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Ragotder TagblattDrr Gesellschafter"

Freitag. 29. Zu!i 1-27

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Setzung der Beiträge nichtmöglich sein. Denn nach dem Arbeitslosenversicherungsgesetz müssen die Höchstbeiträge twie bisher 3 v. H. des Lohns) solange erhoben werden, bis einNotstock" gebildet ist, der zur Unterstützung von 606 006 Arbeitslosen für drei Monate ausreicht. Wenn allerdings die Wirtschaftslage im Reich noch einige Monate annähernd so günstig bleibt, wie sie gegenwärtig ist, so wird der Not­stock vielleicht noch im Lauf dieses Jahrs die vorgesehene Höhe erreichen. Ist sie erreicht, und demgemäß die Fest­setzung des einheitlichen Beitrags aufgehoben, dann wird nach dem neuen Gesetz für die Bezirke der Landesarbeits­ämter, bei denen das Beitragsaufkommen den Bedarf drei Monate hindurch überstiegen hat, die Möglichkeit der Her­absetzung der Beiträge gegeben sein; dann kann auch der Verwaltungsausschuß des Landesarbeitsamts di« einzelnen Arbeitsämter zu einer ihren besonderen Verhältnissen ent­sprechenden Herabsetzung der Beiträge ermächtigen.

Württemberg

Stuttgart. 28. Juli. Verleihung der Rettungs­medaille an eine Frau. Der Staatspräsident hat der Frau Brigitte Fischer, geb. Schmid, Ehefrau des Schlossers und Schenkwirts Eugen Fischer inGiengen an der Brenz, die Rettungsmedaille verliehen.

ep. Tageskurse für Sützmostbereitung. Wie im vorigen Jahr hält Obstbaulehrer Baumann auch dieses Jahr wie­der in einer Reihe württembergischer Städte Tageskurse für Süßmostbereitung. Sie finden zwischen dem 5. und 20. September in Heilbronn, Ulm, Cannstatt, Tuttlingen, Groß- fachsenheim und auf dem Rabenhof bei Ellwangen statt. Die Teilnahme ist jedermann freigestellt.

Stuttgart, 28. Juli. TariferhöhungderStutt- garter Straßenbahn. Me technische Abteilung des Gemeinderats hat in eigener Zuständigkeit folgende Tarif­erhöhung mit Wirkung ab 1. August beschlossen: Einzel­fahrscheine bis zu 4 Teilstrecken 15 Pfennig, 8 Teilstrecken 20 Pfennig. 12 Teilstrecken 25 Pfennig, mehr als 12 30 Mennig. Kinder und Handgepäck 5 Pfennig. Der un­beliebte Rachtzuschlag fällt weg. Schülerkarten kosten wie bisher 4 und 5 Mark. Wochenkarten kosten bis zu 3 Teil­strecken 1.25 Mark. 5 Teilstrecken 1.50 Mark, 7 Teilstrecken 1.75 Mark, 9 Teilstrecken 1.90 Mark, mehr als 9 Teilstrecken 2 Mark. Die Monatskarten kosten bis zu 3 Teilstrecken 7.50 (bisher 6 Mark), 5 Teilstrecken 10 Mark, 7 Teilstrecken 12 Mark, 9 und mehr Teilstrecken 14 Mark. Die übrigen Tarifsätze bleiben in der bisherigen Höhe bestehen.

Sonderzug zum nat.-soz. Reichsparteitag. Am 20. und 21. August findet in Nürnberg der Reichsparteitag der Na­tionalsozialisten statt. Aus diesem Anlaß fährt am 20. Au­gust ein Gesellschaftssonderzug nach. Nürnberg.

Revision im Wordprozeß Schüller. Wie verlautet, hat der Verteidiger des vom Schwurgericht zum Tode verurteil­ten Angeklagten Schüller angekündigt, daß er gegen das Urteil Revision beim Reichsgericht einlegen werde.

