Sette 2 Rr. 182 _ Nagolder TagblattDer «efellschastee- _ Montag. 8. Augu st ivz?

EMimseft der" . . md »OWi-es SttstWrseft des T.M

Die großen Tage für die Nagolder Turner, Turnfreunde, wie überhaupt für unser Heimatstädtchen sind nun in der Hauptsache vorüber. Selbst das für solche Tage gefürchtete Regenwetter ist merkwürdigerweise ausgeblieben und die Hellen Sonnenstrahlen konnten während der beiden Tage das rege turnerische Leben und Treiben bestrahlen. Es war nicht schwer festzustellen, welchen Stempel Nagold während des Samstags unv Sonntags trug. Die reich beflaggten und mit Tannen­grün geschmückten Häuser, die prachtvollen, wuchtigen Ehren­pforten am Bahnhof und am Gasthaus z. »Traube* unser Na­golder Dekorationsmeister Jäger hat unter rühriger Mithilfe der hies. Gärtner ein Glanzstück geleistet g oben unserem Städt­chen ein fröhliches und munteres Gesicht und nicht zuletzt die stattliche Turnerzahl, die die Straßen, Gast- und Privathäuser belebten, ließen freudige Festtagsstimmung aufkommen.

Den Reigen der turnerischen Veranstaltungen eröffnete am Samstag Nachmittag das Gauwett schwimmen in unserem idealen Familienbad. Wohl die meisten Vereine hatten Vertreter zum Wettschwimmen entsandt und es ist mit großer Freude sesizu- stellen, daß das Schwimmen auch in der Deutschen Turnerschaft immer breiteren Boden gewinnt. Turnerinnen und Turner zeigten für die bei uns im Schwarzwald im Verhältnis gerin­gen und schlechten Schwimmgelegenheiten gute Leistungen. Bei den Nagoldem haben die Mädchen den männlichen Teilnehmern bei weitem den Rang abgelaufen. Also ... !! Die große Zu- schauermenge läßt erhoffen, in absehbarer Zeit eine noch größere Anhängerschaft des schönen und lebensnotwendigen Schwim­mens vorzufinden.

Das Festbankett gab dem neuerstellten, wenigstens provisorisch hergerichteten Traubensaal die Weihe. Der an­nähernd 800 Personen fassende, sinnig geschmückte Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Und es war auch ein guter Grund für die überaus starke Besetzung vorhanden, denn das Programm war bis ins Kleinste fein durchdacht und äußerst reichhaltig. Das Musikkolleg brachte in seiner neuen 14 Mann starken und ganz vorzüglichen Besetzung unter Leitung ihres Musikmeisters Cortschewski flotte Märsche, zarte und liebliche, flüssige und temperamentvolle Weisen zum Vortrag. Der Vereinigte Lieder- und Sängerkranz trug wie immer mit bekannter Bravour zum guten Gelingen des Abends bei und der Radfahrer-Verein »Veloclub* zeigte die größte Gewandtheit und Schulung verratende Reigen auf Ein- und Zweirädern. Zwischeneingestreut waren die verschiedenen Ansprachen. Als erster begrüßte der Vorsitzende, Herr Sattler­meister Braun, die lieben Tumerinnen und Turner, die ver­ehrten Festteilnehmer und vor allen Herrn Stadtschultheißen Maier, dieH. Kreisoertreter Hegele-Stg. Gauvertreter Wid- maier-Hirsaü, den Vors, des nachbarlichenTumvereins Herren­berg, den Vorsitzenden des hiesigen Sportvereins Köbele und die zum Feste erschienenen Nagolder Vereine. Zum Schluß dankt er Herrn Traubenwirt Leitz für die Mühe und Arbeit, die er mit der schnellen Fertigstellung des Saales gehabt hatte.

