DIENSTAG, 2 5. MAI 1954
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Tinzt neuer Vorsitzender
BOZEN. Vorsitzender der Südtiroler Volkspartei wurde der 66jährige Anwalt Dr. Karl Tinzt, der während des Krieges Präfekt von Bozen war. Er ist Nachfolger von Dr. Otto Guggenberg. Die Volkspartei ist die stärkste Partei der Provinz Bozen.
Tinzt übernahm im September 1943 nach der Kapitulation Badoglios die Präfektur in Bozen und war bis Kriegsende — mit Ausnahme von zwei Monaten — als deutscher Beamter dort tätig. Nach dem Waffenstillstand wurde er von den Alliierten seines Amtes enthoben und durch einen Italiener ersetzt. Tinzt betätigte sich dann wieder als Anwalt und trat ein halbes Jahr später der Volkspartei bei, deren Inspirator er wurde.
Sowjetische Drohungen gegen Oesterreich
Zunehmende Spannung in Wien / Russischer Hochkommissar hält sich nicht an Kontrollabkommen Von unserem E. B.-Öster reich- Korrespondenten
WIEN. Die seit dem Scheitern der Berliner Konferenz vorhandene Spannung zwischen Österreich und der Sowjetunion ist jetzt in voller Schärfe offenkundig geworden. Der sowjetische Hochkommissar Iljit- s c h o w hat dem österreichischen Bundeskanzler Ing. Raab und dem Vizekanzler Dr. Schärf mit sowjetischen Repressalien gedroht, wenn die Bundesregierung sich den sowjetischen Forderungen nicht gefügig zeigen sollte. Raab hat die Anschuldigungen des Hochkommissars, die als Vorwand dienten, energisch zurückgewiesen und in seiner Rede vor dem Nationalrät die österreichi-
„Einschränkung - ja Lähmung“
Württ. Gemeindetag kritisiert Finanzausgleich mit dem Land Von unserer Stuttgarter Redaktion
STUTTGART. Auf einer außerordentlichen Verbands Versammlung des Württembergischen Gemeindetags wurde am Montag eine Entschließung zum vorgesehenen inneren Finanzausgleich zwischen dem Land und den Gemeinden einstimmig von den über 2000 Delegierten angenommen, in der festge- ztellt wird, daß die nordwürttembergischen Städte und Gemeinden den Verlust von über 25 Millionen Mark jähr-
Wer trägt die Schuld?
NÜRNBERG. Im Mittelpunkt der polizeilichen Untersuchungen, über das Unglück auf der Nürnberger Rennbahn am Reichelsdorfer Keller vom Sonntag steht die Schuldfrage. Die Genehmigung für das Rennen hatte die Gemeinde Katzwang erteilt. Beamte der technischen Prüfstelle Nürnberg erklärten, daß schon vor zwei Jahren in einem Gutachten starke Bedenken gegen motorsportliche Veranstaltungen auf dieser Rennbahn geäußert wurden.
Das Unglück ereignete sich, als der deutsche Fahrer Schoo mit dem Franzosen Lacroix zusammenstieß. Dabei wurden über 50 Menschen zum Teil schwer verletzt und ein Zuschauer getötet.
Einheitliche Lehierbildung
BONN. Die ständige Konferenz der Kultusminister der Länder hat vereinbart, daß die Lehrkräfte für die höheren Schulen in allen Ländern der Bundesrepublik einschließlich Berlins nach einheitlichen Grundsätzen ausgebildet werden. Einheitliche Richtlinien zur wissenschaftlichen Prüfung bestehen bereits seit zwei Jahren. Jetzt einigten sich die Kultusminister auch über die pädagogische Prüfung. Wie am Montag in Bonn mitgeteilt wurde, erörterte die Konferenz ferner die Zulassungsbedingungen und Aufnahme-
S rüfungen an Ingenieurschulen für taschinen- und Bauwesen und die Dauer des Studiums.
lieh, der ihnen aus der neuen Regelung entstehen würde, unmöglich verkraften könnten.
