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BLICK AUF DEN ANNABERG, DAS WAHRZEICHEN OBERSCHLESIENS

Nordwestlich von Gleiwitz in Oberschlesien erhebt sich, 400 Meter hoch, der Annaberg. Von seiner Kuppe aus sieht man das silberne Band der Oder, In der Ferne grüßen Sudeten und Karpaten. Er ist ein unvergessenes Wallfahrer-Heiligtum des schönen, reichen Schlesierlandes

Am Annaberg entschied sich Oberschlesiens Schicksal

Vor 33 Jahren geschah die Wende

Liegt ein Berg in Oberschlesien: ein Kunst- Heimatberges, treu und schlicht, lange und-

werk Gottes. Als war er aus einem Märchen tevoll. In dem Kirchlein teilt die Heilige Audi-

entnommen, so sieht er aus. Mitten hinein in enzen aus. Zu ihren Füßen knien sie und wei-

das Land ist er gestellt. Sonne umlächelt ihn, nen. Draußen auf dem Paradieshof stehen neue

und der Wind küßt ihn. Wie eine Schildwache Prozessionen, wie unbesehenkte Engel, die noch

Gottes steht er da, heilig, schweigsam, stumm, warten.

beredt. Und die Dörfer, die im Grunde hocken, An der Grotte wird das Gewirr zum Gottes­hörten dem Frommen zu. dienst. Ein brauner Franziskaner kommt. Das

Es kam ein Trost und Glück von dort. Unsag- Echo seiner Sandalen klappt nach. Dort oben bar liebte das Volk den Berg, denn alle Ge- im Kloster hat er seine Zelle.Im Namen des Jreimnisse seiner Seele trägt er: der St.-Anna- Vaters und des Sohnes und des Heiligen Gei- Berg. Oben steht ein Kirchlein. Immer ist es stes. Es wird still. Der Mönch beginnt sein« still dort. Aber an einem Tag im Jahr, da läu- Predigt. Er bietet dem Menschen Schätze, die teten die Glocken von selbst. Da ist St.-Anna- nicht Rost und Motten verzehren. Das Schale Tr.-,. und Alltägliche, die Zeit, fällt von ihnen ab.

Feierlich weiht ihr Klang den Morgen. Es Mancher verschluckt eine Träne, schweigt heute das Land von der Arbeit. Die Wenn die Menschen den Platz verlassen, Sensen hängen unberührt. Aus dem Dunst der kommen sie aus anderem Land. Die weihevolle

lärmenden Werke, aus jedem Dorf wallt jung Stimmung dieser Feier begleitet sie. Am Nach-

und alt dem Kreuze nach. O bunte Prozessio- mittag zieht der Prozessionen Lied ins Tal hin­nen! O bunter Feststaat der Frauen! ab. Die Menschen kehren heim zu ihren Din-

Ein Lied schwimmt durch die Luft, ein ural- gen und sind voll von Sehnsucht bis zum näch-

tes Pilgerlied. Immer wieder formen die Lip- sten Jahr. Eine erhabene Feier ist es: die Feier

pen die Worte: Heilige Mutter Anna! Immer einer gläubigen Gemeinschaft, wieder. Das Lied vermählt sich mit dem Ker- Ja, der Annaberg ist den Schlesiern ein hei­zenglanz ringsum. Sie bringen der Mutter Gruß liger Berg und ein Mahnmal zugleich. Drei Ver-

auf Gruß. Ein Kreuz heiligt den Weg, da blei- suche machten die polnischen Insurgenten Kor­ben sie stehen, beten mit Herz und Mund. Es ist fantys nach dem ersten Weltkrieg, um Ober-

immer derselbe Weg, den sie alle Jahre durch- Schlesien mit Gewalt zu annektieren. Am 17.

wandern, ohne müde zu werden. Die bunten August 1919 begann der erste Aufstand. Er

Kirchenfahnen sind auch dieselben, ihr Herz war vergeblich. Auf den Tag genau ein Jahr

dazu. später marschierten Korfantys Insurgenten

Wallendes Rot, leuchtendes Blau, rauschen- wieder und besetzten ein Teil des Industriege-

STROHGEDECKTES HAUS IN POMMERN

Für viele Menschen, die die Ursprünglichkeit der deutschen Landschaft liebten, die die unendli­che Weite wie den natur­gewordenen Ausdruck ih­rer eigenen Seelenstim­mung empfanden, war Pommern Ziel ihrer Sehnsucht. Sie erwander­ten dieses herbe und doch so keusche Land und fan­den so viel Bemerkens­wertes am Wege, daß sie »us dem Verwundern gar nicht mehr herauskamen.

