FREITAG, 25. JUNI 1954

Schröder verteidigt dieAktion Vulkan

Ehrenerklärungen und Entschädigungen zugesagt / Bundestag erörtert Paritätsgesetz-Entwürfe

Lenz tritt nicht zut ück

BONN. Der CDU-Bundestagsabge- ordnete Dr. Otto Lenz will seinen Auftrag, den Vorsitz des geplanten Koordinierungsausschusses für Ver­lautbarungen der Bundesregierung zu übernehmen, nicht zurückgeben. Wie Lenz am Donnerstag erklärte, habe er vom Bundeskanzler einen Auftrag und könne .erst dann Stellung neh­men, wenn der Kanzler endgültig über den Koordinierungsauschuß entschie­den habe. Lenz hatte am Donnerstag Besprechungen mit dem Fraktions­vorstand der CDU/CSU in Bonn.

Bomben aui Honduias

TEGUCIGALPA. Unbekannte Flug­zeuge haben in der Nacht zum Don­nerstag vier Städte in Honduras nahe der Grenze mit Guatemala bombar­diert, verlautet aus Regierungskrei­sen von Honduras. Honduras hat bei den Vereinten Nationen protestiert. Es soll sich um guatemaltekische Re­gierungsflugzeuge gehandelt haben.

BONN. Der CDU-Abgeordnete Mül­ler-Hermann, dessen vier Alter- nativentwürfe zu den zwei Verkehrs­gesetzen der Regierung im Bundestag zunehmende Unterstützung gefunden haben, erklärte am Donnerstag, die Unfallbekämpfung und der Straßenbau müßten im Vordergrund der ersten Maßnahmen zur verkehrspolitischen Neuordnung stehen.

Wer heute ernsthaft auf lange Sicht eine Unfallbekämpfung vorbereiten wolle, müsse mit aller Energie an den Straßenbau herangehen. Wörtlich sagte Müller-Hermann:Wir werden in Kür­ze vor der Entscheidung stehen, entwe­der unsere gesamte Automobilindustrie kategorisch zu drosseln, oder aber die Neuproduktion an Kraftfahrzeugen und die Neuproduktion an Straßenkapazität in ein bestimmtes Verhältnis zu brin­gen. Dabei würde es nicht so vordring­lich um den Ausbau der Autobahnen gehen, sondern umBeseitigung derHaupt- gefahrenpunkte durch die Schaffung

New-Look-Strate«ie

BONN. Große Manöver der NATO- Armee-Gruppe Nord werden vom 22. bis 28. September in Nordwestdeutsch­land stattfinden. Der Oberbefehlshaber der Armeegruppe, General Sir Richard G a 1 e, gab in Bad Godesberg bekannt, daß die Manöver nach der sogenannten New-Look-Strategie und unter der Annahme stattfinden, daß beide Seiten Atomwaffen verwenden.

BONN. Bundesinnenminister Dr. Schröder begründete in der Don­nerstagssitzung des Bundestages das seinerzeitige Vorgehen in derAktion Vulkan mit der Notwendigkeit, eine erwiesenermaßen gefährliche Spiona- 'georganisation schon im Entstehen zerschlagen zu können. Auf Grund einer Interpellation der SPD über die im April vorigen Jahres eingeleitete Aktion, bei der 39 Personen verhaftet wurden, teilte Schröder mit, daß dabei rechtsstaatlich vorgegangen worden sei und die einzelnen Fälle ebenso abgeschlossen würden. Er sagte ferner Ehrenerklärungen und Entschädigun­gen für die Schuldlosen zu.

In seinem Rededuell mit der SPD teilte Schröder mit, daß die Verhaf­tungen in der Vulkan-Affäre aus­schließlich auf richterlichen Befehl vorgenommen wurden.

