SUDWEST
CHRONIK
Bekenntnis zur Gastlichkeit
Die Freudenstädter Tagung der südwestdeutschen Verkehrsverbände / Der Gast - unser Freund
lh. Freudenstadt. Die erste große Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft der Fremdenverkehrsverbände in Baden-Württemberg wurde übers Wochenende gut organisiert vom Landesfremdenverkehrsverband Württemberg und wohltuend betreut von der Kurverwaltung Freudenstadt im schönen neuen Freudenstädter Kurhaus abgehalten. Wenn die Tagung zunächst auch nur deklamatorischen Charakter hatte und eine Diskussion der angeschnittenen Fragen nicht stattfand, so dürfte doch ihr Motto, „Bekenntnis zur Gastlichkeit“, und so dürften auch die unter diesem Motto gegebenen zahlreichen Anregungen und Hinweise geeignet sein, in den Fremdenverkehrsgemcin- den überdacht und genützt zu werden.
Wie sehr sich Regierung und Landtag mit den Bestrebungen der Verkehrsverbände identifizieren, den Wirtschaftszweig Fremdenverkehr sorgfältig zu pflegen, bewies die Kundgebung am Sonntagvormittag im Freudenstädter Kurtheater. Landtagspräsident Dr. Neinhaus konnte dabei in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Verkehrsverbandes Nordbaden den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Dr. Veit, den Justizminister Dr. Haußmann, Staatsrat D i c h t e 1 und zahlreiche Parlamentarier begrüßen. Dr. Neinhaus wies darauf hin, daß der Gast nicht nur gute Unterkunft und Verpflegung erwarte, sondern daß er persönliche Fürsorge spüren wolle.
Allgemeingut aller Bürger
Die Ansprache des erkrankten Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft der Fremdenverkehrsverbände in Baden- Württemberg, Ministerpräsident Dr. Gebhard Müller, wurde der Versammlung über Tonband zur Kenntnis gebracht. Dr. Müller setzte sich dafür ein, daß die Idee der Gastlichkeit Allgemeingut aller Bürger unseres Landes werden solle. Er redete einem Qualitätsehrgeiz im Fremdenverkehrsgewerbe, ähnlich wie in der Industrie, das Wort und unterstrich die Notwendigkeit einer intensiven Erziehungsarbeit zur Schaffung einer gastlichen Haltung. Eine behördliche Reglementierung der Fremdenverkehrsarbeit wurde von Dr. Müller abgelehnt, dagegen sicherte er die Unterstützung aller Bestrebungen des Reise- und des Bäderverkehrs durch die Regierung zu. Die Schule habe die Pflicht, die Jugend zur Erwanderung ihrer Heimat anzuhalten. Wer seine eigene Heimat nicht kenne, habe keinen Maßstab für andere Länder. Der Satz: „Wem wäre es
früher eingefallen, einen Konfirmandenausflug statt auf den Lichtenstein nach Lugano zu machen“, ließ die Einstellung Dr. Müllers zum Überhandnehmen eines maßlosen Ausflugrummels erkennen.
Sache des Herzens
Als den Sinn der Freudenstädter Tagung bezeichnete Wirtschaftsminister Dr. Veit die Aufgabe, das ganze Volk von Baden-Württemberg aufzurufen, den Fremden als Gast und Freund zu betrachten. „Reiseland Baden-Württemberg" müsse ein geradezu selbstverständlicher Begriff im In- und Ausland werden. Dazu sei eine Gemeinschaftswerbung aller drei Verkehrsverbände (der Minister stellte mit Recht die Frage, weshalb sich diese drei Verbände noch nicht zu einem Verband zusammenschließen konnten) notwendig, die neue Wege gehen müsse, um die Schönheit und Vielgestaltigkeit unseres Landes den Fremden nahe zu bringen. Von der Gaststätte erwartete Dr. Veit, daß sie Behaglichkeit vermittle, daß sich der Gast geborgen und versorgt wisse und die persönliche Aufmerksamkeit und Wärme des Herzens spüre. Dr. Veit setzte sich nicht nur für eine gründliche Nachwuchsförderung im Hotel- und Gaststättengewerbe ein, sondern auch für die Erziehung des Gastes.