Eine rückwirkende Inkraftsetzung des Gesetzes auf 1. April 1954 wird abgelehnt und vorgeschlagen, für das laufende Rechnungsjahr nochmals eine Übergangsregelung zu treffen, damit sich die kommunale Haushaltwirtschaft den veränderten Verhältnissen anpassen könne.
Vor Annahme der Entschließung hatte der Verbandsvorsteher des Gemeindetags, Direktor Öchsle, in einer zweistündigen Rede die nachteiligen Auswirkungen des geplanten Systems für die nordwürttembergischen Gemeinden dargelegt. Neunzig Prozent der nordwürttembergischen Städte und Gemeinden müßten mit einer geringeren Zuweisung des Landes als bisher rechnen. Vereinzelt werde das kommunale Leben nicht nur eingeschränkt, sondern geradezu gelähmt werden.
sehe Haltung klar definiert. Sie basiert auf der strikten Ablehnung des Kommunismus, der Zugehörigkeit zur freien Welt, aber auch auf der Einhaltung der Neutralität und Ablehnung jeglicher Militärbündnisse. Der Nationalrat hat einstimmig gegen die 5 Stimmen der Kommunisten diese Regierungserklärung gebilligt.
Den Vorwand für das russische Einschreiten lieferten wie üblich die Kommunisten. Bereits am Vorabend der Berliner Konferenz startete überraschend eine Kampagne in den kommunistischen Blättern gegen die angeblichen Anschlußtendenzen in Westösterreich. Kein Mensch hatte bis dahin in Österreich an einen Anschluß an Westdeutschland gedacht und auch in der Folgezeit blieb es aus durchsichtigen Gründen den Kommunisten Vorbehalten, davon zu sprechen. Als weiteres Argument tauchte dann wieder die Anschuldigung des „Militarismus“ auf, der natürlich weder von den Russen noch von den Kommunisten selbst geglaubt wurde und einen schlechten Witz darstellt. Das nächste Stichwort war die österreichische „Russenhetze“, womit gemeint war, daß Österreich die russische Verantwortlichkeit für das Scheitern der Staatsvertragsverhandlungen deutlich hervorkehrte und sowjetische Eingriffe in österreichische Angelegenheiten anprangerte.
Diese drei von den Kommunisten ausgegebenen Stichworte waren dann auch, zusammen mit anderen lächerlichen Vorwänden, der Grundtenor der Erklärung Iljitschows, die entgegen der bisherigen Praxis bei den Aussprachen zwischen Hochkommissar und Bundesregierung ohne Ein
verständnis der Österreicher über die TASS publiziert wurde. Bundeskanzler Raab befand sich damit in einer schwierigen Situation. Es war ihm klar, daß die Sowjetunion nur Vorwände suchte, um die Kontrolle der Ostzone wieder zu verschärfen und gemachte Zugeständnisse, u. a. die Aufhebung der Kontrolle an der Demarkationslinie, zu widerrufen. Er verzichtete daher, mit aller Schärfe gegen die sowjetischen Argumente vorzugehen, da in der Welt schließlich Macht vor Recht geht.
Es wird sich nunmehr zeigen, ob es Österreich gelingt, wie in der schlimmsten Zeit des Kalten Krieges eine Oase des Ausgleichs zu bleiben, in der sogar der Alliierte Rat auf Viermächtebasis weiterhin funktionierte oder ob das ausgleichende Talent der Österreicher vor der nackten Gewalt weichen muß.
PRESSE ST IMMEN
Ist es nicht an der Zeit?