Ein Frechling. Ein schon öfters wegen Rcckeitsvergehen bestrafter jüngerer Arbeiter von Stuttgart war im vorigen Jahr wegen Diebstahls und Unterschlagung verurteilt wor­ben. Schon in der damaligen Verhandlung benahm er sich äußerst unbotmäßig. Nach sechs Monaten reichte er gegen bas Urteil eine Beschwerdeschrift ein, die von den schwersten .Beleidigungen gegen Staatsanwaltschaft, Richter und Zeugen strotzte. Das Schöffengericht nahm nun den Burschen in eine weitere Strafe von zwei Monaten Gefängnis.

Selbstmordversuch. Don' den in dem letzten großen Pro­zeß abgeurteilten Kommunisten hat der Verurteilte Baik- yardt in der Nacht zum 27. Juli einen Selbstmordversuch gemocht. Er versuchte mit seinem Brotmesser sich die Puls­ader .zu öffnen. Baikhardt wurde in ärztliche Behandlung genommen. Lebensgefahr besteht nicht.

Beschlagnahme der Südd. Arbeiterzeitung. Me Süd­deutsche Arbeiterzeitung Nr. 173 vom 28. IM ist durch Be­schluß des Amtsgerichts Stuttgart 1 vom gleichen Tage we­gen eines in dem ArtikelEin Blutopfer der Terrorjustiz" erblickten Verbrechens der'Vorbereitung zum Hochverrat im Sinn von 8 86 St-G. beschlagnahmt worden.

Aus dem Lande

Vaihingen a. L-, 28. Juli. Jäher Tod. Vorgestern nachmittag wurde Metzgermeister und Gastwirt Wilhelm Auckschwerdt während der Arbeit von einem Schlaganfvll betroffen, an dessen Folgen er sofort verschied.

Heilbronn, 28. Juli. Schweres Hagelwetter. Western nachmittag ging ein rasch aufziehendes schweres Gewitter über die Heilbronner Gegend, besonders über die Höhen vom Wartberg zum Jägerhaus und das Weinsberger Tal nieder. Die Schlossen hatten die Größe von Tauben­eiern. Der Schaden an den Wsinstöcken, die so schön stan­den, ist sehr groß; in einzelnen Weinbergen dürfte die Hälfte der Trauben vernichtet sein. Auch das Obst hat schwer ge­litten.

Das zwischen Flein und Talheim gelegene Kinder­erholungsheim Haigern für das Jugendamt-Land hat eine Vergrößerung durch einen prächtigen Neubau be­kommen, der gestern eingeweiht wurde. Die Feier wurde durch das Gewitter teilweise gestört. Der verhagelte Vor­platz glich einem Eisfeld.

Welzheim, 28. Juli. Milchverwertungsgenos­senschaft. Am letzten Markttag versammelten sich unter dem Vorsitz des Freiherrn Georg vom Holh-Alfdorf Landwirte des Bezirks, um eine Milchverwerkungsgenossen- schaft mit dem Sitz in Welzheim zu gründen. Der Borstand wurde ermächtigt, Anleihen zu dem beabsichtigten Bau auf- zunebmen. der aut 65 000 Mk. kommen dürste.

Hermanngen OA. Heidenheim, 28. Juli. Einbruch- diebstahl. Im Haus des Friedrich Maier wurde, solange die Bewohner mit Feldarbeiten beschäftigt waren, ein- -ebrochen. Dem Dieb sind ungefähr 15 Mark in die Hände Gefallen. Man ist ihm auf der Spur.

Reresheim. 28. Juli. Brandfall. 3n Dunstelkingen ist mittags das Wohnhaus des Zigarrenhändlers Leiminger in kurzer Zeit abgebrannt. Ein Kaminschaden ist die Brand­ursache. Gebäudeschaden 2600 Mk. Die verbrannte Fahr­nis ist mit 6000 Mk. versilbert.

