HEIMATBLATT FÜR STADT UND LAND
CALWER ZEITUNG
Verlagsort Calw
SAMSTAG, 22. MAI 1954
AMTSBLATT FÜR DEN KREIS CALW
Gegründet 1826 / Nr. 118
Altrenten-Gesetz im Juli
Vorarbeiten für die Sozialretorm in vollem Gange — aber noch kein Termin
Von unserer Bonner Redaktion
BONN. Der Gesetzentwurf über die Anpassung der Altrenten werde im Juli dem Kabinett vorliegen, erklärte Arbeitsminister Storch am Freitag im Bundestag. Die Vorbereitungen für die Soziaireform seien in vollem Gange, jedoch lasse sich ein Termin für die Einbringung der entsprechenden Gesetzentwürfe im Bundestag noch nicht sagen. Der unter seinem Vorsitz tätige Beirat für die Neuordnung der sozialen Leistungen habe so umfangreiche Untersuchungen anzustellen, um zu koordinieren, daß nodi einige Monate notwendig seien, bis die Grundlagen der Sozialreform erarbeitet sind.
Storch erklärte, daß er der Reform der Sozialversicherung den Vorrang vor anderen Fragen zuerkenne.
In Begründung der sozialdemokratischen Anfrage hatte Prof. Preller mn die Regierungserklärung Dr. Adenauers vom Oktober 1953 er-
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US-Außenminister Dulles erklärte in •inem Telegramm an den Geschäftsführenden US-Hochkommissar in Wien, daß jede sowjetische Drohung, die österreichische Unabhängigkeit weiter einzuschränken, für die ganze freie Welt Anlaß zu ernstlicher Besorgnis wäre.
Der australische Außenminister Casey hat erklärt, welche Länder dem geplanten Südostasienpakt beitreten würden, sei eine hypothetische Frage, da die in Betracht kommenden Regierungen die Angelegenheit bisher nicht einmal erörtert hätten.
Die Sowjetunion hat auf der vierten Geheimsitzung über die Indochinafrage am Freitag einen neuen Fünfpunkte-
£ lan für einen Waffenstillstand vorgeigt, wurde am Freitagabend bekannt. Politische Kreise in Washington hiel 7 ten es für möglich, daß die auf der Caracas-Konferenz im März angenommene amerikanische Entschließung gegen eine Ausweitung des Kommunismus in der westlichen Hemisphäre gegen Guatemala angewandt wird.
innert, in der eine umfassende Sozialreform angekündigt worden war. Preller und die anderen Sprecher der SPD warfen Minister Storch Passivität bei der Vorbereitung der Sozialreform vor, während die Sprecher der CDU/CSU mit dem Bundesarbeitsminister die Auffassung vertraten, daß eine kurzfristige Erarbeitung der Gesetze über die Sozialreform unmöglich sei.
Die notwendigen etwa 800 Millionen DM für die Anpassung der Altrenten an die gegenwärtige Kaufkraft sollen nach Mitteilung Storchs aus den Kassenüberschüssen der Rentenversicherungsträger genommen werden. Storch betonte dazu, daß der Rentner es nicht verstehe, daß in diesen Kassen 1,4 Milliarden DM aufgehäuft würden, während er selbst hungere.
Der SPD-Abgeordnete Dr. Ernst Schellenberg und der FDP-Ab- geordnete Dr. Karl Atzenroth lehnten diesen Plan ab. Der SPD-Ab- geordnete forderte, daß die Rentenerhöhungen aus Steuermitteln abgedeckt werden müßten. Atzenroth schlug vor, den Rentenanstalten Schuldverschreibungen zu geben. Die Zinsen hierfür sollten in dem Bundeshaushalt aufgenommen werden.
