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Geschmäcker sind wirklich verschieden
Neuer Test für die Zunge / „Bitter•Bittere" mäkeln mehr als „Bitter-Süße" / „Schlecker'’ in einem anderen Eicht
Warum haben manche Menschen eine Vorliebe für Schellfisch, Hammelfleisch oder Sauerkraut, während sich andere davor schütteln? Über den Geschmack läßt sich nicht streiten, heißt es. Aber man streitet doch immer wieder, wenn der eine verabscheut, was dem andern besonders gut schmeckt. Erst jetzt ist der wissenschaftliche Beweis erbracht worden, daß die „Geschmäcker’* tatsächlich verschieden sind und die gleiche Speise nicht für alle Menschen den gleichen Geschmack hat.
Man hat zwei Probiennittel entdeckt, mit denen sich messen läßt, zu welcher Geschmacksgruppe jeder gehört. Auf die vier Hauptgruppen, die „Bitter-Salzigen“, „Geschmacklos-Salzigen“, „Bitter-Süßen“ und „Bitter-Bitteren“ entfallen Dreiviertel aller Menschen. Jede Gruppe hat ihre Lieblingsspeisen und Antipathien. Der neue Geschmackstest hat große Bedeutung für die Nahrungsmittelindustrie und Großküchen, aber auch für die Hausfrau.
DurchZufall
Ein Zufall gab den Anstoß. Der Chemiker Arthur Fox experimentierte mit einer Sub-
In der nächsten Ausgabe beginnen wir mit dem Roman:
Zeh wohl
tostet
VON 30
Geschmacksreaktionen in zehn Gruppen einteilen. Nun begann Fox, der inzwischen Chef der Forschungsabteilung eines großen kosmetischen Konzerns geworden war, einen Massentest, um zu ermitteln, wie viele Menschen auf jede der zehn Gruppen entfallen. 26 Prozent, die größte Gruppe, fanden PTC bitter und Natriumbenzoat salzig. Dann kamen die „Bitter-Süßen“ mit 18, die „Bitter-Bitteren“ mit 17 und die „Geschmacklos-Salzigen“ mit 14 Prozent, 75 Prozent aller getesteten Personen gehörten zu einer dieser vier Hauptgruppen.
Zusammenhänge Jetzt kam die entscheidende Frage der Untersuchung: Bestand irgendein Zusammenhang zwischen der verschiedenartigen Reaktion auf die zwei Chemikalien und der verschiedenartigen Reaktion auf bestimmte Speisen? Tatsächlich entdeckten die Forscher eine weitgehende Übereinstimmung. Die „Bitter-Salzigen“ sind Menschen, denen fast alles schmeckt. Sie essen gern Steckrüben, Spinat und scharfen Käse, schwärmen für Sauerkraut und trinken Buttermilch. Die „Bitter-Bitteren“ dagegen mäkeln an allem herum und sind die kritischste Gruppe. Für sie hat beispielsweise Sauerkraut fast ausnahmslos einen üblen Beigeschmack, ist Buttermilch ungenießbar und Grünkohl widerlich. Die statistischen Tabellen, die Fox ermittelt hat, zeigen, daß die andern beiden Gruppen in der Mitte liegen. Sie sind — ob es sich um Käse, Steckrüben, Ananas, Fisch oder Honig handelt - nicht so tolerant wie die einen und nicht so empfindlich wie die andern. „Unsere Versuche sind der klare Beweis dafür“, sagte Fox vor der Chemischen Gesell
schaft, „daß dasselbe Gericht dem einen Menschen so und dem andern anders schmeckt. Wenn der kleine Peter den Spinat ausspuckt, so muß er nicht unbedingt ein Trotzkopf oder Sorgenkind sein, und wenn die Eltern in solchen Fällen mit Strafen drohen, tun sie den Kindern unter Umständen bitteres Unrecht an. Die Geschmäcker sind in Wirklichkeit viel verschiedener, als man glaubte.“
Perspektiven
Der praktische Wert der Entdeckung besteht darin, daß man mit den beiden Chemikalien bei jedem in kürzester Zeit die Geschmacksgruppe feststellen und dann Voraussagen kann, welche Gerichte er gern ißt. Überall, wo es Massenverpflegung gibt, bei der Truppe, in Werkküchen, Lagern und Internaten, lassen sich durch solche Tests die Küchenzettel-Probleme vereinfachen. So könnten alle „Bitter- Salzigen“ in einem Saal essen, in dem es eine reiche Auswahl gibt — da sie fast alles mögen. Den empfindlichen „Bitter-Bitteren“ dagegen wird man nicht gerade kräftige, derbe Kost vorsetzen. Die Nahrungsmittelindustrie und Getränkehersteller können sichergehen, nicht Produkte auf den Markt zu bringen, die etwa nur den „Geschmacklos-Sauren“ schmecken. Denn diese Gruppe macht weniger als ein Prozent der Bevölkerung aus. Mütter können ihre Kinder testen, um sie nicht mit falschen Speisen zu quälen. Und wenn es stimmt, daß die Liebe durch den Magen geht, werden schließlich auch die jungen Ehefrauen von dieser Entdeckung profitieren, indem sie nicht immer wieder die Geschmacksnerven ihres Mannes strapazieren. Wolf Schirrmacher
