SAMSTAG, IS. MAI 1»54
Italien kämpft für 40 bezahlte Stunden
Zu wenig Arbeitsplätze / Jährlich 150 000 Stellensuchende / Gewerkschaft ohne Illusion
Von unserem Korrespondenten in Italien, C. G. Mundt
beit. Die Mittagspause, die eine wesentliche Rolle spielt, wird bei von Männern „beherrschten“ Betrieben mit 60 Minuten gewährt, wenn Frauen vorherrschen, werden es 90 bis 120 Minuten. Die Angestellten haben dagegen durchschnittlich immer 120 Minuten Freizeit, zumeist in der Zeit von 13 bis 15 Uhr. Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel, oft gibt es nur eine halbe Stunde Pause.
Kein Kampf um eine 40-Stunden- Woche, Schlacht für 48 bezahlte Stunden!!! — ist die Parole der italienischen Gewerkschaften, von der katholischen CISL über die sozialdemokratische UIL«bis zur sozialkommunistischen CGIL. Andere Länder — andere Problemstellungen.
PRESSESTIMMEN
Letzte Hoffnung: Genf
Der linkssozialistische „Franc Tireur“ schreibt zu dem knappen Vertrauensvotum für Laniet;
„Die Folgen dieser Vertrauensabstimmung sind nicht abzusehen, aber es steht bereits fest, daß die französische Delegation in Genf größeren Schwierigkeiten begegnen wird, daß unsere Verbündeten versucht sein werden, sich noch etwas mehr von Frankreich zu lösen, und daß die Vietminh-Armeen ermutigt werden ihren Marsch nach Hanoi fortzusetzen! Man vermag nicht recht zu erkennen, wie die Regierung künftig Anordnungen auf militärischem Gebiet treffen könnte. Es hat sich gestern gezeigt, daß die öffentliche Meinung derartige Maßnahmen ablehnen wird. So bleibt Genf als letzte Hoffnung. Mehr denn je muß Bidault das Übereinkommen anstreben, das einen ehrenhaften Frieden bringt.“
20 Jahre Zuchthaus
Revisionsverfahren gegen Bickenbach und Haagen in Lyon
Auf dem Rückzug aus Asien
Fortsetzung von Seite 1
stad, nicht in der Weise zu kämpfen, die der Stärke und dem Einsatz- wiilen der Gegner gerecht wird. Indochina ist für die Kommunisten ein Schulbeispiel dafür, daß im Ernstfall die restliche Einheit brüchig wurde, daß bei geschickter Taktik des Nehmens und Gebens stückweise Ostasien erobert werden kann.
Wäre sich z. B. die französische Nation von Anfang an einig gewesen, die Kolonie zu halten, dann hätte man schon lange von dem Freiwilligen- und Legionärssystem abgehen und französische Truppen und Flieger in dem bedrohten Gebiet einsetzen müssen. Denn das war klar die Kommunisten dort führten einen Freiheitskampf — was das heißt, wissen die Franzosen aus ihrer eigenen Geschichte —, die weitaus größte Zahl der Bewohner sympathisiert mit den Kommunisten und will sich von einer korrupten Feudalherrschaft befreien, die die Franzosen bis jetzt unterstützt haben.
Die Vietminh erzwingen ein Ende der Kolonisationsepoche auf dem Schlachtfeld. Wenn etwas, so ist dies in den Genfer Verhandlungen deutlich geworden.
KÖLN. Der Bundesverband der deutschen Industrie setzt sich in seinem Jahresbericht 1953/54 nachdrücklich für die wirtschaftliche und politische Integration Europas ein und betont erneut, daß alles getan werden müsse, um die westliche Gemeinschaft zu festigen und zu stärken.
