Wahlen mit Tanzmusik und Volkschören
75 Prozent Parlamentarier in der Tschechoslowakei „gesäubert“ / Jetzt auch Generale im Parlament
Von unserem Osteuropa-Korrespondenten
Vorschläge der Kriegsopier zur Grundrentenerhöhung
hf. Bonn, 29. Nov.
Seine Forderung nach einer 40- prozentigen Grundrentenerhöhung erneuerte der Reichsbund der Kriegsund Zivilbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen am Montag in Bonn Der Reichsbund will im Haushaltsplan für die Kriegsopferversorgung der Bundesregierung Einsparungsmöglichkeiten von rund 250 Millionen DM nachweisen, eine Summe, die nach Auffassung des Reichsbundes genügt, um die Grundrenten nicht, wie von der Regierung vorgeschlagen, um 20 Prozent, sondern um 40 Prozent heraufzusetzen. In diesem Zusammenhang wies der Reichsbund darauf hin, daß die Zahl der Versorgungsberechtigten in den letzten sechs Monaten um 46 500 Personen zurückgegangen ist.
Unter Vorsitz des Bundeskanzlers begannen am Montag in Bonn Besprechungen der sozialpolitischen Experten der Koalitionsparteien über die Frage der Rentenerhöhung in der Kriegsopferversorgung. Wie verlautet, wurde von den Koalitionsvertretern nochmals eine echte Erhöhung der Grundrenten und eine Reihe anderer Verbesserungen in der Kriegsopferversorgung gefordert, wobei auch auf die Möglichkeit der Heranziehung von nicht ausgenützten Haushaltsansätzen in der Kriegsopferversorgung zur Finanzierung der Rentenaufbesserung verwiesen wurde.
Eine «ittiiie Methode
AP. Taipeh (Formosa), 29. Nov.
Die Froschmänner, die von den chinesischen Kommunisten zum Ausspionieren der nationalchinesischen Stützpunkte vor der Küste eingesetzt werden, werden von ihren Offizieren vor dem Einsatz gezwungen, ein erst nach 24 Stunden wirkendes Gift einzunehmen. Erst nach der erfolgreichen Erledigung ihres Auftrages erhalten sie dann ein Gegengift, das sie vor einem grauenvollen Tode rettet.
Das nationalchinesische Verteidigungsministerium hat dies durch einen auf der Insel Matsu gefangengenommenen kommunistischen Froschmann erfahren. Der Gefangene erklärte, er müsse sterben, wenn er nicht innerhalb von 24 Stunden zu seinem Einsatzort zurückkehre und dort das Gegengift erhalte. Trotz ärztlicher Bemühungen starb der Gefangene 24 Stunden nach dem Einsatz.
Was bedeutet das?
I KONZEPTION: Ein Plan, der noch | den Charakter des Vorläufigen hat I und eine bestimmte Sache oder Auf- : gäbe in groben Zügen umreißt.
I KONVERTIBILITÄT: Vertausch- barkeit. Unter Konvertibilität der Währungen wird im wirtschaftlichen Bereich der Austausch der Währungen ohne Behinderung durch eine Devisengesetzgebung verstanden.
IHIHMMHmHIiniMHtililHIimilMmiMMIMIMIMHMIIMIMIUMlIHlMMHIMlim
AR. Wien, 29. Nov.
Mit Tanzmusik und Volkschören, die aus Lautsprechern an allen Straßenecken und an allen Plätzen dröhnten, wurde in der Tschechoslowakei „Wahl“ gemacht. Zum zweiten Male seit dem berüchtigten Staatsstreich von 1948 ist das Prager Parlament mit seinen 300 Sitzen erneuert worden, und wenn auch der Stimmzettel an der bisherigen Situation nichts ändert, so zeigt ein solcher Vorgang doch gewisse Hintergründe der CSR-Poli- tik auf.
Der 28. November hat das Schicksal von drei Vierteln der bisherigen Parlamentsmitglieder besiegelt. Die „Nationale Front“, der theoretisch fünf Parteien angehören, stellte sie nicht als Kandidaten auf, das bedeutet in einem kommunistischen Staat, daß man ihnen nicht mehr vertraut und sie praktisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen hat.