Besonders Malern hatte es Pommern angetan

§§111

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des Gold. Die Morgensonne fängt an, den Berg mit Purpur und Gold zu malen. Morgenblank rüßt der Berg mit der St.-Anna-Kirche und em Franziskuskloster.

Die Gesichter der Greise sind verklärt, und die Knaben mit den faltenlosen Stirnen be­greifen, daß heute etwas Besonderes ist. Und die Mädchen tragen Gebetbücher mit einem duftenden Marienblatt. Wie Annemonen am Waldrande, so schimmern sie hell in ihren

ANNABERG

Tange zu reden an, heiliger Bergt 'Deine Toten sind stumm, und unversöhnt vollendete siöh über zerrissenem Werk sdron einmal ein bittres Jahrzehnt.

Wir Lebenden hallen die Häupter gesenkt.

Jn eins zusammenfließt, was jeder denkt. - Wir müssen weiter. Der Umkreis sieht uns an und fordert Müh und 'Mut und Mann.

Denn bitterer als zuvor zerpflügt entrissenes Land und verlorenes Werk die Zeit, die ehern alles Sdhidksal fügt .

Tange zu reden an, heiliger B er egt

Hans Tüekrawielz

frisch gestärkten Kleidern. Manche Frauen pflücken die Blumen am Feldweg zum Fest­strauß.

überall im Grunde klingt Musik, Trompeten­musik, die aus vollen Backen bläst. Heilige Menschenheere ziehen den Berg hinauf. Es ist ein Aufzug, wie ihn noch kein König sah. Lied und Musik werden zum Glockenläuten. Da lau­schen die Menschen. Das sind die Glocken des

bietes. Trotz des Terrors der polnischen Auf­ständischen ergab die Abstimmung um Ober­schlesien am 20. März 1921 ein für Deutschland günstiges Ergebnis. Doch Korfanty wollte Tat­sachen schaffen. Am 3. Mai 1921 brach der drit­te Aufstand los.

Am Annaberg geschah die Wende. Vor 33 Jahren, am 21. Mai 1921, stürmten deutsche Freikorps, nicht nur Schlesier, sondern Ange­hörige aller deutscher Stämme, den Annaberg und brachten den polnischen Insurgenten eine entscheidende Niederlage bei. Oberschlesien war wieder frei, wenn auch fünf Monate spä­ter über dreitausend Quadratkilometer des Landes von Deutschland abgetrennt wurden. Seit diesem Tag war der Annaberg nicht nur in Schlesien und im östlichen Europa bekannt; sein Name wurde auch im übrigen Deutschland und über die Grenzen hinaus genannt. Jetzt war der Berg nicht nur ein religiöses Symbol, sondern auch ein nationales.

Die Gnadenkirche und die übrigen kirchli­chen Bauten haben jedenfalls den Krieg über­standen und existieren heute noch. Man kann den Annaberg, oder wie er auf polnisch heißt Gora Sw. Anny, mit der sie krönenden Kir­che heute auf Ansichtskarten sehen, die noch in Oberschlesien verbliebene Deutsche ihren Angehörigen nach Westdeutschland schicken. Die Polen wissen um die Bedeutung des Anna- berges für die Schlesier und übrigen Deutschen. Desto rühriger sind sie am Werk, den Annaberg als eine uralte slawisch-polnische Kultstätte hinzustellen. Historische und archäologische Forschungen haben jedoch ergeben, daß der Annaberg in der Vorzeit eine Opferstätte der germanischen Vandalen gewesen ist.

die §raustädter Zadihemn waren weit gereist

Bis Ins Mittelalter reicht die Geschichte der dortigen Webereien

Unter den einst blühenden Industrien der Grenzmark Posen-Westpreußen stand die Tuchweberei obenan. Sie reichte in ihren An­fängen bis weit ins Mittelalter hinein, denn schon 1452 erhielten die Fraustädter Tuchma­cher für ihre Erzeugnisse Zollfreiheit zugesi­chert. Auch die Meseritzer und Schweriner Meister gerieten damals schon mit auswärtigen Tuchhändlern in Streit.