Jedem wohl sind die heiteren nnd nachdenklichen Geschichten von Jo Hanns Rösler ein Begriff. Jetzt hat dieser Antor eine besondere Ueberraschung bereit: einen neuen heiteren Roman: „Kannlbal fühlt sich wohl“, der ans dem Alltag herausfuhrt in eine heiter-unbeschwerte Welt voll Sommer, Liebe und Humor. Ein Auto erzählt die Geschichte einer Liebe — und auf diesem originellen Einfall baut der Autor eine verspielt-zärtliche und doch kräftig humorvolle Handlung um ein Paar auf, das einen verliebten Urlaub im zauberhaften Meran im Jahre 1953 verbringt. Jeder wird an diesem köstlich erzählten Roman seine wahre Freude haben — und schmunzelnd und gespannt wird jeder auf die nächste Fortsetzung warten!
stanz, die sich Phenylthiocarbamid oder kurz PTC nennt, als ihm ein Kollege zurief: „Was hast du da für ein abscheulich bitteres Zeug! Fox nahm erstaunt einige der weißen Kristalle in den Mund und erwiderte: „Das ist doch völlig geschmacklos!“ Aber als der Kollege das Pulver probierte, stürzte er entsetzt zum nächsten Wasserhahn, um sich den Mund auszuspülen. Man stand vor einem Rätsel. Fox ließ seine Frau und Kinder und weitere Kollegen probieren — mit dem gleichen Ergebnis: die einen schmeckten nichts, die andern verzogen die Gesichter. Er reichte das Pulver auch auf Kongressen und Vortragsreisen herum. Allmählich stellte sich heraus, daß 70 Prozent der Versuchspersonen das PTC scheußlich bitter und 30 Prozent völlig geschmacklos finden.
Zwischen süß und sauer
Eines Tages stieß er auf ein weiteres Geschmacksrätsel. Forscher der DuPont-Werke hatten festgestellt, daß eine Konkurrenzfirma Natriumbenzoat, ein Konservierungsmittel für Nahrungsmittel, als ,*,völlig geschmacklos“ annoncierte. Sie selbst meinten, daß die Substanz einen ganz bestimmten Geschmack habe. Fox begann eine Untersuchung und ließ über tausend Leute das Benuoat probieren. Manche fanden es sauer, manche süß, manche bitter, manche salzig, und manche versicherten, es habe überhaupt keinen Geschmack. Offenbar ging die Annonce auf einen einzelnen Prüfer zurück, für den das Natriumbenzoat tatsächlich nach nichts schmeckte.
Man stand also vor der Tatsache, daß die Menschen durch das PTC in zwei und durch das Benzoat in fünf verschiedene Gruppen geteilt werden. Wenn man die beiden Tests koppelte, ließen sich die Menschen je nach ihren
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Tierweihnaeht im heiligen Stall
D er Esel kommt eilends zum Stalle daher:
Ochse, lst’s wahr mit der seltsamen Mär, in deiner Krippen liegt’s Christkind inmitten? Woher so viel Ehr’? — Nicht hört ich dich bitten!“
Drauf dieser spricht:
„Was hältst du Gericht? Ehr’ oder nicht —, doch sauf — sauf,
wirst durstig sein von deinem Lauf!“
Aber das Eslein schnuppert und stellet die Ohren. Hat sich darin ein Ton verloren? —
„Ich will sehen das Kind — das heilige Kind, geboren im Stalle von Esel und Bind!“
Der Ochse kurz mummt, .
schwänz wedelnd brummt:
„LaS schauen uns hier grad durch den Spalt.
Dort seh’ ich Mariam, da Joseph’s Gestalt!“
„Wirklich“, staunt’s Eslein, „sieh dort in der Krippe liegt jener Knabe aus Davids Sippe.
Die Spinne bringt lieb ihm ein Windelein, das sie am Balken gewebet gar fein!
Und die Amsel trägt aus dem Winterschlupf hupf, hupf Hälmlein herbei!
