BERICHTE AUS DEUTSCHLAND
Nobelpreisträger sprechen auf Tonband
Menschheitsprobleme im tönenden Dokument / Das einmalige Lindauer Archiv
KR. LINDAU. Eine Stelle, wo die hervorragendsten Naturwissenschaftler der Welt ihre Stimme niedergelegt haben, gibt es nur einmal: in dem Bodenseestädtchen Lindau. Hier treffen sich seit 1951 die Nobelpreisträger der Medizin, der Chemie und Physik. In diesem Jahr werden wieder 12 bis 15 Nobelpreisträger, diesmal Vertreter der Medizin, in Lindau weilen. Seit 1952 nimmt ein Arbeitsstab der AEG die Ansprachen Vorträge und Diskussionen auf Magnetophonband auf.
Die Sekretärinnen des Tagungsbüros »ind sehr dankbar für die neuartige technische Hilfe Sie können die meist komplizierten Texte nachträglich in aller Ruhe von den Tonbändern abnehmen und unverstandene Satzteile drei- oder viermal abspielen, bis der richtige Wortlaut in die Schreibma- »chine übertragen ist. Eine vierfache Tonbandaufnahme bildet eine Sicherheit gegen Lücken und Mißverständnisse. die irgendwie einmal auftreten könnten Von den Bandaufnahmen werden je zwei im Archiv der Stadt Lindau hinterlegt, zwei übernimmt die AEG in ihr eigenes Archiv.
Dieses tönende Archivmaterial der kleinen Stadt wird mit der steigenden Zahl der Tagungen der Nobelpreisträger bald einen ganz unvergleichlichen kulturellen Besitz darstellen. Noch nie und nirgends sind vor den Lindauer Tagungen die Nobelpreisträger in größerer Zahl regelmäßig zusammengekommen. Noch nie haben sich die Koryphäen eines Faches, Chemiker, Physiker, Mediziner, zusammengetan, um Probleme der Forschung zu besprechen. Im Lindauer Stadttheater haben sich ln den letzten Jahren Stunden von ganz außergewöhnlicher Bedeutung ergeben, wenn beispielsweise Nobelpreisträger aus Japan, England, Deutschland in der Diskussion schwierigste Probleme der Atomphysik diskutierten. Diese Aussprachen müssen lange nachwirken; es war ja in den früheren Jahrzehnten eine Ursache für zahlreiche vergebliche Bemühungen großer Denker, daß der eine in seinem Land nicht wußte was zur Stunde an ande-
Die deutschen und österreichischen Köche liegen nach dem am Mittwoch veröffentlichten Endergebnis der Kochwettbewerbe auf der Internationalen Gaststätten- und Hotelfachschau „Ho- •pes“ in Bern an der Spitze.
Zwei deutsche Touristen sind in der Koten Fllih in den Tannheimer Bergen in Tirol tödlich abgestürzt. ’
Im Herbst wird Wesel als erste deutsche Stadt in den USA, und zwar in Ha- jpsrstown, eine deutsche Stadtausstel- nmg veranstalten, die später auch in New York gezeigt werden soll.
ren Orten von anderen Vertretern seines Faches schon erarbeitet war. Wissenschaftliche Diskussionen solcher Art mitzuschreiben, zumal wenn sie in mehreren Sprachen erfolgen, wäre keine Fachkraft in der Welt in der Lage. Man muß schon einen Werner Heisenberg vor sich haben, um nach halbstündigen Ausführungen über Quantenmechanik und Äther treuherzig zu sagen: „Jetzt, übersetz das!“ Der Nobelpreisträger Dirac beendete 1953 seine englischen Ausführungen, die vor allem an den Japaner Yukawa gerichtet waren, mit diesem trockenen Satz. Und Heisenberg war in der Lage, zusammenzufassen und zu übersetzten.
