Sette 2 - Re. 203
Ragolüer Lagblatt ^>er Gesellschafler«
Alm, 31. Aug. 7 5. Geburtstag. Kommerzienrat Dr mg. e. h. Karl Schwenk vollendet am 12. September das 75. Lebensjahr. Mit dem 75. Geburtstag ihres Seniorchefs, Kommerzienrat Dr. C- Schwenk, fällt auch der Rfährige Bestand der Fa. E. Schwenk zusammen.
Die Baufirma Säger u. Wörner, München, die in den letzten wahren das Pumpwerk auf dem Schotthof erstellt, ist seit fast einem jahre damit beschäftigt, einen Leikungsdraht der Landeswasserversorgung von dem Schotthof- pumpwerk nach der Mussismühle zu legen. Die Arbeiten sind so weit fortgeschritten, daß nur noch eine kurze Strecke sehlt, bis die Nau erreicht ist. Mas dann geschehen soll, ist bis jetzt nicht bekannt geworden. Ob auch die Nau den Stuttgartern geopfert werden sollt, oder ob es mit der Erstellung des Borpumpwerks Mussismühle zunächst ein Ende hak, ist nicht bekannt, jedenfalls ist es nicht mehr als billig, daß aller Schaden, den die Langenauer Güterbesitzer an ihren Grundstücken haben, voll un- ganz ersetzt wird.
staassea a. N, ZI. Ang. IneinenPfahl gestürzt. Der 4? Jahre alte Landwirt und Weingärtner Gottlob Winger war gestern oormiftog in seinem Weinberg« mit Auszwicken der Rebstöcke beschäftigt. Am Rand der Wein» bergmatter glitt er hierbei aus und fiel in einen Pfahl, der »hm in den Mastdarm eindrang. Der Schwerverletzte wurde mittels Sanitätsauto ins Krankenhaus nach Heilbronn verbracht.
Oehrtngeu, 31. Aug. Leichenfund. Auf dem Dachboden des Hauses von S. Weil fand man, hinter einem Kamin versteckt, in einer Pappschachtel die fast ganz vermoderte Leiche eines neugeborenen Kindes, die in eine Zeitung vom Jahre 1922 eingewickelt worden war.
Fellbach, 31. Aug. Eine gräßliche Tat. Der frühere Fuhrwerksbesiher W. Epple, gebürtig von Botnang, lebte in letzter Zeit mit seiner Ehefrau in Streit, der wohl in den Folgen seiner Krankheit, die ihn arbeitsunfähig machte, zu suchen ist. Am gestrigen Abend gab eine mittags vor dem Amtsgericht Waiblingen statkgefundene Verhandlung, bei der seitens seiner Frau Ehescheidung beantragt wurde, Anlaß zu neuem Streik. Nach Hause gekommen, begann der Streit mit seiner Frau und Epple drang dabei auch m die Wohnung feines Tochtermannes, Straßenbahn- schoffner Egeler, ein, was ihm verwehrt wurde. Dies gab Epple Veranlassung, gegen seinen Tochtermann vorzugehen, wobei er ihm das Messer in die Brust stieß und das Herz traf. Egeler brach auf der Straße tot zusammen. Der Täter wuerde sofort verhaftet.
Allmannshofen OA. Leutkirch, 31. Aug. Durchgehe n- dePferde. Ein Landwirt führte einem hiesigen Bauernsohn den Hochzeitswagen in ein naheliegendes Dorf. Plötzlich scheuten die Pferde und rasten über Stock und Stein heimwärts. An einer Straßenbiegung schlug der Wagen um und die ganze Aussteuer lag beschmutzt und zertrümmert im Ackerfeld. Der Bräutigam ist umso mehr zu bedauern, da er die Aussteuer mit seiner Händearbeit sauer verdienen mußte und an einem Trümmerhaufen seiner Ersparnisse steht. Die Pferde kamen ohne Schaden davon.
