb der Nankinger Gruppe Gegner habe. Dadurch, daß er sich zurückgezogen habe (er befindet sich gegenwärtig in Japan), habe er die Grundlage für einen Ausgleich zwischen beiden geschaffen.

Tangfengtschi geflohen

In Hankau entstand am 13. November eine große Er­regung. Der Hankau-General Tangfengtschi soll den Gene­ral der Truppen der Provinz Human haben töten lassen, weil dieser ihm zum Rückzug geraten habe. Darauf hätten die Human-Soldaten sich gegen Tangfengtschi erhoben, und dieser sei dann geflüchtet, nicht ohne die Gelder der Han- kauer Chinesenbanken mitzunehmen. Eine echt chine­sische Geschichte.

Hankau wurde von den Nankingtruppen ohne Kampf besetzt. General Hochien ist zu -den Nankingtruppen über- gegangen.

Württemberg

Stuttgart, 14. November.

Verleihung der Rettungsmedaille. Der Staatspräsident hat der Sophie Montag, Tochter des Glasermeisters und Kirchengemeinderats Fritz Montag in Biberach a. Nitz die Rettungsmedaille verliehen.

Approbationen. Im Prüfungsjahr 1926/27 hat das In­nenministerium 46 Kandidaten der Medizin, darunter 10 Damen, die Approbation als Arzt erteilt. Außerdem wurde fünf Kandidaten der Zahnheilkunde die Approbation als Zahnarzt erteilt, ferner 25 Bewerbern die Approbation als Apotheker, darunter 11 Damen.

Das Pressefest 1927 in der Liederhalle am Samstag hat alle Erwartungen übertroffen. Die Veranstaltung ging von der Arbeitsgemeinschaft der Württ. Presse (Verein württ. Zeitungsoerleger und Reichsverband der Deutschen Presse Landesverband Württemberg) und dem Württ. Journalisten- und Schriftstellerverein aus. In arbeits­reichen, langen Vorbereitungen der drei Vorsitzenden, Di­rektor Esser, Schriftleiter Dr. Dröse und Schriftleiter Heller wurde das Fest zustandegebracht, das wohl sei­nesgleichen in Stuttgart noch nicht gefunden hat. So groß die Erwartungen der Tausende von Festteilnehmern, die alle Räume der Liederhalle füllten, gewesen sein mochten, sie wurden nach einmütigem Urteil noch überboten durch das, was an Kunst, Geist und Witz hier geboten wurde. Unter den Gästen sah man Staatspräsident Bazille, die Minister Bolz und Dr. Dehlinger, Oberbürger­meister Lautenschlager, Landtagspräsident Körner und viele andere hervorragende Persönlichkeiten des öffent­lichen Lebens, der Kunst und Wissenschaft, der Behörden. Die Prestefestlotterie war mit einer großen Zahl von Ge­winnen, zum Teil sehr wertvoller Art, ausgestattet. Aber auch in diesem Fall hat sich, wie so oft, Fortuna wieder recht eigenwillig gezeigt. Während hier viele Festbesucher reihen­weise, mit 10 und mehr Losen in der Hand, auf einen Gunst­

laufen, bis ihre Füße sie nicht mehr trugen, und gerade als der Geist ihre Hand ergreifen wollte, war sie mit einem Schrei aufgewacht.

Es ist kaum zu glauben, was solche Märchen mit einem vernünftigen Menschen anstellen können," sagte sie halblaut vor sich hin.Warte, Graf Archibald, ich er­kläre dir den Krieg. Ich werde dich besiegen und in dein Eeisterreich zurückbannen. Du sollst mir meine Ruhr nicht mehr rauben!"

Sie löschte das Licht, aber es dauerte noch eine Weile, bie sie wieder einschlief, diesmal fest und traumlos bis zum Morgen.

9. Kapitel.

Ilse hatte wieder einen freien Tag oder vielmehr standen ihr mehrere solcher bevor. Die Gräfin war mit den Kindern zu ihren Verwandten nach Breslau gefahren und wollte einige Tage fortbleiben. Die Eon- vernante wurde natürlich nicht mitgenommen. Ihr kamen diese Ferien sehr erwünscht, konnte sie doch einmal ganz sich selbst und ihren Interessen leben. Diesen ersten Tag wollte sie sogleich benutzen, um einen Brief von Heinz recht ausführlich zu beantworten.

Heinz hatte vor einigen Tagen geschrieben und der Brief hatte vieles enthalten, was sie beschäftigte und zum Nachdenken veranlaßte.

