Sette 2 - Nr. 21 t

Nagolder LagblaltDer Gesellschafter"

Mittwoch, 14 September Ivz?

Außerordentliche Personenzüge anläßlich des Sotitude- rennens. Am Sonntag, 18. Sept. werden anläßlich des Soti- tuderennens in der Richtung StuttgartLeonberg drei außerordentliche Personenzüge (5.20, 6.15 und 7.15 Uhr) und von Levnberg nach Stuttgart 6 solche Züge (von nachm. 4.07 an bis 5.55 Uhr) ausgeführt. Die Züge halten nur in Feuerbach und Zuffenhausen.

Süddeutsche hausbesihertagung. Die Haüsbesitzerver- bände Badens, Bayerns, Hessens und Württembergs haben am 10. und 11. September im Bürgermuseum hier eine Ta­gung abgehalten. Erschienen waren insgesamt 123 Ver­treter. Nach einer einleitenden Ansprache des Vorsitzenden, Gemeinderat Prof. Weitbrecht, erfolgte der Bericht des Stuttgarter Vereinsvorsitzenden, Kaufmann G- Beßmer. Er sprach zunächst gegen die geplante Erhöhung der Gebäu­deentschuldungssteuer; die Sätze würden sich auf 50 Prozent erhöhen und damit untragbar werden. Neubauten, die nach dem 30. 6. 1918 errichtet wurden, sollen einbegriffen werden. Dazu käme dann noch die geplante Werterhal­tungssteuer. Der Gesamtanfall an Steuern (ohne Brand­schaden) würde z. B. für ein Haus von 100 000 Mark Steuerschätzung, bei 70prozentiger Vorkriegsbelastung, zu 35 Prozent, Mark 2100 Gebäudeentschuldungssteuer (zu 5 Prozent) Mark 300 Werterhaltungssteuer außerdem noch Matt 800 Grundsteuern (in vielen Städten des Landes er­heblich mehr), insgesamt also Mark 3 000 oder 50 Prozent der Jahresmiete betragen. Das sei nur ein Mittelbeispiel. Man habe dem deutschem Hausbesitz einen Abbau auf 31. März 1926 versprochen; statt dessen wolle man die Steuer nur noch erhöhen. Die heutige Neuverschuldung des Haus­besitzes zu enorm hohen Zinsen (ei erschreckend. Drei Nettv- Jahresmieten würden im Durchschnitt kaum ausreichen für die Instandsetzung eines Hauses. Strengste Ablehnung ließ Redner der neugeplanten Werterhaltungssteuer zuteil werden. Ein unbelastetes Haus würde allein für diese Steuer 964 Matt pro Jahr und ein zu 50 Prozent be­lastetes 482 Mark zu kragen haben. 3n besonderem kurzen Referat wurde noch die Einschränkung der Schnel­ligkeit der Lastauto innerhalb des Orts und eine bessere Bereifung gefordert, da die derzeitige Erschütte­rung den Häusern außerordentlichen Scha­den zufüge. Architekt K n o r tz - Heilbronn, Vorsitzender des Landesverbands, sprach zur Verlängerung der Woh­nungszwangswirtschaft. Man rede immer davon, daß der Hausbesitz 10 Prozent der Bevölkerung umfasse und die an­dern 90 Prozent Mieter seien. In Württemberg aber haben wir 327 652 Eigenwohnungen, 192 140 Mieterwohnungen und 18 024 Dienstwohnungen. In Baden, Bayern und Hessen werde es nicht viel anders sein. Der von der Re­gierung vorgesehene Abänderungsentwurf des Mieterschutz­gesetzes sei unpraktisch und umständlich. Der Reichstag sollte sich endlich entschließen, der Zwangswirtschaft ein Ende zu machen. Dann sprachen als Vertreter der politischen Parteien Rektor Dietrich (B.P.), Generalleut­nant o. Haas (D. Vp.) und Geh. Rat Dr. Wielan d-Ulm (Dem.), die sich mit den gestellten Forderungen einver­standen erklärten. Hierauf wurde einstimmig eine E r- klärung angenommen, die schärfsten Einspruch erhebt gegen den Versuch einer weiteren Verlängerung der Woh­nungszwangswirtschaft. Sie protestiert ferner gegen die ge­plante Erhöhung der Gebäudeentschuldungssteuer und gegen die Neuernführunig der sogenannten Werterhaltungssteuer. Beide Steuern machen jede Wiederinstandsetzung der Häuser unmöglich und verhindern die notwendige Wiederbelebung des Handwerks sowie die endgültige Beseitigung der Woh­nungsnot. An alle bürgerlichen Parteien, die mit den Stimmen des Hausbefitzes rechnen, wirb die dringende Mahnung gerichtet, sich seiner berechtigten Forderungen im Landtag anzunehmen.