Interessanterweise scheint nun auch in der Tschechoslowakei die Alleinherrschaft der Kommunisten als Partei aufgehört zu haben. Zum ersten
Male wurden jetzt mehr als zwanzig Offiziere, darunter mehrere Generale, als Kandidaten aufgestellt und somit gewählt. Prag folgte auch in dieser Beziehung dem Kurs Moskaus, der in Polen und in den anderen Satellitenländern seit dem Tode StaP ns eingeschlagen worden ist.
Auf der gleichen Ebene liegt die stärkere Berücksichtigung der Bauern. Der Fehlschlag der Landwirtschaftspolitik der CSR-Regierung dürfte Prag veranlaßt haben, diese Bevölkerungsgruppe durch die Aufnahme ins Parlament besonders herauszustreichen. Freilich geschah das hauptsächlich in der Hoffnung, den passiven
dpa. Paris, 29. Nov.
Der französische Botschafter im Saargebiet, Gilbert Grandval, erklärte vor amerikanischen Studenten in Paris, das deutsch-französische Saarabkommen vom 23. Oktober 1954 sei end-
was rund 4,3 Milliarden Dollar (etwa 18 Milliarden D-Mark) kosten dürfte. Bisher war von der US-Luftwaffe stets bekanntgegeben worden, daß im Rahmen dieses neuen Programms nur sieben Geschwader von B-52-Maschinen — ein Geschwader zu je 30 Bombern und weiteren zusätzlichen Elementen wie Tankflugzeuge usv. — vorgesehen seien.
Die B-52 ist mit acht J-57-Triebwer- ken ausgerüstet und wiegt mit voller Bombenlast und voll aufgetankt etwas weniger als die B-36. Der jetzige Aktionsradius von 9600 Kilometer soll durch eine Einrichtung für ein Nachtanken während des Fluges auf 16 000 Kilometer gesteigert werden.
Kleine Weltchronik
Regierungspartei und der Opposition im südkoreanischen Parlament kam es am Montag zu einer Prügelei. Außer Kratzwunden hatte niemand Verletzungen davongetragen, (dpa)
Für die Sicherung von Bahnübergängen. Im Bundeshaushalt ist für das kommende Jahr eine Million Mark für die Sicherung von Bahnübergängen bereitgestellt worden. Mit diesen Mitteln sollen die Sicherheits- und Warnvorrichtungen an schienengleichen Bahnübergängen verbessert werden, (dpa)
England verzichtet. Großbritannien hat sich im Prinzip damit einverstanden erklärt, die alleinige Kontrolle über den Marinestützpunkt Simon- stown in Südafrika aufzugeben. Simon- stown ist seit 140 Jahren ein wichtiger
Widerstand der bäuerlichen Bevölkerung gegen das Siroky-Regime vermindern zu können.
•
Ansonsten ist alles beim alten geblieben. Die hohe Wahlbeteiligung — 1948 gab noch ein Viertel der Wähler weiße Stimmzettel ab oder blieb der Urne überhaupt fern — ließ sich voraussehen, nachdem schon seit Wochen verkündet worden war, der 28. November werde die „Geschlossenheit des ganzen Volkes und seine Liebe zur Regierung“ dokumentieren. Die wahre Stimmung der Tschechoslowa- ken kann man allerdings besser aus der Zahl der Sabotage-Akte entnehmen, die nach wie vor die CSR in Atem halten
Minister Kaiser im Saargebiet. Bundesminister Jakob Kaiser ist am Montag ins Saargebiet gefahren, um gn der Beerdigung des ehemaligen Generalsekretärs der christlichen Gewerkschaften an der Saar, Karl Hillenbrand, tefizunehmen (dpa)
Überschwemmung in Nepal — 861 Tote. Im Gefolge der schweren Überschwemmungen, die seit einigen Tagen in mehreren Gebieten Nepals auftreten und starke Schäden anrichteten, kamen 261 Menschen ums Leben. (AP)
Drei Ehemänner vergiftet. Die 49jäh- rige Frau Mannie Doss aus Tulsa (Oklahoma) gestand der Polizei, daß sie vier Männer, darunter drei ihrer fünf Ehegatten, vergiftet habe. Nach Aussagen der Polizei besaß sie für ihren vierten und fünften Mann je vier Lebensversicherungspolicen. (dpa). Prügelei und Kratzwunden im Par- ? lament. Zwischen den Mitgliedern der
16000 km mit H-Bomben
Größerer Aktionsradius — verbesserte Typen — elf Geschwader
AP. Washington, 29. Nov.