Unser Kampf hat seinen Höhepunkt erreicht," schrieb er unter anderem.Die Gelrhrtenwelt ist in zwei Teile gespalten: es yeißt nur noch:Hie Welf hie Waib- lrng!" und auf beiden Seiten wird heiß und erbittert um den Siegespreis gerungen. Wo wird er hinfallen? Aber gleichviel, siegen oder unterzugehen, ist ein Leben wert. Und Du, (beliebteste, kämpfst ja mit mir! Wärest Du doch hier, an meiner Seite! Schilt mich töricht, aber oft quält und peinigt es mich bis zum Uebermaß, daß Du unter fremden Menschen leben mußt, daß Du, Herr- siche. Stolze, gezwungen bist. Dich ihnen unterzuordnen. Wenn ich nur einmal zu Dir könnte. Vielleicht täusche ich die hochmütige Gräfin einmal und gebe mich als Deinen Vetter aus. Was meinst Du dazu, Schatz, wenn ich meine Sehnsucht befriedigte und Dich in Tworrau be­

beweis der launischen Göttin harrten, streute sie an ärmeren Stellen ihre Gaben verschwenderisch aus. Eine Anzahl Ge- winne wurde nicht abgeholt. Auswärtigen Gewinnern wird gegen Einsendung des Loses und Angabe der genauen Adresse der Gewinn durch die Post zugesandt.

Die Angestelltenwahlen. Die Beteiligung an den gestri­gen Wahlen der Vertrauensmänner zur Angestelltenoer- sicherung war sehr stark, etwa 68 v. H. gegen 25 v. H. bei der vorigen Wahl. Die Vorbereitungen waren indessen mangelhaft und die Zthl der Wahllokale ganz ungenügend», Viele Wähler, die nicht eine halbe Stunde auf der Straße Reihen stehen wollten, zogen es vor, keinen Stimmzettel abzuaeben. *

Stuttgart, 14. Nov. Gefallenengedenkfeier- Die Württ. Staatsregierung wird gemeinsam mit der Stadtver- waltung am Samstag, den 19. November d. I., abends 7.45 Uhr, im Hof des Neuen Schlosses eine Gefallenengedenk­feier veranstalten. Bei einer Besprechung im Staatsmini, sterium mit den Vertretern der Kameradschaftsverbänd« und der Organisationen der Kriegsbeschädigten und »Hin­terbliebenen haben sich die Verbände aller Richtungen zur Teilnahme an der Feier bereit erklärt. Die Feier wird mit einem Fackelzug eingeleitet werden. An -dem Fackelzug wer­den sich in erster Linie Angehörige der Kameradschastsveo bände beteiligen. Bei dem Fackelzug und bei der Aufstel­lung im Schloßhof können sich auch Vereinigungen und Verbände, die nicht zu den Kameradschaftsverbänden zäh/ len, durch Abordnungen vertreten lassen- Etwaige Anmel« düngen werden an das Polizeipräsidium, Kommando der Schutzpolizei, Einzeldienst (Altes Schloß) erbeten.

Ehrung. Dem Postdirektor a. D. Albert Stemmer wurde anläßlich seines 70. Geburtstages von seiner Vater­stadt Hayingen OA. Münsingen das Ehrenbürgerrecht ver­liehen.

Der Staatspräsident hat dem Straßenbahnwagenführe« Adam Allig in Stuttgart-Ostheim die Rettungsmedaill« verliehen.

Bom Tage. In einem Haus der Senefelderstraß« ver­übte eine 26 2. a. Näherin durch Einatmen von Gas Selbst­mord. " ' ^

^ Der VerkehtsEbolnd Württemberg-Hohenzollern hak sich in seiner Landestagung am Samstag nachm, im Bahn Hofsturm Stuttgart f-Ä zahlreiche Verkehrsoerbesserungen, namentlich aus der Nach-Süd-Eisenbahnlinie, ausgesprochen.

Das rasende Fahrsn. Am 6- August fuhr der Bank­beamte Stephan Weiß aus Mössingen mit seinem Motorrad, auf dem er den Buchbinder Heinrich Nuß auf dessen Bitte mitfahren ließ, mit einer Geschwindigkeit von 35 Kilometer durch die Kronprinzskraße. An der Kreuzung der Büchsen- straße wurde das Motorrad von einem Straßenbahnwagen erfaßt und umgeworfen. Weiß kam mit leichteren Ver­letzungen davon, Nuß erlitt einen tödlichen Schädelbruch. Wegen fahrlässiger Tötung verurteilte das Schöffengericht den Weiß zu 3 Monaten Gefängnis.

