HEIMATBLATT FÜR STADT UND LAND

CALWER ZEITUNG

Verlagsort Calw

DONNERSTAG, 24. JUNI 1954

AMTSBLATT FÜR DEN KREIS CALW

Gegründet 1826 / Nr. J '

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Eden: Ein Locarno für Asien

Englands politische Ideen am Vorabend der Konferenz mit Eisenhower

LONDON. Der britische Außenminister E d e n hat in der außenpolitischen Debatte des Unterhauses am Mittwdch für Südostasien ein Sicherheitssystem vorgeschlagen, das auch die kommunistischen Staaten einbezieht. Eden regte an, nebeneinander einen Nichtangriffspakt nach dem Muster von Locarno und eine südostasiatische Verteidigungsorganisation nach dem Muster des Atlantikpakts zu schaffen. Die Voraussetzungen zur Verwirklichung beider Systeme seien dadurch gegeben, daß von allen voreiligen Schritten zur Bil­dung einer Verteidigungsorganisation allein Abstand genommen worden sei.

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Mn verschmitztem Lächeln drücken sich hier der ehemalige und der neue fran­zösische Verteidigungsminister sanft die Hände. Auf dem Hof des Ministeriums der alte Minister Pleven (rechts) und General Koenig , der neue (links).

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Bild: Keystone

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Bemerkungen zum Tage

Mit seinem sensationellen Vor­schlag, der von dem Oppositionsführer A 111 e e begrüßt wurde, eröffnete Eden die außenpolitische Debatte, die am Vorabend der Abreise Chur­chills und Edens zu ihrer Wochen­endkonferenz'mit Präsident Eisen­hower stattfindet. In einem einzigen Satz gab Eden der Freude darüber Ausdruck, zu dieser Konferenz zu fahren undfrei und offen alle Pro­bleme zu erörtern. Seine Anregung für ein südostasiatisches Vertrags­system nach dem Muster von Locarno entspricht derjenigen Churchills für

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Die Fünf-Tage-Woche und höhere Löhne und Gehälter forderte^ am Mitt­woch die Delegierten des dritten Ge­werkschaftstages der Industriegewerk­schaft Chemie, Papier und Keramik in Köln.

Fallschirmjäger mußten in Tunesien Gendarmen zu Hilfe eilen, die in ein regelrechtes Gefecht mit bewaffneten Nationalisten verwickelt wurden.

Bundestagsabgeordneter Dr. Linus Kather, der vor kurzem von der CDU zum BHE übertrat, ist zum stellver­tretenden Vorsitzenden der BHE-Bun- destagsfraktion gewählt und Mitglied des BHE-Bundesvorstandes geworden.

Das norwegische Parlament hat der Ratifizierung eines Zusatzprotokolles zum Nordatlantik-Pakt zugestimmt, das das Verhältnis der Europäischen Ver­teidigungsgemeinschaft zum Nordatlan­tik-Pakt regelt.

NEW YORK. Guatemala hat am Mittwoch abermals die Einberufung einer zweiten außerordentlichen Sit­zung des Weltsicherheitsrates mit der Begründung gefordert, daß dieAg­gression der antikommunistischen Befreiungsarmee unvermindert an­dauere.

Es ist jedoch fraglich, ob Lodge den Sicherheitsrat wie gefordert ein­berufen wird Er erklärte, die links­gerichtete guatemaltekische Regierung solle sich nicht zum Werkzeug einer sowjetischen Verschwörung machen lassen, und betonte, der Fall Guate­mala müsse von der Organisation der amerikanischen Staaten behan­delt werden.

Ihr Hauptquartier hat dieBe­freiungsarmee am Mittwoch von Honduras in die guatemaltekische Ortschaft Camotan, 30 Kilometer im Inneren des Landes, verlegt.

Unterdessen haben Flugzeuge un­bekannter Nationalität, bei denen es

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Bananen-Repuhlik

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Vorsicht, Onkel, sonst wird noch ein Präzedenzfall' daraus/"

Europa, die als Ergänzung des Atlan­tikpakts gedacht war und die sowje­tischen Befürchtungen vor Deutsch­land zerstreuen sollte.

_ Nach seiner Überzeugung, sagte Eden, habe es zur Schaffung der Vor­aussetzungen, in denen beide Systeme in angemessener Weise verwirklicht

hf. BONN Vor dem Bundeskabi­nett betonte Bundeskanzler Aden­auer am Mittwoch erneut die For­derung nach Verwirklichung der im Generalvertrag vorgesehenen politi­schen Rechte für die Bundesrepublik, unabhängig vom Inkrafttreten des EVG-Vertrages.

