Aus Stadt und Land

Calw, den 10. 3uni 1930.

Starker Psiugstverkehr.

Der Pfingstwunsch aller ist in Erfüllung gegangen: Strahlender Sonnenschein! Schon der Spätnachmittag des Samstag brachte verstärkten Touristenverkehr iNMNscr Tal, der am Sonntag und Montag eine sehr beachkMi,: Große rufivtes,- unübersehbare Menschenmengen brachten die Eisenbahnziige aus den Städten. Der Verkehr mit Motor­fahrzeugen steigerte sich stellenweise so stark, daß Auto hin­ter Auto, Motorrad hinter Motorrad über die Landstraßen rollten. Daß eS dabei nicht immer glatt ging, ist nicht erstaunlich,- immerhin haben sich nach unseren Ermittlungen ernstere Unfälle nicht ereignet. So brachten die Pfingstfeier- tage einen Höhepunkt im Ansflugsverkchr, wie er nur sel­ten erreicht wird. Abseits der lauten Straßen fand der Na­turfreund Freude und Erholung von den Sorgen des All­tags, während am zweiten Feiertag die Landlcute wieder allenthalben bei der Heuernte fleißig die Hände regte».

Dienstnachricht.

Neichsbahnobcrsekretär Scheck in Böblingen ist a?s Bahnhofsvorsteher nach Bad Tetnach verseht worden.

Bezirksnotar Gnstav Kraut ss.

Nach einer schweren Operation ist am letzten Freitag im Alter von erst 53 Jahren unerwartet schnell Beztrksnotar Kraut gestorben und am Pfingstfest unter überaus großer Teilnahme der Einwohnerschaft, besonders der Beamten, so­wie sehr vieler auswärtiger Verwandten und Freunde be­erdigt worden. Es war eine sehr große Trauerversamm- lung, die dem viel zu früh Dahingeschiedenen, den der Tod in den besten Mannesjahren so jäh dahingerafft hatte, das Geleite zur letzten Ruhestätte gab. Galt doch die Anteil­nahme einem Manne, der während seiner hiesigen Amtszeit sich in allen Kreisen der Einwohnerschaft große Beliebtheit erworben hatte, denn der Verstorbene, der als Zierde des württembergischen Notariatsstandes bezeichnet wurde, er­wies sich als ein sehr treuer und gewissenhafter Beamter, der mit großer Sachkenntnis und Arbeitsfrendigkeit seine Berufsgeschäfte ausführte. Dabei war er gegen jedermann gefällig und zuvorkommend und war gern bereit, mit seinem guten Rate und seinem reifen Urteil zu dienen. In vielen Kreisen wird er sehr schmerzlich vermißt werben. Sein Tob ist um so tragischer, als sich der Verstorbene von seiner schö­nen Wohnstätte, die er erst kurz zuvor erbaut hatte, schon so bald für immer trennen mußte. Bei der Trauerfeier auf dem oberen Friedhof, wo der Dahingeschiedene zur letzten Ruhestätte bestattet wurde, sang der Calwer Liederkranz sei­nem Sangesbruber das wehmutsvolle Lied »Stumm schläft der Sänger", worauf Dekan RooS die Grabrede hielt. Die hohe Wertschätzung und die große Achtung, die dem Verstor­benen von allen Seiten cntgegengebracht wurde, fand den deutlichen Ausdruck in den Kranzniederlegungen und Nach­rufen. Amtsgerichtsrat Hölder widmete dem Verstor­benen herzliche Worte des Dankes und Gedenkens im Na­men -es Amtsgerichts und der Beztrksnotartate, Stadt­schultheiß GSHner sprach tm Namen der Stadtverwaltung und der Vorstand des Liederkranzes, Fabrikant Köhler, im Namen der Sänger des Lteberkranzes. Weitere Kränze wurden niedergelegt von einem Vertreter des württember­gischen Notartatsvereins und von einem Vertreter des Be- -trksnotariats Brackenheim, wo Kraut früher beruflich tätig war. Mit dem Gesang des LiederkranzesUeber den Ster­nen" und den Trauerklängen der Stadtmustk fand die ernste Feier ihren Abschluß. Das Andenken an Notar Kraut, den stets gefälligen und freundlichen Mann, wird hier noch lange in guter Erinnerung bleiben.

Von oer Ealwer Wanocrarbettsstätre.

Die Wanderarbeitsstätte wurde im letzten Jahr durch­schnittlich täglich von 20 Wanderern ausgesucht. Die Ver­pflegung eines' Mannes stellte sich täglich auf etwa 80 Pfen­nig. Die Amtskörperschaft hat jährlich einen Zuschuß von 31000 Mark für die Wandcrarbeitsstätte zu leisten.

