Sette 2 - Nr. 172

Mittwoch, 27. Juli 1V27

Nagold« TagblattDer Gesellschafter«

5 Monate Zuchthaus als verbüßt angerechnet werben, «ei sämtlichen Verurteilten werden außerdem die Geldstrafen als durch die Untersuchungshaft als erfüllt betrachtet. Die Kosten des Verfahrens fallen bei den Verurteilten den Angeklagten zur Last, während sie bei den Angeklagten, wo Einstellung des Verfahrens ausgesprochen wurde, der Staatskasse zur Last fallen.

In seinem Schlußwort betonte Senatspräsident Niedner, daß das Gericht sich bewußt ist. daß die Strafanträge, die

hier schon von der Reichsanwaitschaft gestellt sind und mlt denen das Urteil im wesentlichen übereinstimmt, selbst in der gemäßigten Press« Aufsehen erregt haben. Dieses Aussehen würde nicht vorhanden sein, wenn diejenigen, die sich zur Geltendmachung dieser Aeußerung verpflichtet gefühlt haben, den Tatbestand so kennen würden, wie er in der Hauptoerhandlung zutage getreten sei. Es handelt sich hier in diesem Verfahren, das wohl von den 400 Strafverfahren, die bisher von dem Reichsgericht durchgeführt worden sind, als das s ch w e rst e anzusehen ist, vor allem darum, daß es voll erwiesen und jetzt auch noch von einem Vertei­diger, der in hohem Ansehen ist, nicht mehr bestritten wird, daß die Kommunistische Partei im Jahr 1923 dazu über­gegangen ist, ihr Ziel, di« Verfassung des Deutschen Reiches in gewaltsamer Wesse zu zerstören, vorbereitet zu haben und daß sie dazu übergegangen ist, das Ziel in dieser Zeit un­mittelbar zu verwirklichen. Die Hauptschuldigen be­finden sich in Rußland. Leider müßten aber die An­geklagten strafrechtlich verantwortlich gemacht werden und nicht diejenigen, die sich geflüchtet haben, nachdem sie di« Angeklagten in gewissenloser Wesse verführt hätten. Auch die weiter Hauptoerantwortlichen seien nicht in den Reihen der Angeklagten, sondern insbesondere unter den sogenann­ten kommunistischen Bonzen zu suchen, und zwar speziell in den Kressen der höheren Funktionäre der Kommunistischen Partei Deutschlands!

Neuestes vom Tage

Der Austritt des Reichskanzlers aus dem Reichsbanner

Berlin. 26. Juli. Wie zu erwarten war, erregr die Aus­trittserklärung des Reichskanzlers Dr. Marxan das Reichs­banner Schwär,z-rot-gold großes Aufsehen. Es ist bekannt, daß Dr. Marx mit der Haltung des Reichsbanners und sei­ner Führer seit einiger Zeit nicht mehr einig ging. Ent­scheidend für seinen Schritt war der letzte Aufruf des preuß. Oberpräsidenten Hörsing zu dem Aufruhr in Wien, der, wie Di. Marx in derGermania" erklärt, eine unberech­tigte Einmischung in die politischen Verhältnisse des befreundeten Oesterreichs und eine schwere Herab­setzung und Beleidigung der Bundesregie­rung enthält. Die der Zentrumspartei angehörenden füh­renden Mitglieder des Reichsbanners werden in Berlin zusammentreten, um über die weitere Stellung des Zen­trums ,zum Reichsbanner zu beraten. Es wird angenom­men, daß auch Reichsfinanzminsster Dr. Köhler seinen Austritt erklären werde. Die preußische Regierung selbst hat Hörsing nahegelegt, fein Amt in Magdeburg niederzu- tegen. Da aber nach der am Sonntag gefaßten Entschließung der Vertrauensmänner des Reichsbanners in Magdeburg Hörsing Vorsitzender des Reichsbanners Reiben und dessen Haltung noch schärfer radikal werden soll, so konnte dieser Beschluß und der Austritt des Reichskanzlers die Ent­schließungen des Zentrums nach der Ansicht der Franks. Ztg. wesentlich beeinflussen:es bliebe, wenn nun auch (Mischen Zentrum und der Linken) die Bande im Reichs­banner .zerrissen würden, nur noch die Bindung in der preußischen Koalition wer weiß, wie lange noch?"

