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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Donnerstag» 15 September iss?

Die Bilanz der Ozeanflüge

Als ersten, der einen Uebermeerslug unternahm; muß man den Schweden Andre bezeichnen, der den Nordpol mit dem Freiballon zu erreichen suchte. Er ist mit seinen Gefährten Strindberg und Soerdrup seit 1897 verschollen. Ein Jahrzehnt später wollte der Amerikaner Vaniman mit seinem angeblich lenkbaren LuftschiffAkron" nach Europa fliegen; er ist gescheitert. Den ersten gelungenen Ftug machte das den Zeppelinen nachgebildete englische Luftschiff R. 34; es flog im Juli 1919 in einer Woche von England nach Kanada und zurück. Dr. Ecke ners Flug mit Z. R. 3 im August 1924 ist noch in aller Erinnerung.

Mit einem Flugzeug ging als erster der englische Kapitän Hawker im Juli 1919 von Neufundland ab; einige hundert Meilen von der irischen Küste fiel er ins Meer, wurde aber von einem Fischdampfer gerettet. Im gleichen Monat flog der Engländer Alcock glücklich von Neufundland nach London-Creydon. Bald darauf flogen amerikanische Marineoffiziere von Neuyork über die Azoren nach Lissabon in Flugbooten: zwei Flugzeuge gingen ver­loren. Der Italiener Locatellj machte den ersten Ost- Westflug, er mußte mit seinem Dornier-Flugboot südlich Grönland auf das Meer niedergehen. Der Flug Rene Frack endete schon kurz nach dem Aufstieg: das Sikorski- Niesenflugzeug stürzte brennend ab und zwei Mechaniker landen den »Tod. Mit dem Flug des spanischen Majors

Franco auf einem Dornier-Flugboot von Spanien nach Brasilien im vorigen Jahr begann das Wettrennen. Die französischen Flieger St- Nom.an und Mounayres (AfrikaSüdamerika) sind im Meer untergeqangen. Der nächste Versuch war der der Franzosen Nungesser und Coli im Mai ds- Is. Sie sind verschollen. Dann folgen die drei gelungenen Fliege der Ameri­kaner Lindbergh, Cbamberlin und Bord nach Europa. In die Pause fällt der Wettflug von Kali­fornien nach Honolulu: zwei Flugzeuge mit vier Mann kamen ans Ziel, fünf Flugzeuge mit elf Insassen bat das Stille Weltmeer verschlungen. Dann kam der mißglückte JunkersflugBremen" undEuropa", und wenig später der schnelle Flug der amerikanischen Weltslie^er Brock und Schlee. Im August verunglückten St. Raphael (von London aus) mit drei Insassen, Old Glorn (Kanada) ebenfalls mit drei Insassen, und Sir Jobn Carling; sie liegen im Atlantischen Meer begraben. Erfolglos waren endlich die Flüge der Franzosen Given und des Eng­länders Eourtney.

Von 27 Ozeanflügen sind also 8 gelungen (für 16 Per­ionen): bei den verunglückten Versuchen haben 23 M""' den Tod in den Wellen gefunden, und 14 Flu",? ae sind vernichtet worden.

Württemberg

Stuttgart, 14. Sept. K r a n k h e i t s st a t i st i k. In der 35. Jahreswoche, vom 28. August bis 3. September, wurden in Württemberg folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 16 (tödlich), Kindbettfieber 2 (), Tuberku­lose der Lunge und des Kehlkopfs, sowie anderer Organe 4 (17). Ruhr 14 (1), Scharlach 14 (), Typhus 12 (), darunter 1 Typhusverdacht und 8 Paratyphus, Spinale Kinderlähmung 2 ().

Hwemnal für den Württ. Landsturm. Die, Vorarbeiten für die Eimveihung des Ehrenmals auf dem/Waldfriedhoj am Sonntag, de» 16. Oktober ds. 3s., vorntiktags 11 Lhr, schreiten rüstig voran. Nach den bereits vorliegenden An­meldungen ist mit einer regen Beteiligung aus den Krei­sen der ehemaligen Angehörigen des Landsturms zu rech­nen. Am Samstag, den 17. September ds. 3s. findet die letzte Zusammenkunft der Vertrauensleute abends ^8 Uhr im Gotischen Zimmer des Hospiz Viktoria statt, woraus noch besonders hingewiesen wird. Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle Uhlandstraße 41, Telephon 265 46.

