Die Kirche . . .

Fortsetzung von Seite l

einen, mangelt es ihr an geschulten

Kräften und an sichtbarer Hilfe.

Da der Staatszuschuß an die Kirche in der Ostzone um ein Drittel gekürzt wurde, da vor allem die Kirche für die in Brandenburg in großer Zahl eingegangenen Patronatspfarreien nun die Fürsorge selbst übernehmen muß, ist sie finanziell so geschwächt worden, daß man daran denken muß, die alten Verhältnisse vollkommen zu verändern und sich auf das Leben einer Märtyrerkirche einzurichten. In weitgehendem Maße sind schon frei­willige Laiendienste in Anspruch ge­nommen, hat man sich damit abge­funden, den akademisch geschulten Pfarrer nur noch für ganze Deka­natsbezirke zu verwenden, ist das Gemeindeleben in einer steten Um­bildung begriffen, im Abschied von einer großen Tradition.

Bischof Dibelius versäumte es aber nicht, mitzuteilen, daß die Kirche in der Ostzone, so sehr auch ihre Sicht­barkeit und äußere Gestalt bedroht ist, etwas gewonnen hat. das die ge­sicherten lutherischen Kirchen ver­missen, eine Lebendigkeit und Größe der Verkündigung ihrer Botschaft, einen Eifer der echten Gläubigkeit aus Dankbarkeit gegen die göttlichen Gaben und eine unüberwindliche Zu­versicht, die um so herrlicher sich be­zeugen kann, je mehr die Feinde der Kirche auf deren Untergang und Verschwinden im Staate sinnen.

Alte Bande sind unvergessen

China hofft auf Fortschritte in der Koreafrage /Reiche Handeismöglichkeiten

E x c l u s i v - I nt e r v i e w unseres Sonderkorrespondenten Wolf Schenke in Genf

GENF. Die chinesische Delegation in Genf hofft, daß die Koreafrage, die hier von vielen schon für hoffnungslos in den Hintergrund geschoben gilt, in den nächsten Tagen auf der Ostasien­konferenz weiterbehandelt wird und daß auch in dieser Frage Fortschritte erzielt werden. Diese Eröffnung machte der Staatssekretär im Pekinger Außen­ministerium, Wang P i - n a n , der in Genf das Amt des Generalsekretärs der chinesischen Delegation innehat und seit 15 Jahren einer der engsten Mitarbeiter Tschu E n - 1 a i s ist, am Freitagvormittag unserem Bericht­erstatter in-einer mehr als einstündi- gen Unterredung.

Staatssekretär Wang bemerkte, daß die Hauptschwierigkeit bei einer Lö­sung der Koreafrage in dem Problem der Kontrolle liege. China widersetze sich einer Überwachung gesamtkorea­nischer Wahlen durch die UN, weil die UN, seit sie in Korea eingegriffen hat, kriegsführende Partei und somit nicht als neutral zu betrachten sei. Von ver­schiedenen Seiten sei zwar angedeutet wofden, daß China sich, wenn es einer UN-Kontrolle in Korea zustimme, vielleicht auf diese Weise den Weg in die Vereinten Nationen öffnen könne. Die chinesische Regierung weise es je-

Verkehrsiösung ohne Verbote

Initiativentwurf der CDU für die Debatte im Bundestag Von unserer Bonner Redaktion

BONN. Der Bundestag wird in der Frage der Neuregelung des Verkehrs­wesens nicht nur von den Gesetzesvor­lagen Minister Seebohms, sondern auch von Initiativentwürfen ausgehen, die von einem Teil der CDU/CSU vertre­ten werden. Die vier Gesetzentwürfe, zu denen noch zwei Anträge kommen, wurden von dem bremischen CDU-Ab- geordneteh Müller - Hermann ausgearbeitet.