^ Spar- und Giroverkehr. Die Spareinlagen bei der Städt. Sparkasse haben im Monat August 1927 eine Zunahme von rund 904 000 RM. erfahren, sodaß sich auf 31. August 1927 der Gesamteinlagenbestand auf rund 41 104 000 RM. ge­steigert hat. Der Einlagenbestand der Stadt. Girokasse be­lief sich Ende August 1927 auf rund 52,374 Milk. RM.

Revisionen in den Versoaeazügen. Gegenwärtig wer­

den alle Personenzüge revidiert. In letzter Zeit soll es häufig oorgekommen sein, daß in die Abteile mehr Gepäck hineingenommen wird, als den Reisenden zusteht. Das Mehrgepäck muß dann aus den Abteilungen entfernt wer­den und die Eigentümer werden in Strafe genommen. Be­sonders .werden die Monats-, Wochen- und die sogenannten Arbeitettarten geprüft, weil in letzter Zeit Fälschungen vor­gekommen sind.

Verbandskag der weiblichen Handels- und Düroangesiell. ten. Auf der gestrigen Tagung des Verbands der weib­lichen Handels- und Büroangestellten sprach Frau Dr. Else Sch i lfa r t h-München über die Psychologie der Arbeit und Frau H a b r i ch t - Frankfurt a. M. über Arbeits­methoden und ihre Wirkungen für die Frau in Industrie und Handel. Von der Hauptversammlung wurden Entschließun­gen angenommen, von denen die eine sich auf das Ar­beitsschuhgesetz bezieht und dessen beschleunigte Ver­abschiedung verlangt. Vom Arbeitsschutzgesetz werde die Einführung des Achtstundentags bezw. der Achtundvierzig- stundenwoche und eine enge Begrenzung der Ueberarbeit, die nur durch Tarifvertrag zuzulassen ist, erwartet. Der Verband wendet sich dagegen, daß die Tätigkeit der An­gestellten in den offenen Derkaufsgeschäften als Arbeits­bereitschaft dargestellt und von ihnen eine längere Arbeits­zeit verlangen werde. Die Sonntagsruhe im Handels­gewerbe ist sicherzustellen. Daher sind alle Ausnahme­bestimmungen, die eine Durchbrechung der Sonntagsruhe herbeiführen, abzulehnen. Die zweite Entschließung bezieht sich auf den Ausbau der Angestellten-Versiche- rung und fordert 1. Herabsetzung der Altersgrenze auf 60 Jahre; 2. Gewährung von Hinterbliebenenrente an die Eltern, sowie an solche Geschwister der ledigen Versicherten, die von der Verstorbenen ganz ode»- überwigend unterhalten worden sind; 3. Einführung von Steioerungsbeträgen auch für die Beiträge der Klassen A bis E, die bis zum Jahr 1921 entrichtet wurden: 4. Beseitiguna der unterschiedlichen Wartezeit für die Pflicht- und freiwillig Versicherten. Der Verband hält eine Erhöhung der Steigerungsbeiträge für die Beiträge ab 1. Januar 1924 für notwendig. Außerdem er­wartet man, daß das Heilverfahren noch weiter ausgestak- tet wird.

