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Mil den illustrierten Unterhaltungsbeilagen .Feierstunden" und „Unsere Heimat"
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Mit der landwirtschaftlichen wochenbeilag« „Haus-, Sorten- und Landwirtschaft"
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Nr. 177_ Gegründet 1827 _ Dienstag, den 2. August 1927 Fernsprecher M, 28 101. Jahrgang
Merrkos Petroleumgesellschafteil
Es sind deren mehrere, so die Huasetcca Oil Co., die bei weitem die größte Produktion von ungefähr 100 000 Faß Rohöl täglich hat, die Texas Oil Co., die sich überhaupt aus Mexiko zurückziehen will, und namentlich die Mexican Guls Oil Co., die gegenwärtig in hartem Kamps zur mexikanischen Regierung sich befindet.
Wie kam es dazu? Das mexikanische Gesetz hat bekanntlich alle Ländereien für den Staat beschlagnahmt, soweit sie nicht vor 1917 gepachtet worden sind. Die Mexican Guls Oil Co. ersuchte nun um Bohrerlaubnis auf einem Gelände, das sie vor 1927 gepachtet hatte. Die Genehmigung wurde ihr versagt. Sie war aber zum Bohren gezwungen, weil an der Grenze ihres Gebietes die mexikanische Regierung auf Nationalland eine Bohrung begonnen hatte. Und so begann sie die Bohrung ohne Erlaubnis. Die Regierung griff zur Gewalt, besetzte die Stelle mit Militär und lonsiszierte das Gelände der Gesellschaft.
Damit war der Streitfall geschaffen. Derselbe ist um so bedenklicher, als diese Gesellschaft zum Gulf-Konzern gehört, der durch Mellon in Pittsburg, einen Bruder des amerikanischen Finanzministers Mellon, beherrscht wird. Somit stehen die Vereinigten Staaten hinter der Mexican Guls Oil Co., und es ist begreiflich, daß Washington sich bei dieser Sache an den Laden legen wird.
Andererseits muß die mexikanische Regierung alles tun, um ihre Einnahmen aus Erdöl zu steigern. Das hat sie um so mehr nötig, als der Rückgang ihrer Einkünfte aus Erdölabgaben aus nicht weniger als monatlich 1,6 Millionen Pesos geschätzt wird. Die Sozialisierung — um etwas anderes handelt es sich nicht —> der Erdölfelder schreckt die Gesellschaften vor weiteren Bohrungen zurück. Ihre Produktion ist darum auch in fortgesetzter Abnahme begriffen. So soll die mexikanische Produktion der obengenannten amerikanischen Gesellschaft gegenwärtig täglich nur noch 4000 Faß betragen.
Auch sonst sind die Verhältnisse in Meriko für ausländische Unternehmungen wenig einladend. Abgesehen davon, daß die nördlichen Erdölfelder an der Erschöpfung angelangt und die Bohrungen auf.den südlichen Feldern von Suxpan stark enttäuscht haben, durchwühlen den ganzen Staat Unruhen schlimmster Art: die katholische Bewegung hat immer noch nicht nachgelassen, die Aufregung der kommenden Präsidentenwahl kündigt sich bereits recht stark an, und im Zentrum und im Süden macht sicb das Banditenunwesen sa stark geltend, daß hervorragende Ausländer (z. B. der deutsche Ingenieur Schweitzer und der bekannte Bota- Eei Purpus) beraubt oder ermordet wurden.
Die Regierung in Washington steht überhaupt nicht gut mü Mexiko. Schon die Freundschaft des sozialistischen meri- kamschen Präsidenten Calles mit dem liberalen aineritu- uUm Eegenprästdenten Sacasa in Nikaragua ist Cao- Iwge ein Dorn im Auge. Die ganze Erdölgesetzgebung der Wgen Regierung in Mexiko wird in Washington als eine kommunistische, zum mindesten aber sozialistische Maßnahme, gegen deren weiteres Umsichgreifen die Union sich wehren müsse, emgeschätzt. Kurz: es wird nicht mehr lange währen, ms die beiden Nachbarn Tsich tüchtig hintereinander kommen. „
Neuestes vom Tage
Das Universitäksjubiläum in Marburg.