Aus dem Lande "

Tübingen, 14. Nov. Für den Reichsschulgesetz- entwurf. Zwölf hiesige Professoren haben sich einer von deutschnationalen Hochschullehrern für den Neichsschulgeseh- entwurf gefaßten Entschließung angeschlossen, nämlich die Professoren Fuchs, Bolz, Birk, Dörrte s, Gmelin, v. Huene, Jakob Kittel, Karl Müller, Olpp, Wal­baum und Mahl. Dieser Entschließung haben über 300 Hochschullehrer zugestimmk.

Eßlingen, 14. Nov. Höhere Maschinenbau- schule. Die Höhere Maschinenbauschule in Eßlingen wird im Winterhalbjahr 1927/28 von 455 Schülern besucht. Davon sind 433 Württemberger, 19 Angehörige anderer deutscher Länder und drei Ausländer.

Heilbronn, 14. Nov. Die Schuhmacher wollen die Preise erhöhen. In einer Versammlung beschäf­tigte sich die Schuhmacher-Innung des Handwerkskammer­bezirks Heilbronn mit der Preisfrage und. kündigte ein« Preiserhöhung an, wenn die Rohmaterialien noch weiter iv die Höhe gehen sollten.

Schorndorf, 14. Nov. Jubiläum des Lieder- kranzes. Der Liederkranz feierte am Sonntag sei« lOOjähriges Bestehen. In der Künkelin fand ein Festakt statt, wobei Amtsgerichtsrat Maser die Festrede hielt. Der Präsident des Deutschen Sängerbundes, List, übermittelte dessen Glückwünsche und teilte mit, daß zum deutscben Sän-

suchte? Ein Hauptspaß wäre es. Sage, mein Lieb) trägst Du auch meinen Ring noch auf dem Herzen, ziehst! Du ihn noch allabendlich an Deine Lippen und gedenkst dabei des fernen Verlobten? Denkst Du überhaupt so oft an mich, wie ich an Dich, täglich, stündlich?

Was macht der verrückte Graf? Sprichst Du ihn noch manchmal? Du schreibst mir, er sei Archäologe und arbeite an einem wissenschaftlichen Werk. Sprich doch einmal mit ihm über unsere Sache, mein Herz, sieh, ob er Welf oder Waibling ist. Vielleicht ahnt der Mann in seiner Welt­abgeschiedenheit nicht einmal etwas von dem, was jetzt die Gemüter erregt. Schade, daß Du Dich nicht offen zu mir bekennen darfst, daß Du unser Verhältnis zu einander geheim halten mußt .

Und was macht Lotti? Weißt Du auch, daß ich ma-rch- mal eifersüchtige Regungen habe, wenn ich an das Kind, das mir ein Stück von Deinem Herzen gestohlen hat, denke? Ilse, ganz will ich Dein Herz, ganz, ganz!Der Ty­rann!" höre ich Dich rufen, und Du hast recht, ich habe einen herrschsüchtigen Charakter, der. was er hat. ganz für sich allein besitzen will. Aber fürchte Dich nicht, darum bist und bleibst Du allezeit meine Königin. Nun lebe wohl! Ich küsse Dich in Gedanken viele tausendmal und blribe in alter Treue Dein Heinz."

Auf diesen Brief hatte Ilse heute geantwortet:

Nein, Heinz, komm nicht nach Tworrau! Eine Ent­deckung ist so leicht möglich, und die Folgen davon würden für Deine Ilse sehr demütigend und schmerzlich sein.

Habe nur Geduld! Vielleicht erhalte ich im Sommer Urlaub und komme zu Euch nach Berlin. Ich sehne mich, Euch Lieben alle wiederzusehen. Freilich wäre es für mei­nen Geldbeutel besser, ich bliebe hier; die Reise ist sehr teuer.

Mit dem Grasen nenne ihn, bitte, nicht mehr verrückt, er ist es so wenig wie Du und ich habe ich lange nicht gesprochen, noch ihn überhaupt gesehen. Er kommt selten aus seiner Klause heraus. Aber bei der nächsten Gelegenheit will ich ihm einmal ordentlich auf den Zahn fühlen. Deine Sache, meine Sache. Heinz! Hie Welf, hie Waibling!" (Fortsetzung folgt.)