Wenn die Bundesrepublik in der Welt-
Salut für Elizabeth
LONDON. 21 Salutschüsse aus den Geschützrohren des größten britischen Schlachtschiffes „Vanguard“ entboten Königin Elizabeth am Freitagmorgen den ersten offiziellen Willkommensgruß nach ihrer Rückkehr von ihrer mehr als halbjährigen Commonwealth- Weltreise. Sie leiteten die letzte Etappe der Fahrt bis zum feierlichen Schlußakt ein, mit dem London der Königin heute einen Empfang bereiten will, der nur hinter der Krönung zurückstehen zoll.
Bund ist nicht verpflichtet
BONN. Rund 12 508 Grundstücke im Bundesgebiet, auf denen die Besatzungsmächte militärische Anlagen errichtet haben, hat der Bund bis Februar von den Eigentümern gekauft, teilte das Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage von CDU^SU-Abgeordneten mit.
Das Bundesflnanzministerium erklärte dazu, der Bund sei nach den Bestimmungen des Besatzungsstatuts nicht verpflichtet, derartige Grundstücke zu erwerben. Der Grundstückseigentümer könne frei entscheiden, ob er sein Grundstück verkaufen oder sich mit der Nutzungsvergütung begnügen will. Das Finanzministerium wolle die Grundstücke, die noch zum Kauf angeboten sind, erwerben.
MAILAND. „40 Stunden Wochenarbeit bei einem ausreichenden Lohn ist für uns ein schöner Traum“ erklärten italienische Gewerkschaftler unserem Korrespondenten. Die Mehrzahl der italienischen Industrien ist durch Auftragsmangel zur 5-Tage-Woche gezwungen. Die Arbeiterschaft Italiens kämpft heute für 48 Stunden Arbeit, um den ausreichenden Lebensstandard sichern zu können.
Das italienische Gesetz sieht die 48- Stunden-Woche vor. Falls der Arbeiter noch nicht einmal auf 40 Stunden kommt, tritt eine Ausgleichskasse ein, die nach genauer Prüfung den Lohn bis zu 40 Stunden zu zwei Drittel ausgleicht. Die Textilindustrie, die sich zur Zeit in einer großen Flaute befindet, arbeitet fast nur noch 40 Stunden in der Woche, in der Metallindustrie sind 44 Wochenstunden üblich. Eine Entlohnung für 48 Stunden bei 40 oder 44 Stunden Arbeit wird überhaupt nicht in Betracht gezogen.
Überstunden sind in Italien nicht
Politik auch immer noch mehr Objekt als Subjekt sei, so könnten doch die Wirtschaftsgrundlagen gefestigt, die Produktion vervollkommnet und die wirtschaftliche Integration Europas sowie die Zusammenarbeit der freien Völker der Welt vorangetrieben werden.
Der Bundesverband spricht seine Sorge über die Beharrungserscheinungen auf politischem und wirtschaftlichem Feld aus. Die deutsche Wirtschaft habe Verständnis für die Schwierigkeiten, besonders in Frankreich. Sie müsse sich aber entschieden dagegen wenden, wenn ihr Wille zur Integration als wirtschaftliches Hegemoniestreben ausgelegt werde. Von dem Gelingen der Zusammenarbeit in der Montanunion hänge das Schicksal der europäischen Integration ab.
Aus aller Welt zur Drupa. Für die „Drupa — Internationale Messe Druck und Papier“, die vom 15. bis 30. Mai in Düsseldorf stattfindet, wird mit über einer halben Million Einkäufern und Interessenten aus aller Welt gerechnet.
Belgien kürzt Dienstzeit. Die belgische Regierung hat die sofortige Herabsetzung der Militärdienstzeit von 21 auf 18 Monate beschlossen.
Martini muß ortsübliche Miete zahlen. Der bayerische Ministerrat hat das bisherige Dienstwohngebäude des Augsburger Regierungspräsidenten Martini zu einer Staatsmietwohnung erklärt, für die Martini den ortsüblichen Mietpreis bezahlen soll. Die Dienstvilla soll 182 000 DM gekostet, Martini aber nur eine geringe Miete bezahlt haben.