Wie können die geringen Obstaussichie« verbessert werden?

DieEisheiligen" sind ohne Frostschaden vorüber gegan­gen. Ein wahres Glück,' wir hätten sonst nicht mehr viel von dem ohnehin geringen Fruchtansatz übrig behalten. Nach den bisher eingelanfenen Nachrichten aus dem Bezirk sind die Aussichten für Kernobst sehr mäßig,- außerdem begünstigte das trübe, kühle Wetter bas Auftreten der Schädlinge in besonderem Maße. Es muß deshalb der Schädlingsbekämp­fung ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Fast überall zeigen sich die Frostnachtspanner, sogar auf Bäumen, die mit Klebgürteln versehen waren. Ganz besonders aber tritt der Bltttenstecher in Erscheinung, selbst dort, wo die Bäume zuvor mit Karbolineum gespritzt waren. Die Kalk- bestänbnng hat anscheinend das Nebel vermindert. Ohne planmäßige Schädlingsbekämpfung kommt der Obstzüchter nicht mehr aus. Deutlich kann man sehen, wie vorteilhaft die regelmäßig gegen Schädlinge behandelten Baumgüter gegenüber unbehandelten abstcchen,- der spätere Fruchtertrag wird diesen Unterschied noch deutlicher zeigen. In allen Be­zirksgemeinden sollte daher eine Baumspritze vorhanden sein und durch einen erfahrenen Mann bedient werden. Infolge der naßkalten Witterung ist das Auftreten des Schorfes in sichere Aussicht zu nehmen. Gegen diese Baumkrankheit sollte überall mit einem Kupser-Arsen-Mittel wenigstens einmal, besser aber nach 14 Tagen noch einmal, gespritzt wer­den. Als geeignetes Spritzmittel wird Nosprasit für den Gartenbesitzer das bequemste sein. Durch richtige Schäd­lingsbekämpfung können jetzt noch viele Früchte gerettet werden, die sonst den Schädlingen zum Opfer fallen. Ueber- haupt sollte dem Spritzen der Obstbäume weit mehr Aufmerk­samkeit geschenkt werden als es bis jetzt der Fall ist. Würde in jeder Obstgemeinde ein tüchtiger Mann mit Unterstützung der Gemeinde die Sache in die Hand nehmen, so märe bald ein guter Erfolg sichtbar. An den Pfirsichbäumen, die in diesem Jahr als Wandspaliere herrlich geblüht haben, hat sich, wie vorauszusehen war, die Kräuselkrankheit in ausge­dehntem Maße eingestellt,- das einzige Abwehrmittel besteht in dem Abpflücken der befallenen Blätter.

Vorsicht betm Gras- und Kleemähen.

Es kommt häufig vor, daß beim Gras- und Kleemähen ein Hase aufsprtngt oder ein Rebhuhn auffliegt. In den Misten Fällen handelt es sich hier um eine Häsin, die Junge hat, ober um ein Rebhuhn mit Gelege. Der Mäher soll sich diese Stelle merken und gleich Nachsehen. Findet er Junghasen, so wird er sie an einen sicheren Platz in der Nähe legen. Findet er ein Rebhuhngelege, so wird er am besten dort eine Gras- oder Kleeinsel stehen lassen. Er mutz absr dann öfter Nachsehen, ob das Rebhuhn wirklich brütet. Wenn nicht, so wird er die Eier dem Jagdpächter auslie­fern, der sie ausbrüten läßt, die Jungen aufzieht, sich um einen RebHahn umsteht und dann die Familie anssetzt.

Wie verhält man sich bei Gewitter?

Mit den heißen Tagen haben sich als Begleiterscheinungen auch die Gewitter eingestellt. Am meisten ist man während eines Gewitters im Freien in Gefahr. Man nceide es tmher, sich unter Bäume zu stellen oder sich in der Nähe großer metallischer Gegenstände aufzuhalten. Wird man von einem Gewitter im Freien überrascht, so lege man sofort all« blitz- anziehenden Geräte svor allem Sensen und Sichel) weg. Man vermeide es auch, schnell zu laufen, wenn man von einem Gewitter überrascht wird, denn schnelles Laufen erhöht die Gefahr. Vom Blitze Getroffene sind entweder sofort tot oder schwer betäubt. Liegt nur Bewußtlosigkeit vor, so müssen so-

forr Atmnngs- und Wiederberebnugsverinche vorgcnommen werden, wie das auch bei ans dem Wasser gezogenen Personen oder vom Sonnenstich Befallenen geschieht, falls die Aimun, aufgchört hat. Sicheren Schutz im Freien gewähren nur Brii ken, Gräben, Eiscnbahnkörper wie auch Eisenbahnzüge.