Schienenverkehrs vor. Für das erste Programm sind für die Schienenwege Mittel in Höhe von insgesamt 1,1 Mil­liarden DM auf drei Jahre verteilt und für den Straßenbau 4 Milliarden DM auf sieben Jahre verteilt.

Der Bundestag wird sich mit diesen Gesetzen wahrscheinlich zusammen mit den Entwürfen Seebohms zum ersten Male befassen.

doch von sich, auf diese Art in die UN zu gelangen.

Das Gespräch wandte sich dann den deutsch-chinesischen Beziehungen zu. Staatssekretär Wang Pi-nan, der in Deutschland studierte, betonte, daß die traditionell guten Beziehungen zwischen dem chinesischen und dem deutschen Volk über alle politischen Ereignisse hinweg stets dieselben ge­blieben seien. Und sich beide Völker immer eine tiefe Freundschaft be­wahrt hätten.. In China verfolgte man

Um 40 Generaleverstärkt

PARIS. Die Zahl der Generale der französischen Armee soll durch die Schaffung von 40 neuen Plan­stellen für Brigadegenerale von bis­her 175 auf 215 erhöht werden. Ein entsprechender Gesetzentwurf wur­de von Verteidigungsminister Ren6 Plenen der Regierung vorgelegt und von dieser genehmigt. Die Maßnahme erfolgte im Hinblick auf die kritische Situation in Indochina.

die Entwicklung in der deutschen Frage mit großem Interesse und wün­sche, daß dem deutschen Volk bald vergönnt sei, wieder in einem Staat, frei von fremder Bevormundung, zu­sammenzuleben.

Herr Wang gab seiner Bewunde­rung Ausdruck, wie das deutsche Volk sich in so kurzer Zeit zum Aufbau des Landes aufgerafft habe und zog Pa­rallelen zu der Kraftanstrengung des chinesischen Volkes seit dem Um­schwung 1949. Es läge in diesem Vor­wärts- und Aufwärtsstreben etwas Verbindendes.

Auf das Gebiet der Wirtschaft über­gehend, erklärte der Staatssekretär,

daß nach wie vor in China deutsche Erzeugnisse ihren alten Ruf für Güte und Dauerhaftigkeit bewahrt hätten. Zwischen dem im Aufbau befindlichen China und einem Industriestaat wie Deutschland beständen in Zukunft reiche Handelsmöglichkeiten. Darauf aufmerksam gemacht, daß wohl in der Vergangenheit schon eine britische und eine französische Delegation von Industriellen und Kaufleuten Peking besucht habe, aber noch keine derar­tige Mission aus Westdeutschland, antwortete Staatssekretär Wang, daß ein solcher Besuch in Peking begrüßt werden würde.

Die Unterredung endete mit dem beiderseitigen Wunsch, daß es bald die diplomatische Vertretung eines vereinten Deutschland in Peking und eine chinesische Botschaft in der Hauptstadt eines wiedervereinigten Deutschland geben möge.

PRESSE ST I MM EN

Am gleichen Strang

DieNew York Times" be­merkt zur Erklärung Präsident Ei- senhowers, man könne ein südost­asiatisches Verteidigungs-System auch ohne britische Beteiligung zu­standebringen:

Während die Vereinigten Staaten die Fundamente für das Projekt legen, kann Großbritannien nützliche Dienste leisten, indem es erstens mithilft die Alleinverantwortlichkeit der Kommu­nisten für ein Scheitern seiner Vermitt­lungsbemühungen in Genf herauszu­stellen, und zweitens versucht, die zu­mindest moralische Unterstützung der­jenigen asiatischen Nationen, die im­mer noch abseits bleiben möchten, für die Verteidigung Südostasiens zu er­langen. Auf dieser Grundlage können die Vereinigten Staaten und Großbri­tannien auch fernerhin Zusammenarbei­ten, in voller Klarheit darüber, daß sie trotz der gegenwärtig unterschiedlichen Rollenverteilung miteinander und mit allen freien Nationen am gleichen Strang ziehen: im Bemühen um Frie­den und Sicherheit.