Diese Dialoge liegen nun auf dem Tonband fest. Sekretärinnen können sie Satz für Satz nachschreiben. Auswärtige Institute können sich eine Kopie der Aufnahmen bestellen. Wenn nach drei Jahren die Physiker wieder Zusammenkommen, kann das Tonband aufgelegt und der alte Diskussionsbeitrag erneut abgespielt wenden. Es wird in absehbarer Zeit Stunden von einem bewegenden Gefühlsgehalt geben, wenn der Tagungsleiter einmal erklären muß: „Wir gedenken unseres Freundes X, der zweimal auf der Tagung in Lindau war und den jetzt der kühle Rasen deckt. Wir lassen Herrn X noch einmal zu uns sprechen.“
Dann wird nicht nur trockener Wissensstoff mit der Stimme des Toten aus dem Lautsprecher vorgetragen werden. Das Tonband wird Zeuge dafür sein, daß der große Gelehrte auch ein Mensch war; denn Mahnungen zum Frieden, verantwortungsschwere Worte über die Atombombe sind von den Atomzertrümmerern in Lindau schon gesprochen worden. Und oft braust ein fröhliches Gelächter im Hintergrund der sachlichen Stimme durch den Raum, wenn etwa einer der Angelsachsen mit ihrem trockenen Humor heitere Anmerkungen in die wissenschaftlichen Darlegungen einflocht.
Mit Ehrfurcht wird man in diesem Jahr vernehmen, was der große Menschenfreund und Nobelpreisträger Albert Schweitzer in Lindau ins Mikrophon spricht.
Eine Serie der aufbewahrten Tonbänder gibt die Tagung mit allen Ein- leitungs- und Schlußworten wieder. Auf einer zweiten Serie sind nur die Vorträge selbst herausgeschnitten. Ein Schrank in einem städtischen Gebäude hat die beschrifteten Schachteln mit den Tonbändern aufgenommen. Sie werden die Stimme der Menschen noch' nach Jahrzehnten wiedergeben. Wie in sehr langen Zeiträumen der Erdmagnetismus oder ähnliche Einflüsse einmal auf das Band, das ja nur magnetisiert ist und keinen mechanischen Eindruck erhielt, wirken werden, wissen die Fachleute heuer noch nicht abzuschätzen Vielleicht hören viele Generationen nach uns noch unsere Stimmen sprechen.
Im Pes^aiozzidorf Wahlwies steht die Familienerziehung im Vordergrund. Auch Mischlingskinder sind bi sie aufgenommen und fügen sich gut ein. Ebenso ist es beim Schulunterricht in der Dorfschule. Bild: dpa
Philosophie oder Taten?
Eine kritische Stellungnahme zum 57. Deutschen Ärztetag in Hamburg
ELB. HAMBURG. Die Kampfansage des Deutschen Arztetages gegen die Fi- nanzkollektive der Sozialbürokratie sollte ihren Höhepunkt in der Hauptsitzung im Festsaal des Hamburger Rathauses Anden. Und sicher haben die geladenen Prominenten der Gegenseite in ihren dunklen Anzügen ebensosehr in der Tageshitze wie unter den Argumenten der Hauptredner geschmort. Sie werden es nicht leicht haben, den Gegenangriff zu starten. Die beiden Paradepferde der Einheitsversicherung und Staatsmedizin, das Berliner und das britische Beispiel, sind lahm geworden, und kluge Kassenpolltiker warnen schon heute lm stillen, sie für das weitere Turnier neu aufzuzäumen.
Aber dann geschah das Unbegreifliche. Anstatt die Taten und die wirkliche Selbsthilfe der kommenden Zeit ins Auge zu fassen, begannen die beiden Sprecher der Ärzteschaft zu philosophieren. Jedenfalls haben das der ehrwürdige Internist Ferdinand Hoff, dem man die erst 56 Jahre weniger glaubt als die Nachfolge eines Gustav von Bergmann, und* der Praktiker und Standespolitiker Dr. Hinrichs aus Ostfriesland ausgiebig getan,, über die teuflische Technik in Auto und Telephon, über das Unglück unseres Massenzeitalters und vieles andere mehr, so daß einem die Zeit vor 100 und 150 Jahren wirklich als die gute alte Zeit Vorkommen konnte. Um nur beim Beispiel von
„Ihre einzige Hoffnung ist noch unser Lazarett“
Deutsche Samariter kämpfen in Korea gegen unvorstellbares Elend der Zivilbevölkerung
wh. BONN. „Was wir hier an Not und Elend zu sehen bekommen, kann ich einfach nicht beschreiben ..." Dieser Satz ist in einem der Berichte enthalten, die jetzt in Bonn über die Tätigkeit des deutschen Lazaretts in Korea eingetroffen sind.
