Aus Aegypten kam die Lepra
Das sicherste Mitteigegen diese Seuche ist die Isolierung / Leprabazillus ähnelt dem der Tuberkulose / 11 Deutsche leprös
Die Heimat der Lepra ist Ägypten. Als Moses sein Volk aus Ägypten führt, zieht die Seuche mit den wandernden Juden ins gelobte Land ein. Um ihr Herr zu werden, erlassen die Völker des Orients eine Reihe grausamer Gesetze. Wer an Aussatz erkrankt, wird in die sonnendurchglühte Wüste verbannt. Es hängt von seiner Geschicklichkeit ab, ob er sich gegen Hunger, Durst und Hitze zu schützen weiß oder elend wie ein Hund zugrunde geht. Oft rotten sich die Aussätzigen zusammen, dringen bettelnd bis in die Nähe der Städte und Dörfer vor oder stehlen in Garten und Feld, was immer sie finden. Ihre Gier nach Fleisch ist sprichwörtlich. Niemand wagt sich um sie zu kümmern oder ihnen ihre Beute abzujagen. Als Vogelfreie leben sie von allen gemieden ein Leben ohne Freude und Hoffnung.
Die düstere Leprazeit des Mittelalters ist in Vergessenheit gesunken, fünf lange Jahrhunderte haben sie mit ihrem Staub zugedeckt — da kramt eines Tages der englische Arzt Jonathan Hutchinson seinen Schulatlas hervor. Ein Gedanke ist ihm gekommen. Er schraffiert auf der Europakarte die noch von der Lepra befallenen Gebiete, kennzeichnet Spanien, Portugal, die englische und schottische Küste, die Umgebung von Bergen in Norwegen und die baltischen Provinzen durch diqjce Tintenstriche.
Merkwürdig, alle diese Restgebiete liegen in der Nähe des Meeres. Das muß doch bestimmte Gründe haben, denkt Jonathan Hutchinson. Er hat davon gehört, daß Pettenkofer in München planmäßig den Erdboden untersucht und behauptet, Bodendünste wären an den Infektionen schuld. Ähnlich könnte man annehmen, daß bestimmte Gifte den Erdboden der Küstenstriche verseucht hätten. Aber dann ließe sich immer noch nicht erklären, warum die Lepra im Mittelalter ganz Europa befallen hat. ‘
Hutchinson ist nicht nur ein guter Arzt und Beobachter, er hat auch Phantasie. Er findet heraus, daß die Küstenbewohner in ihrer Lebensweise mit den frommen Christen des hohen Mittelalters etwas gemeinsam haben. In der Nähe des Meeres nährt man sich vor- • nehmlich von dem billigen Fisch. Im Mittel-
alter wurde an den vielen Fastentagen ebenfalls Fisch gegessen. Die Lepra, so schließt Hutchinson, ist eine Folge des Fischessens, eine Art chronischer Fischvergiftung.
In Streitschriften und auf wissenschaftlichen Kongressen vertritt er diese These mit mehr Temperament als Überzeugungskraft. Er besucht die Leprösen in den Isolierstationen der südenglischen Krankenhäuser und läßt sich von ihnen bestätigen, daß sie früher viel Fisch gegessen hätten. Er begreift nicht, weshalb die Fachkollegen seinen Ideen so skeptisch gegenüberstehen. Gilt es nicht in diesem
gebietes der Seuche in Norwegen und gute Mikroskope.
1879 entnimmt er Sekrete aus den Wunden und der Nase seiner Patienten und richtet sie für eine Untersuchung unter dem Mikroskop her. Er braucht nicht lange zu suchen. Die auffälligen Stäbchen, die er sieht, die in solchen Mengen vorhanden sind, daß sie sich oft zu Kugeln oder zigarrenförmigen Gebilden verklumpen — das sind die Leprabazillen.