Für die „qualvolle Neueinschätzung“ der amerikanischen Europapolitik, wie sie Außenminister Dalles einmal in Aussicht gestellt hat, spricht sich die „New York Daily News“ aus:
„Wenn unsere Regierung noch entschlossen ist, alles ihr Mögliche zu tun, um Westeuropa zu verteidigen, ist es dann nicht an der Zeit, mit der Wiederbewaffnung Westdeutschlands zu beginnen und Frankreich vor die vollendete Tatsache zu stellen? Wenn wir zum großen Teil mit der Verteidigung Westeuropas belastet bleiben müssen, warum sollten wir uns nicht mit dem vielversprechendsten Partner verbünden, den wir finden können? Warum sollen wir den Befürchtungen und Einwänden eines wankelmütigen Landes wie Frankreich Gehör schenken, das wir schon in zwei Kriegen durch Bürgschaft befreit haben?“
Eindeutige Mehrheit wahrscheinlich
Bundestag entscheidet über Straffreiheitsgesetz
Von unserer Bonner Redaktion
BONN. Die Verabschiedung des Gesetzes über die Gewährung von Straffreiheit ist einer der wichtigsten Punkte der 31. und 32. Bundestagssitzung am Mittwoch und Freitag dieser Woche. Das Gesetz, das eine allgemeine Amnestie verwirklichen soll, wird nach Auffassung parlamentarischer Kreise eine eindeutige Mehrheit .im Bundestag finden, wenn es auch noch ungewiß ist, ob der Bundesrat dem Gesetz ohne wesentliche Änderungen zustimmen wird.
Die Verabschiedung des Gesetzes zur Vereinfachung des Wirtschaftsstrafrechts, die Zustimmungsgesetze zu mehreren Handelsverträgen und mehrere Anträge für die Wirtschaftshilfe
„Es gibt fliegende Untertassen.“ Der britische Luftmarschall Lord Dowding, während des Krieges Chef der Luftverteidigung der britischen Inseln, erklärte, er sei fest davon überzeugt, daß es „fliegende Untertassen“ gebe. Er sagte vor britischen Spiritisten: „Ich glaube, daß es auf anderen Planeten Menschen gibt, die mit ihren fliegenden Untertassen der Erde in ihrer jetzigen Krise helfen wollen.“
Ägyptisches Sondergericht. Der ägyptische Revolutionsrat hat am Montag unter Vorsitz von Ministerpräsident Abdel Nasser die Bildung eines Sondergerichtes zur Aburteilung der an dem für 1. Mai geplanten Staatsstreich beteiligten Offiziere und Zivilisten beschlossen.
In die Nordsee gestürzt. Ein norwegischer Düsenjäger stürzte vor der norwegischen Südwestküste in die Nordsee. Der Pilot kam ums Leben.
Fremdenlegionäre entflohen. Zwei deutsche Fremdenlegionäre sind auf der Fahrt durch den Suezkanal geflüchtet.
Kleine Weltchronik
Sie sprangen von Bord des norwegischen Dampfers, der sie nach Indochina bringen sollte, schwammen durch den Kanal und verbargen sich in der Wüste Sinai.
Wieder Unruhen in Tunesien. In verschiedenen Gebieten Tunesiens ist es am Wochenende zu Unruhen und Zusammenstößen gekommen, bei denen zwei französische Soldaten getötet und drei weitere verwundet wurden. Mindestens fünf Terroristen kamen ums Leben.
Blutiger Überfall. Maskierte Räuber ermordeten in Nieva (Kolumbien) den Schafhirten Perez, seine Frau und sechs Kinder mit großen Buschmessern. Nur der 16jährige Fernando konnte sich retten.
Bei Genua gesunken. Das 793 t große italienische Motorschiff „San Silverio“ ist am Montag im Mittelmeer südwestlich von Genua gesunken. Acht Mitglie
der der 13köpfigen Besatzung landeten mit einem Rettungsboot in Portofino. Fischerboote und ein Flugzeug suchen nach den fünf Vermißten.
Gefechte mit den Mau-Mau. Am Mount Kenya kam es über das Wochenende zu fünf Gefechten zwischen britischen Truppen und Mau-Mau-Ter- roristen. Dabei wurden 44 Mau-Mau getötet.
Für sie ist noch Krieg. Drei Japaner werden heute von Tokio nach den Philippinen abreisen, um drei ehemalige japanische Soldaten zur Übergabe zu bewegen, die sich noch immer auf einer kleinen philippinischen Insel „als im Kriege befindlich“ betrachten.