Manteuffe! legt Alternativplan vor

Weil EVG-Hoffnungen immer geringer werden

BONN. Der Militärsachverständige der FDP, der Bundestagsabgeordnete General a. D. Hasso von Manteuf­fe 1, ist am Freitag mit den Grund­zügen eines Alternativplanes zur EVG an die Öffentlichkeit getreten, in dem er sich für die Bildung einer europä­ischen Koalitionsarmee innerhalb der NATO anstelle der im EVG-Vertrag vorgesehenen integrierten Europa-Ar­mee ausspricht.

In einem Interview stellte von Man- teuffel, der Mitglied des Sieherheits- ausschusses des Bundestages ist, diesen Plan zur Diskussion:

1. Die Partnerstaaten des EVG-Ver- trages beginnen Verhandlungen mit dem Ziel der Aufstellung einer Koa­litionsarmee. 2. Die europäische Koa­litionsarmee wird einem gemeinsamen Oberkommando mit gemeinsamem Ge­

neralstab unterstellt. 3. Einsatz und Verwendung der Heimatverteidigungs­kräfte werden koordiniert. 4. Es wird ein gemeinsames Rüstungs- und Pla­nungsamt geschaffen, dem vor allem die Normung und Standardisierung der Ausrüstung, der Waffen und der Mu­nition obliegt. 5. Der Offiziersnach­wuchs soll auf gemeinsamen Kriegs­schulen ausgebildet werden, um eine Koordinierung der strategischen Auf­fassung von vornherein sicherzustel­len. 6. Einrichtung einer gemeinsamen parlamentarischen Kontrollinstanz, der die Überwachung des Oberkommandos der Koalitionsarmee obliegt.

Der Plan geht davon aus, daß die Chancen für eine Ratifizierung des EVG-Vertrages in Frankreich immer geringer geworden sind, und es als un­wahrscheinlich anzusehen ist, daß der Vertrag überhaupt noch zu realisieren ist.

Die Entwürfe und Anträge gehen von den verkehrspolitischen Grundsätzen des letzten CDU-Parteitages aus und streben eine Lösung der Probleme ohne Verbotsmaßnahmen und ohne Beein­trächtigung des Wettbewerbs an. In ihrem Rahmen gehen die Entwürfe über Seebohms Vorlagen hinaus und wollendurch langfristige Maßnahmen eine Sanierung sowohl der Schiene als auch der Straße unter besonderer Be­rücksichtigung der Verkehrssicherheit herbeiführen.

Das Gesetz zur Wiederherstellung der Wirtschaftlichkeit der Deutschen Bundesbahn sieht die Übernahme der betriebsfremden Lasten durch den Bund und die Reorganisation der Spitze der Bundesbahn vor.

Das Verkehrswegegesetz sieht einen langfristigen Verkehrswegeplan und seine Finanzierung in einer ersten Dringlichkeitsstufe zur Erhöhung der Straßensicherheit und Belebung des

Frau de Castries will Laniel unter­richten. Die Gattin des ehemaligen Kommandanten von Dien Bien Phu, General de Castries, wird sich am Sonntag auf dem Luftweg v.on Indo­china nach Paris begeben. Sie will dort, wie sie sagte,Ministerpräsident Laniel über die wirkliche Lage in Indochina unterrichten.

Exkönig darf über Bankguthaben ver­fügen. Ein ägyptisches Gericht hat an­geordnet, daß die blockierten Guthaben des ehemaligen Königs von Albanien, Zogu, und der Exkönigin Geraldine freigegeben werden. Die Guthaben wa­ren von den ägyptischen Finanzbehör­den gesperrt worden.

Haile Selassle auf Reisen. Der Kaiser von Abessinien, Haile Selassie, traf auf dem Pariser Flughafen Orly ein. Er setzte unmittelbar vom Flugplatz aus im Kraftwagen seine Reise nach Le Havre fort, wo er an Bord der United States nach New York fährt.