Die grenzmärkische Wollweberei krankte an zwei Hauptübeln. Infolge des Wettbewerbes der einzelnen Tuchmacher in jeder Stadt trat eine schlimme Preisdrückerei ein, die man da­durch zu beseitigen suchte, daß man die Tuch-

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DERSCHÖNE BRUNNEN IN NEISSE stammt in seiner ursprünglichen Gestalt aus dem Jalire 1686. Er war eine der Sehenswürdig­keiten der an Kulturschätzen reichen und bau- gescfaichtllch interessanten Stadt Oberschlesiens

macher in Innungen zusammeniaßte und ge­naue Bestimmungen über Zahl der Meister, Gesellen und Lehrlinge, über Arbeit, Verkauf, Größe, Farbe und Prüfung der Tuche, über Wolleinfuhr und Wolleinkauf gab. In Meseritz führte die Zunft einen zähen, langwierigen Kampf mit fünf vom Rat begünstigten Unter­nehmern, die eine Stadtfärberei errichtet hat­ten und der Innungsfärberei das Leben sauer machten. Dazu kam der Wettbewerb der einzel­nen Städte. Den auswärtigen Händlern ging man rücksichtslos auf den Märkten zu Leibe und scheute kein Opfer, um sie zu verdrängen oder konkurrenzunfähig zu machen.

Eine Befruchtung des grenzmärkischen Tuch­gewerbes erfolgte durch die Einwanderung schlesischer Tuchmacher zur Zeit des Dreißig­jährigen Krieges.

Im 18. Jahrhundert hatte die Wollweberei in der Grenzmark wohl ihren Hochstand er­reicht. Brennpunkte des Gewerbes bildeten das altbekannte Fraustadt im Süden, das äußerst günstig an der Kreuzung wichtiger Straßen gelegene Meseritz in der Mitte, und das junge, erst 1751 mit deutschem Stadtrecht begabte Schönlanke im Norden.

Fraustädter Tuchherren besuchten seit vie­len Jahren die Leipziger Messe. Meseritz er­zeugte um 1800 nicht nur selbst jährlich für 80 000 Taler Tuch, sondern hatte sich zum Sta­pelplatz für große Tuchmengen der grenzmär­kischen, schlesischen und brandenburgischen Umgebung entwickelt. In Rußland und in Chi­na erwarben sich die Meseritzki einen Ruf, und noch in den sechziger Jahren des vorigen Jahr­hunderts konnte der preußische Gesandte in Peking den Namen Meseritzki als Bezeichnung für Qualitätsware feststellen. Schönlanke, das seit 1679 ein Statut der Tuchmacherinnung be­saß, war um 1800 fast nur von Tuchmachern, Tuchscherern und Tuchfärbern bewohnt und machte mit seiner jährlichen Tucherzeugung im Werte von 170 195 000 Talern der größten Posener Tuchstadt Rawitsch ernsthafte Kon­kurrenz.

Trotz verschiedener Maßnahmen der preus- sischen Regierung, die Tuchmacherei im Osten auf der erreichten Höhe zu erhalten, ging diese, nachdem die russische Grenzsperre von 1823 ab ihr das Hauptabsatzgebiet entrissen, unauf­haltsam zurück.

Die Verhältnisse wirkten ganz hervorragend auf die Entwicklung der grenzmärkischen Städte ein. Bei den typischen Tuchmacherorten trat Stillstand auf Jahrzehnte, ja bei manchen unaufhaltsamer Rückgang ein.

Unvergessenes, liebes Königsberg

Wir gedenken der schönen Stadt am Pregel

Königsberg lag beiderseits des Pregels, acht Kilometer oberhalb seiner Mündung ins Fri­sche Haff. Wie alle Niederlassungen im Ordens­land verdankte auch diese Stadt ihre Grün­dung dem Deutschen Ritterorden. Im vierzehn­ten Jahrhundert erlebte sie als Residenz des Deutschen Ordens und als wehrhafte Hafen­befestigung ihre Blüte. In den nachfolgenden Jahrhunderten trieb das Schicksal Königsberg auf stolze Höhen, aber auch dunkle Tiefen blieben nicht erspart. In der Kette ostdeutscher Städteanlagen mit all dem Reichtum ihrer mannigfachen Tradition hat sich gerade Kö­nigsberg als Kulturzentrum des Ostens in her­vorragendem Maße bewährt.