Marburg a. L., 1. August. Die 400-Jahrfeier der Philipps-Universität in Marburg (sie wurde 1527 von dem Landgrafen Philipp dem Großmütigen gestiftet) begann am,
Samstag mit der Enthüllung des Denkmals für tue im Weltkrieg gefallenen 587 Morburger Dozenten und Studenten. Es ist ein riesiges LöwenstandbW als Sinnbild deutscher Kraft und deutschen Selbstvertrauens» das an -er Lahnbrücke im Mittelpunkte der Stadt Aufstellung gefunden hat. Anfcksiießend fand die Ein- meihung des von dem Großindustriellen Dr. Karl Duisburg gestifteten studentischen Wohnheims und des gleichen Zwecken dienenden, von anderen alten Marbur- gor Studenten gestifteten Forsthofs statt. Im Stadion veran- Miete die Studentenschaft turnerische Vorführungen, an denen sich 250 Studenten und 80 Studentinnen beteiligten. An Fackelzug der Studenten und ein Begrüßungsabend be- Woß den ersten Tag. Am Sonntag vormittag fand die hauptfeier mit einer Ansprache des Reichsministers Dr. bergt statt.
Anläßlich des Jubiläums wurden 56 Ehrendoktor-Diplome verliehen und zwar von der theologischen Fakultät A (darunter Reichsgerichtspräsident Dr. Simons und Geheimrat Dr. Karl Duisburg-Leverkusen), von der juristisch e n Fakultät 8 (darunter Geheimrat Prof, vonBelow- vreiburg j. V.), von der medizinischen Fakultät 8 (darunter der preußische Kultusminister Becker), von der
Ae -Me amtliche Ausschau M Rede Lauchas
Die Antwort, die der llnterstaatssekretär Locker Lamp- son am 28. Juli im englischen Unterhaus auf eine Anfrage des Abgeordneten Kenworthy über die nunmehr durchgeführte Entwaffnung Deutschlands bzw. die daraus sich ergebende Notwendigkeit der Räumung des besetzten Gebiets gegeben hat, hat in Berlin peinlich überrascht. Lampsons Erklärung war schriftlich aufgesetzt, also wohl überdacht. Die amtlichen deutschen Stellen werden mik der Erklärung sich erst dann befassen können, wenn ihnen der amtliche Text vorliegt. Im Genfer Protokoll wurde festgestellt, daß über die meisten Mittigen Abrüstungsfragen, deren Zahl zunächst über hundert oekrug, eme Verständigung erzielt worden sei. Unerledigt blieben damals nur noch das Kriegsgerätegesetz und .,ie von den Verbündeten geforderte Zerstörung der Unterstände bei den deutschen Ostfestungen. Seitdem sind auch diese beiden Angelegenheiten infolge des vollständigen deutschen Nachgebens gemäß den Wünschen der Verbünde- ren erledigt worden. Wenn jetzt Lamvson noch von „ne-
wissen andern Punkten in der Abrüstung Deutschlands' ..bezüglich derer die Forderungen noch nicht völlio befriedigt worden seien', so wird die ReichsrcgierunK darüber alsbald Aufklärung verlangen, denn es gibt nach deuttcher Auffassung keine derartigen „unbefrie- digten Forderungen' mehr. Allenfalls kann Lamp- sin Dinge im Auge gehabt haben, wie den Verkauf von Kasernen und anderen ehemals militärischen Zwecken dienstbaren Gebäuden. Da diese Verkäufe nicht von heute auf morgen durchgeführt werden können, sind dafür seinen« vom Bokschafkerrat selbst Termine bestimmt worden, die züm ^eil längere Zeiträume bis zu fünf Jahren vorsehen. Sollte Lampsin diese Restpunkte meinen, so ist seiner Auffassung» daß diese Termine die Feststellung der vollständigen Abrüstung Deutschlands und damit die Räumung des Rheinlands noch verzögern, scharf zu widersprechen denn sie bieten keinerlei rechtliche Handhabe, um daraufhin etwa einen Verzug Deutschlands in seinen Ab- rustungsverpflichtungen festzustellen.
Schaffung einer Vürxergarde in Wien Wien, 1. August. Der Vollzugsausschuß des Reformoerbands österreichischer Hausbesitzer faßte einen Beschluß, in dem Bürgermeister Seitz wegen der Schaffung einer parteipolitischen Gemeindewache das Mißtrauen ausgesprochen und sein Rücktritt verlangt wird. Alle bürgerlich Gesinnten werden ausgefordert, sich für die Gründung einer Bürgergarde zur Verfügung zu stellen.