Dr. Adenauer berichtete, daß er Anlaß für die Erwartung habe, daß dieser Forderung mehr als zwei Jahre nach Unterzeichnung der deutsch-al­liierten Verträge, nachdem die Bun­desrepublik alles getan hat, um das Inkrafttreten der Verträge zu er­reichen, zumindest von britischer und amerikanischer Seite Verständnis entgegengebracht werde.

Wie ein Regierungssprecher'- an­deutete, wird nicht nur an die Mög­lichkeit einer Aufhebung des Junc- tims zwischen General- und EVG- Vertrag gedacht, sondern auch an eine gemeinsame Erklärung der drei West­mächte. die nach Auffassung der

sich wahrscheinlich um guatemalteki­sche Maschinen handelt, in der Nacht zum Mittwoch die honduranische Stadt Rosa de Copan bombardiert. Die Stadt liegt 30 Kilometer von der guatemaltekischen Grenze ent­fernt. Über die angerichteten Schä­den wurde bisher nichts bekannt.

BERN. Der französische Minister- .Präsident Mendes-France er­klärte am Mittwoch nach seiner er­sten Zusammenkunft mit dem chine­sischen Ministerpräsidenten und Au­ßenminister Tschu En-lai, dieses Treffen habe ihm Anlaß zu der Hoff­nung gegeben, daß die Genfer Kon­ferenz einenglücklichen Fortschritt auf dem Wege zum Frieden in Indo­china bringen könne.

Mendös-France empfing die Presse sofort im Anschluß an die zweistün­dige Unterredung mit Tschu.

Mendts-France sagte den Journa­listen: .Ministerpräsident Tschu und ich hatten mit unseren Mitarbeitern keine Diskussion, sondern eine völlig freie Unterhaltung über Angelegen­heiten. die die Wiederherstellung des Friedens in Indochina betreffen Die­se freie Unterhaltung gibt Anlaß zu der Hoffnung daß die Konferenz einen glücklichen Fortschritt bringen wird "

Dpi Ministerpräsident erklärte Frankreichs einziges Ziel sei der Frie­den in Siidostasien und das sei auch die einzige Frage gewesen die er mit Tschu erörtert habe Für Frank­reich habe die I/isung des Indnchina- Problems Vorrang vor allen anderen Fragen Er hoffe daß die Unterhai tung für die Herbeiführung des Friedens in Indochina nutzbringend gewesen sei

Mendts France erklärte, Tschu habe ihm vor einigen Tagen durch den

werden könnten, wesentlich beige­tragen, daß von allen voreiligen Schritten in Südostasien Abstand ge­nommen worden sei. In diesem Zu­sammenhang versicherte Eden dem Haus, daß Großbritannien zu keiner Zeit bereit gewesen sei, zur Zeit der j Schlacht um Dien Bien Phu bewaff- ; net zu intervenieren. I

Er sei überzeugt, daß eine wirkliche ; Sicherheit in Südostasien ohne den ; guten Willen der freien Länder in | diesem Raum nicht möglich sei, und \ glaube, daß sie einen Frieden, sei er j erst erreicht, überwachen und garan- I tieren würden. Dieser Frieden habe dann Aussicht auf Bestand.

Bundesregierung ohne langwierige Verhandlungen die im Generalver­trag vorgesehenen Rechte wirksam, werden lassen könnte. Das Kabinett

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ZÜRICH. Durch einen überraschend hohen 7:2-(3:l-)Sieg über die Türkei im Wiederholungsspiel hat Deutsch­lands Fußballnationalmannschaft die Zwischenrunde der Fußball-Weltmei­sterschaft erreicht. Sie trifft am Sonn­tag auf Jugoslawien. Damit hat sich die taktische Maßnahme Herbergers, gegen Ungarn am Sonntag vornehm­lich die Reserve spielen zu lassen, als voller Erfolg erwiesen. Im zweiten Wiederholungsspiel qualifizierte sich die Schweiz durch ein 4:1 üher Italien.

stellte sich einmütig hinter die Er­klärungen Dr. Adenauers.