Die neue strategische Luftstreitmacht der USA mit Atom- und Wasserstoffbombenträgern wird nach einer Ankündigung des amerikanischen Verteidigungsministeriums aus elf Geschwadern äußerst schneller B-52-Düsen- bomber mit einem sehr großen Aktionsradius bestehen — das sind vier Geschwader mehr, als ursprünglich geplant.
Innerhalb der nächsten zwei oder drei Jahre werde diese mächtige Luftflotte die gegenwärtig in Dienst befindlichen schweren Bomber vom Muster B-36 — mit einer Kombination von Düsen- und Propellermotoren — ersetzen,
Grandval: Saarabkommen endgültig
„Frankreich hat Konzessionen gemacht“ / Und die Gegenseite ...
gültig. Es könne' keine Rede davon sein, diesen Vertrag irgendwann in Frage zu stellen.
Grandval betonte. Frankreich habe Konzessionen gemacht. Es habe seine Zustimmung zur Ersetzung des französischen Botschafters durch einen europäischen Hochkommissar und zur Herstellung ähnlicher Verbindungen zwischen der Bundesrepublik und dem Saargebiet gegeben, wie sie zwischen dem Saargebiet und Frankreich bestehen. Die französisch-saarländische Währungs- und Zollunion werde jedoch hiervon nicht berührt. Grandval sagte: „Wir haben nichts getan, das Problem zu komplizieren. Ich habe aber nicht den Eindruck, daß die Gegenseite uns mit gleicher Münze zurückzahlt“.
Grandval würdigte die Haltung Bundeskanzler Dr. Adenauers in der Saarfrage, sagte jedoch, die vom Bundestag vorgelegte Begründung zum Gesetzentwurf über die Ratifizierung des Saarabkommens sei in ihrer Form ungeeignet, die Gemüter in Frankreich zu beruhigen. Frankreich könne das nun geschlossene Abkommen höchstens interpretieren, jedoch in keiner Hinsicht etwa weitere Zugeständnisse an die Bundesrepublik machen.
Stützpunkt auf dem Seeweg nach dem Fernen Oster# (AP)
Vopo-Flüchtlingsstrom hält an. 42 Volkspolizisten, darunter ein Kommissar, flüchteten in der vergangenen Woche nach Westberlin, (dpa)
Teurer Verfassungsschutz. Das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln wird im kommenden Haushaltsjahr 8,1 Millionen Mark kosten. Im laufenden Etat des Bundesinnenministeriums mußte das Amt mit 7,6 Millionen Mark auskommen. (dpa)
Neue Züge im Zonenverkehr. Am Montag hat zum erstenmal seit 1952 wieder ein Arbeiterzug einen etwa zwei Kilometer langen Zipfel der Sowjetzone bei Grossensee durchquert. Am gleichen Tag befuhr auch der erste Güterzug nach über zweijähriger Unterbrechung die Interzonenstrecke Ger- stungen (Sowjetzone) - Heringen (Hessen). (AP)
PKfciSSKS'I'I M VI t|\
Keine deutsche Privatarmee
Der liberale „M an ehester Guardian" wendet sich mit militärischen und politischen Argumenten gegen die Schaffung einer Miliz in der Bundesrepublik. Das Blatt schreibt:
durch reguläre Streitkräfte unwirksam wäre ... Der zweite Einwand ist D0 - Utisch. Er besteht darin, daß die Miliz als eine unabhängige Organisation eine Gefahr für die deutsche Demokratie und die westlichen Nachbarn Deutschlands werden könnte. Man kann sich nur zu leicht vorstellen, wie einige der Ex-Generale die Miliz in die Hand bekämen und sie als Hebel für politischen Druck benutzen würden Deutschland hat genug Privatarmeen „u er Vergangenheit gehabt. Dies ist nicht die Zeit, eine neue zu schaffen.”
