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Rasolder Tagdlatt

Der Gesellschafter"

Samstag. « August 1d27

größte Recht da-u bäkteii. Die Danzigcr Habel: sich an den Völkerbund gewandt. Kaum war der Brief nach Genf ab­gegangen, so schlugen polnische Matrosen einen Deutschen tot. Der betrübliche Fall zeigt, wie fremde Truppen das wissen :-nr aus zahllosen Vorgängen in den Rheinlanden eine fortdauernde Gefahrenquelle für Leib und Leben eines Gemeinwesens bilden.

Unsere engere Heimat hat frohe Festtage hinter sich. Sie betrafen das 450jährige Jubiläum der Tübinger Landes- nniversität. Ihre Geschichte ist in der Hauptsache auch bie Geschichte der geistigen Entwicklung unseres Volks, ein Strom, dessen segensreiche Befruchtung dem ganzen deut­schen Volk zugute kam. Die große Spende, die bei diesem Anlaß zusammen kam, ist ein Zeugnis, daß unser Volk geistige Güter immer noch zu werten versteht- Denn der Mensch lobt nicht vom Brot allein. Vlst IT

Württemberg

Stuttgart, 5. Aug. Verkehrs Verbesserung aus den Fildern. Der Gemeindsrat ha: vorbehaltlich der Regelung der erforderlichen Anleihe von 6 Millionen Mark u«d der nochmaligen Prüfung einiger Beanstandungen fol­gendem Antrag zugestimmt: 1. den Degerlocher Zahnrad- bohnhvf in Stand zu setzen, 2. die Straßenbahn in der Lud­wigsstraße in Degerloch von der Tübingerstraße bis zum Westbahnhof Degerloch zweigleisig auszubauen, 3. die Stra­ßenbahn vom Westbahnhos Degerloch bis zum Bahnhof Möhringen umzubauen, um eine direkte Ein- und Ausfahrt der Wagen von Degerloch nach Hohenheim zu ermöglichen, 4. am Withelmsplatz in Degerloch für die Stuttgarter Wagen eine Kehr« zu erstellen, 5. einen Autobusbetrieb EchterdingenBonlanden Harthausen im Wrschkuß an die Filderbahn einzurichten. In einer zweiten Vavperiode soll eine direkteLinieHohenheim-Birkach- Degerloch oder ein weiteres Gleis Möhringen- Hohenheim gebaut werden. Dann soll noch ckne neue Linie vom Sonnenberg nach Heslach herabgeführt werden.

General Bo pp würktembergischer Landesführer des Stahl­helm. Die Nachricht, daß Kapitän Erhardt die Führung des Landesverbands Württemberg im Stahlhelm übernom­men habe, beruht aus einem Jrrium. Der Landesverband steht nach wie vor unter Führung von General Bopp, Schloß Mühlhausen a. E.

Wohnungszählung vom 18. Mai 1927. Nach der vom Statistischen Landesamt fertiggestelltenVorläufigen Haupt- Sbersicht" stellt sich das Ergebnis der Reichswohnungs- zählung vom 16. Mai 1927 für die in Württemberg in die Erhebung einbezogenen 55 Gemeinden (sämtliche Gemeinden mit einer Wohnbevölkerung am 16. Juni 1925 von 5000 und mehr Einwohnern) wie folgt dar: Einwohnerzahl (in diesen 88 Gemeinden) 1 028 441 39,9 v. H. der Gefamtbevölke- rimg. Gesamtzahl der bei der Wohnungszählung ermittel­te« Wohnungen 255 764, davon bewohnt 254 399 99,47 vom Hundert, davon leerstehend 4362 0,53 v. H. Gesamt­zahl der bei de»- Wohnungszählung ermittelten s) Haushal­tungen, darunter zweite und weitere Haushaltungen" 44 006 4-4 v. H.. d-Werteren Familien" (Familien ohne

eigenen Haushalt) 5684. Aus je 4M der (insgesamt 265 407) Haushaltungen entsallenweitere Familien" 2,4. Gesamt­zahl derzweiten und weiteren Haushaltungert" und -der weiteren Familien" 15 289. Auf je 10V der (insgesamt 255 761) Wohnungen komme» von diesen (insgesamt 16 689) Haushaltungen und Familie« ohne seKstäudige Wohnung 6ch. Der Bekanntgabe der wetteren Erge-mste der Reichs- wohnungszählung vom 16. Mai 1927, mit der im den Ge­meinden, in denen ste nicht vorgemommen wurde, eine Er­mittlung der fehlenden Wohnungen und in sämtlichen Ge­meinden eine Feststellung der Wohnungssuchenden verbun­den worden ist, wird später erfolgen.