Die Festrede hielt der Ehrenvorsitzende, Herr Siadtschultheiß Maier. Nach Worten der Begrüßung im Namen der Stadt Nagold beglückwünschte er zuvörderst den Jubelverein zu seinem heutigen Jubiläum und er gab seiner Freude Ausdruck, daß gerade der Tumverein. als einer der ältesten Vereine dem noch sehr jungfräulichen Traubensaal die Weihe geben dürfe. Er bezeichnete den Turnverein in seiner heutigen Verfassung ju­gendfrischer denn je, der sich nach herben Schicksalsschlägen glänzend erholt habe. Auch der im Weltkrieg auf dem Felde der Ehre gebliebenen Turner wurde durch Erheben von den Sitzen gedacht. Weiter führte er u. a. aus: »Der Turnverein ist deute ein Mittelpunkt nicht bloß für oie Pflege der Leibes­übungen, sondern auch im gesellschaftlichen und öffentlichen Leben der Stadt. Alle Kreise der Bürgerschaft gehören dem Verein an, der immer die rechten Männer an der Spitze hatte, die das Vereinsschiff durch alle Klippen hindurch in den sicheren Hafen geführt haben. Das trifft besonders bei dem jetzigen Vorstand, dem Herrn Sattlermeister Braun zu, der durch seine treffliche Führung und seine konziliante Vertretung unter freu­diger nnd erfolgreicher Mitwirkung seiner Mitarbeiter den Ver­ein zu Ansehen und beachtlicher Stellung gebracht hat. Der Verein hat durch den Erwerb des Turnplatzes am Kleb eine wertvolle Erholungsstätte für Gesunde und Kranke geschaffen. Auch der sehnliche Wunsch nach einer städtischen Turnhalle wird bei einiger Geduld einmal in Erfüllung gehen*. Turnen und Sport wird vom Festredner als Dienst am Vaterland be­zeichnet, wenn beides dazu getrieben wird, einen gesunden, mutigen, entschlossenen und charaktervollen Menschen zu bilden, der durch diese körperliche Ertüchtigung seine sittlichen Kräfte zur vollen Entfaltung bringen kann, der damit im Beruf, als das Primäre und Wichtigste im Leben, Höchstleistungen voll­bringt und seiner Seele diejenigen Schwingungen verleiht, die ihn zur inneren Ruhe und zur Ehrfurcht vor allem Großen und Göttlichen in der Welt führen und demzufolge Heimat und Vaterland in ihrer Bedeutung für unser Erdendasein immer mehr schätzen und lieben lernen lassen. Der Turnverein habe seine Ausgabe ganz in dieser Linie erkannt und erfüllt. Er sei eine Lebensschule im besten Sinne. Herr Stadtschultheiß Maier schließt seine temperamentvoll gehaltene Rede:Darum, Ihr jungen Leute, steht fest zu Eurem Turnverein, schließt die Reihen, stärkt Körper und Geist zum Kamps ums Dasein! Wenn wir so den Ueberlieferungen und Traditionen des Vereins treu bleiben, wenn wir die Männer der selbstlosen Pflichterfüllung uns zum Vorbild nehmen, wenn wir uns selbst treu bleiben und wenn wir treu bleiben unserer Heimat und unserem Vaterland, dann wird die Zukunft unseres Turnvereins eine glückliche und seine Arbeit im Dienst der Jugend und des Volkes auch weiterhin für ihn und unser Vaterland eine segensreiche sein.

Alle unsere Wünsche und Gefühle wollen wir zum Aus­druck bringen, indem wir rufen ,Unser Jubelverein, der Turn­verein, er lebe hoch, hoch, hoch'!*

Herr Oberrechnungsrat Widmaier überdrachte als Ver­treter des Gauvorsitzenden dem Turnverein die herzlichsten Wünsche und Grüße. Der Gau sei sich bewußt, welch seste Stütze er Gau am Nagolder Verein habe und er beglückwünscht vor allem den Turnverein zu seinen führenden Männern. Herr Kreisvertreter Hegele verstand es besonders. Worte zu finden, die jedem für das deutsche Turnwesen die Herzen öffnen mußte. Die Turnerschast habe schon einmal geholten, das deutsche Volk in tiefster Knechtschaft wieder emporzurichten und auch heule wieder solle die Turnerschaft mit derjenigen Faktor sein, der mit dazu beittage, das Volk einig zu sehen, damit es ver­möge, seines Könnens und seiner Vergangenheit den Platz unter den Völkern einnehme, der ihm gebühre. Der Redner schloß seine Ausführungen mit einem dreifachen »Gut Heil* auf Vaterland und die gesamte Deutsche Turnerschaft, in das die Anwesenden begeistert einstimmten. Im Namen des Ortsausschusses für Leibesübungen -beglückwünschte Herr Köbele den Jubeloerein als Mitbegründer und tätigen Mit­arbeiter der Organisation, die von hoher Warte aus besonders das Wohl und Gedeihen der Jugend überwachen will- Als

äußeres Zeichen der Dankbarkeit überreichte er Herrn Braun einen prächtigen Blumenstrauß. Zugleich dankte der Redner im Namen des Sportvereins für die Einladung und hofft und wünscht, daß das erfreuliche Nebeneinanderleben recht bald zu einem ersprießlichen Zusammenleben werden möge.