Das diesjährige große Pressefest findet am Samstag, den 12. November in sämtlichen Räumen der Liederhalle statt. Es wird veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft der württ. Presse (Verein württ. Zeitungsoerleger, Reichsoerband der Deutschen Presse, Landesverband Württemberg und Württ. Journalisten- und Schriftstellerverein.)

Direktor Dr. Buchheit verunglückt. Museumsdirektor Dr. Hans Buchheit wurde in Hamburg am Alstevdamm von einem Auto überfahren und mußte ins Krankenhaus ver­bracht werden. Wie verlautet, sind die Verletzungen nicht ge­fährlich.

Dom Tage. In vergangener Nacht gegen 3 Uhr gerieten in der unteren Königstraße .zwei Burschen miteinander rn Streit, wobei der eine dem andern eine ganze AnzaU Messerstiche, namentlich im Rücken beibrachte. Der Verlebe nnchte ins Krankenhaus verbracht werden, der Messerstecher flüchtete rn einem Mietauto.

Der Pokzeibericht meldet wieder verschiedene Asto- «rfSlle.

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Rottwejl, 14. Sept. Der Pressezwischenfall. Ueber die bereits gemeldete Beleidigung der Presse auf der Landesversammlung des württ. Krankenkassenverbands in Bottweil wird weiter berichtet: Berbandsdirekkor Elwert kam

auf einen Artikel von Nies Peters«» in derSüWeMcheri Zeitung" und in derSchwäbischen Tageszeitung" zu sprechen, in dem die Geschäftsführung der Krankenkassen scharf kritisiert wurde. Dabei fielen aus der Versammlung ZwischenrufeKuli, Kuliarbeit!". Elwert wandte sich da­gegen, daß die in letzter Zeit bei verschiedenen Kranken­kassen festgestellten Unterschlagungen bezeichnend seien für die sozialdemokratische Wirtschaft bei diesen Kassen. Zwischen­ruf aus der DersammtungLausbuben!". Ein weiterer Redner sprach von der Presse als einerfeilen Dirne". Die am Pressetisch sitzenden Stuttgarter VWWWUU^Mer- gaben Elwert die schriftliche Forderung, daß die Beleidigung zurückgenommen und vom Vorsitzenden entsprechend gerügt werden sollen. Da dies nicht in genügender Weise geschah und ein Versammlungsteilnehmer erklärte, es sei nicht die Presse im allgemeinen, sondern die genannten Zeitungen gemeint gewesen, und der Urheber des ZurufsLausbuben" sich nicht meldete, erklärte einer der Pressevertreetr, er werde den Rufer kennzeichnen, worauf sich der Betreffende schließ­lich meldete; er habe nur den Einzelfall derSchwäbischen Tageszeitung" gemeint. Der Vorsitzende legte dem Zwischen­rufe! nahe, den unpassenden Zwischenruf zurückzunehmen. Da dies abgelehnt wurde, verließ die Mehrzahl der Stutt­garter Pressevertreter den Saal-

Auch der Landkagsabg. Ströbele verließ wegen der Angriffe und verletzenden Auslassungen eines Redners über die Diäten der Landtagsabgeordneken den Saal.

Oehringea, 14. Sept. Zusammenschluß der Ge­werbevereine des unteren Kochertals. Die Vorstände und Ausschußmitglieder der Gewerbevereine von Dörzbach, Forchtenberg, Jngelfingen. Künzelsau und Kupfer,zell schlossen sich am Sonntag zu einem Zweckverband für Abhaltung von Fachkursen, Fachvorträgen, gemeinsamen Besuch von Ausstellungen usw. zusammen. Als erste Ver­anstaltung ist der gemeinsame Besuch der Stuttgarter Aus­stellungDis Wohnung" in Aussich t gen ommen.

Mergentheim, 14. Sept. Ae rzte besuch. Etwa 156 Teilnehmer des i« Würzburg tagenden Aeizte-Vereinstags kamen bierber. um die Kureinricktunaen Mergentheims

kennenzulernen. Kurarzt Dr. H a u g begrüßte di? Gäste und sprach über Mergentheim, seine Quellen und seine Keii- erfolge Der Württ. Aerzteoerband hält hier im nächsten Jahr seine Landesversammlung ab. Es ist das erstemal daß dieje Tagung außerhalb Stuttgarts staktfindet.