Tübingen. 28. Juli. Stecher ei. In der Nähe der Kliniken wurde der 28jährige Mechaniker Alfred Kraft von Schwenningen von einem Burschen namens Geiger in die Brust gestochen. Kraft wurde sofort in die Chirurgische Klinik eingeliefert. Auch der Metzgerbursche Gustav Soutter wurde nachts ins Gesicht mit einem scharfen In­

strument von einem noch nicht bekannten Täter erheblich verletzt, so daß er ebenfalls in die Chirurgische Klinik ver- bracbt werden mußte.

.. Ludwigsburg. 28. Juli. Städtische Grundstücks- kaufe. Zu sehr günstigen Bedingungen hat die Stadtver­waltung von der Reichswehrverwaltuna angekauft: die Feuerseekaserne, das alte Rathaus in der Karlstraße, die alten Wagenhäuser mit sog/ neuem Krankenstall und das alte Pulvermagazin in der Gänssuhallee.

Heukingsheim. OA. Ludwigsburg, 28. Juli. Heim­kehr. Ein eifriger Pionier des Deutschtums im Ausland, Dr. Paul Al ding er, ist von der Stätte seiner Lebens­arbeit in Brasilien, wo er an Stelle des Urwalds zwei Kir­chen und 25 deutsche Schulen gegründet und gepflegt hat, in seine Heimat zurückgekehrt. Allerdings fand er das Eltern­haus leer und konnte nur ------ .

Brüder besuchen.

die Grabstätten der Eltern und

Oberndorf a. 28. Juli. Der neue Stadtbau­me ister. Vom Gemeinderat wurde in seiner letzten Sit­zung Bauwerkmeister Otto Haagin Trossingen mit 13 von 14 abgegebenen Stimmen zum Stadtbaumeister gewählt.

Oberstetten, 28. 3uli. Brandstifter. Der wegen Ver­dacht der Brandlegung in der Scheuer des Benedikt Kienle inhaftierte Michael Kohlenberger hat nach langem Leugnen nun die Tat eingesianden. Der Brandstifter steht auch im Verdacht, s. Zt. eine Scheuer in Steinhaufen in Brand ge­steckt zu haben, nachdem er früher dem geschädigten Bauer in Skeinhausen bereits eine Wagendeichsel auseinandergesägk hatte.

Birkenhard OA. Biberach, 28. Juli. Vom Sturm ge­knickt. Bei dem heftigen Gewittersturm am 17. Juni wurde im Forstbezirk Biberach (Forstei Birkenhard) unter anderem Sturmholz auch eine Buche mit 17 RM., gleich 12 Festmeter, vom Wind geknickt. Die Buche dürfte ein Alter von 150160 Jahren erreicht haben. Me Zukunft wird wohl einen solchen Waldriesen mit derartigen Dimensionen nicht mehr zu sehen bekommen, da die Bestände kaum mehr die Hälfte dieser Jahre erreichen, weil sie jetzt viel früher zum Schlagen kommen.

Ochsenhauseu, 28. Juli. Neue Auto Verbindun­gen. Die Verhandlungen betr. Aukoverbindung der Ge­meinden Steinhaufen, Bellamont, Füramoos mit Ochsen­hausen stehen vor dem Abschluß. Die Aukolinien sollen alsdann sofort in Betrieb genommen werden.

Alkshausen, OA. Saulgau, 28. Juli. Diebstahl. Am letzten Sonntag wurde einem älteren Dienstknecht von hier eine Brieftasche mit 260 --kl Inhalt gestohlen. Als Täter kommt ein jüngerer Hilfsarbeiter aus Bayern in Betracht, der mit dem Bestohlenen bei einem hiesigen Landwirt gemein­sam ein Zimmer bewohnte und nun verschwunden ist.

3Sny. 28. Juli. StändchenfürGeneralMoser. Dem Generalleutnant Otto von Moser wurde von der würkt. Landesuniversität anläßlich der Feier ihres 450jäh- rigen Bestehens die Würde eines Ehrendoktors verliehen. Aus diesem Grund brachte ihm der Liederkranz, dem sich auch Skadtschultheiß Seeger und Mitglieder des Ge- meinderaks als Vertreter der Stadt 3sny angeschloffen hatten, ein Ständchen.