• *
Groß ist die Ausbeute der Mikrobenforscher nicht, als sie nach Hansens Entdeckung an die
Von unserem Mitarbeiter Dr. Herbert L. Schräder, der unseren Lesern durch seine regelmäßig an dieser Stelle erscheinenden all gemein verständlichen naturwissenschaftlichen Beiträge kein Unbekannter mehr ist, ist soeben im Mundus-Verlag Stuttgart ein Buch unter dem Titel „Und dennoch siegte das Leben“ erschienen, das die Geschichte der sieben tödlichen Krankheiten: der Fest, Cholera, Focken, Syph ilis, Malaria, Tuberkulose und der Lepra wiedergibt. Schräder beweist auch mit diesem Buch seine Fähigkeit, wissenschaftliche Themen so abzuhandeln, daß sie einer breiten Leserschicht verständlich werden, ja, daß diese Leserschicht erst an diesen Themen interessiert und von ihnen gefesselt wird. Dieses Buch liest sich tatsächlich wie ein Roman. Es ist keine billige Reportage, sondern es erfaßt seinen Stoff mit der Gründlichkeit eines kulturgeschichtlichen Werkes und mit der Spannung eines großen Abenteuers. Schräder leuchtet hinein in Zusammenhänge, die bisher unbekannt gewesen sind, er zeigt den Weg der Heilkunde von dem ers ten tastenden Versuch über die großen Entdeckungen bis zu der Anwendung der modernen Heilmittel. Die Seuchen sind zwar nicht alle erloschen, aber die meisten haben ihre Furchtbarkeit verloren. Die Medizin siegte über den frühen Tod, sie hat dem Menschen zehn bis fünfzehn Lebensjahre geschenkt. Heute dürfen mehr Menschen die Jahre der Reife und der Abgeklärtheit erleben als zu jeder anderen Zeit. Großen Forschernaturen ist dieses Geschenk zu verdanken. Schräder schrieb ein Buch, das dem Interesse einer großen Leserschicht entgegenkommt. Wir veröffentlichen daraus einen kleinen Abschnitt aus dem Kapitel über die Lepra. (Herbert L. Schräder, Und dennoch siegte das Leben, Roman der großen Krankheiten. Format 13X20 cm. Umfang 380 Seiten, Ganzleinenband mit farbigem, lackiertem Schutzumschlag, DM 11.80.
Zeitalter des Fortschritts in der Chemie als feststehend, daß Infektionskrankheiten von giftigen Substanzen ausgelöst werden?
Während Hutchinson noch jede freie Stunde opfert, um seine Lepratheorie zu untermauern, ist ein anderer Forscher schon den wahren Ursachen der Seuche auf der Spur. Im Krankenhaus von Bergen studiert der 38jährige norwegische Arzt Armauer Hansen die Mitteilungen Louis Pasteurs über lebende Krankheitserreger. Er findet dort alles, was er zur Erforschung der Lepra im Sinne Pasteurs braucht: die Kranken des letzten Reservat-
Eine wahre Geschichte: Bk Taipanfdiiangßn
Alle Reptilien der Welt werden von der Tai- panschlange in den Schatten gestellt. Sie erreicht eine Länge von 3—4 Meter, ist von kupferschim- mernder Farbe, dickwulstig, mit einem dünnen Hals. Ihre Angriffslust ist unverständlich; sie greift alles, was sich bewegt. Ihr Biß ist der sichere Tod. Kein Serum hilft vor dem Tode. Bei einem meiner Streifzüge geriet ich mit meinem
Zeichnung: Bauschert
schwarzen Boy, einem erfahrenen Buschneger, auf einen Geröllplatz. Die tropische Sonne hatte alles in Schlummerzustand versetzt. Kein einziger Baum, kein Strauch ringsumher. Nirgends Schatten; nur Steine und Felsblöcke. Da, etwa zehn Schritt vor uns, lag zusammengerollt eine Taipanschlange. Sie schien zu schlafen. Ich wollte schon umkehren, doch der Wunsch, eines dieser gefährlichen Tiere zu vernichten, nahm überhand. Ich legte mein Repetiergewehr an und feuerte alle fünf Schuß auf den kleinen Kopf. Die tödlich getroffene Schlange wand sich, ihr vier Meter langer Körper schlug große Bogen. Während wir uns das krepierende Reptil ansahen, erblickte ich zu meinem Schrecken, wie
eine zweite Taipanschlange aus einem Felsenspalt herauskroch. Als die Schlange uns erblickte, kam sie mit schnellen Zickzackbewegungen auf uns zu.
Ich war gelähmt vor Entsetzen, als das Reptil, seine unheimlichen Augen auf uns richtend immer näher auf uns zukroch. In diesen hypnotisierenden Augen sah ich glühende Feuerfunken voll Haß und Wut, die mich völlig willenlos machten. Die Schlange war in allernächster Nähe, jeden Augenblick mußte ich den tödlichen Biß zu spüren bekommen. Für mein Dasein konnte man keinen Cent geben.