L .Wiener Reuesten Nachrichten" begrüßen den Rück­tritt Hörsing s, der mit seinen unbegründeten äffent- 8chen Angriffen gegen die österreichische Regierung und mit seiner Stimmungsmache gegen Oesterreich der Anschluß- bewegung den schlechtesten Dienst erwiesen habe. Die Reichs­bannermitglieder des Zentrums seien nicht gewillt. Hörsing hierbei Gefolgschaft zu leisten.

Der deutsche Gesandte im belgischen Außenministerium

Brüssel, 26. Znli. Der deutsche Gesandte o. Keller sprach heute vormittag im Ministerium des Aeußern vor, um mit- zuteilen, daß die deutsche Reichsregierung nicht die Absicht habe, auf die letzte Note der belgischen Regierung zu ant­worten.

Die Aussprache über den Aufruhr im österreichischen Ratioaalrat.

Wien, 26. Juki. In der heutigen Sitzung des Natioual- vats begann die Aussprache über den Wiener Aufruhr. Ern starkes Polizeiaufgebot war vor dem Parlaments­gebäude aufgezogen. Die Minister waren vollzählig an­wesend. Bundeskanzler Dr. Seipel erklärte: Es sei A u f- -gäbe des Nationalrats, dafür zu sorgen, daß in Zu- ^ kunft solche Ereignisse wie vom 15. bis 18. Juli nicht wiederkehren und daß die österreichische Republik von ihren Wunden gesunde. Bezüglich des Schattendorfer Ur­teils falle ins Gewicht, daß von einem Teil der Presse die Bezeichnung der Angeklagten alsMörder" schon vorweg genommen worden sei. Eine Reihe von Geschworenen sei auf Antrag eines sozialdemokratischen Rechts- Anwalts mit Zustimmung der Star"-anwaltschafl als be­fangen abgelehnt worden. Man> . e also dies Geschwo­renengericht nicht alsKlassengericht" bezeichnen. Man hätte vielleicht vom Parlament verlangen können, die Ge­schworenengerichte abzuschaffen oder umzugestalten oder ein­zuschränken, bis wieder mehr Vertrauen in diese Form der -Gerichte eingetreten wäre. Die Regierung habe es unter­lassen, einen in diesem Sinne gehaltenen Entwurf einzu- bi innen, weil eine so wichtige Angelegenheit nicht durch ein Gelegenheitsgesetz in einem Augenblick der Leidenschaft und der Erbitterung geregelt werden sollte. Aber wenn aus der Nationalversammlung, möglichst im Zusammenwirken aller, der Regierung ein Vorschlag gemacH wird, wie das Gerichtswesen sie in Zukunft regeln soll, um es der Leidenschaft mehr zu entrücken, gebe ich jetzt schon meine Zustimmung. Auch einen Pressereform­entwurf hat die Regierung aus demselben Grund nicht eingebracht. Bei dem ersten Angriff auf die Si ch e r he i ts- wach e am 15. Juli war diese nicht mit Gewehren bewaffnet. In die Krankenhäuser sind zwei Stunden lang nur verwundete Polizeibeamte eingekrefert worden. Da der Wiener Landeshauptmann militärische Unterstützung ablehnte, hat der Polizeipräsident bestimmte Abteilungen der Polizei mit Gewehren bewaffnet. Erst dann ist der Umschwung eingetreten. Als das Militär das Par­lament und den Iusfizpalast besetzt hatte, hörten die Exzesse biss und das Militär brauchte keinen Schuß abMaeben.