Verhaftet. Wie die Württ. Ztg. hört, sind in dem Ver­fahren wegen der meterörterten Vorgänge bei der Stutt­garter Handwerkskammer der frühere Vorsitzende Wolf, der frühere Syndikus Dr. Gerhardt und der frübere Geschäftsführer des Einziehungsamts und Direktor der Landeswirtschaftsstelle Klemm verhaftet worden.

Aus dem Lande

Hohenheim, 13. Sept. Starkes Erdbeben. In der Nacht auf Montag verzeichnete die hiesige Bebenwarte ein sehr starkes Erdbeben. Der Herd liegt in einer Entfernung von rund 2200 Kilometern und befindet sich wahrscheinlich in Kleinasien. Die ersten Erschütterungswellen trafen hier um 11.19,55 Uhr ein. In den darauffolgenden Stunden wurden noch drei schwächere Nachbeben ausgezeichnet. Das stärkste davon war um 4.24,15 Uhr.

Eßlingen» 13. Sept. Tödlicher Verkehrsunfall. Am Montag nachmittag fuhr ein die Ebershaldenstratze aufwärts fahrendes, mit zwei Personen besetztes Motorrad dem aus der Blumenstraße einbiegenden Personenkraft­wagen der Stadtverwaltung Eßlingen in die Flanke. Der Führer des Motorrads, ein 36 I. a. Plattenleger aus Den­kendorf, war sofort kok, seine Begleiterin, ein 27 I. a. Dienstmädchen, erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. Beide Fahrzeuge wurden schwer beschädigt. Die Schuld an dem Unfall dürste den Getöteten treffen, der vermutlich unter dem Einstuß von Alkohol gestanden hat.

Marbach a. N., 13. Sept. Wahlrechtsvorschläge. Der Bezirks-Gewerbeverein Marbach hat auf dem Ver­bandskag in Roktweil beantragt, den Württ. Landtag durch eine Eingabe zu ersuchen, die bestehende Verhältniswahl bei den Landtaasmahlen mit den gebundenen Listen dahin ab­zuändern, daß mindestens die Stimmenhäufung wieder zugelafsen und die Kandidaten auf einen Oberamts- bentt beschränkt ineräon Der Anfrnn nnrd bannt bearün-

Kunst-Ausstellung

In letzter Zeit konnte man an den Ufern der Nagold und um das alte Städchen her oft gleichzeitig mehrere Maler am Wette sehen, die hohen landschaftlichen Schönheiten des Ortes im Bilde festzuhalten, umsomehr bemüht, als bekannt war, daß ein Teil dieser Reize der Flußkorrektion zum Opfer fallen muß. Eine schöne Ausstellung duftiger Aquarelle der hier nicht un­bekannten Künstlerin Frl. E. Lang, ist nun bei Buchhandlung Zaiser zu sehen. Die Kunst kann uns ja die Augen öffnen, daß wir sehen lernen, wie viel Schönes an jedem Ott die Natur bietet. Mancher wird erstaunt sein darüber, wie schön unser Heimatstädtchen ist. Die Vorzüge« des Aquarells treten in Frl. Längs Bildern recht zu Tage: das Leichte, Zarte, Duf­tige der blauen Ferne, die lichtdurchfluteten Baumgruppen, die Reflere im Wasser. Der Künstlerin ist ein guter Erfolg zu wünschen. Vielleicht kommen wir hier im Laufe der Zeit auch so west, einen kleinen Kunstoerein zu haben, wo Bilder aus der Heimat oder von fremden Motiven ausgestellt sind zum Kauft fürs eigene Heim und zur genießenden Betrachtung.