Schröder: Pressefreiheit unangetastet
Die Bundesregierung habe keine Pläne, die mit der im Grundgesetz verankerten Pressefreiheit nicht zu vereinbaren wären, erklärte Bundesinnenminister Schröder in Beantwortung einer sozialdemokratischen Anfrage über die Pressepolitik der Regierung. Schröder sicherte zu, daß die Presse über sämtliche Angelegenheiten der Regierung auch künftig in vollem Umfange unterrichtet werde. Die Frage, ob sich die Regierung bei ihrer Informierung der Journalisten der Mitarbeit des Bundesamtes für Verfassungsschutz bediene, verneinte Schröder.
Der SPD-Abgeordnete K a 1 b i t - zer hatte in Begründung der Anfrage seiner Fraktion auf Tendenzen zur Gleichschaltung der Presse und zur Einengung der Meinungsfreiheit
Adenauer unterrichtet Dehler
Unterschiedliches Echo zur Einigung über Saargrundsätze Von unserer Bonner Redaktion
BONN. Bundeskanzler Dr. Adenauer unterrichtete nach seiner Rückkehr aus Straßburg den FDP-Vorsit- tenden Dr. Dehler über die erzielten Fortschritte in den deutsch-französischen Verhandlungen um eine gemeinsame Grundsatzerklärung zur Saarfrage.
In der kommenden Woche wird der Bundeskanzler dem Kabinett berichten und wahrscheinlich auch den SPD- Vorsitzenden Erich Ollenhauer über den Stand der Saargespräche informieren. In Regierungskreisen wurde am Freitag bestätigt, daß es bei den Saargesprächen in Straßburg zu einer wesentlichen Annäherung der Standpunkte gekommen ist, aber die endgültige Entscheidung über die Lö- »ungsmöglichkeit erst nach den Stellungnahmen der Kabinette in Bonn und Paris fallen würde. Ausgangspunkt sei der Naters-Plan.
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Bild: dpa
Größte Zurückhaltung erlegte sich bisher das französische Außenministerium auf. Am Quai d’Orsay wurde am Freitag erklärt, bisher habe Staatssekretär Maurice Schumann noch keine neuen Protokolltexte aus Straßburg erhalten. Ein Kommentar sei daher nicht möglich. Diese Zurückhaltung in Paris ist von SPD-Kreisen in Straßburg besonders unterstrichen worden.-
hingewiesen. Die Freiheit der Presse müsse gewahrt sein, denn mit ihr stehe und falle die Freiheit des Parlaments. Kalbitzer kritisierte, daß die Soldatenzeitung und die Zeitung „Der Frontsoldat erzählt“ durch Regierungsmittel unterstützt werden.
Was die Bespitzelung der Bonner Journalisten angehe, so habe selbst der Bundespressechef bestätigt, daß seine eigenen Telephongespräche abgehört werden. Scharf kritisierte Kalbitzer, daß die Regierung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) finanzielle Unterstützung für die Übersiedlung von Hamburg nach Bonn angeboten habe.
Im Mittelpunkt der Debatte stand eine von allen Parteien mit großem Beifall quittierte Rede des CDU-Ab- geordneten Dr. Dresbach, der sich, oft von stürmischer Heiterkeit unterbrochen, mit grundsätzlichen Fragen der Presse befaßte. Er begann seine Rede mit den Worten: Die Regierung habe im Bundesinnenminister „einen so schönen und eleganten Fechter, daß ich, ein verfetteter Sechziger, die Verteidigung der Regierung nicht übernehmen muß“.