„Europäische Jugendtage“ eröffnet. Mit einem Empfang im historischen
die Regel. Die Bevölkerung wächst in jedem Jahr „automatisch“ um 400 000 Seelen an. Diesem Zugang steht nur ein Abgang von 100 000 durch Auswanderung gegenüber. Von den restlichen 300 000 fallen etwa 150 000 jährlich neu als Arbeitskräfte an. Daß es bisher gelungen ist, jährlich diese 150 000 unterzubringen, ist das eigentliche Wunder der italienischen Wirtschaft. Der Gesetzgeber paßt haarscharf auf, um Überstunden da zu vermeiden, wo neue Arbeitskräfte eingestellt werden können
Sorgen mit Überstunden
Täglich sind zwei Überstunden zugelassen, sie dürfen nicht mehr als 12 Wochen-Überstunden betragen. Aber kein Werk darf im Jahr theoretisch über drei Monate Uberstunden-Zu- gabe herausgehen. Die „Arbeitsinspek- torate“ sollen bei Sonderarbeiten befragt werden. Die Überstunden werden mit einem Zuschlag auf Lohn und Gehalt bezahlt. Da aber rund die Hälfte des Monats- und Wocheneinkommens aus dem Teuerungszuschlag besteht, ist die Aufbesserung für Sonderarbeit recht gering. Arbeiter rechnen mit einem Überstundenzuschlag von 20 bis 30 Prozent an Werktagen, von 50 Prozent an Feiertagen.
Samstagnachmittag immer frei
Der Samstagnachmittag heißt hier noch „englischer Sonnabend“, obwohl die nationalistischen Faschisten daraus einen „faschistischen Sonnabend“ machen wollten. In großen und mittleren Industrien wird Samstag gegen 13 Uhr spätestens geschlossen, nur ganz kleine Betriebe lassen ihre schimpfenden Arbeiter und Angestellten Weiterarbeiten. Bei einem 48-Stunden-Betrieb wird die Arbeit so aufgeteilt: Montag acht Stunden, Dienstag bis Freitag je neun Stunden, Sonnabend vier Stunden. Die Männer und Frauen, die nur 40 Stunden arbeiten, gehen von Montag bis Freitag je acht Stunden zur Ar-
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Kleine Weltchronik
Friedenssaal des Rathauses von Münster wurden die „Europäischen Jugendtage“ eröffnet.
Wirbelsturm — 900 Tote? In dem schweren Wirbelsturm, der Nordjapan heimsuchte, haben möglicherweise 900 Fischer den Tod gefunden. 108 Boote sind gekentert oder werden vermißt. Nach einem vorläufigen Bericht sind 55 Boote mit Sicherheit verloren und weitere 250 beschädigt. Die Suche nach Überlebenden wird durch Nebel erschwert.
Haarausfall über Nacht. Mit schweren Kopfschmerzen ging kürzlich ein 42jähriger Italiener in Benevento zu Bett. Als er erwachte, waren ihm sämtliche Haare ausgefallen. Die Arzte stehen vor einem Rätsel.
LYON. Im Revisionsverfahren gegen die beiden deutschen Arzte Otto Bickenbach und Eugen H a a ge n, die beschuldigt werden, während des zweiten Weltkrieges Experimente mit Konzentrationslager-Häftlingen durchgeführt zu haben, hat der Staatsanwalt am Freitag die Todesstrafe beantragt.
Maitre de la Pradelle, der Verteidiger Professor Haagens, plädierte auf Freispruch seines Klienten. Er wies darauf hin, daß die Arbeiten Haagens, die auch die hervorragendsten französischen Wissenschaftler als völlig korrekt und keineswegs als Mordversuche bezeichneten, wesentlich ungefährlicher seien als zahlreiche medizinische Versuche, die auch nach dem zweiten Weltkrieg und auch heute noch in aller Welt — darunter auch in den USA, in Großbritannien und Schweden — an Insassen von Zucht- und Irrenhäusern und selbst an Kindern durchgeführt würden.