Im weiteren Verlauf seiner Sitzung befaßte sich das Kabinett mit der Frage der endgültigen Finanzverfas­sung. Finanzminister Schaffer berichtete, daß sich in den bisherigen Verhandlungen die Standpunkte zwi­schen Bund und Ländern weitgehend angenähert haben. Bundesfamilien­minister Würmeling wurde be­auftragt, hinsichtlich weiterer Er­leichterungen für die Familie durch Senkung vonVersicherungs- und Bun­desbahntarifen, sowie durch Steuer­erleichterungen konkrete Vorschläge zu erarbeiten.

Neue Lohniorderungen

fs. Bei den Gewerkschaften spricht man von neuen Lohnforderungen. Das ist eine Sache, die das gesamte deutsche Volk angeht, denn Lohnerhöhungen fol­gen, das ist nun einmal so, Preiserhö­hungen, und wenn ein gewisses. Aus­maß erreicht wird, gleitet die gesamte Volkswirtschaft in den Teufelskreis der Lohn-Preis-Lohn-Preiserhöhungen ab usw. ad infinitum. Diese neuen For­derungen der Gewerkschaften gehen also nicht nur die Arbeitgeber an, gegen die sie sich unmittelbar richten, son­dern jeden einzelnen von uns.

Die Gewerkschaften-begründen ihre höheren Lohnforderungen damit, daß für das vergangene Jahr höhere Divi­denden ausgeschüttet worden seien. Es wurde vom Interesse der gesamten Volkswirtschaft gesehen höchste Zeit, daß endlich einmal wieder höhere Di­videnden anfielen, damit das nötige Ka­pital zur Erweiterung und Modernisie­rung unserer Produktionskapazität sich ansammelt und Arbeitsplätze für die­jenigen geschaffen werden, die heute noch ohne Arbeit sind.

Welche verheerenden Wirkungen die Lohnpolitik der Gewerkschaften auf eine ganze Volkswirtschaft haben kann, zeigt sich am Beispiel Japans, wo die Gewerkschaften mit ihren 5,7 Millionen Mitgliedern die Löhne so hoch getrie­ben haben, daß Japan wegen seiner ho­hen Preise kaum noch exportieren kann. Man bedenke Japan, das früher alle an­deren Exportländer unterbot! Alumi­nium aus Europa ist in Ostasien billi­ger als japanisches. Früher wurden ja­panische Fahrräder in Europa für 12

Mark angeboten, heute kann ein Land wie Holland Fahrräder nach Japan ex­portieren, weil sie billiger sind als die japanischen. Europäischer Zement ko­stet in Ostasien 13 Dollar die Tonne, japanischer 24, europäisches Stahlblech 116 Dollar, japanisches 156, europäisches Roheisen 40 und japanisches 70. Natür­lich waren die japanischen Löhne frü­her zu niedrig, aber die Gewerkschaf­ten sind in ihren Forderungen gleich zu weit gegangen. Und auch bei uns sieht man jetzt die Tendenz, kein Maß und keine Grenze zu kennen. Und das ange­sichts des Elends einer breiten Schicht, die unter den gewerkschaftlich organi­sierten Arbeitern lebt und kaum das Existenzminimum hat!

Im offiziellen Organ des Deutschen GewerkschaftsbundesWelt der Ar­beit wird behauptet, daßder wesent­liche Teil der deutschen Wirtschafts- erfoige auf den Exportmärkten auf Ko­sten der Arbeitnehmer erzielt worden sei. Mit dieser unglaublichen, den Tat­sachen ins Gesicht schlagenden Agita­tion soll die Arbeiterschaft für höhere Lohnforderungen, die sie von sich aus gar nicht einmal stellt, in Stimmung ge­bracht werden. Der wesentliche Teil unserer Exporterfolge geht nicht zu­letzt auf aus Steuergeldern finanzierte Erleichterungen für die Exportwirt­schaft zurück, d. h. jeder einzelne von uns hat seinen Teil daran getragen, und nicht mit Unrecht, kommt unsere Ex­portsteigerung ja auch allen zugute.

Was die Gewerkschaften jetzt betrei­ben, heißt eine einzige Klasse zu privi­legierten Nutznießern einer Leistung machen zu wollen, die eine Leistung der Allgemeinheit ist. Und übrigens auch nur zu vorübergehenden Nutznie­ßern. denn die schädigenden Auswir­kungen der Lohn-Preisschere werden letzten Endes auch auf sie zurückfallen und eines Tages die jetzt Privilegierten ins graue Heer der Männer und Frauen ohne Arbeit zurückstoßen.