Kleine Weltchronik

Guareschi möchte in Parmasitzen. Der italienische Schriftsteller und Jour­nalist Giovanni Guareschi hat den Wunsch geäußert, seine Gefängnisstrafe statt In Mailand in Parma absitzen zu dürfen, weil er sich dort wohler fühle.

Über hundert Tarnorganisationen. In Niedersachsen gibt es nach Mitteilung des niedersächsischen Innenministe­riums rund 125 Tarnorganisationen, von denen 24 pronationalistische und 101 prokommunistische Tendenzen ver­folgen.

Deutsche Buchausstellung in Rom. Die erste deutsche Buchausstellung seit dem Kriege wird heute in Rom eröff­net. Auf der Ausstellung werden rund 2700 Bücher gezeigt.

Streikunruhen in Mailand. Nach einem dreistündigen Lohnstreik der

Mailänder Metallarbeiter kam es auf dem Domplatz in Mailand zu blutigen Zusammenstößen zwischen rund 3000 Demonstranten und der Polizei. Drei Polizisten wurden durch Steinwürfe, drei Demonstranten durch Gummi­knüppelhiebe verletzt.

352 000 km ohne Führerschein. Mit einem Freispruch beendete das Dül- mener (Westfalen) Schöffengericht die Verhandlung gegen einen Lastwagen­fahrer, der jahrelang ohne gültigen Führerschein gefahren war. Er hatte 252 000 km ohne = Unfall zurückgelegt und zur Belohnung dafür eine goldene Uhr erhalten.

Ausweitung des Mau-Mau-Aufstandes befürchtet. Die Polizei von Tanganjika befürchtet, daß sich der Mau-Mau-Ter- ror von Kenia aus auch auf Gebiete Tanganjikas ausweitet. Zu Beginn der Woche hatte die Regierung von Tan­ganjika über die Nordprovinz bereits, den Ausnahmezustand verhängt.

Post an Fremdeniegionäre

BONN. Die französische Regierung hat der deutschen diplomatischen Ver­tretung in Paris auf Anfrage mitgeteilt, daß Angehörige und Freunde von Fremdenlegionären deutscher Staats­angehörigkeit Anfragen .nach deren Verbleib und Befinden an folgend* Adresse richten können: M. le Colonel Commandant de Groupement Autono­me de la Legion Etrangere, Sidi Bel Abbes (Departement Oran), Algerien.

Post an kriegsgefangene Fremdenle­gionäre kann an folgende Adresse ge­richtet werden: LOfflce du Prisonnier, Secteur Postal 55 134 TOE, Frankreich. / Eine Beförderung von Paketen kann nach der französischen Mitteilung, di* am Freitag vom Auswärtigen Amt in Bonn veröffentlicht wurde, wegen man­gelnder Transportmöglichkeiten zur Zeit nicht erfolgen.

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ROMAN VON MARY BURCHELL

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Copyright by Dr. Paul Herzog, Tübingen Durch Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden Berechtigte Übertragung: H. Fassow-Kemen

(27. Fortsetzung)

Doch gerade als ihr der Mut zu sinken drohte und beginnende Verzweiflung sie schwach in den Knien machte, blieb ihr er­schrockener Blick auf Lindsay haften, der am Ende des Mittelganges stand und ihr mit ruhigem Lächeln entgegenschaute.

Und da kam es auf einmal als Gewirr von Erinnerung über sie, daß er sie an jenem verzweifelten Tage am Bahnhof abgeholt, daß er sich bei Geraldine für sie eingesetzt, ihr die Mittel zur Ausbildung gegeben, ihre Zu­kunft in seine Hand genommen, ihr einen wunderschönen Verlobungsring geschenkt hatte und nun bereit war, ihr Gemahl zu werden und sie zu beschützen. Da lächelte auch sie ihm zu, ohne es zu bemerken, be­schleunigte sie den Schritt, und einen Augen­blick später lag ihre Hand in der seinen und sie fühlte sich unglaublich geborgen.