Zwischen die Reden waren in bunter Reihenfolge aller­lei turnerische Darbietungen eingeflochten. Vor allem erregten Bewunderung und Erstaunen sie beachtenswerten Leistungen einer Musterliege am Barren. Gesundheit, Körperkrast und Selbstzucht gaben ein prächtig Bild eines gesunden, schönen Körpers. Nicht weniger gefielen die reizenden Reigen und rqthmischen Freiübungen der Nagolder Turnerinnen, die unter der erfahrenen Leitung des Frauenturnwartes, Hern Frank, unter Mitwirkung von Herrn Tanzlehrer Beutler Helle Be­geisterung hervorriefen. Als Dank für die unermüdliche Arbeit, überreichten die Turnerinnen ihrem Turnwart einen schönen silbernen Pokal und einen Blumenstrauß, mit der Bitte, daß er ihnen noch recht lange Führer und Lehrmeister bleiben möge. Daß das Aller den Körper zu turnerischen Leistungen nicht unbrauchbar macht, bewiesen die exakten Stabübungen der Altersriege. Herrn Vorstand Bräun wurde als Aner­kennung für seine Dienste im Verein von Herrn Mö­belfabrikant Schnepf eine silberne Plakette in die Hand gelegt. Weiter erhielt er eine Ehrennadel, ebenso wie die fol genden Jubilars: Herm. Blum, Hr. Kugel, E. Günther, Gottlob Rähle, Schwarzmaier, Ernst Schuon, W. Sauer, Christian Stickel, Wilh. Schweikle, Jos. Jlg, Richard Rähle und Luginsland. Den Schluß des Fest­banketts, das in allen Teilen gut verlaufen war und einen durchaus vornehmen Charakter trug, bildeten Worte des Dankes für alle Mitarbeiter, die HerrI. Raas im Namen aller sprach.

In der Frühe des Sonntags, nach einem ungewöhnlichen doch sehr reizvollen Wecken durch die Musikkapelle, sah man auf dem herrlich gelegenen Turnplatz am Kleb sich die Turner im Einzelkampf tummeln. Im Hellen Sonnenschein, war es ein erfreulich farbenfrohes Bild, das aller Herzen öffnete. Die Kampfbahnen waren einwandfrei hergerichtet, so daß sich alles in bester Ordnung abwickeln konnte. Im Einzelkampf, beson­ders in der Oberstufe wurden an den Geräten erstaunliche Leistungen gezeigt. Aber auch alles andere bewies eine wirk­liche Manneszucht, Frohsinn und Disziplin. Besondere Er­wähnung verdienen folgende Bestleistungen:

Zwölfkampf der Männer (Oberstufe):

1. Preis Rentschler, Martin, Altburg 198 Punkte, 2. Preis Kaupp, Ernst, Haiterbach 195 P., 3. Pr. Brösamle, Karl, Calw 184 P.

Zwölfkampf der Männer (Unterstufe):

1. Pr. Schechinger, Otto. Calw 190 P., 2. Pr. Kaupp, Eugen, Haiterbach 176 P.

Zwölfkampf der Zugendturner (l9ll!9l3):

1. Pr. Bäuerle, Gg., Ebhausen 192 P., 2. Pr. Ade, Otto, Obertalheim 182 P., 3. Pr. Walz, Otto, Nagold 176 P.

Zwölfkampf der Jugendturner:

1. Pr. Kicherer, Richard, Altensteig 211 P., 4. Pr. Kürner, Eugen, Nagold 174 P.

Alterswettkämpfe (Neunkamps Jahrgg. 18931897):

1. Pr. Kolb, Ernst, Calw 152 P., 2. Pr. Krauß, Georg, Ebhausen !50 P.

Altersklasse (Neunkampf 1892 und früher):

1. Pr. Fricker, Karl, Möttlingen 152 P., 2. Pr. Die- terle, Ludwig, Wildberg 151 P.

Vereinswetturnen -er Männer:

^-Klasse:

Calw 56 Punkte, Nagold 56, Allburg 55, Liebenzell 55, Wildberg 54, Altensteig 53, Ebhausen 53, Haiterbach 53, Horb 53, Simmersfeld 53, Simmozheim 50.