Professor Svend G a r d vom Nobel- Institut in Stockholm sagte aus, Haagen habe vor dem Krieg auf seinem Fachgebiet einen anerkannten internationalen Namen gehabt und eng mit dem amerikanischen Wissenschaftler Professor Taylor zusammengearbei-
Radioaktive Fische bei Formosa. Radioaktive Fische sind rund 3200 km westlich- von Bikini, wo die amerikanischen Wasserstoffbombenversuche stattgefunden, gefangen worden.
Flugzeug-Zusammenstoß.. Von der Sonne geblendet stieß der Pilot einer zweimotorigen, französischen Militärmaschine in 800 m Höhe bei Paris mit einem Segelflugzeug zusammen. Zwei Soldaten und ein Zivilist wurden getötet.
Freie Bahn für St. Lorenz-Seeweg. Der 36jährige Kampf um das Multimillionenprojekt des St.-Lorenz-Seeweges ist entschieden. Die USA können jetzt gemeinsam mit Kanada an die Verwirklichung eines Planes gehen, der die gjrofien Seen durch einen fast 7 m tiefen Kanal mit dem Atlantik verbinden soll.
tet, der für diese Arbeiten später den Nobelpreis erhalten habe. Die Tatsache, daß Haagen bei allen von ihm gemachten Entdeckungen die gefundenen Präparate zunächst an sich selbst ausprobiert hat, wurde von Haagens ehemaliger Sekretärin unter Eid. bestätigt.
Nach Redaktionsschluß wurde bekannt, daß Professor Eugen Haagen und Professor Otto Bickenbach vom Lyoner Militärgericht zu je 20 Jahren Zuchthaus verurteilt wurden. Das Gericht sprach sie schuldig, während des letzten Krieges medizinische Experimente an Konzentrationslagerhäftlln— gen vorgenommen zu haben.
H-Bombenversuche beendet
WASHINGTON. Das amerikanische Verteidigungsministerium und die Atomenergiekommission gaben bekannt, daß die diesjährigen Wasserstoffbombenversuche im Pazifik nunmehr „erfolgreich“ beendet worden seien. „Die Versuche waren für die Entwicklung thermonukleärer (Wasserstoff) Waffen erfolgreich. Sie waren für unsere nationalen Interessen wichtig und haben beträchtlich zur Sicherheit der Vereinigten Staaten und der freien Welt beigetragen“, hieß es in der Verlautbarung.
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Telegi arnm der Woche
Ho Tschi-minhs Rebellen erben tote Festung Dien Bien Phu.
Genf und UNO sah’n dem Sterben wie aus Opernloge zu.
Rebellion der Liberalen,
Kanzler hurtig Eintracht schafft. Schatten werfen Landtagswahlen.
BHE jetzt ohne Kraft.
Stetig Würmer die Region Mister Butler zu Besuch Kampf um jede Position in Fritz Schäffers Haushaltsbuch.
Sowjet-General im Westen. Höflichkeits-Kulissenspiel.
Von solch ungebetnen Gästen hält man hierzuland nicht viel.
Bulbu»
Gemeinschaft - auch wirtschaftlich
Deutsche Industrie setzt sich nachdrücklich für Integration ein
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ROMAN VON MARY BVRCHELL
Copyright by Dr. Paul Herzog, Tübingen — Durch Verlag v, Graberg ft Görg, Wiesbaden. Berechtigte Übertragung: H Passow-Kermen
(21. Fortsetzung)
„Sie waren doch nicht schuld. Es lag am Lastwagenführer“, behauptete sie entrüstet. Er schüttelte abwehrend den Kopf. „Wenn das nur so sicher wäre. Aber denken Sie jetzt nicht daran. Sie sollen nicht viel reden, und wenn ich Sie noch unterstütze im Ungehorsam. schickt man mich fort “
„Oh.“ Sie blieb etwa zwei Minuten lang still. Dann bat sie: „Darf ich Sie etwas fragen?“ „Ja?“ Er lächelte zu ihr hinunter und sah sich wieder viel ähnlicher
„Weiß Geraldine von dem Unfall?"