Deutsche Saarzeitung erneut verboten. Die in Bad Kreuznach erscheinende „Deutsche Saarzeilung“ ist vom saarländischen Innenminister Dr. Ed- gard Hector mit sofortiger Wirkung von neuem für drei Monate verboten worden, da die Zeitung „fortgesetzt unwahre Behauptungen und Beleidigungen“ veröffentliche.
für die Zonenrandgebiete werden außer dem Straffreiheitsgesetz und dem Zustimmungsgesetz zum deutsch-amerikanischen Freundschafts- und Konsularvertrag die Mittwochsitzung bestimmen.
In der Fragestunde wird sich die 1 Bundesregierung unter anderem dazu äußern müssen, wann sie mit der Freigabe der Zivilluftfahrt rechnet, in welcher Stadt das Luftfahrtbundesamt seinen Sitz haben soll und was sie zur Sicherung und Pflege der deutschen Kriegsgräber im Ausland unternommen hat. Der Bundeskanzler wird all Außenminister zu beantworten haben, ob der Artikel 24 des Grundgesetzes es nach seiner Auffassung zuläßt, aus dem Saargebiet eine zwischenstaatliche Einrichtung zu machen.
Agent im Amt Blank
bg. KARLSRUHE. Der Sechste Strafsenat des Bundesgerichtshofes verhandelt seit gestern gegen den 33jährigen Agenten des polnischen Nachrichtendienstes, Bruno S i g o w s k i, der mit seinen Eltern 1952 von Dortmund nach Polen repatriiert wurde, aber bereit! im Frühjahr 1953 im Aufträge dei polnischen Nachrichtendienstes nach Deutschland zurückkehrte und im Amt Blank als Bürohilfskraft eingestellt wurde. Seit 18. Juli 1953 sitzt Sigowskl in Untersuchungshaft. Er hat bei der Dienststelle Blank zahlreiche geheimzuhaltende Urkunden mit Mikrofilm fotografiert und die Filme in einem sogenannten „Agentenbriefkasten“ hin- .terlegt. Zwei Fälle konnten ihm nachgewiesen werden. Sigowski leugnet nicht. — Nach der Vernehmung zur Person am Montag wurde die Öffentlichkeit wegen Gefährdung der Staatssicherheit ausgeschlossen.
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ROMAN VON JAARV BVRCHELL.
Copyright by Dr. Paul Herzog, Tübingen — Durch Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden. Berechtigte Übertragung: H. Passow-Kernen
(29. Fortsetzung)
Wäre Geraldine nur ein bißchen weniger gleichgültig, nur ein bißchen weniger boshaft gewesen und wäre Stephens Brief rechtzeitig in Theas Hände gelangt, dann — dies stand ohne Zweifel fest — hätte sie Stephen gewählt, nicht Lin. Stephen war ihr innerlich verwandt Er sprach ihre Sprache, sah die Dinge, wie sie selbst sie sah, machte sie nie verwirrt und unsicher. Er begehrte sie wirklich zur Frau — nicht, weil er mit der Heirat auf exentrische, wenn auch menschenfreundliche Art ein sonst unlösbares Problem aus der Welt schaffen wollte, sondern weil er sie liebte und in ihr seine Lebensgefährtin erkannt hatte. In seiner Werbung lag etwas Natürliches und Normale?
Darum hatte sie jetzt das bange Gefühl, als werde ihr aus der Welt des üppig gedeihenden Wahns, der sie angehörte, ein rascher Blich gestattet in die wirkliche Welt, und ein grenzenloses Heimweh und Verlangen nach derselben ergriff sie.