Dereinswetturnen der Turnerinnen:

1. Pc. Wildberg 48 P., 2. Pr. Nagold 38 P.

Bolkstüml. Sechskampf der Männer:

1. Pr. Mensch, Wilh., Ältburg 117 P., 2. Pr. Müller, Karl, Horb ll l P.

Bolkstüml. Fünfkampf der Jugendturner:

1. Pr. Kemps, Wilh., Ebhausen 93 P., 3. Pr. Rentschler, Erwin, Nagold 91 P., 9. Pr. Bauer, Eugen, Nagold 74 P.

Bolkstüml. Bierkampf (Altersklasse) .

1. Pr. Eberhardt, Wilh., Hochdorf 77 P., 2. Pr. Erath, Johann, Horb 74 P., 3. Pr. Barth, Jak, Nagold 67 P. Siebenkampf der Turnerinnen (1910 und früher):

1. Pr. Joos, Helene, Herrenberg 117 P., 2. Pr. Albrecht, Helene, Altensteig 115 P.

Desgleichen (1911, 1912 und 1913):

1. Pr. Schilling, Katharine, Altenfleig 124 P., 2. Pr. Jacco, Franziska, Horb 118 P.

Bolkstüml. Fünfkampf der Turnerinnen:

I. Pr Huß, Hilde, Nagold 90 P., 2. Pr. Rimmele, Elise, Horb 88 P.

Staffellauf (5 x 100 m):

1. Pr. Nagold 1 Min. 43 Sek.

Bei dem Gauwettschwimmen wurden folgende Ergebnisse erzielt:

Lagenstaffel 4 X 50 m (Brust, Seite, Rücken- und Freistil (pro Verein 4 Mann)

1. Pr. TV- Horb 2 Min. 30 Sek. (Kranz).

Deliebigschwimmen der Turnerinnen (50 m)

Je einen 1. Pr.: Kraft, Marianne, Nagold 41«/» Sek. (Kranz) Wizemann, Klara, Altensteig 444/» Sek. (Kr.) Müller, Paula, Horb 44*/» Sek. (Kr.) Heimgärtner, Lore, Calw 44 Sek. (Kr.) Eisenhardt, Lore, Calw 44*/°, Sek. (Kr.)

Brustschwimmen der Turner (100 m)

1. Pr. Faul Karl, Wildberg 1 Min. 48«/» Sek. (Kranz)

2. Pr. Müller, Karl, Horb 1 Min. 52 Sek. (Kr.)

Brustschwimmen der Jugendturner (50 m)

Je einen 1. Pr. Kiefer, Eugen, Horb 33 Sek. Kücherer, Richard. Altensteig 35,4 Sek. Walz. Otto, Nagold 36,4 Sek. Streckentauchen f. Turner, Ingendturner u. Tnruerinuen 1. Pr. Baumgärtner, Fritz, Wildberg 36 m. 2. Pr. Rähle, Gottlieb, Nagold 35 in. Jugend: 1. Pr. Naschold, Gotthilf, Calw 32 m. 2. Pr. Zipperer, Gustav, Calw 30 m. Beliebigschwimmen für Turner über 30 Jahre 1. Pr. Böhler, Gottlob, Wildberg. 2. Pr. Hartmann, August, Nagold. 3. Pr. Rauser, Wilhelm, Nagold.

Rettungsschwimmen in Kleidern (50 m)

1. Pr. Faul, Karl, Wildberg, 42,2 Sek.

Bruststaffel für Damen 4 X SO m (pro Verein 4 Damen) Sieger: Turnverein Calw. 2 Min. 48'/» Sek.