Die 38 Haftfälle (einer verübte Selbstmord) schlüsselte Dr. Schröder wie folgt auf: zwei Beschuldigte er­hielten wegen Landesverrats Gefäng­nisstrafen, gegen drei wurde das Hauptverfahren eröffnet, fünf werden demnächst unter Anklage gestellt, ge­gen vierzehn fand eine Voruntersu­chung statt, gegen drei laufen die Er­mittlungen noch, und elf sind außer Verfolgung gesetzt worden.

Anschließend beriet der Bundestag in erster Lesung die von der CDU/

Dreimal größer . . .

TOKIO. Der führende japanische Strahlungsforscher Dr. Masao Tsu- z u k i hat die Schätzung des amerika­nischen Arztes Dr. W a r r e n bestätigt, daß die Zahl der Opfer der Atom­bombenangriffe auf Hiroshima und Na­gasaki dreimal größer sei, als die offi­zielle Zahl von 152 034. Dr. Warren, Lei­ter der medizinischen Abteilung an der Universität in Los Angeles, hatte als einer der ersten Amerikaner die Aus­wirkungen der Atombomben auf Japan untersucht.

CSU und der FDP eingebrachten Pa­ritätsgesetzentwürfe für die Land­wirtschaft. Während die CDU/CSU nur wünscht, daß der Gesamtertrag der Landwirtschaft den notwendigen Aufwand deckt, will die FDP den Preisindex landwirtschaftlicher Er­zeugnisse unmittelbar in ein ange­messenes Verhältnis zum Preisindex der landwirtschaftlichen Betriebsmit­tel und Löhne bringen. Beide wollen sich wirtschaftspolitischer Mittel, vor-

Kleine Weltchronik

slawischen Stadt Sid, 100 km nordwest­lich von Belgrad Schäden von 4 Mil­lionen DM angerichtet. Mehr als 170 Häuser wurden unwohnbar. Große Ge­biete bebauten Landes sind über­schwemmt worden.

Nationalchinesische Flugzeuge abge­schossen. 10 nationalchinesische Flug­zeuge amerikanischer Herkunft seien in der Zeit vom 11. Mai bis zum 6. Juni an der Küste der Provinz Tsche- kiang abgeschossen worden, behauptet die kommunistische Nachrichtenagen­tur neues China.

Atomwissenschaftler-Treffen in den USA. Mehr als tausend Atomwissen­schaftler aus den USA und 20 anderen Ländern traten in der Michigan-Uni­versität in Ann Arbor zu einem Kon­greß zusammen, auf dem die Möglich­keiten zur Nutzung der Atomenergie

nehmlich der Preis-, Handels-, Steuer- und Kreditpolitik, bedienen. Eine Sachverständigenkommission soll Un­terlagen sammeln und der Bundesre­gierung dann Vorschläge unterbreiten.

Die CDU/CSU will mit ihrem, auch von der DP und dem BHE unterstütz­ten, Entwurf vornehmlich die Be­triebsmittelkosten und die steuerliche Belastung der Landwirtschaft senken. Ihr Sprecher sagte, man wollenicht an der Preisspirale drehen.

Die FDP vertrat die Ansicht, daß ihre Vorschläge am schnellsten wirk­sam werden könnten. Ihr sei es ei­nerlei ob die Parität von der Preis­oder Kostenseite hergestellt werde.

PRESSE STIMMEN

Erfolg dringend benötigt

Die ZüricherTat nimmt zu den auch von anderen Schweizer Zeitungen stark beachteten Forde­rungen Dr. Adenauers Stellung, der Bundesrepublik die Souveräni­tät zu übertragen. Das Blatt meint:

Diese Äußerungen des Unmuts und der Ungeduld als bloße Wahlparolen abzutun ist gefährlich. Die Bundestags­wahl war ein Plebiszit für Adenauers Europapolitik. Seither hat diese Politik keine greifbaren Erfolge gezeitigt und nur Niederlagen einstecken müssen. Der Kanzler braucht aber heute einen Erfolg. Er braucht ihn dringend, zu­mindest vor der nächsten Wahlserie im Herbst, und wenn er ihn nicht auf der europäischen Ebene finden kann, dann muß er es auf der nationalen.

den. Die auf diese Weise zusammen- kommenden Kapitalien müßten dann innerhalb der Metallindustrie des Landes, hauptsächlich in Besitzanteilen. angelegt werden.