Zettelreklame au Telegraphenslangen. Die Oberpost- direktion Stuttgart hat die Postämter angewiesen, Anträge auf Anbringung von Reklamezetteln an Telegraphenstangen abzulehnen urck> der unbefugten Anbringung mit Hilfe der örtlichen Pol-izeiorgane entgegenzutretrn. Es handelt sich dabei hauptsächlich um das AnMagen von Plakaten durch Gewerbetreibende. ,

Aus dem Lande

Sängen, OA. CßKngen, 5. Aug. Römerfuud. Leim Umbau eines sehr alten Hauses hier mürbe unter dem Bau­schutt ein Keupersandstem, quadratisch behauen, gefunden. Die abgerundeten Ecken zeigen zwei weibliche und zwei Männliche Köpfe. Der Stein dürfte von dem Kapitell (Säu­lenknauf) einer Jupitersäule stammen, von der bereits früher mehrere Teile gefunden und der Altertümersammluri a Stutt­gart etnverjeibt wurden.

Tübingen, 5. Aug. Stadtbeleuchtung. Die sog. kleine Stadtbeleuchtung der höher gelegenen vom Neckar aus sichtbaren Gebäude (im Gegensatz zur großen Festbeleuch­tung) wird, am 7. August aus Anlaß des 50jährigen Stif- ttingsfests der Burschenschaft Derendingia und am 11. August aus Anlaß des 100jährigen Stiftungsfestes des Corps Rhenania veranstaltet werden. Beide Korporationen hoben erhebliche Stiftungen für städtische Wohltätigkeits- zwecke gemacht.

Giengen a. Br., 5. Au". Eine weiße Schwalbe. Vormittags umstrich die Bewohner des Schratenhofs bei ihrer Feldarbeit eine weifte Schwalbe auf der Jagd nach Futter. Groß und klein freute sich des hübschen, seltenen Tierchens.

Laichingen OA. Münsingen, 5. Aug. Vom Blitz ge­troffen. Bei dem letzten Unwetter suchte hier ein Schäfer Schutz für seine Herde im Wald Eichberg. Er selber blieb außerhalb des Walds. Hier traf ihn ein kalter Schlag, so daß er ohnmächtig zu Boden fiel. Als er wieder zu sich kam, waren die Schafe verschwunden. Einen Teil konnte er noch in der Nacht zufammenbringen, die fehlenden wur­den nach längerem Suchen gesunden.

Duchau. 5. Aug. Ausgrabungen. Das Landes­amt für Denkmalspflege beginnt am 15. August mit den Ausgrabungen im Staatsried, wo zwei neue vorgeschichtliche Siedlungen aufgefunden wurden.

Rohberg, OA. Waldsee, 5. Aug. Gefahrvoller Transport. Das Brauhaus Rold verkaufte seinen schwer­sten Fairen mit etwa 20 Zentner Lebendgewicht. Als das

Die Probe fiir de« Anmikaslug

Deutscher Weliredord mDmekW - S2v- Sionden io der Lust - Poftflug DeffM-RemMt

Die beiden Flugzeugführer der Junkerswerke in Dessau, Edzard und Ristic z, die am Mittwoch zu einem Dauer- Bendelflug zwischen Dessau und Leipzig mit zwei neuen Junkersflugzeugen aufgestiegen waren,, um deren Fugtüch­tigkeil für eine Amerikafahrt zu erproben, sind am Freitag

vormittag 10.13 Uhr planmäßig und glatt in Dessau gelan­det. Sie'sind somit 52 Stunden 23 Minuten ununterbrochen geflogen, während die bisherige Höchstdauerleistung Cham­berlins 51 Stunden und die des Italieners Acosta 51 Stun­den 10 Minuten betrug. Damit ist der Beweis erbracht, daß die beiden deutschen Flugzeuge für den Amerikaflua technisch vollkommen befähigt sind. Bon den 2000 Kilogramm Ben- ,zol, die sie als Brennstoff mttgeführt hatten, brachten die Meger einen aus Sicherheitsgründen zurückbehaltenen Teil wieder zur Landung. Von den mitgeführten 140 Kilogramm Oel wurde nur die HAste verbraucht- Der 280 130 L8 Jun­kersmotor war in befriedigendem Zustand.