Friedrichshafen. 31. Aug. Abschied und Begrüßung. Beim evang. Diasporakag widmete Prälat Dr. Hoffmann dem nach 41 Jahren Diaspora-Tätigkeit in den Ruhestand tretenden und nach Degerloch übersiedelnden Dekan F a u s e r - Ravensburg herzliche Abschiedsworbe. Namens der zahlreich versammelten Geistlichen des Ober- lands hieß Skadtpfarrer K r a u s-Weingarken den neuen I Prälaten willkommen, der im Oberland kein Fremder ist.
Hilfe für die Landwirtschaft
Erheblicher Ernleansfall — Entsprechende Hilfsmaßnahme«
T.E. Der Landw. Hauptverband har infolge der rus dem ganzen Lande bekanntgewordenen, teilweise sehr schweren Schädigung der Ernte durch die trostlos lange Regenzeit eine Besprechung mit der Regierung in die Wege geleitet, die am Dienstag vormittag im Wirtschaftsministerium stattfand. An ihr nahmen außer mehreren Herren dieses Ministeriums die Herren Finanzminister Dr. Deh- linger, Oberreg.-Rat Braig von der Zentralstelle für die Landwirtschaft, Oberreg.-Rat Gehring vom Landesamt für Arbeitsvermittlung, das Präsidium des Landw Hauptverbands, der Landwirtschaftskammer und des Verbands landw. Genossenschaften teil.
Die eingehenden Beratungen ließen zunächst erkennen, daß es ein Trugschluß wäre, den inzwischen glücklicherweise eirrgetretenen Witterungsumschwung mit einer Behebung der einmal vorhandenen Schäden gleichtzufetzen. Die durch die andauernden Regenfälle verursachten Verluste an dem auf den Aeckern gelegenen oder auch ausgestellten Getreide, an Stroh, Oehmd, Hackfrüchten, Hopfen ufw. sind auch durch das beste Wetter nicht mehr emzuholen, .zumal selbst noch nicht gemähtes Getreide au nieten Stellen Auswuchserscheinungen zeigt.
Die regierungsseitig von den Oberämtern dringlich ein- geholten Berichte einschließlich von Schilderungen der Vertreter der Landwirtschaft haben trotz einer auffälligen Unterschiedlichkeit der Schadensanmeldungen selbst einzelner Ortschaften des gleichen Bezirks zu der .zusammenfassenden Feststellung einer ganz erheblichen Schädigung der Gesamternte geführt. Auswuchs, schwache Erträge, starke Qualitätsminderung von Korn und Halm, t» der Folge empfindliche Benachteiligung der Der wer- rungs- und Absatzmöglichkeiten sind die Nachteile für die betroffenen Landwirte. Sorgfältige Erhebungen, insbesondere auch durch Druschproben, wekhe von der Landwirtschaft beantragt wurden, sollen die Unterlagen für die Hilfeleistung abgeben, wofür der Landw. Hcmptoerbarrd gewisse Richtlinien verlangte.
In der Frage der Beschaffung geeigneter Arbeitskrä'ftte wurden die seitherigen Bemühungen der Regierung anerkannt, dabei aber mit allem Nachdruck auf die Schwierigkeiten dieser Aufgabe aufmerksam gemacht, die dem Land trotz der Erwerbslosigkeit noch di« weniaen besteinaearbeiteten Arbeiter hinwegnehmen. Die
Lage spitzt sich, ebenfalls unter Berücksichtigung der untragbaren S o z i a l l a sie n, derart zu, daß auch die Einbringung der im Anbau verstärkten Hackfruchternte ernstlich gefährdet erscheint. Die Frage der Verwendung ausländischer Wanderarbeiter erhält dadurch eine erhöhte Bedeutung. Da die schlechte Beschaffenheit des größten Teils der Ernte einen sofortigen Drusch erforderlich macht, wurde u. a. beschlossen, die Reichswehr- divisron 5 um ein« Hinauszögerung ihrer Herbstübungen zu ersuchen.
Zwecks künstlicher Trockung des Getreides wurde der Weg eines Abkommens mit Brauereien und (teilweise geschloffenen) Mälzereien empfohlen. Als Ideal sieht die Landwirtschaft die Errichtung von Trockenanlagen in jedem einzelnen Ort an, da diese gleichzeitig durch Kartoffel- und Saatgutbehandlung eine bessere Wirtschaftlichkeit der Betriebe ermöglichen würde.