Komm, las uns helfen auch dereriei!
Maria könnt’ ja kein Wiegelein kaufen, und Joseph mußt mit dem Wirte sich raufen,
Mit Stroh im Maul, mit gutem Heu wir wollen bereiten die Königsstreu!“
Der Ochs’ mit den Hörnern das Gatter aufstößt, bedachtsam, daß er nicht Schrecken einflößt.
Dann treten sie ein in die dürftige Halle im gottgesegneten kleinen Stalle.
Grauesel drängt: „Laß mich voran!
Ach, Ochse, Alter, sieh nur an, an den Krippenbrettlein, den harten, reiben die Glieder sich wund, die zarten.
Und wie’s Kind wimmert, weil’s friert.
Marias Schleier kein’ Wärme verliert.
Damit’s Weinen vergeht,
wollen wir’s anhauchen früh, mittags und spät, so wird es warm vom Kopf bis zum Zeh.
Geboren kaum — spürt es schon Erdenweh!“
„Mich dauert’s“, ergriffen der Ochse spricht,
„und ich glaube, so ist’s mit der ganzen Geschieht: Weil der Menschen Herz und der Menschen Sinn sich nicht mehr wenden zum Herrgott hin, ihr Tun gilt nur irdischem Ruhm und Gold, drum muß das liebe Kindlein, hold, arm sie erwecken mit „heiligem Geist“, der ihre Gedanken himmelwärts weist!
Ich leih’ ihm gern die Krippe, mein!“
„Und ich“, sagt der Esel, „den Rücken, mein!“ Doch jetzt laß uns eilig die Krippe füllen, des Jesukinds schmerzliches Weinen zu stillen, damit, wenn Maria vom Schlummer erwacht, der Knabe sich tief ihr ins Herz hineinlacht!“
Joa Böge
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„Unser Baum darf nicht brennen“
Weihnachten auf rollenden Rädern / Eine Speisewagenköchin erzählt
„O ja, ich möchte gern Weihnachten einmal wieder zu Hause sein“, sagt Frau Janssen, die seit 34 Jahren als Speisewagenköchin kreuz und quer durch Deutschland fährt, „aber bisher ist es mir noch nie geglückt.“ So weiß ich gar nicht mehr, wie das eigentlich ist, wenn man still daheim sitzt und die Lichter am großen Baum brennen. Meine Weihnachtsmusik kommt von den rollenden Rädern. Natürlich haben auch wir im Speisewagen einen kleinen Baum, aber wegen der Feuersgefahr dürfen keine Lichter daran brennen, so lange der Zug fährt.
Auf jeder Station steht ein Tannenbaum, und so fahren wir dann auf der ganzen Strecke an brennenden Weihnachtsbäumen vorbei. Im Zug selbst ist es still. Während kurz vor den Festtagen Hochbetrieb herrscht, sind jetzt nur noch wenige Reisende im Zug, meistens junge Leute, die zu ihren Eltern oder Verwandten fahren und nicht früher wegkommen konnten. Die wenigsten essen etwas an den mit grünen Tanneh-
zweigen geschmückten Tischen, sie sparen sich ihren Hunger bis zu Hause auf.“
Heute fährt Frau Janssen meistens auf den Strecken von Hamburg nach Köln, Frankfurt oder Basel, vor dem Krieg hatte sie auch die Berliner Strecke. „Damals fuhren wir mit einem Vor-, einem Haupt- und einem Nachzug, so viel Betrieb war, und ich mußte dann oft bis 200 Mahlzeiten auf den Tisch bringen. Heute wird es erst am 1. Feiertag wieder lebhafter, dann servieren wir natürlich auch etwas Besonderes, meistens Enten- oder Gänsebraten.“
Wenn der Zug am Weihnachtsabend am Zielbahnhof angekommen ist, sind alle Lokale geschlossen, so setzt sich dann c^e „Brigade“, wie die Mannschaft des Speisewagens heißt, im Wagen selbst zusammen. Frau Janssen hat immer Lichter bei sich, die nun endlich am Baum brennen dürfen und ein wenig Weihnachtsstimmung hervorzaubern. Dann gibt es ein besonders gutes Essen, und man macht sich auch gegenseitig kleine Geschenke. g. h.
„Warum läßt du denn Papa nicht ein bißdien mit deiner Eisenbahn spielen?“
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Nehmen Sie s ernst?
Ihr Horoskop
vom 27. Dez. 1954 bis 2. Januar 1955
Widder (21. 3. — 20. 4.):
Ihre materiellen Aussichten sind recht günstig. Leiten Sie aber jetzt keine neuen Unternehmungen in die Wege, wenn Sie sich vor Schaden bewahren wollen.