Nachher hatte die Hochzeit alle Schrecken für sie verloren. Sie gab die nötigen Antworten In klarem Tone, den die Schwester!) später allgemein rühmten, und als sie an Lindsays Arm aus der Kirche hinaustrat und sich einer ganzen Batterie von gezückten Photoapparaten «teilte, gelang es ihr, zu lachen und glücklich auszusehen, wie es sich für eine Braut gehörte.

Nur bei einer weiteren Szene voll Span­nung und Unbehagen mußte sie noch durch­halten, da nämlich, als später bei dem zwang­losen Empfang in der Schwestemhalle Geral­dine auf sie zukam, sie flüchtig, aber irgend­wie drohend auf die Wange küßte und leise sagte:

Alle Achtung. Das hast du sehr geschickt gemacht!

Als Thea hierauf nach einer passenden Er­widerung rang, lachte sie, zog zwei Briefe aus der Handtasche und sagte leichthin:Ach, ich habe ganz vergessen diese Briefe sind schon vor einer Weile für dich gekommen. Leider habe ich vergessen, sie dir nachzuschicken. Sie scheinen aus Amerika zu kommen.

Thea schaute hinunter auf die Briefe in Geraldines Hand.Aber die sind ja von Stephen und Mrs. Dorley. Wann sind sie denn gekommen?

Ach, ich weiß nicht mehr so genau. Ich wollte sie dir nachschicken und habe es dann vergessen, widerholte Geraldine, ohne sich im mindesten wegen dieser Unterlassung zu ent­schuldigen.So wichtig werden sie ja nicht sein.

Vermutlich waren sie wirklich nicht wichtig, doch Thea widerte Geraldines gefühlloses, bos­haftes Wesen plötzlich an.

Briefe von Freunden sind immer wichtig, entgegnete sie, schärfer, als sie je zu Geraldine gesprochen.Viel wichtiger als Küsse und Gratulationen von Feinden. Damit wandte sie sich ab, hörte aber noch, wie ihre Cousine be­lustigt murmelte:Aha, jetzt, da du Mrs. Lind­say Varlon bist, stellst du dich gleich auf die Hinterbeine!

Thea antwortete nicht darauf. Dies wäre kleinlich gewesen, und sie hätte auch nichts zu sagen gewußt. Andere Leute und Dinge nahmen jetzt ihre Aufmerksamkeit in An­spruch. Eine Zeitlang hielt sie die Briefe mit der Hand umklammert, doch als sie schließ­lich merkte, daß sie die gesunde Hand dauernd bei den Begrüßungen und beim Essen brauchte, gab sie sie Lindsay und flüsterte:Kannst du sie zu dir stecken bis nachher? Sie sind von Stephen und seiner Mutter. Geraldine sagt, sie hat sie vergessen nachzuschicken.

Er nickte lächelnd.Schon gut. Hoffentlich bist du nicht müde, oder?

Nein. Aber in Wirklichkeit war sie doch sehr abgespannt und durch die unerquickliche Begegnung mit Geraldine innerlich erkältet,

trotz der festlichen, vergnügten, anteilneh­menden Menge ringsum. Darum war sie froh, als ihr die Schwester zuflüsterte:Jetzt wäre es wohl Zeit, daß Sie sich fortstehlen, damit Sie sich in aller Ruhe umziehen können.

In der Annahme, Thea könnte sich vor einer längeren Autofahrt fürchten, hatte Lindsay bestimmt, daß sie nur die kurze Strecke bis zum nächsten größeren Bahnhof fahren, dann aber den Schnellzug besteigen würden, der sie direkt an die Südküste brachte. Doch selbst diese kurze Strecke genügte, um sie einer letz­ten Abschiedsszene auf dem Bahnhof zu ent­heben, und so lehnte sich denn Thea erleich­tert in den Wagen zurück, als sie endlich vom Spital wegfuhren.