Prinz Carol als Thronanwärker Paris. 1. Aug. Aus der Umgebung des Prinzen Carol von Rumänien wird eine Erklärung veröffentlicht: Der Verzicht des Prinzen auf die Thronfolge sei seinerzeit von ihm durch Personen erpreßt worden, über die der Prinz vorziehe, keine Einzelheiten zu berichten. Es sei eine Unwahrheit, wenn amtlich verbreitet worden sei, der verstorbene König Ferdinand habe selbst in seinem Testament gewünscht, daß sein Sohn Carol nicht zu seiner Leichenfeier nach Rumänien komme. Carol halte sich für verpflichtet, einzugreifen, wenn die Ehre Rumäniens verletzt sei. Wenn 'das rumänische Volk einen Ruf an ihn richte, werde er es für seine Pflicht halten, dem Ruf Folge zu leisten.
hankau im Belagerungszustand hankau, 1. Aug. Weil die chinesische Handelskammer ihre Beisteuer für die Rikscha-Kulis (die die der Personenbeförderung dienenden kleinen Wagen, Rikschas genannt, ziehen) einstellte, traten diese Kulis, etwa 7000, in den Streik und stürmten das Handelskammergebäude. Militär und Polizei mußten aufgeboten werden, um die Streikenden zu vertreiben, wobei es blutige Opfer gab. Ueber Hankau wurde der Belagerungszustand verhängt.
Württemberg
Stuttgart. 1. Aug. Der Verfassungstag. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Am Donerstag, den 11- August 1927, sind zur Feier des Verfassungstags die staatlichen Dienstgebäude in den Reichs- und Landesfarben zu beflaggen. Zur Teilnahme an etwaigen Feiern kann den Beamten und Angestellten, soweit die Dienstverhältnisse es gestatten. Dienstbefreiung gewährt werden.
Unterstützung für die Staatsbeamten. Ruhegehattsemp- fänger und Hinterbliebenen der Gruppen 1 bis 6. Das Innenministerium hat die Staatskassen angewiesen, die vom Finanzausschuß des Landtags beschlossenen Unterstützungen ftir die Beamten der Gruppen 1—6 den Empfangsberechtigten alsbald auszuzahlen. Diese einmaligen Unterstützungen unterliegen nicht dem Steuerabzug. Außerdem hat das Innenministerium die Gemeinde- und sonstigen Körperschaftsbehörden veranlaßt, der Frage der Gewährung einer entsprechenden Unterstützung an die vollbeschäftigten Beamten ihrer Verwaltung alsbald näher zu treten und von dem hierüber gefaßten Beschluß auch der Aufsichtsbehörde Kenntnis zu geben.
Aukolinie Stuttgart—Leonberg. Das Ministerium des Innern hak die Genehmigung zur Führung einer Aukolinie von Stuttgart nach Leonberg über die Solikude erteilt. Mit der Eröffnung der Fahrten kann bis 1. September gerechnet werden.
Die Cninger Weide. Dom Landesamt für Denkmalpflege wird uns geschrieben: Alle Freunde der Schwäbischen AÜ> haben es seinerzett bedauert, daß die berühmte Eninger Weide zu einem großen Teil umgepflügt und in Kulturland verwandelt wurde, war sie doch so recht das charaktervolle Urbild der Albhochfläche, wie sie einstens war. Die Erfolge, die die Landwirtschaft dort erzielte, mußten freilich auch die Stimme des Heimatschutzes zum Schweigen bringen, um so mehr, als wenigstens die höchste Kuppe mit den wundervollen einzelstehenden Weidebuchen noch erhalten blieb. Nun wurde in letzter Zeit auch dieser Rücken, von dessen Höhe man einen so einzigartigen Rundblick genoß, der Kultur unterworfen und mit Fichten ausieforstet. In einem bis
j zwm Jahrzehnten werden die Fichten, wenn sie überhaupt auf diesem felsigen Grund gedeihen, die Burben ersticken und die Aussicht von der Höhe aus verdecken, ja diese überhaupt unzugänglich machen, und wir werden wieder um ein charakteristisches und schönes Stück Heimat ärmer geworden sein, das so vielen Tausenden am Herzen lag. Mußte das sein? Uni Vii-h hex Holzertrag an diesem dürren Ort wirtschast- lic'- si bedeutend sein, daß er die hier zerstörten Werte einiger- rm'?n aufwiegt? Noch heute sollte diese Aufforstung rück- gcsimg gemacht werden!