... Die 18. ordentliche Mitgliederversammluna des Vereins für Bad Mergentheim unter dem Vorsitz von Oberamttnann Schlor und in Anwesenheit des zurzeit hier weilenden Protektors, Könm Ferdinandvon Bulgarien und des Ehrenvorsitzenden, Fürst Ernst zu Hohenlohe- Langenburg. war sehr zahlreich besnckst. In seiner Be­grüßungsrede wies der Vorsitzende auf den außerordent­lichen Aufschwung hin, den Bad Mergentheim auch in diesem Jahr wieder genommen hat und auf die überaus segens­reiche Tätigkeit des gsmeinnützign Vereins für Bad Mer­gentheim. Der Geschäftsführer. Rechtsanwalt Helmut Schwab-Stuttgart, erstattete den Geschäftsbericht, aus dem besonders zu erwähnen ist. daß auch im verflossenen Ge° sckäftssahr wieder aus dem Freibettenfonds des Vereins einer großen Anzahl bedürftiger Kranken Kurbeiträge ge­geben wurden. In den engeren Ausschuß zugewählt wurde Fabrikant Dr. B o ß-Gmünd.

Honau, OA. Reutlinoen, 14. Sept. Staats Präsi­dent Bazille im Manöver. Staatspräsident B a - Zille, ist in Begleitung von Ministerialrat Köstlin zu mehrtägigem Aufenthalt im Albhotel Traifelberg eingetroffsn. Heber die Dauer der in der Gegend manöverierenden badi­schen Truppen hat der Oberbefehlshaber, General der In­fanterie Reinhardt aus Kassel, mit dem Chef des Stabs, Oberst v. Rundste dt, im Albhotel Traifelberg Quartier genommen.

Ravensburv, 14. Sept. Abzug. Gestern verließ Dekan Fauser die hiesige Stadt, um seinen Lebensabend in Degerloch zu verbringen. Bei dem zahlreich besuchten Abschiedsabend am Sonntag sprach u. a. Rednern Prälcu Dr. H o ff m a n n - Ulm, Oberbürgermeister Mantz und Stadtpfarrer Dr. Z o r e l l.

Weingarten. 14. Sept. Reichstagsbesuch. Mitte nächster Woche werden über 30 Reicbstagsabgeordnste, Männer und Frauen, zur Besichtigung des Versorgungs­krankenhauses, des alten Lazaretts, hieher kommen.

, Tübrrgcn, 14. Sept. Von der Universität. De,

( Prioatdozent in der evangelisch-theologischen Fakultät üe>

. Universität Tübingen Lic. Heinrich Bornkam wurde mit Wirkung vom 1. Oktober 1927 an zum ordentlichen Pros, für Kirchengeschichte in Gießen ernannt .

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Ä«s Stadt und Laad

Nagold, 15. September 1927.

Jeder Mensch hat drei Charaktere: Denjenigen, welchen er zeigt, denjenigen, welchen er zu haben glaubt, und denjenigen, welchen er hat.

König Oskar II. von Schweden.

Dienstuachrichte«

Der Herr Staatspräsident hat je eine Lehrstelle an der evangelischen Volksschule in Agenbach OA. Calw dem Amtsverweser Oskar Staib daselbst, Mötzingen OA. Herrenberg dem Lehrer Friedrich Rueß in Belsen OA. Rot­tenburg, Pfalzgrafenweiler OA. Freudenstadt dem Lehrer Gotthold Kimmerlein Blaufelden OA. Gerabronn, Schön­münz OA. Freudenstadt dem Lehrer Adolf Wolpert in Dietersweiler OA. Freudenstadt und se eine Lehrstelle an der katholischen Volksschule in Göttelfingen OA. Horb dem Lehrer Josef Mader in Baisingen OA. Horb, Horb dem Hauptlehrer Psitzerin Pommertsweiler OA. Aalen übertragen.

Der »eae BntehrM» »ach Persien

Ueber BeirutDamaskusBagdad nach Teheran.

' Diese neue Verbindung wird, dank dem Automobil, bald - den ganzen bisherigen Verkehr mittels Kamelkarawanen längs des Euphrat ersetzen, und weiter auch in immer steigendem Mähe den seit alters gebräuchlichen Weg für Reisende und Eilgüter von Batum und Baku, von der Kaspi-See nach Enseli, ableiten.