Tübingen will mehl verzichten
Eigener Bericht
Tübingen, 29. Nov.
Stadtverwaltung und Gemeinderat von Tübingen haben gestern die Ge- meinderatsitzung zum Anlaß genommen, um erneut darauf hinzuweisen daß sie eine Verlegung des Sitzes de« Regierungspräsidiums von Tübingen nach Sigmaringen oder Ulm sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus politischen Gründen für ungerechtfertigt halten. Die Verlegung würde allein für den Bau von Wohnungen für die rund 500 Familien der Bediensteten des Regierungspräsidiums, des Oberschuiamte« und der Landespolizeidirektion einen Aufwand von 10 Millionen Mark notwendig machen und außerdem etwa 1,1 Millionen Mark Schulkosten für die rund 600 schulpflichtigen Kinder dieser Familien. Derartig hohe Kosten könne sich aber ein Land, dessen Etat einen Fehlbetrag von 420 Millionen Mark aufweise, nicht leisten. Der Gemeinderat erklärte sich auch mit den drei Gemeinden des Steinlachtales, die nach dem Referentenentwurf d£s Innenministeriums gegen ihren Willen aus dem Kreis Tübingen ausgegliedert und dem Kreis Hechingen angeschlossen werden sollen, solidarisch, und er verwahrte sich dagegen, daß auf Kosten von Stadt und Kreis Tübingen ein „Kuhhandel“ zwischen der Stuttgarter Regierung und den hohenzollerischen Landen inszeniert werde.
^uiobahnbatuliteii
AP. Köln, 29. Nov.
Die Sonderkommission der Polizei ln Köln für die Autobahnbanditen prüft gegenwärtig einen Überfall, den drei junge Männer aus Gießen auf einen amerikanischen Autofahrer verübten. Die Sonderkommission hält es jedoch für sehr unwahrscheinlich, daß dieser Anschlag in Zusammenhang mit den Autobanditen steht.
Die drei jungen Männer aus Gießen hatten einen Amerikaner in seinem Wagen angehalten, ihn zum Aussteigen gezwungen und waren dann mit dem Wagen davongefahren. Sie wurden einige Zeit später im Wald schlafend neben dem Auto gefunden.
Copyright by Verlag v. Graberg * Görg, Wiesbaden
mimm von jjtimia srmm
(20. Fortsetzung)
„Ich könnte mir dann ein Kleid in ihrem Atelier bestellen. Auf diese Weise lernte ich die schönste Frau kennen, die ich bisher in meinem Leben gesehen habe.“
„Was brachte Sie jetzt plötzlich auf die Vermutung, daß die ermordete Miss Mabel Delau- ney niemand anderes war als diese Frau?“ fragte Ray Collins.
Von Fröken Andersson wich die künstliche Ruhe und mit einem gewissen Trotz antwortete sie: „Vor vierzehn Tagen überbrachte ich wieder einen solchen Brief. Madame de Soumise war allein. Sie schien sehr ernst. Ohne den Brief, wie sie es sonst tat, gleich zu öffnen und mir eine Quittung über seinen Empfang auszustellen, legte sie ihn neben sich auf einen Tisch und sagte — oh, ich erinnere mich der Worte noch genau — .kleines Fröken Anders- son‘. sagte sie, .vielleicht bin ich garnicht die Frau, für die Sie mich halten. Vielleicht werden auch Sie einmal an mich denken, wenn ich nicht mehr da bin. Ach, ich bin ja so müde, so müde. ‘ Dann klingelte sie, und ein Mann betrat das Atelier. Es war ein Lappe. Als ich heut früh das Bild des Mörders in der Zeitung sah, mußte ich sofort an diesen Mann denken und auch an die Worte, die Madame de Soumise an mich richtete. Ich vergaß Ihnen zu sagen. daß es nach langer Zeit war, daß ich überhaupt wieder zu ihr ging. Mein Bekannter ließ sich nicht mehr sehen, und so geriet ich, wie Sie ja auch wissen, plötzlich in arge Bedrängnis mit meinen Rechnungen.“
„Plötzlich waren sie Indessen wieder bezahlt, nicht wahr? unterbrach sie Collins. Fröken Andersson nickte.