Allein die Entscheidung war gefallen. Es gab für sie kein Zurück mehr. Sie war jetzt, wie Geraldine so boshaft betont hatte, Mrs. Lindsay Varlon. Es ging nicht an, sich mit dem Antrag des einen Bewerbers zu befassen, während sie mit dem anderen Bewerber auf der Hochzeitsreise war. Und selbst, wenn später einmal
„Wie geht es Stephen und Jeanette?“
Jetzt war sie gekommen, die lange erwartete Frage, auf die sie nun noch keine Antwort bereit hatte. So sagte sie denn improvisiert: „Sie schreiben nicht viel von sich. Sie
reden hauptsächlich von dem Unfall — das liegt zwar weit zurück, aber wegen Geraldine habe ich die Briefe erst jetzt bekommen. Sie — sie lassen dich auch grüßen.“
„Danke. Den Brief von mir, in dem ich ihnen unsere- Heirat angekündigt habe, den haben sie also noch nicht?“
Beide schwiegen, und sie hätte gerne gewußt, ob er überrascht war, daß sie nicht weitererzählte. Dann wurde das Schweigen beklemmend, so daß sie hastig fortfuhr: „Beide machen sich natürlich Sorgen, was mit mir geschehen soll, wenn ich aus dem Spital entlassen werde, und stellen mir das Haus zur Verfügung. Aber — aber natürlich haben sie damals noch nicht gewußt, daß Emma fort mußte zur Pflege.“ Sie blickte ihn rasch dabei an und bemerkte, oder glaubte zu bemerken, wie sich seine Augen verschmälerten, ohne daß sie sich dafür einen Grund denken konnte.
Bei der Ankunft am Bestimmungsort und bei der kurzen Fahrt zum Hotel setzte Lindsay seine Bemerkungen über äußere Eindrücke fort, und im Hotel bemerkte sie erleichtert, wenn auch ohne Ueberraschung, daß Lin dafür gesorgt hatte, daß ihr eine private Sphäre gewahrt blieb, vermutlich, weil auch er nicht ständig nach ihrer Gesellschaft verlangte. Das schönste Appartement war für sie beide reserviert worden; ein eigenes Schlafzimmer stand ihr zur Verfügung, dazu ein kleiner Salon.
„Das ist unser .Hochzeits-Appartement 1 meinte das zierliche Zimmermädchen und betrachtete Thea mit nur schlecht verhüllter Neugier.
„Es ist prachtvoll“, lobte Thea ernsthaft und dachte dabei, daß wohl keine Braut es bisher mit so seltsamen Gefühlen in Besitz genommen hatte. Auf ihre Versicherung hin, sie sei ein bißchen müde, gingen sie hinunter und nahmen auf der großen Glasveranda mit dem herrlichen Blick übers Meer hin ein frühes Nachtessen ein. Dies war ihr lieber als ein tete-ä-tete, das nur zu peinlichen Erörterungen geführt hätte.
„Erinnert dich das nicht ein wenig an damals, wo wir zusammen zu Mittag aßen und dann auf dem Fluß rudern gingen?“ fragte sie. „Dort war es ein offener Balkon.“
„Doch, es ist ein bißchen wie damals“, meinte er sinnend und studierte dabei ihre Züge. „An jenem Tage warst du ganz sorglos und jung“, sprach er plötzlich, als wäre ihm diese Erkenntnis soeben aufgegangen.
„Glaubst du?“ lachte sie. „Nun, heute abend bin ich doch auch sorglos und jung“, versicherte sie in einem Ton, der trotz ihrer Bemühungen nicht ganz überzeugend klang.
Doch er schüttelte mit kaum merklichem Lächeln den Kopf. „Nein. Ich kann bloß nicht sagen, ob du seither erwachsener geworden bist, oder ob dich der Unfall oder der Ehestand so verändert haben.“
„Aber — habe ich mich denn wirklich verändert, Lin? So stark, daß du es bemerkst?“
„Nein, nicht stark, nur so, daß ich es gerade noch bemerke“, sagte er. Und dann kam von ihm unvermittelt die Frage: „Bist du glücklich, Kind?“
„Glücklich? . . . Warum sollte ich nicht glücklich sein? Ich habe einen lieben Mann, ich weiß, daß ich wieder ganz gesund werde, meine Zukunft . . .“
„Ich habe dich nicht nach den Gründen gefragt, Herzchen, sondern nur, ob du wirklich glücklich bist“, unterbrach er sie liebevoll.
„Also gut — ja.“
„Aber nicht ganz ohne Sorgen?"
Wer könnte behaupten, ganz ohne Sorgen zu sein."