Bis nach Bagdad trifft der Verkehr mit Personen- und Lastkraftwagen auf keinerlei Hindernisse von Bedeutung. Oest- Tich Bagdad dagegen bieten der mangelhafte Zustand der (.Straßen und die Schneeverwehungen in den Gebirgen zwischen Ider Persischen Grenze und der Hauptstadt Teheran besonders im Winter noch mancherlei Schwierigkeiten. Seit 1922 hat -der Verkehr auf der 800 Kilometer langen Strecke zwischen ! Beirut am Mittelländischen Meer und Bagdad in beiden Rich­tungen andauernd Angenommen. Der Drusencmfftand 1925 und die Unruhen in ganz Syrien haben dem Händel zwar geschadet und ihn umständlicher und kostspieliger gemacht (Durch das dadurch nötig gewordene bewaffnete Geleit, doch (find diese Nachteile nur vorübergehender Natur und der Ver­kehr ist nie vollkommen unterbunden gewesen. Bagdad ist heute von Beirut aus im Kraftwagen in zwei und einem halben Tage zu erreichen gegen früher acht Tage, von Marseille aus in neun, von London in zehn, höchstens zwölf Tagen, während man früher über Konstantinopel, Batum, Baku und Enseli zwanzig Tage benötigte. Der Weg Beirut- Bagdad ist mithin heute der geradeste und schnellste für alle Geschäftsleute, Diplomaten, Militärs, die nach Syrien, dein »Irak, Persien oder auch noch weiter reisen wollen oder ! müssen. Auch die zahlreichen Vergnügungsreisenden, die West­asien besuchen, finden auf diesem Wege reichliche Befriedigung ihrer Wünsche, die alte und neue Kultur des Orients zu Da­maskus und Bagdad kennen zu lernen, die Ausgrabungen zu Baalbek und Palmyra zu besichtigen, und lernen bei der Ueberquerung der beiden Ketten des Libanon schöne und ma- lerische Berglandschaftcn kennen.

Auch strategisch ist die neue Verbindung von groher Be­deutung. Von Palmyra geht es nördlich nach Rakka, nord- ' östlich nach Deir^l-Soor mitten in die sogenannte syrische Wüste und Weiler nach Mossul, südöstlich nach Bagdad. Nach allen diesen weit auseinander gelegenen Punkten können nun in kürzester Frist Streitkräfte geworfen und alle Arten Kriegs­bedarf gebracht werden, wodurch überall Ordnung und Ruhe durchgreifend gesichert werden können.

Wegen der Ereignisse ine Jahre 1925 im Gebiete der Drusen wurde der Ausgangspunkt der Bagdadstratze für etwa .ein Jahr lang nach dem Hafen Häissa in Palästina verlegt. Diese sogen, südliche Strecke ist Wohl kürzer als die nördliche über Beirut und Palmyra; aber sie ist deswegen viel weniger ancienehm. weil in Transjordanien und an der nördlichen

Grenze des Wahabitengebiets keinerlei Stationen mit auch nur den bescheidensten Bequemlichkeiten für Europäer sich fin­den. Um aus der Straße BeirutDamaskusBagdad Teheran eine internationale Verkehrsader von wirklicher Be­deutung zu machen, sind noch verschiedene unbedingt nötige Verbesserungen auszuführen, über welche schon seit einiger Zeit zwischen den m Frage kommenden Negierungen Verhand­lungen schweben. Zwischen Palmyra und Damaskus muß die Straße um alle Dörfer herumgeführt werden, in der Sand- wüste bei Palmyra muß sie zweckentsprechend und dauerhaft ausgebaut werden. Dort, wo man auf ein längeres Ver­weilen der Reisenden rechnet, müssen große moderne Hotels errichtet werden, wie ein solches schon in Palmyra im Bau ist. Vollkommene Sicherheit des Verkehrs ist durch starke Gen­darmerieposten und Kamelreiterstreisen zu verbürgen, viel­leicht kommen auch sehr bewegliche Panzerwagen, die dauernd unterwegs sein müßten, in Betracht. Der Verkehr auf der abgegrenzten Straße muß sehr scharf beaufsichtigt werden, da­mit nicht, besonders in der Wüste, jeder seinen eigenen Weg einschlägt und sich damit allen möglichen Gefahren aussetzt. Für die Beförderung besonders wertvoller Güter, wie Tep­piche, Edelsteine, edle Metalle, Seidenwaren, sind besondere bewaffnete Geleitzüge einzurichten, die jeden räuberischen An­griff abzuweisen in der Lage sind.

Die Vorschriften über den Verkehr werden in Kürze er­lassen werden können, man rechnet damit, daß man im Herbst «ine Einigung über alle Punkte erreicht haben wird, der Bau und die Einrichtung der Gaststätten und später der Bau einer wirklich modernen, sehr breiten und dauerhaften Kunststraße erfordert natürlich Zeit; auch sind noch der Kostenpunkt und verschiedene Zuständigkeitsfragen zu regeln.

vzeanslug und Gesundheitsattest.