Und in diesem Augenblick, dem schrecklichsten in meinem Leben, geschah das Wunder! Als die Schlange sich zum Biß erhob und ihr eckelhafter Kopf nur noch wenige Zentimeter von meiner Hand entfernt war, blitzte etwas in der Sonne und der Kopf der Schlange rollte zu meinen Füßen.
Was war geschehen? Mein treuer Boy hatte blitzschnell und im letzten Augenblick mit seinem Buschmesser der Schlange den Kopf von ihrem Rumpf getrennt. Jetzt ringelte sich auch dieser über drei Meter lange wulstige Körper auf dem Boden und schlug nach allen Seiten aus, so daß wir einige Schritte zurücktreten mußten, um nicht von dem armdicken Rumpf getroffen zu werden. Als die Zuckungen der beiden erlegten Reptilien aufhörten, begann der Neger einen wilden Tanz um die Kadaver auszuführen. Es war der Tanz der Freude, der Genugtuung und des Sieges, denn selten endet eine Begegnung mit der Taipanschlange so glücklich.
In den meisten Fällen bleibt die Taipanschlange Sieger. Der geringste Biß bedeutet den sicheren Tod. Die milchige Flüssigkeit, die beim Biß in die Wunde dringt, zerstört das Nervensystem. Schon kurze Zeit darauf stellt man Lähmungserscheinungen fest, bi* die Sprache versagt und völlige Erblindung eintritt. Daraufhin zerstört das Gift die Lunge. Die Menschen ringen nach dem Biß höchstens 24 Stunden mit dem Tode. Pferde verenden nach fünf Minuten, kleinere Tiere sofort auf der Stelle.
A. F.
Der mutige Medizinstudent
Ein schauerlicher Raum, dieser Sezierraum. Man muß schon einige Sektionen mitgemacht haben, um von keinem Gruseln mehr befallen zu werden.
Auch heute umringt wieder eine Schar Medizinstudenten den in der Mitte stehenden Marmortisch, beobachtet aufmerksam jede Handbewegung des sezierenden Lehrmeisters und lauscht seinen Worten.
Als die Sektion beendet ist, richtet sich der Professor sichtlich erleichtert auf, drückt seinen linken Arm gegen seinen schmerzenden Rük- ken, und schaut überlegen in die Runde seiner Schüler. „Nun“, bricht er nach einer Weile das Schweigen, „sämtliche Teile des menschlichen Körpers habe ich Ihnen gezeigt und erklärt. Nichts blieb uns verborgen. Aber“, er zögert und sieht abschätzend in die jungen Gesichter, „eine Seele, von der die Menschen immer reden, konnte nicht festgestellt werden. Folglich? Hat der Mensch auch keine!“ In seinen letzten Worten lag ein triumphierender Ton.
Ein mutiger Schüler erhebt : die Hand. „Gestatten Sie, Herr Professor!“
Mit einer galanten, stolzen Geste gestattet dieser.
„Haben wir das große Wissen, das sich dieser Mensch zu seinen Lebzeiten erworben hat, gesehen . . .?“
Worauf der Professor betreten schweigt.
Arbeit gehen, um die Lebensgewohnheiten des neuen Bazillus kennenzulemen. Dieses Stäbchen, das sich nicht züchten läßt, ist ein entfernter Verwandter des Tuberkelbazillus. Es ist schwer übertragbar. Von 25 Aussätzigen, die in häuslicher Gemeinschaft mit ihrer Familie leben, steckt nur einer seinen Ehepartner an. Zwölf würden aber ihre Kinder infizieren, die anfälliger sind als Erwachsene. Wegen dieser Gefahren müssen die Leprösen noch immer abgesondert werden. Da es kein sicheres Mittel gegen die Krankheit gibt, ist dies die einzige Möglichkeit, sie auf ihren Herd zu beschränken.
Wo sich der Bazillus einmal eingenistet hat, läßt er sich nur schwer wieder vertreiben. Es gibt in unserer Zeit noch acht Millionen Lepröse auf der Welt, davon allein in Nigerien eine Million. In Spanien und im Orient gewinnt die Seuche sogar an Boden, in Deutschland ist sie jedoch nicht mehr heimisch. Die letzten vier Memelländer, die sich in ihrer Heimat infiziert hatten, sind 1944 den Strapazen der Flucht erlegen. Die elf leprakranken Deutschen haben sich in fremden Ländern angesteckt und hoffen nun auf ihre Genesung.