Eine Triest-Lösung

ROM. Der italienische Ministerrat billigte am Mittwoch einstimmig die außenpolitische Erklärung, die Au­ßenminister P i c c i o n i im italie­nischen Senat abgab Im Vorder­grund der Erklärung Piccionis stan­den die Europäische Verteidigungs­gemeinschaft, die europäischen Inte­grationspläne und die Triest-Frage.

In unterrichteten Kreisen hieß es am Mittwoch daß die Verhandlun­gen über Triest in ihre entscheiden­de Schlußphase eingetreien seien. Man sei am . Vorabend einer Lö­sung Sowohl die Triest-Frage als auch die Frage nach dem Zeitpunkt der EVG-Aussprache strebten gleich­zeitig einer Antwort zu. Über die Fortsetzung der bisherigen italieni­sche Europapolitik, so wurde außer­dem betont, herrsche im Kabinett S c e 1 b a Einmütigkeit

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Bericht des Wetteran tes Stuttgart

Heute anfangs wo\kig und noch vereinzelt etwas Regen, tagsühe» m^ist <f^ia 2 vf rei und zeitwei­

lig anfheiternd R**i Winden au* West bis Nordwest Witiaffstemnera- tnren um «der mir wenig Ober 2A Grad Freitag bei unveränder­ten Temperatnrverhältnissen wolkig aber nur geringe \iedersebtagsnei- ettn g

Mendes-France spricht vonFortschritt

Optimistische Äußerung nach dem Treffen mit Tschu En-lai in Bern

amtierenden Leiter der französischen Delegation auf der Genf er Konferenz, Botschafter Chauvel, mitteilen las­sen, daß er gerne vor seiner Abreise nach Indien mit ihm Zusammentref­fen würde. Wenn die Genfer Kon­ferenz ein günstiges Ergebnis bringe, dann gebühre der Schweizerischen Regierung dank für ihre Unterstüt­zung bei der Durchführung der Kon­ferenz,

Neu Delhi ist begeistert

NEU DELHI. In der indischen Hauptstadt Neu Delhi herrschte am Mittwoch eine ungewöhnliche Be-

Irrefiihrend und verlogen

hf. BONN Die freie Welt wird die vom 27 bis 29 Juni in der Sowjet- zone stattfindende Volksbefragung niemals als Abstimmung anerken­nen, erklärte am Mittwod) der Bun destagsaussdiuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen in einer ein­stimmig angenommenen Entschlie­ßung Das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen schloß sich dieser Stellungnahme an. in der die von dem SED-Regime angeordnete Fragestellung als irreführend und verlogen bezeichnet wird

An die Deutschen in der sowjeti­schen Zone gewandt, erklärte die Ent-

geisterung über den bevorstehenden Besuch des chinesischen Ministerprä­sidenten Tschu En-lai.

DieHindustan Times schreibt zu dem Besuch des chinesischen Staats­mannes:Wenn die beiden Länder, von denen eines ein demokratischer Staat und das andere ein kommuni­stischer ist, zeigen können, daß nicht nur ein Nebeneinanderleben möglich ist, sondern daß beide trotz ihrer verschiedenen politischen Auffassun­gen in Liebe und Freundschaft leben können, dann mag dies als Beispiel für diejenigen dienen, die glauben, zwei Systeme könnten nicht neben­einander bestehen.

Schließung. ,Ih'r wollt für eure Freiheit stimmen, dafür gibt diese Abstimmung keine Möglichkeit. Prüft und entscheidet im Abstimmungs­lokal wie ihr euch verhalten könnt Nur wer sich nicht gefährdet fühle, solle keinen der beiden Kreise an­kreuzen Die Bundesrepublik wisse daß die zur Volksbefragung aufge­rufenen Deutschen unter Zwang stehen

Der Vorsitzende des gesamtdeut­schen Bundestagsausschusses W e h- n e r (SPD), bezeichnete die Ent­schließung ais einen Versuch, den Deutschen in der Sowjetznne eine Gewissenserleichterung zu verschaf­fen.ohne auf Kosten anderer eine heroische Haltung zu fordern.

Aggression dauert an

Guatemala wendet sich erneut an UN / Bombardement in Honduras

Kanzler fordert erneut Souveränität

Hoffnung auf Amerika / Um die künftige Finanzverfassung

Von unserer Bonner Redaktion

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