Wangen i. A., 28. Juli. Tödlicher Unfall. Auf dem Bahnhof in Hergatz kam der 61 Jahre alte Oberschaffner Jakob Schmid bei Berschiebearbeiten zu Fall. Es wurde ihm ein Fuß abgefahren. Bei seiner Verbringung nach Wangen ist er gestorben.

Tetknang, 28. Juli. Ungetreuer Vereinsvor­stand. Vom Amtsgericht wurde ein ungetreuer Vereins­vorstand von hier, der nicht weniger als 1500 RM. Ver­einsgelder veruntreut hatte, zu 3 Monaten Gefängnis ver­urteilt.

Bom Bodensee, 28. Juli. Der 100000. Fahrgast auf der Pfänderbahn. Am letzten Sonntag hat der 100 000. Fahrgast, Kaufmann Ernst Hennerich aus Saar­brücken, die Pfänderbahn benützt: er erhielt von der Direk­tion eine goldene Taschenuhr mit Gravierung.

Bom Bodensee, 28. Juli. Schongebiet für Was­servögel. 3m westlichen Teil der Rorschacher Bucht be­absichtigt man, in der Ausdehnung vom alten Kornhaus in Norschach in gerader Linie bis zur Goldachmündung ein Schongebiet für Wasservögel einzurichten. Dort sammelt sich nämlich jeden Herbst eine Menge zum Teil sehr schöner und seltener Vögel, neben allen Arten der einheimischen Wildenten und Möven, auch verschiedene nordische Pracht­enten.

Gammerlingen in Hohenz., 28. Juli. Selbstmord. Der bei der hiesigen Post angestellt gewesene und in Neufra wohnhafte Postschaffner M. hat sich erschossen. Anscheinend war Grund zur Tat eine gegen ihn eingeleikete Untersuchung wegen Verdachts der Unterschlagung eines Geldbettags, den er als Landbriefträger in Bronnen vereinnahmt hatte.

Don der bayerischen Grenze, 28. Juli. Fahndung nach einem Betrüger. Unfall. Brand. Die Polizei fahndet nach einem Betrüger, der sich in Augsburg als Vertreter der Waagenfabrik Bizer in Balingen (Württ.) ausgab und bei dortigen GeschäftÄleuten Bestellungen und Anzahlungen auf eine Schnellwaage entgegennahm. Es ge­lang ihm mehrfach, seine Schwindeleien durchzuführen. Das zehnjährige Mädchen des Pflegers Hämmerte in Günz- burg stürzte vom Wagen, der von einer Dulldoggmaschine gezogen wurde, und wurde überfahren. Beide Beine wur­den derart zerquetscht, daß an einem Aufkommen des Kindes gezweifelt wird. In Rösingen brach ttirz vor Mitternacht in dem von zwei Familien bewohnten Anwesen des Land­wirts Quirin Walter Feuer aus, das so schnell um sich griff, daß in kurzer Zeit das Anwesen vollständig eingeäschert war. Die Insassen konnten kaum das nackte Leben retten.

Vom bayerischen Allgäu. 28. Juki. Der erwischte Schmuggler. Aus der Sommerfrische. Der Gendarmerie in Pfronten gelang es, an einer sehr ent­legenen Bergstelle einen Schmuggler mit voll bepacktem Rucksack festzunehmen. In dem Rucksack befanden sich nicht weniger als 1200 Virginia-Zigarren, die aus Tirrfl herüber­geschmuggelt worden waren. Die großen Erwartungen»

Landesgeschäftsstell« der Hindenburgspende ist für, Würt­temberg die Zentralleitung für Wohltätigkeit, Stuttgart, Fal- kertstraße 29. Spenden nehmen entgegen: Me Zentralleitung für Wohltätigkeit (Postscheckkonto 2825, Girokonto bei der Stadt. Sparkasse Stuttgart 2640, Girokonto bei der Württ. Landessparkaste 580), sowie die Bezirkswohltätigkeitsverein«, sämtliche Banken, Sparkasten und Postscheckämter.