Das von der Bundesregierung den Vereinten Nationen zur Verfügung gestellte Lazarett hat vor einem Monat seine Arbeit in der koreanischen Hafenstadt Pusan aufgenommen, die schwer unter den Folgen des Krieges gelitten •hat. Hunderttausende von Flüchtlingen
Postkutsche fährt durch Garmisch
Bundespost läßt für den Fremdenverkehr die gute alte Zeit erstehen
OP. GARMISCH-PARTENKIRCHEN. Einige Male täglich gibt es seit einigen Tagen für die Fremden, die nach Gar- misch kommen, eine Sensation: Mit lustigem Trara zockelt eine schwarz-gelbe Postkutsche, von zwei braunen Pferden gezogen, zum Gasthof „Postillon“, um einem weiteren Dutzend Passagiere die Illusion von der guten alten Zeit für eine kurze Stunde vorzugaukeln. Nach 42 Jahren hat Garmisch — wenigstens für die Sommermonate — seine „Karrlolpost“ wieder.
Das Gefährt ist eine originalgetreue Nachbildung der Postkutsche, mit der Goethe seinerzeit nach Italien reiste. Sie war im Vorjahr eigens für die Deutsche Verkehrsausstellung in München
gebaut worden, wo sie täglich durch den Englischen Garten fuhr. Jetzt fährt sie, gezogen von „Liesl“ und „Gretl“, die acht Kilometer lange Strecke vom Marienplatz ln Garmisch auf der Bundesstraße 24 und dann auf einer kleinen Landstraße zum idyllisch gelegenen Badersee am Fuße des Waxensteins. Nicht ganz eine Stunde braucht das Gespann, um die Strecke zurückzulegen, es ist also doch noch etwas schneller als ein Fußgänger, der eineinhalb Stunden benötigt. Der Kutscher sitzt wie ehedem in seiner weiß-blauen, historischen Tracht, einen Zylinder auf dem Kopf, auf dem Kutschbock und schmettert, um die Illusion möglichst vollständig zu machen, seine munteren Weisen in die Gegend.
vegetieren in Elendsquartieren am Rande der Stadt dahin. Die meisten von ihnen sind krank und brauchen dringend ärztliche Hilfe.
Nachdem in den ersten Wochen Reihenuntersuchungen koreanischer Schulkinder durch die deutschen Ärzte vorgenommen wurden, konnte das Lazarett am 17. Mai in einem eigenen, von den amerikanischen Truppen zur Verfügung gestellten Gebäude seine Pforten öffnen.
Hierüber heißt es in einem der erschütternden Berichte aus Pusan-: „Am Montag war es dann soweit. Wir hißten unsere schwarz-rot-goldene und die Rotkreuzfahne. Um 8.30 Uhr öffneten wir das Tor, welches durch amerikanische und koreanische Soldaten bewacht wird. Es erfolgte ein unbeschreiblicher Sturm auf unser Hospital. Etwa 1000 — eine koreanische Zeitung schrieb sogar 1500 bis 2000 — Koreaner hatten bereits seit dem vorherigen Abend, andere sogar schon seit 24 Stunden, in den Seitenstraßen auf den Beginn der Aufnahmen gewartet..
„In ihren typischen weißen Anzügen und Gewändern standen sie stumm und ergeben, verschmutzte Verbände um kranke und verletzte Glieder, andere lagen apathisch auf primitiven Bahren, wieder andere hatten nur den Staub der Straße als ihr hartes Krankenlager.
Der Andrang war überwältigende Die Wache konnte es nicht mehr schaffen. Wir mußten amerikanische Militärpolizei zu Hilfe holen, die den Verkehr wieder in Fluß brachte und unser Tor
freimachte. Dann wurden immer schubweise Kranke hereingelassen. Was wir hier an Eiend und Not zu sehen bekamen, kann ich nicht beschreiben, nnd möchte es auch nicht. Es sind die Ärmsten aller Armen..."
Tag und nacht arbeitet jetzt das deutsche Lazarettpersonal, um den kranken Koreanern ärztliche Hilfe zu geben. In einem Bericht, der von einem der technischen Helfer des Lazarettes verfaßt wurde, heißt es:
„Zum Arzt können diese Ärmsten nicht gehen, denn sie haben kein Geld. Ihre einzige Hoffnung ist jetzt unser Lazarett, da alle anderen Hospitäler schon überfüllt sind. Am zweiten Aufnahmetag, einem Mittwoch — montags bis mittwochs und freitags werden Neuaufnahmen zugelassen —, war es genau so schlimm wie am Tag der Eröffnung. Wer am Montag nicht dran gekommen war, blieb draußen liegen bis zum Mittwoch. Am Freitag waren Kamerad K. und ich mit draußen und haben die schwersten Fälle ausgesucht. Man muß schon sehr hart sein, um alle Bitten und alles Flehen zu überhören, um wirklich die herauszuholen, die es am nötigsten haben. Man weiß manchmal nicht mehr, wer zuerst ins Hospital soll.