Eisenbahnunfälle. Die Reichsbahndirektion Stuttgart teist mit: Am 31. Juli um 11.39 Uhr hat der Zug l) 44 M chen—Paris aus dem Straßenübergang in Bahnhof U ! ' n gen ein Fuhrwerk überfahren. Der Fuhrmann und ein Kind konnten sich durch Abspringen retten, zwei Pferde wr ien getötet. Die Schranken des Uebergangs waren nicht gescklossen.
Am 31. Juli ist der etwa 17jährige Schlofferlehrling Julius Reichert von Vöhmenkirch in Geislingen a. St. mit einer großen blutenden Kopfwunde tot aus dem Personenzug Nr. 127 nach Ulm ausgeladen worden. Der Unfall ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß ein Reisender des Zugs Nr. 120 Ulm—Stuttgart während der Fahrt eine Wagentüre öffnete, die bei der Begegnung der Züge 127 und 120 den Lehrling Reichert an den Kopf getroffen hat. Untersuchung ist eingeleitet.
Vom Tage. Auf dem Haupkbahnhof sprang am Sonntag früh 5 Uhr ein 25jähriges Fräulein aus Eßlingen, während der Zug anfuhr, falsch ab und kam unter die Räder, wobei ihr der rechte Oberschenkel vollständig abgefahren wurde.
Auf der Kreuzung der Keppler- und Kriegsbergstraße fuhr ein Motorradfahrer gegen einen Milchhandwagen. Der 34 I. a. Motorradfahrer zog sich einen Schädelbruch zu und murßte nach dem Kakharinenbospikal verbracht werden. Die den Handwagen bedienende 50 I. a. Milchhändlerin trug Schürfungen an einer Hand davon.
Aus dem Lande
Scharnhausen OA. Stuttgart, 1. Aug. Mi eselplage. Einem hiesigen Landwirt wurden durch Wiesel 8. einem andern 4 Hühner, einem Kaninchenzüchter 8 junge Kaninchen getötet.
Eßlingen. 1. Aug. 8 0 Iahre. Am 1. August vollendet Oberst a. D. Hermann von Berrer, der seit Ende des Weltkrieges hier wieder ansässig ist, in geistiger und körperlicher Frische das 80. Lebensjahr. Er hat den Feldzug im Jahr 1866 als Fähnrich, den von 1870/71 gegen Frankreich als Leutnant im Grenadier-Regiment Königin Olga mitgemacht. Zuletzt war Berrer 1888 bis 1895 Kommandeur des Landwehrbezirks Eßlingen, Nach seiner Verabschiedung bekleidete er die Stelle eines Fabrikdirektors in Weißensels (Steiermark). Im Weltkrieg stellte Oberst von Berrer nochmals seine Dienste dem Vaterland zur Verfügung und >uhrte das Landsturmbataillon Ludwigsburg 3 in Rumänien. Ans diesem Kriege kehrte er mit dem E, K, i geschmückt nach Hanse. E. K. N batte er sich schon 1870 bei Champigny er- worben,
Metzingen. 1. Aug. Zeitungsjubiläum. Am Samstag brachte der „Metzinger Anzeiger" seinen Abonnenten eine Ueberraschung. In weißem Umschlag mit entsprechender Widmung erhielt jeder Bezieher die umfangreiche, 92 Seiten starke Festausgabe aus Anlaß des 50jähri- gen Jubiläums. Mit Recht erregte diese wohlgelungene, inhaltsreiche Festnummer allgemeines Erstaunen und der Verlag darf stolz sein auf das gelungene Werk, das weit über den Rahmen eines Provinzblatts hinäusgeht. Ein wertvolles Stück dieser Nummer ist die chronologische Zeittafel: „Aus dem Gedächtnis einer fünfzigjährigen Heimatzeitung", die alle Geschehnisse der letzten 50 Jahre noch einmal dem Leser vor Augen führt und die ein wertvolles Stück Geschichte in sich birgt. Die reiche Illustration, der übrige wissenswerte Inhalt und die vornehme Ausmachung geben der Festschrift einen bleibenden Wert und stellen Schrist- leitung und Verlag das beste Zeugnis aus. Am Abend ver-