Auch die Geschäftsstelle des Blattes nimmt Gaben entgegen.

die im Allgäu auf die diesjährige Saison gesetzt wurden scheinen sich, wenigstens der Zahl der Fremden nach, erfülle» zu wollen. Seit einigen Tagen ist Oberstdorf voll besetzt. An Privatquartieren, die wegen des niedrigeren PrejA besonders begehrt sin-, besteht sogar Mangel. Uuangench« vermerkt wird in Oberstdorf das Borgehen der Metzger, die eine ausgiebige Erhöhung der Fleischpreise einttete« ließ«. M« Gastwirte klagen über große Sparsamkeit der meisten Fremden. Außer Oberstdorf find noch Fischen, Sonthofen, Hindelang, Büh am Alpsee und Oderstaufen dieses Jahr jchf gut besucht ,

Ans Stadt und Land

Nagold, 29. Juli 1927.

Frisch schlägt der Puls des Lebens, und euchk Jugend schwör ich mir selbst. Schleiermacher"

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Zulassung von Aktie« an der Börse

V. Bei der Zulassungsstelle an der Börse zu Berlin ist dn Antrag gestellt worden, 10000 000 RM. 7°/» reichsmündel­sichere Anleihe der Württembergischen Wohnungskreditanstalt in Stuttgart, unter selbstschuldnerischer Bürgschaft des Frei­staates Württemberg zum Börsenhandel an der dortigen Börse zuzulassen.

ep. Evangelische Jugendarbeit in Württemberg. Zu welchem Umfang und welcher Vielgestaltigkeit in Würt­temberg die evang. Jugendarbeit sich entwickelt hat, zeigt die neueste Statistik ihrer Einrichtungen. Danach dienen dem Kleinkind 466 Kindergärten und Kinderpflegen mit SA Kindergärtnerinnen und Kinderschwestern, der wirt­schaftlich hilfsbedürftigen Jugend 48 Vereinshäuser, Lehrlings- und Ledigenheime mit 90 Berufsarbeitern und 91 freiwilligen Helfern, der gesundheitlichen Ju­gendfürsorge 48 Erholungs-, Kranken- und Pflegeheime mit 169 Berufsarbeitern und 55 freiwilligen Helfern, der sitt­lich gefährdeten Jugend 54 Einrichtungen (Erzieh­ungsanstalten, Zufluchtsstätten, Kinderrettungsvereine, Be- ratungsstellen, Sekretariate) mit 2L9 Berufsarbeitern uni 48 freiwilligen Helfern. Dazu kommen noch insgesamt 1836 Jugendvereine mit über 61 000 Mitgliedern, 154 Berufsarbeitern und 2435 freiwilligen Helfern.

Bauernregel für August. Was der August nicht kocht, läßt der September ungebraten. Ein kühler August nach einem heißen Juli verkündet einen harten, ein trockener August einen schneereichen Winter. Wettert's viel im August, du nassen Winter erwarten mußt. Im August Wind aus Nord, jagt die Unbeständigkeit fort- Wenn der August nicht Regen bringt, kein fetter Gaul aus dem Stalle springt. Me Taue befördern jetzt die Reife, darum: Der Tau tut dem August so not, wie jedermann das tägliche Brot,

Tau im August ist des Bauern Lust. Wenn's nicht donnert und blitzt, wenn der Schnitter nicht schwitzt und der Regen dauert lang, wird's dem Bauersmann bang. Wenn die Frösche knarren, muß du auf Regen harren. Doch: nicht alle Wolken bringen Regen und: je weniger Regen im August, je mehr Wein. Je dicker aber der Regen im August, je dünner der Most.- Ist August im Anfang heiß, wird der Winter streNg und weiß, stellen si-f Gewitter ein, wird's bis Ende auch so sein. Ein trocken« Sommer ist fruchtbar an Korn, denn die Sonne scheint keinen Hunger ins Land, dagegen sind Kotjahre Notjahre,

Wer im Heuet nickt gabelt, in der Ernt' nicht zabelt, km Herbst nicht früh aufsteht, der schau, wie's ihm im Winter oebt!

