er OeseUfchakter

Amts - und ÄnzeLs eviatt LKr

Mil den illustrierten Unterhaltungsbeilagen .Feierstunden" undUnsere Heimat"

Bezugspreise:

Monatlich einschließlich ?rägerlohn 1.80 Einzelnummer 10 ^

erscheint an jedem Werktage

verbreitetst« Leitung.im 04l.-8ezirk Nagolä Ochrtftlettvng, vrutk a. Verlag »an s. w. Sailer (Karl Saiser) Nagolck

Kerr ObeeamtsveziEKagow

Mit der landwirtschaftlichen wochenbeilag« Haus-, Sorten- und Landwirtschaft"

Anzeigenpreise:

Die einspaltige Seile aus gewöhnlicher Schrift ocker ckeren Raum IS Zamtlisn-Rnzeigen 12 ^ Reklame-Seile 4S Sammelanzeigen SO"/, Rufschlag

§ür ckar erscheinen von tinzeiaen in bestimmten Nnegaben unck an besonaeren Plätzen, wie für telephonische Nnftrag« an<I Lhiffre-Nnzeigen wtrck keine Sewühr übernommen

relegramm-Rärefle: Sesellfchaster Nagolck. Zn Zöllen höherer Sewalt besteht kein Rnspruch auf Lieferung cker Settung ocker auf Rückzahlung? cke» Bezugspreises. Postscheckkonto Stuttgart Sl l»

Nr. 177_ Gegründet 1827 _ Dienstag, den 2. August 1927 Fernsprecher M, 28 101. Jahrgang

Merrkos Petroleumgesellschafteil

Es sind deren mehrere, so die Huasetcca Oil Co., die bei weitem die größte Produktion von ungefähr 100 000 Faß Rohöl täglich hat, die Texas Oil Co., die sich über­haupt aus Mexiko zurückziehen will, und namentlich die Mexican Guls Oil Co., die gegenwärtig in hartem Kamps zur mexikanischen Regierung sich befindet.

Wie kam es dazu? Das mexikanische Gesetz hat bekanntlich alle Ländereien für den Staat beschlagnahmt, so­weit sie nicht vor 1917 gepachtet worden sind. Die Mexi­can Guls Oil Co. ersuchte nun um Bohrerlaubnis auf einem Gelände, das sie vor 1927 gepachtet hatte. Die Geneh­migung wurde ihr versagt. Sie war aber zum Bohren ge­zwungen, weil an der Grenze ihres Gebietes die mexikanische Regierung auf Nationalland eine Bohrung begonnen hatte. Und so begann sie die Bohrung ohne Erlaubnis. Die Re­gierung griff zur Gewalt, besetzte die Stelle mit Militär und lonsiszierte das Gelände der Gesellschaft.

Damit war der Streitfall geschaffen. Derselbe ist um so bedenklicher, als diese Gesellschaft zum Gulf-Konzern ge­hört, der durch Mellon in Pittsburg, einen Bruder des amerikanischen Finanzministers Mellon, beherrscht wird. Somit stehen die Vereinigten Staaten hinter der Mexican Guls Oil Co., und es ist begreiflich, daß Washington sich bei dieser Sache an den Laden legen wird.

Andererseits muß die mexikanische Regierung alles tun, um ihre Einnahmen aus Erdöl zu steigern. Das hat sie um so mehr nötig, als der Rückgang ihrer Einkünfte aus Erdölabgaben aus nicht weniger als monatlich 1,6 Millionen Pesos geschätzt wird. Die Sozialisierung um etwas an­deres handelt es sich nicht> der Erdölfelder schreckt die Ge­sellschaften vor weiteren Bohrungen zurück. Ihre Produktion ist darum auch in fortgesetzter Abnahme begriffen. So soll die mexikanische Produktion der obengenannten amerikani­schen Gesellschaft gegenwärtig täglich nur noch 4000 Faß betragen.

Auch sonst sind die Verhältnisse in Meriko für auslän­dische Unternehmungen wenig einladend. Abgesehen davon, daß die nördlichen Erdölfelder an der Erschöpfung angelangt und die Bohrungen auf.den südlichen Feldern von Suxpan stark enttäuscht haben, durchwühlen den ganzen Staat Un­ruhen schlimmster Art: die katholische Bewegung hat immer noch nicht nachgelassen, die Aufregung der kommenden Prä­sidentenwahl kündigt sich bereits recht stark an, und im Zen­trum und im Süden macht sicb das Banditenunwesen sa stark geltend, daß hervorragende Ausländer (z. B. der deutsche Ingenieur Schweitzer und der bekannte Bota- Eei Purpus) beraubt oder ermordet wurden.