„Früher hättest du mir keine solche Antwort gegeben“, stellte er nachdenklich fest, „obwohl du damals viel eher Grund dazu gehabt hättest. Das meinte ich, als ich dich ganz leicht verändert fand.“
Sie schaute ihn ein wenig hilflos an und bat: „Verzeih.“
Doch er legte rasch seine Hand auf die ihre. „Ich habe nichts au verzeihen, Kind. Ich hoffe nur, daß ich im Bemühen, dir aus den Schwierigkeiten herauszuhelfen, dich nicht in neue gestürzt habe.“
„Nein, Lin.'' Aber sie biß sich, schnell auf die Lippe, weil diese unerklärlicherweise nt. zittern begann. Seine Hand umschloß die ihrige noch fester.
„Hör mir zu, Liebes. Jetzt -werde ich ein paar Minuten lang reden, und du brauchst gar nichts darauf zu sagen. Du brauchst mich dabei nicht einmal anzuschauen, wenn dir das übers Weinen hinweghilft.“ Er erhielt ein rasches, ein wenig gefaßteres Lächeln für diese lieben Worte. „Du sollst wissen, daß nichts, was wir heute gesprochen und getan haben — ich wiederhole: nichts — dich in irgendeiner Weise bindet oder verpflichtet Mach dich frei von dem Gefühl, man hätte dich in etwas Verkehrtes und Nichtwieder- gutzumachendes hineingestoßen . . .“
Er unterbrach sich einen Moment, weil sie die Handfläche nach oben gewendet und mit dankbarer Hingebung seii-a- eigene Hand gepackt hatte.
„Also, dieses Gefühl hast du gehabt, gelt?“ Er sagte dies eher feststellend als fragend, und sie brauchte nichts darauf zu antworten. „Das sollst du aber nicht. Vor der Gesellschaft bist du allerdings meine Frau, und gewisse Leute werden diese Tatsache gebührend betonen und dir damit lästig fallen. Aber du selbst darfst dem nicht allzuviel Bedeutung beimessen. Du bist ganz unabhängig — sogar noch unabhängiger als da, wo du noch bei Geraldine wohntest. Du bist nicht mit einem unbequemen Ehegatten belastet Glaubst du, das hilft dir?“
Sie nickte, doch fast unmittelbar darauf merkte sie, daß er dies Nicken falsch auslegen könnte. „Mir war nicht davor bange, du könntest die Situation ausnützen. Bitte, denke das nicht von mir.“
„So, dir war nicht bange?“
„Nein, absolut nicht, Lin. Ich habe ja solche« Vertrauen in deine — deine Ritterlichkeit, ja> das — gerade das wollte ich sagen.“
Er verzog in komischer Weise das Gesicht. „Ich an deiner Stelle würde mich nicht allzusehr auf die Ritterlichkeit verlassen, Herzchen“, meinte er. „Ich habe nichts von emem Sir Galahad“ (Fortsetzung folgt)
T
Mittwoch, den 26. Mai 1954, Eröffnung!
Grofj-Ausslellung „Rurd um Nagold und Enz“
in der alten Handelsstadt Calw vom 26. Mai bis 7. Juni 1954
8 Leichtbauhallen. 350 Ausstellungs-Stände. 60000 qm Ausstellungs- Gelände. 10000 qm Landwirtschafts-Ausstellung
Die Groß-Ausstellung ist in folgende Sonderschauen eingeteilt:
Erzeugnisse von Industrie, Handel, Handwerk
Landwirtschaftliche
Lehrschauen
Holz, Forst Jagd, Jagdwaffen, Fischerei
Landwirtschaft!. Maschinen, Geräte, Fahrzeuge u. Hilfsm.
Großer Festzug am 30. Mai 1954, 13 Uhr
100-Jahrfeier des Handelsund Gewerbevereins Calw
Spielwarenschau „Das Wunderland des Kindes"
Neuheiten und Erfindungen
Veranstalteri Handels- und Gewerbeverein Calw, mit Unterstützung der Stadtverwaltung Calw. Ausstellungsleitung! Carl Lempertz, Wiernsheim/Württ.