Abschuß von Aokschwänzen. Ein Bauer klagt mir, daß die Bienenzüchter seines Heimatdorfs alle Notschwänzchen als Feinde der Bienen absckjeßen Bedeutende Bienen­züchter versichern selbst, daß die Rotschwänzchen nur kranke, mattfliegende und wegen Krankheit ruhig dasitzende Bienen wegfangen und daher den Bienenständen eher Nutzen als Schaden stiften. Der Bogelkenner Kleinschmidt versichert, daß er in Mägen verendeter Rotschwänze niemals Bienen­reste gefunden habe. Es muß mithin der Abschuß von Rot­schwänzchen als eine Versündigung an der Natur bezeichnet werden. Außerdem rechnen die Äotschwänze zu denjenigen Singvögeln, die durch das Bogelschutzgesetz von 1908 das ganze 3ahr zu schonen sind. Den Singvogelmord wollen wir neidlos südlichen Ländern überlassen. Des wetteren gehöre« die Rotschwänze m den n-Micken Vögeln, die schädliches Gewürme aller Art in Menge vertilgen. Schließlich ist besonders der Hausrotschwanz der beste Freund und Mit­bewohner des Bauern, der den ganzen Tag Verbeugungen mit Brust und Kopf vor seinen Hausgenossen macht, ihnen schon in aller Frühe vom Dachfirst aus sein sanftes flötendes Liedchen vorflngt und ihnen durch seine anhaltenden schwer­mütigen Weisen bevorstehendes Regenwetter anzeigt.

Emmingen, 28. Juli. Beerdigung. Ein Trauergeleite, wie es Emmingen wohl noch nie sah, begleitete heute die sterb­liche Hülle des Christian Renz, Inhaber der Firma Martin Renz, zur letzten Ruhestätte, Mit Trommelwirbel marschierte der Kriegerverein zum Trauerhaus und unter Trommelwirbel wurde der Sarg zur letzten Fahrt bereitgestellt. Außer den vielen Verwandten, Bekannten und Geschäftsfreunden waren die Kriegervereine von Emmingen, Pfrondorf, Oberjetringen, Min­dersbach und Rotfelden im Trauerzug. Ein Trauermarsch, gespielt von der Musikkapelle Emmingen, begleitete den nach dem Wunsch des Verstorbenen, mit Tannenreis geschmückten Sarg. Der Ortsgeistliche, Herr Pfarrer Sigwart, legte seiner Grabrede die Worte 1. Mose 48, 21:Siehe ich sterbe und Gott wird mit Euch sein" zugrunde. Er betonte ganz beson­ders die Schaffensfreude, den eisernen Willen, sowie die An­teilnahme und Hile an den Geschicken jedes Einzelnen. Durch seine biedere Aufrichtigkeit gelang es ihm, sein Geschäft soweit emporzuführen, daß es heule weit über die Grenzen unseres engeren und weiteren Vaterlandes hinaus in bestem Rufe steht. Nur allzufrüh müssen seine Angehörigen die besonnenen und weitsichtigen Ratschläge des verstorbenen Vaters missen. Umrahmt war die Trauerfeier von Chören des Liederkranzes und Chorälen der Musikkapelle. Ehrende Nachrufe, in denen die Wertschätzung des Verstorbenen zum Ausdruck kam, hielten Arbeitnehmerinnen, sowie der Vorstand des Kriegervereins. Zum letzten Gruß senkten sich die Fahnen über das mit Blumen reichgeschmückte Grab.

Egenhausen, 28. Juli. Blitzschlag. Bei dem am Mitt­woch Abend um 5 Uhr über unser Dorf niedergehenden Ge­witter schlug der Blitz in das Anwesen der Geschwister Ehret am Ortsausgang und zündete. Zum Glück fand der Blitzstrahl nicht genügend Nahrung, so daß durch das rasche und umsichtige Eingreifen des Joh. Walter alt, sowie herbeigeeilter Nachbarn

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