Begeisterter Empfang

Die beiden Weltrekordflieger wurden bei ihrer Landung von Professor Junkers, der mit Gattin, Tochter und und Sohn 9.10 Uhr im Flugzeug von Warnemünde kom­mend in Dessau gelandet war, und von Vertretern der Be­hörden, darunter dem Staatspräsidenten Deist und dem Re­gierungspräsidenten von Dessau, begrüßt. Die gesamte Belegschaft des Werks und das zahlreiche Publikum stürmten auf das Flugzeug los und brachen in begeisterte Jubelrufs aus. Nachdem die Meger, die einen außerordentlich frischen Eindruck machten, geduldig das Minen über sich hatten er­gehen lassen, sprach Professor Junkers ihnen den Dank für chre große Tat aus. Cr betonte in feiner Rede, daß die Tat ganz Deutschland zur Ehre gereiche, und schloß mit einem Hoch aus das deutsche Vaterland. Die Menge fang das Deutschlandlied. Die Meger wurden nach der Begrüßung von Angestellten der Junkers-Werke zum Auto getragen und begaben sich in die Stadt, um sich auszuruhen. Den frischen Eindruck, den sie machten, betonten sie dadurch, daß sie er­klärten, sie würden den Flug noch einmal machen.

Der Weltrekordflieger Edzard ist in Bremen geboren, und heute 29 Jahre alt. Er trat als Kriegsfreiwilliger in das 18. Dragonerregiment ein und ging 1917 zur Fliegerei. In den letzten beiden Krigesjahren war er als Flieger an der Westfront tätig. Nach dem Krieg wurde er Landwirt. 1924 kehrte er zur Fliegerei zurück und beteiligte sich her­vorragend bei der Gründung der Bremer Luftverkehrs G- m. b. H. Edzard ist verheiratet. Sein Vater war Rechts­anwalt in Bremen, fein Bruder ist ein bekannter Maler in München.

Weltrekordflicger Risticz war früher österreichischer Militärflieger und tat während der Kriegsjahre an der ita­lienischen Front Dienst. Nach dem Krieg hat er die vom Luftverkehr Fokler betrieben« Linie BudapestWien be­flogen. Dann kam er nach einem kurzen Gastspiel in Holland zu Junkers. Er flog längere Zeir die Strecke Wien Rustschuk und war in letzter Zeit als Werkpilot bei den Jun­kerswerken in Dessau tätig. Don hat er zahlreiche Rekord« aufftellen können. Risticz steht im 32. Lebensjahr.

Der Flug nach Amerika wird ausgeführt

Nach erfolgreicher Beendigung des Bersuchsflugs der Flieger Edzard und Risticz, deren Maschine fick) bei einer gründlichen Untersuchung in allen Teilen als vollkommen intakt erwiesen hat, dürfte der Flieger Loose mit der zweiten Iunkersmaschine L. 33, die inzwischen wieder völlig instandgesetzt worden ist, in den nächsten Tagen, wahrschein­lich schon am Samstag, einen mittleren Dauerflug zur Er­probung seines Motors und der Maschine unternehmen. Einen derartigen langen Probeflug, wie Risticz und Edzard, wird Loose jedoch nicht durchführen, da mit dem heutigen Rekordflug dieser Flugzeugtyp als genügend erprobt be­trachtet wird. Nach dem Probeflug Looses werden die Be­satzungen beider Maschinen einige Tage Ruhe erhalten, worauf in nächster Woche bei günstiger Wetterlage der Flug über das Meer zur Ausführung kommen dürfte.

Luftpost für den Amerika-Flug.

Don der Reichspost wird m'tgctelll:

Die Junkersflugzeugwerke in Dessau beabsichtigen, in den nächsten Tagen Abflug frühestens Montag, den 8. August mit 2 Flugzeugen einen Flug von Dessau nach den Vereinigten Staaten von Amerika auszuführen, wobei auch eine geringe Menge Briefpost, und zwar nur gewohrlliche Postkarten und Briefe, befördert werden kann. Einschreibe­sendungen sind von dieser Beförderung ausgeschlossen. Die Sendungen können für die Bereinigren Staaten von Amerika oder andere Länder bestimmt sein, nach denen Briefsen­dungen im gewöhnlichen Verkehr über Newyork geleitet werden: sie werden unrer folgenden Bedingungen zug-lassen:

1. das Einzelgewicht der Briefe darf 20 Gramm nicht übersteigen: 2. die DRP. behält sich vor, die Zahl der von einem Absender herrührenden Sendungen bei der Luftpost­beförderung zu beschränken: 3. die Aufnahme der Sendun­gen in den Briefbsutel nach Newyork richtet sich nach dem Eingänge beim Postamt Dessau. Sendungen, die nach Punkt 2 und 3 von der Beförderung ausgeschlossen werden müssen, werden nicht gestempelt, sondern den Absendern zurückge­schickt: 4. als Gesamtgebühr sind .zu entrichten für eine Postkarte 12 RM., einen Brief 25 Reichsmark, ä. die Sendungen sind durch Luftpostwerlzeichen oder ge­wöhnliche Wertzeichen vollständig freizumachen. Nicht oder unzureichend freigemachte Sendungen werden den Absen­dern zurückgegeben: 6. die Sendungen müssen den auf­fallenden Vermerk tragen: .Mit Flugzeug nach Amerika" und dem Postamt Dessau in freigemachtem Umschläge (hierbei nur innerdeutsche Gebühr wie für Sen­dungen des gewöhnlichen Verkehrs) übersandt werden. Auf dem Umschlag ist anzugeben: .Sendungen zur Beförderung mit Flugzeug nach Amerika, Postamt Dessau": 7. die Ab­sender müssen auf den Sendungen ihre Anschrift vermerken.

Die Sendungen erhalten vor der Uebergabe an die Flug­zeuge einen Kauischuksiempelaufdruck .mit Flugzeug Junkers W. 33 befördert". Eine Gewähr dafür, daß die Sendungen auf keinem andern Wege als durch diese Flugzeuge nach Amerika befördert werden, übernimmt die Deutsche Aeichs- post nicht. Für die den Flugzeugen übergebenen Sen­dungen werden den Absendern keine Gebühren erstattet. Der Tag des Abflugs, sowie der Tag und der Ort d« Landung in Amerika werden durch das Amtsblatt des Neichspostministeriums bekanntgeqeben werden. -

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Tier abgeführt werden sollte, brach ein schwerer Sturm und Gewitter aus. Es wurde scheu und konnte trotz Fußfesseln und Blende nicht mehr gehalten werden. Bon Roßberg und Oberurbach mußte Hilfe herbeigeholt werden. einem Aufgebot von sechs Männern und einem dicken Hans- seil konnte das Tier schließlich seinem Bestimmungsort zu­geführt werden.

Jungholzhausen OA. Künzelsau, 5. Aug. Zigeuner­plage. Unlängst haben bettelnde Zigeuner hier im Haus des Gemeindepflegers und Darlehenskassenrechners Kochen­dörfer den Hausschlüssel gestohlen, wahrscheinlich um nach­her einen Besuch machen zu können. Durch tatkräftiges Zufassen des Polizerdieners konnte die Bande gestellt und bis zum Eintreffen der Landjäger festgehalten werden. H«. rauf wurden 6 Männer und Frauen in einem abenteuer­lichen Aufzug nach Künzelsau transportiert. In dem Zi­geunerwagen lag der Schmutz so dick, daß zu dessen Entfer­nung die Handfeuerwehrspritze in Tätigkeit treten mußte, die von der eifrigen Schuljugend bedient wurde.

Heidenheim, 5. Aug. Die Niedermehelung der Deutschen in Orchies. Der .Grenzbote" veröffentlicht Aussagen eines in Heidenheim lebenden Tschechoslowakei! namens Kleinfranz über die Vorgänge in Orchies. Kleinfranz diente bei einem französischen Truppenteil und war bei dem Bauern Trochon in Orchies einquartierk. Tro- chon hetzte die Einwohner im Wirtshaus gegen die Deutschen auf. Am 23. September traf eine deutsche Sanitätskolonne ein, die vor dem Ort stehen blieb. Die Bauern schossen auf die Rotekreuzkolonne, gegen die schließlich auf Glockenalarm die ganze Bauernschaft unter Führung von Trochon vorging. Dabei haben auch Soldaten mitgeschossen. Die Deutschen ver­teidigten sich schwach, 1015 Mann wurden gefangen ge­nommen und im Gemeindearrest eingesperrt. Am 24. Sep- tember wurde ein deutscher Angriff zurückgewiesen und gegen 20 Deutsche gefangen genommen, die ebenfalls in den Ge­meindearrest kamen. Nachmittags sollten dann alle Ge- fangene nach Lille abkransportiert werden. Ich bin am sel­ben Nachmittag in mein Quartier gegangen, traf aber Tro­chon nicht zu Haufe an. Seine Frau erklärte mir, daß die Deutschen nicht abkransportiert würden: Auf meine Frage, was dann mit ihnen geschehen solle, sagte sie: .Kurzer Pro- zeß!" Ich lief nack meinem Kommandanten und sah eine große aufgeregte Menge vor dem Gemeindearrestlokal, da­runter Trockon und etliche Soldaten. Es wurde mit Wut geschrien: .Nieder mit den deutschen Hunden!" u. a. Beim Nachhausegehen gewahrte ich einen schrecklichen Anblick. 1618 Deutsche waren totgeschlagen, von keinen Verbre­chern, sondern von französischen Bauern und ihren Frauen, welch letztere mit Scheren und Stichnadeln auf die schon Ber- letzten einschlngen. Unter der Menoe war Trochon selbst zugegen und hat nichts "etan. um einzugreifen, obwohl er Einfluß genug gehabt (Ttte. es zu tun. Denselben Abend sind fast alle Einwohner mit dem Bürgermeister davonae- laufen. Kleinsranz hak seinen Bericht auch an das Auswär­tige Amt geschickt und ist bereit, seine Aussagen unter Eid zu nehmen.