Inseln der Ruhe
Die Frage, ob auf dem Gebiet der Fremdenbetreuung nicht zuviel geschehe, war durhaus naheliegend angesichts des Betriebs und Rummels, wie er in manhen Kurorten Platz greift. Nah Ansicht von Dr. Veit sollen aber die Bäder und Kurorte Inseln der Ruhe und Entspannung sein, in denen der Mensh wieder zu sih selbst finde. Dazu gehöre aber Zeit, Muße und Stille. Dr. Veit setzte sih auch für den Ausländerreiseverkehr ein. Persönlihe Beziehungen seien dauerhafter als politishe Abmachungen. Baden-Württemberg müsse ein Land der Inneren und äußeren Ausgeglichenheit werden, ein Land der freundlichen Begegnung, das Land der Gastlihkeit.
Verpflichtend
In einer Ansprahe begrüßte es der Vorsitzende des Landesverbandes des Hotel- und Gaststättenverbandes in Württemberg-Baden, Willi P a u 1 y, daß sih die Regierung auf der Freudenstädter Kundgebung erneut zum Fremdenverkehr als einem wirtschaftlich und kulturell wihtigen Faktor
NORDWÜRTTEMBERG
Vorsicht beim Überholen
Stuttgart. Das Innenministerium von Baden-Württemberg hat die Verkehrsbehörde angewiesen, Lastkraftwagen und Lastzüge beim Überholen stärker als bisher zu überwahen. Vom Innenministerium wird daran erinnert, daß nah den Vorshriften der Straßenverkehrszulassungsordnung Lastkraftwagen und Lastzüge einander nur dann überholen dürfen, wenn das Fahrzeug, das vorfährt, eine wesentlih höhere Geschwindigkeit hat als der Wagen oder der Lastzug, der überholt wird. In der letzten Zeit ist aus Kreisen der Verkehrsteilnehmer vielfach darüber geklagt worden, daß sih Lastkraftwagen und Lastzüge niht an diese Vorshrift halten.
Besuch des
britischen Hohen Kommissars
Stuttgart. Der britishe Hohe Kommissar in Deutschland, Sir Frederick Hoyer Miliar, wird am Dienstag und Mittwoch mit seiner Gattin seinen ersten offiziellen Besuh in Baden-Württemberg abstat'en. Am Mittwohnah- mittag wird Sir Frederick Hoyer Miliar die englishe Abteilung in der württembergishen Landesbibliothek eröffnen. Eta handelt sih um eine Buh- Bpende der britishen Regierung von 3000 Bänden, die im Lesezimmer für Zeitfragen untergebraht wird.
Ludwigsburg im Festzug
Ludwigsburg. Ein Festzug am Sonntag und die anschließende „Venezianische Messe“ auf dem Marktplatz wurden zum Höhepunkt der Jubiläumsfeiern, mit denen die ehemalige Residenzstadt Ludwigsburg im Mai der 250. Wiederkehr des Tages der Grundsteinlegung zum Ludwigsburger Barockschloß gedahte. Zwishen 120 000 und 150 000 Menschen waren dazu erschienen. Sonderzüge aus Karlsruhe. Tübingen und Gundelsheim sowie zahlreiche Sonderzüge aus der näheren Umgebung, die die Bundesbahn eingelegt hatte, eine große Zahl von Omnibussen und anderen Kraftfahrzeugen führten Zehntausende in die Jubiläumsstadt.
Volontärärzte hatten Erfolg
Göppingen. Der Kreisrat des Kreises Göppingen hat beschlossen, die Vergütung für Volontärärzte am Kreiskrankenhaus rückwirkend vom 1. April an auf 300 DM monatlih für ledige und 320 DM für verheiratete (ohne freie Station) zu erhöhen. Bisher erhielten <he Volontärärzte einheitlich 160 DM monatlich und freie Station
Bürgermeister demonstrieren
Heidenheim. Die Bürgermeister des Kreises Heidenheim wollen heute, Mon- tug, geschlossen an der Verbandsversammlung des Württembergischen Gemeindetags in Stuttgart teilnehmen, um
gegen den Gesetzentwurf über den internen Finanzausgleich zu protestieren. Nach den Bestimmungen dieses Gesetzentwurfes würden die 40 Gemeinden im Kreis Heidenheim einschließlich der Stadt Heidenheim 922 000 DM weniger an staatlichen Zuschüssen erhalten als bisher. Eine rückwirkende Kürzung der Finanzzuweisung mit dem 1. April dieses Jahres würde vie-' le Gemeinden in große finanzielle Schwierigkeiten bringen.