Zum Thema Pressegesetz sagte Dresbach, er habe nie eines gelesen. Bundesinnenminister Schröder erklärte später zu dieser Frage, daß sein Ministerium sich diesem Gesetz „mit großer Bedächtigkeit nähere“. Es gebe nach seiner Auffassung wichtigere Fragen. Ein Informations- oder Propagandaministerium wurde von allen Sprechern abgelehnt
Ein Südostasien-Pakt <
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Der Dulles-Plan zur Eindämmung des Kommunismus in Südostasien durch eins Allianz der interessierten Staaten beschäftigt im stärksten Maße die internationale Politik. Die USA haben mit Japan, den Philippinen, Australien und Neuseeland gegenseitige Verteidigungsabkommen abgeschlossen. Die Südostasiatische Allianz soll nun die USA, Großbritannien, Frankreich, Australien, Neuseeland, Siam (Thailand), die Philippinen und die Assoziierten Staaten Indochinas (Vietnam, Kambodscha und Laos) umfassen. Indien, Indonesien und Burnus haben bereits erklärt, daß sie sich von einer solchen Allianz fernhalten werden. Bemerkenswerter-oeise haben Pakistan und Ceylon noch keine Stellung genommen. Offenbar hofft man, diese Commonwealth-Staaten noch, gewinnen zu können.
Die Kirche in der Sowjetzone
Von Ernst Mülle t
Der neueste Bericht von Bischof Dibelius, dem Oberhirten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburgs, zeichnet, wie nicht anders zu erwarten war, einen düsteren Horizont. Die eine Zeitlang aufrecht erhaltene Neutralität des Staates bemüht sich jetzt kaum mehr den Schön zu wahren. Repressalien werden zunächst an den Stellen wieder aufgenommen, wo die Kirche noch nach ihrem geschichtlichen Werdegang vom Staate abhängig, vielmehr auf sein Wohlwollen angewiesen ist. Der Staat hemmt den der Kirche als Körperschaft öffentlichen Rechts zustehenden Einzug der Steuern da-
Bundesrat nimmt Erhards Kartellgesetz an
Mit zahlreichen Änderungsvorschlägen / Wohnungsbaugesetz nur teilweise gebilligt
BONN. Der Bundesrat nahm am Freitag den Kartellgesetzentwurf der Bundesregierung mit zahlreichen Änderungsvorschlägen im ersten Durchgang an. Er sprach sich damit für die im Regierungsentwurf vorgesehene Verbotsgesetzgebung und gegen die von seinem Wirtschaftsausschuß vorgeschlagene Mißbrauchgesetzgebung aus.
Die Bundesregierung soll nach einer, vom Bundesrat befürworteten Generalklausel auf Antrag des Wirtschaftsministers Erhard dann einen Vertrag erlauben können, wenn sie der Ansicht ist, daß ausnahmsweise die Beschränkung des Wettbewerbs zur Wahrung eines besonderen öffentlichen Interesses unerläßlich ist. Der Regierung wurde außerdem empfohlen, das Gesetz durch Maßnahmen zum Schutz des Leistungswettbewerbs zu ergänzen oder ein entsprechendes neues Gesetz einzubringen. Das Kar- tellgesetz geht jetzt an den Bundestag.
Beim zweiten Durchgang des Bundeshaushalts für das Rechnungsjahr 1954 verzichtete der Bundesrat darauf, den Vermittlungsausschuß anzurufen. Er betonte jedoch, dies könne nicht als Zustimmung dazu angesehen werden, daß der Bundesanteil an der Einkommen- und Körperschaftssteuer auf 42 Prozent festgelegt werden soll.
Dem Regierungsentwurf für ein Wohnungsbau- und Familienheimge
setz stimmte die Ländervertretung nur teilweise zu. Sie behielt sich eine Stellungnahme zu wichtigen Bestimmungen der Novelle für den zweiten Durchgang vor und machte eine Reihe von Abänderungsvorschlägen.
Der Bundesrat billigte schließlich den Gesetzentwurf über den Beitritt
der Bundesrepublik zu den vier Genfer Rot-Kreuz-Abkommen von 1949, in denen als wichtigste Neuerung der Schutz der Zivilbevölkerung im Kriegsfall festgelegt ist. Das Gesetz bedarf nur noch der Unterschrift des Bundespräsidenten, um rechtskräftig zu werden.
Mehrheit lür Syngman Rhee
SEOUL. Bei den Parlamentswahlen in Südkorea hat die liberale Partei des Präsidenten Syngman Rhee 109 der 203 Sitze der Nationalversammlung und damit wiederum die absolute Mehrheit im Parlament errungen.