Er schien zu spüren, daß sie nichts anderes wünschte als ein bißchen Ruhe, und so be­schränkte er sich auf ein paar leichte Bemer­kungen während dieser Fahrt. Durch Diplo­matie und Trinkgelder brachte es Lindsay dann zuwege, daß sie ein Abteil erster Klasse für sich allein hatten, und das angenehme Gefühl bemächtigte sich der jungen Frau, daß sie in ihrer schwierigen Ehe wenigstens immer umhegt sein würde, und zwar in einem Aus­maß, wie sie es nicht kannte. Zurückgelehnt in die mit einem Spitzendeckchen geschützten Polster und eingewiegt durch das weiche Da­hingleiten des Zuges, beobachtete sie mit bei­nah? geschlossenen Augen ihren Mann. Von seinen starken, männlich-anziehenden Ge­sichtszügen ging etwas so Beruhigendes aus, obwohl der Mund mit den vollen Lippen und dem charakteristischen, ein wenig ironischen Lächeln ihr immer noch ein Rätsel aufgab. Ja da saß er ihr nun gegenüber ihr Mann. Er bedeutete Geborgenheit, Wohlleben, liebe­vollen Schutz. Was sonst konnte man ver­langen? Was sonst durfte man verlangen an­gesichts des Dilemmas, dem man entronnen war?

Sie öffnete die Augen wieder, und obgleich er zum Fenster hinausgeschaut hatte, bemerkte er dies sofort, wandte den Kopf und gab ihr einen lieben Blick.Geht es jetzt besser?

M-hm. Sie lächelte zurück.Mir fehlt ja auch nichts weiter. Es war bloß , .

Ich weiß. Ein bißchen viel auf einmal.

So ungefähr."

Nun, jetzt brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. Du bist öffentlich aufgetreten und hast dich tadellos gehalten. Sie lachte.

Es ging ganz ordentlich, nicht?

Du hast wunderhübsch ausgesehen, mein Herz, versicherte er.

Danke. Das freut mich. Du mußt es je wissen. Er schaute sie fragend an.Du meinst, wie eine Braut auszusehen hat?

Nein, wie ein zügiges Theaterstück insze­niert werden soll.

Ein Schweigen trat ein. Dann meinte er:So hast du es also angesehen als ein zügiges Theaterstück?

Sie war einen Moment nicht ganz sicher, ob diese Bezeichnung ihn nicht verletzt habe. Sie hatte die Absicht gehabt, so leichthin und über­legen über die Angelegenheit zu reden um ihm zu zeigen, daß sie das Ganze nur für eine Notlösung eines vertrackten Falles hielt, und daß er sich auf keine Weise gebunden fühlen müsse.

Ja, meinst du nicht, daß es daß es das in gewissem Sinne auch war?

Er betrachtete sie sinnend, aber ohne jedes Zeichen von Groll, und meinte dann:Ja, viel­leicht. Bevor sie dazu kam, deutlicher zu er­klären, was sie meinte, zog er ihre beiden Briefe aus der Tasche und fragte, ob sie Lust hätte, sie jetzt zu lesen. Froh über die At>- lenkung, griff sie danach; ein bißchen unge­schickt, weil die linke Hand immer noch sen kraftlos war, öffnete sie den Umschlag, Stephens Handschrift trug, und zog die Blauer heraus. Insgeheim hoffte sie, er möchte ihre eigenen Brief mit der Nachricht von mr Vermählung noch nicht erhalten haben- de im jetzigen Augenblick ertrug sie keinen Kom­mentar weder in billigendem noch m billigendem Sinne zu einer Situation, m welcher sie nur mit äußerster Mühe eine ge- faßte und würdevolle Haltung zustandebracn (Fortsetzung folg*)

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