BADEN
Fisch in Karlsruhe verhaftet
Karlsruhe. Der frühere KPD-Bun- destagsabgeordnete Walter Fisch wurde nach einer KPD-Kundgebung in Karlsruhe auf Grund eines Haftbefehls des Ermittlungsrichters beim Bundesgerichtshof verhaftet und in das Karlsruher Gefängnis eingeliefert. Die Verhaftung erfolgte wegen Staatsgefährdung und Hochverratshandlungen. Die weiteren Ermittlungen werden vom Bundesgerichtshof durchgeführt.
Selbsthilfe-Tagung
Mannheim. Am Wochenende fand in Mannheim der zweite deutsche Selbsthilfe-Tag statt, an dem sich außer den führenden Persönlichkeiten des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge und des Ständigen Ausschusses für Selbsthilfe, Regierungsvertreter und mehrere Bundestagsabgeordnete sowie zahlreiche Sozialarbeiter aus dem ganzen Bundesgebiet beteiligten.
unseres Landes bekannt und seine Förderung zugesagt habe. Daraus erwachse dem Gaststättengewerbe nun
Wie ein guter Unterhaltungsabend mit eigenen Kräften bestritten werden kann, zeigten die „Loßburger Nachtigallen“, die in ihrer Kinzigtäler Schäfertracht Volkslieder sangen und Schwarzwälder Volkstänze aufführten Bild: Lengerer
die Verpflichtung, durch gute Leistungen und günstige Preisgestaltung dazu beizutragen, daß Reisen und Erho
lung weitesten Kreisen der Bevölkerung ermöglicht werden. Nachteilig auf den Fremdenverkehr wirke sich die Getränkesteuer aus, die Pauly als fremdenverkehrsfeindlich bezeichnete.
Philosophie der Gastlichkeit
Die Kundgebung, bei der auch das Vorstandsmitglied der Deutschen Zentrale für Fremdenverkehr, Dr. Ling- n a u, auf allgemeine Fragen des Fremdenverkehrs einging, wurde mit sehr gescheiten, aus dem Herzen kommenden Ausführungen des Schriftstellers Otto Ernst S u 11 e r, Gengenbach, über die Gastlichkeit als Lebensanschauung beschlossen. Dieser, sich seit 50 Jahren mit der Frage der Gastlichkeit beschäftigende badische Heimatschriftsteller, der schon am Freitagabend mit einem Lichtbildervortrag die „Freudenstädter Tage“ eröffnet hatte, und sich dabei als ein ausgezeichneter Führer durch unser Land erwies, ist auch der Initiator dieser Freudenstädter „Akademie“ über die mit der Gastlichkeit zusammenhängenden Fragen gewesen. Er verkannte nicht die gute fachliche Ausbildung des Gaststättennachwuchses, er legte aber den Hoteliers ans Herz, auch der Erziehung des Menschen in ihren Mitarbeitern mehr Zeit zu widmen als bisher, denn dadurch erst werde die gastliche Atmosphäre geschaffen. Sut- ter war es auch, der die Rolle der Frau als Vollenderin der Gastlichkeit gebührend würdigte, er war es aber auch, der eine Bemerkung eines Gastronomen auf der Pressekonferenz am Sonntagvormittag aufgriff und sie als richtig unterstellte, daß nämlich der Gast weniger anspruchsvoll sein solle und daß wir uns alle dem „einfachen Leben“ zuwenden sollten. In unserem Kommentar auf der ersten Seite dieser Ausgabe setzen wir uns mit dieser Ansicht auseinander.
An Stelle lauter Betriebsamkeit
Am Samstag war in der Arbeitstagung im Großen Kursaal das Themengebiet der Gastlichkeit in zehn Referaten abgehandelt worden. Als erster Redner der Tagung stellte Ministerialrat Dr. S e i f r i z vom Wirtschaftsministerium die These auf, daß das ganze Land, jeder einzelne Bürger, zur Arbeit an der Gastlichkeit gewonnen werden müsse. Fremdenverkehrsarbeit als Gemeinschaftsaufgabe also, um aus Baden-Württemberg ein Reiseland in des Wortes wahrster Bedeutung zu machen. In der Gemeinde liege der Ausgangspunkt der Fremdenverkehrsarbeit, dort müsse auch anstatt einer lauten Betriebsamkeit der Blick für die Bedürfnisse des Gastes geschärft werden. Dazu seien Arbeitsgemeinschaften notwendig.