„O gewiß. Gestern abend, ehe ich von hier helmfuhr, habe ich ihr noch telephoniert.“
„War sie —“ Theas Miene drückte etwelche Verlegenheit aus — „war sie sehr böse?“ „Böse? Mit Ihnen, Thea? Wieso denn? Nein, Ich glaube, sie war aufgeregt und sehr besorgt um Sie, als sie davon erfuhr Ich sprach allerdings nicht mit ihr selber, sondern schilderte Nelly alles ganz genau Bestimmt wird Geraldine noch heute hierherkommen.“
„Schön.“ Thea suchte so viel Vorfreude wie möglich in ihre Stimme zu legen. „Sind wir hier weit weg von London?“
„Nein, nicht sehr Mit dem Auto ist man gleich da “
Dann würde Geraldine wahrscheinlich kommen, dachte Thea Nun gut. es würde wohl am besten sein, dieses ein wenig peinliche Wiedersehen bald hinter sich zu haben, und vielleicht würde sie g’ar nicht böse sein oder nur ein klein wenig, so daß am Ende das Mitgefühl mit der armen Patientin überwog.
„Wie geht es Ihnen selbst?“ fragte sie nach einer Weile. „Die Schwester sagte, Sie hätten eine schlimme Quetschung — Oh. lehne ich mich nicht gerade gegen Ihren wunden Arm?“
„Nein“. Wieder lächelte er sie an. „Es hat überhaupt kaum was zu bedeuten. Ich bin ganz wohlauf.“
„Die Schwester hat gesagt, man hätte zuerst gemeint, Sie hätten den Arm gebrochen.“ Ganz vorsichtig strich sie mit der gesunden Hand seinen freien Arm entlang. Er schaute auf ihre Finger und berichtete: „Man hat ihn mir gestern eingebunden. In ein paar Tagen ist er wieder in Ordnung.“
„Sie haben ihn mir vors Gesicht gehalten, um es zu schützen, nicht wahr?"
„Lassen wir das jetzt.“ Er streichelte ihr Haar, soviel davon über dem Verband hervorkam. vielleicht weil er das Zittern in ihrer Stimme bemerkt hatte.
„Wissen Sie, was mit meiner Hand passiert Ist?“
„Nein. Tut sie weh?“
„Ein bißchen. Viel nicht. Sie ist in Gips bandagiert und gibt mir so ein komisches Gefühl “
„Das ist immer so bei Gips, wissen Sie.“
„Ja, natürlich. Hoffentlich ist sie nicht zu sehr kaputt.“ Sie runzelte die Stirn. „Wenn sie nicht bald heilt, wird das beim Maschinenschreiben sehr lästig sein. Ach Gott, ich wollte doch so schnell mit dem Kurs fertigwerden !“
„Ueber das machen Sie sich jetzt keine Gedanken. Die Hauptsache Ist, daß Sie frohen Mut behalten und rasch gesund werden“, sagte er mit dem ein wenig hilflosen Ausdruck eines kräftigen und gesunden Mannes, der sich zum ersten Male einem Kranken gegenübersieht.
„Ja, natürlich“ Sie lächelte ihn mit gfe- woliter Zuversicht an. „Aber auch Sie sollen sich keinen Kummer machen Und glauben Sie ja nicht. Sie seien daran schuld, weil ich ganz sicher bin. Sie sind nicht schuld Und überhaupt — es war ein herrlicher Tag“, schloß sie tapfer.
Er lachte leise und sagte, „Sie liebes Kind.“ Und auf das hin nahm sie sich nicht mehr die Mühe zu reden, denn es war schöner, einfach so in seinem Arm zu liegen und sich um nichts mehr zu kümmern.