Vielleicht wäre die Hälfte der Opfer vermieden worden, wenn das Militär sogleich herangezogen worden wäre.

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Die sozialistische Mehrheit des Wiener Gemeindeaus- schusses genehmigte die Aufstellung der Gemeindswache von 2000 Mann, die am 1. September auf 1000 Mann ver­mindert werden soll. Außer dem Wachdienst soll die Wache auch Mm Erhebungsdienst und zur Ueberwachung der seit dem 1. Oktober 1925 (d. h. seit den letzten Wahlen) er­lassenen Vorschriften verwendet werden.

Der Kommandant der Gemeindewache, Major a. D. Ver­näh, hak auf seine Stelle verzichtet, weil seine Mannschaften rhm verschiedentlich den Gehorsam verweigerten-

-st

Die Wiener Staatsanwaltschaft hat die Anklage gegen den Abg. Pieck wegen Anstiftung und Beihilfe zum Lan- ^sverrat zurückgezogen, worauf Pieck freigekaffen wurde. Er ist unter Bewachung bis zur Grenze nach Berlin ab­gereist.

England und das Anschlußverbok

London, 26. Juli. Die österreichische Regierung hatte beabsichtigt,.im Zusammenhang mit dein Wiener Aufruhr in London wegen einer Anleihe anzufragen, um der Arbeitslosigkeit in Oesterreich zu begegnen. Man ließ durch- blicken, wenn die Mächte den Anschluß an Deutschland ver­bieten und verlangen, daß Oesterreich eine selbständige Re­publik bleibe, so seien sie auch verpflichtet, Oesterreich die Mittel zu geben, um seine Finanzmaschine in Gang zu hal­ten und revolutionäre Störungen der Kommunisten usw. bekämpfen zu können. Dazu bemerkt jedoch derDaily Telegraph", und zwar im Sinn der englischen Regierung, der Anschluß werde weniger von England, als von Frank­reich und Italien sowie vom Kleinen Verband bekämpft: die britische Ansicht sei, daß die Erhebung der Anschlußfrage jetzt noch unzeitgemäß wäre; sie werde im Lauf der Zeit durch die Kraft der natürlichen Verhält­nisse von selbst ins reine kommen. Es bestehe da­her kein Grund, warum England Oesterreich Finanzhilfe leisten soll, um diese Entwicklung abzuwenden. Von einer unmittelbaren Gefahr des österreichisch-deutschen Zusam­menschlusses könne nicht gesprochen werden.

Entschieden wendet sich das Blatt gegen den tschechischen Plan (Benesch) einer Art von Donauzollverein, der nur aus den Ausschluß und die handelspolitische Schädigung Englands angelegt, obgleich diese neuen Donaustaaten gerade der finanziellen Hsffe Englands ihre finanzielle Wiedergefimdung verdanke«.

Württemberg

Stuttgart. 26. Juli.

Reue Straßennamen. Nach einem Beschluß des Ge­meinderats gibt es in der Werkbundsiedlung einen Bruck­mann-Weg, einen Pankok-Weg und einen Hölzel-Weg, letz­terer nach dem Kunstmaler Professor Hölzel genannt. Außer­dem wurde bei der Friedrich Ebert-Straße eine andere Straße in Rathenau-Straße benannt.

Essenbahnunfall. Die Reichsbahndirektion teilt mit: Am 25. Juli ist nach 22 Uhr der Güterzug 8286 in Ebersbach bei der Einfahrt mit Lokomotive und Gepäckwa g e n entgleist. 5 nachfolgende Güterwagen, darunter 4 Vieh­wagen wurden ineinander geschoben und stark beschä­digt. Dabei ist der Schaffneraushelfer Gotthilf Layer aus Stuttgart getötet und der Reservezugführer Neu - kämm leicht verletzt worden. 3 Stück Vieh sind um­gekommen. Beide Hauptgleise waren bis Mitternacht ge­sperrt. Seither wird der Betrieb auf Gleis Stuttgart-Ulm zwischen Ebersbach ünd Uhingen eingleisig durchgesührt. Die Aufräumungsarbeiten werden voraussichtlich 12 bis 14 Stunden dauern. Die Ursache der Entgleisung liegt vermut­lich in einer Beschädigung einer Weiche an der Wurzel.