Häußler warnte erneut vor den Ge­fahren einer expansiven Lohnpolitik, wie sie von der IG Metall verfochten werde. Der vön ihm in Zusammenhang mit Vertretern der christlichen Arbei­terschaft erarbeitete Vorschlag sei für alle Teile annehmbar und schaffe zu­gleich die Voraussetzungen für eine Ertragsbeteiligung der Arbeiter durch die Schaffung von Miteigentum.

Suehrig: Angebot ablehmn

STUTTGART. Auf einer Kundgebung in Stuttgart hat Herbert Suehrig vom Vorstand der Industriegewerkschaft Metall die Metallarbeiter von Nord­württemberg und Nordbaden aufge­fordert, die von den Arbeitgebern an­gebotenen Lohnerhöhungen von fünf und sieben Pfennig abzulehnen. Die Ar­beiter sollten bei der Urabstimmung am kommenden Freitag die Gewerk­schaft mit der Durchsetzung einer acht- prozentigen Lohnerhöhung beauftragen.

Henry Ford bei Adenauer

hf. BONN. Henry Ford, der Enkel des Begründers der Fordwerke, wurde am Donnerstagvormittag von Bundes­kanzler Dr. Adenauer empfangen. Der amerikanische Hohe Kommissar, Botschafter C o n a n t, nahm an der Unterredung teil. Ford, der zu einem dreitägigen Besuch in der Bundesrepu­blik weilt, traf auch mit den Bundes­ministern Erhard und Schäffer zusammen.

Straßen und Kfz in ein Gleichgewicht

Müller-Hermanns Entwürfe zu den Verkehrsgesetzen

Von unserer Bonner Redaktion

von Ortsumgehungen, verbesserte Durchfahrten, die Anlegung von Rad­fahrwegen und die systematische Un­terstützung der Bemühungen der schwä­cheren Baulastenträger vor allem der Gemeinden und der kommunalen Ver­bände. Der Bundestag müsse sieh da­für entscheiden, daß neben den bishe­rigen Aufwendungen für den Straßen­bau die durch die zusätzliche Belastung des Straßenverkehrs aufgebrachten Steuermittel in den Verkehrswegen in­vestiert werden.

Matjesheringe via Heuß. Bundesprä­sident Heuß bekam in Bonn das erste Faß mit Matjesheringen aus der dies­jährigen Fangsaison überreicht.

Soldatenball für Prinzessin Margaret. Aus Anlaß des Deutschlandbesuchs von Prinzessin Margaret von England wer­den die Befehlshaber der britischen Armee, der Luftstreitkräfte und der Marine in der Bundesrepublik in Bad Eilsen einen großen Ball veranstalten.

Adenauer wünscht deutsche Lang­wellensender. Bundeskanzler Adenauer hat die westdeutschen Rundfunkinten­dantenvornehmlich aus außenpoliti­schen Gründen aufgefordert, einen Langwellensender in Betrieb zu neh­men.

Flugzeug abgestürzt. Beim Absturz eines Transportflugzeuges der indi­schen Luftstreitkräfte kamen fünf Of­fiziere und ein Unteroffizier ums Le­ben.