„Sie sind sich doch darüber klar, Fröken An
derson, daß Sie an der amerikanischen Gesandtschaft nicht mehr tätig sein können. Ich bitte Sie. Ihre Stellung als beendet zu betrachten. Ihr Gehalt wird Ihnen für ein weiteres Vierteljahr ausbezahlt werden.“
„Ich begreife,“ flüsterte das kleine, fahle Fräulein. „Wenn ich aber noch eine Bitte äußern darf?“
„Bitte..."
„Dann wäre ich Ihnen, Mr. Collins, dankbar wenn ich Sie noch einmal sprechen könnte wenn “ Fröken Andersson zögerte.
„Wenn ...“, nahm Collins ihre Worte auf.
„Wenn ich wieder von meinem Bekannten hören sollte.“
Ray Collins dachte über die seltsame Unterredung nach. Wenn Fröken Andersson wirklich gewußt hätte, daß Madame de Soumise und Miss Delauney die gleiche Person waren, dann konnte das auch ihren Auftraggebern kein Geheimnis gewesen sein. Dann war auch ihr Tod nicht unerklärlich. Denn an einen gewöhnlichen Mord hatte Ray Collins von Anfang an licht geglaubt
*
Es regnete noch immer, als er abends zum Bahnhof fuhr. Schmutzige Tropfen schlugen auf den Bahnsteig, und Ray Collins wunderte sich, daß die Hauptstadt Schwedens noch immer kein schützendes Dach über den Gleisen seines Hauptbahnhofs besaß. Der Rauch einer Rangierlokomotive legte sich wie Nebel über die Schienen, auf denen jetzt der Zug aus dem Norden langsam einlief. Ray Collins sah eine Gruppe von Offizieren und mehrere Zeitungsreporter mit ihren Kameras. Am liebsten wäre er umgekehrt; da erkannte ihn einer der Reporter; ein Blitzlicht flammte auf. Ray Collins machte eine abwehrende Bewegung. Er wäre trotzdem in das Kreuzfeuer der Fotoberichterstatter geraten, wenn nicht einer der Offiziere auf ihn zugetreten wäre und gebeten hätte, sich ihnen anzuschließen. Zusammen mit den Offizieren bestieg er den Wagen und verließ ihn auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnsteigs, wo Oberst Björkgren mit Gunnil in Begleitung einiger Bahnbeamter warteten. Der Oberst sah blaß aus, hielt sich aber straff auf
recht. Wortlos streckte er Ray Collins die Hand entgegen und drückte sie. Ein Zucken lief über sein hageres Gesicht. Gunnil sah ihn fragend und mühsam lächelnd an. Sie trat auf ihn zu und sagte leise: „Oh, Ray, nun ist alles anders gekommen.“ — „Aber doch nicht zwischen uns?“ antwortete er. Der Ausdruck in Gunnils Augen war so traurig und schmerzlich, daß er schwieg. Inmitten des Lärms des Bahnhofs, des Rasseins und Stampfens der Lokomotiven und Wagen, des Pfeifens und Rufens verschiedene- Stimmen und Signale fühlte er sich allein.