Wetter für Mittwoch.

Hochdruckgebiete liegen im Osten und bei Irland, übe Mitteleuropa eine Tiesdruckrinne. Für Mittwoch ist zira noch vielfach heiteres, aber zu Gewitterstörnugen geneigt.. Wetter zu erwarten.

Nagold, 0. Juni. Die Amtsversammlnng stellte den Haushaltsplan der Amtskörperschaft für 1030 fest. Als Vv anschlag für Einnahmen wurden angesetzt 167 076 Mar Ausgaben 421 021 Mark einschließlich 3000 Mark für die G. werbeschulen der fünf Gemeinden. Es wird so ein Fehlbe trag von 257 815 Mark entstehen, der gedeckt wird durch eine Umlage auf die V e z i r k s g c m e i n d e n mit 230 000 Mark, im übrigen durch die Heranziehung der Ncstmtttel des Vorjahres und durch günstigere Entwicklung im Laufe des Rechnungsjahres gegenüber den Voranschlags- zahlen. Die Amtsversammlnng genehmigte ferner den Ankauf des Strchleschen Anwesens nm 40 000 Mark zur Un­terbringung der L a n d w i r t s ch a f t s s ch u l e. Die Ge- samtauswandskvsten für die Schule werden sich auf etwa 6064 000 belaufen und zwar kommen zu dem Kaufpreis noch Nebenkosten von 4000 Mark, Umbaukosten 011000 Mark. Die Finanzierung soll wie folgt geschehen: 12 000 Mark bleiben stehen, 10 000 Mark gibt der Landw. Bezirls- verein, 26 000 Mark die Oberamtssparkasse Nagold uno 12 000 Mark die Städt. Sparkasse Altensteig. Der Durch- schnittszinsfuß beträgt 6,1 Prozent. Nach langem Hin und Her bewilligte die Amtsversammlung auch den Beitrag für die Gewerbeschulen in Höhe von 3000 Mark. Die Verteilung des Geldes erfolgt derart, daß die Gewerbeschul­verbände Nagold und Altensteig, sowie die gewerblichen Fortbildungsschulen Haiterbach, Wildberg und Ebhauseu nach der Größe des Abmangcls im Verhältnis des nachzu- weisenden Jahresabmangels am ausgesetztcn Betrag Vor­teil haben sollen.

Nagold, 0. Juni. Die Bereinigung ehemaliger Olgagre­nadiere, eine der größten Negimentsoereine mit weitver­zweigter Organisation, hält nächsten Sonntag hier eine Ver­treterversammlung ab. Aus diesem Anlaß findet eine Zu­sammenkunft der ehemaligen Regimentsangehörigen aus dem Bezirk Nagold sowie aus benachbarten Oberämter« statt.

DCB. Stttttgart, 9. Juni. Am Damstag morgen wurde in einem Zigarrcnladen der unteren Landhausstraße ein in der gleichen Straße wohnender Malermeister plötzlich vom Wahnsinn befallen und begann unter wirren Reden die Einrichtungsgegcnstänöe des Ladens zu zertrümmern. Die allein anwesende Frau des Ladeninhabers alarmierte tu ihrer Angst sofort die Nachbarschaft, und diese ries telepho­nisch polizeiliche Hilfe herbei. Es kostete den Polizstbeamte« ziemliche Mühe, den sich heftig zur Wehr fetzenden Maler­meister zu überwältigen.

SCB. Stuttgart, 9. Juni. Die Reichsbahndirektto« Stuttgart teilt mit: Am Pfingstsonntag um 12M Uhr ist auf der Nebenbahn Göppingcn-Gmün- die Lokomotive von Zug 0 -wischen Maitis und Hohenstaufen aus bis jetzt unbe­kannter Ursache mit Ser Vorderachse entgleist. Der Verkehr wurde durch Umsteigen aufrecht erhalten. Um 16M Uhr war die Störung behoben. Verletzt wurde niemand.

SCB. Reutlingen, 9. Juni. Am Sonntag atz ein acht­jähriges Mädchen unreife Johannisbeeren und trank Wasser dazu. Leider brachte man dem Kinde kein« geeignet« Hilfe. Es wurde erst anderntags mit stark angeschwollenem Leib und unnatürlicher Hautfarbe von Schwestern des Bürger- hospitalS dorthin geholt. Dort starb bas Kind. Dieser Fall ist wieder eine Warnung, keine unreifen Früchte zu esse«.

Die schwarze Minute

Skizze von Hans Lostar.