Dr. Seeliger, der Vorsitzende des Landesverkehrsverbandes Württemberg, beschäftigte sih mit den kleinen Dingen, die, wenn die Fremdenverkehrsarbeit erfolgreih sein soll, niht übersehen werden dürfen. Er forderte eine Überwachung des Ortsbildes, und er lehnte insbesondere aufdringlihe Außenreklame ab. Der Geschäftsführer des Landesverkehrsverbandes Nordbaden, Fischer, sprah sih für eine Gemeinshaftswerbung im deutshen Fremdenverkehr aus und warnte davor, die Fremdenverkehrsarbeit in die Hände einer Verbandsbürokratie entgleiten zu lassen. Der
Fremdenverkehr sei heute in Gefahr, eine perfektionierte wirtschaftliche Fertigung zu werden.
Auf die Wihtigkeit eiper gut geführten Fremdenstatistik, vor allem im Hinblick auf die Shaffung einer Grundlage für eine systematische Werbung — die Statistik läßt erkennen, aus weihen Ländern die Gäste stammen — wies Regierungsdirektor Dr. Haas vom Wirtshaftsministerium hin. Für eine sinnvolle Werbung durh Prospekte und Zeitungsanzeigen, wobei die Gemeinden sih die Unterstützung der Fremdenverkehrsverbände sihern sollten, setzte sih der Geschäftsführer des Badishen Fremdenverkehrsverbandes, Dr. Boos, ein.
Camping
Der Hauptgeshäftsführer des Landesverkehrsverbandes Württemberg, Hugo Mühlhäusler, betonte, daß Nutznießer des Fremdenverkehrs niht nur Hotels und Gaststätten seien. Er gab bekannt, daß einheitlihe Richtlinien für die Anlage und den Betrieb von Camping-Plätzen und eine Muster- Camping-Ordnung angestrebt werden. Camping sei heute ein fester Bestandteil des Fremdenverkehrs. Als Mindestgröße für einen Camping-Platz seien zwei Hektar vorgesehen. Gegenwärtig gibt es in Baden-Württemberg 40 Camping-Plätze. Bei der Aufstellung von
Unter Mordverdacht
Konstanz. An der deutsch-schweizerischen Grenze bei Konstanz wurde ein 45jähriger Mann festgenommen, der möglicherweise als Täter für einen in der Nähe von Biberah begangenen Mord in Frage kommt. Der Mann trug ein großes Holzkreuz auf der Schu: und gab an, er befinde sih auf c i Wege nach Genf, um die dort tagen. . Politiker von der Notwendigkeit ei.i.> geeinten Europas und einer geeinte:: Welt zu überzeugen. Bei der Prüfung seiner Papiere ergaben sih starke Vei - dahtsmomente, die zur Festnahme führten.
Bebauungsplänen sollen die Gemeinden zweckmäßigerweise Camping-Plätze in die Planung einbeziehen. Zu der alle Kurorte wie ein Alpdruck belastenden Lärmbekämpfung anerkannte Mühlhäusler die Unterstützung durh das Innenministerium. Seiner Überzeugung nah könne dem Lärm nur abgeholfen werden, wenn man harte Strafen vor allem gegen solhe Leute aussprehe, die die Lärmdämpfer aus ihren Fahrzeugen ausbauen. Nah Mühlhäusler» Überzeugung ist die jetzt noh bestehende Ferienregelung niht ausreihend, um den Engpaß zwishen dem 15. Juli und dem 15. August zu überwinden. Der Bund deutsher Verkehr»- verbände empfiehlt deshalb den Beherbergungsbetrieben, die jetzt noh während der Sommermonate wegen Überfüllung der Kurorte Absagen erteilen müssen, diese in Form einer Mitteilung zu verschicken, in der darauf hingewiesen wird, daß die untragbare Ferienregelung an der Absage shuld ist.
Ein Loblied auf unser Bäderland Baden-Württemberg stimmte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Baden- Württembergischer Heilbäder, Bürgermeister K 1 e p s e r , Bad Liebenzell, an. Über weltweite und bodenständig« Gastronomie sprah der Hauptgeshäftsführer des Deutshen Hotel- und Gaststättenverbandes. Dr. H off- rn a n n , der die shon gehörte Forderung unterstrih, daß neben dem rein Handwerklihen und dem Angelernten die persönlihe Einstellung zur Gastlihkeit geweckt werden und der Unterricht in den Shulen sih mehr mit der Geshihte und Geographie der Heimat befassen müsse. Den Strukturwandel im Fremdenverkehr untersuchte der Präsident des Badishen Fremdenverkehrsverbandes, Hotelier Haas, Freiburg.