Leichtkranke gibt es kaum darunter, das können wir (die technischen Helfer) sehon als Laten sehen. Alle wollen Hilfe und hoffen, morgen ins Hospital zu kommen. Heute, am Sonntagnachmittag,, liegen schon viele vor dem Tor. um morgen die ersten zu- sein
Auto und Telefon zu bleiben: gerade sie hat ein anderer prominenter Tagungsteilnehmer, der Gynäkologe Mar- tius, im Vorwort seines berühmten Lehrbuchs als die größten medizinischen Fortschritte, die segensreichsten Instrumente der Geburtshilfe seit 50 Jahren bezeichnet. So hätte man jedem Satz zur Zeitkritik einen anderen Satz gegenüberstellen .können. Mit der Statistik und aus dem Zwielicht der medizinischen Sozialhistorie des vorigen Jahrhunderts, die wir noch kaum glaubwürdig kennen, läßt sich zu vieles und kaum fct'Vas beweisen. Schließlich wollen die Ärzte ja nicht wie Ortega y Gaa- set, Toynbee- und Kollege Hellpach sich nur kluge Gedanken üfoer die Zeit von heute und in 100 Jahren machen — sie wollen damit praktische Umschichtungen von Milliardenbeträgen begründen. Aber kann man das, indem man di« Masse der Zeitgenossen als kritiklos und verhängnisvoll lebenssüchtig bezeichnet? Gewiß mag es nicht jedermann» Sache sein, an einem heißen Tag wi» dem Ärztetag sich in das nackte Gewimmel eines überfüllten Sommerbade» zu. stürzen. Tatsache ist, daß viele Menschen. daran mehr F reude haben als an einem Privatschwimmbecken im eigenen Park!
Was c^as große Sozialgefüge betrifft, so reichen auch die Ärzte als Mitschwimmer in diesem Strom der Zeit mit ihrem Blick nicht weiter als wir. Nicht Arzt» haben Telefon und Auto erfunden. Nicht sie haben uns vom Korsett und Stehkragen befreit, und was in zehn, ia 50, in 100 Jahren sein wird, das wisse» sie genau so wenig wie wir. Deshalb sollten sie ihre Forderungen nicht al» Kulturphilosophen und Jahrhundertkritiker begründen. Sie sollten lieber offen sagen, wie schlecht viele von ihnen bezahlt werden. Sie sollen sich dabei aber such klar machen, daß weder di« paar Generaldirektoren mit Krankenschein noch die Verwaltungskosten-der Krankenkassen den Ausgleich bringen werden. Was soll die verschämte Armut vieler Krankenhausärzte? Wenn ein an- gestcllter Arzt im Ruhrgebiet wenige» verdient als seine Patienten, die Kumpels, und deshalb mitleidig von dem einen oder anderen mal zu einer Flasch« Wein eingeladen wird, dann soll er da» nicht nur im kleinsten Kreis erzähle«. Der Kumpel und der Mann, der mit großem Mercedes und billigem Krankenschein zum Arzt kommt, werden schon begreifen, daß hirr etwas nicht stimmt, wenn es ihnen und notfalls der Allgemeinheit nur richtig gesagt wird.
Freundschaft mit Tieren
Es scheint so, als gebe es heute mehr Tierfreunde als Menschenfreunde. Es liege am Objekt, behaupten nicht wenige, die den Charakter ihres Hundes höher schätzen als den Charakter von Ihresgleichen. Ob sie recht haben oder nicht — fest steht, daß trotz der hohen Steuern mehr Hunde gehalten werden ■1s jemals und daß besonders für den Städter die Begegnung mit dem Tier — es sei denn ein wildgewordener Stier auf einsamer Bergwiese — etwas »ehr reizvolles ist. Nicht unwesentlich dabei sind die ersten Eindrücke aus dem Kincferbuchalter, als die bunten Kikerikis, die Wauwaus und Miaus der •rste Umgang waren.