Die Nacht geht dumpfig schwer. Regen stäubt hernieder. Mischen hohen Kaimauern schiebt sich das Wasser wie ein zäher, dunkler Brei. Der Hafen ist von fahlen Gazestreifen verhängt, die von den gelben Lichtbällen der Bogenlampen 'wie von blanken Messingnägeln gehalten werden, i Aus einem Lagerschuppen, m dessen Nähe ein Indien- fahrer festgemacht hat, dringt eigentümliches Geräusch: dumpfes, ruckhaftes Aufbrüllen, hohl rm Klang wie aus einer Tonne, keckerndes Kläffen im Falsett, dazwischen sprtzschrillen- des, pfeifendes Kreischen eine Lautfülle aus einer Welt rätselträchtiger, golemhafter Organismen.

Im Innern des Schuppens, der nur dürftig beleuchtet ist, lastet eine eigentümlich durchdringende Atmosphäre. An einem der Kastenkäfige, die wie mächtige Holzwürfel an den Wän­den aufgereiht stehen, hantiert die Schattengestalt eines Man­nes. Seine Bewegungen haben die Ruhe des Gewohnheits­mäßigen. Zuweilen brummt er vor sich hin, wenn die selt­samen Stimmen zu neuem Lärm ansetzen oder das schlurfende Geräusch eines massigen Körpers die Gitterstäbe leise auf­klirren laßt.

Plötzlich strömt ein kühler Luftzug durch die geöffnete Tür. Ern Hafenwächter tritt ein. Unter der regenübersprühten Schirmmütze lächelt ein junges Gesicht. Er habe von dem Tiertransport gehört. Eine solche Gelegenheit dürfe man doch «icht verpassen. Ob es erlaubt sei. Er wolle sich ganz ruhig Verhalten.

Der Wärter nickt. Eigentlich sei das gegen seine Vor- «christen. Aber man könne ;a einmal ein Auge zudrücken.

Vou den Fragen des anderen aufgemuntert beginnt er all- «nahlrch zu erzählen, langsam und schwerfällig, vom Tierfang und fernen Gefahren, dem Uebermaß von Strapaze» und AuS- erforderlich ist, ein seltenes Exemplar wohlbehalten nach Europa zu schaffen.

Der andere lauscht eindringlkch. Seine lebhaften Augen wandern von dem Wärter nach den Gittern, hinter denen ab und zu ern zottiger Arm mit einer schwarzen, langfingrigen Hand ins Leere greift.

Der Wärter lächelt, als er die Begeisterung des jungen Menschen sieht. So war man auch mal in dem Alter! Ge- dankenvoll schiebt er die Faust in die Tasche, zögert, überfliegt den Fremden mit prüfendem Blick.

Wollen Sie mir einen Gefallen tun, junger Mann?" Wieder -öaext er., ist. -war Wckt aeltattet. aber mir

youricy swu rm Magen, und ich hätte auch gern ein paar Züge aus meiner Pfeife getan wollen Sie mich für eine Viertel­stunde vertreten?"

Der Hafenbeamte läßt ihn kaum aussprechen. Aber selbst, verständlich, mit dem größten Vergnüge«. Für ihn als Laie« ser eS ia ungeheuer interessant, die Tiere ungestört in aller Ruhe betrachten zu können.

Aber gehen Sie nicht zu dicht an die Gitter!" warnt der Wärter bereits im Hinausgehen. ,Hn der kurzen Zeit der Ge­fangenschaft sind die Tiere noch unberechenbar." Dann schließt sich holpernd die Tür. Der Zurückgebliebene schlendert langsam dem Nächstliegenden Käfig zu. Seine Lippen wölbt leichter Spott, der die übertriebene Aengstlichkeit des Wärters belächelt. Was ihm hier Wohl geschehen soll! Die Käfige sind aus dicken Holzplanken gefügt, an denen jede Kraftprobe nutzlos ab- glecten muß.

An Körper vorgeneigt lugt er neugierig durch die eiser­nen Stabe. In einer Ecke, eng aneinander gedrängt, kauern zwei dunkelbemähnte Körper. Vier Phosphorpunkte glimmen

dem Dunkel. In dem angrenzenden Käfig ein buntnasiger Drill. Zorngepeitscht rüttelt er an den Eisenstangen, fletscht geifernd das gelbe Gebiß. Als er des Fremden ansichtig wird, duckt er sich feige zurück.

Der Hafenbeamte schreitet weiter, die endlose Reihe ent- ang. Aeugt in dämmrige Käfigschächte, sieht im Schlaf zu- ammengeballte Glieder. Köpfe mit fliehender Stirn und chwarzen, zerknüllten Gummigesichtern» an denen silbergraue Bartsträhnen kleben wie Götterbilder tiefstehender Ein­geborener.