H. Kiefner.

Jeremia im Kerker

Die John Rylands-Bibliothek in Manchester gibt zur Zeit eine Reihe von Uebersctzungen von Teilen und Faksimile» christlicher Dokumente in syrischer und Garahuni-Sprache heraus, die in der wissenschaftlichen Wett Aufsehen erregen. Unter den letzten Veröffentlichungen dieser Art befindet sich die Uebersetzuug eines eigenartigen Werkes, das angeblich Er­eignisse schildert, die sich um die Zeit der babylonischen Ge- sangenschaft der Juden abgespielt haben. Tie Arbeit stützt sich auf ein Manuskript, das der Uebersetzer 1'r. Mingana in Kurdistan ausgefunden hat, und das mit einer anderen Wiedergabe derselben Ereignisse verglichen worden ist, die sich in der Nationat-Bibliothek befindet. Die Handschrift erzähli manche interessante Einzelheiten über die Leiden des Pro­pheten Irrem ia unter dem König Zedekiah. An einer Stelle lvird beschrieben, wie der König den Propheten in den Kerker werfen läßt, und zwar ausgerechnet in eine Jauche­grube. Der Kerker war nur auf einem drei Stunden langen unterirdischen Wege zu erreichen und so niedrig, daß man sich nur knieend darin aushatten konnte, wobei die Jauche den Gefangenen bis zu den Achselhöhlen ging. Hier soll Jeremia drei Wochen geschmachtet haben, bis Äbimelech seine Befreiung erwirkte. Es folgt dann eine rührende Erzählung, wie Äbimelech für seine Güte dadurch belohnt wird, daß er in einer Höhle Zuflucht findet, wo er die 70 Jahre der Ge­

fangenschaft verschläft; ausführlich wird seine Verwirrung beim Anblick des wiedererbauten Jerusalem und seine Freude beim Wiedersehen mit Jeremia geschildert. Zu der glei­chen Ausgabe gehört auch eine neue Lebensbeschreibung Jo­hannes des Täufers, als deren Verfasser Serapion gilt, der unter dem Patriarchen Theophilus (385412 n. Ehr.) Bischof in einer Stadt Aegyptens war.

Wie Moden entstehen

Der französische Verfasser Francis de Miomandre ver­öffentlichte kürzlich ein Buch, betiteltLa Mode", in dem er u. a. auch die Frage nach der Entstehung von Moden im ein­zelnen erörterte. Sie irgendwie lösen zu wollen, ist nach An­sicht Miomandres zwecklos, da die Mode ebenso unberechen­bar wie launisch ihrem Wesen nach ist und bleiben wird. Wie die Kulturgeschichte vieler Völker lehrt, zeitigten häufig ganz bedeutungslose Zufälle neue modische Erscheinungs­formen. Oft schuf die Eitelkeit hochgestellter Persönlichkeiten, denen irgendein Mißgeschick widerfuhr, aus der Not eine Tu­gend. So mußte beispielsweise Franz l. von Frankreich im Verlauf eines heftigen Ramsches auf Schloß Romorontin etlicheHaare lassen", wobei ihm vermutlich ein Stücklein seiner Schädeldecke etwas unsanft skalpiert wurde. Was blieb chm weiter übrig als, um seinen Haarausfall zu verbergen, sich sein königliches Haupt kurz scheren zu lassen. Im Nu folgten mehrere seiner Günstlinge diesem Beispiel eine neue Mode war dadurch geschaffen. Karl VII. hatte aus­gesprochen häßliche Beine und verfiel deshalb auf die An­gewohnheit, statt des zu seiner Zeit üblichen kurzen Wamses einen langen Nock zu tragen. Ein paar Stutzer ahmten diese Tracht nach, ans der sich später der langschoßige Frack ent­wickelte. Die Queen Alexandra, Gemahlin Eduards VII- von England, bekam eines Tages einen recht schmerz­haften Karbunkel unter ihrem rechten Arm. Infolgedessen war sie eine Zeitlang gezwungen, ihren geschwollenen Arm mit einer fast komisch wirkenden Gebärde zu heben und abzu­spreizen, falls sie jemanden durch Händedruck zu begrüßen hatte. Obwohl diese Bewegung plump und wenig stilvoll wirkte, galt sie in englischen Hofkreisen bald als besonders vornehm und wurde dort fleißig einstudiert. Als ihr uns Deutschen so mißgesinnter Gemahl, Eduard VII., der ja in mehr als einer Beziehung revolutionierend aus die Herren- mode des 20. Jahrhunderts wirkte, nach einer sehr reichlichen Mahlzeit den untersten Westenknopf öffnete, fanden sich rasch in aller Welt zahlreicheswells" (Stutzer), die, obwohl sie nicht immer an leichter Magenverstimmung wie der König litten, den untersten Knopf ihrer Weste geöffnet trugen.