Unterhaltung nicht uniform
Der Herausgeber der Zeitung „Shwarzwald-Bodensee“, Otto , Ernst S u 11 e r , und der Leiter der Südwest- deutshen Heimatpost beim Süddeutschen Rundfunk, Wilhelm Kutter, appellierten während eines Unterhaltungsabends an die Fahleute de* Fremdenverkehrs, die Unterhaltung ihrer Kurgäste aus der jeweiligen Landshaft heraus zu bestreiten, da eine bodenständige Unterhaltung bei den Besuhern der Kurorte größeren Beifall finde als ein shlehter Ansager oder eine musikalisch unmögliche Blasmusik. Um der Andenken- kitshfabrikation endlich den Garaus zu mähen, forderte Sutter die Leitung der Arbeitsgemeinschaft der Fremdenverkehrsverbände auf, ein Preisausschreiben für Entwürfe von wohlfeilen und guten Reiseandenken zu veranstalten.
„Auch für Angestellte bestehen Arbeitsschutzgesetze“
Fünfter Landesverbandstag der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft in Stuttgart
Stuttgart. In Stuttgart ist am Wochenende der fünfte Landesverbandstag des Landesverbandes Württemberg- Baden der Deutshen Angestellten- Gewerkschaft DAG abgehalten worden. An der zweitägigen Konferenz nahmen rund 150 Delegierte der 67 Ortsgruppen des Verbandes teil. Der Landesverband, zu dessen Bereih die Landesbezirke Nordbaden sowie Nord- und Südwürttemberg gehören, zählt zur Zeit rund 52 000 Mitglieder. Seit dem letzten Verbandstag im Jahre 1951 ist die Zahl der Mitglieder um 5750 gestiegen.
In seinem Geschäftsbericht erklärte der 1. Vorsitzende des Landesverbandes, Max Ehrhardt, die Angestellten hätten allen Grund, sih intensiv mit sozialen und wirtschaftlichen Problemen zu beshäftigen. Sie müßten mit den Gewerkshaften an der Lösung dieser Probleme mitarbeiten.
Zur Tarifpolitik erklärte Ehrhardt, die DAG habe in den vergangenen Jahren das Ziel verfolgt, die Preissteigerungen durh Tariferhöhungen auszugleihen, der Bedeutung und dem Wert der Arbeit der Angestellten angemessene Tarifsätze zu shaffen und einen gerehten Anteil an dem gestiegenen Produktionsergebnis zu erzielen. Ehrhardt vertrat die Ansiht, daß eine Fünftagewohe mit einer vierzigstün- digen Arbeitszeit angestrebt werden müsse. Selbstverständlich könne dieses Ziel nur shrittweise erreiht werden. Es müßten mehrere wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt werden. Eine Fünftagewoche mit einer sozial niht vertretbaren Verlängerung der täglihen Arbeitszeit könne aber keinesfalls gebilligt werden.
In der sehr regen Diskussion wurde u. a. gefordert, daß die Werbung in den Betrieben verstärkt und die Bil-
In etwa zwei Jahren wird in unmittelbarer Nähe Heidelbergs die amerikanische Stadt „Patrick-Henry-Village“ fertiggestellt sein. Sie wird rund 10 000 Einwohner haben.
Die Aufhebung des Visumzwangs im Reiseverkehr nah Frankreih hat die Bundesbahn veranlaßt, auf der Strecke Müllheim—Neuenburg an Sonn- und Feiertagen noh nahträglih einen neuen Zug in den Sommerfahrplan einzusetzen
Bei der Ausstellung „Die Kunst des Email“ in Pforzheim stellte der Präsident der Deutshen Gesellschaft für Goldschmiedekunst. F. R. Wilm, Hamburg, in Aussicht, daß der nächstjährige Internationale Kongreß für Gold- shmiedekunst in Pforzheim abgehalten wird
Mehrere tausend D-Mark hat eine verheiratete Frau untershlagen, die in der Lohnstelle der Heilbronner Stadtverwaltung beshäftigt war. Die Veruntreuungen wurden aufgedeckt, als ein Fehlbetrag in den Lohnabrechnungen festgestellt wurde.
Mit einem Druck auf drei rote Knöpfe shaltete Innenminister Fritz Ulrih am Samstag auf dem Bahnhof in Mühlacker den Strom für die Fahrleitung
Kurze Umschau
der neu elektrifizierten Strecke Mühlacker—Bruhsal ein.
Der Verein katholischer Lehrerinnen, der Lehrerinnen aller Shularten im Bundesgebiet und Westberlin umfaßt, wird zu Pfingsten seine 60. Hauptversammlung in Freiburg veranstalten. Die Tagung wird sih in erster Linie mit dem Thema „Mädhenbildung in der Shule“ befassen.