Immerhin eine etwa- ungewöhnlich« Versammlung, in die ich da geraten bin, denkt er in einem Anfluge verfälschten Humors, denn der beizende Tierdunst, der seine Brust wre ein Gewicht belastet, hat etwa» Quälendes, ungestüm überMt ihn Sehnsucht nach ein paar Atemzüge« frischer Regenlust. Die Knöpfe des faltigen Mantels springen auf. Der Raum erscheint ihm auf einmal wie ein unterirdisches Verließ, i» dem schwärzliche Schattenklumpen molluskenhast brüten.

Lachen springt spontan von seinen Lippe«, lautes, Halle«, des Lachen. Aus dem Klang der eigenen Stimme strömt Sicherheit in ihn zurück. Alles Unbehagen scheint ausgelöscht. Gleichwohl bleibt ein nervöser Rest in seinem Blute, wie das Gift eines winzigen Insekts, das seinen Stachel ins Fleisch gebohrt hat.

Leise vor sich hinpfeifend nähert er sich dem Ende de» Ganges, wo sich ein Käfig von auffallend großem Ausmaß schemenhaft ans dem Dämmer herausschält. Auf leisen Sohlen tWcht. d«r. Lakesbesrnte We.WÄüichkeit^LiuL ikL-,

wnoere «Leyenswurmgrerr aumesparl zu vaven, eieririnerr w«. Aller Wille liegt jetzt im Blicke seiner Augen. Er sucht sich hiüein zu graben und versinkt dennoch haltlos in dem schwarz- lichen, undurchdringlichen Morast von Dunkelheit, der diese Käfighöhle vor fremden Blicken verriegelt.

Während er noch mißmutig überlegt, dringen eigentüm­liche Rülpslaute an sein Ohr. Bleiche Furcht ringelt sich für Sekunden an ihm empor. Doch mannhaft drangt er diese Auf­wallung zurück. Seine Hand berührt den Kontakt der elektri­schen Wachlaterne auf der Brust.

Eine Flut grellweißen Lichtes stürzt vor, reißt alles Ver­borgene widerstandslos in den Katarakt seiner Hullenlostgkeit.

Der Mann mit dem Weißen Gesicht steht in lähmender Erstarrung, den Blick auf das gewaltige schwarze Gesicht jenes anderen Mannes geheftet, der von dem Zauberstabe dk» Lichte» geblendet in gleicher Erstarrung verbarrt. Noch schwim­men wolkige Traurigkeiten in den schlafverhangenen Augen. Der runde, flachgestirnte Kopf mit den eingestülpten Nasen­löchern, dem ausladenden Unterkiefer, den ein rotzottiger Bart- Vorhang von dem wulstig geschwollenen Kopfe trennt, steckt bösartig in massigen Schultern.

Plötzlich erhebt sich der Riese wie ein Mensch der Urzeit, schaukelnder Bewegung schlingern die muskulösen Arme, großen, schwimmenden Sammetaugen Spiegel eines dämmernden Hirns richten ihren Blick aus den lebendige» Schatten, dessen Brust das aufreizende Strahlenauge panzert.

So vergeht eine Minute, schwarz und schwer, mit Sern«- den, die wie Pechtropfe« fallen. Eine Minute, die ei« schwanke Brücke schlägt zwischen zwei Schöpfungsstufen über Jahrzebntausende hinweg. DaS Grauen vor dem körperhafte» Rätsel des andere« hängt i« der Lust.

Da Müsst der Orang jäh die knotige«, rothaarigen Arme empor. Ein unartikulierter Knurrlout entringt sich fei»«» Lippe«. Ungeheuer reckt sich der schwere Urwaldkorper noch vorne.

Der Mann vor dem Käfig duckt sich wie vor einer Stich­flamme. I« sinnlosem Entsetze« dreht er zur Flucht. Sekun­denschnell. Doch da svürt er einen Widerstand im Rucken. Ei« fremd« Gewalt hält ihn, unlöslich, wie mit stählerne« Klam- inern. Gurgelnd stürzt er vornüber. DaS GlaS der Blend­laterne splittert. Schwer schlägt sein Kopf auf die Stein- fliesen...

Als der Wärter «ach einiger Zeit zurückkehrte, fand er den Hasenbeamteu betäubt und in einer Blutlache dem Käfige des Orang-Utan. Der Rückengurt des Mar »ng einer Eisenstrche de» Käfigs, in der^ siA

heransgefetzl an