Verheerende Wasserschäden. Ein- Wolkenbruch hat im Gebiet der jugo-

Investive statt expansive Lohnpolitik

Häußler erneuert Schlichtungsvorschlag an die Metallindustrie

STUTTGART. Der CDU-Bundestags- abgeordnete Erwin H ä u ß le r hat vor der Presse in Stuttgart seinen Vor­schlag zur Beilegung des Lohnkonflikts in der Metallindustrie Nordwürttem­bergs und Nordbadens erneuert. Häuß­ler hatte in der vergangenen Woche vorgeschlagen, die Metallindustriellen sollten die Forderung der IG Metall auf 12 Pfennige Lohnerhöhung aner­kennen. Von diesen 12 Pfennigen soll­ten jedoch nur vier bis fünf Pfen­nige unmittelbar ausbezahlt werden. Der Rest solle als sogenannteInve- stivzulage an eine im Einvernehmen beider Tarifpartner zu gründende In- vestitions-Treuhand-Gesellschaft abge­führt und dort persönlichen Konten der Metallarbeiter gutgeschrieben wer-

für die Friedenswirtschaft errötert werden sollen.

Internationaler Eisenbahnkongreß. Einheitliche Maßnahmen zur Verbesse­rung des internationalen Eisenbahn­verkehrs werden auf einer zweiwöchi­gen Konferenz von mehr als 250 Eisen­bahnfachleuten aus 30 Ländern erör­tert, die in Hamburg eröffnet wurde.

Großfeuer in Seoul 50 Tote. Bei einem Großfeuer im Marktviertel der südkoreanischen Hauptstadt Seoul sind etwa 50 Menschen umgekommen.

Neuer Marienfeiertag. Papst Pius XII. wird voraussichtlich am 1. November auf dem Petersplatz in Rom zum Ab­schluß des Marianischen Kongresses einen neuen Marienfeiertag für die ge­samte Kirche einführen, der an jedem 1. Mai gefeiert werden soll.

Westberliner Metallarbeiter streiken. Unter den 95 000 Westberliner Metall­arbeitern ist am Donnerstag ein Lohn­streik ausgebrochen, der großen Um­fang anzunehmen droht.

ROMAN EINER EHE VON ANNE 0AY

Copyright by Cosmopress, Genf,

durch Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden

(8. Fortsetzung)

Charles stutzte: so hatte er sie bisher noch nie gesehen.. In dem Aerztemantel war sie ganz verändert, kalt und weiß. Neulich, mit dem kurzen Röckchen, dem lustigen roten Pullover und dann im Badeanzug mit dem braunen Hautstreifen, war das ganz anders. Aber jetzt... ? Dieses Weiß hatte etwas Se­riöses, Fremdes. Charles erschien es fast wie etwa Feindliches.

Sie lächelte zwar, als sie auf ihn zukam,, aber Charles war verwirrt: nein, daran würde er sich nie gewöhnen.

Ihr Lächeln war müde, etwas mühsam, und über ihren Augen stand eine harte, an­gestrengte Falte:Es ist lieb, daß du ge­kommen bist. Suzanne führte ihn zu einem kleinen Herrn mit spitzem, grauen Gesicht: Du weißt, ich habe heute die Frau von Professor Pasquier operiert.

Der kleine graue Herr erhob sich, Charles Hand wurde gedrückt:Ich bin Ihnen sehr dankbar, Monsieur de Beaulieu, daß Sie Ihre Reise unterbrochen haben; ich bin tief in Ihrer Schuld und in der Ihrer Frau.

Charles wollte etwas erwidern, irgend et­was belanglos Konventionelles:Aber bitte, begann er, doch dann sprach er nicht weiter. Das ist ja lächerlich, ganz gegen meinen Willen wurde die Reise unterbrochen, der dort ist mir nichts schuldig, nicht frei­willig habe ich es getan, sie hat mich dazu gezwungen.

Plötzlich, ganz überaschend, war sein Aerger wieder da, so wie wenn er ihn aus dem grauen, scharfgestutzten Bart ange­sprungen hätte, als wäre er aus den Taschen des seriösen feindlichen Weiß geschlüpft, als hätte er zwischen den harten Falten auf

ihrer Stirn gesteckt und nur höhnisch darauf gewartet, herunterzufützen, um sich auf ihn zu setzen.