So wurde bereits 1544 hier an der ersten preußischen Universität der Albertina, gelehrt, die namentlich durch Immanuel Kant, dem Be­gründer der modernen Philosophie, Weltgel­tung erlangte. Im Jahre 1701 empfing der erste reußische König, Friedrich I., in der Schloß- irche zu Königsberg seine Königsweihe. Preus- sens schicksalsschwere Tage wurden hier le­bendig; vereinte der preußische Königshof in den Jahren 18081809 damals hier die Besten der Nation für die Befreiung und Wiederauf­richtung des Landes. Freiherr vom Stein, Ernst Moritz Arndt, Wilhelm von Humboldt, Scharn­horst, nur einige von den Männern, die hier in rastlosem Schaffen die Grundlagen des neu­en Staates schufen.

Wer nie mit Muße auf der Grünen Brücke, mit dem Blick auf dem Hundegatt, das roman­tische Hafenbild auf sich wirken ließ, kannte das wahre Gesicht Königsbergs nicht. Dort die alten Silos und Getreidehäuser, die bereits seit Generationen die Güter und vielfachen Schiffs­frachten tagaus und tagein verschluckten und wieder ausspieen, damit sie an ihre Bestim­mungsorte ins Hinterland oder übers Meer nach den Ostländern befördert würden.

Um uns brandete der Verkehr. An der Stelle, wo Alter Pregel und die Wasser des Neuen Pregels sich vereinigten, schaute, mächtig an­

zu sehen, das gewaltige, im Stile eines Renais­sance-Palastes gehaltene Gebäude der Börse zu uns herüber. Wahrscheinlich ein würdiger Repräsentant des dortigen Handelsstandes. Auf der Pregelinsel Kneiphof war es der alte Recke, der Dom, und etwas weiter, außerhalb des In­selringes, das Schloß, dieals Zeugen alter Pracht und Stärke das Architekturbild der ziemlich regelmäßigen Altstadt beherrschten. Am Dom blieb das Grabmal des großen Kö­nigsberger Geisteshelden sehenswert. In der Nähe das kneiphöfige Rathaus mit maleri­schen Barock-Stuckdecken, das später als Stadt­geschichtliches Museum Verwendung fand.

Die Krönungskirche mit dem Moskowiter­saal und den historischen Gemächern, die Kunstsammlungen und Museen vermittelten ein anschauliches Gemälde alter ostdeutscher Geschichte. Am Paradeplatz wanderten wir an dem prächtigen Stülerschen Universitätsbau und dem Opernhaus vorbei. Romantische Was­serbilder offenbarten uns das von uralten Bäu­men umrahmte Idyll des Schloßteiches. Auch die Neuzeit fand durch moderne Bauten, geräu­mige Geschäftsgebäude, vornehme Wohnvier­tel, verkehrsreiche Straßen und durch den Grüngürtel, der sich um den von altenFestungs- wällen befreiten Stadtkern legte, ihren be­redten Ausdruck.

Der von Pillau bis hierher ausgebaute acht Meter tiefe Seekanal ermöglichte auch großen Überseedampfern die Einfahrt direkt in den Königsberger Hafen.

Und heute? Die ehemalige Hauptstadt Ost­preußens, noch immer aus tausend Wunden blutend, ist nicht mehr wiederzuerkennen. Sol­len wir schildern, was von dem, was einst unser war, noch steht oder wieder steht? Königsberg ist russisch geworden. Tragen wir das Bild der unvergeßlichen Stadt in unserem Herzen, so wie wir es in glücklichen Tagen schauten, und hoffen wir auf eine lichtvollere Zeit für unsere geliebte ostpreußische Heimat.

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ALTE SPEICHER AM HUNDEGATT IN KÖNIGSBERG Günstige Wasserwege für See- und Binnenschiffahrt hatten Königsberg mit zweckmäßig gebauten Verkehrsverbindungen zum zweitgrößten Ostseehafen werden lassen. Ein ^ a ^ v. d Ir.dustriehafen wies die mcrdern&tc» technischen Errichtungen und T a?cr ,>