det, daß die jetzige Verhältniswahl es den Wählern unniög. sich mache, unter den von den Parteien vorgeschlagenen Werbern den Mann ihres Vertrauens zu bevorzugen. Da. durch würden die Abgeordneten mehr mit den Partei' Instanzen als mit ihren Wählern verknüpft und seien mekn Vertreter der Parteien als des Volks.

§indelfingen. 13. Sept. Schwerer Autounfall In der Nähe von Maichingen kam ein mit sieben Turnern besetztes Auto, die vom 30jährigen Stiftungsfest des Mag. studier Turnvereins kamen, um Mitternacht von der Straße ab und begrub die Insassen unter sich. Fünf der Insassen wurden verletzt, darunter einer lebensgefährlich.

Tübingen. 13. Sevt. Von der Universität. Zum Nachfolger des in den Ruhestand tretenden Prof. tz. 3acobi ist Prof. Dr. med. Felix Haffner von der Universität Königsbc-a (geb. 1886 in Marbach a. N.) zum nrd. Professor der Pharmakologie in Tübingen ernanul worden.

Bolingen, 13. Sept. Schwerkriegsbeschädigtem fahrt. Eine herrliche Fahrt unternahm der A.D. Auto­mobil-Club Balingen am letzten Sonntag mit 130 Schwer­kriegsbeschädigten aus allen Orten des Bezirks nach Freuden­stadt und Ruhestein mit 40 Kraftwagen. Unter der Führune von Fabrikant Robert Wahl ging die von gutem Weiter begünstigte Fahrt über Oberndorf, Alpirsbach nach Freuden­stadl. Von der dortigen Ortsgruppe der Schwerkriegs­beschädigten herzlich empfangen, versammelten sich sämtliche Teilnehmer im Sternensaal mit ihren Kameraden von Freudenstadt. Nach beendigter Mittagsrast fuhr man aus den Ruhestein und zum Wildsee, dann über Haigerloch wie­der der Heimat zu.

Aldingen. OA. Spaichingen, 13. Sept. Seltene Feier. Fünf Brüder, die zusammen 371 Jahre und 312 Tage an Lebensjahren zählen, kommen dieser Tage hier zu- sammen, um den Geburtstag desJüngsten" unter ihnen, der sein 70. Lebensjahr am 15. September vollendet, zu feiern. Es handelt sich um die fünf Brüder Hauser. Der Aelteste ist im 82. Lebensjahr, der Jüngste 70 Jahre; da­zwischen stehen noch drei mit 75, 73K und 72 Jahren. Für- wahr, ein gesundes Geschlecht die Gebrüder Hauser.