Aus Stadt und Land

Nagold, 6. August 1927.

Steter Erfolg ist nur für Feiglinge notwendig.

Hilty.

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Zum Sonntag

Magie oder Glaube

Der Mensch von heute, der des Krieges Furchtbarkeit er­lebt hat und auch jetzt ein« wie es scheint ungewöhnlich große Zahl von Katastrophen aller Art wenigstens aus der Ferne miterlebt, fühlt sich oft wie von dunklen, unheimlichen Mächten umgeben, die seine Zukunft beherrschen und jeden Augenblick gegen ihn losbrechen können. Das ist begreiflich, rechtfertigt aber nicht das Wiederaufleben der alten Versuche, jene dunklen Mächte ans Licht zu ziehen, das Wiederaufleben der Wahrsagerei und der Magie. Abgesehen von der großen Gefahr der Selbsttäuschung und des Beschwindeltwerdens gerade aus diesem Gebiet: es liegt hier eine ungeheure Ge­fahr auch dann und gerade dann, wenn man auf diesem Weg mit wirklichen Mächten in Berührung kommt und es tatsäch­lich gelungen scheint, ein Stück Zukunft zu enthüllen. Warum sieht Dante, der Dichter des ewigen Menschensch'icksals und seiner heiligen Ordnung, beim Gang durch die Höllenbezirke des Menschenwesens die Magier so nahe der untersten Hölle? Weil sie das Schicksal, indem sie ihm hinterrücks und gewalt­sam beizukommen suchen, zwar nicht seiner zwingenden Ge­walt, wohl aber seiner erlösenden Macht berauben.

Gewiß, es kann uns Furchtbares bevorstehen, und der Mensch kann leicht in den Wahn geraten, als müßte er es zum voraus wissen, um sich beizeiten dagegen wappnen zu können. Aber das ist eben nur ein Wahn. Auch im Schwer­sten, das uns begegnen kann, siegt ein? erlösende Kraft, aber nur dann, wenn es uns als ein Lebendiges aus der Hand des lebendigen Gottes entgegenkonrmt. Zerren wir es zum vor­aus aus dem Dunkel hervor, so begegnet es uns als ein Starres, Unabänderliches, gegen das unsere Seele nichts mehr vermag als Angst. Gegenüber der göttlichen Fügung aber, die wir getrost und demütig erwarten, vermag unsere Seele immer etwas: eine tapfere Gegenwehr gegen das Un­glück, zu der uns Gott vielleicht gerade aufrufen will, oder doch jedenfalls ein demütiges und getrostes Sichfügen. Nur so hat unser Schicksal einen Sinn, nur so kann der Sinn offenbar werden, den Gott hineingeleqt hat. Ganz kühn und doch wahr ausqedrückt:Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen". Gott lieben heißt aber vor allem auch, auf seine Fügung wartem Wunen,,

Feste und Veranstaltungen

Samstag, Sonntag und Montag Gauturnfest des Nagoldgaues und 80jähriges Stiftungsfest des T.-V. N. e. V. Sonntag 5.59 Uhr Abfahrt des Arbeitergesangvereins .Froh­sinn" zum Bezirkssängerfest des 2. Bezirks nach Zuffenhausen (s. Anzeige).

NufereFeierstunden"

zeigen heute auf dem Titelblatt ein stimmungsvolles Bild aus der Heide und viele werden nicht glauben, daß es in Wirklich­keit während der Blüte dort noch schöner und reizvoller ist, wie es das Bild nur ahnen läßt. Weiter finden wir »Der