Zu einem überaus ernsten Ergebnis kamen die Beratungen über die Beschaffung zinsloser Darlehen bzw. -zinslose Stundung der zurückzuzahlenden Rentenbank- und Düngerkredite. Nach einem von Oberreg.-Rat Baier vom Verband landw. Genossenschaften gegebenen Ueber- blick betragen die durch die Organisationen ins Land gegebenen Summen rund 90 Millionen Mark, die Herbst- fälligkeiten etwa 12 Millionen Mark. Da sich insbesondere die Bedingungen der zweiten Amerika-Anleihe für unsere Verhältnisse als untauglich erwiesen haben, fehlen die Voraussetzungen für eine Abdeckungsmöglichkeit der obigen Summe, die deshalb den Landwirten teils belassen, teils neu beschafft werden muß. Bei den Düngermittelkrediten wird eine Verlängerung zu erzielen sein. Schwieriger ist die Beschaffung eines Getreideumschlagkredits, der mit etwa 3 Millionen Mark notwendig wäre.
Finanzminister Dr. Dehlinger, von der Notlage überzeugt, erklärte, daß die Regierung einer Verlängerung der übernommenen Bürgschaft (8 Mill. RM.), gegebenenfalls auch einer Erweiterung derselben zustimmen werde. Ferner werde geprüft, wie der Staat auf andere Weife zu helfen in der Lage sei. Eventuell komme ein kurzfristiger Kredit aus Landesmitteln in Frage. Von seiten der Landwirtschaft wurde eine Brükuna anaereat. inwiefern 1. direkte Kredite.
_Donnerstag. 1 September rvr?
2. Mittel zur Senkung des Zinsfußes zur Verfügung stellt werden könnten.
Der Forderung von Steuererleichtsr«ng,«>n soll nach Maßgabe der Schade nsergebniffe entsprochen werden. Von einer Erklärung der betroffenen Gegenden zu Notstandsgebieten will dft Regierung aus Gründen der Unterschiedlichkeit des Schadenmnfangs «liehen. Die zinslos« Stundung der Landessteuern wurde zugesagt. Hinsichtlich einer gleichen Maßnahme bezüglich der im Oktober fälligen Reichs steuern wird sich die Regierung mit dem Reich in Verbindung setzen. Ob eine Herabsetzung von Landessteuern in Frage kommt, hängt von dem Ergebnis der gesamten Erhebungen ab. Dr. seltner vom Landw. Hauptverband hob den krassen Widerspruch der Erhöhung der Einkommensteuer für das Jahr 1926 mit den jetzt singetretenen Notverhältniffen in 8er Landwirtschaft hervor und ersuchte die württ. Regierung, bei der Reichsrogierung für die Belang« der Landwirtschaft bei der kommenden Einkommensteuerveranlogung, insbesondere was die Höhe der Cinkommenfteuerrichtsätze anbelangt, einzutreten. Weiterhin wurde ersucht, die Bestrebungen der Landwirtschaft auf bessere Berücksichtigung der familieneigenen Arbeitskräfte zu unterstützen.
Die für die Landwirtschaft immer drückender werdenden Zozialkasten waren Gegenstand eingehender Be- prechung. In diesem Zusammenhang wurden namentlich rie Beitragssätze der Allgemeinen Orts- 'rankenkassen sehr scharf kritisiert und -die dringliche Forderung der Regierung gegenüber erhoben, bei der demnächst im Landtag beginnenden Verhandlung über die Errichtung von Landkrankenkassen in Württemberg den "Landwirten mindestens das gleiche Recht zuzu- bklligen, wie dies in den meisten andern Staaten teilweise schon seit Jahren mit wesentlichen Vorteilen für die Landwirtschaft geschieht.