Die Regierung in Washington steht überhaupt nicht gut Mexiko. Schon die Freundschaft des sozialistischen meri- kamschen Präsidenten Calles mit dem liberalen aineritu- uUm Eegenprästdenten Sacasa in Nikaragua ist Cao- Iwge ein Dorn im Auge. Die ganze Erdölgesetzgebung der Wgen Regierung in Mexiko wird in Washington als eine kommunistische, zum mindesten aber sozialistische Maßnahme, gegen deren weiteres Umsichgreifen die Union sich wehren müsse, emgeschätzt. Kurz: es wird nicht mehr lange währen, ms die beiden Nachbarn Tsich tüchtig hintereinander kom­men.

Neuestes vom Tage

Das Universitäksjubiläum in Marburg.

Marburg a. L., 1. August. Die 400-Jahrfeier der Phi­lipps-Universität in Marburg (sie wurde 1527 von dem Landgrafen Philipp dem Großmütigen gestiftet) begann am,

Samstag mit der Enthüllung des Denkmals für tue im Welt­krieg gefallenen 587 Morburger Dozenten und Stu­denten. Es ist ein riesiges LöwenstandbW als Sinn­bild deutscher Kraft und deutschen Selbstvertrauens» das an -er Lahnbrücke im Mittelpunkte der Stadt Aufstellung gefunden hat. Anfcksiießend fand die Ein- meihung des von dem Großindustriellen Dr. Karl Duisburg gestifteten studentischen Wohnheims und des gleichen Zwecken dienenden, von anderen alten Marbur- gor Studenten gestifteten Forsthofs statt. Im Stadion veran- Miete die Studentenschaft turnerische Vorführungen, an de­nen sich 250 Studenten und 80 Studentinnen beteiligten. An Fackelzug der Studenten und ein Begrüßungsabend be- Woß den ersten Tag. Am Sonntag vormittag fand die hauptfeier mit einer Ansprache des Reichsministers Dr. bergt statt.

Anläßlich des Jubiläums wurden 56 Ehrendoktor-Diplo­me verliehen und zwar von der theologischen Fakultät A (darunter Reichsgerichtspräsident Dr. Simons und Ge­heimrat Dr. Karl Duisburg-Leverkusen), von der juristi­sch e n Fakultät 8 (darunter Geheimrat Prof, vonBelow- vreiburg j. V.), von der medizinischen Fakultät 8 (darunter der preußische Kultusminister Becker), von der

Ae -Me amtliche Ausschau M Rede Lauchas

Die Antwort, die der llnterstaatssekretär Locker Lamp- son am 28. Juli im englischen Unterhaus auf eine An­frage des Abgeordneten Kenworthy über die nunmehr durch­geführte Entwaffnung Deutschlands bzw. die daraus sich ergebende Notwendigkeit der Räumung des be­setzten Gebiets gegeben hat, hat in Berlin peinlich über­rascht. Lampsons Erklärung war schriftlich aufge­setzt, also wohl überdacht. Die amtlichen deutschen Stellen werden mik der Erklärung sich erst dann befassen können, wenn ihnen der amtliche Text vorliegt. Im Gen­fer Protokoll wurde festgestellt, daß über die meisten Mittigen Abrüstungsfragen, deren Zahl zunächst über hun­dert oekrug, eme Verständigung erzielt worden sei. Uner­ledigt blieben damals nur noch das Kriegsgerätegesetz und .,ie von den Verbündeten geforderte Zerstörung der Unter­stände bei den deutschen Ostfestungen. Seitdem sind auch diese beiden Angelegenheiten infolge des vollständigen deutschen Nachgebens gemäß den Wünschen der Verbünde- ren erledigt worden. Wenn jetzt Lamvson noch vonne-

wissen andern Punkten in der Abrüstung Deutschlands' ..bezüglich derer die Forderungen noch nicht völlio befriedigt worden seien', so wird die ReichsrcgierunK darüber alsbald Aufklärung verlangen, denn es gibt nach deuttcher Auffassung keine derartigenunbefrie- digten Forderungen' mehr. Allenfalls kann Lamp- sin Dinge im Auge gehabt haben, wie den Verkauf von Kasernen und anderen ehemals militärischen Zwecken dienst­baren Gebäuden. Da diese Verkäufe nicht von heute auf morgen durchgeführt werden können, sind dafür seinen« vom Bokschafkerrat selbst Termine bestimmt worden, die züm ^eil längere Zeiträume bis zu fünf Jahren vorsehen. Sollte Lampsin diese Restpunkte meinen, so ist seiner Auffassung» daß diese Termine die Feststellung der vollständigen Ab­rüstung Deutschlands und damit die Räumung des Rhein­lands noch verzögern, scharf zu widersprechen denn sie bieten keinerlei rechtliche Handhabe, um daraufhin etwa einen Verzug Deutschlands in seinen Ab- rustungsverpflichtungen festzustellen.