Aus dem Lande

Eßlingen. 26. Juli. Die Hand ab gesägt. Ein in einem hiesigen Sägwerk beschäftigter Schreiner kam der Kreissäge zu nahe, wobei ihm die linke Hand am Hand­gelenk abgesagt wurde.

Haubersbronn,- OA. Schorndorf, 26. Juli. Mit dem Motorrad verunglückt. Ein 25 Jahre alter Motor­radfahrer aus Münster geriet an einer Kurve, deren Gefähr­lichkeit er wahrscheinlich unterschätzte, mit seinem Rad infolge des zuvor gefallenen Regens ins Rutschen. Er wurde vom Rad geschleudert und erlitt schwere innere Verletzungen, so- daß der Verunglückte ins Bezirkskranksnhaus nach Schorn­dorf transportiert werden mußte, wo er in der darauffolgen­den Nacht seinen Verletzungen erlegen ist. Er soll von einem Besuch bei seiner Braut zurückgekehrt sein und hatte erst vor wenigen Tagen den Führerschein erhalten.

Vom Rechberg. 26. Juli. Reiche Ernte. Die Fruchtselder stehen prächtig. Schlagregen und Hagel sind schonend vorbeigegangen. Gerste und Roggen beginnt zu gelben. Die Ähren sind voll. Der Kern ist gut. Weizen und Dinkel stehen dicht in satten Kolben. Auch die Haber­äcker sind schön. Unkraut ist da, aber mäßig. Die Kartoffeln blühen. Im Kleeacker ist der zweite Schnitt reich ausgefallen. Heu gab es viel und kam gut in die Scheuer. In den Obst­gärten aus der Höhe hängen die Aepfel- und Birnbäume voll. Auch in den Tälern hat der Maifrost nicht durchweg aufgeräumt. Dagegen sind die Nußbäume talwärts frucht­los, aus den Höhenzügen aber reichlich voll. Kirschen g«b es viel. Die kleinen Holzkirschen werden zu Schnaps ge­brannt. Zwetschgen, Pfaumen und Zipparten fehlen fast gänzlich. Bohnen sind blütenvoll und setzen kräftig an. Jo­hannis- und Stachelbeeren gibt es viel.

Weinsberg. 26. Juli. Lebensmüde. In einem An­fall, der-sich schon öfters wiederholte, wollte sich ein Mäd­chen am Samstag abend anscheinend unter den 6-Uhr-Zug werfen. Es bedurfte des ganzen Kraftaufwands zweier Männer und einer Krankenschwester, um die Bedauerns­werte von ihrem Vorhaben abzubringen.

Riederich OA. Urach, 26. Juli. Selbstmord. Der 28jährige Eugen Flamm, der erst vor kurzem wegen Brand­stiftung in Mittelstadt eine Gefängnisstrafe verbüßte und in Oferdingen als Korbmacher tätig war, hat in einer Scheune durch Erhängen seinem Leben ein Ende gemacht.

Balingen, 26. Juli. UmgeworfenerAutoomni- bus. Am Sonntag abend etwa 9 Uhr kam ein Tübinger Autoomnibus bei einer scharfen Kurve beim Katzensteigle ins Schleudern und wurde umgelegt. Da der Omnibus voll besetzt war, gab es eine Anzahl von Verletzungen, Ne zum Glück alle leichterer Natur waren.