„Wenn wir nun warmes Wasser hätten, könnten wir uns einen schönen Grog machen"
Nehmen Sie's ernst? I
Ihr Horoskop I
Vom 24. bis 30. Mai |
Widder (21.3.-20.4.): j
Dringen Sie auf Zahlung gewisser Außenstände — überspitzen Sie aber Ihre Forderungen nicht.
Denken Sie stets daran, daß eine kleine Aufmerksamkeit vielfach belohnt wird.
Stier (21.4. —21.5.):
Die ersten Tage dieser Woche machen noch einen gemischten Eindruck, so daß also hier noch nickt ganz alle Wünsche in Erfüllung gehen.
Zwillinge (22.5. — 21.6.):
Um Wochenmitte bestehen sehr gute Aussichten auf beruflichem Gebiet.
Krebs (22. 6 — 23 7.):
Man kann von einer durchgehend günstigen Woche sprechen. Es kommt sehr darauf an, alles zur rechten Zeit und auch wirklich zu unternehmen.
Löwe (24. 7 — 23.8.):
Wie Licht und Schatten wechselt, so ist es auch mit den Glückstendenzen. Sie sind Jetzt nicht mehr so stark vorhanden.
Jungfrau (24. 8. — 23. 9.):
Jetzt sollte im rechten Augenblick mit einer wichtigen Angelegenheit begonnen werden. Lassen Sie sich nicht durch kleinere Mißgriffe verdrießen und schauen /tf'ix \ Sie stets recht optimistisch in /A rf Ä\ die Zukunft. ■*
m
die Zukunft.
Waage (24.9. — 23.10.):
Noch sind Sie von einer Angelegenheit nicht voll und ganz überzeugt, aber man wird Ihnen handfeste Beweise bringen.
Skorpion (24 10. — 22 11.):
Es kann mit aussichtsreicher Steigerung der Aktivität, mit Fortschritten und größeren Wirtschaftserfolgen gerechnet werden.
Schütze (23.11. — 22.12.) :
Da die Erfolgstendenz recht gut ist, darf mit einem zufriedenstellenden Verlauf der allgemeinen Aus- und Absichten gerechnet werden.
Steinbock (23.12. — 21.1.):
Führen Sie Ihre Aufgaben nicht mangelhaft durch, es könnte unangenehme Folgen für Sie haben. Auf ein einziges Aufgabengebiet sollten Sie sich konzentrieren.
Wassermann (22. t. — 19. 2.):
Es sind bessere Aussichten für das persönliche Streben vorhanden, als Sie ahnen. Schalten Sie Ihre etwas allzu pessimistische Lebensanschauung aus — und es wird wieder aufwärts gehen.
Fische (20. 2. — 20 3.):
Der Anschluß an nette und umgängliche Menschen dürfte Ihnen doch eigentlich nicht schwer fallen. Durch zu vieles Reden fallen Sie allerdings unangenehm auf.
SONNTAGS-ZEITUNG
in der Südwest-Fresse GmbH., Gemeinschaft Süd- westdeutscher Zeitungsverleger Tübingen, Uhlandstraße 2, Telefon 2141 verantwortlich für den Inhalt: Dr. Karl Lerch Für unverlangt eingesandte Manuskripte, auch wenn Rückporto beiliegt, wird keine Gewähr übernommen. Druck: Tübinger Chronik, Tübingen, Uhlandstraße 2
Stops sieht Gespenster
2
w^HEHiSTflu.
« 1 '
Wer lief da in den Stall hinein? Das muß ein Fuchs gewesen sein!
Na warte nur. du böses Pack, du kommst sofort in meinen Sack!
Als Stops die Schnauze nur erblickt, fängt er den Räuber ganz geschickt.
JETZT HRB ‘ ICH DiCH,
l FÜCHSLEiN...
Jetzt habe ich dich, böses Tier. Jedoch, was nun — wohin mit dir?
Was aber war die fette Beute?
’s ist Fidibus! Er sucht das Weit».
Moral: Schon manch' Gespenst hat sich enthüllt I als ein ganz harmloses Gebild