Und das sind meine Kinder.

Charles sah in sehr blaue Augen. Komisch, ein verknöchertes Eichhörnchen hat zwei hübsche Kinder. Die scheinen auch das ein­zig Normale hier zu sein, die einzigen, die sich keinen würdigen Umhängebart vorge­bunden haben.

Wirklich! Ja, auch Suzanne richtig, jetzt ist sie eine Suzanne und keine Justine mehr auch sie trägt eine gemessene, überhebliche Maske wie einen Vollbart.

Ich wäre dir dankbar, Charles, wenn du hier auf mich warten würdest, ich muß noch mit Professor Pasquier zu seiner Frau gehen. Gesellschaft hast du ja, sie meinte die Kinder.

Sie geht zu Mama! Es klang so selbstver­ständlich, so alltäglich:Bitte grüßen Sie Mama, sagte Lisette; schon längst hatte sie ihre Sorge und Angst von vorhin vergessen. Jetzt war alles angenehm, auch dieser Herr hier, der ihr besonders großartig vor­kam.

Doch Charles hatte keine Lust, zu warten. Er wollte fort. Seine Hand machte eine un­geduldige Bewegung, aber dann schwieg er. Vor diesem grauen, professoralen Eichhörn­chen wollte er sich seinen Aerger nicht an­merken lassen.

Einen Augenblick stand Charles an der Tür, die sich wieder geschlossen hatte. Er wußte nicht recht, etwas mit sich anzufangen. Gewohnheitsmäßig suchte er nach Ziga­retten. Er zog ein Paket Lucky Strike heraus:Rauchen Sie? fragte er und hielt Lisette das Paket hin.

Eigentlich durfte sie es nur an besonderen Festtagen, aber heute war es fast schon wie ein Feiertag. Lisette nahm eine, und Charles reichte das Paket dem Jungen.

Wollen wir uns nicht setzen? Charles hatte das Bedürfnis, sich die Wartezeit etwas gemütlicher zu machen. Was spricht man nur mit den Kindern, überlegte er.Gehen Sie

nach zur Schule oder haben Sie bereits das Abitur hinter sich? entschloß er sich den Jungen zu fragen, obwohl ihm das völlig gleichgültig war.

Ich bin in der Vorletzten. Antoine be­mühte sich nicht einmal, seine Antipathie zu verstecken.

Da sind Sie also nächstes Jahr fertig? Wissen Sie schon, was Sie werden wollen? Gelangweilt rauchte Charles vor sich hin.

Das geht ihn gamichts an, ärgerte sich der Junge. So eine Zudringlichkeit!

Weshalb sprach er nur mit Antoine? Lisette zog etwas heftig an der Feiertagszigarette: Mein Bruder will Dirigent und ich Opern­sängerin werden, platzte sie unvermittelt heraus.

Charles war über den plötzlichen Ausbruch etwas erstaunt. Taxierend sah er sie an: ein hübsches Mädchen, nicht schön, aber pikant mit dem langen, offenen Haar. Selbstver­ständlich will sie zur Bühne. Na, immerhin besser Oper als Film.Und was für eine Stimmlage haben Sie?

Natürlich Sopran. Lisette geriet in Eifer: In einem Jahr beginne ich mit dem Partien- Studium. Sie wissen doch. Mama war Kolora­tursängerin. Früher, bevor sie Papa geheira­tet hat, war sie die Elisabeth Gandry, eine sehr berühmte Mimi. Und natürlich versteht Mama enorm viel von Stimmen und sie ist sicher, daß ich ein großes Material habe. Lisette bemühte sich, alles, was ihr wichtig erschien, rasch zu erzählen.

Aha, als eine ehemalige ,Mimi muß Ihre Frau Mama das natürlich gut beurteilen können, bestätigte Charles übertrieben ernst, doch ein kleines Lächeln saß zwischen seinem Mundwinkel.