Tübingen, 13. Sept. Die Universität gegendeu unnötigen Lärm der Kraftfahrzeuge. Das Rektorat der Universität hat an die hiesige Polizeidirektion > eine Eingabe gerichtet, die sich gegen den mutwilligen und unnötigen Lärm in Stadt und Land richtet. Seitens der Universität wird in der Eingabe hauptsächlich auf folgende Uebelstände aufmerksam gemacht: 1. Durch den fast aus­schließlich durch Kraftwagen und -räder verursachten Straßen­lärm wird der Unterricht in der Universität und in dm in den stärker befahrenen Straßen gelegenen Instituten aufs schwerste gestört. 2. Die Kranken in den Kliniken haben unter dem Lärm ebenfalls aufs schwerste zu leiden. Beson­ders des nachts wird die Rücksichtslosigkeit mutwilliger und unnötiger Signalabgabe und zu raschen Fahrens zur Qutt. Das akamedische Rektoraml stellt daher an die Polizei­direktion die Bitte, in der nächsten Zeit den absichtlichen und mutwilligen Verursachern von Lärm durch Kraftfahrer ihre besondere Aufmerksamkeit zu widmen, mit dem End­ziel, jedem Fahrer, dem solcher Lärm nachgewiesen werde» kann, den Führerschein durch den Bezittsrat entziehen M lassen. Den Höhepunkt der Belästigungen bilden die Rennen. Das akamedische Rektoramt wäre der Polizeidirektion zu besonderem Dank verbunden und glaubt damit eine Bitte der ganzen Bewohnerschaft vorzubringen, wenn die Kon­trolle an Renntagen mit ihrem beträchtlichen Lärm ver­schärft wurde. Der Eingabe schloß sich bei Bekanntgabe im Gemeinderat eine längere Debatte an. Der Vorsitzende sprach sich lebhaft für tatkräftige Aufnahme des Kampfes gegen allen unnötigen und mutwilligen Lärm aus. Diesen Stand­punkt machte sich auch der Gememdevat zu eigen.

Aus Stadt uudLaud

Nagold» 14. September 1927.

Alle Mängel im Menschenleben sind keine Veran­lassung zur weinerlichen Klage sondern eine Aufgabe.

Lagarde.

Die«ft«achr1chtem

Der Herr Staatspräsident hat eine Studienratstelle an der Realschule in Neuenbürg dem Studienassessor Friedr.Schmal- zigaug in Oehringen übertragen.

Wege z« schriftstellerischen Erfolge«

Für alle, die sich gern gedruckt sehen möchten, es aber vermeiden wollen, ihre Einsendungen mit dem VermerkLei­der nicht verwendbar" zurückzuerhalten, seien hier einige Winke gegeben:

1. Jede Schriftleitung hat einen wahrhaften Abscheu vor wirklich neuen Gedanken. Der Einsender von Skizzen, kurzen Erzählungen und dergleichen möge also nicht Zeit und Kraft auf die Erfindung neuer Situationen verschwenden, sondern einfach eine Geschichte aus dem letzten Jahrgang heraus­suchen und lediglich den Personen andere Namen geben. Das genügt vollkommen.

2. Manuskripte brauchen nicht mit der Maschine ge­schrieben zu sein, da jeder Redakteur mit wahrer Wonne halb­leserliche Handschriften entziffert. Bekanntlich haben fast alle Geistesgrößen schlecht geschrieben, so daß eine unleserliche Handschrift geradezu als Empfehlung dient.

3. Jeder Beitrag sollte die Eigenart des Verfassers wc- derspiegeln. So brauche man grüne Tinte auf gelbem Papier, um sicher zu sein, daß das betreffende Geistesprodukt in jeder Redaktion, der es eingesandt wird, eingehend besprochen wird.

4. Man zeige Selbstvertrauen in sein Werk, indem man ihm niemals einen freigemachten Umschlag für die Rücksen­dung beigefügt. Die Schristleitung möchte sonst zu der An­sicht kommen, daß man selbst nicht an die Annahme des Bei­trages glaubt.

Verbesserungen im postverkehr. Der Reichspostmimster hat die Oberpostdirektionen veranlaßt, Erwägungen anzu­stellen, wie der Poflverkehr den Wünschen des Publikums angepaht und gegebenenfalls verbessert werden könne. Nachdem durch die ausgiebig erhöhten Posttartfe bedeu­tende Mehreinnahmen der Reichspost gesichert sind, sollen weitgehende Aenderrmgen im Postverkehr bevorstehen.