Die übrigen Sitze verteilen sich nach der Bekanntgabe des Wahlamts auf 74 Unabhängige, 15 Nationaldemokraten, drei Koreanisch-Nationale und zwei Abgeordnete der Nationalen Gesellschaft.
Weiter im Vormarsch
HANOI. Heftige französische Luftangriffe richteten sich am Freitag im Südostteil des Deltas von Tonking gegen größere Bereitstellungen der Viet- minh-Streitkräfte, die dort seit fast zwei Wochen drei kleine Stützpunkte eingeschlossen haben. Die nur von Vietnamesen gehaltenen Stützpunkte liegen im Raum von Phuly und Thai-
binh und können seit kurzem nur noch aus der Luft versorgt werden. Französische Aufklärer melden inzwischen, daß die vier Vietminh-Divisionen aus dem Nordwesten weiter auf dem Vormarsch auf den Westteil des Deltas sind.
„Niehl stumm und untätig“
BERLIN. Für internationale Vereinbarungen über die Verwendung der Atomkraft hat sich der Rat der evangelischen Kirche in Deutschland in einer Erklärung eingesetzt, die Ratsvorsitzender Bischof D. Dr. Otto Dibelius am Freitag vor der in Spandau tagenden brandenburgischen Provinzialsynode bekanntgab.
„In solcher Lage kann die Christenheit nicht stumm und untätig bleiben. Um der Verantwortung willen, die ihr von Gott auferlegt ist, muß sie alle, denen hier Macht und Einfluß gegeben ist, dazu aufrufen, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten.“
durch, daß er verfügte, die Kirchensteuer dürfe von nun an nicht mehr wie bisher mit der Lohnsteuer zusammen vom Lohn einbehalten werden. Für die evangelische Kirche Berlin-Brandenburgs aber bedeutet eine solche Abtrennung der Kirchensteuer insofern eine Schikane, als dadurch viele bisher willigen Zahler de* Vorteils gewahr werden, durch Austritt aus der Kirche sich ihrer Verpflichtung der Kirche gegenüber leicht zu entledigen. Der Bericht von Bischof Dibelius nennt 8000 Austritte allein in Berlin als unmittelbare Folge dieser staatlichen Maßnahme.
Der Staat zwingt seinen Gegner, sich noch mehr einzuschränken, seine Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit auf immer schmäler werdenden Grund zu stellen.
Zur Sichtbarkeit gehört vor allem der Tempel Gottes, der Kirchenbau. In West-Berlin allein sind dreißig Kirchen nur als Trümmerstätten zu sehen, die Verwaltung kann nicht daran denken, sie wieder aufzubauen. Aber nicht nur das sichtbare Symbol fehlt, sondern auch der Pfarrer, der Hüter und Seelsorger seiner Gemeinde; siebzig Gemeinden Berlins werden entweder gar nicht oder nur höchst mangelhaft versorgt, und das heißt in einer Millionenstadt wie Berlin, die Kirche muß langsam ihrem sicheren Untergang als Institution, die jahrhundertelang auf den Geist und die Sitten einer Stadt prägenden Einfluß hatte, zusehen. Sie steuert urchristlichen Zuständen zu. Da, wo die praxis pietatis, getrieben vom Eifer des Glaubens, helfen sollte, an den' Stätten der Flüchtlingslager, in den Gefängnissen, in den Jugendver- Fortsetzung auf Seite 2
Vereinzelt Regen
Bericht des Wetteramtes Stuttgart
Bei hohem Druck über dem Ostatlantik werden immer noch kühle Laftmassen muh Mitteleuropa geführt So erfährt der Witterungs- Charakter hSdbsteaa eine leichte Besaenmg. Marge* *nd übermorgen verändertidh mit Zwisthenauf- heitemtgen. vereiaxelte Regen- fälte, Höehattwker a taren kaum über 15 Grad.