Die Vorliebe für alles, was da kreucht und fleucht, findet seinen Ausdruck darin, daß die von Tieren handelnde Literatur immer häufiger verlangt wird. Enttäuschungen gibt es für den Leser hier kaum, wenngleich sein Interesse an der Kreatur mannigfach »ein kann. Mancher möchte die Tiere vermenschlicht sehen, Karikaturen, allen voran „Oskar“, der leibhaftige Nachkomme des gestiefelten Katers, •rregen das Entzücken vieler Zeit- »chriftenleser. Andere Tierliebhaber wieder erfreuen sich an den Beziehun- len zwischen Mensch und Tier und wollen von erstaunlichen Beispielen der Treue, der Intelligenz, der Dank- barkeit usw. hören.
So finden sich bis hinüber zur ex- 11 n biologischen Darstellung noch V '®u1 Abstufungen, in denen zumeist »schliche Naturbeobachtungen, aber «Weh die Augen eines Liebenden ge- ** . n ' 8 e wünscht werden. Hier gibt wc Autoren, die bereits so beliebt sind, daß bei diesen Neuersdreinoneer' al- der Name für sie spricht: Sven H e d i n. Meine Hunde in Asien. F. A Brockhaus, Wiesbaden. 265 S (mit 25 Zeichnungen des Verfassers); Paul ®*Pper. Kleiner Blick in meine Welt, «• Piper & Co. Verlag, München, 80
Seiten (mit Zeichnungen); Svend F 1 e u r o n, Tiro und Pitorra, Zwei Vogelgeschichten, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf. 185 S.
Das Leben des Waldes in fesselnden Schilderungen und zahlreichen Fotografien eingefangen hat Karl D i g e I, Busso und sein Reich, Verlag Philadelphia, Reutlingen, 165 S. — Ein ergötzliches Buch von Hunden und Katzen, das nichts anderes sein will „als das Knäulchen, das mein Kater in diesem Augenblick durchs Zimmer rollt: Papier, auf dem man ein bißchen spielt" hat der Georg Müller Verlag GmbH, München herausgebracht. Es stammt von S. Carmiggelt und heißt: „Alles für die Katz“, 108 S. fröhlich-illustriert. gj
Die Heimat in Wort und Bild
„Wer seine Heimat nicht kennt, hat keinen Maßstab für fremde Länder“. Dieses Goethewort ist als Motto den in der 14. Auflage vom Verlag Erwin Jaeger, Darmstadt, herausgegebenen Bänden des „Deutschen Handbuches für Fremdenverkehr“ vorangestellt. In dem vier Bände umfassenden Werk findet der Leser eine wertvolle Stütze dafür, seine deutsche Heimat gründlich kennen und — lieben zu lernen. Übersichtlich und in klarer Gliederung führt das Nachschlagewerk den Ferien- und Berufsreisenden an jedes Kleinod der deutschen Landschaft heran. Alles Wissenswerte ist mit erstaunlicher Genauigkeit zusammengefaßt worden: knappe prägnante Schilderungen aller Orte, die sich mit Recht als lohnenswerte Reiseziele bezeichnen können, Landkarten, Farb- und Schwarz-Weiß-Fotos, ausführliche Angaben über Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten und Ausflugsmöglichkeiten. Otto Rombach, Gottfried Kölwel, Kasimir Edschmid und Hans Leip schrieben jeweils die Einführung zu jedem der vier Bände, die im Aufträge des Bundes Deutscher Verkehrsver
bände und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bäderverband herausgegeben wurden. Der Inhalt des Bandes I umfaßt die Gebiete Württemberg, Baden, Bodensee, in Band II ist ganz Bayern enthalten, im Band III finden Sie Hessen, Rheinland, Pfalz, Westfalen und in Band IV Berlin West, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein.
Für den Bücherfreund
Henry Green, Dämmerung, Suhr- kamp-Verlag, DM 12.—.
Green ist ein Romanschriftsteller eigener Art. Er beschreibt nur einen runden Tag in einem Mädchenpensionat mit seiner erregsam-schwülen Atmosphäre, in verhaltener, überaus stimmungsvoller Dramatik. Dämmerung liegt über dem Ganzen, über der Lebensleidenschaft junger Mädchen und über den späten Tagen eines Mannes, dessen große Stunden längst vorüber sind. fh.
Leo Tolstoi, Erzählungen, Vohlksaus- gabe der Nymphenburger Verlagsbuchhandlung, München, DM 4.80.
In diesen Erzählungen ist Tolstoi wie er selbst sein wollte, einfach und ganz menschlich, Prediger von Glaube und Liebe, als den 'ersten christlichen Wahrheiten. Ein wenig naiv vielleicht, wie dieser große Russe ja in einer Hinsicht war, aber schlechthin bezwingend. An vielen Stellen erreichte der Dichter die Größe und Schlichtheit biblischer Stoffe, obwohl amn auch wiederum fühlt, wie sehr er aus dem Herzen des echten russischen Menschen schreibt. fe.