Schaffung einer Vürxergarde in Wien Wien, 1. August. Der Vollzugsausschuß des Reform­oerbands österreichischer Hausbesitzer faßte einen Beschluß, in dem Bürgermeister Seitz wegen der Schaffung einer par­teipolitischen Gemeindewache das Mißtrauen ausgespro­chen und sein Rücktritt verlangt wird. Alle bürgerlich Ge­sinnten werden ausgefordert, sich für die Gründung einer Bürgergarde zur Verfügung zu stellen.

Prinz Carol als Thronanwärker Paris. 1. Aug. Aus der Umgebung des Prinzen Carol von Rumänien wird eine Erklärung veröffentlicht: Der Ver­zicht des Prinzen auf die Thronfolge sei seinerzeit von ihm durch Personen erpreßt worden, über die der Prinz vorziehe, keine Einzelheiten zu berichten. Es sei eine Unwahrheit, wenn amtlich verbreitet worden sei, der verstorbene König Ferdinand habe selbst in seinem Testament gewünscht, daß sein Sohn Carol nicht zu seiner Leichenfeier nach Rumänien komme. Carol halte sich für verpflichtet, einzugreifen, wenn die Ehre Rumäniens verletzt sei. Wenn 'das rumänische Volk einen Ruf an ihn richte, werde er es für seine Pflicht halten, dem Ruf Folge zu leisten.

hankau im Belagerungszustand hankau, 1. Aug. Weil die chinesische Handelskammer ihre Beisteuer für die Rikscha-Kulis (die die der Personen­beförderung dienenden kleinen Wagen, Rikschas genannt, ziehen) einstellte, traten diese Kulis, etwa 7000, in den Streik und stürmten das Handelskammergebäude. Militär und Polizei mußten aufgeboten werden, um die Streikenden zu vertreiben, wobei es blutige Opfer gab. Ueber Hankau wurde der Belagerungszustand verhängt.

Württemberg

Stuttgart. 1. Aug. Der Verfassungstag. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Am Donerstag, den 11- August 1927, sind zur Feier des Verfassungstags die staat­lichen Dienstgebäude in den Reichs- und Landesfarben zu beflaggen. Zur Teilnahme an etwaigen Feiern kann den Beamten und Angestellten, soweit die Dienstverhältnisse es gestatten. Dienstbefreiung gewährt werden.

Unterstützung für die Staatsbeamten. Ruhegehattsemp- fänger und Hinterbliebenen der Gruppen 1 bis 6. Das In­nenministerium hat die Staatskassen angewiesen, die vom Finanzausschuß des Landtags beschlossenen Unterstützungen ftir die Beamten der Gruppen 16 den Empfangsberech­tigten alsbald auszuzahlen. Diese einmaligen Unterstützungen unterliegen nicht dem Steuerabzug. Außerdem hat das In­nenministerium die Gemeinde- und sonstigen Körperschafts­behörden veranlaßt, der Frage der Gewährung einer ent­sprechenden Unterstützung an die vollbeschäftigten Beamten ihrer Verwaltung alsbald näher zu treten und von dem hierüber gefaßten Beschluß auch der Aufsichtsbehörde Kennt­nis zu geben.

Aukolinie StuttgartLeonberg. Das Ministerium des Innern hak die Genehmigung zur Führung einer Aukolinie von Stuttgart nach Leonberg über die Solikude erteilt. Mit der Eröffnung der Fahrten kann bis 1. September gerech­net werden.

Die Cninger Weide. Dom Landesamt für Denkmalpflege wird uns geschrieben: Alle Freunde der Schwäbischen> haben es seinerzett bedauert, daß die berühmte Eninger Weide zu einem großen Teil umgepflügt und in Kulturland verwandelt wurde, war sie doch so recht das charaktervolle Urbild der Albhochfläche, wie sie einstens war. Die Erfolge, die die Landwirtschaft dort erzielte, mußten freilich auch die Stimme des Heimatschutzes zum Schweigen bringen, um so mehr, als wenigstens die höchste Kuppe mit den wunder­vollen einzelstehenden Weidebuchen noch erhalten blieb. Nun wurde in letzter Zeit auch dieser Rücken, von dessen Höhe man einen so einzigartigen Rundblick genoß, der Kultur unterworfen und mit Fichten ausieforstet. In einem bis

j zwm Jahrzehnten werden die Fichten, wenn sie überhaupt auf diesem felsigen Grund gedeihen, die Burben ersticken und die Aussicht von der Höhe aus verdecken, ja diese überhaupt unzugänglich machen, und wir werden wieder um ein charak­teristisches und schönes Stück Heimat ärmer geworden sein, das so vielen Tausenden am Herzen lag. Mußte das sein? Uni Vii-h hex Holzertrag an diesem dürren Ort wirtschast- lic'- si bedeutend sein, daß er die hier zerstörten Werte einiger- rm'?n aufwiegt? Noch heute sollte diese Aufforstung rück- gcsimg gemacht werden!