Auf Einladung des katholischen Verlagshauses Herder besuhten 70 spanische Druckereibesitzer dieser Tage die Stadt Freiburg und das Verlagsgebäude.
Gegen die Stillegung des Bundesbahnausbesserungswerks Aalen hat das Arbeitsministerium Baden-Württemberg beim Vorstand der Deutshen Bundesbahn Einspruh erhoben.
In Heidelberg soll ein deutsch-amerikanisches Liebhaber-Symphonie-Or- hester gegründet werden. Zwanzig junge Amerikaner haben ihre Mitwirkung im Orhester zugesagt. Das Orchester wird das einzige dieser Art in der Bundesrepublik sein.
Das Wetter mähte dem Karlsruher Sommertagszug, der am Sonntag statt
finden sollte, einen Strich durh die Rehnung. Wegen des kühlen, feuhten Wetters wurde die Veranstaltung, an der mehr als 2000 Kinder teilnehmen sollten, abgesagt.
Auch der zweite der beiden Erdarbeiter, die beim Verlegen von Wasserleitungsrohren in der Nähe des Göppinger Flugplatzes vershüttet wurden, ist nun gestorben. Er erlag im Kreiskrankenhaus Göppingen seinen shweren Verletzungen.
Im Schlafwagen des D-Zugs 76 wurde am Samstagmorgen auf dem Bahnhof Mühlacker ein 50 Jahre alter Reisender tot in seinem Abteil aufgefunden. Nah den Feststellungen des Arztes, der sofort herbeigerufen wurde. Ist der Tod einige Stunden vorher infolge eines Herzshlages eingetreten.
Einen Schaden von rund 70 000 DM verursahte ein Brand, dem in Groß- deinbah das ganze Anwesen eines Bauern und Schmieds zum Opfer fiel.
Die Stadt Karlsruhe beabsihtigt, ein modernes Hotel mit etwa 240 Betten zu bauen Damit hofft man, den großen Mangel an Hotelzimmern, der in Karlsruhe insbesondere bei großen Tagungen immer wieder auftriit, wenigstens zum Teil zu beheben.
dungsarbeit der DAG intensiviert werden soll.
Landeskonferenz
Mannheim. Die Arbeiter und Angestellten der Nahrungsmittelindustri« fühlten sih um ihren gerehten Lohn betrogen, sagte der erste Vorsitzend« des Landesverbandes Baden-Württemberg der Industriegewerkshaft Nahrung, Genuß, Gaststätten, Albert R e m p p e 1 Stuttgart, in Mannheim auf der Landeskonferenz seiner Organisation. Die 105 Delegierten der NGG nahmen einstimmig eine Entschließung an, in der die „große Erbitterung“ zum Ausdruck gebraht wurde, die unter den Arbeitern und Angestellten der Nahrungsmittelindustrie Platz gegriffen habe. Wie auf der Landeskonferenz mitgeteilt wurde, gehören der Industriegewerkshaft Nahrung, Genuß, Gaststätten in Baden-Württemberg rund 53 000 Mitglieder an.
Jugendliche randalierten
Balingen. In Nusplingen kam es in der Naht zum Sonntag zu einer heftigen Shlägerei zwishen Jugendlichen und Polizeiorganen. Die Auseinandersetzung begann, als mehrere Polizeibeamte in einer Gaststätte jung« Leute aufforderten, die Polizeistund« einzuhalten. Als die Jugendlihen gebührenpflichtig verwarnt wurden, begannen sie die Beamten zu belästigen und zu bedrohen, so daß Verstärkung aus Ebingen und Balingen herbeigerufen werden mußte. In der Zwischenzeit hatte sih die Zahl der randalierenden Jugendlihen bedeutend vermehrt. Die Polizei ging darauf mit Gummiknüppeln vor und mußte sogar von der Schußwaffe Gebrauh mähen. Es wurden aber nur Schreckschüsse abgegeben. Auf beiden Seiten gab e» Verletzte. Bis jetzt wurden zehn Jugendliche festgenommen. Die Untersuchungen sind noh niht abgeschlossen.
Der Weingartener Blutritt
Weingarten. Am kommenden Freitag feiert die katholishe Bevölkerung de» Oberlandes in der Weifenstadt Weingarten das am Freitag nah Himmelfahrt seit Jahrhunderten traditionelle Heilig-Blut-Fest mit dem Blutritt.