Niederstetten OA. Gerabronn, 26. Juli. Auffallende Erscheinung. Die Zahl der Blinddarmentzündung.,, mehrt sich in unserer Gegend in erschreckendem Maße. In weniger als zwei Wochen wurden im Schrozberger Kran­kenhaus acht Blinddarmoperationen vorgenommen. Ob die sommerliche Ernährung Schuld daran trägt oder andere Ur­sache vorhanden war, ist nicht festgestellt.

Faurndau, OA. Göppingen, 26. Juli. Entdeckter Brandstifter. Der Kriminalpolizei ist es gelungen, den Brandstifter in der Person des 24jährigen "Bauernsohns Christian Hofmann vom Brandplatz weg, wo er sich M Feuerwehr gemeldet hakte, zu verhaften: er soll nicht nur die Brandlegung der Mühle von Hermann Kümmerte, son- dern insgesamt 15 Brandstiftungen eingestanden haben, darunter auch eine in seinem elterlichen Haus, wo jedoch seinerzeit das Feuer nicht zum Ausbruch kam. Der Brand­stifter mußte vom Rathaus weg von den begleitenden Poli- zeimannschasten in Schutz genommen werden, sonst hätte ihn die empörte Einwohnerschaft ..bearbeitet". Auf die Ergrei- fung des Brandstifters war schon seit längerer Zeit eine Belohnung von 2000 Mk. ausgesetzk.

Biberach, 26. Juli. Einführung einer Auto, linie. Die Autolinie BiberachBuchau ist am letzten Samstag offiziell eröffnet worden.

Ochsenhausen, 26. Juli. Bon einem Motorrad überfahren. Auf dem Heimweg von Biberach nach Laubach geriet der Landwirt Ströbele unter ein Motor­rad und wurde schwer verletzt.

ssm nahen Oberstetten brannte die große Scheuer des Gutsbesitzers Benedikt Kienle bis auf die Grundmauern nieder. Brandstiftung wird vermutet; ein Verdächtiger von 'Oberstetten wurde verhaftet.

Vom Bodensee, 26. Juli. Bergung von Leichen. Di« Leichen des Lindauer Bootsunglücks sind nun geborgen. Am Sonntag wurde die verheiratete Opernsängerin Wilhel­mine Wrana geb. Falkner aus Breslau im See treibend aufgefunden und in der Nähe des Giebelbachs geborgen. Die Leiche trug die sämtlichen Wertsachen bei sich. Gestern wurde auch di« Leiche der Ehefrau Wörle in der Nähe des Giebeldachs geborgen.

Schlatt (Hohenz.), 26. Juli. Brandstifter. Der Ur­heber der beiden letzten Brände wurde in der Person der 27jährigen Konrad Sch. von hier verhaftet. Er gestand, daß er noch fünf weitere Brände habe legen wollen.

Von der bayerischen Grenze. 26. Juli. Eltern sehen ihr Kind aus. Die Eltern, die, wie berichtet, auf dem Weg von Kaufbeuren nach Oberbeuren ihr zweijähriges Kind ausgesetzt haben, konnten nunmehr festgenommen werden. Es handelt sich um den verheirateten Steinbrecher Wilhelm Geiger und seine Ehefrau Frieda, beide von Württemberg. Geiger leistete bei seiner Festnahme Widerstand und machte einen Selbstmordversuch. Das Messer, mit dem er sich ln die Brust stechen wollte, wurde ihm rechtzeitig abgenommen.

Aus Stadt und Land

Nagold, 27. Juli 1927.

Me hatte ich Kummer. Nur eine Stunde mit Lesen zugebracht, verscheuchte ihn. Montesquieu.

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Vom Rathaus

Gemeiuderatsfitzung vom 20. Juli 1927.

Anwesend: Vorsitzender und 13 Gemeinderäte.