Thornton Widder: Einakter und Drel- minutensplele, S. Fischer-Verlag, Frankfurt, DM 10.50.
Wilder hat eine amerikanische und eine europäische Ader, eine klassische und moderne, er drängt auf Kürze, ohne auf Ganzheit zu verzichten, er ist gedanklich, und doch voller einfacher,
ungebrochener Anschauung. Aus diesem ganz ihm eigenen künstlerischen Wesen entwickelte Wilder von früh an die Kurzform der Dreiminutenspiele und Einakter. Mit der short story haben sie nur weitläufige Verwandtschaft in ihrer Klarheit, Durchsichtigkeit und dem weichen Fluß der Sprache, die aber das Unumstößliche der reinen Form nirgendwo vermissen läßt. Diese Stücke sind, wie er selbst gesteht, nicht ohne Tendenz (was sie z. B. von der short story scharf trennt), aber Wilder weiß auch, daß „in diesen jenseits aller Logik liegenden Dingen Schönheit das einzige Überredungsmittel ist“.
Bertrand Rüssel, Satan in den Vorstädten, Holle - Verlag, Darmstadt, DM 9.80.
Vom Mathematiker über den Philosophen ist Rüssel im neunten Lebens- jahrzehnt zum Geschichtenerzähler geworden. Überraschend für ihn selbst noch mehr als für andere, wie er im Vorwort kokett behauptet. Unschwer erkennbar aber haben diese romantischdüsteren Erzählungen Russelschen Charakter. Sie sind skeptisch, ironisch, gesellschaffskritisch und ein wenig bösartig. Gelegentlich spürt man den Schalksnarren, immer aber den freien Geist. Das ist vielleicht das wohltuendste, abgesehen davon, daß man spannend unterhalten wird.
DM 10.80.
Daß der Künstler sich über sein Werk, über seine Ansichten, Hoffnungen, Erfahrungen und Enttäuschungen auszusprechen sucht und daß er dies in den meisten Fällen unendlich besser und anschaulicher vermag als seine Erklärer, das gehört zu den vielen. Einsichten, die dieses Buch vermittelt. Eckstein hat sich auf die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts beschränkt
Heißer laq
Schwer atmen Gebirge und Flüsse den sommerlich schwülen Tag, es .mangeln die kühlenden Güsse, da dürstet und dörrt der Hag.
Und selbst in den Schatten, den blauen, hockt trocken die Luft geprefft, man schaut nach den Wolken, den grauen, ob keine die Felder näßt.
Dumpf brüten die schwelenden Schwaden, Entrinnen verspricht keinen Lohn.
Wann wird sich der Regen entladen, wann klatscht und wann prasselt sein Tont
Gespannt sucht dein Ohr zu erlauschen das Tröpfeln erquickender Flut, die blitzschwangcrn Wetter verrauschen, es singt nur das eigene Blut.
HERMANN BAUMANN
und durch seine intelligente, nahezu alles Wesentliche berührende Auswahl ein so belehrendes wie beglückende» Buch gestaltet, das infolge seiner sachkundigen Einführungen, abgesehen von der nicht beabsichtigten Vollständigkeit, als edne Kunstgeschichte dieser Zeit gelten könnte, wenn es nicht viel mehr wäre, nämlich ein Lebensdokument für Kunst und Künstler. Die Auswahl ist natürlich persönlich und gibt den deutschen Künstlern das gleiche Gewicht ; wie den französischen. Dieser Einwand schmälert aber keinesfalls d?n Genuß,
Geistlicher Münsierfii;.- -
Unter dem Titel „Vom Sehen zum Schauen“ ist im Quellverlag der Evang. Gesellschaft Stuttgart ein Führer durchs Uimer Münster erschienen. Das Buch ist aus Andachten herausgewachsen, die zu einzelnen Bildern von den Kunstwerken des Münsters geschrieben und im Uimer GemeindeMatt veröffentlicht wurden.
Künstler über Kunst, Briefe und Aufzeichnungen von Malern, Bildhauern, Architekten. Ausgewählt von Hans Eckstein, Stichnote-Verlag, Darmstadt,
den dieses in jeder Hinsicht klug durchdachte und ausgestattete Buch gewährt.