Sie war nachher nicht mehr ganz sicher, wann er gegangen war, weil sie eingeschlafen sein mußte Und der Tag verging schließlich doch, ohne daß Geraldine sich gezeigt hätte. Entweder war sie also zu bequem zu kommen und dachte, ein telephonischer Anruf genüge, oder ,man‘ war der Ansicht, Thea dürfe heute keine Besuche mehr empfangen
Einige Tage — sie wußte kaum wie viele — zogen ungefähr auf dieselbe ruhige Weise vorüber Lindsay kam beinahe täglich nach ihr schauen und behandelte sie stets gleich liebevoll Außer ihm kam niemand sie besuchen: die einzigen Ereignisse, die ihren geruhsamen Tageslauf unterteilten, waren die Mahlzeiten und die Arztvisiten. Und selbst diese schienen sich in erstaunlicher Dichte zu folgen, weil sie dazwischen so oft einschlief und nachher nicht genau wußte, wohin die Zeit verflogen war „Ist Ihnen schon sowas von vielem Schlafen vorgekommen?“ fragte sie die Schwester erstaunt „Es scheint fast, als wolle ich die ganze Zeit bis zum Gpsundwerden verschlafen "
„Das Beste, was Sie tun können“, sagte die Schwester belustigt. „Ihr Leben wird sich wahrscheinlich um zehn Jahre verlängern, weil Sie so gut schlafen können “
Thea fühlte sich an diesem Tage so munter, daß ihr der Gedanke an ein zehn Jahre längeres Leben höchst willkommen war. was sie der Schwester auch mitteilte. „Aber wenn mir bloß irgendwer sagen wollte, was mit meiner Hand los ist“ fügte sie hinzu.
„Da läßt sich nicht viel sagen, ehe der Gipsverband abgenommen ist“, erklärte die Schwester. „Mehrere Finger waren gebrochen und - “
„Mehrere?" Thea war höchst bestürzt.
„Leider ja. Aber ich sehe keinen Grund, warum sie nicht schön wieder ausheilen sollten.“
„M-hm. Ist sonst noch etwas mit der Hand passiert?"
„Ja, quer darüber lief noch eine böse Schnittwunde.“
„Aber keine, die nicht rasch wieder gut wird?“ Sie versuchte, möglichst kühl zu fragen, denn sie fürchtete, nur schale Ausflüchte zu hören, wenn ihre Stimme irgendwie aufgeregt, tönte.
„Nun, eine Zeitlang wird die Hand freilich noch schwach bleiben. Sie können einer Hand nicht soviel zumuten und dann meinen, das behage ihr. Spielen Sie Klavier oder —“ die Schwester zögerte und warf ihr einen etwas besorgten Blick zu — „Geige?“
„Nein. So für den Hausgebrauch kann ich .war Klavier spielen, aber es ist nicht lebenswichtig. Bloß
„Ach, dann ist ja alles in Ordnung.“ Die Schwester schien erleidnert. dies ließ sich nicht leugnen Oder bildete sie sich das in ihrer Angst nur ein?
„Aber mein Beruf verlangt, daß ich mit der Maschine schreibe“ sagte sie bestimmt. „Jetzt lerne ich es zwar erst, aber später brauche ch die Hand dringend “
„Ach so “
„Würde ich darin behindert sein?“
„Ich — ich denke, das läßt sich erst sagen, wenn der Gipsverband weggenommen ist. Ich würde mich jetzt noch nicht darum kümmern "
Doch, das würden Sie, dachte Thea. Jeu. würde das tun. Aber freilich, es hat keinen Sinn, schon heute darüber unglücklich zu sein. Ich muß eben warten und Geduld haben.
Und am selben Nachmittag erschien Geraldine
Lindsay hatte Thea bereits daraui vorbereitet. daß es Ihm an diesem Tage nicht möglich sein würde, sie zu besuchen, so daß. als sie die Schwester in einem Tone mit jemandem reden hörte, den sie heimlich deren .hohe Besuchsstimme getaufi hatte, leicht zu erraten, um was für einen Besuch es sich handelte Dennoch hüpfte ihr das Herz einen Moment hoch vor Schreck (Fortsetzung folgt,
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