Auch der nächste Morgen dämmerte grau and regenverhangen herauf. Ray hörte den Regen die Dachrinne herabrauschen und die Tropfen gegen die Fensterbleche schlagen. Er fühlte sich müder und zerschlagener als am Vortage und wäre am liebsten im dumpfen Brüten liegen geblieben. Immer wieder gingen ihm Gunnils Worte durch den Kopf „Nun ist alles ganz anders...“ Er sah ihr Gesicht vor sich, die klaren, jetzt von einem schmerzlichen Schleier überdeckten Augen, den großen, kräftigen Mund und das feine Oval der Wangen, aus denen alle Röte und Sonnenbräune verschwunden schienen.
• Würde er jemals die gleiche Gunnil Wiedersehen wie damals auf den Granitklippen von Rundö? Was wußte sie von seinen Beziehungen zu Alexandrowna? Was wußte sie von dieser überhaupt? War ihr die Notiz im „Expressen“ zu Gesicht gekommen? Wenn ihm jetzt eine Pflicht auferlegt war, sagte er sich, dann war es die, Klarheit zwischen sich und den Björkgrens zu schaffen. Konnte er das aber, sc lange sein Auftrag weiterlief?
Verdrossen begab er sich in sein Büro und meldete sich, nachdem die dringendsten Arbeiten erledigt waren, bei Commander Jenkin- und bat um eine Unterredung.
„Sie Unglücksmensch,“ empfing ihn dieser, auf seiner Maiskolbenpfeife kauend, „was machen wir nur mit Ihnen? Da sehen Sie sich das mal an.“ Er reichte ihm eine Nummer der „Folkstidning“, des Organs der schwedischen Kommunisten. Ray Collins warf einen kurzen Blick auf die über die gesamte erste Seite laufende Schlagzeile:
FEME-ORGANISATION IN DER USA- BOTSCHAFT
WURDE MISS DELAUNEY VOM AMERIKANISCHEN GEHEIMDIENST GETÖTET?
Er ließ das Blatt sinken und sah Jenkins er- chreckt und erstaunt an. „Ich hatte bereit« einen Aufruf von der Pressestelle des Außenministeriums“, sagte dieser. „Sandström entschuldigte sich sehr, meinte aber, auf die „Folkstidning“ keinen Einfluß zu besitzen. Der Fall ist natürlich klar: die Russen wollen die Spuren verwischen. Aber lesen Sin ruhig Man lernt noch ri----
Ray Colims tmuii <.u Ueöerrascnung.
daß er vom amerikanischen Geheimdienst ausersehen worden sei, die reiche, schöne und einflußreiche Miss Mabel Delauney daran zu hindern, sich während ihres Aufenthaltes in Schweden ein besseres und objektiveres Bild von der Aufbauarbeit des Sozialismus in der Sowjetunion zu machen, als dies in den USA möglich sei. Miss Mabel Delauney gehörte zu einer Gruppe von fortschrittlich gesinnten Amerikanern, die eß sich zum Ziel gesetzt hätten, die öffentliche Meinung in den USA über das wahre Wesen der Sowjetunion und ihre friedlichen Ziele aufzuklären. Dies aber hau der amerikanische Geheimdienst mit aue Mitteln zu verhindern versucht. Herr RayJf 0 . lins von der amerikanischen Gesandtschalt Stockholm habe daher den Auftrag erhai ' Miss Delauney unbedingt zur Abreise zu " wegen. Zu diesem Zweck habe er sie in s tuna aufgesucht. Wie erinnerlich habe man Paar im Touristhotel in lebhafter Unterre beobachtet. Nach dem Ahendessen se '. „ Herr Collins mit Miss Delauney in deren am Träsjön gefahren, und in dieser Naai sie verschwunden . .. Man könnte nur ^ „ e t. ten, was zwischen den beiden v0 ?®„ a ..L miss aber die Vermutung liege nahe, daß siot , Delauney trotz dunkler Drohungen ge ..^ habe, Schweden zu verlassen. Wahrschejnn hätte sie sich, um weiteren Drohungen ^ gehen, in das abgelegene Wilhelmina 8
(Fortsetzung folg«
Versuchen Sie, vergleichen Sie, das
Ht'tfvzeiujt: INll 1 SCÄFI keffeinfui
REINER KAFFEE-EXTRAKT IN PULVERFORM