Abwesend: Die Gemeinderäte G. Harr, Weitbrecht und Schweden

Mitteilungen. Im Einlauf befinden sich Genehmigungs­erlasse der Min.-Abtlg. für Bezirks- und Körperschaftsverwal­tung zwecks Schuldaufnahme zur Wiederausleihung an Bau­lustige bei der Landesversicherungsanstalt, zwecks Erstellung des Kleinkinderschulgebäudes und zur Ausbesserung der Hochwasser­schäden. Weiter wird Kenntnis genommen von dem Kossen­bericht der Stadtpflege für den Monat Juni, von der Erhöhung des Zinssatzes für ein Darlehen bei der Württ. Girozentrale ab 1. Sept. 1927 von 7^ auf 8V°V», ferner von der Geneh­migungsurkunde für den Betrieb der Kraftfahrlinie Altensteig- StadtNagold.

Bau- und Straßeusachen. Zum Anschluß der Wilh. Schuler'schen- und Kleintinderschulneubauten an die Wasserlei­tung wird der Wasserleitungsstrang in der Hohestraße um 50 Meter mit einem Kostenaufwand von ca. 700 ZF! verlängert. Die Verlegung der Leitung wird dem Schloffermesster Broß hier übertragen. Die Lieferung von 75 Gerüstdielen in den Holzgarten erhält die Fa. Gebr. Theurer hier für 3.15 ZF pro czm. Zur Aufnahme des Regenwassers der oberen Herren­bergerstraße soll vor dem Pflugbrunnen ein Schacht gebaut werden, von dem aus das Wasser in den Kreuzertalbach ge­leitet werden kann. Kostmaufwand ca. 150 ZF!. Die Fa. Reichert <L Cie. Nachfolger, Wollreißerei in Nagold, beabsich­tigt auf ihrem Anwesen Geb. Nr. 4 an der Staatsstraße nach Altensteig eine Karbonistertrommel aufzustellen. Vom bau­technischen Standpunkt aus ist hiegegen nichts einzuwenden, ob aber durch die durch das Kamin abziehenden salzsäurehaltigen Dämpfe nicht eine Schädigung des benachbarten Stadtwalds zu besorgen ist, soll durch Sachverständigengutachten festgestellt werden. Gegen die nunmehr an der Emmingerstraße auf dem Hofraum des Reinhold Merkle z.Burg" aufzustellende Tank­anlage der Olex G.m. b. H. wird nichts mehr eingewendet. Die städt. Viehwaage im Farrenstall, bei der es immer wieder Störungen gibt, soll durch eine neue Lausgewichtswaage mit einem Aufwand von rund 600 ZF! ersetzt werden. Die Firma Dietrich in Ulm zahlt für die alte Waage eine Entschädigung von 100 ZF!. Ein Gesuch um Nachlaß der Trottoirkosten kann der Folgen halber nicht berücksichtigt werden.

Sonstiges. Gegen die WirtschaftSkonzessionsgesnche des Philipp Dürr, Gastwirts z.Köhlerei" und des Christian Leitz, Gastwirts z.Traube" wird nichts eingewendet. Der Kin­derrettungsanstalt Stammheim wird anläßl. ihres Jubiläums ein einmaliger Beitrag von 100 ZF! verwilligt. Der Vor­sitzende berichtet noch über den Städtetag in Ulm und von der Gründung eines Verbands der gasbedürftigen Gemeinden des Landes, der als Gegengewicht gegen den neulich gegründeten Verband der gaswerkbesitzenden Städte gelten soll. Woh- nungs- und Baudarlehenssachen, sowie Urlaubsgesuche der städt. Beamten uud Dekreturen bildeten den Schluß der Sitzung.

Die neue Krankenkafsenverficheruogs- Pflichtgrenze

Angestellte mit einem Monatseinkommen von 225300 waren bisher nicht verpflichtet, einer Krankenkasse anzugehören. Der Reichstag hat, mit Wirkung vom t. Oktober 1927 die Erhöhung der Versicherungsgrenze auf 300M monatlich (Zu-