Rückenschwimmen für Turner (50 m)

1. Pr. Waliser, Ernst, Calw 35 Sek. (Kranz). 1. Pr. Alber, Kurt, Calw 35«/» Sek. (Kr.)

Seitenschwimmen für Turner (100 m)

1. Pr. Westermann, Albert, Hirsau 1 Min. 44 Sek. (Kr.)

Von den Nägoldern gingen weiter aus dem Kamps als Sieger hervor:

Brustschwimmen der Turner (100 m):

2. Pr. Schröder Karl. 2 Min. 10 Sek., 2. Pr. Rehm

Heinrich, 2 Min. 10«/» Sek., 7. Pr. Lauk Friedrich, 2 Min 28'/» Sek.

Beliebigschwimmen der Turnerinnen (50 m):

5. Pr. Kurlenbaur Maria, 50«/» Sek., 7. Pr. Harr Anna 53«/» Sek., 8. Pr. Hartmann Gretel, 55 Sek. Außer Kon­kurrenz: l. Pr. Klink Elly, 45 Sek.

Rückenschwimmen für Turner (50 m):

2. Pr. Rähle Gottlieb, 36 Sek.

Lagenstaffel (4 x 50 m beliebig):

3. Pr. Turn-Verein Nagold 2 Min. 42'/» Sek.

Streckentauche»:

Rehm Heinrich, 20 m, Schröder Albert, 19 m.

Alterskämpfe Neunkampf:

7. Pr. Moll Emil, 132 P.

Zwölfkampf der Männer (Unterstufe):

6. Pr. Stikel Eugen, 165 P., 7. Pr. Walz Wilhelm 164 P., 8. Pr. Brenner Heinrich, 161 P., 9. Pr. Dürr Wil­helm, 160 P.

Siebenkampf der Turnerinnen (1910 und früher):

8. Pr. Schümm Frida, 96 P., 9. Pr. Braun Helene, 91 P

desgl. 1911, 1912 und 1913:

11. Pr. Fischer Helene, 100 P., 16. Pr. Hertkorn Mina 91 P., 17. Pr. Bischer Berta, 90 P., 18. Pr. Theurer Liesel' 89 P.

Zwölfkampf der Jugendturner (191113):

8. Pr. Braun Eugen.

Bolkstüml. Sechskampf der Turner:

9. Pr. Kugel Wilhelm, 87 P., 10. Pr. Breuning Wilh., 84 P., >4. Pr. Seyer Karl, 80 P.

Im Anschluß an die Uebungen am Vormittag fand sich der Festausschuß mit den Vertretern des Gaues und des Kreis im Hotel Post am gemütlichen Mittagsmahl zusammen, das mit Rede und Gegenrede einzelner Herrn gewürzt war.

Nachmittags um 2 Uhr stellte sich ein stattlicher Festzug in der Calwerstraße auf. Eine ungeheure Menschenmenge be­gleitete ihn durch die Straßen zum Festplatz. Es ist dies ein erfreulich Zeichen, welch Interesse den Leibesübungen und seinen Anhängern in Nagold entgegengebracht wird. Das Auto mit den Jubilaren, die zahreicben Fahnen, die4Musikkapellen (Nagold, Ebhausen, Wildberg u. Haiterbach), die markanten Spottfiguren, die Fechtergruppe der Calwer, der Radfahrerverein mit seiner geschmackvollen Jägergruppe, die Bad Liebenzeller mit ihrem Wahrzeichen, eine Badewanne mit einer Puppe darin, und die frisch-froh erschallenden Turnerlieder gaben dem Zug eine eigene Note. Auf dem Festplatz angekommen, marschierten die Turnei, später die Turnerinnen in mustergültiger Ordnung zu den im­posanten und eindrucksvollen Massenfreiübungen auf. Die Fechter des Calwer Turnvereins ernteten mit ihrem Schul- und Einzelsechten mit Florett und leichten Säbeln reichen Beifall. Vielleicht wird dies dazu beilragen, daß wir auch hier einmal eine Fechterriege ins Leben rufen dürfen. Slaffettenläufe der einzelnen Vereine beschlossen den turnerischen Teil der einzig­artig verlaufenen Turnertagung. Der Festplatz, der mit gutem Stoff, leckerem Essen wohl versehen war und der ebenso für die Kurzweil, besonders zur Freude der Kinder, Karussel und Zuckerbuden auiwies, war während des ganzen Nachmittags von Tausenden von Menschen dicht belagert, wo die rührigen Vereinsmitglieder, den an dieser Stelle für ihre uneigennützige Arbeit der Dank ausgesprochen sei. noch einmal reichlich Arbeit bekamen. Am Abend vereinigte man sich im schönen Trauben­saal für einige gemütliche Stunden in der großen Turner- samilie. Hierbei versäumte die aktive Turnerschaft nicht, ihrem im wahrsten Sinne des Wortes geliebten Turnwart Richard Rähle aus Dankbarkeit für seine Mühe und Arbeit einen schönen Krug zu überreichen.