Kaum kommt das Fliegen über den Atlantik so ein biß­chen in Gang, da wird den Helden der Luft auch schon das Leben schwer gemacht, und zwar seitens der Behörden, in diesem Falle durch das amerikanische Konsulat in Paris, das der Leitung des Flugplatzes Le Bourget mitteilte, jeder, der von Frankreich nach den Vereinigten Staaten fliegen will, müßte sich zuvor mit einer Gesundheitsbescheinigung ver­sehen, und zwar in doppelter Ausfertigung, die vom zustän­digen amerikanischen Beamten des Abflugsortes oder irgend eines Zwischenortes (!) unterschrieben sein muß. In fran­zösischen Flicgerkreisen ist man natürlich entrüstet und fragt sich mit Recht, ob man denn Lindbergh und Byrd bei ihrer Ankunst in Frankreich auch nach ihrem Gesundheitsattest ge­fragt habe. Wie der Flieger Lostes der bekanntlich eben­falls den Atlantikslug unternehmen will äußerte, ist. die Veste Gesundheitsbescheinigung die Tatsache, daß der Betref­fende überhaupt in der Lage war, einen derartigen minde­stens vierzigstündigen Flug durchzuführen.

Zer Fmk.

Von vr. zur. L. Hartmann.

In verschiedenen Zeitungen konnte man kürzlich lesen, daß durch das Fundbüro einer englischen Eisenbahnlinie etwa 7000 Schirme versteigert wurden, die alle von vergeßlichen Fahrgästen herrührten. Diese Tatsache wirft ein grelles Licht auf die Hast und Nervosität unserer Zeit und läßt es angebracht erscheinen, den zahlreichen Verlierern und auch den glücklichen Findern die entsprechenden Gesetzesbestimmungen vor Augen zu führen.

Wer in einem dem öffentlichen Verkehr dienenden Unter­nehmen etwas findet, ist nicht besonders glücklich zu Preisen, denn ihm erwachsen nach deutschem Rechte keinerlei Vorteile daraus, sondern nur eine Pflicht, nämlich die Ab­gabe gefundener Sachen bei der betr. Verkehrsanstalt. Besser ergeht es jenen Leuten, die bei anderen Gelegenheiten Funde machen: sie haben Anspruch auf Finderlohn und zwar in Höhe von fünf Prozent des Sachwertes bis zu 300 Mark und ein Prozent des Mehrwertes. Voraussetzung ist, daß der Finder rechtzeitig Fundanzeige erstattet, nämlich entweder beim Verlierer resp. Eigentümer oder, falls er keinen von beiden kennt, bei der Polizeibehörde. Ist seit dieser Anzeige ein Jahr ergebnislos verstrichen, so wird der Finder Eigen­tümer der gefundenen Sache. Wenn der Wert des Gegen­standes nicht mehr als drei Mark beträgt, so ist keine Anzeige erforderlich.

Es fragt sich nun: Was ist ein Fund? Die Entdeckung und Inbesitznahme einer verlorenen Sache. Ist eine Sache ihrem Eigentümer gestohlen worden, so kann derFinder" kein Eigentum daran erwerben. Wenn jemand eine Sache nur zwecks Besichtigung aufnimmt, so erhält er dadurch nicht die Rechte (und Pflichten) des Finders. Hat er aber erst ein­mal davon Besitz ergriffen, so ist er auch zur weiteren Ver- Wahrung verpflichtet, und er darf den Gegenstand nicht etwa an der nächsten Straßenecke wieder fortwerfen. In Zweifels­fällen also, wenn man nicht sofort die Hochwertigkeit einer Sache erkennt, empfiehlt es sich, sie ruhig liegen zu lassen.

Selbstverständlich hat der Finder das Recht auf Ersatz von Aufwendungen, die er zum Zweck der Verwahrung aus sich genommen hatte. Dieserhalb wie auch wegen seines Findcrlvhns besitzt er an der gefundenen Sache ein Zurück­behaltungsrecht gegenüber dem Eigentümer. Auch darf die Polizeibehörde, faÜs der Finder ihr die Sache übergeben hat, erst mit dessen Zustimmung den Fund an den Berlrerer aus­händigen.

Alsverloren" bezeichnet man eine Sache, wenn pe ihrem Besitzer ohne sein Wissen oder Wollen abhanden ge­kommen ist. Falls der Besitzer sich freiwillig einer Sache cnt- äußert, so wird der Gegenstand herrenlos, und wer ihn an sich nimmt, ist sofort Eigentümer; also nicht der Finder, wie oft fälschlich angenommen wird.