Eisenbahnunfälle. Die Reichsbahndirektion Stuttgart teist mit: Am 31. Juli um 11.39 Uhr hat der Zug l) 44 M chenParis aus dem Straßenübergang in Bahnhof U ! ' n gen ein Fuhrwerk überfahren. Der Fuhrmann und ein Kind konnten sich durch Abspringen retten, zwei Pferde wr ien getötet. Die Schranken des Uebergangs waren nicht gescklossen.

Am 31. Juli ist der etwa 17jährige Schlofferlehrling Ju­lius Reichert von Vöhmenkirch in Geislingen a. St. mit einer großen blutenden Kopfwunde tot aus dem Personen­zug Nr. 127 nach Ulm ausgeladen worden. Der Unfall ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß ein Reisender des Zugs Nr. 120 UlmStuttgart während der Fahrt eine Wagentüre öffnete, die bei der Begegnung der Züge 127 und 120 den Lehrling Reichert an den Kopf getroffen hat. Untersuchung ist eingeleitet.

Vom Tage. Auf dem Haupkbahnhof sprang am Sonn­tag früh 5 Uhr ein 25jähriges Fräulein aus Eßlingen, wäh­rend der Zug anfuhr, falsch ab und kam unter die Räder, wobei ihr der rechte Oberschenkel vollständig abgefahren wurde.

Auf der Kreuzung der Keppler- und Kriegsbergstraße fuhr ein Motorradfahrer gegen einen Milchhandwagen. Der 34 I. a. Motorradfahrer zog sich einen Schädelbruch zu und murßte nach dem Kakharinenbospikal verbracht werden. Die den Handwagen bedienende 50 I. a. Milchhändlerin trug Schürfungen an einer Hand davon.

Aus dem Lande

Scharnhausen OA. Stuttgart, 1. Aug. Mi eselplage. Einem hiesigen Landwirt wurden durch Wiesel 8. einem an­dern 4 Hühner, einem Kaninchenzüchter 8 junge Kaninchen getötet.

Eßlingen. 1. Aug. 8 0 Iahre. Am 1. August vollendet Oberst a. D. Hermann von Berrer, der seit Ende des Weltkrieges hier wieder ansässig ist, in geistiger und körper­licher Frische das 80. Lebensjahr. Er hat den Feldzug im Jahr 1866 als Fähnrich, den von 1870/71 gegen Frankreich als Leutnant im Grenadier-Regiment Königin Olga mitge­macht. Zuletzt war Berrer 1888 bis 1895 Kommandeur des Landwehrbezirks Eßlingen, Nach seiner Verabschiedung be­kleidete er die Stelle eines Fabrikdirektors in Weißensels (Steiermark). Im Weltkrieg stellte Oberst von Berrer noch­mals seine Dienste dem Vaterland zur Verfügung und >uhrte das Landsturmbataillon Ludwigsburg 3 in Rumänien. Ans diesem Kriege kehrte er mit dem E, K, i geschmückt nach Hanse. E. K. N batte er sich schon 1870 bei Champigny er- worben,

Metzingen. 1. Aug. Zeitungsjubiläum. Am Samstag brachte derMetzinger Anzeiger" seinen Abon­nenten eine Ueberraschung. In weißem Umschlag mit ent­sprechender Widmung erhielt jeder Bezieher die umfang­reiche, 92 Seiten starke Festausgabe aus Anlaß des 50jähri- gen Jubiläums. Mit Recht erregte diese wohlgelungene, inhaltsreiche Festnummer allgemeines Erstaunen und der Verlag darf stolz sein auf das gelungene Werk, das weit über den Rahmen eines Provinzblatts hinäusgeht. Ein wertvolles Stück dieser Nummer ist die chronologische Zeit­tafel:Aus dem Gedächtnis einer fünfzigjährigen Heimat­zeitung", die alle Geschehnisse der letzten 50 Jahre noch ein­mal dem Leser vor Augen führt und die ein wertvolles Stück Geschichte in sich birgt. Die reiche Illustration, der übrige wissenswerte Inhalt und die vornehme Ausmachung geben der Festschrift einen bleibenden Wert und stellen Schrist- leitung und Verlag das beste Zeugnis aus. Am Abend ver-