Diejenigen Landwirte, die so schwer geschädigt sind, daß re ohne sofortige Hilfe nicht mehr weiterwirtschaften können, wurden der Regierung zur unmittelbaren Unterstützung empfohlen. Seitens des Wirtschaftsministeriums wurde darauf hinge wiesen, daß für derartige Fälle bis Zentralleitung für W o h l t ä t i g k e i t als staatliches Institut berufen ist, erforderliche Maßnahmen einzu- eiten. Insgesamt trat der volle Ernft der neuerlichen schweren Bedrängnis der Landwirtschaft in dem Bericht eines ihrer 'Vertreter in Erscheinung, wonach sich in einem Bezirk des Oberlands eine ganze Reihe größerer und mittlerer Betriebe vor dem Konkurs besticket.
Der schwere Schlag, der mit der Ernteschädigung einem Großteil der Landwirte versetzt wurde, beleuchtet so plötzlich die schwache Widerstandskraft, über die die Landwirtlchaß nunmehr verfügt. Das sollte für Regierung und Volksvertretung eine Mahnung sein, mit schnellem Entschluß so rasch wie möglich ganz allgemein die Maßnahmen zu ergreifen, die den NährstandvoreinemZusammen- bruch katastrophaler Art zu retten vermögen.
Aus Stadl undLand
Nagold, 1. September 1927.
Wer glücklich werden will, soll nicht heiraten. Glücklich machen — da liegt es. Wer Verstanden werden will, soll nicht heiraten. Verstehen — da liegt es. Oeser.
-X-
Warten
Warten können ist eine Kunst. Warten und geduldig ausharren, bis wir vom Schicksal an die Hand genommen werden. Ein ganzes Leben lang müssen wir warten, immer vorcms- schauend auf den steilen Weg, der doch einmal zum Ziel führen muß. Es ist wie bei einer Pilgerschar, die müde und matt vom Wandern immer weiter vorwärts strebt, den Blick in den fernen Horizont gerichtet, als müßte er sich gleich auftun und den Armen das erhoffte Glück zeigen. Wehe aber denen, die voller Sehnsucht und krank am Wege liegen bleiben und nun den anderen nachschauen, mutlos, hoffnungslos. Warten, immer heißt es warten. Blonde Locken werden grau, Helle Augen trübe. Und noch immer warten sie. Warten auf ein Glück, das keiner kennt, warten einsam und alleine. Warten ist Schicksal, denn Warten ist Hoffnung, Hoffnung aber ist Glück. Daran sollen wir denken, wenn wir in den kleinen Nöten des Alltags ungeduldig werden. Wir sollten die Kunst des Wartens
Das Schwert von Thule. !
Aomcm von Leoutme von Wiuterseld-Plate».
Copyright by Greiner L Comp.. Berlin W 30.
(Nachdruck oerbolen.)
Schluß.
.Obgleich es eigentlich ein wunderliches Ansinnen ist, Heilwig, so in der Nacht auf dem kalten Wasser herumzurudern, statt im warmen Bett zu liegen und zu schlafen. Aber des Wunderbaren sind wir ja gewöhnt bei dir, und der alte Klaasen ist zuverlässig.
Da hatte Heilwig mit stillen, glänzenden Augen gedankt, denn sie hatte schon lange solche Sehnsucht gehabt nach einer träumenden Juninacht auf lautloser See. Und hatte auch lächelnd jü>e weitere Begleitung abgelehnt.
O sie brauchte niemand weiter auf ihrer stillen, nächtlichen Fahrt als den alten schweigsamen Fischer. Denn sie wollte einmal frei und los sein von dem Geschwätz der anderen über ihre nichtigen, alltäglichen Dinge.
Regungslos saß sie im Kahn und atmete langsam und schwer. So, clls täte sie einen tiefen Trunk aus einem unsichtbaren Zauberborn. Von Vergangenem träumte ih« Seele. Von tiefverschneiten Wintertagen in der sturmumheulten Burg Kummerow. Wo einer Besitz ergriffen von ihrer Seele, den sie nun nie mehr vergessen konnte. Und weiter nach Wolde gingen ihre Gedanken. Was die wilden Maltzane dort wohl jetzt machten und Frau Gödel mit dem Kind! Und die lustige Brigitte Alvensleben. Es war nun über ein Jahr her, daß sie von dorr geflohen. O, was sie wohl von ihr denken mochten! Aber es war doch gut, daß sie es getan. O, wie gut! Denn die Seelenqual dort, die nimmer aus noch ein wußte in dem inneren Zwiespalt, war nicht zu ertragen gewesen. Und nun war sie vorüber. Wie ausgelöscht. Durch ein großes, großes Wunder. Nun hatte es aufgehört, zu bohren und zu brennen, das unerbittliche Schwert von Thule. Wenn auch die Wunde in stillen Stunden noch blutete. Aber das kam wohl vom großen Heimweh und der großen Sehnsucht. Wonach denn?