Lisette nickte; sie war überzeugt davon, daß er nun alles begriffen habe. Verträumt balancierte sie auf der Armlehne des Sessels, die langen Mädchenbeine baumelten etwas geniert herunter und wußten nicht recht, was sie mit sich anfangen sollten.

Amüsiert sah er in ihre sehr blauen Augen. Charles verfolgte ihren wechselnden Ge-

siebtsiiusdruck. Ein ausgesprochen komisches Kind! Man hat das Gefühl, daß sie laut denkt, so lebendig ist ihr Ausdruck. Es ist, als würde sie sich selbst etwas vorträumen. Nun, woran denken Sie? Was ist denn so verwunderlich an mir?

Lisette schrak auf:Ich möchte so gern wissen, was Sie für einen Beruf haben. Sich« sind Sie ein bedeutender Mann, ich meine eine Art Held.

Als Beruf: Held... ? Charles lachte: Nein, absolut nicht.

Was denn? Es klang ein wenig enttäuscht.

Schriftsteller.

Lisette's Mund öffnete sich. Mit offenen Lippen saß sie da:Schriftsteller? Also ein Dichter? Staunend blickte sie ihn an.

Weshalb wundert Sie das so sehr?

Ich habe noch nie einen lebenden Dichter gesehen. Lisette's Kopf hatte sich auf die linke Schulter geneigt. Das mattblonde Haar fiel wie schwere, glatte Seidenfäden über da» rechte Auge und die rechte Wange:Wenn man sich Voltaire, Zola oder die anderen vorstellt, nein so ein Unterschied!

Die haben ja auch in einer anderen Epoche gelebt, meinte Charles belehrend.

Da ist mir unsere heutige aber viel lieber, wenn die Dichter so wie Sie aussehen.

Wie denn? Charles lächelte; plötzlich war sein Interesse ganz bei dem Gespräch.

So... so bedeutend, so ein wirklicher Mann... Sie stockte;sicher sind Sie ein ganz ordentlicher Dichter.

Charles hörte ihr belustigt zu:Ich schreibe keine Gedichte, sondern Romane und Thea­terstücke.

Romane ... ? Umso besser! Instinktiv fühlte sie sein wachsendes Interesse:Ro­mane sind überhaupt das Schönste!

Und auf diese Weise erfuhr Antoiffe, daß seine Schwest'r plötzlich für Romane: schwärmte.

Ich möchte so gern einen von Ihnen leserf Sie sah Charles flehend an.

(Fortsetzung folgt)

FONDOR euHtetttaeiateie/

Die Hausfrauen sind begeistert von MAGGI S FONDOR, denn es verbessert und ver­feinert die Speisen in einzigartiger Weise und bringt ihren natürlichen Eigengeschmack zur vollen Entfaltung. Dabei ist es so einfach, mit Fondor zu kochen; nur mitkochen, ab­schmecken, nachsalzen I Bitte probieren Sie das Rezep t. Auf Wunsch erhalten Sie gern eine Probe und weitere gute Rezepte von MAG Frankfurt/M. Postf. 1/188

MAULTASCHEN: Aus 500g Mehl, 3-4 Eiern, 8-10 E6I. Wasser einen Nudelteig kneten, etwas ruhen lassen, auswellen und Vierecke schneiden. Auf diese je einen Kaffeelöffel Füllung geben, die Ränder mit Eiweiß be­streichen, zusammenklappen. Ränder andrücken. Die Maultaschen in kochendem Salzwasser 10 Min. kochen, ziehen lassen, in Butter schmälzen. 250 g Hackfleisch mit 1-2 geweichten, ausgedrückten Brötchen, 1 Ei, in Fett angedünsteten Zwiebelwürfeln, geh. Petersilie, einem in 1 -2 Eßl. heißem Wasser aufgelösten Würfel MAGGI 5 Fondor, etwas Salz und Pfeffer mischen.

ä Würfel = 30 Pf»