Das Gautu,rnfest 1927 ist vorbei, das 80jährige Stiftungs­fest gefeiert und nun Ihr Nagolder Turner: Auf zu weiterer srisch-fröhlicher Turnarbeit im Geiste Eures Turnvater Jahns, zum Segen und Frommen unseres deutschen Vaterlandes!

_ Gut Heil!

Aus Stadt und Land

Nagold, 8. August 1927.

Hätten die Nüchternen einmal gekostet, alles ver­ließen sie und setzten sich zu uns an den Tisch der Sehnsucht.

*

Dierrstnachrichlen

Durch Entschließuug des Herrn Kirchenpräsidenten ist die Pfarrei Isin gen, Dek. Sulz, dem Pfarrer Majer in Neu­weiler, Dek. Calw übertragen worden.

Augustanfang

Nun ist's doch endlich einmal soweit gekommen, daß wir von Hochsommertagen sprechen können, Tage, in denen die Hitze drückend aus uns lastet, Tage, in denen wir des Abends still die Feldwege wandern mit einem dankbaren Blick auf die reifenden Kornfelder und mit dem Gedanken an die baldige Ernte. Während der ganzen Woche ließ die Sonne ihre lieben Strahlen mit voller, unverminderter Kraft zur Erde nieder. Nur in der Montag und Dienstag Nacht entluden sich einige kräftige Gewitter, die von Sturm und Platzregen weidlich be­gleitet waren. Innerhalb der Einwohnerschaft herrschte reges Leben und Treiben zur Vorbereitung zum Turnerfest und ängst­liche Gemüter wollten nicht an gutes Wetter für den Sonntag glauben, zumal sich obendrein in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Schleusen des Himmels mit voller Macht öffneten und die Dachrinnen im Verein mit den Regentropfen mit ihrem monotonen Lied uns in den Schlaf sangen. Doch in der Sonn­tagfrühe war der blaue Himmel wieder da und alles ängstigen war umsonst.

Unser Städtlein bot ein prächtig Bild im schönen Festkleid, wenn man auch hier und da einen ausgiebigeren Flaggen­schmuck hätte erwarten können. Bei manchen Häusern wußte man allerdings auch nicht, ob wir Franzosen und Italiener zum deutschen Wetturnen der Deutschen Turnerschaft erwarte­ten, denn man sah in buntem Durcheinander kleine blau-weiß­rote und grün-weiß-rote Fähnchen. Ob das wohl in Frankreich oder Italien auch hätte Vorkommen können? Es ist dies wieder mal ein Zeichen, daß man nichts ohne Gedanken tun soll, sogar nicht einmal Häuser schmücken! Im übrigen stand der ganze Tag im ausgesprochenen Zeichen des Turnerfestes, Vereine mit ihren Kapellen kamen unv gingen, die Gasthäuser waren gut besucht und am Nachmittag ertönten fröhliche Wer­sen aus allen Ecken und Kanten. Der Arbeitergesangverem war zu einem Bezirksfest nach Zuffenhausen und die 1. Mann­schaft des S.V.N. zu einem Wettspiel nach Mühlacker gefah­ren. Heute beginnen nun die Veranstaltungen für unsere Kin­der, und wir wollen hoffen, daß uns auch hierbei das Wetter so gnädig ifl wie gestern. In der frühen Morgenstunde versammelte sich die christliche Gemeinde in der Kirche zu einer Erntebetstunde, in der wir um eine gute Ernte den Leiter aller Geschicke bitten wollen, um nachher glücklich und dankbar zu sein. Beides können wir sein, wenn, nur , unser ur-