Heilwig stützte den Kopf in die Hand und sah weit über die Wasser.
Schweig stille, mein Herze! Das sagte sie sich nun schon über ein Jahr lang jeden Morgen und Abend.
Ja schweig stille, mein Herz! Wer bist denn du, daß du so viel begehrst? Hat er nicht Wichtigeres und Größeres jetzt im Sinne als dich? Kann deine Seele nicht danken und loben, dieweil sie rein und frei und ohne Schuld an ihr seligstes Erleben denken darf? Ist das nicht genug nach all den großen Qualen, die du durch- gemacht?
Heilwig senkte den Kopf und faltete die Hände über der Brust.
„Ja, das ist genug, und ich will voll Dank sein dasür."-
Es ist ihr, als gingen lichte Engel diese Stunde über das weite, dunkle Wasser. Und einer hat mit seinem Fittich ganz leise ihr Haupt berührt. Da legte sie ihre Seele still in Gottes Hand und fühlt, wie sie stärker und größer wird dadurch.
Und nun zieht der alte Klaasen das Segel ein, und sie sind am Strand. Er hat noch zu tun mit den Fischen und Netzen, daß es eine Weile dauert, bis sie heimfahren können, die Warnow binauf. Da will Heilwig unterdessen noch ein wenig am Strande entlang gehen, die Dünen empor. Denn die Sonne muß gleich kommen.
Auf der höchsten Düne steht sie und sieht nach Qsten, wo ein zitterndes, rosa Licht den jungen Tag verkündet.
Durch das Strandgras geht kühl der erste Morgen- ivind. Nun sangen die Keinen Wolken, die wie Segel« schifflem am Himmel schwimmen, schon an, sich rosenrot zu färben. Und immer leuchtender und goldiger wird das Rot.
Und jetzt schießen jäh, wie glühende Pfeile aus dem Köcher eines verborgenen Schützen, die ersten goldenen Sonnenstrahlen über den Horizont.
Immer mehr! Jinmer flammender! Immer gewaltiger!
Da mußte I ilwig die Hände falten und sie aus die Brust legen,
Alles in ihr ist Andacht und Anbetung.
Sie steht regungslos.
Ganz, ganz fern hört man Glockenläuten zur Frühmesse. Auch der alte Fischer da unten am Strand hat sein.. Kappe abgenommen und die Hände gefaltet.
Darüber hat Heilwig den einsamen Reiter nicht gesehen, der zwischen den Dünen entlang kommt. Nun ist er vom Pferd gestiegen, und läßt sein Tier grasen in dem spärlichen Strandhafer.
Langsam kommt er die Dünen herauf, auf Heilwig zu.
Und nun steht er vor ihr. Sie sieht das braune, kantige Gesicht und die tiefen, stählernen Augen.
Sie sieht die starken, harten Männerhände, die sich ihr entgegenstrecken, wie im stummen Flehen.
Und sie hört eine Stimme, so weich und so schwer, die leise ihren Namen ruft.
„O, Heilwig, nun darf ich endlich kommen! Und ich habe dich überall gesucht. O, laß mich nicht wieder von dir. dieweil ich nicht mehr leben kann so allein ohne dich!" Da löst sie langsam, langsam die gefalteten Hände von der Brust und legt sie still in die seinen. Und sieht ihm in die Augen und sagt nur leise: „O du!"
So sieben sie nebeneinander Hand in Hand auf der Düne und sehen in das leuchtende Morgenrot. Indes die weißen Möwen zu ihren Füßen in den silbernen Wassern baden und in der schimmernden Rosenglut.
Irgendwo läutet immer noch eine Glocke.
Da nimmt er sie still an sein Herz.
' — Ende. —