Stier (21. 4.— 21.5.): •
Gehen Sie in dieser Woche planmäßig Schritt für Schritt vorwärts und lassen Sie sich nicht unvorbereitet auf Neues ein. Üben Sie auch außerhalb des.
Berufs Zurückhaltung. Achten Sie auf Ihre Gesundheit.
| Zwillinge (22. 5. — 21. 6.):
I
Sie können jetzt kleinere Veränderungen günstig unternehmen und auch sonst sind Erfolge zu erwarten. Lassen Sie sich aber ! das Gewonnene nicht zu leicht
| durch die Finger gleiten.
I Krebs (22.6.-23.7.):
j Sie können im großen und gan- ! zen eine ruhige und günstige
f Woche erwarten. Auftretende
i Schwierigkeiten können Sie durch
i Zähigkeit und Ruhe überwin-
S den.
| Löwe (24.7. — 23.8!):
I In dieser Woche zahlt sich ein-
? satzfreudige Tatkraft mit Fort-
1 schritten aus. Aber trotzdem
2 sollten Sie sieh in wichtigen
J Dingen nur auf sich selbst ver-
1 lassen. »
j Jungfrau (24.8. — 23.9.):
| Im Beruf wird es kaum ohne
1 Reibereien abgehen, doch kön-
J nen Sie bei genügender Vor-
2 sicht trotzdem gut abschneiden.
1 In finanzieller Hinsicht sind gute
2 Tendenzen vorhanden.
2 Waage (24.9. —23.10.):
< Ihr bester Wegweiser durch diese
> etwas schwierige Woche ist vor-
* sichtige Besonnenheit. Für Ver-
> änderungen wäre der Zeitpunkt
S jetzt nicht glücklich gewählt,
j Seien Sie nicht zu großzügig.
| Skorpion (24.10. — 22.11.):
| Diese Woche arbeitet die Zeit
2 für Sie. Stützen Sie sich nur auf
2 die eigene Arbeitskraft und las-
2 sen Sie andere ruhig reden,
J ohne gleich beleidigt zu sein.
1 Versuchen Sie, Ihre Nervosität
2 zu beherrschen.
| Schütze (23.11. — 22.12.):
2 Wenn auch nicht alles glatt geht,
| fehlt es doch nicht an Erfolgs-
i Chancen. Lassen Sie sich vor al-
l lern nicht durch Außenstehende
i von Ihren Plänen abbringen,
1 sondern verwirklichen Sie Ihre
j Vorhaben mit zäher Energie.
« Steinbock (23.12. — 21.1.):
! Der Erfolg hängt jetzt davon
2 ab, daß Sie Ihre Chancen sicher
2 einschätzen und schnell und zu-
2 versichtlich handeln. Auch kön-
2 nen Sie in dieser Woche Verän-
| derungen mit Vorteil ausführen.
1 Wassermann (22.1. — 19.2.):
2 In dieser Woche dürften sich
j materielle Belange günstig ver-
? bessern und festigen lassen.
7 Auch bringen Veränderungen Er-
2 folg. Bleiben Sie bei eventuel-
7 len Auseinandersetzungen ruhig
j und bestimmt.
j Fische (20.2. —20.3.):
: Wenn Sie Ihre Erwartungen nicht
1 zu hoch schrauben und es an
s Tatkraft nicht fehlen lassen,
2 kommen Sie zu guten Erfolgen.
5 Lassen Sie sich aber von Ihrem
2 Weg nicht abbringen. Nehmen
: Sie sich auch vor Unfallgefahren
2 in acht.
I SONNTAGS-ZEITUNG in der Südwest-Presse GmbH., Gemeinschaft westdeutscher Zeitungsverleger Tübingen, uhiandstraße 2. Telefon 21« Verantwortlich für den Inhalt: Dr Karl Ler Für unverlangt eingesandte Manuskripte, auch * Rückporto beiliegt, wird keine Gewähr übernommen. Druck: Tübinger Chronik, Tübingen, Uhlandstra
’ne Eisenbahn, wie wunderschön! Die muß sogleich der Peter sehn.
Stöpsels neue Eisenbahn
Schon trägt sie Stöpsel übern Flur, doch Peter steht und heulet nur.
„Ging hier der Weihnachtsmann vorbei?“ von dieser Eisenbahn was haben, Hurra , die Sache* klappt famos.
fragt Stops, „es können alle zwei wir dürfen nur die Wand durchgraben!" bei Meiers ist die Freude gr P-
Moral: Bist du heut reich bedacht Kit Gaben, I Denk auch an die, die wen’ger haben.
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